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1. Grundriss der römischen Altertümer - S. 187

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
§ 95. Allgemeiner Charakter der römischen Religion. 187 so potenzierte dieser die Erscheinungen des Universums zu ebenso vielen, sich bekämpfenden göttlichen Mächten, die der Mensch versöhnen zu müssen glaubte. Daher der allmälige Verfall der Religion. Ein Lehrgebäude von Glaubenssätzen, d. i. eine Glaubensmre, kennt indes die römische Religion so wenig als die griechische. Es gab auch keine Priester oder Lehrer, welche etwa in religiösen Dingen unterrichtet hätten. Die Priester zeigten nur, wie eine Gottheit zu verehren oder wie ein Opfer zu bringen sei. Überhaupt kümmerten sich die Römer weniger darum, das Wesen der Gottheit kennen zu lernen; sie begnügten sich, ihr Walten zu fühlen: kurz, sie neigten zur Praxis, d. i. zum Kultus oder zu äufserer Gottesverehrung. Darum bestand in Rom ein streng ausgebildeter, sehr ritueller Gottesdienst mit genau vorgeschriebenen Gebeten, Opfern, Sühnungen, Gelübden und Festen. Damit verband der alte Römer einen strengen Charakter ernster Religiosität, eine tiefe Ehrfurcht vor allem Göttlichen, heilige Scheu (religio) vor der Gottheit, deren Wesen zwar verborgen, deren geheimnisvolles Wirken aber der Mensch überall in der äufseren Naturwelt wie im Leben des Menschen, in Familie und Staat wahrnimmt. Deshalb stellte der Römer das Leben des Menschen in allen seinen einzelnen Momenten unter göttlichen Schutz; von der Geburt bis zum Tode übernimmt je eine Gottheit die Obsorge für einen Lebensabschnitt: sie wacht über Geburt und Wachstum des Kindes, über Jugend und Alter und alle Le-bensbeziehungen. So spricht sich beim Römer ein vorwaltendes Gefühl seiner steten Abhängigkeit von Gott aus. Daraus entsprang die enge Beziehung von Religion und Staat, d. i. von Kultus und öffentlichem Rechte, wie hei keinem anderen Volke des Altertums, so zwar, dafs das ältere Staatsrecht (ius 'publicum) sich gänzlich an das prie-sterliche Recht (ius pontificium) anlehnt und von ihm beherrscht ist. Der religiöse Glaube durchdringt die Verfassung, Gesetzgebung, die Familie, den Geschlechterverband (gentes), Patronat und Klientel, kurz alles öffentliche und private Recht. In ähnlicher Weise aber, wie das Recht religiös war, trug umgekehrt die Religion einen juridischen Charakter: es ist für den Römer eine Rechts2)fliclit, die religiöse Verehrung der Gottheit zu leisten, da diese ihn schützt. Eine religiöse Gesinnung oder eine Verinnerlichung der Religion kannte im allgemeinen der Römer nicht; jedoch hielt er strenge bis in die Zeit der Aufklärung an der "vaterländischen Religion (mos mciiovum), zwar war er tolerant gegen fremde Kulte, jedoch nur soweit, als dadurch die Staatsreligion nicht berührt wurde. Cm sich den Götterschutz in allen Lagen zu erhalten, schuf das prie—

2. Leitfaden der mathematischen und physischen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 190

1916 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
190 Geographie der Lebewesen (Biogeographie). 5. der Parsismus, die altpersische Religion. Die Hauptsätze dieser Lehre sind: In dem Weltall sind von Anfang an zwei Geister tätig: einer Leben schaffend (Ormuzd), der andere Leben verderbend (Ahriman). Diese beiden verursachen allen Streit in der Welt, der aber mit dem Siege von allem Guten endigt. An diesem Streite soll nun der sterbliche Mensch teilnehmen, zwischen Licht und Finsternis wählen, den Sieg des Guten durch das Gewicht seiner Werke herbeiführen und nicht durch böse Talen die Siegesaussicht Ahrimans ver- größern. Die Seele des Reinen wird einst ewiges Leben genießen, die des Gott- losen hat ewige Strafe zu erwarten. Der Parsismus stellt uns die Stufe des Dualismus dar, der den Gegensatz von gut und böse in die Götter selbst verlegt. — Der Stifter des Parsismus ist Zarathustra (Zoroaster; etwa im 7. Jahrhundert v. Chr.), der seine Lehre in dem heiligen Buche Avesta niedergelegt hat. B. Die monotheistischen Religionsformen sind: 1. der israe- litische Monotheismus; 2. das Christentum; 3. der Islam. 1. Das Judentum war dazu bestimmt, den religiösen Glauben der Urväter der Menschheit von neuem zu beleben und zu erhalten. Darum wies auch die Vorsehung dem jüdischen Volke jene merkwürdige Erdstelle zur Wohnung an, die, rings von Meer und Wüste umgeben, eine Absonderung des Volkes ermöglichte, also den Verkehr mit heidnischen Völkern erschwerte, und die mit ihrer Verhältnis- mäßig armen Natur auch geringere Gefahr für die Erhaltung des Glaubens mit sich brachte. 2. Das Christentum ist die höchste aller Religionssormen. Nicht aus dem Wege stufenweiser Entwicklung, sondern nachdem der Boden im Judentum ihm zubereitet war, ist es durch die Offenbarung Gottes in Christus der Menschheit gegeben. Es macht den Menschen frei vom Banne der Natur und der Nationalität; darum ist es Weltreligion. 3. Der Islam ist ein Versuch, das Juden- und Christentum mit dem uralten Glauben der semitischen Völker zu verbinden. Das heilige Buch der Mohammedaner ist der Koran. Der Islam hat sich von Arabien aus nach Westen über Nord- und Mittelafrika und nach Osten über Persien und Indien bis zu den Philippinen verbreitet. Verteilung der Bewohner nach den Religionen: Ch ri st e n . . Katholiken . Protestanten 653 Mill. = 39,0% 295 Mill. 204 „ Griechlsch-Orthodoxe .... 154 Buddhisten.......... Brahmanen.......... Mohammedaner........ Heiden........... Juden........... 444 Mill. = 26,7 % 230 „ = 13,8 ., 230 ., — 13,8 „ 96 „ — 5,7 „ 12 „ — 0,7 „ rund 1600 Mill. = 100%

3. Leitfaden der mathematischen und physikalischen Geographie für höhere Schulen und Lehrerbildungsanstalten - S. 166

1908 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
166 Erdkunde der Lebewesen (Biogeographie). Brahmaismus bestehen, tritt aber dem Kastenwesen entgegen. Die Haupt- sache ist ihm die Moral, deren Hauptgebote vielfach mit der christlichen Pflichtenlehre zusammenfallen. Durch diese moralischen Vorschriften sowie durch die Lehre von der Gleichheit der Menschen und der Möglichkeit für alle, glücklich zu werden und sich aus den Banden der Sünde zu befreien, hat sich der Buddhismus in hohem Grade kulturfördernd erwiesen. Freilich ist auch der Buddhismus vor Veräußerlichung und Entartung nicht be- wahrt geblieben. Die bekannten Gebetstrommeln sind eine Erfindung des Buddhismus. — Ihren Namen trägt diese Religionsform von G a u- tama, einem Königssohne, der im 6. Jahrhundert v. Chr. in Indien auftrat und später den Namen Buddha erhielt, d. i. Erleuchter. 5. Der Parfismus, die altpersische Religion. Die Hauptsätze dieser Lehre sind: In dem Weltall sind von Anfang an zwei Geister tätig: einer Leben schaffend (Ormuzd), der andere Leben verderbend (Ahriman). Diese beiden verursachen allen Streit in der Welt, der aber mit dem Siege von allem Guten endigt. An diesem Streite soll nun der sterbliche Mensch teilnehmen, zwischen Licht und Finsternis wählen, den Sieg des Guten durch das Gewicht seiner Werke herbeiführen und nicht durch böse Taten die Siegesaussicht Ahrimans vergrößern. Die Seele des Reinen wird einst ewiges Leben genießen, die des Gottlosen hat ewige Strafe zu er- warten. Der Parsismus stellt uns die Stufe des Dualismus dar, der den Gegensatz von gut und böse in die Götter selbst verlegt. — Der Stifter des Parsismus ist Zara- thnstra (Zoroaster), der seine Lehre in dem heiligen Buche Avesta niedergelegt hat. B. Die monotheistischen Religionsformen sind: 1. der israe- litifche Monotheismus; 2. das Christentum; 3. der Islam. 1. Das Judentum war dazu bestimmt, den religiösen Glauben der Urväter der Menschheit von neuem zu beleben und zu erhalten. Darum wies auch die Vorsehung dem jüdischen Volke jene merkwürdige Erdstelle zur Wohnung an, die, rings von Meer und Wüste umgeben, eine Absonderung des Volkes ermöglichte, also den Verkehr mit heidnischen Völkern erschwerte und die mit ihrer verhältnismäßig armen Natur auch geringere Gefahr für die Erhaltung des Glaubens mit sich brachte. 2. Das Christentum ist die höchste aller Religionsformen. Nicht aus dem Wege stufenweifer Entwicklung, fondern nachdem der Boden im Judentum ihm zubereitet war, ist es durch die Offenbarung Gottes in Christus der Menschheit gegeben. Es macht den Menschen frei vom Banne der Natur und der Nationalität; darum ist es Weltreligion. 3. Der Islam ist ein Versuch, das Juden- und Christentum mit dem ur- alten Glauben der semitischen Völker zu verbinden. Das heilige Buch der Mo- hammedaner ist der Koran. Der Islam hat sich von Arabien aus nach Westen über Nord- und Mittelafrika und nach Osten über Persien und Indien bis zu den Philippinen verbreitet.

4. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 101

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 101 — Noch unter der Regierung [des Königs Herodes, wohl im 23. Jahre der Alleinherrschaft des Kaisers Augustus1 zu Bethlehem im Lande Juda geboren, trat Jesus Christus in seinem 30. Jahre als Verkünder der Lehre des Heils öffentlich auf und „predigte gewaltig, nicht wie die Schriftgelehrten und Pharisäer, und bekräftigte seine Lehre durch Wunder und Zeichen". Die Juden aber, die den verheißenen Messias nicht in einfacher Knechtsgestalt, sondern im Glanze irdischer Pracht und Herrlichkeit erwartet hatten, erkannten ihn nicht trotz der Wundertaten, die seine Worte begleiteten, und wandten sich verhärteten Herzens von ihm ab. Der Sohn Gottes starb, von den Pharisäern und ©christgelehrten der Aufwiegelung des Volkes und der Gotteslästerung angeklagt, für die Sünden der Welt den Opfertod am Kreuze. Nachdem er am dritten Tage zur Erfüllung feiner Verheißung und zur Bekräftigung feiner göttlichen Sendung von den Toten auferstanden, blieb er noch 40 Tage bei den Seinen und stieg dann vor den Augen feiner Jünger glorreich zum Himmel auf. Am Pfingfttage empfingen die in Jerusalem versammelten Jünger den verheißenen Tröster, den Heiligen Geist, und an dem nämlichen ^age stiftete Petrus, der Fürst und das Haupt der Apostel, d.h. der Gesandten des göttlichen Reiches, aus denen, welche von der wunderbaren Kraft ihrer Rebe ergriffen waren und die Lehre des Heils annahmen, zu Jerusalem die erste Christengemeinde. Mit der Kraft des Heiligen Geistes ausgerüstet, predigten hierauf die Apostel die frohe Botschaft in allen Teilen des römischen Reiches und gründeten zahlreiche Christengemeinden. Besonders war es der hochbegabte Apostel Paulus, vorher einer der eifrigsten Verfolger der Christen, der feine ganze Kraft für die Ausbreitung des Evangeliums einsetzte. Diesen Gemeinden standen Älteste, Presbyter, vor, über welche die Bischöfe, die Nachfolger der Apostel, die Aussicht führten. Später erlangten die Bischöfe der Provinzialhauptstädte von Rom, Alexandrien, Antiochia und Konstantinopel als Metropoliten den Vorsitz in den Kirchenprovinzen. Schon in sehr früher Zeit hat die Kirche von Rom einen Vorrang vor den übrigen und wird bei Uneinigkeit unter den Christengemeinden als Richterin angerufen. Jrenäus (f 202) führt die römischen Bischöfe bis auf feine Zeit der Reihe nach auf und liefert damit die älteste Papstliste. Die Sorge für die äußeren Bedürfnisse, besonders für die Armen und Kranken, war den Diakonen übertragen. Blutige Verfolgungen von seiten der römischen Kaiser, denen die in ihrem Ansehen bedrohten heidnischen Priester die Christen als Feinde des römischen Staates und als neuerungssüchtige Volksaufwiegler schilderten, nötigten bald die Christen zur Geheimhaltung ihrer durch strenge Verordnungen 1 Unsere Zeitrechnung setzt das Ereignis der Geburt Christi wahrscheinlich um vier (oder sechs) Jahre zu spät an.

5. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 129

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 129 — der Väter festhielt. Hauptgegenstand ihrer Verehrung war eine uralte, dem Donnergotte geweihte Eiche in der Nähe von Geismar. Um den Aberglauben durch die Tat zu überführen, legte Bonifatius die Axt an den Baum, während die ihn umstehenden Heiden den augenblicklichen Tod des Frevlers durch den Blitz des zürnenden Gottes erwarteten. Der Baum fiel, und kein rächender Blitz durchzuckte die Luft. Da erkannten die Heiden die Ohnmacht ihres Gottes; sie liehen den Belehrungen des kühnen Gottesmannes ein williges Ohr, und viele Hunderte ließen sich taufen. Aus dem Holze der gefällten Eiche wurde ein Kirchlein gezimmert. Aus dem Heffen-lande zog Bonifatius weiter nach dem damals von Kriegsscharen schwer heimgesuchten Gebiete der Thüringer, wo er mit Entbehrungen und Gefahren zu kämpfen hatte. Überall strömte das Volk scharenweise herzu, die Predigt des gewaltigen Mannes zu hören, der die Eiche des Donnergottes gestürzt hatte, und so groß war der Andrang der Heiden zur Bekehrung, daß Bouifatius allein dem großen Werke nicht mehr genügen konnte. Die nötig gewordene Hilfe blieb auch nicht aus; sein Beispiel begeisterte viele andere zur Nachfolge, und auf seinen Ruf eilten zahlreiche fromme Männer und Frauen aus England und Irland herbei, um seine Mühen zu teilen und mitzuwirken an dem heiligen Werke. Als päpstlicher Legat ordnete Bonifatius die bayrischen Bistümer Salzburg, Freising, Regensburg, Passau, gründete das Bistum Würzburg für Franken, Erfurt (Eichstätt) für Thüringen. Papst Gregor Iii., der Nachfolger Gregors Ii., der das erfolgreiche Wirken des frommen Glaubenshelden wohl zu würdigen wußte, ernannte ihn im Jahre 745 zum Erzbischof von Mainz und päpstlichen Statthalter über alle christlichen Gemeinden des ostsrä nkischen Reiches (Deutschland). In dieser Eigenschaft stiftete er viele neue Bischofssitze und wirkte unermüdlich für die Hebung des christlichen Sinnes, insbesondere für die Aufrechterhaltung der kirchlichen Einheit und des'überörtlichen Ansehens des Papstes. Nachdem er mit rastlosem Eifer bis zu seinem 70. Lebensjahre die kirchlichen Angelegenheiten Deutschlands geleitet, übertrug er das^ Erzbistum Mainz mit Zustimmung des Papstes dem tüchtigsten seiner Schüler, Lullus, und kehrte nach Friesland, dem Ausgangspunkte feines segensreichen Wirkens, zurück, um als einfacher Missionsprediger sein irdisches Tagewerk zu beschließen. Hier wurde er in der Nähe von Bokkum von einer Rotte blutdürstiger Heiden überfallen und empfing, indem er furchtlos dem Feinde entgegentrat, betend den Todesstreich (755). Zweiundfünfzig feiner Begleiter teilten sein Schicksal. Die Gebeine des Märtyrers ruhen neben dem von ihm erbauten Kloster im Dom in Fulda. § 55. Der Islam. 1. Mohammed und seine Lehre. Während im Abendland das mächtige Reich der Franken emporwuchs und in den deutschen Wäldern Gotteshäuser erstanden, daneben aber auch in vielen Gauen noch der alte Götter- Klein, Weltgeschichte. 10. Aufl. 9

6. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 18

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 18 — Herrschersitz erbaut haben. Sein Sohn Phraortes brachte um 606 die medischen Häuptlinge und die Perser unter seine Herrschaft und dehnte sein Reich im Westen bis an den Halys, den Grenzfluß des lydischen Reiches, aus. Sein Nachfolger Kyaxares zerstörte (um 606) im Verein mit dem Babylonierkönig Ninive und vereinigte große Teile des assyrischen Reiches mit Medien. Unter Astyages (593—558), dem Urenkel des Dejoces, wurde der medische Königsthron durch die Perser gestürzt und Medien dem persischen Reiche einverleibt. Die Religion der Meder ist hauptsächlich durch Zoroaster (Zarathustra) ausgebildet morden, der ungefähr 1000 Jahre vor Christus gelebt haben soll. Nach dem Avesta (d. i. Gesetz), der religiösen Urkunde der Meder, gibt es zwei höchste Gottheiten: den Ormuzd, den Gott des Lichtes oder den guten Geist, und den Ahriman, den Gott der Finsternis oder den bösen Geist. In ihrem Dienste stehen gute und böse Geister als untergeordnete Gottheiten. Beide Parteien liegen in beständigem Kampfe miteinander; doch wird dereinst der Sieg des Ormuzd das Reich des Guten zur unbestrittenen Herrschaft bringen. Die Aufgabe des Menschen ist, sich von der Finsternis (dem Bösen) zu befreien und dem Lichte (dem Guten) zuzuwenden. So erhebt sich diese Religion durch die würdige Vorstellung vom höchsten Gott und durch die Mahnung zu einem reinen, arbeitsamen Leben über die meisten Naturreligionen. Die Priester hießen Magier und bildeten den ersten und angesehensten Stand (Kaste) der Meder. § 5. Die Perser. Die Perser, ein kräftiges und tapferes Volk, das die rauhen Gebirgsgegenden der Landschaft Persis bewohnte und den Medern stammverwandt war, rissen sich unter Cyrus von der medischen Herrschaft los und gründeten, nachdem sie sich die Meder unterworfen hatten, ein Reich, das bald das frühere medische an Ausdehnung und Macht weit hinter sich ließ. 1. Cyrus (558—529), von den Inden Koresch genannt, ans dem fürstlichen Geschlechte der Achämeniden, war, nach der Erzählung des griechischen Geschichtschreibers Herodot, der Enkel des medischen Königs Astyages. Dieser hatte einst, wie Herodot nach einer persischen Sage weiter erzählt, einen Traum, der ihm von den Magiern dahin ausgelegt wurde, daß der Sohn seiner einzigen Tochter M and ane ihn vom Throne stoßen und über ganz Asien herrschen werde. Um der Erfüllung dieser Deutung vorzubeugen, vermählte er seine Tochter mit einem tributpflichtigen Perserhäuptling, K a m b y s e s. Durch einen zweiten Traum geängstigt, gab er dem Harpagus, einem seiner Hofleute, Befehl, das Kind der Mandane zu töten. Harpagus versprach, zu gehorchen, übergab jedoch, von Mitleid ergriffen, den Knaben einem königlichen

7. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 23

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 23 — 4. Terxes I. (485—465), setzte den Krieg gegen Griechenland fort, ohne glücklicher zu sein. An den freien Griechenstaaten Europas zerschellte seine Macht; das griechische Kleinasien wurde von Persien losgerissen. In seinen letzten Jahren überließ er sich ganz der Schwelgerei und wurde nebst seinem ältesten Sohne von dem Befehlshaber der königlichen Leibwache ermordet. Unter dem Nachfolger des Xerxes. Artaxerxes I. Longimanus (465 bis 424), beginnt der Verfall des persischen Reiches; durch innere Kämpfe erschüttert und geschwächt, sank es mehr und mehr an Macht und Ansehen, bis das morsche Reich unter Darms Codomannus (336—330) von Alexander d. Gr. zerstört wurde, 330 v. Chr. § 6. Die Inder. Weit in das Meer hinaus erstrecken sich vom Hochlande Mittelasiens aus zwei Halbinseln: Vorder-und Hinderindien. Von den aus dem Himalaja kommenden Strömen Indus, Ganges und Brahmaputra bewässert, ist das Land zu einem großen Teile äußerst fruchtbar. Etwa um 2500 v. Chr. kamen von ihrer Heimat, dem arischen Hochgebirge, die Stämme der Hindus oder Inder in die Flußgebiete des Ganges und Indus und unterjochten nach und nach die Urbevölkerung. Um 1300 v. Chr. war die Eroberung des Landes durch die Hindus vollendet. Das Volk, welches sich zu einer ansehnlichen Höhe der Kultur erhob, später aber in dem reichen, heißen Lande erschlaffte, teilte sich in vier Stünde oder Kasten: Brahmanen (Priester, Lehrer, Ärzte), Kschatrijas (Krieger, fürstliche Geschlechter), Vai^yas (Ackerbauer, Handel- und Gewerbetreibende), Sudras (Knechte und Diener der oberen Kasten). Die Parias, welche keiner Kaste angehören und wie die Sudras meist schwarzfarbige Abkömmlinge der Ureinwohner waren, werden für unrein gehalten und von den andern Bewohnern gemieden. Von ihnen sollen unsere Zigeuner abstammen. Übrigens sind auch die vier Kasten selbst streng voneinander geschieden. Unter den vielen Gottheiten der Hindus nimmt Brahma, nach dem die Priester sich nennen, die höchste Stelle ein. Die Vedas, die heiligen Bücher (um 1500 v. Chr. zusammengefaßt), sind in dem Sanskrit geschrieben, jener Ursprache, von der die Sprachen der europäischen Völker abgeleitet sind, und beherrschen die geistliche wie die sehr ausgebildete weltliche Wissenschaft der Inder, deren ganzes Denken und Leben in strenge Satzungen eingefügt ist. Die Brahmanen lehren die Seelenwanderung, d. h. daß die Seelen der Menschen nach dem Tode in die Leiber verschiedener Tiere wandern, bis alle Fehler abgebüßt sind. Gegen diese Götterlehre erhob sich der weise Gantama (gest. um 480 v. Chr.), den seine Anhänger Buddha (d. i. der Erleuchtete) nennen. Dieser Reformator aus königlichem Geschlechte, dessen Heimat an den Vor-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 23

1896 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Verbreitung des Christentums unter den Germanen. Glaubensboten. 23 der wilden Stmme arbeiten. Besonbers verdient machten sich die erst selbst im 5. Jahrhundert bekehrten Iren, die Schotten und Angelsachsen. Irland, von den rmischen Eroberern nicht betreten, von den Fluten der Vlkerwanberung verschont, wrbe seit dem Wirken des hl. Patricins ober Patrick (387465?) in jammervollen Zeiten ein wahres Asyl und eine Pflanzschule des Christentums. Iren bekehrten auch die Schotten und die Bewohner der Hebriben. Die nach Germanien kommenben Iren wrben als Schotten bezeichnet, und noch heute erinnern Namen wie Schottenkloster, Schottenfelb u. a. an diese irischen Missionre. Fast jeher Gau unseres Vater-lanbes bewahrt und feiert das Anbenken seines Wohlthters, der vor mehr als 1000 Jahren den Samen des Christentums brachte und die Wilbnis der Natur und des Geistes lichtete. Der hl. Fribolin (f 530), Columba (f 615 zu Bobbio in Italien) aus dem berhmten irischen Kloster Bangor, Gallus (f 640), Trudpert, Pirmin u. a. wirkten unter den Alemannen nicht ohne Mhe, aber auch nicht ohne Erfolg; bei den Bayern besonbers der Franke Rupert; im Frankenlanbe am Main und Rhein der Ire Kilian (f 688), der Aquitanien Goar, Disibob; bei den verstockten Friesen, welche den Frankenglauben bitter haten, Eligius von Noyon, Erzbischof Wilfrieb von York, Wigbert und namentlich Willibrorb (f 739); an Weser, Lippe. Ruhr und Nieberrhein Suitbert. Der Apostel Dentschlanbs aber wrbe der Angelsachse Winfrieb im 8. Jahrhundert. Groe Wiffenfchaft besaen diese Boten des Evangeliums nicht, aber um so grere Glaubensstrke und Glaubensmut, der sie begeisterte, fr die Verherrlichung des gttlichen Namens alles zu wagen und zu tragen. Sie kamen in die heidnischen ober halbheibnischen Gane wie Pilger, mit grobem Gewanbe angethan, barfu, in der Hitze des Sommers, in der Klte des Winters, wie der groe Severinus, den Stab in der Hand, die Liebe im Herzen. Ihr Trunk war Waffer, ihre Speise karg; Geld hatten sie nicht und nahmen sie nicht. Als wandelnde Bilder der Enthaltsamkeit und Armut, die sie selbstverstndlich in der Sprache des Volkes (diut, daher diutisc beutsch) schlicht prebigten, gewannen sie mehr Zutrauen und Glauben, als wenn sie mit hinreienber Beredsamkeit das Wort Gottes verkndet htten. Die Neu-bekehrten lernten nur die wichtigsten Glaubenslehren und Glaubensbungen, und in vielen wucherte das alte Unkraut noch weiter, ba der Unterricht nur fprlich fein konnte, Kirchen und die christlichen Bcher sowie die Kenntnis des Lesens ja mangelten. Auch auf die Besserung der gesellschaftlichen Verhltnisse, z. B. der Lage der Leibeigenen und Sklaven, bten diese Männer einen segensreichen Einflu. Menfchenfurcht fchlo ihnen nicht den Mund, und gar manchen traf Verbannung, Marter oder Tod, weil er Unrecht freimtig tadelte. Die Kirche verlor nie die geknechtete Menschheit aus dem Auge; sie, die Verknderin der Wahrheit, hat sich nie gescheut, sie auszusprechen.

9. Hilfsbuch für den Unterricht in der alten Geschichte - S. 35

1918 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Das Vorspiel der Perserkriege in Kleinasien: der Ausstand der Jonier. 35 e) Einiges der das Leben und die Sitten der Perser. Die Perser waren ein den Griechen verwandtes (S. 15), tchtiges und tapferes, mit ebeln Geistesgaben ausgestattetes Volk; in spterer Zeit verweichlichten sie. Besonders wirb ihre Wahrheitsliebe gerhmt. Fr die grte Schanbe gilt das Lgen", sagt Herodot. An einer andern Stelle berichtet berselbe Schriftsteller : Ihre Knaben erziehen sie vom fnften bis zum zwanzigsten Jahre nur in brei Dingen: im Reiten, im Bogenschieen und in der Wahrhaftigkeit." Ihr Religionsstifter wrbe Z0r0aster (Zarathnstra). Als Gottheiten verehrten sie die Sonne, den Mond und die Elemente, besonders das Jeuer. Sie opferten unter freiem Himmel; Tempel- und Gtterbilder waren ihnen un= bekannt. (Vgl. die Germanen.) Wollte jemand ein Opfertier schlachten, so mute er einen Magier (Priester) hinzuziehen. Der Mchtigste und Hchste nach den Gttern war der König, gewhnlich Groherr ober Groknig genannt, der unumschrnkte Herr (Despot) der alle Untertanen, welche ihm gegenber nur als Knechte galten. Seine prchtigen Palste, von benen noch groartige Trmmer vorhanben sind, lagen in Susa, Persepolis und Ekbatana. Hier thronte er in fast unnahbarer Majestt; wer vor sein Antlitz kam, warf sich auf die Erbe; kam jetnanb unangemelbet, fo traf ihn der Tod. (Vgl. das Buch Esther.) Den freiheitsstolzen Griechen war diese Vergtterung eines Menschen ein Greuel. Ein auserwhltes Heer, die 10000 Unsterblichen1, hatte der König stets zu feiner Verfgung. Auerbem gab es im ganzen Reiche stehende Be-Satzungen, die durch gute Heerstraen und regelmigen Postverkehr mit der Hauptftabt in Verbinbung stauben. Nur auf diese Truppen konnte der Groherr sich im Falle eines Krieges verlassen; benn die unterworfenen Volksstmme des ungeheuren Reiches folgten gezwungen und ungern feinem Machtworte. Zu der Flotte stellten die Jonier und Phnizier die Schiffe, benn die Perser sind feine Seeleute", bemerkt Herobot. Zweiter Zeitraum Die Perserkriege. 1. z>as Mrfpier der Werserkriege in Kteinasien: der Aufstand der Jonier (500494). Histius halte zum Lohne fr die Rettung des Darius eine Land-fchaft am Flusse Strymou (in Thrazien) erhalten. Da diese unter seiner einsichtigen Regierung rasch emporblhte, fo rief er die Besorgnis der Perser wach. Darius lie ihn unter einem ehrenvollen Vorwande nach Susa kommen, wo der Grieche fortan unter beengender Aufsicht lebte. Deshalb 1 Fr Ersatz der eintretenden Verluste war schon im voraus gesorgt. 500 bis 440 v. Chr.

10. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 85

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 85 — von ihren Göttern ab, um ihren Herrschern Altäre zu errichten. Alles Forschen und Ringen der edleren Geister nach Wahrheit hatte zu keinem anderen Ziele geführt, als zum trostlosen Zweifel an aller Wahrheit, und ohne Gottes erbarmuugsvollen Rathschluß hätte die Menschheit untergehen müssen in schmachvoller Sinnlichkeit oder in rettungsloser Verzweiflung. Da erschien unter dem Volke der Inden, auf das die Römer mit stolzer Verachtung herabblickten, der mensch-gewordene Gottessohn, um die gefallene Menschheit wieder aufzurichten, den Fluch der Sünde von ihr hinweg zu nehmen, ihren Durst nach Wahrheit und Frieden zu stillen und alle Völker zu vereinigen zu einem einzigen großen Gottesreiche, das bestehen wird bis ans Ende der Zeiten. Im neunundzwanzigsten Jahre der Alleinherrschaft des Augustus, zu Bethlehem im Lande Juda geboren, trat Jesus Christus in seinem dreißigsten Jahre als Verkünder der Lehre des Heils öffentlich auf und „predigte gewaltig, nicht wie die Schriftgelehrten und Pharisäer, und bekräftigte seine Lehre durch Wunder und Zeichen". Die Juden aber, die den verheißenen Messias nicht in einfacher Knechts gestalt, sondern im Glanze irdischer Pracht und Herrlichkeit erwartet hatten, wandten steh, verhärteten Herzens, von ihm ab, und der Sohn Gottes starb, von den Pharisäern und Schriftgelehrten der Aufwiegelung des Volkes und der Gotteslästerung angeklagt, für die Sünden der Welt den Opfertod am Kreuze. Nachdem er am dritten Tage, zur Erfüllung seiner Verheißung und zur Bekräftigung feiner göttlichen Sendung, von den Todten auferstanden war, blieb er noch vierzig Tage bei den Seinen und stieg dann vor den Augen seiner Jünger glorreich zum Himmel auf. Am Pfingsttage empfingen die in Jerusalem versammelten Jünger den verheißenen Tröster, den heiligen Geist, und an dem nämlichen Tage stiftete Petrus, der Fürst und das Haupt der Apostel, d. h. der Gesandten des göttlichen Reiches, aus denen, die, ergriffen von der wunderbaren Kraft ihrer Rebe, die Lehre des Heils annahmen, zu Jerusalem die erste Christengemeinb e. Mit der Kraft des heiligen Geistes ausgerüstet, predigten hierauf die Apostel die frohe Botschaft in allen Theilen des römischen Reiches und gründeten zahlreiche Christengemeinden. Diesen Gemeinden standen Aelteste, Pres byter, vor, über welche die Bischöfe, die Nachfolger der Apostel, die Aufsicht führten; die Sorge für die äußeren Bedürfnisse, besonders für die Armen und Kranken, war den Diakonen übertragen. Blutige Verfolgungen von Seiten der römischen Kaiser, denen die in ihrem Ansehen bedrohten heidnischen Priester die Christen als Feinde des römischen Staates und als neuerungssüchtige Volksaufwiegler schilderten, nöthigten bald die Christen zur
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