22
Karthager.
^lassungen? und auf den Inseln des persischen Meerbusens: Tyros,
Arados. Araber dienen ihnen als Matrosen.
Die Maaren und Produkte der von ihnen besuchten Länder tauschen
sie theils gegen einander, theils gegen die Erzeugnisse ihrer eigenen
Industrie um , und so gewinnen sie durch ihren S e e h a n d e l in
Spanien: Silber, Gold, Eisen, Blei und Südfrüchte; auf den Kassite-
riden: Zinn; au den Küsten der Ostsee, der Mündung des Eridanos
(Rhenus? Padus?): Bernstein (Elektron); an den Küsten des arabi-
schen Meerbusens (Ophir — Südland?): Gold, Elfenbein, Ebenholz,
Weihrauch; auf den, persischen Meerbusen von Vorder - Indien und der
Insel Taprobane (Ieilon): Gewürze, Zimmt re.
Ihr Landhandel durch Karawanen erstreckt sich: nach Palästina:
Waizen, Rosinen, Oel, Balsam; nach Aegypten: Getraide, baumwollene
und gestickte Zeuge; nach Syrier: Wein und Wolle; nach Babylon
über Palmyra: Webereien; Arabien: Gewürze und Ranchwerk; Persien
bis ins Innere von Asien: Zimmt, Elfenbein, Ebenholz; und über
Armenien nach Vorder- und Nord-Asien: Kupfer, Pferde, Sklaven rc.
* Ihre zahlreichen Fabriken und Mannfacturen bestehen in
Purpnrfärbereien (aus dem Safte der Seemnscheln), Webereien (die
beste Leinwand von Sidon), Glas (Sand, nitrum, im kleinen Flusse
Belos), Spielsachen, Bearbeitung des Bernsteins, Elfenbeins, Goldes
und anderer Metalle.
Ihre Haupterfindungen sind: Schiffbau, Buchstabenschrift
(durch Taaut? Kadmos bringt sie nach Vöotien?), Rechenkunst,
Astronomie rc.
Religion: Vielgötterei nnt Menschenopfern, — Vergötterung
der Heroen und Naturkräfte: Herakles (sein Tempel in Alttyros, seine
Wanderungen), Baal (Sonne oder Himmel, Kronos), Kabircn und
Patäkcn, (Schutzgötter der Schiffe, Laren), Dagon und Derketo
(Fischgottheiten) rc. Priester der einzelnen Götter.
§. 9.
Karthager (Karchedonier).
I. Von der Entstehung des Staates bis zum An-
fänge des fyrakufanifchen Krieges, von 888 bis
480 v. Eh. G.
^ Unsicherheit der wenigen Nachrichten. Schnelles
Aufblühen des jugendlichen Staates. Kolonien führen
zu Eroberungen.
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» '
28 Di e d e r.
v.c.g. Nabonedos (^abynetos) weigert sich, den Bezwinger
536. Mediens, Kyros von Persien, anzucrkenncn, und wird
von ihm bei der Eroberung Babylon's gefangen genommen,—
Babylonien persische Provinz.
Die Religion der Babylonier ist vorzüglich Verehrung der
Himmelskörper: Bel (Sonne), Mylikta (Venns) rc.; vergötterte
Heroen; Opfer mit Weihrauch, auch Menschenopfer (dem glühenden
Moloch); Tempel. — Die chaldäischen Priester (Magier) allein im
Besitze der Weisheit: Sternkunde, Traumdeutung, Mathematik rc.
Von Künsten werden gerühmt ihre Gold - und Silber-Stickereien,
Webereien (Gewänder) und Purpurfärbereien rc. Daher das V o l k in
der letzteren Zeit unkriegerisch, verweichlicht, prachtliebend und üppig.
Der Handel geht über Medien, Baktrien, Persien durch Karawanen
bis Indien, zur See über den persischen Dnsen nach Arabien (von hier
Räucherwerk, Gewürze rc.), Indien, Taprobane (Elfenbein, Zimmt,
Perlen rc.); eben sö auf dem Euphrat westwärts nach Vorder - Asien.
-1 - • ■ ^
§. 12.
Meder.
* Medien steht, gleichwie Babylonien, frühe unter
assyrischen Satrapen, bis es sich unter Kyarares mit der
Zerstörung Ninive'6 606 v. Ch. G. unabhängig macht,
und 550 v. Ch. G. durch Kyros an Persien übergeht.
821. Arbakes unabhängig, König von Medien und Assyrien;
aber seine Nachfolger schnell wieder Assyrien unterworfen, bis
gegen 711 v. Ch.
700. Desokes vereint und beherrscht die sechs medischen
Stamme, — seine Burg mit sieben Mauern in Ekbatana,
Gerechtigkeitspflege rc.
647. Phraortes fällt in der Schlacht bei Ragau gegen den
assyrischen Nabuchodonosor.
625. Kyarares erobert Vorder-Asien bis zum Halys, schlägt
die Assyrier; muß aber vor den einbrechenden Scythen zurück-
606. weichen; darauf erobert und zerstört er, verbunden mit Nabo-
polasar Ninive und unterwirft sich Assyrien; er vertreibt
die Scythen aus Vorder-Asien, bezwingt die Pariher, kämpft
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TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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563
fanden, als die Holländer erwarten konnten. Der Grund lag darin,
daß man in Frankreich auf die Kriegsflotte Mühe und Kosten verwen-
det, die Handelsmarine dagegen vernachlässigt hatte. Die Holländer
blieben noch längere Zeit im Besitz der nordischen Einfuhren; erst in
der Mitte des 18. Jahrhunderts nahmen die directen Verbindungen zu
zwischen französischen und baltischen Häfen. Gegen Ende des Zeitraums
neigte sich die Handelsbilanz ansehnlich gegen Holland.
In Spanien wurden nach dem westphälischen Frieden die hollän-
dischen Schiffe auf gleichem Fuß wie die der übrigen Staaten zuge-
laffen. Der ganze äußere Handel von Spanien, soweit er nicht Kolo-
nialhandel war, kam in die Hände der Holländer. In Spanien war
die Landwirthschaft verwahrlost und die einst blühende Industrie zerstört.
Holland führte der Halbinsel das Getraide zu und die Stoffe zur Be-
kleidung. Spanien dagegen lieferte den Holländern besonders Wolle
und erhielt als Fabrikat seinen Rohstoff zurück. Die großen Summen
der holländischen Einfuhren in spanische Häfen waren theils für den
Verbrauch des Binnenlandes bestimmt, theils gingen sie als Kommis-
sionsartikel spanischer Kaufleute in die Kolonien. Mit den spanischen
Kolonien führten die Holländer auch einen sehr einträglichen Schmug-
gelhandel. Als ein bourbonischer Prinz den spanischen Thron bestieg,
verloren die Holländer alle zeither genossenen Vortheile, und die Fran-
zosen wurden nun die in Spanien am meisten begünstigte Nation. Gegen
das Ende unseres Zeitraums erhielt Spanien eine Regierung, welche
die lange vernachlässigten materiellen Interessen des Landes beachtete
und nicht ohne Erfolg förderte. Unter solchen Umständen sank der hol-
ländisch-spanische Handel tief herab von seiner Höhe; den meisten Vor-
theil brachte noch die Kontrebande nach Westindien. Auch der Zwischen-
Handel nahm ab, je mehr die nordischen Staaten, besonders Dänemark
und Schweden, Aus- und Einfuhr auf ihren eignen Schiffen besorgten.
Mit Portugal schlossen die Holländer 1661 einen Allianz- und
Handelsvertrag, welcher den freien Verkehr zwischen beiden Reichen mit
vollständiger Gegenseitigkeit herstellen sollte. Die Holländer führten in
Portugal ein: Manufakturen, Getraide, Holz und Fische, dagegen führ-
ten sie aus: Südfrüchte, Weine und von den brasilischen Produkten
Zucker und Farbholz. Die holländischen Schiffe in Portugal nahmen
ab, als die nordischen Völker ihre Produkte selbst nach Portugal brach-
ten. Die Engländer schlossen 1703 einen vortheilhaften Handelsvertrag
mit Portugal, durch welchen sie das herrschende Handelsvolk in Por-
tugal wurden. Der Handel der Holländer mit Italien, den Län-
dern am Mittelmeer und der Levante wurde durch Frankreich
beschränkt, als dieses (1669) Marseille mit dem Monopol oder Stapel-
recht desselben ausstattete.
Wie herabgekommen auch der holländische Handel am Ende der
Periode erscheint, auf dem deutschen Markte hatten die Holländer
nichts verloren. Die Bilanz des Rh ein Handels mochte zur Zeit von
Hollands Blüthe gleichstehen, allein als diese zu welken begann, neigte
sie sich zum Nachtheil der Deutschen. Denn so lange auf den hollän-
dischen Werften der Schiffsbau für die halbe Welt betrieben wurde, so
lange der Zwischenhandel nach dem Norden im Zuge war, da waren
Holz und Wein der Deutschen ein Tauschmittel für die Kolonialwaren
36*
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Holland Spanien Spanien Spanien Holland Spanien Spanien Westindien Schweden Portugal Portugal Portugal Portugal Italien Frankreich Marseille Hollands
564
der Holländer. Als aber die holländischen Werften verödeten und der
deutsche Wein nicht mehr nach dem Norden ausgeführt wurde, da blie-
den wohl die holländischen Einfuhren von Kolonialwaren, aber von
deutschem Holz und Wein war keine Rede mehr.
Die südlichen Provinzen der Niederlande blieben unter spani-
scher Herrschaft. Ihr alter Weltmarkt ging verloren. Der westphälische
Friede entzog den spanischen Niederlanden die natürlichste Bedingung
für den Wiederaufbau der gesunkenen Größe, unterband durch die
Sperrung der Sckelde die Ader ihres Verkehrs mit dem Ausland und
verbot ihnen jeden Handel mit den spanischen Kolonien. Eine bessere
Zeit kam für die südlichen Niederlande, als sie durch den rastadter Frie-
den (1714) von Spanien an Oestreich übergingen. Es hob sich
der Wohlstand durch Industrie und Ackerbau. Getraide fand in Eng-
land stets einen Markt, und die ausgezeichnete Kultur des Flachses be-
förderte die Linnenfabrikation, besonders in den feinen Geweben und
Spitzen. Die Tuchmanufakturen hoben sich wieder, die Verarbeitung
der Baumwolle nahm zu; es entstanden Papier- und Lederfabriken,
Bierbrauereien und Zuckerraffinerien. Dagegen glückten nicht die Ver-
suche Handel und Schifffahrt emporzubringen. Um sich einen Antheil
an dem ostindischen Handel zu verschaffen, gründete Kaiser Karl Vi.
(1722) die Kompagnie von Ostende, aber diese wurde von der engli-
schen und holländischen Eifersucht im Entstehen erdrückt. Vorüberge-
hende Vortheile brachte den östreichischen Niederlanden der nordameri-
kanische Freiheitskrieg. Holland wurde zu seinein Schaden in denselben
verwickelt, während die östreichischen Niederlande neutral blieben. Es
fiel diesen die Frachtschifffahrt zu und sie machten Unternehmungen nach
Westindien. Flandern und Brabant waren auf dem besten Weg zur
Wiedererlangung der alten Größe, da störte der Ausbruch der Empö-
rung gegeri die östreichische Herrschaft den Entwickelungsgang.
Die holländische Frachtschifffahrt hatte einen außerordentlichen Um-
fang erreicht, als ihr durch die englische Navigationßakte ein empfind-
licher Schaden zugefügt wurde. Das Beispiel Englands ahmten andere
Staaten nach. Dazu kam die Konkurrenz der nordischen Staaten und
der Hansestädte, welche gleich billige Frachten stellten. Auch der hol-
ländische Heringsfang, diese Goldgrube Hollands, verminderte sich da-
durch, daß seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts Deutsche, Franzosen
und Engländer denselben mit Eifer betrieben.
Noch früher, als der Verfall des holländischen Handels erfolgte
der Verfall der holländischen Industrie. Colberts Merkantilsystem traf
Holland empfindlich. Der neue Tarif belegte die Einfuhren holländischer
Fabrikate mit unmäßigen Zöllen, verbot einige geradezu. Ueberall zeig-
ten die Regierungen das Streben eine nationale Staats > und Volks-
wirlhschaft zu führen, die einheimische Industrie durch Schutzmaßregeln
zu heben und die fremde von dem innern Markt auszuschließen. Der
innere Markt war ein zu kleines Feld für die holländische Gewerbsthä-
tigkeit. Die große Schuldenlast des Landes, die Folge langwieriger
Kriege, machte hohe Abgaben nöthig. Die Konsumtionssteueru ver-
theuerten die nöthigsten Nahrungsmittel und erhöhtem die Arbeitslöhne.
Die meisten Rohstoffe mußten vom Ausland bezogen werden, welches,
als es selbst sie zu verarbeiten anfing, deren Ausfuhr erschwerte, oft
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Karl_Vi Karl Colberts_Merkantilsystem
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Eng- Holland Westindien Brabant Englands Hollands Holland
635
Vieh, Holz, Wachs, Blei und Salz, welche nach Deutschland gingen,
und eben so für die deutschen und levantiner Produkte, welche in Polen
eingeführt wurden. Schlesische Leinwand, Tuche und Eisenwaren hatten
in Polen eine ansehnliche Kundschaft und gingen über Krakau in die
südöstlichen Länder an der Donau. Für Polen konzentrirte sich der Handel
in Krakau, der bevölkertsten und reichsten Stadt des Landes, welcher die
Lage auf der Grenzscheide zwischen Norden und Süden förderlich war.
Den bedeutendsten Verkehr hatte Polen schon in früher Zeit mit Un.
gärn. Aus Ungarn kamen Weine, gedörrtes Obst, Wolle, Hanf, Sal-
peter, Potasche, Häute, Kupfer, Bauholz, Zwetschgenbranntwein und
anderes nach Polen, und Polen gab dagegen besonders Salz aus den
Werken von Wilicka. Mit Rußland trieb Polen schon Handel, als
die Großfürsten noch in Kiew residirten. Der Einbruch der Mongolen
und die Zerstörung Kiews unterbrachen diesen Handel; doch nach der
Abschüttelung deß mongolischen Joches brachten die polnischen Juden
den Handel mit Rußland wieder in Aufnahme,; und Moskau war der
Markt deffelben. Zum Einkauf von Manufakturwaren besuchten die pol-
nischen Juden die leipziger Messen, Die polnischen Erzeugnisse,
namentlich das wichtigste Erzeugniß, Getraide, holten sich die Ausländer, die
Engländer und Holländer, in Polen selbst. Eine regelmäßige und großartige
Ausfuhr von Getraide fand über Danzig und theilweise auch über Riga
statt. Danzig war auch die Hauptniederlage für die nach Polen einge-
führten englischen Waren. Je mehr sich die westlichen Länder bevölker-
ten und durch Industrie bereicherten, desto mehr bedurften sie fremdes
Getraide. Die baltischen Zufuhren waren fast die einzigen, die in den
großen Seehandel kamen, und polnischer Waizen wurde in Spanien wie
in Schweden verbraucht. Erst gegen das Ende dieses Zeitraums, nach-
dem Rußland die Kcimm erobert hatte, erhielten die Länder am schwar-
zen Meer wieder ihre frühere Bedeutung, eine Kornkammer Europas zu
sein. Außer dem Getraide wurde besonders Holz über Danzig aus Po-
len ausgeführt. Zur Einfuhr kamen Kolonialwaren, Weine, Südfrüchte,
Fabrikate und Seesalz. Von dem allerwärts üblichen Merkantilsystem
war in Polen keine Rede; aber die polnische Handelsfreiheit beschränkte
sich nur auf den Adel, der für seine Getraideausfuhr nach Danzig so-
wie für die dagegen empfangenen Retouren keine Zölle zahlte. Der
Kaufmann dagegen war Zöllen unterworfen. Unter diesen Umständen
waren Handel und Industrie unmöglich, da der Edelmann alles billiger
bekam als der Kaufmann, und der Adel es unter seiner Würde hielt,
Handel zu treiben.
Der Verfall des osmanischen Reiches, die Verweichlichung Dievsmancn.
der Sultane, die Entartung der Janitscharen und die allgemeine Er-
schlaffung der vormaligen Spannkraft traten immer mehr hervor. Außer
den Kriegen mit den christlichen Völkern Europas kämpften die Türken
wiederholt auch gegen Persien, wo Ismael Sofi, ein Abkömmling
Ali's, des gepriesenen Vetters und Schwiegersohnes des Propheten,
1500 ein neues persisches Reich gegründet hatte. Der Sultan
Osman Ii. wurde 1621 von den Janitscharen entthront, in die sieben
Thürme geführt und von dem Großvezier erwürgt. Seitdem gewöhnten
sich die Janitscharen, die Schneide ihres Schwertes, wie einst die Prä-
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Extrahierte Personennamen: Wilicka
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Polen Polen Donau Krakau Polen Polen Kiew Kiews Moskau Polen Danzig Riga Danzig Polen Spanien Schweden Europas Danzig Danzig Europas Persien
625
und Formen eines asiatischen Druckes unterworfen. Der Zar war un-
umschränkter Herrscher über Leben und Eigenthum der Unterthanen.
Selbst die grundbesitzenden Klaffen konnten das freie Eigenthum in kei-
ner Weise geltend machen. Der Zar war auch gewissermaßen der ein-
zige Kaufmann, er übte ein Verkaufsrecht über sämmtliche in- und aus-
ländische Waren. Kein fremder Kaufmann durfte seine Waren an Andere
verkaufen, wenn der Zar erklärt hatte, daß er sie kaufen wolle. Der
Zar ließ in den einzelnen Provinzen die Waren, die in denselben pro-
ducirt wurden, zu niedrigen Preisen aufkaufen und verkaufte sie dann
mit ansehnlichem Aufschlag an die einheimischen wie fremden Handels,
leute. Außer den Regalien auf Branntwein, Meth, starkes Bier und
Getraide pflegte der Zar zu Zeiten auch solche Produkte seinem Monopol
zu unterwerfen, die für .ihn als Abgabe eingenommen wurden, wie Pelz-
werk, Wachs, tatarische Pferde, Leinwand u. s. w., so daß von diesen
Gegenständen niemand etwas verkaufen durfte, bis die kaiserlichen Vor-
räthe zu erhöhten Preisen abgesetzt waren. Da im Handel der red-
liche Gewinn geradezu unmöglich gemacht wurde, so waren unmorali-
sche Mittel und Wege bald allgemeine Nothwehr, und der Russen Trug
und Arglist war weltbekannt.
Der Stapelplatz des russischen Binnenhandels war Moskau, zu-
gleich auch der Markt für die südlichen Einfuhren, die zu Lande kamen.
Dahin brachten Greichen orientalische Luxuswaren, sie übergaben diesel-
den dem Zar als Geschenk, und dieser ließ sie abschätzen und gab ihnen
dafür Zobel und anderes Pelzwerk.
Der Barbarei, in welcher sich die russische Nation befand, wurde
sie durch den aufgeklärten Despotismus Peters I. entrissen. Die Ver-
bindung mit der Außenwelt über das weiße Meer war eine unnatürliche
Beschränkung, und deshalb strebte Peter nach dem Besitz der Ostsee-
länder. Durch Vermittlung holländischer Kaufleute in Moskau wurden
tüchtige Zimmerleute herbeigeschafft, Schiffswerften zuerst auf Flüs-
sen und Binnenseen, dann in Archangel errichtet. Brennende Wißbe-
gierde und unermüdliche Strebsamkeit trieben den jungen Fürsten, eine
Reise nach Holland und England zu unternehmen. In Begleitung aus-
gezeichneter Lehrkräfte, für deren Gewinnung er kein Opfer scheute,
kehrte er in sein Reich zurück, um mit ihnen das Werk der Reform zu
beginnen. Um den Russen die Ostsee zu öffnen, begann Peter den
Krieg mit Karl Xii. An der äußersten westlichen Grenze des Reiches,
gewissermaßen noch auf fremdem Grund und Boden baute er die neue
Hauptstadt; sie sollte die Bildungssormen des Westens annehmen und
gleichsam das Thor sein, durch welches europäische Bildung und Ge-
sittung in Rußland einzögen. Die Schlacht bei Pultawa (1709)
entschied das Schicksal des Nordens, sie befestigte die Schöpfung Peters
und stürzte die Größe Schwedens. In kurzer Zeit war Petersburg
nicht nur die glänzende Residenz, sondern auch die blühendste Handels-
stadt Rußlands. Um den Handel in Petersburg zu konzentri-
ren, erging der Befehl, daß alle Kaufleute aus den umliegenden Pro-
vinzen ihre Waren nach der neuen Hauptstadt führen sollten. Hanf und
Juchten durften nur über Petersburg ausgeführt werden. Die angese-
hensten Kaufleute von Archangel erhielten den Befehl nach Petersburg
überzusiedeln. Von sämmtlichen russischen Produkten sollten zwei Drittel
40
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Zobel Peter Peter Karl_Xii Karl Peters
Extrahierte Ortsnamen: Moskau Moskau Holland England Schwedens Petersburg Petersburg Petersburg Petersburg
371
zenden Abhänge des Dattellandes spendeten dem geringen Fleiß der
Menschen die ganze Fülle ihres Segens. Aus den Gebirgen kam
Holz und Wolle, und in ihrem Inneren offenbarten sich reiche Erz-
lager von Silber, Eisen und Kupfer. In der prächtigen Hauptstadt
Kairowan trafen die Straßen zusammen; hier harten die Fürsten
des Landes ihre Hofhaltung, hier war die erste Moschee des Lan-
des, nach der Beschreibung ein zauberhafter Bau, und an sie schloß
sich ein Bazar, wo Kaufleute aus den entferntesten Grenzmarken
ihre Waaren auslegten. In der Nähe der Hauptstadt entstanden
bald neue Orte, die meisten an der Meeresküste. Bedeutend war
der innere Verkehr und der überseeische Handel nach der gegenüber-
liegenden Küste Europa's, besonders mit den Glaubensgenossen in
Spanien und Sicilien.
Mauretanien hatte fruchtbare Küsten und fruchtbare Thäler
zwischen den emporsteigenden Gipfeln des Atlas. Drei vortreffliche
Häfen, Oran, Ceuta, Tanger, versahen den Seehandel und
dienten als Waffenplätze. In der Hauptstadt Fez fanden politische
Flüchtlinge eine Freistätte und brachten aus Spanien neue Kennt-
nisse und Gewerbszweige und mildere Sitten in das halbwilde Land,
und bald blühte ein reges Leben auf. Für den Landhandel wurde
Fez ein Stapelplatz; dessen Färbereien, Seifen und Essenzen waren
berühmt; auch in Metallwaaren zeichnete es sich aus. Von Sus,
der äußersten Stadt Mauretaniens am atlantischen Ocean bis zum
Nil ging eine gut unterhaltene, alle Hauptstädte des Binnenlandes
berührende Straße, von welcher Seitenwege nach den nahgelegenen
Seehäfen führten. Der wißbegierige Eifer und der energische Thä-
tigkeitstrieb des Arabers begnügten sich aber nicht mit der bekann-
ten Straße. Es trieb ihn, selbst zu sehen was jenseits der Schnee-
gipfel des Atlas und der Schrecknisse der Sahara an dem großen
fabelhaften Strome lag, von dessen Schätzen er in den Denkmälern
des Alterthums Beweise fand. Die Religion und der Handel der
Araber sind bis tief in das Innere Afrika's gedrungen. Karawa-
nen durchzogen von allen Seiten die Wüste, die alten Wege wur-
den aufgefunden, neue hinzugefügt, unter den schwarzen Völkern
Moscheen gebaut und um die Moscheen Bazare eingerichtet.
Den blühenden Zustand der Provinzen Afrika und Mauretanien
übertraf noch der von Aegypten. Bei seiner Lage und natürlichen
Beschaffenheit mußte dieses Land bis zur Entdeckung Amerika's der
Durchgangspunkt des Welthandels sein und bleiben und eine Reihe
von Kulturepochen erleben, die es inmitten allgemeiner Zerstörung
aufrecht erhielten. Die arabische Herrschaft überschritt nur wenig
die Grenzen des alten Aegyptens; Assuan in der Nähe der In-
seln Elephantine und Philä war die letzte Besitzung; allein der Is-
lam war viel weiter nach Süden verbreitet, und die arabischen Han-
delszüge lassen sich bis tief nach Abyssinien, bis zur Meeresküste ver-
folgen, wo sie mit den Seefahrern zusammentrafen. Elfenbein, Gold,
Sklaven, Leopardenfelle, Ambra, Schildpatt, Honig, Wachs und
andere Erzeugnisse des Landes wurden gegen Spezereien, Gewürze
und Fabrikate umgesetzt. Die Verbindung der Seeplätze mit dem
Binnenland war schon durch die Nothwendigkeit geboten, ihre ge-
wöhnlichsten Lebensbedürfnisse von daher zu beziehen. Denn so san-
(24 *
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Sicilien Mauretanien Oran Ceuta Tanger Spanien Mauretaniens Afrika Mauretanien Assuan
372
big und unfruchtbar das Ufer war, so fruchtbar und gesegnet das
Innere. Die Karawanen fanden daher außer den erwähnten Lan-
desprodukten auch in Getraide und Früchten eine ergiebige Ladung,
um sie den Bewohnern der Küste zu verkaufen. Auch die herrlichen
Pferde Abyssiniens scheinen ein Gegenstand des Handels gewesen
zu sein. Es scheint jetzt kein Zweifel mehr obzuwalten, daß die
Araber das alte Meroe unter dem Namen Alluah an der Grenze
des heutigen Sennaar gekannt und des Handels wegen besucht
haben. Stand auch die Stadt Meroe nicht mehr, so war es ein
andrer Platz nicht weit davon, mit Namen Suba, welcher die Re-
sidenz mächtiger Fürsten und zugleich der Stapelplatz für den Nil-
handel und für den arabisch-abyssinisch-indischen Verkehr war.
Der arabische Handel so wenig, als der der Ptolemäer würde
den Umfang und Einfluß gehabt haben, wäre nicht das eigentliche
Aegypten zugleich ein so hervorragender Sitz allgemeiner Kultur
und ein Mittelpunkt des Weltverkehrs gewesen. In Aegypten zeig-
ten die Araber ihre Meisterschaft im Feldbau, indem sie durch
sinnreiche Wasserwerke und Kanäle einen bedeutenden Umfang
zeither unfruchtbaren Landes für den Anbau gewannen und Aegyp-
ten zur Kornkammer Arabiens machten. Behufs leichterer Zufuhr
wurde der alte Kanal der Ptolemäer zwischen Suez und dem Nil
wieder aufgegraben. In Oberägypten gab der Bergbau reiche
Ausbeute an Edelsteinen, Eisen, Kupfer und Asbest. Die In-
dustrie blühte vorzüglich in Unterägypten; man verfertigte die feinsten
Gewebe in Seide, Baumwolle und Linnen, kunstvoll mit Gold durch-
wirkt, Teppiche, Zelte, Pferdedecken, Mäntel aus Ziegenhaaren,
Reitzeug und andere Gegenstände des Luxus.
In Spanien haben die Araber einen höchst wohlthätigen Ein-
fluß auf Handel, Gewerbe und Ackerbau, auf geistige und
materielle Kultur ausgeübt. Spanien hat später die Welt beherrscht,
aber größeren Wohlstand, mehr politische und religiöse Toleranz,
reicheren Anbau seines herrlichen Bodens, als unter den Arabern,
hat man nicht wieder gesehen. Spanien lag zerstört und entvölkert
als die Araber Besitz ergriffen; aber nach hundert Jahren bot das
Land ein anziehendes Bild des Gedeihens und des Ueberflusses dar.
Den Arabern verdankt Spanien das Zuckerrohr, die Baumwollen-
staude und die Seide. Die Bergwerke lieferten wieder, wie zur
Zeit der Phönicier, reichen Ertrag an Silber, Quecksilber und
Edelsteinen. In hohem Grade entwickelte sich die Industrie, Tücher
von Murcia, Seidenzeuge von Granada und Muieria, Waffen aus
Toledo, Baumwollenpapier von Laliba hatten Absatz durch die ganze
Welt. Von der Pracht und Herrlichkeit der Hauptstädte erzählen
noch jetzt die Bauw erke.
Auch Sicilien hob sich unter der Herrschaft der Araber (826
— 1072) rasch zu der alten Blüthe und Wohlhabenheit empor. Die
einheimischen Produkte wurden durch Zucker, Baumwolle, Manna
vermehrt. Syrakus und Marsala wurden die Hauptplätze ei-
nes lebhaften Handels.
Wir wollen zuletzt auch von der Schifffahrt und dem See-
handel der Araber berichten. Schon die Lage Arabiens zwischen
zwei großen Meerbusen mußte den Sinn des Volkes früh der See
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rasch und brachte in den mittlern Klassen eine gänzliche Verände-
rung der Lebensweise hervor. Auch der Ackerbau gewann dadurch,
daß der Landmann, welcher an dem Zug Theil nahm, hier und da
eine Befreiung von drückenden Abgaben erhielt. Nicht minder
stammt aus der Romantik der Kreuzzüge jener Antrieb zu weiten
Reisen und zur Erforschung ferner Länder, der das 14. und 15.
Jahrhundert auszeichnete.
Die nächsten Handelsvortheile brachten die Kreuzzüge Italien.
Wie einst im Alterthum wurden jetzt wieder das Mittelmeer und
das schwarze Meer mit ihren Meerbusen, Inseln und Küsten der
Schauplatz des wiederhergestellten Verkehrs zwischen den drei Erd-
theilen. Doch blieb der Handel, wie im Alterthum, vorzugsweise
Landhandel, die Schifffahrt Küstenfahrt. Die aus dem Morgen-
lande eingeführten Gegenstände des Handels waren fast dieselben
wie im Alterthum. Denn der Verbrauch von Kolonialwaaren, von
Reis, Zucker, Thee und Kaffee, wurde erst mit der Entdeckung
von Amerika allgemeiner und war in dieser Zeit noch unbedeutend.
Wichtiger waren gewisse Rohstoffe, wie Seide, Baumwolle und
Färbestoffe, welche besonders nach Italien und nach den Niederlan-
den gingen. Der Handel mit Indien blieb passiv, d. h. er mußte
mit baarem Gelbe getrieben werden; die europäische Industrie war
noch nicht auf der Stufe, um fremde Welttheile mit ihren Fabrika-
ten zu beherrschen. Auch mußte der Kaufmann alles selbst besor-
gen, sich entweder selbst aufmachen und die Waaren begleiten, oder
einen zuverlässigen Diener mitschicken oder Faktoreien und Kom-
manditen in den fremden Plätzen errichten.
Die italienischen Städte waren um die Mitte des 12. Jahr-
hunderts bereits zu einer gewissen Selbständigkeit und Macht ge-
langt. Ihre innere Verfassung litt freilich noch an großen Ge-
brechen; noch war keine festgeordnete Freiheit im Innern her-
gestellt. Dennoch herrschte in diesen Städten ein Geist, der zu küh-
nen Unternehmungen in Handel und Schifffahrt ermunterte und
der den Gewerben, Wissenschaften und Künsten förderlich war. Ve-
nedig, Genua und Pisa beuteten die Kreuzzüge zu ihrem Vortheil
aus. Kein anderer europäischer Staat war damals im Stande, die
nöthigen Schiffe zu liefern, um die Heere nach Constantinopel und
den Küsten Syriens überzuschiffen und sie mit Lebensmitteln und
Kriegsbedürfnissen zu versehen. Bei vielen Unternehmungen beglei-
teten die Venetianer, Genuesen und Pisaner mit der Flotte das zu
Land operirende Heer und bereicherten sich durch die Lieferungen.
Sobald sie es bei der Eroberung eines Platzes räthlich fanden, eine
Niederlassung einzurichten, erlangten sie von den Kreuzfahrern die
wichtigsten Vorrechte, Handelsfreiheit, das Eigenthum ganzer Vor-
städte und Straßen und das Privilegium eigner Gerichtsbarkeit
über Landsleute und Schutzergebene. In Folge so vieler Vortheile
wuchs außerordentlich der Wohlstand und Reichthum der italieni-
schen Handelsstaaten. Sobald diese einmal den Levarnehandel fast
allein besaßen, waren sie darauf bedacht, seinen Absatz auszudeh-
nen und den Geschmack an morgenländischen Produkten über ganz
Europa zu verbreiten. Früher war der Handel mit dem Morgen-
lande nur durch einzelne Schiffe betrieben worden, jetzt kamen ganze
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Amerika Italien Niederlan- Indien Genua Constantinopel Syriens Europa
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Flotten i bisher waren nur wenige Häfen zugänglich gewesen, jetzt
standen alle Seeplätze des byzantinischen Kaiserreichs und der christ-
lichen Eroberungen in Syrien offen. Durch die Eroberung von
Constantinopel und die Gründung des lateinischen Kaiserreichs er-
hielt Venedig den früher erlangten, aber von Pisa und Genua be-
reits ernsthaft streitig gemachten Vorrang im Levantehandel wieder.
Die Venetianer nahmen von der Beute gerade den werthvollsten
Antheil, den Peloponnes, welcher damals der Sitz einer blühenden
Industrie war, und die fruchtbarsten und am besten angebauten In-
seln des Archipelagus, welche sich vom Bosporus bis zum adriati-
schen Meere erstreckten und welche für die Venetianer eine Kette der
wichtigsten, sowohl strategischen, als kommerziellen Stationen wur-
den. Von dem Handel Constantinopels rissen die Venetianer be-
sonders den Seidenhandel und den Handel mit Indien an sich. Sie
gaben der Seibenmanufaktur nicht nur eine größere Ausdehnung,
sondern führten den Seidenbau auch in Italien ein. Die Venetia-
ner öffneten auch wieder die alte Handelsstraße vom schwarzen Meere
nach Indien. Bereits früher hatten sie an der Stelle, wo das heu-
tige Asow steht, eine Faktorei zu Tana (das Tanais der Alten)
gegründet. Diese Stadl wurde zum Stapelplatz der indischen Waa-
ren gemacht. Die Städte Bochara, Samarkand und Balk waren
wie im Alterthume die Handelsplätze für alle nach Nord- und Mit-
telasien bestimmten Waaren Jnbien's und China's geblieben. Von
diesen Städten wurden die Waaren nach dem kaspischen Meere,
dann die Wolga aufwärts bis Astrachan, darauf zu Lande durch ei-
nen Theil des südlichen Rußlands hinüber auf den Don und dann
zu Wasser bis Tana gebracht. Nach dem Sturze des lateinischen
Kaiserthums gewannen die Genuesen im Bunde mit den Griechen
auf einige Zeit im Levantehandel die Oberhand. Die Venetianer
mußten aus Constantinopel und den Küstenstädten des schwarzen
Meeres weichen, und Kaffa auf der Halbinsel Krimm wurde der
Mittelpunkt des genuesisch-indischen Handels. Die Venetianer such-
ten sich andere Wege für den Levantehandel und richteten ihr Au-
genmerk besonders auf Aegypten. Die italienische Industrie lieferte
den Aegyptern Wollenstoffe, Waffen, Spiegel, Schmucksachen, Glas
und andere Artikel und dagegen tauschten die Italiener Spezereien,
Gewürze, Perlen, Edelsteine, Elfenbein, Baumwolle, Seide und
andere Erzeugnisse des ägyptischen Bodens und Gewerbfleißes ein.
Diesen indisch-ägyptischen Verkehr stellten zwar die Venetianer zu-
erst her; aber die Pisaner und Genuesen folgten ihnen auf der
Ferse nach.
Einen großen Einfluß übten die Kreuzzüge auch auf den Han-
del der Niederländer. Von den Niederlanden aus wurden meh-
rere Unternehmungen nach dem gelobten Lande in direkter Seefahrt
unternommen und bekunden die Ausbildung, welche die niederländi-
sche Marine gewonnen hatte. Hauptsächlich waren es die Friesen
und Holländer, die sich mit Schiffbau und Rhederei befaßten. Er-
stere sollen bereits im 9. Jahrhundert bis zum Eismeer vorgedrungen
sein. Bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts finden wir
auf den niederländischen Märkten morgenländische Produkte, welche
ohne Zweifel von den aus Palästina heimkehrenden friesischen und
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