174 § 88. Belagerung und Belagerungswerke.
auf einer Längeseite gedeckt, ruhten ebenfalls auf Rädern (Walzen). Man stellte oft mehrere vineae hinter einander und bildete so einen Laufgang
(porticus) und schob sie allmählich gegen die Mauer vor (vi-neas agere, pro-ferre) 1. Siehe Fig. 32.
3. Die Geschütze , tor-menta. Für die Feldschlacht hatten die Alten gewöhnlich keine Geschütze , sondern nur bei Belagerungen sowohl zum Angriff als zur Verteidigung. Der allgemeine Name für Wurfmaschinen ist tormenta (von torquere, weil sie vorzüglich mittelst gespannter Seile, also durch Torsionselasticität regiert wurden). Bei allen wurden gewaltige Pfeile, Steine, Balken u. s. f., die auf eine Bahn über einer Sehne gelegt waren, durch Anziehen und Losschnellen der Sehne fortgeschleudert. So schlugen die Wurfgeschosse
mit grofser Perkussionskraft und auf weite Entfernung gegen das feindliche Ziel. Die Schufsma-schine bestand aus einem Gestell oder Ständer, darüber eine Bahn, in welche das Greschofs gelegt wurde, und einem Spanung. 33. Katapult kästen. Die Seh-
nen (nervi, vsupcu), wozu man elastische Stränge aus Rofshaar oder gedrehten Därmen nahm, wurden mittelst Winden (Haspeln) aufgezogen. Arten von tormenta:
1 Caes. b. G. 2, 12.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Mathematische Geographie.
Erste Abteilung.
Von den scheinbarm Bewegungen der Himmelskörper.
1. Begriff. Auf freiem Felde kommt uns der Himmel wie ein
großes Gewölbe vor, das ringsum bis zum Erdboden reicht. Die Linie,
in der sich Himmel und Erde zu berühren scheinen, wird
Horizont (vom griech. horfzein = begrenzen) genannt. Auf ringsum
flachem Lande oder auf dem Meer stellt sie sich als Kreislinie dar.
Wir selbst stehen im Mittelpunkte der von uns überschauteu Fläche,
und dieser Mittelpunkt heißt unser Standpunkt oder Standort. An
jedem andern Orte der Erdoberfläche oder, was dasselbe ist, für jeden
andern Standpunkt ist auch der Horizont ein anderer. Ebenso erweitert
sich dieser, je höher wir steigen; die Fläche, welche von dem Horizont ein-
geschlossen wird, heißt Horizontfläche. ■—Wie jede Kreisperipherie, so
wird auch der Horizont in 360 gleiche Teile geteilt, die man Grade nennt.
2. Die Himmelskugel. Der Himmel über uns breitet sich in
der Gestalt eines großen Gewölbes oder einer hohlen Halbkugel aus; ebenso
K 1. Der Horizont.
würde man, wäre die Erde durch-
sichtig, das Himmelsgewölbe sich
auch uuter dem Horizont in Form
einer Halbkugel fortsetzen sehen,
so daß der ganze Himmel als
eine hohle Kugel zu denken ist.
sud Man spricht deshalb von einer
Himmelskugel oder Himmels-
sphäre.
3ig. i.
ß. Zenit,Nadir,Scheitel-
linie. Denkt man sich (Fig. 1)
durch den Standpunkt (B) eines
Beobachters auf die Horizont-
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
§ l. Der Horizont.
3
fläche eine senkrechte Linie gezogen, so trifft diese das Himmelsgewölbe in
zwei Punkten; davon heißt der über dem Haupte des Beobachters liegende
der Zenit oder Scheitelpunkt, der in der unsichtbaren Halbkugel
liegende der Nadir oder Fußpunkn. Die gerade Linie selbst zwischen
Zenit und Nadir nennt man die Vertikal- (vom lat. Vertex = Scheitel)
oder Scheitellinie.
4. Scheitel- und Höhenkreise. Kreise, welche durch Zenit und
Nadir gehen, heißen Scheitel- oder Berti kalkreise. Sie sind stets
größte Kreise^ der Himmelskugel. — Der Scheitelpunkt ist überall
90° des Vertikalkreises von der Peripherie des Horizontes entfernt. —
Kreise, die zum Horizonte parallel am Himmel gedacht werden, nennt man
Höhe n kr eise oder Almucantarate.
5. Himmelsgegenden. Des Morgens sehen wir die Sonne am
Horizont aufgehen; sie steigt alsdann immer höher, erreicht mittags ihren
höchsten Punkt, nähert sich von da an dem Teile des Horizontes, welcher
der Aufgangsgegend gegenüberliegt, und geht abends unter. Derjenige
Punkt des Horizontes, der in der Richtung des kürzesten Schattens liegt,
heißt Nordpunkt. Denken wir uns diesen Punkt mit unserem Stand-
punkte durch eine gerade Linie verbunden und verlängern wir sie, so schneidet
sie den Horizont zum zweitenmal in dem Südpunkte. Diese den Nord-
und den Südpunkt verbindende Gerade heißt die Mittagslinie. Ziehen
wir ferner auf diese Verbindungslinie durch unfern Standpunkt eine Senk-
rechte, welche den Horizont in zwei weiteren Punkten schneidet, so erhalten
wir den Ostpunkt und den Westpunkt, und zwar liegt der Ostpuukt
in der Gegend, in welcher die Sonne aufgeht, der Westpuukt da, wo sie
untergeht. — Alle vier Punkte heißen die Kardinalpunkte des Hori-
zontes. Die ihnen anliegenden Teile des Horizontes begrenzen die gleich-
namigen Himmelsgegenden.
Bestimmung der Mittagslinie. Man findet sie, indem man die Rich-
tung des kürzesten Schattens bestimmt, den ein vertikaler Stab auf eine horizontale
Ebene wirft. Zu dem Ende schlägt man um den Fußpunkt des Stabes einen Kreis,
dessen Halbmesser mehr beträgt als die Länge des kürzesten Schattens. Merkt man
dann die Stellen an, wo der Schatten vor und nach Mittag gerade den Kreis er-
reicht, und halbiert hieraus den Bogen zwischen ihnen, so geht die Mittagslinie
durch den Halbierungspunkt und den Fußpunkt des Stabes.
6. Mittagskreis. Denjenigen Vertikalkreis, welcher durch den Süd-
Punkt, also auch durch den diametral gegenüberliegenden Nordpunkt geht,
1 Zenit und Nadir sind arabische Worte. ,
2 Größte Kreise einer Kugel sind solche Kreise, deren Mittelpunkte mit dem
Mittelpunkte der Kugel zusammenfallen.
x*
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
4
I. Abtl. Von den scheinbaren Bewegungen der Himmelskörper.
nennt man Mittags- oder Meridiankreis (v. lat. msriäies — Mit-
tag), weil es an jedem Tag für einen Ort („wahrer") Mittag ist, wenn
die Sonne durch diesen Kreis geht (Fig. 1, S. 2).
^.'Höhe und Azimut. Unter der Höhe eines Sternes versteht
man das Bogenstück eines Vertikalkreises zwischen dem Gestirn und dem
Horizont (Su, Fig. 1). — Der Bogen des Horizontes vom Südpunkte bis
zu dem Punkte, wo der Vertikalkreis eines Gestirns den Horizont schneidet
(Ah, Fig. 1), ist das Azimut ^ des Sternes. Die Astronomen gehen
bei der Bestimmung des Azimuts vom Südpunkte aus.
) ' u
§ 2. Die scheinbare Bewegung der Himmelskörper.
1. Scheinbarer täglicher Umlauf. Sonne, Mond und Sterne
bewegen sich, fo scheint es nns, täglich von Osten nach Westen. Ihre
Bahnen bilden über dem Horizonte parallele Kreisbogen, deren Ergänzungen
zu einem Kreise un-
ter dem Horizonte
liegen. Der über
dem Horizonte be-
schriebene Bogen ist
t.imtraiiiaiioil . r
der Tag bogen,
der unter dem Hori-
zonte befindliche der
Nachtbogen.
Tag- und Nacht-
bogenzusammenbil-
deneinen Kreis, wel-
cher Tagkreis ge-
nannt wird. Die
Tagkreise stehen
fchief aufdem Hori-
zonte (Fig. 2).
2. Zirkumpolarsterne. Viele Sterne beschreiben über dem Hori-
zonte ganze Kreise, gehen also gar nicht auf und unter; solche Sterne
nennt man Zirkumpolarsterne.
Kulmination. Alle Himmelskörper erreichen bei der täglichen
Bewegung in der für uns sichtbaren Mitte derselben einen höchsten Stand
im Meridian. Man sagt dann: sie kulminieren (v. lat. culmen — der
höchste Stand einer Sache). — Die Zirkumpolarsterne durchschneiden den
1 Das Wort Azimut ist arabischen Ursprungs.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
§ 2. Die scheinbare Bewegung der Himmelskörper.
5
Meridian über dem Horizonte zweimal, sie erreichen also im Meridian
eines Ortes ihre höchste und niedrigste Stellung, ihre obere und untere
Kulmination (Fig. 2).
4. Sterntage. Die Zeit, welche verfließt vom Durchgang eines
Fixsternes durch den Meridian eines Ortes bis zum nächsten Durchgang
desselben Sternes, heißt Sterntag. Man teilt ihn in 24 gleiche Teile:
Stunden zu je 60 Minuten; der 60. Teil einer Minute ist eine Se-
künde. — Nach der gewöhnlichen Uhrzeit ist ein Sterntag = 23h 56m 4s.
5. Himmelsachse und Himmelspole. Der Durchmesser der
Himmelskugel, um den sich diese mit allen ihren Gestirnen täglich einmal
dreht, wird die Himmels- oder Weltachse, ihre beiden Endpunkte
werden die Himmels- oder Weltpole genannt. Der eine von diesen,
der sich über unserem Horizonte befindet, heißt der arktische (v. griech.
ärktos — der Bär, weil das Sternbild des Bären sich in dieser Gegend
zeigt) oder Nordpol; der andere, welcher unter unserem Horizont ist, der
antarktische (v. griech. antf — entgegen, also der dem Bärenpol ent-
gegengesetzte) oder Südpol (Fig. 2).
6. Lage des Nordpols. Diese ist mittels eines Sternes, der sich
ganz in dessen Nähe befindet und deshalb Polarstern genannt wird,
leicht zu finden. Allgemein bekannt ist
eine Verbindung von sieben hellen Ster-
nen, welche der Große Wagen oder
der Große Bär genannt wird (Fig. 3).
Zieht man durch die Hinterräder a und b
eine Gerade und verlängert diese Linie
etwa um das Fünffache, so trifft sie den
hellen Stern einer ähnlichen Verbindung
(der Kleine Bär genannt), und dieser
ist der Polarstern, an welchem ohne
Fernrohr gar keine Bewegung wahr-
zunehmen ist.
7. Himmelsäquator und Par-
allelkreise. Von den Weltpolen
überall gleich weit entfernt, nämlich
von jedem 90 °, denkt man sich einen
größten Kreis der Himmelskugel, welcher
der Himmelsäquator (v. lat. aequäre — gleichmachen) genannt wird.
Die Ebene des Himmelsäquators teilt die Himmelskugel in zwei gleiche
Hälften, eine nördliche und eine südliche Halbkugel (Hemisphäre). —
Kreise, die man sich am Himmel parallel zum Äquator gezogen
* *
* * *
Klemer "Bar
f
Polarstem
* /
Großer Bär f b
* I
* a
F'g. 3.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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6
I. Abtl. Von den scheinbaren Bewegungen der Himmelskörper.
Zenit
denkt, heißen Parallelkreise
(Fig. 2, S. 4).
H
8. Deklinationskreise und
Deklination. Diejenigen Kreise,
welche man sich durch die Welt-
pole gehend denkt (z. B. Pap,
Fig. 4), die also aus dem Äquator
senkrecht stehen, nennt man Stun-
den- oder Deklinationskreise.
— Jener Bogen eines Deklinations-
kreises, der zwischen einem Gestirn
und dem Äquator liegt, heißt die
Deklination (v. lat. cleclinäre
Fig. 4.
— abweichen) oder die Abweichung des Gestirns La, Fig. 4). Man
zählt sie nach N. und nach S. vom Äquator aus als nördliche und
südliche Deklination.
9. Polhöhe und Äquatorhöhe. Das Bogenstück des Meridians
eines Beobachters zwischen dem nächstgelegenen Pole und dem Horizonte
(Pk) wird die Pol höhe, jenes zwischen Horizont und Äquator (Ah)
Äquatorhöhe genannt. — Polhöhe und Äquatorhöhe ergänzen sich zu 90°.
1. Bewegung der Sonne vom 21. März bis zum21.Juui.
Die Sonne geht am 21. März im Ostpunkte gegen 6 Uhr morgens auf
und im Westpunkte. gegen 6 Uhr abends unter und durchläuft den
Himmelsäquator. Der Tagesbogen der Sonne beträgt gerade 180°.
Tag und Nacht sind einander gleich, und da mit diesem Tage bei uns
der Frühling beginnt, so nennt man diese Zeit die Frühlings-Tag-
und Nachtgleiche oder das Frühlingsäquinoktium (v. lat.
aequus — gleich und nox — Nacht).
Die Sonne beschreibt nun immer kleinere Kreise, aber größere Tages-
bogen, bis sie am 21. Juni ihre größte nördliche Entfernung vom Äquator
erreicht. Der Tageskreis der Sonne liegt an diesem Tage 231/2° nördlich
vom Äquator. Wir haben jetzt den längsten Tag und die kürzeste
Nacht. — Da die Sonne über den am 21. Juni beschriebenen Tageskreis
nicht hinausrückt, sondern sich von ihm gleichsam umwendet, um sich dem
Äquator wieder zu nähern, so nennt man diesen Kreis den Wendekreis,
und weil er nördlich vom Äquator liegt, den nördlichen Wendekreis.
— Die Zeit um den 21. Juni herum heißt die Zeit der Sommer-
Sonnenwende oder die des Sommersolstitiums (v. lat. sol = Sonne
a) Der scheinbare jährliche Lauf der Sonne.
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§ 2. Die scheinbare Bewegung der Himmelskörper.
7
und stäre — stehen, — Sonnenstillstand, da es um diese Zeit wie um
den 21. Dezember fast scheint, als sei ein Stillstand im Laufe der Sonne
eingetreten). Der 21. Juni selbst ist der Tag der Sommer-Sonnenwende;
mit ihm beginnt unser Sommer.
2. Die Bewegung der Sonne bis zum 23. September.
Die Sonne nähert sich von nun an mehr und mehr dem Äquator, sie
beschreibt jetzt von Tag zu Tag wieder größere Kreise, aber kleinere Tages-
bogen, bis sie am 23. September wieder im Äquator läuft und Tag und
Nacht gleich werden. Es nehmen also die Tage wieder ab und die Nächte
wieder zu, bis der Lauf der Sonne derselbe ist wie am 21. März. —-
Da mit dem 23. September bei uns der Herbst beginnt, so nennt man
die mit diesem Tage eintretende Tag- und Nachtgleiche die Herb st-Tag-
und Nachtgleiche oder das Herb st Äquinoktium.
3. Beweguug der Sonne bis zum 21. März. Vom 23. Sep-
tember ab tritt die Sonne in die südliche Halbkugel des Himmels ein;
sie beschreibt jetzt immer kleinere Kreise, aber auch kleinere Tagesbogen, und
zwar bis zum 21. Dezember, dem Anfang des Winters. Wir haben
dann den kürzesten Tag und die längste Nacht. Der Tageskreis
der Sonne liegt 23^^ südlich vom Äquator und heißt der südliche
Wendekreis. Jener Tag aber ist der Tag der Winter-Sonnen-
wende oder der Tag des Wintersolstitiums. Die Sonne beginnt
nun ihre Wanderung wieder nach dem Äquator, um am 21. März aber-
mals in ihm zu stehen.
Die stets wechselnden Entfernungen des Aufgangs- und Untergangs-
Punktes der Sonne vom Ost- und Westpuukte heißen die Morgenweite
und die Abendweite.
Nach den bisher geschilderten Vorgängen scheint die Sonne sich in
regelmäßigem Wechsel zwischen den Wendekreisen hin und her zu bewegen,
somit bei ihrer täglichen Himmelsdrehung nicht geschlossene Parallelkreise,
sondery^eine Schraubenlinie zu beschreiben.
4. Die jährliche Sonnenbahn. Eine Eigenbewegung der Sonne
äußert sich außer in der wechselnden Deklination noch in anderem Sinne.
Fassen wir kurz nach Sonnenuntergang eine uns bekannte Sterngruppe
ins Auge, die gerade zu dieser Zeit am östlichen Himmel erscheint! Schon
eine Beobachtung von wenigen Tagen genügt, um uns zu zeigen, daß die
Zeit des Aufganges der einzelnen Sterne täglich um etwa 4 Minuten sich
verfrüht. Einige Wochen spater sehen wir deshalb zu der gleichen Stunde
die Gruppe nicht mehr an derselben Stelle; sie steht nun dem Meridian
näher, und nach abermals mehreren Wochen erscheint sie zu derselben
Stunde am westlichen Horizonte. Die Sonne bleibt demnach immer weiter
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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8 I. Abtl. Von den scheinbaren Bewegungen der Himmelskörper.
nach O. zurück; sie geht in der Richtung von W. nach O. an den Sternen
vorüber. Da uns nun dieselben Sterne nach einer bestimmten Zeit in bezug
auf die Sonne an ihrer alten Stelle wieder erscheinen, so folgt daraus, daß
die Sonne innerhalb dieser Zeit ihren Umlauf am Himmel in der Richtung
von W. nach O. vollendet hat. Die zu diesem Umlauf erforderliche Zeit
nennt man ein Jahr. Die Sonne hat somit außer ihrer täglichen
Bewegung von O. nach W. noch eine jährliche von W. nach O.
5. Die Ekliptik. Die kreisförmige Bahn, welche die Sonne bei
ihrer jährlichen Bewegung zu beschreiben scheint, heißt Ekliptik (v. griech.
ekleipsis — Verfinsterung, weil Finsternisse nur dann eintreten, wenn
der Mond in oder nahe bei der Sonnenbahn steht). Sie schneidet den
Äquator unter einem Winkel von 231l2° (Fig. 5, S. 10).
6. Hauptpunkte der Ekliptik. Die beiden Punkte, in welchen
die Ekliptik den Äquator durchschneidet, heißen die Äquinoktial- oder
Nachtgleichenpunkte. Denn wenn sich die Sonne in diesen Punkten
befindet, so durchläuft sie als Tageskreis den Äquator, und Tag und
Nacht sind einander gleich. In dem einen dieser Punkte steht die Sonne
am 21. März, und dieser Punkt heißt der Frühlings-Äquinoktial-
Punkt; in dem andern steht sie am 22. September, und dieser Punkt
wird der H erb st-^Äquinokti alpunkt genannt. — Die beiden Punkte,
in welchen die Ekliptik die Wendekreise berührt, nennt man die Solstitial-
oder Sonnen still st andspunkte. Der vom Äquator nördlich liegende
Solstitialpunkt wird Sommersolstiz, der südliche Wintersolstiz ge-
nannt. Den ersteren erreicht die Sonne am 21. Juni, den letzteren am
21. Dezember. — Denkt man sich im Mittelpunkte der Ekliptikebene auf
diese eine Senkrechte errichtet, so trifft sie die Himmelssphäre in zwei
Punkten, welche die Pole der Ekliptik heißen.
7. Tierkreis. Indem die Sonne in Jahresfrist die Ekliptik durch-
wandert, durchschreitet sie zwölf verschiedene Sterngruppen; sie liegen in
einem Gürtel zu beiden Seiten der Ekliptik, welchen man den Tierkreis
(Zodiakus, vom griech. zödion — Tierchen, zodikös kyklos — Tierkreis)
nennt. Er darf nicht mit der Ekliptik verwechselt werden, die ja nur eine
Kreislinie ist. Die zwölf Sternbilder des Tierkreises heißen:
r v x @ <r iw -
Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Wage,
1u & *» X
Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische K
1 Ein altes lateinisches Distichon des Tierkreises lautet: Lunt Aries, Taurus,
Geraini, Cancer, Leo, Yirgo, Libraque, Scorpius, Arcitenens, Caper, Amphora, Pisces.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
§ 2. Die scheinbare Bewegung der Himmelskörper.
9
, ^8. Zeichen der Ekliptik. Die Sternbilder sind von sehr der-
schiedener Länge. Da nun so ungleiche Größen in der Rechnung unbequem
sind, so hat man die Ekliptik in zwölf gleiche Teile eingeteilt von je
30° Länge, welche man (Himmels-) Zeichen nennt. Sie führen die
gleichen Namen wie die Sternbilder des Tierkreises, fallen mit ihnen aber
nicht genau zusammen.
Als den Anfangspunkt der Ekliptik nimmt man den Frühlings-
Punkt an oder den Anfangspunkt des Zeichens des Widders.
9. Abweichung zwischen Sternbild und Zeichen. Die
Übereinstimmung zwischen Sternbild und Zeichen ist, abgesehen von dem
schon angeführten Grunde, auch dadurch unmöglich gemacht, daß die Lage
des Frühlingspunktes sich im Lause der Zeit ändert. Er schreitet nämlich
im Laufe eines Jahres um 50", in 72 Jahren um 1°, in 2160 Jahren
um 30° oder um ein Sternbild nach W. Gegenwärtig steht infolge davon
die Sonne am 21. März im Sternbilde der Fische. — Dieses Zurück-
weichen des Frühlingspunktes heißt die Präzession der Äquinoktien
oder das Vorrücken der Nachtgleichen 1.
10. Lage der Zeichen. Im Frühlingspunkte beginnt das Zeichen
des Widders. Zwischen dem Frühlingspunkt und dem Sommer-Solstitial-
punkte liegen die Zeichen: Widder, Stier, Zwillinge. Im Sommer-
Solstitialpunkte, in den die Sonne am 21. Juni tritt, beginnt das Zeichen
des Krebses und darum heißt der an jenem Tage von der Sonne
durchlaufene Tageskreis der Wendekreis des Krebses. Zwischen dem
Sommer-Solstitialpunkt und dem Herbst-Äquinoktialpunkte befinden sich
die Zeichen: Krebs, Löwe, Jungfrau; im Herbst-Äquinoktialpunkte
selbst beginnt das Zeichen der Wage; zwischen ihm und dem Winter-
Solstitialpunkte liegen: Wage, Skorpion, Schütze. Im Winter-
Solstitialpunkte beginnt das Zeichen des Steinbocks, in das die Sonne
am 21. Dezember tritt; daher heißt der an diesem Tage von der Sonne
durchlaufene Tageskreis der Wendekreis des Steinbocks. Zwischen
dem Winter-Solstitialpunkte und dem Frühlingsäquinoktium befinden sich
endlich: Steinbock, Wassermann, Fische.
^11. Einteilung der Zeichen. Die Zeichen pflegt man nach
verschiedenen Rücksichten einzuteilen.
a) In Rücksicht auf die Lage zum Äquator unterscheidet man
sechs nördliche Zeichen: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jung-
' Hipparch (um 150 v. Chr.) faßte die Erscheinung als eine Vorwärts-
drehung, Präzession (vom lat. praecedere = vorrücken) auf. Nach unserer Kenntnis
sollte sie Rezession (vom lat. recedere = zurückweichen) heißen.
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TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
10
I. Abtl. Von den scheinbaren Bewegungen der Himmelskörper.
stau, und sechs südliche Zeichen: Wage, Skorpion, Schütze, Stein-
bock, Wassermann, Fische.
b) In Beziehung auf die Jahreszeiten, in welchen sie durch-
laufen werden, zählt man drei Frühlingszeichen: Widder, Stier,
Zwillinge; drei Sommerzeichen: Krebs, Löwe, Jungfrau; drei Herbst-
zeichen: Wage, Skorpion, Schütze; drei Winterzeichen: Steinbock.
Wassermann, Fische.
c) Hinsichtlich der Höhe, welche die Zeichen zum Horizonte erreichen,
gibt es sechs aufsteigende Zeichen: Steinbock, Wassermann, Fische,
Widder, Stier, Zwillinge, und sechs absteigende: Krebs, Löwe, Jung-
frau, Wage, Skorpion, Schütze.
6 Stunden 9 Minuten 9 Sekunden. — Die Zeit zwischen zwei aufeinander-
folgenden Eintritten der, Sonne in den Frühlingspunkt nennt man das
tropische Jahr. Es ist der bürgerlichen Zeiteinteilung zugrunde gelegt
und beträgt 365 Tage 5 Stunden 48 Minuten 48 Sekunden. Der Unter-
schied beider Jahre ist durch die Präzession verursacht. (Der Name
„tropisches Jahr" rührt daher, daß die Astronomen des Altertums
seine Länge nach dem Eintritte der Sonne in den Wendekreis [tröpicus]
bestimmten.)
13. Breitenkreise. Breite und Länge eines Gestirns.
Gerade Aufsteigung. Kreise, die man sich durch die Pole der Ekliptik
gezogen denkt (z. B. Epe, Fig. 6), die diese also senkrecht treffen, nennt
man Breitenkreise. — Jenes Stück eines Breitenkreises, das zwischen
einem Gestirne (8) und der Ekliptik liegt (8s), wird die astronomische
Breite (B), der Bogen der Ekliptik selbst zwischen dem Frühlingspunkte
(F) und dem Breitenkreise (d. i. Fe) die astronomische Länge (L)
des Gestirns genannt. — Gerade Aufsteigung oder Rektaszension
nennt man jenen Bogen des Äquators (Fa), der zwischen dem Frühlings-
Die Lage der Ekliptik zum Äquator
sowie ihre Einteilung sind in Fig. 5
zur Darstellung gebracht.
12. Siderisches und tro-
pisches Jahr. Die Zeit, welche
Äq.
Sp.
Fig. 5.
Äq die Sonne braucht, um die Ekliptik
vollständig zu durchlaufen, heißt das
siderische Jahr (v. lat. 8iäus —
Gestirn, Fixstern, weil nun die Sonne
wieder bei demselben Fixstern ankam,
bei welchem sie vor einem Jahre vorbei-
ging); es hat eine Dauer von 365 Tagen
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]