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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 110

1861 - Münster : Coppenrath
- lío — entgegen. Allein diese Täuschung schwand bald. Schon nach achtzehn Monaten starb ihr königlicher Gemahl; und als die junge Wittwe kurz nachher auch ihre Mutter verlor, entschloß sie sich, nach Schottland zurückzukehren. Hier, in diesem Gebirgslande, war während der Negie- rung der Königin Mutter die Gährung der Gemüther auf's höchste gestiegen. Johann Knor, ein schwärmerischer An- hänger Calvin's, hatte durch seine heftigen Predigten das Volk zu solcher Glaubenswuth entstammt, daß es die katholischen Kirchen ausplünderte und die Priester mißhandelte. Damals schon war Elisabeth geschäftig, die Flamme des Aufruhres zu nähren. Sie wußte, daß die Wünsche und Hoffnungen aller Katholiken in England auf Maria gerichtet waren; daß diese, als Enkelin der ältesten Schwester Heinrich's Viii., auch als die rechtmäßige Königin Englands erschien. Zu der unver- meidlichen Eifersucht, welche Elisabeth als herrschsüchtige Kö- nigin und als eitle Frau gegen die gefährliche Thronbewerberin und gegen das schönere Weib empfand, gesellte sich noch Re- ligionshaß. Darum beschloß sie, ihre königliche Verwandte zu verderben. Mit finsterem, argwöhnischem Blicke beobachtete sie jeden ihrer Schritte. Sobald sie die Nachricht bekam, Maria schicke sich zur Rückkehr nach Schottland an, ließ sie in aller Eile eine Flotte rüsten und alle Küsten sorgfältig bewachen, um die schottische Königin einzufangen. Am 15. August 1562 segelte Maria mit zwei Galeeren und vier Transportschiffen von Calais ab. So lange ihr die Küste im Gesicht blieb, ruhete ihr Blick auf dem schönen Lande, wo sie von Kindheit an gelebt und als Königin geherrscht hatte; und mit ausgebreiteten Armen rief sie: „Lebe wohl, geliebtes Frankreich, lebe wohl!" Am folgenden Tage entstand ein dichter Nebel, unter dessen Schutze ihre Galeeren dem auflauernden englischen Admiral glücklich entgingen; drei Trans- portschiffe aber fielen in dessen Hände. Mit steigender Augst näherte sie sich der vaterländischen Küste; denn wie ihr Volk

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 327

1861 - Münster : Coppenrath
327 dessen Reihen er schon einmal gekommen war, in's Gefängniß zurückgebracht und nunmehr von seinen theueren Unglücksge- nossen, seiner Gemahlin, seiner Schwester und seinen Kindern völlig getrennt. Nach seiner Entfernung brach ein großer Lärm im Convente aus. Die Jakobiner verlangten, man solle augenblicklich das Todesurthcil über den „Tyrannen" aus- sprechen und dasselbe noch in dieser Nacht an chm vollziehen; allein die Girondisten setzten es durch, daß wenigstens die bei jedem Verbrecher üblichen Formen beobachtet wurden. So wurde denn dem Könige erlaubt, sich einen Rath zu seiner Vertheidigung zu wählen. Ludwig's Wahl fiel auf den be- rühmten Rechtsgelehrten Tronchet, der keinen Augenblick mit der Annahme dieses gefährlichen Prozesses zögerte. Ein durch Talent und Rechtschaffenheit gleich ausgezeichneter Greis, Malesherbes, einst königlicher Minister, bot dem Könige seine Dienste an, und diese beiden Sachwalter wählten den jungen talentvollen Dezvse zu ihrem Gehülfen. Jedoch ge- wann der König durch diese Vergünstigung nichts als den Trost: zu einer Zeit, wo keiner seiner Freunde, außer seinem Kammerdiener, dem treuen Clery, sich ihm nahen durfte, mit diesen edlen Männern im Verkehr zu stehen. Am 26. Dezember wurde der König nebst seinen Sach- waltern vorgeladen. Ehe sie in dem Sitzungssaale erscheinen konnten, mußten sie eine Zeitlang im Vorzimmer warten; sie gingen in demselben auf und ab. Ein Deputirter, der vor- überging, hörte gerade, daß Malesherbes in der Unterredung mit seinem erhabenen Schützlinge sich der Titel: „Sire! Ew. Majestät!" bediente und fragte finster: „Was macht Sie so verwegen, hier Worte auszusprechen, die der Convent geächtet hat?" — „Verachtung des Lebens!" antwortete der ehrwür- dige Greis. — Endlich wurden sie in den Saal gelassen. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen; da trat der feurige Dezisse auf und vertheidigte seinen König mit so be- wunderungswürdiger Kraft und Gewandtheit, daß, wäre nicht

3. Geschichte des Mittelalters - S. 137

1861 - Münster : Coppenrath
137 Und siche! mehrere Bischöfe knieten sofort am Fuße des päpstlichen Thrones nieder und baten um die Erlaubniß, mit- zuziehen. Und der Papst selbst heftete ihnen ein Kreuz von rothem Zeuge auf die rechte Schulter. Auch eine unzählige Menge Volkes ließ durch Anheftung eines solchen Kreuzes zu diesem Zuge sich einweihen. Daher ihr Name Kreuzfahrer; denn fahren heißt soviel als reisen oder ziehen. — In feurigem Ungestüm eilte da-nn Jeder nach der Heimat, um sich zu dem heiligen Streite zu rüsten. Ucberall wurde das Kreuz gepre- digt. Eine allgemeine Bewegung entstand im Volke. Freudig trennte sich der Mann von dem Weibe, das Weib von dem Manne; die Eltern von den Kindern, die Kinder von den El- tern. Der Landmann eilte vom Pfluge weg, der Hirt von sei- ner Heerde. Mönche und Nonnen verließen ihre Zelle. Kein Stand, kein Alter, kein Geschlecht wollte ausgeschlossen bleiben. Eine neue Völkerwanderung brach aus, nur mit verschiedenem Streben und in veränderter Richtung. Der Winter des Jahres 1095 verfloß unter großen Zu- rüstungcn. Sobald das Frühjahr eintrat, sah man keine Stadt, kein Dorf, wo sich nicht Pilger sammelten; kein Feld, wo nicht Zelte aufgeschlagen waren. Von allen Seiten ertönten Lieder zum Lobe der Wallfahrt und des heiligen Landes. Mancherlei Erzählungen von Zeichen und Wundern feuer- ten den Eifer der Kreuzfahrer noch mehr an. Bei hellem Tages- lichte wollte man am Himmel zwei Männer auf bäumenden Rossen im heißen Kampfe mit einander gesehen haben, von denen der eine, mit einem leuchtenden Kreuze bewaffnet, nach mehreren Stunden den andern überwand. Hirten versicherten, in der Stille der Nacht eine große Stadt am Himmel gesehen zu haben, Jerusalem, im stralcnden Lichtglanze des christlichen Sieges. Ja, cs hieß sogar, Kaiser Karl der Große habe die Riegel seines Grabes zu Aachen gesprengt und wolle selbst das Heer der christlichen Streiter ans Golgatha führen. Blutige Wolken, drohende Kometen, große Schwärme fliegenden Gewür-

4. Geschichte des Mittelalters - S. 77

1861 - Münster : Coppenrath
77 Vater das Reich erworben, beruhigt und geordnet hatte. Seine Schwäche stach um so greller hervor, je gewaltiger sich die Kraft seines Vaters gezeigt hatte. Unter einem solchen Fürsten wurden die alten Feinde des Reiches wieder aufgeregt. Auch im Innern erhob sich wieder der alte Geist zügelloser Unordnung und Rohheit. Der schwache Kaiser war der Regierung eines so großen und dabei so unruhigen Reiches bald überdrüssig. Schon im vierten Jahre seiner Regierung, im Jahre 817, nahm er eine Theilung desselben unter seine drei Söhne Lothar, Pipin und Ludwig vor. Er selbst wollte nur die Oberhoheitsrechte be- halten. Diese Theilung aber ward die Ursache eines Unglückes, das nicht nur über sein Hans, sondern auch über das ganze Reich einbrach. Denn bei dieser Theilung hatte er seinen ältesten Sohn Lothar außerordentlich begünstiget. Ihn hatte er zu seinem Mitregenten und Theilnehmer an der Kaiserwürde ernannt, mit eigener Hand ihm die Krone aufgesetzt und so die Eifersucht der beiden übrigen Brüder angeregt. Der Funken dieser Eifersucht wäre gewiß bald in die helle Flamme eines Bruderkrieges aus- gebrochen, hätte nicht ein neuer Vorfall die Söhne gemeinschaft- lich gegen den Vater in die Waffen gerufen. Ludwig vermählte sich nach dem Tode seiner ersten Gemahlin Irmengard mit der Judith, einer Tochter des bayerischen Grafen Wels, und erhielt noch einen vierten Sohn, welcher Karl der Kahle genannt wurde. Der Vater wollte seinem kleinen Lieblinge, für welchen sich die Mutter so dringend ver- wandte, auch gern ein Königreich geben und nahm deshalb eine neue Theilung vor. Allein diese Theilung brachte viele Leiden und Widerwärtigkeiten, wie über seine Familie, so über das ganze Reich. Die älteren Söhne waren durchaus nicht geneigt, etwas von dem abzutreten, was sie schon als das Ihrige an- sahen. Sie empörten sich und wiegelten das Volk gegen ihren Vater ans. Dann ergriffen sie die Waffen und rückten mit Heeresmacht von drei Seiten gegen ihn an. Es war ihnen ein Leichtes, den Vater gefangen zu nehmen; denn seine bereits

5. Die Alte Geschichte - S. 62

1866 - Münster : Coppenrath
62 führten ein sehr abgesondertes Leben, ohne alle Verbindung mit anderen Völkern, ihr Land blieb den Fremden so gut wie verschlossen. Darum konnten auch aus diesem Lande der Ge- heimnisse nur dürftige Nachrichten herüberkommen. In der frühesten Zeit von 3000 bis 2100 vor Chr. bestand Aegypten aus mehren kleinen Staaten, deren jeder einen besonderen König hatte. Der. älteste Staat, dessen die Geschichte gedenkt, entstand am Eingänge des Delta. Sein Mittelpunkt war die Stadt Memphis. Als Gründer derselben geben die Aegyptier den König Men es an. Er und seine Nachfolger, insbesondere Chephren, Cheops und Mykerinos, werden auch als die Er- bauer der schönsten und größten Pyramiden bei Memphis an- gegeben. Während in Unter-Aegypten das Reich von Mem- phis blühete, hatte sich auch in Ober-Aegypten ein Staat ge- bildet, der seinen Mittelpunkt in Theben fand. Beide Reiche wurden unter eine Herrschaft vereinigt, die in Memphis ihren Sitz hatte. Dieser Königsreihe gehört auch der früher erwähnte Möris an. Um das Jahr 2100 vor Chr. fielen plötzlich von Nordosten her, zum Theil aus Arabien, Hirtenkönige, Hyksos genannt, in Aegypten ein und eroberten den größten Theil des Landes. Bereits Jahrhunderte lang hatten sie hier geherrscht, als sich das obere Land gegen ihre Herrschaft erhob. Von Theben ging der Befreiungskampf aus und währte achtzig Jahre. Da erst, mm das Jahr 1650 vor Chr., wurden sie vertrieben, und Aegypten gehorchte wieder einheimischen Herrschern. Nasch erhob sich das Land zu einer großen Macht und herrlichen Blüthe. Theben wurde nun auch der glänzende Mittelpunkt des neuen Reiches. Hier verherrlichten sich die neuen Pharaonen durch mächtige Bauten. Den Gipfel seiner Größe und seines Glanzes erreichte es unter Set hos und feinern Sohne Ra ms es dem Großen, von 1445 bis um 1328 vor Chr. Die Thaten beider Herrscher schrieben die Griechen einem Einzigen zu, den sie Sesöstris nannten. Die großen Eroberungen der Aegyptier

6. Die Alte Geschichte - S. 132

1866 - Münster : Coppenrath
132 der Zeit das Begräbniß des Hektar recht feierlich könne begangen werden. Da eilte der glückliche Vater mit der theuren Leiche nach der Stadt zurück, wo ihn die Seinigen mit freudiger Rührung empfingen. Kein Grieche störte die traurige Todtenfeier. Hierauf erneuerten sich wieder die Kämpfe. In einem der- selben fiel auch Achilles, getroffen vom Pfeile des Püris. Die Griechen wurden der langwierigen Belagerung endlich höchst überdrüssig, und die meisten wünschten nichts sehnlicher, als nach Hause zu den Ihrigen zurückzukehren. Zuvor jedoch sollte noch ein Eroberungsversuch gemacht werden. Der gelang. Sie baueten auf den Rath des Ulysses ein hölzernes Pferd von Thurmeshöhe und brachten an dem weiten Bauche desselben eine verborgene Thür an. Durch diese krochen Ulysses, Menelaus Neoptolemus und mehre andere Helden, dreißig an der Zahl, in den Bauch des Ungeheuers. Die Griechen schloffen sorgfältig die Thür hinter ihnen zu. Dann verbrannten sie ihr Lager und begaben sich auf die Schiffe, als wollten sie nach Hause segeln. Männer, Weiber, Kinder, Alle strömten jetzt aus den Thoren von Troja, Alle wollten das Wunderthier sehen,'Keiner aber konnte sich denken, was das wohl zu bedeuten habe. Siehe! auf einmal bringen trojanische Hirten einen gefan- genen Griechen daher. Sr non hieß er; sie hatten ihn im Schilfe des Ufers ertappt. Da freueten sich alle. Neugierig stellten sie sich im Kreise um ihn herum und forderten, auf der Stelle zu bekennen, was das Pferd bedeute. Das eben hatte der Arglistige gewünscht; denn er hatte es früher mit seinen Landsleuten verabredet, sich gefangen nehmen zu lassen und es dann in der Gefangenschaft dahin zu bringen, daß die Trojaner das Pferd in die Stadt führten. Er fing laut an zu weinen und stellte sich lange, als könnte und dürfte er um Alles in der Welt nicht das wichtige Geheimniß mit dem Pferde verrathen. „Nein, ich bitte euch," schrie er, „tobtet mich nur lieber auf der Stelle!" Um so neugieriger wurden die Trojaner. Mit Bitten und Versprechungen drangen sie in ihn. Endlich schien es ihm

7. Die Alte Geschichte - S. 250

1866 - Münster : Coppenrath
250 Hütten und zeigten ihnen gar freundlich die Anlagen ihrer neuen Stadt. Die Fremden konnten sich über die sonderbare Stadt nicht genug wundern; sie besahen alles auf das Genaueste und setzten sich dann neugierig zu den Spielen nieder. Aber wäh- rend Aller Augen aus das Schauspiel gerichtet waren; siehe, da stürzen auf ein gegebenes Zeichen die römischen Jünglinge in die Haufen der Zuschauer, jeder ergreift sich in der Geschwin- digkeit eine Jungfrau und schleppt sie in seine Hütte. Die be- stürzten Eltern aber fliehen wehklagend auseinander. Die Geraubten ließen sich in Rom von ihren Männern bald besänftigen, aber ihre Väter daheim sannen auf blutige Rache. Und in der That, wären jetzt die Volker alle vereint gegen Rom angezogen, so wäre es wohl um den jungen Staat geschehen gewesen. Da sie aber in ihrer Wuth eine gemeinschaft- liche Rüstung nicht abwarten konnten, so wurden sie, einzeln wie sie kamen, von dem Schwerte der Römer blutig zurückgewiesen. Die größte Gefahr aber stand ihnen von dem kriegerischen Volke der Sabiner bevor, die wohlgerüstet unter ihrem Könige Titus Tat lus auf Rom loszogen. Nach mehren Gefechten kam es in einem Thäte zwischen zwei Hügeln zu einer Schlacht. Während die beiden Schlachtreihen grimmig gegen einander standen, während schon die Pfeile herüber und hinüber flogen und die Männer niederstreckten; da stürzten plötzlich die ge- raubten Sabinerinnen mit fliegenden Haaren und zerrissenen Kleidern mitten zwischen die feindlichen Reihen, fleheten hier- zu ihren Männern, sie nicht zu Waisen, dort zu ihren Vätern, sie nicht zu Wittwen zu machen. Dieser Anblick rührte die Heere und ihre Führer. Alle senkten die Waffen. Es erfolgte eine tiefe Stille. Und gerührt traten die beiden Könige in ihre Mitte und schloffen Frieden und Freundschaft. Fortan sollten beide Staaten vereinigt, die Regierung von beiden Königen gemeinschaftlich zu Rom ge- führt, und in den von Romulus gestifteten Senat von 100 Römern auch 100 Sabiner aufgenommen werden. Der Hügel

8. Die Alte Geschichte - S. 43

1866 - Münster : Coppenrath
43 und fielen aus Ehrfurcht vor ihm auf ihr Angesicht nieder. Joseph kannte sie sogleich. Um sie aber zuvor zur Erkenntniß und Besserung zu bringen, fuhr er sie hart an, schalt sie feindliche Kundschafter und ließ sie in's Gefängniß werfen. Dann ließ er neun wieder los, den zehnten aber hielt er als Geißel zurück, um ihren jüngsten Bruder Benjamin zu bringen, zum Zeichen, daß ihre Rede wahr sei. Sie zogen ab und erzählten dem Vater alles, was ihnen begegnet war. Der alte Mann jammerte und seufzete: „Ihr bringet mich noch um alle meine Kinder. Joseph ist nicht mehr, Simeon liegt in Ketten, und nun wollet ihr mir auch den Benjamin nehmen! Nein, ich lasse ihn nicht ziehen; es könnte ihm ein Unglück begegnen, und das würde mein graues Haar mit Gram unter die Erde bringen!" Indeß ging das Getreide wieder zu Ende. Da mußte der Vater ihnen endlich seinen Benjamin mitgeben. „So ziehet denn hin," seufzete er, „der allmächtige Gott schütze euch; ich werde unterdessen sein wie einer, der aller seiner Kinder be- raubt ist." Die Brüder Joseph's kamen mit Benjamin glücklich an. Sobald sie in dem Palast vor Joseph erschienen, fielen sie alle auf ihr Angesicht nieder. Joseph erblickte den kleinen Benja- min, küßte ihn und eilte weinend zur Thüre hinaus. Dann trat er wieder herein und ließ das Essen austragen. Seine Brüder mußten nun mit ihm speisen und kamen bei Tische nach ihrem Alter zu sitzen. Hierüber wunderten sie sich sehr unter einander, mehr aber noch, daß heute der fremde Herr so unge- mein gnädig sei. Joseph stellte seine Brüder noch auf eine harte Probe. Er ließ jedem das Geld wieder in den Kornsack legen, wie dieses auch das erstemal geschehen war, und in den Sack des Benjamin auch seinen silbernen Becher. Und kaum waren sie abgezogen, da ließ er ihnen nachsetzen und sie als Diebe anhalten. Alle

9. Die Alte Geschichte - S. 44

1866 - Münster : Coppenrath
44 betheuerten ihre Unschuld. Sie schwuren: „Bei wem hu den Becher findest, der sei des Todes, wir übrigen wollen deine Knechte sein." Die Säcke wurden durchsucht, und siehe, in Benjamin's Sacke fiiibet sich der Becher! Da erschraken die Brüder. Sie zerrissen ihre Kleider, luden die Säcke wieder auf die Esel und zogen zur Stadt zurück. Voll Bestürzung erschienen sie vor Joseph. Dieser sah sie finster an und sprach: „Warum habt ihr mir das gethan? ' Und Juda nahm das Wort und sprach: „O mein Herr, was sollen wir sagen! Gott hat irgend eine Missethat an uns gefunden, darum begegnet uns dieses. Siehe, wir alle sind deine Knechte!" — „Das sei fern," er- wiederte Joseph, „nur der, welcher den Becher gestohlen hat, ist mein Knecht, ihr anderen möget in Frieden zu eurem Vater ziehen." Da traten sie vertrauensvoll näher zu Joseph und stellten ihm vor, wie sehr der alte Mann den Benjamin liebe; wie er sterben würde vor Gram, wenn er auch diesen verlöre; wie die ganze Schuld auf sie zurückfallen würde. „Ach," seufzeten sie, „wie können wir hinaufziehen zu unserem Vater, wenn der Knabe nicht bei uns ist! Wie könnten wir den Jammer mit ansehen, den wir über ihn bringen würden!" — Da konnte Joseph sich nicht länger halten. „Ich bin Joseph!" rief er; „lebt mein Vater noch?" und weinte laut auf. Die Brüder erschraken. Nun fiel es ihnen schwer auf's Herz, was sie einst an ihm verübt hatten. Er aber redete sie freundlich an und sprach: „Fürchtet euch nicht, weil ihr mich hierher ver- kauft habt. Gott hat mich vor euch her gesandt in dieses Land, um euch einen Wohnsitz zu bereiten und mit allem Nöthigen zu versehen. Eilet nun zum Vater und führet ihn her, daß er und ihr alle hier in diesem Lande bei mir wohnet." Unterdessen saß der alte Vater zu Hause und wartete mit Schmerzen auf die Ankunft seiner Söhne. Da kamen sie auf einmal mit Benjamin an, und ihr erstes Wort war: „Joseph, dein Sohn, lebt und herrscht über ganz Aegypten!" Der alte Mann wußte nicht, wie ihm war, und wollte es nicht glauben.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 61

1867 - Mainz : Kunze
Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Erneuerung rc. 61 spielen und Carls Tochter Emma in der Musik unterrichten. Einst musicirten Emma und Eginhard, welche sich liebten, noch spät am Abend. Da frischer Schnee gefallen war, welcher zum Verräther hätte werdev können, wenn Eginhard über den Hof nach Hause gegangen wäre, so nahm Emma, aus Besorgniß den Vater zu erzürnen, wenn er Eginhards späten Besuch vernehme, den geliebten Freund und Lehrer- auf den Rücken und trug ihn über den Hof. Aber Kaiser Carl pflegte -des Nachts öfter auszustehen und am Fenster zu sehen. Eben als Emma mit Eginhard unter seinem Fenster vorbeiging, erblickte der Vater beim hellen Mondschein den seltsamen Zug. Am andern Tage ließ Carl Beide vor sich kommen, gab ihnen einen Verweis wegen ihrer Unbe- sonnenheit und ließ sie darnach trauen. Carl war von hervorragender Größe. Seine Gestalt bot, er Carls körper mochte sitzen oder stehen, eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Er tidj^a®e^en hatte einen festen Gang, eine durchaus männliche Haltung, eine helle Stimme und ein freundliches Gesicht. Durch seine einfache, regelmäßige Lebensweise wurde seine an sich schon ungewöhnliche Körperkraft nur noch erhöht, und es war ihm ein Leichtes, ein Hufeisen zu zerbrechen, einen geharnischten Mann wie ein Kind emporzuheben und schwere Lasten zu tragen. Er hatte drei Söhne, Carl, Pipin und Ludwig; nur der jüngste überlebte den Vater. Als Carl 813 auf einer Jagd in einer Schwäche der Füße die Vorboten des nahen Todes ahnete, berief er die Großen des Reiches nach Aachen und enipfahl ihnen seinen Sohn Ludwig als Nachfolger, legte diesem die heiligen Pflichten eines Regenten ans Herz und ermahnte ihn, Gott zu fürchten und seine Gebote zu halten, seine Verwandten zu lieben und seinem Volke mit einem tugendhaften Lebenswandel voranzugehen. Am 20. Januar 814 ward Carl von einem heftigen Fieber über- Sein Tod fallen; er wollte sich mit seinem gewöhnlichen Heilmittel, mit Fasten, be- helfen, allein sein Körper ging der Auflösung entgegen. - Am siebenten Tage seiner Krankheit empfing er das heilige Abendmahl und am folgenden Morgen verschied er. Mit sterbender Hand machte er über Stirn und Brust das Zeichen des Kreuzes, faltete die Hände und sprach leise mit geschlossenen Augen: „Vater! in deine Hände befehle ich meinen Geist." 8. 16. Die Frauen in dem ersten Zeitabschnitt des Mittelalters. In der ersten Periode des Mittelalters mußte durch die Einfälle barbarischer Völker die Cultur des Abendlandes mit den, Untergange ®fjj teig weströmischen Reiches sinken, und der kriegerische Geist jener Zeit,
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