230
120. Die Opfer.
rechte Hand an die Lippe gelegt (manum ad os movere); bei Gebeten an eine Meeresgottheit streckte man die Hände nach dem Meere aus, bei solchen an unterirdische Götter berührte man die Erde , umfafste im Tempel wohl auch die Altarkanten (cornua) oder fiel vor dem Götterbilde zur Erde (procumbere ad genua); nach dem Gebete drehte man sich rechts um. Frauen pflegten bei bupplikationen auf den Knien und mit aufgelösten Haren zu beten (passis crinibus, Liv. 3, 7. 26. 9). Auch warfen die Alten beim Gebete den Götterbildern Kufshände zu (oscula iacere — adorare, adoratio).
2. Bittfeste, supplicationes (sub-plicare, kniefällig bitten), sind öffentliche Bettage, die bei wichtigen Ereignissen, z. B. wegen drohender Unglücksfälle, bei lange dauernden Kriegen, Epidemien u. dgl. angeordnet wurden. Die Sitte der Supplikationen geht auf die sibyllinischen Bücher zurück und sie wurden auch jedesmal, wenn die Not es zu gebieten schien, befragt, ob eine supplicatio zu geschehen habe, welches Vergehen und bei welcher Gottheit zu sühnen sei und wie viele Tage das Bittfest dauern und welche Opfer gebracht werden sollten. Die Befragung jener Schicksalsbücher und die nähere Anordnung der Supplikation stand den Xt viri zu. Mit den Bittfesten war meistenteils noch ein sogen. lectisternium verbunden. Auch diese Art der Gottesverehrung war durch die Sibyllinen den Griechen entlehnt und bestand darin, dafs man das Bild einer Gottheit auf ein Polster (lectus, pulvinar) legte und Speisen vor dasselbe setzte. In grofser Not fand ein lectisternium an alle Götter statt (Liv. 7, 28. 22, 1 u. ö. Cic. Cat. 3, 10. Phil. 14, 14). Die Zahl der Tage wechselte von einem bis zu fünfzig Tagen (Liv. 10, 47. 10, 23. Caes. b. G. 2, 15. Cic. Phil. 14, 14). Die Bittformel (obsecratio) wurde an diesen Tagen von den Xa viri vor- und vom Yolke kniend (supplex, daher supplicatio) nachgesprochen; die Tempel standen den ganzen Tag offen, damit jeder nach Gefallen beten und opfern konnte. Auch Umzüge wurden an solchen Bettagen veranstaltet.
Supplicatio im engeren Sinne bedeutet auch dasselbe, Avas gratulatio, nämlich ein Dankfest nach glücklichen Ereignissen (so nach Entdeckung der katilinarischen Verschwörung); öfters wurde eine gratulatio (supplicatio) einem Feldherrn zu Ehren an Stelle des Triumphes oder in Verbindung mit einem solchen zuerkannt (decernere). Vgl. Cic. Catil. 4, 10: ceteris bene gestae, mihi uni conservatae reipublicae gratulationem decrevistis, und ironisch Phil. 14, 3: gratae nostrae dis immortalibus gratulationes erunt . . cum interfecta sit civium multitudo. Liv. 34, 7 : gratulationibus supplicationibusque (Dank- und Gebetfeste).
§ 120. b) Die Opfer.
Das Opfer (sacrificium) bildete den Mittelpunkt des Gottesdienstes. Bis auf die Tarquinier scheint man nur unblutige Opfer
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260
§ 129. Die Familie. Die Ehe.
nannt, weil es nach dem Muster der städtischen Palastbauten errichtet war. Diese Landhäuser dienten also in erster Linie nicht landwirtschaftlichen Zwecken, sondern als Aufenthalt des reichen Römers zur heifsen Jahreszeit. Die älteste Villa, von der wir wissen, war die des älteren Scipio Africanus zu Linternum in Kampanien, doch war sie noch einfach gegenüber den Landhäusern, die seit den Tagen Lukulls angelegt wurden; unter seinen Tillen ragte die zu Tusculum durch ihre Pracht hervor. Seitdem überbot man sich im Anlegen prachtvoller Landhäuser, bei denen nicht nur im Inneren der größte Luxus entfaltet wurde, sondern die man von aufsen mit den schönsten Garten- und Parkanlagen, Fischteichen, Tiergärten etc. umgab. Eine solche Villa hatte, wie Sallust sagt, das Ansehen und den Umfang einer kleinen Stadt. Zugleich wurden Asien und Griechenland ihrer Kunstschätze beraubt und Statuen, Gemälde und Vasen nach den römischen Villen geschleppt, wofür wir an V'erres ein Beispiel haben, der Sicilien der Kunstschätze beraubte. — Man baute Meere zu und trug Berge ab, um Raum für grofsartige Landhäuser zu gewinnen (Hör. Od. 3, 1, 33 sqq.: contracta pisces aequora sentiunt iactis in altum molibus; hue frequens caementa demittit redemptor . . . dominusque terrae fastidiosus).
Selbst ein nicht überreicher Mann wie Cicero besafs mehrere Landhäuser, unter denen sein Tusculanum das schönste war, wo er auch der Erholung und stillen wissenschaftlichen Arbeit am besten leben konnte. Vgl. seine disputationes Tusculanae. Aufserdem hatte Cicero Landhäuser zu Arpinum, Formiae, Antium , Puteoli, Pompeji, Cumae und Astura. Für den Ackerba^i und die gesamte Landwirtschaft wrurde der Villenbau und das Anwachsen der Landgüter höchst nachteilig. Hör. Od. 2, 15 klagt: ,iam pauca aratro iugera regiae . . . nur wenig Raum mehr lassen dem Pfluge die Kolossalbauten, Teiche sieht man, ausgedehnter als der Lukrinersee, Myrtenwälder und Yeilchenbeete verbreiten ihren Duft, wo früher der Besitzer sein Korn baute.4 Lukullus zahlte für seine Villa bei Baiä (in welcher Kaiser Tiberius starb) 2 500 000 Drachmen. — Man wählte zur Anlage eines Landhauses gerne einen fruchtbaren Boden in anmutiger Gegend, wo gesunde Luft und gutes Wasser zum Wohnen einlud; am liebsten baute man an das Meer oder in die Nähe gröfserer Flüfse. Gesucht waren ferner die Güter in der Nähe der Stadt, die villae suburbanae. Die Umgebung von Tuskulum und Tibur und das milde Kampanien sah die meisten Villen. Von der grofsartigen Villa Hadrians bei Tibur (Tivoli) sind noch ansehnliche Reste erhalten.
§ 129. Die Familie, a) Die Ehe.
Wir haben von der Ehe nach ihrer öffentlich - rechtlichen (§ 58) und nach ihrer religiösen Seite (§ 125) bereits gesprochen; hier kommt sie nochmals nach privatem Charakter in Betracht.
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Extrahierte Personennamen: Scipio Scipio Cicero_Landhäuser Tiberius
§ 119. Gebet und Gebetsfeste.
229
zum Töten der Opfertiere. Tripodes waren kleine dreifüfsige Tische, mensae sacrae Opfertische, infulae und viitae, Binden und Bänder, mit denen das Haupt des Priesters, der Altar und das Opfertier umwunden wurde.
Die Kunst in der Herstellung von Thongefäfsen (vasa fictilia, terrena) hatte sich in Rom frühe entwickelt; die Geräte von Metall waren entweder glatt (vasa pura) oder ciseliert (vasa caelata).
C. Heilige Handlungen (Kulthandlungen).
§ 119. a) Gebet und Gr e b e t s f e s t e.
Alle Äußerungen der Gottesverehrung lassen sich auf drei Arten von Handlungen zurückführen: Gebet, Opfer und Festspiele.
1. Gebet, precatio, preces, seltener prex. Cicero stellt pre-ccttio et saerißcatio (de nat. deor. 3, 27) als enge verbundene Hauptkultakte zusammen. Das Yerrichten von Gebeten sah man im privaten wie im öffentlichen Leben als religiöse Pflicht an. Darum betete der Römer nicht nur zu Hause vor dem Herdaltar, sondern vor jeder "V olksversammlung und Senatssitzung und jeder öffentlichen Handlung eines Magistrates, beim Regierungsantritt der Beamten, bevor der Feldherr in den Krieg zog, fanden Gebete statt. Das Beten (precari deos) galt nicht blos überhaupt für wirksam, sondern man glaubte gewissermafsen mittelst des Gebetes die Götter zwingen zu können, den Inhalt der Bitten zu gewähren. Daher waren die Römer im Formulieren der Gebete (preces, carmina concipere) äufserst gewissenhaft. In den Gebetsformeln pflegten immer Janus, Juppiter und Vesta zuerst genannt zu werden; dann die Gottheit, an die man insbesondere sein Anliegen richtete und schlofs gerne unter Anrufung der „di deaeque omnes“. Die Formeln der öffentlichen Gebete waren in den Ritualbüchern (indigitamenta) genau verzeichnet ; ein Magistrat sprach vor öffentlichen Versammlungen die Formel vor (praeire carmen).
Riten des Gebetes. Dem Gebete pflegten Waschungen vorherzugehen1; der Römer betete ferner verhüllten Hauptes, indem er das Obergewand über den Kopf zog, nur bei Gebeten an Saturn entblöfste er das Haupt (aperire caput, lucem facere). Man betete stehend, nach Osten gewendet, die Hände entweder zum Himmel erhoben (manus supinae, palmas extendere) oder die
1 Ovid. fast. 4, 778:
His dea placanda est: haec tu conversus ad ortus Die quater et vivo perlue rore manus.
Tibull. 2, 1, 13:
Casta placent superis: pura cum veste venite Et manibus puris sumite fontis aquam.
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82
. 1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre.
Die Kreidebildungen haben sich aus weitgedehnten Meeren niedergeschlagen
und erreichen daher eine große Verbreitung in Europa und in andern Welt-
teilen. Als Quadersandstein erscheint Kreide namentlich in der Sächsischen Schweiz
und in Böhmen, als weiße Kreide an den Küsten Englands und Nordfrankreichs
und im Ostseegebiet, wo sie überall prachtvolle Steiluser bildet (aus Rügen die
Stubbenkammer). In Frankreich gehören ihr die Flußgebiete der Seine, Loire
und Garonne an, in London das Londoner Becken.
An nutzbaren Mineralien ist die Kreide verhältnismäßig arm. Zu er-
wähnen sind namentlich Eisenerze und Schwefelkies.
In der Pflanzenwelt vollzieht sich während der Kreideperiode eine tief-
greifende Wandlung; zum erstenmal treten Blütenpflanzen auf: Weiden,
Buchen, Ahornbäume usw. neben den heute auf die tropische Zone beschränkten
Magnolien und Palmen. — Die Tierwelt ist wie in der Juraperiode ver-
treten durch Schwämme, Seeigel, Muscheln, Ammoniten und Belemniten. Auch
die weiße Kreide hat organischen Ursprung; sie besteht sast durchweg aus den
mikroskopisch kleinen Schalen von Wurzelfüßern. Ferner kommen noch Flugechsen,
Saurier und Vögel vor. Reste von Säugetieren find aus der Kreidezeit nur
äußerst spärlich bekannt.
Die Verteilung von Land und Meer in ihren Hauptzügen
während des Mesozoikums. In der mesozoischen Zeit wird die gegen-
wärtige Verteilung der Ozeane und Erdteile vorbereitet. Die auf der nörd-
lichen Halbkugel gelegene westliche Landmasse des Paläozoikums zerfiel in einen
nordamerikanischen und skandinavischen Block; letzterer stand wiederholt durch
trockene Tieslandgebiete mit der asiatischen Landmasse in Verbindung. Im
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Sächsischen_Schweiz Englands Nordfrankreichs Frankreich London
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Extrahierte Ortsnamen: Karpaten Kaukasus Italiens Siziliens Griechenlands Polen Europas Norddeutschlands
A. Pflanzen- und Tiergeographie.
183
6. die Verschiebungen der Festlands- und Wassermassen.
So erklärt sich der Mangel solcher Tierformen in Großbritannien und Irland,
die im übrigen Europa vorhanden sind, leicht aus dem Umstände, daß beide
Gebiete von Europa durch das Meer schon geschieden waren, als jene Tier-
formen in unfern Erdteil einwanderten.
Botanische und zoologische Reiche. Aus einer Betrachtung
der Verteilung der Organismen ans der Erdoberfläche ergibt sich, daß auch
große Gebiete eine gewisse Einheit in der Pflanzen- und Tierwelt aufweisen.
Mit Rücksicht darauf unterschied man auf dem Lande botanische und
zoologische Reiche. So unterscheidet Wallace sechs zoologische
1. Wüsten, mit fehlender oder ganz spärlicher Vegetation.
Anmerkung, a) Die Ursache der Wüsten ist hauptsächlich Regenarmut,
die selber wieder ihren Grund hat in der Trockenheit der über die Wüsten streichenden
Winde, b) Der Sand der Wüsten ist zum Teil früheren Meeresarmen in der
Form von Dünen entstiegen, zum Teil aber ist er das Erzeugnis der Verwitterung
ausgedehnter Sandsteinplateaus, c) Das Salz der Wüsten ist ein Beweis für
die frühere Bedeckung derselben mit Wasser; doch stammt nicht alles Salz der
Wüsten aus eingedampften Meeresarmen, sondern auch von früheren Binnenseen,
die eben dadurch, daß sie nach und nach verdampften, gleichfalls zu Salzpfannen
wurden, d) Auch im Natur- und Völkerleben spielen die Wüsten eine große
Rolle. So bilden sie für die Verbreitung der Organismen vielfach eine unüber-
steigliche Schranke; ebenso sind sie für Verbreitung von Kultur und Sitte ein
mächtiges Hindernis; eine Hauptursache der späten Verknüpfung Europas mit China
war, abgesehen von der Unzugänglichkeit der Terrassen Zentralasiens, die Wüste
Gobi. Selbst Gefellschaftszustände werden durch die Wüsten bedingt; so begünstigen
sie besonders das Räuberleben, und zwar nicht bloß durch die Versuchung, in die
deren Bewohner versetzt werden, wenn ringsum grüne Weide lockt, sondern auch
durch die Straflosigkeit, womit ein Raub verübt werden kann; denn nur der Kundige
entdeckt im Sande den richtigen Pfad. In der Sahara z. B. hausen die Tuareg,
in Arabien die Beduinen, im turanifchen Sandmeer die Turkmenen.
2. Tundren, vorwiegend mit Moosen, Flechten und Gräsern be-
deckt; sie finden sich in der kalten und in der gemäßigten Zone. Arten:
a) Torfwiesen, b) Moostundren, c) Flechtentundren.
3. Wiesen; sie bilden eine zusammenhängende Pflanzendecke ans
Kräutern und Gräsern, doch herrschen die Gräser hierbei meist vor. Arten:
a) Wiefenfluren, überwiegend ans kurzem Gras bestehend: Prärien,
Pampas, Pußten, Alpenmatten; b) Savannen, mit höheren Gräsern
bedeckt; Savannen des Sudan, Llanos.
4. Gebüschformen; sie bestehen aus Gesträuch oder strauchartigen
Bäumen. Arten: a) Verzwergte Wälder an den Polar-und Höhen-
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Extrahierte Ortsnamen: Irland Europa Europa Europas China Zentralasiens Sahara
184
Geographie der Lebewesen (Biogeographie).
grenzen der Waldregionen; k) Dschungel (Röhricht); c) Heide; ihr ist
ein massenhaftes Auftreten niedriger Sträucher eigentümlich.
5. Wälder. Arten: a) der tropische Wald; er ist durch bunte
Mannigfaltigkeit der Baumarten gekennzeichnet und durch Sträucher und
Schlinggewächse häusig undurchdringlich; d) der Wald der gemäßigten
Zone; er besteht aus wenigen vorherrschenden Arten und ist nur wenig
mit Gesträuch und Schlinggewächsen durchsetzt. Nach den Baumarten ist
er Laubwald oder Nadelwald; e) der Wald der kälteren Zone,
fast nur aus Nadelhölzern bestehend.
6. Kulturland. Durch die Tätigkeit des Menschen sind verschiedene
Vegetationsformen geschaffen worden: Saatfelder, Weinberge, Gärten usw.
7?,.' L. Die Menschenwelt.
I. Zahl und Dichte der Menschen. Die Bevölkerung der ganzen
Erde beträgt (nach Wagner-Supan) über 1600 Millionen Menschen.
Hiervon treffen:
auf Europa....... 450 Mill,, auf 1 qkm 45
„ äftejt ........ 890 „ „ 1 „ 20
„ Afrika.......135 „ 1 „ 4.5
„ Amerika......180 „ 1 4.3
„ Australien und.ozeanien . 7 „ „ 1 „ 1,0
über 1600 Mill., auf 1 qkm 12
Viel wichtiger als die mittlere Volksdichte eines Landes ist die
Frage nach der wirklichen Verteilung der Bevölkerung innerhalb desselben.
Denn hier treten stets die örtlichen, d. h. von der einzelnen Erdstelle un-
mittelbar abhängenden Einflüsse als die maßgebenden auf.
Diese Einflüsse, durch welche die Ansiedlung der Menschen vorzugsweise
bedingt ist, sind verschiedene. Im Anschluß an Behm und Ratzel bemerken
wir folgendes:
1. Vor allem zieht die Wärmeverteilung, wie der Lauf der Erde
um die Sonne und die schiefe Stellung der Erdachse zur Erdbahn sie be-
dingen, dem Menschen ebenso wie den Pflanzen und Tieren eine bestimmte
Grenze, die er auf die Dauer nicht überschreiten kann.
2. Ähnlich wie gegen die Pole hin setzt der Wärmemangel den Menschen
eine Grenze in betreff der Erhebung über den Meeresspiegel. Schneefelder
und Gletscher üben nur durch ihre landschaftliche Schönheit Anziehungskraft
auf den modernen Kulturmenschen aus, der sie vorübergehend besucht, aber
nicht zu seiner Wohnstätte macht. Nur auf den Massenerhebungen der
südamerikanischen Anden und des tibetanischen Hochlandes erreichen die
ständig bewohnten Orte eine ziemlich beträchtliche Höhe.
'/2
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Extrahierte Ortsnamen: Wagner-Supan Europa Afrika Amerika Australien
80
1. Abschn. Die Gesteinshqlle oder Lithosphäre.
auf. Eruptivgesteine jurassischen Alters kennt man in Deutschland kaum, wohl
aber außerhalb Deutschlands, und zwar Porphyr, Serpentin, Basalt. Dagegen
ist der Jura ziemlich reich an Elsen (Aalen in Württemberg, Amberg in Bayern).
Eine große Berühmtheit haben ferner die Kalksteinplatten des Frän-
kischen Jura als lithographische Steine erlangt, die von Solnhofen
aus in alle Welt versandt werden. Zerklüftungen und Auswaschungen verleihen
dem Fränkischen Jura nicht nur malerische Felsformen und den Namen der
Fränkischen Schweiz, sondern bildeten auch die merkwürdigen Tropfsteinhöhlen
von Müggendorf und Gailenrenth. Da der Jurakalk das Wasser leicht hindurch-
Fig. 62. Landschaft und Uicrc der Iurazeit.
a Palmen; b Pterodaktylus; c Sagopalmen; d Archäoptecix; e Araukarien; f Belodon; g Ichthyo-
saurus ; d Brontosaurus; i Zykaspalmen; k Schnecken; I Schirmquallen; w Korallen; »Belemniten;
o Seesterne.
läßt, so sind die Höhen meist trocken und wenig anbaufähig, die wasserreichen
Täler dagegen sehr fruchtbar.
Die Juraformation ist ausgezeichnet entwickelt im Schweizer Jura und
deutschen Jura, auch in Frankreich und England.
Die Pflanzenwelt der Juraperiode war stellenweise recht üppig ausgebildet.
Die eigenartigen Pflanzen sind im wesentlichen dieselben wie in der Trias: Farne,
Schachtelhalme, Zykadeen oder Palmfarne und Nadelhölzer. Ganz besonders
reich an Formen ist die Tierwelt des Jura. Insbesondere bevölkerten Ammo-
niten (Fig. 63) und Belemniten (Fig. 64) in zahlreichen Arten die Jura-
meere. Sie sind die wichtigsten Leitfossilien des Iura und maßgebend für dessen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Aalen Württemberg Amberg Bayern Solnhofen Fränkischen_Schweiz Frankreich England
Karl V.
159
Tuchhndler Bernt Knipperdolling. Den Ausbau des Reiches leiteten die beiden hollndischen Handwerker Jan M a t t y s, ein Bcker, und Jan Bocke lson, ein Schneider, der nach seiner Heimat gewhnlich Jan van Leiden genannt wird. Nachdem Knipperdolling zum Brgermeister der Stadt gewhlt worden war, begann Jan Mattys die gewaltsame Umgestaltung aller Verhltnisse. Die Kirchen wurden geplndert und zum Teil zerstrt, die Kunstwerke und Bcher vernichtet, der Sonntag und die Feiertage aufgehoben. Die Gottlosen", d. h. Andersglubigen, muten die Stadt verlassen, um den Heiligen" aus der Umgegend Platz zu machen. Jan Mattys bernahm die Verwaltung des Gesamteigentums der Gotteskinder".
Nach seinem Tode setzte Jan van Leiden das begonnene Werk fort. Er umgab sich mit zwlf ltesten" und nannte sich König des neuen Israel". Knipperdolling erhielt das Amt eines Statthalters. Die Viel-weiberei wurde zum Gesetz erhoben. Der König nahm selbst 16 Frauen; er duldete keinen Widerspruch und herrschte sehr grausam. Nach allen vier Weltgegenden gingen seine Apostel" aus. Rottmann bedrohte in einer Flugschrift die Gewaltigen der Erde mit der Rache des Volkes Gottes. In der Tat griff die Bewegung der Wiedertufer in den Stdten des nrd-lichen Deutschlands immer weiter um sich und drohte, wie zehn Jahre frher der Bauernkrieg im Sden, zu einer allgemeinen Erhebung der niedern Stnde gegen die Besitzenden zu führen.
Doch auch diesmal stellten die Heere der Fürsten die Ruhe wieder her. Der Bischof von Mnster, Philipp von Hessen u. a. eroberten nach langer Belagerung die Stadt, welche in der letzten Zeit durch Hungersnot und durch die Schreckensherrschaft des Knigs furchtbar gelitten hatte. Jan van Leiden, Knipperdolling und der Kanzler" Krechting wurden mit glhenden Zangen zu Tode gezwickt und ihre Leichname in eisernen Kfigen am Turme der Lambertikirche aufgehngt (1535). ^ [tf- Der Krieg Karls V. mit dem Schmalkaldischen Bunde und das Amburger Interim.
a) Ursache und Veranlassung des Krieges. Luthers Tod. Karls V. Herzenswunsch war es, die Protestanten wieder mit der katholischen Kirche zu vereinigen. Er lie daher mehrere Religionsgesprche" veranstalten, zu denen beide Parteien ihre tchtigsten Gelehrten entsandten. Als diese ohne Ergebnis blieben und die Reformation sich immer weiter ausbreitete, kam der Kaiser zu der berzeugung, da sein Ziel auf friedlichem Wege nicht zu erreichen sei.
Zwei Umstnde waren es sodann, die in ihm den Entschlu zur Reife brachten, mit den Waffen vorzugehen: der von dem Schmalkaldischen Bunde
11*
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Karl V.
161
als die Nachricht eintraf, da König Ferdinand und Herzog Moritz in die Lande des Kurfrsten Johann Friedrich eingefallen feien. Dieser brach jetzt sogleich nach der Heimat auf, und auch Philipp von Hessen kehrte in fein Land zurck. So waren die Sddeutschen sich selbst berlassen. Kleinmtig gaben sie jeden Widerstand auf und unterwarfen sich der Reihe nach dem Kaiser.
Jetzt hielt Karl V. auch die Zeit fr gekommen, um gegen Hermann von Wied vorzugehen, der den der Papst bereits die Abfetzung ausgesprochen hatte. Der Erzbischof mute feine Wrbe niederlegen (Febr. 1547), und fein altglubiger Nachfolger beseitigte alle Religionsneuerungen.
Um seinem Bruder Ferdinand und dem Herzog Moritz zu Hilfe zu kommen, zog der Kaiser aus Sddeutschland nach Sachsen. Der Kurfürst Johann Friedrich wurde bei Mhlberg a. d. Elbe berrascht und sein Heer vollstndig in die Flucht geschlagen. Der Kampf war fo schnell ent-1547 schieden, da Karl mit einer bezeichnenden nderung der Worte Csars sagte: Ich kam, sah, und Gott siegte." Johann Friedrich wurde nach ritterlicher Gegenwehr gefangen genommen. Der Kaiser wollte ihn anfangs hinrichten lassen, besann sich aber und schlo einen Vertrag mit ihm ab. Danach fielen die kurfchfifchen Lande zum groen Teile an den Herzog Moritz; nur einzelne mter (Landbezirke) und Städte, wie Gotha, Weimar, Eifenach u. ct., aus denen die kleinen fchsisch-thringifchen Staaten hervorgegangen sind, blieben den Kindern Johann Friedrichs^. Dieser selbst folgte als Gefangener dem Hofe des Kaifers. Bald darauf tat Philipp von Hessen fufllig Abbitte; auch er verlor feine Freiheit und wurde jahrelang in strenger "Haft gehalten. \ \
^Das Augsburger Interim (1548). Karl V. stand auf der Hhe feiner Macht. Erbittert der das Verhalten des Papstes, der gegen feinen Willen das Konzil von Trient nach Bologna verlegt hatte, beschlo der Kaiser, die religisen Angelegenheiten in Deutschland selbstndig zu regeln. Er lie eine Glaubensformel ausarbeiten, die einstweilen (lat. interim) fr Katholiken und Protestanten bindend fein sollte. Der zu Augsburg versammelte Reichstag gab seine Zustimmung. Indes die Durchfhrung des Augsburger Interims stie auf heftigen Widerstand. In Norddentsch-laud war es vor allem die Stadt Magdeburg, welche die Annahme der kaiserlichen Religion hartnckig ablehnte.
Schilderhebung des Kurfrsten Moritz gegen den Kaiser und die Besetzung von Metz, Toul und Verdun durch die Franzosen. Von
1 Seit dieser Zeit regierten die Albertiner zugleich im Herzogtum Sachsen (Mark Meien) und im Kurfrstentum Sachsen-Wittenberg.
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Ferdinand Moritz Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Karl_V. Karl_V. Hermann_von_Wied Ferdinand Moritz Johann_Friedrich Johann Friedrich Karl Karl Csars Gott Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Johann_Friedrichs^ Johann Philipp_von_Hessen Philipp Karl_V. Karl_V. Moritz Metz