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1. Grundriss der römischen Altertümer - S. 200

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
200 § 103. Minerva. und Latium standen kleine Altäre der Diana. In späterer Zeit übertrugen die Dichter alle Eigenschaften der Artemis auf sie. Daher heifst sie Diana venainx, laculatrix-, virgo nemorum; ferner wurde sie jetzt mit der griechischen Hekate, der „fernhintreffenden“ Totengöttin, zusammengestellt, als Göttin der Nacht angesehen, als welche sie mit den Geistern der Toten an Dreiwegen schwärmt und Zauberinnen in ihrer Kunst unterstützt. Ihr Hauptfest in Rom war an den Iden des August („dies servormi“), an welchem Tage ein Fackelzug mit Opfern und plebejischen Versammlungen auf dem Aventin stattfand. Als seit Augustus die Verehrung des palatinischen Apollo so hohen Aufschwung nahm, erhielt die Diana victrix eine bedeutende Stelle in den apollinischen und den Säkularspielen. § 103. Minerva (Itaxxac ’Aflh^vy]). Der Farne Minerva, alt Menerva (etruskisch Menefra, vom Stamme fxsv, .xsvoc, mens, sanskritisch manas, Geist; vgl. monere, alt menervare, erinnern), bedeutet sinniges Denken, geistige Kraft und so ist Minerva ursprünglich die sinnende, arbeitende Hausfrau, der Schutzgeist aller häuslichen Verrichtungen: des Spinnens, ebens. Dann wird sie in allgemeinerem Sinne die Beschützerin von Künsten und Wissenschaften. Daher Minerva memor, die Gedächtnisstarke; besonders ist sie Patronin der Schulkinder' Sie erfand auch das Verfertigen von Kleidern, den Ackerbau, Waffen, das Flötenspiel und die Zahlen (Minerva inventrix). Und bald nahm die echt italische Minerva alle Eigenschaften und Namen der griechischen Athene an. Sie wird zur custos urbis, Stadtbeschützerin und Burggöttin, und thront als solche neben luppiter Capitolinus. Ebenso dachte man sie im weiteren A erlaufe als eine Kriegsgöttin (Minerva bel-latrix, armipotens), endlich als heilbringende Patronin (Minerva medica). In Rom lagen ihre Heiligtümer auf Anhöhen (Kapitol, Aventin, Cälius), und im Tempel des kapitolinischen Juppiter war ihre cella rechts von der Juppiters, wo auch der Jahresnagel eingeschlagen wurde, weil Minerva für die Eifinderin der Zahlen galt. Sie war Patronin der scribae und histriones. Kaiser Domitian baute ihr einen Tempel am Marsfelde (jetzt Kirche S. Maria sopra Minerva). — Ihre Hauptfeste waren die Quinquatrus (sc. idus) im März und Juni l. Diese Feste dauerten nämlich je fünf Tage, sie begannen an den Iden, und je am fünften Tage danach, d. i. am 19. März und 19. Juni, war das Hauptfest. Namentlich waren die großen Quinquatrien des März beliebte Festtage: an ihnen fand das große Schulfest für Lehrer und Schüler statt; letztere bezahlten jetzt ihr Schulgeld (Minerval). Aufserdem war es das Fest der zahlreichen Wollspinnerinnen, der Künstler (dies artificum), Ärzte, Mu- 1 Quinquatrus, uum, oder Quinquatria, ium und orum.

2. Grundriss der römischen Altertümer - S. 204

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
204 § 105- Die übrigen ländlichen Gottheiten. Sein Tempel am clivus Capitolinus mit dem aerarium und tabu-larium ist einer der ältesten Roms; als Hüter des Staatsschatzes (aerarium Saturni) heilst er Saturnus conservator. Die Saturnalia des 17. Dezember, welche an das goldene Zeitalter erinnern sollten, waren Roms volkstümlichstes Fest. Es dauerte sieben Tage und wurde mit mancherlei Gebräuchen gefeiert; man beschenkte Kinder und Sklaven und zur Erinnerung an die frühere Gleichheit der Stände zogen die Herren ihre Sklaven zur Tafel und bedienten sie. Mit den Saturnalia waren die Opalia, das Fest der Oys, verbunden. Die Ops galt als Gattin des Saturn und als eine Gottheit des Segens und der Fülle (vgl. ops, opes, copia = coopia, in-ops u. a.). Sie erscheint daher gerne neben der Ceres mater. Ähnliche Personifizierungen von Ideen hatten die Römer noch mehrere. Der Vertumnus (d. i. Vertuminus, Umwendegott) bedeutet die Frucht des Herbstes und die Herbstzeit; er trägt eine Sichel und einen Ährenkranz und erhält die primitiae des Obstes und der Blumen zum Opfer. Neben ihm steht Pomona, beide nur andere Ausdrücke für Saturn und Ops. Hierher gehören auch Feronia und Flora, jene eine Quell-, diese eine Gartengöttin. Der Kult beider Gottheiten war in Rom sehr alt. Die Flor alia mit Festspielen, seit 240 v. Chr. gefeiert, waren ein sehr volkstümliches Fest (April und Mai). — Als gute Ahnfrauen verehrten die Römer auch eine Maia und eine Bona Dea. Erstere ist die weibliche Seite zu dem in Tusculum verehrten Iuppiter Maius. Der Name (vom Stamme mag — vermehren, vgl. magis, magnus) zeigt eine Göttin des Segens und Gedeihens an, und es erhielt der Monat Mai von ihr seine Benennung. In der Mythologie war sie Mutter des Merkur und Tochter des Faunus. Die Bona Dea dagegen war Schutzpatronin der Frauen, die ihr zu Ehren im Dezember im Hause des obersten Magistrates eine nächtliche Feier abhielten *. In einem Haine des Aventin stand ihr altes Heiligtum, das nur unbescholtene Frauen betreten durften. Die Matronen beteten zu ihr und opferten für das Wohl des Staates. Vestalische Jungfrauen waren bei dem Opfer anwesend (Frevel des P. Cloclius, Cic. ad Att. 1, 13. 3. de harusp. resp. 17, 37). Diese „gute Göttin“ ist übrigens identisch mit der Fauna, der Gemahlin des Faunus. — Sehr nahe verwandt mit der Bona Dea ist die Acca (Atta) Larentia (d. h. Mutter der Laren, denn sanskr. accä ist = Atta, Mutter, und die griechische dxxto = Amme oder nutrix Cereris). Nach dem Mythus war sie (gleich der Fauna) Gattin des Hirten Faustulus (= Faunus) und Amme des Romulus und Remus. Mit ihren zwölf Söhnen soll sie jährlich einen Umgang um die Fluren gehalten haben, woraus der Dienst der zwölf fratres arvales (arva) entstanden sei. Sie ist also augenscheinlich Personifikation der fruchtbaren Erde, besonders des römischen Bodens, und dieselbe gute Ahnfrau wie Tellus, Ceres, Ops und Dea Dia und besondere Wohlthäterin des römischen Volkes. Auch Gattin des reichen Tarrutius, eines tuskischen Gutsbesitzers, soll sie gewesen sein. Im Velabrum wurde eine Erhöhung als ihr Grabmal gezeigt, wo im Augenblicke der Jahreswende (bruma) 1 Im Jahre 63 v. Chr. war die Feier im Hause des Konsuls Cicero.

3. Grundriss der römischen Altertümer - S. 211

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
§ 110. Die niederen Gottheiten oder die Genien. 211 lieh im Atrium (der schwarzen Stube), später mit den Bildern der Penaten im lararium oder Larenschrein oder in einer Nische über dem Herde. Die Larenbildchen (sigilla) waren von Holz, Stein, Metall oder Wachs. Diese Larengeister wachten über alle Glieder des Hauses und ihren Verkehr. Übrigens hat auch der ganze Staat seinen Laren (summus publicus lar) als Patron und ebenso jede Stiafse (laves viales, cow.pitales), dened die Bezirksverbände eigene Feste mit Opfern feierten (compitalia am 2. Mai). Der Larenkult wurde sehr pietätsvoll beobachtet. Bei allen Familienfesten, wenn der Ivnabe die Bulla ab- und die Toga anlegte, oder wenn die Braut ihren Einzug hielt ins Haus, war der Larenschrank geöffnet, die Bilder bekränzt und Speise den Gfeistern vorgesetzt. Das Fest der lares publici (Larentalia) beging man am 23. Dezember mit Totenopfern. Wie die Ahnengeister (divi) als Laren der Familie, so galten die Geister grofser Männer und Helden des Staates als lares publici. So die Seelen von Romulus, Remus, Tatius, Acca Larentia und später die Genien der verstorbenen Kaiser. Symbol des genius loci war eine Schlange (anguis), die man deshalb auf Wände oder Mauern malte. 3. Manes und Lemures. Die Manen, d. i. die Holden, Guten (v om altlateinischeu mänus = gut, vgl. immanis und mane bei guter Zeit), auch divi und di manes genannt, sind die Seelen der Verstorbenen, ohne dafs man zunächst dabei an eine Versetzung derselben unter die götterähnlichen Genien dachte. Doch konnten die guten Manen auch zu Laren werden und darum heifsen solche divi1. Sie wohnen in der Unterwelt und steigen des Nachts gerne zur Oberwelt. Besondere Totenfesttage waren der 24. August, 5. Oktober und 8. November, welche Tage im Kalender mit munäus patet bezeichnet waren d. h. „die (Toten-) Welt steht offen“. Bei Anlage einer Stadt grub man auf einem offenen Platze eine Grube (von der Gestalt des umgekehrten Himmelsgewölbes tnundus genannt) und weihte sie den Totengöttern und Manen. Dieser mun-dus, der für die Pforte der Unterwelt galt, war in Rom am Komitium. An den genannten Tagen wurde der Totenstein (lapis manalis) von der Grube entfernt und die Verstorbenen gingen aus und ein. Es waren streng religiöse Tag ejdtes atri und ne fasti), - Auch an böse Manen und Genien glaubten die Römer. Sie hiefsen Larvae und Lemures, Gespenster, welche zur Nachtzeit ihren Spuk treiben und die Menschen necken. Ihre Tage, die Lemuria am 9., 11. und 13. Mai. Die Mutter der Manen und Larven war die Mania Daher schrieb man auf die Grabsteine: D. M. oder D. M. S — dis mambus, dis manibus sacrum, den Manengeistern geweiht. 14 *

4. Grundriss der römischen Altertümer - S. 217

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
§ 114. Die Epulonen und die Priester der Sibyllinen. 217 fiel mächtig in die Wagscliale. Ihre Kleidung war weifs, bei den Opfern erschienen sie mit einem großen weifsen Kopftuche und einer Stirnbinde (infula): lauter Beziehungen zu dem überaus heilig gehaltenen Dienste der Vesta und der Penaten. — Sie wurden vom pontifex maximus gewählt (capere) aus den unbescholtensten Familien, wo beide Eltern noch lebten (patr'imae et matrimae), mit der Wahl traten sie aus der väterlichen Gewalt in die des Pontifex. Gewöhnlich wählte man sie zwischen dem sechsten und zwölften Lebensjahre; im Amte mufsten sie dreißig Jahre bleiben, nämlich zehn Jahre den Kult studieren, zehn die religiösen Obliegenheiten besorgen und die letzen zehn Jahie die lso\izen unterrichten. Der Dienst war streng: sie mufsten immer beim Heiligtume verweilen und das heilige Feuer Tag und Nacht hüten. Vergehen waien vor allem das Erlöschenlassen des heiligen Feuers, worauf die Geifselung lastete; sodann Vergehen gegen die Reinheit; Strafe dafür lebendiges Begraben auf dem campus sceleratus. Grund dieser Strenge war die enge Verknüpfung der römischen Staatsfamilie mit der Vesta und dafs in Folge davon ein Vergehen gegen die Vesta als den Staat gefährdend erachtet wurde. Der Verletzer einer vestalis wurde öffentlich zu Tode gegeifselt. — Ihre Wohnung war in der Regia, Vorsteherin die vestalis maxima. § 114. ß) Die Epulonen und die Priester der Sibyllinen. 1. Die 196 v. Chr. eingesetzten Septemviri epulones (anfangs drei, dann sieben, zuletzt zehn Mitglieder) hatten ursprünglich blos die Anordnung des epulum Jovis in Capitolio, d. h. das alljährlich am 14. November dem kapitolinischen Juppiter gegebene Göttermahl nebst Spielen zu veranstalten. In der Kaiserzeit mufsten sie die zahlreichen, bei feierlichen Veranlassungen gegebenen Gast-mähler des Senates und die Bewirtung des Volkes an kaiserlichen Festen besorgen. 2. A on gröfserem Einflüsse waren die X Vvivi (anfangs Ilvivi, dann Xviri) sacris faciundis. Dieses Kollegium entstand mit der Aufnahme der sibyllinischen Bücher unter die römischen Ritualen unter Tarquinius Superbus.» Sie hatten die Besorgung der sacra, welche jeweils jene griechischen Orakelbücher befahlen und somit die Oberaufsicht über alle Gottesdienste mit griechischem Ritus (Graeco ritu), und weil durch den großen Einflufs der Sibyllinen auf das gesamte Religionswesen der griechische Gottesdienst immer mehr um sich griff, so wurden die Fünfzehnmänner eine der ersten priesterlichen Behörden. Namentlich leiteten sie die Lekti-sternien und Supplikationen und sie haben wesentlich den Apollodienst befördert. Nach der Sage kam unter Tarquinius Superbus eine greise Seherin, d. h. die kumanische Sibylla, von Cumae nach Rom und bot dem Könige zuerst neun, dann sechs und endlich drei Bücher mit Sprüchen und Weissagungen um stets den gleichen Preis an. Tarquinius kaufte endlich die drei noch

5. Grundriss der römischen Altertümer - S. 241

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
123. Die einzelnen religiösen Festspielzeiten. 241 tember. Sie waren ein grofses, vorzugsweise von Patriciern und zu Ehren von Juppiter, Juno und Minerva begangenes Fest. Der Hauptfesttag fiel auf die Iden, an welchen früher die Konsuln ihr Amt antraten und den heiligen Nagel (clavus) in der Cella des kapitolinischen Juppiters einschlugen. Die Spiele waren zuerst circensisch, seit 364 v. Chr. kamen scenische Spiele mit römischem; seit 240 v. Chr. (Liv. Andronicus) Dramen mit griechischem Stoffe und zuletzt Grladiatorenkämpfe hinzu. Öfters war eine pompci zu Ehren Juppiters und ein epulum (Iovis) damit verbunden. Die pompa ging vom Kapitol über die via Sacra nach dem Cirkus und es wurden die Attribute des höchsten Gottes auf den tensae von Knaben geführt; vor dem Wagen schritten die Magistrate in feierlicher Tracht. Die hündischen Ädilen leiteten die römischen Spiele. Liv. 1, 35. sollemnes, deinde annui mansere ludi, Romani inctgnique varie appellati. 2. Die ludi plebei, im Anfänge der Republik gestiftet, wurden vom 14.—17. November gefeiert und von den plebejischen Tribunen und Adilen geleitet; sie waren circensisch. 3. Die ludi Capitolini, an den Iden des Oktober zu Ehren des kapitolinischen Juppiters gefeiert, erinnerten an die Rettung des Kapitols während der gallischen Belagerung. 4. Ludi Apollinares, achttägig, vom 6.—13. Juli. Auf An- raten der sibyllinischen Bücher 212 v. Chr. während der Be-drängnis duich Hannibal zu Ehren Apollos angeordnet, wurden sie vom Stadtprätor gegeben und waren scenisch-circensisch. 5. Ludi Megalenses, während der siebentägigen Megalesia am 11. April gefeiert, 204 v. Chr. zur Erinnerung an die Ankunft der Magna Mater (Idaea) auf dem Palatin eingesetzt. Cirkusspiele und Dramen. 6. Ludi Florae (Floralia), sechstägig, vom 28. April bis 3. Mai zu Ehren der Flora begangen. Sie sind 240 v. Chr. erstmals gefeiert worden (Tac. ann. 2, 49) und waren circensisch und scenisch. Die Leitung lag den kurulischen Ädilen ob (Cic. Terr. 5, 14, 36). 7. Ludi Cereales, achttägig, vom 12.—19. April. Der wich- tigste Spieltag war der 19. April, dem alten Hauptfesttage der Cerealia, an welchem ein Festzug vom Kapitol zum Cirkus stattfand. An diesen Tagen wurde die Erdmutter Ceres mit Opfer und Spielen verehrt; letztere bestanden vorzugsweise in Pferderennen. Dazu kamen seit Augustus neue Spiele zu Ehren verschiedener Gottheiten. Lnter den nicht jährlichen Spielen aber nahmen die ludi sae- Krieg, röm. Altertümer. 2. Aufl.

6. Grundriss der römischen Altertümer - S. 243

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
124. Die religiösen Tage und Festzeiten. 243 gab es im Jahre 53 dies nefasti; im Kalender mit N angemerkt, wo jenes nicht erlaubt war ■ dagegen, wenigstens in früherer Zeit, nur 38 dies fasti. Doch gab es unterbrochene Tage, an denen zu gewissen Stunden, und andere, an welchen nach vollbrachtem Opfer gerichtliche Verhandlungen und Komitien erlaubt waren. Solche Tage hiefsen dies intercisi. c) Dies religiosi (citri) et puri (albi). Die ersteren sind wegen irgend eines religiösen Bedenkens (daher religiosi), z. B. wiegen eines Unglücks, einer verlorenen Schlacht, für jede bürgerliche Handlung unbrauchbar. So war der 23. Mai (wegen der Niederlage am Trasimenus), der 18. Juli (dies Alliensis, wegen der Niederlage an der Allia) und der 6. Oktober (wegen der Niederlage 105 durch die Cimbern) ein dies ater; ebenso die den Manen geweihten und im Kalender mit „mundus patet“ (24. Aug., 5. Okt. und 8. Nov.) angemerkten Tage. Auch die dies postriduani (nach den Kalenden, Nonen und Iden) waren religiosi. Diejenigen Tage dagegen, welche frei von solchen Bedenklichkeiten waren, hiefsen puri oder albi. 2. Die Festtage. Die dies festi oder feriae, Feiertage, für gottesdienstliche Handlungen sind entweder stativae, stehende, d. i. alljährlich am gleichen Kalendertage wiederkehrende Feste, oder feriae conceptivae, bewegliche Feste, bei denen alljährlich der Monatstag angesagt werden mufste (wie die feriae Latinae), endlich feriae imperativae, die in aufserordentlichen Fällen vom Magistrat, Pontifex oder Senat anberaumt wurden, wie z. B. die sup-plicationes. Im allgemeinen fielen alle römischen Feste auf ungerade Tage. An den feriae wurde nicht gearbeitet; doch war nicht alle Arbeit geradezu verboten, sondern dringend nötige Verlichtungen erlaubt. Ähnlich war es an den Nundinen, an welchen die Arbeit im allgemeinen ruhte. Feriae waren alle Kalendae (der Juno heilig) und alle Idus (dem Juppiter geweiht). 3. Der Festkalender, der bis zum Jahre 312 v. Chr. von den Pontifices geheim gehalten wurde, stand wie die rituelle Feier jedes einzelnen Festes ganz unter der Aufsicht der Oberpriester. Sie beriefen je zur Zeit des Neumondes, d. i. zu Beginn des Monats, das Volk nach dem Kapitol, um den Tag der Nonae (je der neunte vor den Iden, Anfangs- und Endtag eingerechnet) mitzuteilen. Von diesem Berufen (calare von xaxstv) kommt der Name Kalendae. An den Nonen wurde dann das Volk vom rex sacro-rum nochmals berufen und ihm die in den Monat fallenden Feste und Opfer bekannt gemacht. Im Jahre 312 (oder 304) v. Chr. 16*

7. Grundriss der römischen Altertümer - S. 245

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
125. Zeitrechnung und Kalenderwesen. 245 Dezember. Am 4. Opfer der Bona Dea. 17. — 21. die Saturnalia, ein grofses Freudenfest zur Erinnerung an das goldene Zeitalter; eine volle Woche Stillstand aller Geschäfte, Sklaven und Kinder werden beschenkt. Opfer und Mahl im Saturnustempel am Forum. Zahlreiche Gebräuche an diesem Feste. — Am 23. die Larentalia zu Ehren der Hauslaren und der Larenmutter Acca. Letztes Fest im Jahre. Eine Art Festtag waren endlich die öfteren Jahrmärkte (mercatus) oder Messen und mit Opfer verbunden. § 125. Zeitrechnung und Kalender wesen. 1. Zeitrechnung. Mit dem Religionswesen stand der Kalender in enger Beziehung; denn die Beobachtung der Feste und religiösen Gebräuche richtete sich nach gewissen, regelmäßig wiederkehrenden Jahreszeiten innerhalb desselben ,Umkreises1 (annns; vgl. annulus Ring) oder eines Jahrganzen. a) In der ältesten Zeit hatte das Kalenderjahr nach etruskischer Zählung 10 Monate, von welchen 6 je 30, 4 (März, Mai, Juli und Oktober) je 31 Tage enthielten, im ganzen 304 Tage oder 38 Wochen zu je 8 Tagen. Der März war hiebei der erste, der Dezember der letzte (zehnte) Monat. Dies das sogen, romu-lische Jahr, eingeteilt nach dem Dezimalsystem. b) Das Mondjahr von Numa bis Cäsar. Dieses Mondjahr richtet sich nach dem Umlauf des Mondes und zerfällt nach dem Duodezimalsystem in 12 Monate, von denen der März der erste, der Februar der letzte war. Der erste Monat, welcher nach Mars Martius benannt ist, fällt in den Frühlingsanfang. Die drei folgenden haben ihre Namen vom Sprossen oder Aufgehen (Ajjulis von aperio), Wachsen (Malus, vgl. magis, magnus) und Gedeihen (Junius), der fünfte bis zehnte von den Ordnungszahlen (Quinctüis, Sextilis, September, October, November, December), der elfte von Janus und der zwölfte vom Reinigen (februare = ex-piare). Dieses Mondjahr soll von Numa eingesetzt sein. Es hatte 355 Tage, und um die fehlenden 10 Tage des Sonnenjahres ein-zubiingen, führte man den Schaltcyklus ein, so zwar, dafs jedes zweite und vierte Jahr einen Schaltmonat (mensis intercalaris oder mercedonius, Arbeitsmonat) von je 28 und 27 Tagen erhielt, welche aber, da die Zahl zu hoch war, von den Dezemvirn auf 23 und 22 herabgesetzt wurden. Weil aber auch so noch eine Disharmonie zwischen dem natürlichen oder Sonnen- und diesem künstlichen Jahr bestand, so überliefs man den Pontifices, die allein im Besitze der Kalenderkunde waren, beliebig zu interkalieren (intercalare, intercalatio). Um dieses künstliche oder bürgerliche

8. Grundriss der römischen Altertümer - S. 242

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
242 § 124. Die religiösen Tage und Festzeiten. culares die erste Stelle ein. Die Einführung derselben ist unbekannt; geschichtlich nachweisbar aber wurden die ersten Säkularspiele 249, die zweiten 146 und die dritten 17 y. Chr. gehalten. Das Wort saeculum wurde erst you da ab als Zeitraum von 100 oder 110 Jahren angesehen, während es früher nach etruskischer Rechnung ein „Lebensalter“ bezeiclmete und überhaupt die Auffassung von der Dauer eines saeculum schwankend war. Die Berechnung der saecula lag in Rom den (etruskischen) Haruspices ob und die sibyllinischen Bücher übten Einflufs auf deren Bestimmung und auf die Säkularspiele. Der volle Name dieser Spiele, welche ,centesimo quoque anno‘ geschehen sollten, war: ludi saeculares Ditis patris. — In der augusteischen Zeit verband man den Gedanken an das goldene Zeitalter mit den Säkularspielen. Dahin zielen die Worte Yergils ecl. 4, 4: Ultima Cumaei venit iam carminis aetas ; Magnus ab integro saeclorum nascitur ordo. Immer lehnte sich die Abhaltung derselben an ein wichtiges Ereignis, lind sie sollten zur Versöhnung der Götter und zur Erhaltung der römischen Herrschaft dienen. Augustus änderte insoweit die Bedeutung der Säkularspiele, dafs er dabei den Dienst Juppiters und des ■palatinisclien Apollo hereinzog, während sie früher nur den unterirdischen Göttern gegolten hatten. Die Xvviri libris Sibyllinis hatten jetzt den Kult des palatinischen Apollo und zugleich diese Spiele zu besorgen; sie berechnen die saecula, kündigen durch ganz Italien das Fest an, welches drei Tage und drei Nächte dauerte; Tag um Tag wurden Opfer und Gebete je in bestimmten Tempeln dargebracht, Lustrationen vorgenommen und Spiele gegeben. Am dritten Tage war das Hauptfest im Tempel des Apollo, wo von Knaben- und Mädchenchören das Festlied (carmen saeculare), sowie andere Hymnen und Päane gesungen wurden. Auch lectisternia, Tierhetzen und Gladiatorenspiele finden wir aufgeführt. Ygl. das carmen saeculare des Horaz. D. Die religiösen Tage und Festzeiten, § 124. 1. Einteilung der Tage. Man unterschied im römischen Kalender: a) Dies festi und profesti; jenes sind Feiertage, dieses Geschäfts- oder Werktage (^rofesti eigentlich Forfeste, Tage vor den Festen), an welchen der Privatmann seinen bürgerlichen Geschäften nachgehen konnte. b) Dies fasti und nefasti. Diese Unterscheidung gilt nur für die Magistrate. Die dies fasti (= Sprechtage), im Kalender mit F bezeichnet, sind Gerichts- und Yersammlungstage, wo es also gestattet war, lege agere und cum populo agere. Der Prätor durfte in iure verhandeln und sein do dico addico sprechen. Daneben

9. Grundriss der römischen Altertümer - S. 244

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
244 § 124. Die religiösen Tage und Festzeiten. veröffentlichte ein Schreiber des Censor App. Claudius Caecus durch Yerrat den Festkalender. 4. Einige der wichtigeren Festtage des Jahres: Januar. Am 1. Januar Opfer des Janus. Seit dieser Tag Jahresanfang geworden, Gratulationsfest mit Neujahrsgeschenken (strenae, vom sabinischen strena = sanitas; dann omen); ein sehr heiteres Fest; zugleich Fest der Konsuln. Da der 2. Januar als postriduanus ein dies ater war, so fand die Fortsetzung am 3. Januar statt mit der sollernnis votorum nuncupatio und Geschenken an den Kaiser. Bekränzen der Hausthüren. — Am 9. Januar die agonalia (von ago-ne?), ein von Numa angeordnetes Opfer, welches der Opferkönig in der Regia darbrachte. Februar. Am 15. die Lupercalia, Sühnungs- und Reinigungsfest mit Opfer an Faunus lind Juno. Zugleich Hirtenfest mit mancherlei Gebräuchen. — Februare, reinigen von der Fieberluft (malaria); Februus, Gottheit gegen Fieberluft. März. Am 1. Beginn des Salierfestes. Alter Jahresanfang. Matronalia, Hauptfest der Hausfrauen. Vom 19.—23. die Quinquatrüs, Schulfest, Beginn der Ferien; der erste Tag galt der Minerva, dedicatio ihres Tempels auf dem Aventin. Am 5. Tage das tubilustrium (Lustration und Weihe der Flöten und Trompeten, deren Erfinderin Minerva ist). —• Am 22. Fest der Göttermutter mit Spielen (ludi Megalenses). April. Vom 4.—10. die Megalesia, eine Fortsetzung der im März stattfindenden Festlichkeiten zu Ehren der Magna Mater. Große Festspiele im Cirkus und Theater. Die Galli (Priester der Cybele) tragen das Götterbild durch die Stadt. — 28. April bis 3. Mai: ludi Florales und Flor alia, an welchen die Stadt beleuchtet wird; fünf Tage lang theatralische Vorstellungen (Atellanen, Pantomimen, Possen). — 12.—19. April ludi Cer er is, am 21. die Palilia (Parilia), Jahrestag der Gründung Roms; ein Hirtenfest der Pales. Mai. Vom 17.—20. oder 27.—30. Arvalia, ernstes Fest der Arvalbrüder, unblutige Opfer der Dea Dia. Die fratres arvales opfern in der toga prae-texta Wein und Weihrauch. Juni. Am 9. die Vestalia zu Ehren der Vesta, in deren Tempel die Frauen ziehen, um dem Opfer der Vestalinnen beizuwohnen. Fest der Bäcker und Müller (pistores). Am 13. (Idus) die Quinquatrus minores, Fest des collegium tibicinum. Juli. Am 5. die Poplifugia (populi fugia, iorum) zum Andenken an die Volksflucht zur Rettung der Latiner. Dann vom 6. —13. die apollinarischen Spiele, am 18. ein dies ater (Alliensis). August. Am 19. die Vinalia rustica, Weinlesefest; am 21. die Consualia, von Romulus dem Consus (Gott des Rates) zu Ehren eingesetzt (Liv. 1, 9),. mit Cirkusspielen; am 23. die Volcanalia zu Ehren des Volkan. September. Vom 4.—19. die großen ludi Romani; an den Iden ein epu-lum Iovis. Oktober. Am 15. (Idus) ludi Capitolini und Opfer des Oktoberpferdes; den 19. das große armilustrium, Entsühnung und ^Veihe der A\ affen. November. Vom 14.— 17. die plebejischen Spiele mit einem epulum Iovis am 13.

10. Grundriss der römischen Altertümer - S. 251

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
126. Religiöse Gebräuche bei Ehe und Begräbnis. Totenkult. 251 Wer einem Begräbnis anwohnt, reinigt sich nach demselben durch Besprengen mit Wasser {Verg. Aen. 6, 229) und Beräuchern (suffitio) mit verbrannten Lorbeerblättern; endlich wird den Laren ein Hammel (vervex) geopfert und das Haus, wo der Verstorbene lag, mit verbenacum (Eisenkraut, hierabotane) geräuchert. Dieser Tag hiefs feria denicalis (v. nex). Neun Tage nach dem Begräbnis aber fand eine Totenfeier (sacrificium novendiale oder kurz novendial) statt mit Opfer und Totenmahl (cena novenclialis, epu-lum funebre). Oft wurde auch eine Spende in Fleisch oder Geld dem Yolke verliehen (.Liv. 8, 22; 39, 46), und seit 264 v. Chr. kamen die munera gladiatoria als Totenfeier auf; der dort Gefallene galt als sacrum htimanum den Manen und den di inferi. An die Manen des Verstorbenen und sein Grab knüpfte sich weiter ein fortwährender Kult, der teils öffentlich von Staatswegen (sacra joopidaria), teils privatim (sacra privata) gefeiert wird. Zu er-steren gehört die alljährlich im Kalender verzeichnete Totenfeier der joarentalia und fer alia. Die parentalia oder dies parentales (eigentlich Feiertage der Eltern und Verwandten) wurden vom 13.-21. Februar begangen und schlossen mit den fer alia — Totenfeier am 21. Februar. Die neun Tage der Totenfeier waren dies religiosi; alle Tempel waren geschlossen, Heiraten verboten, die Magistrate erschienen ohne ihre Amtszeichen; man trug Speisen auf die Gräber, opferte Wein und Blumen (Ouid. fast. 2, 531 sqq.). Daneben verehrte man die Manen noch durch mancherlei Privatkulte an den jährlichen Totes- und Begräbnistagen derselben und man machte Familienstiftungen für die Feier von Jahresopfern. Diese Totenopfer (inferiae) an die Manen bestanden in Wasser, Wein, warmer Milch, Honig, Öl und Blut von schwarzen Schafen, Schweinen und Bindern, das man auf das Grab gofs (profundere), auch Weihrauch und Salben wurden geopfert. Eine eigentümliche Privattotenfeier war das Rosenfest (vosarict, voscilict), das man im Mai oder Juni mit einem Mahle beging, wobei Rosen an die Gäste verteilt und aufs Grab gelegt wurden. Die Rose opferte man überhaupt den Manen gerne. Daher die Ausdrücke dies rosarum und rosatio. Auch Veilchen (violae) liebten die Toten. — Den Verstorbenen opfern heifst parentaie, Cic. legg. 2, 21: Februario mense mortuis parentare voluerunt. — Die Leichenspiele, welche an die Stelle der Menschenopfer getreten waren, sollten als loten ehre und Sühne der abgeschiedenen Manen gelten. Darauf gehen die Ausdrücke mumis Scipiom's bei Cic. Sest. § 124; Tcic. hist. 2, 70 (munus Caecinae).
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