24
Heimatkunde,
1. die Aufzucht der Tiere für eigene Ausnutzung oder für den Verknus,
2. die Milchwirtschaft bei Rindern, Schafen und Ziegen,
3. die Fleischerzenguug (Mast),
4. die Wollerzeugung (bei Schafen und Ziegen).
Die Zucht von Geflü g el (Hühnern, Gänsen, Enten und Tauben) liefert Fleisch
und Eier, die Bienenzucht Honig und Wachs.
Gewerbe und Industrie. Die Landwirtschaft erzeugt Rohprodukte. Diese werden
teils von den Handwerkern teils in den Fabriken verarbeitet. Das Gewerbe ist also
entweder Klein- oder Großgewerbe (Industrie). Man unterscheidet!
landwirtschaftliche Industrien (Molkerei, Brauerei, Brennerei, Stärke-,
Seife- und Znckersabrikation),
forstwirtschaftliche Industrien (Säge- oder Schneidemühlen) und
gewerbliche Industrien (Textil- ^Leinen-, Woll-, Banmwoll- und Seiden-
waren-^, Eisen-, Metall-, Glas-, Holz-, Tonwaren-, Leder- und chemische Industrie,
dann Erzeugung von Luxusartikeln).
Die Industrie braucht Kohlen oder Wasserkraft.
Das Studium der Naturwissenschaften fördert die Industrie.
Welche Industrien haben hier und in der Umgebung ihren Sitz? Auf welche
Naturerzeugnisse stützen sich diese?
Handel und Verkehr. Ackerbau und Viehzucht, Forstwirtschaft und Bergbau,
Gewerbe und Industrie bilden die Grundlagen des Handels und Verkehrs. Je reicher
die Erzeugnisse eines Gebietes, je lebhafter sind Handel und Verkehr. Der Kaufmann
ist der Träger des Haudels. Man unterscheidet Kleinkaufleute (Krämer) und Groß-
kanflente. Gewerbe und Industrie, Handel und Verkehr beschäftigen in den Städten
die meisten Lente. Je lebhafter der Handel eines Volkes, desto zahlreicher seine Ver-
kehrsmittel. „Handel und Gewerbe eines Volkes bestes Erbe."
Welche Handelszweige treten in unserer Stadt besonders hervor? Welche Ver-
kehrsmittel hat die Stadt? Wievielzackig ist ihr Eisenbahnstern? Wohin führen die
einzelnen Linien? Hat sie auch eine Wasserstraße? Ist diese schiffbar oder sloßbar?
Der Mensch.
Die Siedelungen der Menschen. Den wilden Völkern genügen als Wohnungen
einfache Hütten zum Schutz gegen Wind und Wetter und zur Pflege der
nächtlichen Ruhe; die gebildeteren Völker fühlen das Bedürfnis nach dauerhafteren
Zufluchtsstätten, in denen sie auch arbeiten können und welche ihnen die Unter-
bringung von Haustieren und Gerätschaften und das Ansammeln von Vorräten
gestatten. Die Nomaden haben Zelte.
Die Arten von Wohnplätzen sind folgende:
1. Hof oder Gehöfte, d. i. ein Bauernhaus mit Nebengebäuden (Stallung,
Scheune);
2. Weiler, d. i. der Verein einiger Gehöfte zu einer kleinen Häusergruppe;
3. Dorf; eine größere Anzahl von Häusern; die Bewohner treiben sast
nur Landwirtschaft;
4. Flecken, Marktflecken, d. i. ein größerer Ort mit wohlgebauten,
in städtischer Ordnung aneinander gereihten Häusern mit städtischen Gewerben
und Märkten;
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Rahm abschöpfen, wenn nicht eine geschickte Finanzpolitik dem Fiskus
seinen Anteil zu sichern versteht. Dies wird um so notwendiger sein,
da sonst das deutsche Volk die großen Zuschüsse, welche unsere Neu-
erwerbungen in nächster Zeit verlangen, allein bezahlen muß.
Sehr interessant ist es, sich mit der Bevölkerung zu befassen, welche
fast ganz der Banturasse angehört. Die politische Einheit bei diesen
\ ölkern ist das Dorf, welches immer nur von einer Familiengruppe be-
wohnt und von dem Familienvorstand als Häuptling beherrscht wird.
Ein fester Zusammenhang zwischen verschiedenen Dörfern existiert fast
nicht; blutige Kämpfe zwischen den einzelnen Ortschaften sind an der
Tagesordnung.
Bedeutende Männer oder Häuptlinge, welche versucht haben, die ver-
39
Dorfjug-end aus Gabun
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 69 —
b) Wie Schloß F rauenberg ober Würzburg gegen die Bauern gerüstet ward.
Da man nicht wußte, was man sich von den Bauer?: und von den Bürgern der Hauptstadt zu versehen hatte, wurde Schloß Frauenberg nach bestem Können besetzt und mit Nahrung versehen. Vor allem ließ sich Herr Sebastian von Hotenhan, des Bischofs Hofmeister, die Rüstung des Schlosses angelegen sein. (Er ließ die Bäume im Lustgarten vor dem Frauenberg umhauen und die Mauern am äußeren Graben der (Erde gleich ziehen, damit sich fein Mann dahinter verbergen sonnte. Im Schloßgraben wurden starfe Zäune aufgerichtet. Um das ganze Schloß zog man einen hohen, lichten Zaun. Zwinger, Tore, Türme und Wehre wurden ausgebessert und viele Löcher in Türme und Mauern gebrochen, damit man die Büchsen hindurchstecken und gegen den Feind gebrauchen sonnte. Der Hofmeister ließ auch bei rechter Zeit Wasser, Wein, Holz, Kohlen, Mehl, Speck, (Eier, Butter, Dürrfleisch und anderes in großer Menge zuführen. (Er verlangte von der Stadt, von den Stiftern und Klöstern Leute zur Besatzung, Barbiere und Zimmerleute. (Er ließ eine Ziehmühle machen, damit der Besatzung das Mehl nicht ausginge, und eine Pulver-mühle um Pulver aus Kohlen, Schwefel und Salpeter zu mahlen. Die Pferde der Grafen, Herren, Ritter und Knechte wurden an fremden Orten untergebracht. Die Besatzungen zu Rotenfels, Karlburg, Hohem-burg und Werneck besamen den Befehl, sich auf den Frauenberg zu begeben und die dortige Mannschaft zu verstärfen.
Als Bischof Konrad das Schloß verlassen hatte, forderte der oberste Hauptmann, Dompropst Mars graf Friedrich von Brandenburg, alle Leute zusammen und gab ihnen zu verstehen, daß man das Schloß zutun und sich schicken und richten wolle, die Bauern aufzuhalten, wenn sie vor das Schloß zögen. Wer nicht Lust hätte, in der Besatzung zu bleiben, der möge abtreten. Aber fein Mann ging hinweg, sondern es erboten sich alle, bei ihrem Hauptmann das Beste zu tun, bei ihm zu sterben und zu genesen. Sodann ward ihnen der (Eid vorgelesen. Den schwuren sie alle.
Hernach wurde die Ordnung gemacht, die eingehalten werden mußte, die Wache gut bestellt und von jetzt an alle Vorsicht geübt.
c) Die Bauern im Odenwald.
Schon am 8. April fing man in Amorbach und Miltenberg an sich zu rüsten, Büchsensteine zu gießen und pulver zu machen. Um Lätare in der Fasten schlossen sich mehrere Bauern in Ballenberg an den Wirt (Seorg Metzler an. Sie bewaffneten sich und machten den Georg Metzler zu ihrem obersten Hauptmann. Drohend, alle jene, die sich an sie anzu-schließen weigern würden, mit bewaffneter Hand heimzusuchen, zogen sie nach Mergentheim, nahmen Lauda ein und verbrannten das Schloß.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Schloß_Frauenberg Sebastian_von_Hotenhan Bischofs_Hofmeister Konrad_das_Schloß Konrad Friedrich_von_Brandenburg Friedrich Georg_Metzler
18
' ~ aifta Der Lohnwerker brauchte Arbeitgeber, der Handwerker Be-
?emü!i">ü?' geller oder Abnehmer. Die letzteren befanden sich größtenteils in
der Stadt und deren Bannmeile. (Die Größe der Bannmeile war
verschieden; sie umfaßte 1—10 Meilen in der Runde.) Nur in
der Stadt war also das Handwerk lebensfähig. Handwerk und
Stadt gehörten zusammen; beide waren voneinander abhängig,
aufeinander angewiesen, wie Lehensherr und Lehensempfänger.
Es war wichtig, daß das, was die Bewohner der Stadt brauchten,
auch in der Stadt und deren Bannmeile hergestellt werden konnte.
Die städtischen Handwerker lieferten Gebrauchsgegenstände, die
Bauern der Umgebung versorgten die Handwerker und Burg-
herren der Stadt mit Lebensmitteln. Die Stadt und ihre
Umgebung bildeten im Mittelalter eine Wiri-
sch a f t s g e m e i n d e. (Stadtwirtschaft.) *)
Vergleichen wir die Wirtschaftsgemeinde der Sippe mit der
Lebensgemeinschaft eines kleineren und die der Grundherrschaft
mit der Lebensgemeinschaft eines größeren Teiches, so können wir
der Wirtschastsgemeinde der Stadt die Lebensgemeinschaft des
Sees gegenüberstellen. Die Stadt bot den Handwerkern Schutz
und Förderung; dafür trugen die Handwerker dazu bei, daß die
Stadt an Bedeutung und Ansehen immer mehr zunahm.
Der See hat einen Zu- und Abfluß. Auch die mittelalter-
liche Stadt hatte geringen Zu- und Abfluß an Natur- und Ge-
werbeerzeugnissen. Hiebei handelte es sich aber weniger um
wichtige Artikel für den Lebensunterhalt, wie Nahrungsmittel,
unentbehrliche Kleidungsstoffe re., also nicht um Bedarfsartikel,
sondern hauptsächlich um Luxusgegenstände, wie Edelmetalle, Edel-
steine, Gewürze, ivertvolle Tuche und Seide. Diese Kostbarkeiten
wurden von Stadt zu Stadt und, mit Hilfe des Seehandels, von
Land zu Land transportiert. Von Massen- oder Bedarfsartikeln
wurden nur, wenn gute Wasserstraßen vorhanden waren, getrocknete
und gesalzene Fische weithin verschickt. Innerhalb der Wirt-
schastsgemeinde hingegen war der Austausch zwischen landwirt-
schaftlichen und gewerblichen Berufsartikeln lebhaft.
Städter und Bauern hatten ähnlich wie Lehensherr und
Lehensempfünger einen Vertrag geschlossen. Z
2. Die Vereinigung der Handwerker zu Zünften.
1. Der Eini- Schon bei Betrachtung der Fronhofswirtschaft haben wir
Sänke, erfahren, daß sich Bauern bei Unglückssällen, wie Hagelschlag,
Überschwemmung, Brand, Viehseuchen re., gegenseitig unterstützten.
*) Vergleiche „Eigenwirtschaft" Seite Io!
Ü Wie hätte dieser lanten können?
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Städte int izten Jahrhrmdert alle übrige europäische
Städte an Nettigkeit und Reinlichkeit übcrtraffen,
wie (der in Italien 1405 geb., dann 1442 zum Se-
kretär Kaiser Friedrichs Ulten, und 1458 zur pabst-
lichen Würde unter dem Name Pius Ilte beförderte,
1464 gest.) Aeneas Sylvius bezeuget: so fallen doch
die frühesten öffentlichen Anstalten zur Reinigung der
Strassen, Plätze und Kanäle in das Ende des sechzehn-
ten, und meist erst in den Anfang, oder das Ende
des siebenzehnten Jahrhunderts. Bis dahin waren
die gepflasterten und ungepflasterten Städte in Deutsch-
land (und so mebr und weniger im übrigen Europa)
stinkende Sümpfe. In einem gleichen Verhaltuiß
stand die Nahrung der Menschen im Mittelalter.
Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel, selbst in Städ-
ten, waren gesalzne und geräucherte Fische, und ge-
räuchertes Fleisch, harte Hülsenfrüchte, unverdau-
liche Mehlspeisen, und einige Kohlarten. Zu den
Zeitendes, eben genannten, Aeneassylvins, waren
zwar die Tafeln der deutschen Fürsten mit allen Ar-
ten von Leckereyen besetzt; allein die Hofbediente,
welche damals noch sämmtlich die Hofkost erhielten,
mußten sich mit schwarzem Brod, faulen oder stin-
kenden Fischen, zähem Küh- oder Ziegen, oder gar
Bärenfleisch, und mit fast mwenießbaren Hülsenfrüch-
ten begnügen. . Im nördlichen Deutschland zumal
war der Genuß vom geräucherten Rindfleisch, ge-
räuchertem Schweinefleisch, geräucherten Würsten
und Gänsen von jeher, wie es noch itzt ist, allge-
meiner, als im südlichen; und noch vor einem Men-
schenalter war es in dem größten Theil des nördlichen
Deutschlands gewöhnlich, daß alle nicht ganz arme
Hausväter selbst in den Städten gegen den Winter
einen oder mehrere Ochsen und Schweine, und eine
verhältnißmäßige Anzahl von Gänsen einschlachteten,
um von dem gesalzenen oder geräuchertem Fleisch die-
ser Thiere, fast das ganze Jahr durch leben zu kön-
nen. Am Sonntag kochte man gewöhnlich für die
ganze Woche. In den vornehmsten Hausern aß man
lange
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
40
auf Aeckern gepflanzt werden. Der Waid gibt eine
schöne blaue, und der Krapp eine haltbare dunkel-
rothe Farbe. Der Wau, Zu einer dauerhaften gel-
den Farbe dienend, wächst bey uns wild, wird
aber in manchen Ländern, doch in Deutschland nur
selten, angebaut.
10. Das Holz der Waldbäume, auch einiger
Obstbäume, dient uns nickt bloß zum Brennen; es
ist uns unentbehrlich zur Erbauung unserer Wohnun-
gen oder zu Verfertigung von nützlichen Geräthschaf-
ten. Das Eichenholz benützt man als Bau- und
Zimmerholz zu Balken, Säulen, Thüren und Thür-
schwellen , zu Wellbäumen in Mühlen, zu Brunnen-
trögen, zu Fässern für Wein und Bier, zu starken
Dielen und noch besonders beym Berg- und Schiffs-
Bau. Die Buchen geben das beste Holz zum
Brennen, auch gutes Holz zu Wagnerarbeiten. Das
weiße, weiche Lindenholz wird von Bildhauern
und Schreinern sehr geschätzt. Das Birkenholz ist
außer den Schreinern auch den Drechslern und Sieb-
^machern sehr brauchbar. Die Erlen und Weiden
halten nicht nur mit ihren Wurzeln die Ufer der
Flüsse zusammen, sondern befestigen auch dieselben.
Aus den Zweigen und Aesten der Weiden, die von
Zeit zu Zeit abgehauen werden, macht nian auch Fa-
schinen zu Dämmen und flicht daraus Körbe zum
Fisch- und Krebsfange, auch andere zum Theile sehr-
nette zierliche Körbe und Körbchen zu mancherley
Gebrauch. Das Holz der Erlen ist im Wasser von
sehr beständiger Dauer, und wird daher beym Was-
serbau benützt. Das Holz der Tannen und Fich-
ten ist leicht und beugsam, und gibt treffliche Bal-
ken, Bretter und Latten. Sehr hohe, starke Tannen-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
1879 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
Autor: ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
195. Die ältesten Völker und Reiche.
237
Geschichte.
193. Die ältesten Völker und Reiche.
1. Aus den heiligen Schriften wissen wir, daß die Erde nach
der Sündslut durch die Nachkommen Sems, Chams oder Harns
und Japhets allmählich wieder bevölkert wurde. Die Semiten
breiteten sich besonders über Südwest-Asien, die Hamiten über
Afrika und die Japhetiten im Laufe der Zeit über Europa aus.
Unter den ältesten Völkern sind uns am bekanntesten die
Chinesen, die Babylonier, die Assyrer, die Meder, die Perser,
die Phönizier, die Israeliten, die Griechen und die Römer.
2. Die Chinesen wohnen im östlichen Asien und zeichneten
sich'bereits im grauen Alterthume durch Ackerbau und Erfin-
dungen aus. Sie bauten schon frühzeitig Reis, Baumwolle,
Thee, gewannen Seide, bereiteten Papier, Porzellan und Gewebe
aus Seide und Baumwolle, erfanden den Compaß, das Schieß-
pulver tlnd eine Art Bücherdruck und bildeten sich eine aus
ca. 80000 verschiedenen Schriftzeichen bestehende Schriftsprache.
Da sie sich aber bald von allen anderen Völkern abschlössen, zu
welchem Zwecke sie an der Nordgrenze ihres Reiches eine 6 m
hohe, eben so dicke und ca. 300 Meilen lange Mauer erbauten,
so blieben sie fast ganz ohne Einfluß ans die Entwickelung
anderer Völker.
3. Diebabylonier oder Chaldäer wohnten in der Ebene
am unteren Euphrat und Tigris, trieben Ackerbau und Vieh-
zucht und beschäftigten sich außerdem mit Leinwand-, Woll-
weberei und Purpurfärberei. Als erster Regent des Landes
erscheint Nimrod, welcher die Hauptstadt B abyl o n gründete.
Dieselbe hatte 100 Ellen hohe Mauern mit 250 Thürmen und
100 ehernen Thoren. Der 170 m hohe Tempel des Sonnen-
gottes Bal oder Bel. sowie die später durch die assyrische
Königin Se mira mis erbauten hängenden, d. i. terrassen-
förmig angelegten Gärten gehörten zu den sieben Wunderwerken der
alten Welt. Die Religion der Babylonier war ein Sterndienst.
Wegen ihres Reichthumes wurden sie bald von den benachbarten
Völkern beneidet und bedrängt und endlich von den Assyrern
unterjocht. Später jedoch machten sie sich wieder frei, und
unter Nebukadnezar wurde Babylon für kurze Zeit die erste
Weltmacht. Er unterwarf sich Aegypten, Syrien und Phönizien,
eroberte das Reich Juda, zerstörte Jerusalem, führte die Juden
588 in die babylonische Gefangenschaft und soll seine Macht
über ganz Nordasrika und in Asien bis Persien ausgedehnt
haben. Bald nach seinem Tode zerfiel sein Reich, da seine
Nachfolger zu schwach waren, es zusammenzuhalten, und schon
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
114
völlig unbekannt; gleich vielen andern Völkern mongolischer Rasse hält er
das Baden für ungesund und der Gottheit nicht angenehm.
Die Häuser der Chinesen erinnern mit der geschweiften Form ihrer
Dächer noch etwas an die alten Zeltwohnungen der Nomaden; sie sind
in der Regel nie über ein Stockwerk hoch, haben kleine Zimmer und
papierene Fenster, die nicht auf die Gasse, sondern in den Hofraum oder
Garten gehen. Die Anlage der Dörfer und Städte ist überall dieselbe: unge-
pflasterte Gassen und um das Ganze ein Wall aus Erde oder Backsteinen.
Die niederen Häuser sind meist hinter dem Walle verborgen. Baum-
pflanzungen im Innern, wie höhere Gebäude oder Türme, die den An-
blick einer Stadt so reizend gestalten, fehlen fast ganz.
Das Hauptnahrnngsmittel des Chinesen ist der Reis, doch wird
auch andere Pflanzenkost, besonders Kohl, genossen. Von animalischen
Speisen nimmt der Chinese selbst manches zu sich, wovon wir uns ekelnd
abzuwenden psiegen, wie Regenwüriner, Ratten u. dgl. Als Getränke,
das selbst von dem Ärmsten genossen wird, dient Thee; daneben ist auch
ein aus Reis gezogener Branntwein in Gebrauch, der warm getrunken
wird. Obwohl in China die Weintraube in mehreren vorzüglichen Sorten
gedeiht, ist dennoch die Bereitung des Weines dem Chinesen unbekannt.
Als Genuß- und Reizmittel sind Tabak und Opium jetzt über ganz China
verbreitet.
Im Gegensatze zu den Nomadenstämmen der mongolischen Rasse,
die um den Chinesen herum wohnen, ist er selbst ausschließlich Acker-
bauer; Viehzucht in größerer Ausdehnung ist ihm völlig unbekannt. Jeder
Fleck seines fruchtbaren Landes wird von dem betriebsamen Sohne des
„himmlischen Reiches" nutzbar gemacht; Weideland ist bei der beschränkten
Benutzung von Rind und Pferd ohnedies entbehrlich, und zu Leichenhöfen
werden nur steinige und unfruchtbare Orte verwendet. Vom Reis gewinnt
man jährlich zwei Ernten und bebaut obendrein in der Zwischenzeit das
Feld mit Kohl oder anderen Pflanzen. Neben dem Ackerbau stehen
besonders Theekultur, in der 1880 für 204 Millionen Mark produziert
wurde, Seidenzucht, die für 138 Millionen Mark Rohseide lieferte, und
Baumwollenkultur in Blüte, deren Produkte dem Chinesen den Flachs und
das seltene Leder ersetzen. An den Flüssen und Meeresküsten wird Fischerei
getrieben.
Innerhalb der Familie ist der Hausvater unumschränkter Herr,
gegen den sich aufzulehnen ein todeswürdiges Verbrechen wäre. Hoch-
achtung der Kinder gegen die Eltern ist einer der wenigen schönen Züge
im chinesischen Volkscharakter. Früh schon werden die Kinder mit den
ersten Elementen des Lesens bekannt gemacht; für Schulen ist überall
ausgiebig gesorgt.
Wie der Hausvater unbedingt der Familie, so gebietet der Kaiser,
„der Sohn des Himmels", unumschränkt seinen Unterthanen. Begeisterung
für ein bestimmtes Regentenhaus ist dem Chinesen völlig fremd, daher
denn auch der häufige Wechsel der Dynastie und der merkwürdige Umstand,
daß jede Dynastie, wte sie einmal vom Throne Besitz genommen, ge-
horsame Unterthanen gefunden hat. Wie die Familie verfolgt auch der
chinesische Staat beschränkte Ziele. Jeder außerhalb des Staates Stehende
gilt dem Chinesen als ein Rechtloser, gegen den jeder Betrug, jede Über-
vorteilung erlaubt ist, während man gegen den Mitbürger ein gesittetes,
ja übertrieben höfliches Benehmen und Ehrlichkeit fordert. Weder Geburt
noch Reichtum allein vermögen in China ihrem Besitzer Achtung zu ver-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
428
tiere, Wisente, Auerochsen, Wildpret, Biberfleisch, Bärenfleisch,
ferner Vögel aller Art, namentlich Birkhähnen, Fasanen, Pfauen,
Rebhühner, Tauben und Schwäne; von einheimischen Fischen
Rheinrenken, Rotfische, Salmen und Karpfen, von fremden
Häringe und Stockfische; dazu kam noch edles Obst, darunter
Pfirsiche, Melonen, Kastanien, Feigen und Datteln. Im 15. Jahr-
hundert wurde bereits ein Kochbuch geschrieben, welches 169 Re-
zepte enthielt. Löffel sind zuerst, dann Messer und Gabeln im
16. Jahrhundert in Gebrauch gekommen. Die Töpferei ward
im alten Deutschland bereits lebhaft betrieben; im 7. und 8. Jahr-
hundert wurden Gefäfse schon auf der Drehscheibe gefertigt und
im Ofen vollendet. Seit dem 13. Jahrhundert kommt auch die
Glasur vor, die in Schlettstadt im Fis als erfunden worden sein soll.
Das älteste Getränk war Bier, Met (ein aus gewürztem Honig
durch Gährung bereitetes Getränk) und Wein, der auch damals
schon häufig gefälscht wurde. Das Bier ist eine ächt deutsche
Erfindung und war schon den Germanen zu Tacitus Zeiten be-
kannt. Doch scheint das jetzige Bier erst nach den Zeiten der
Völkerwanderung aufgekommen zu sein. Im Jahre 1079 kommt
der Hopfen zuerst als Zuthat zum Bier vor, im 14. Jahrhun-
dert aber war der Hopfenbau allgemein.
40. Anlage der Städte und Ausstattung der privaten und
öffentlichen Bauten im Mittelalter.
Die ältesten städtischen Anlagen waren meistens die,
welche auf den Trümmern der altrömischen Städte erbaut
ivorden waren, wie Regensburg, Augsburg, Straßburg, Speier,
Worms, Mainz und Köln. Zur Begründung neuer Städte
gab besonders Heinrich I. Veranlassung, als er gegen die
Einfälle der Avaren und Slaven in Sachsen und Thüringen
viele Burgen erbauen ließ. Doch im 11., 12. und 13. Jahr-
hundert entstanden Städte in Menge. Die Anlage derselben
ging aus den Verhältnissen der Zeit hervor, wo es vor allem
um Sicherheit zu thun war. Sie ivaren gegen das offene Land
abgeschlossen durch Mauer, Thor und einen Graben, in den
man Wasser leitete; enge und leicht zu verteidigen waren
die mit Zugbrücken versehenen Zugänge; oft ivaren die Mauern
doppelt angelegt und ivurden von mächtigen Türmen überragt.
Die Straßen ivaren eng, ungepflastert und ungerade, die Häu-
ser schmal und turmhoch mit vorspringenden Stockwerken und
unendlich steilen Dächern, jedoch die Giebel und Fassaden
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Rotfische Deutschland Regensburg Augsburg Straßburg Worms Mainz Sachsen
427
204. Die ersten Zusammenstöße der Römer mit den Bayern.
wurden. Sie zeichneten sich auch durch Frömmigkeit, Tapferkeit und
Wagemut, Keuschheit und Reinheit der Sitten, Wahrhaftigkeit und Gast-
fteiheit, Redlichkeit und Treue aus.
Und trotzdem wurden sie von den Römern, die im regelrechten
Kampf überlegen waren, damals unterworfen.
Schwer mußten sie die Hand des Siegers fühlen. Nur die nötigsten
Kräfte blieben zur Bestellung des Ackers zurück; die kräftige, streitbare
Jugend wurde fortgeführt und in die römischen Heere eingereiht.
Nach ihrer Gewohnheit teilten die Römer das eroberte Land in Pro-
vinzen ab, die sie mit Heerstraßen durchzogen und mit Kastellen und
Lagern bedeckten. An deren Stelle erwuchsen viele der heutigen Städte
südlich von der Donau, so Regensburg, Augsburg, Passau, Kempten,
Partenkirchen, Memmingen u. a. Als Schutzwehr errichteten sie einen
ungeheueren Erdwall von Kelheim längs der Altmühl bis hin zum
Neckar, Main und mittleren Rhein, wovon noch jetzt unzerstörbare Reste
da und dort sichtbar sind. Das Volk nennt die Überreste dieses Grenz-
walles Teufelsmauer.
Eine der Römerstraßen, die von Salzburg nach Augsburg führte,
zeigt noch deutlich erkennbare Reste, so bei Gauting an der Würm, bei
Schöngeising an der Amper, bei Grünwald an der Isar. In der Nähe
des letzteren Ortes bezeichnen an dem rechten steilen Jsaruser noch die
ziemlich hohen Überreste dreifacher Verschanzungen den Punkt, an dem
einst die römischen Legionen den Fluß überschritten.
Obwohl die Römer als Eroberer auftraten, haben sie doch auch
segensreich während dieser Zeit gewirkt. Der Boden wurde mehr an-
gebaut, die Gewerbe bildeten sich aus, Städte wurden gegründet und
der Handel fand Förderung. Im Innern des Landes handelte der
römische Kaufmann Pferde und Rinder, Pelzwerk und Felle, Daunen,
Wolle, ja selbst Wollengewebe ein. Rauchfleisch, Honig, Rüben, Rettiche
wurden nach Rom versandt; Spargel und einige köstliche Fischarien aus
deutschen Flüssen wie auch seltene Arten Geflügel kamen als Leckerbissen
auf die Tafel des römischen Schwelgers. Mit dem deutschen Goldhaar
schmückten sich römische Frauen.
Aber auch das mächtige Römerreich verfiel dem unwandelbaren
Gesetz alles Irdischen. Und gerade deutsche Völker waren es, die es
zum Falle brachten. Nach vierhuudertjähriger Herrschaft über die Länder
südlich von der Donau unterlag es dem Ansturm einer ungeheuren
Völkerbewegung, die länger als ein Jahrhundert über Europa sich hin-
wülzte und die „allgemeine Völkerwanderung" genannt wird.
Nach Schlicht.
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