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1. Vom deutsch-österreichischen Frühjahrsangriff 1916 bis zum verschärften U-Bootskriege - S. 3

1917 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
m Der deutsche und österreichische Frühjahrsangriff 1916. Z werfen, sich mit Deutschland wieder gut zu stellen versuchen und ihre Bundesgenossen einfach ihrem Schicksal überlassen. Nun wißt ihr, zuzutrauen wäre den Engländern solche Gemein-heit schon. Wenn es auf ihren Vorteil geht, da kennen sie keine Rücksicht. Das hat schon manch einer erfahren müssen, der ihren großartigen Versprechungen und ihren heiligen Llnschuldsbeteuerungen -u viel geglaubt hat. Aber trotzdem haben sich diesmal die getäuscht, die auf Englands Nachgibigkeit rechneten. Denn England hat gemerkt, daß es jetzt gerade um seine eigne Sache geht. Sie haben sich drüben gesagt: Wenn Deutschland jetzt nicht vollständig zu Boden geschlagen wird, wenn es sich wieder erholen kann, dann wird es gar nicht lange dauern, so haben diese Deutschen in ihrer verdammten Bescheidenheit und Arbeitsamkeit wieder die schönsten Fortschritte in Lande! und Gewerbe gemacht, und wir müssen uns wieder genau so über sie ärgern und verlieren ihretwegen genau so wieder unsere guten Kunden und unser gutes Geld, wie es vorher gewesen ist. Es hilft alles nichts, Deutschland muß kaput gemacht werden. And wenn es die anderen allein nicht fertig bringen, dann müssen wir eben selber mit ran. Denn bei allem Wohlleben und aller Bequemlichkeit, ein zäher Kerl ist der Engländer. Er sitzt ja gerne faul in seinem Klubsessel und läßt sichs gut schmecken. Aber wenn ihm einer zu nahe kommt und seine Bequemlichkeit zu stören droht, dann kommt es ihm gar nicht darauf an, auch einmal seinen Rock auszuziehen und ordentlich mit seinem Gegner zu boxen. And dann ist er nicht zu verachten, fcemt in seiner Feindschaft ist er zäh und verbissen; und von der Seite haben wir nun im Weltkrieg die Engländer auch noch kennen gelernt. Denn stellt euch vor, als im Winter 1915 zu 16 sich herausstellte, daß^ mit den Truppen, die man bisher hatte, nichts Ordentliches gegen die Deutschen auszurichten war, da haben wahr, hastig die Engländer kurzerhand auch bei sich selbst die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Das ist ihnen arg sauer geworden. Nichts kann der Engländer weniger vertragen, als sich zu irgend etwas zwingen lassen. So haben denn auch viele Leute erst gehörig dagegen geschimpft. Besonders die Arbeiter wollten gar nichts davon wissen, daß man sie jetzt gewaltsam zu Soldaten machen wollte. Aber trotzdem ist schließlich das Gesetz ganz schnell vom Parlament gemacht worden, und so war

2. Geschichtliches Lesebuch - S. 20

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
20 Ii. v. Sybel, Erste Jahre des Bundestags. tage, und dessen unbehülflichen und schleppenden Rechtsformen in so drängender Not nichts auszurichten sei. Man mußte auf andere Weise die Hände der den Bund leitenden Gewalten starken. Der Bundestag war eine durch die Paragraphen der Bundesakte organisierte Anarchie; nach der alten Regel sollte also die Anarchie durch den Staatsstreich abgelöst werden. Ein solcher aber war nicht möglich ohne Preußens Beihülfe, und ob diese zu erlangen wäre, konnte nach Preußens Stellung zum Bunde sehr fraglich erscheinen. Da geschah, daß aus einer kleinen, von der Mehrheit stets ab^ gewiesenen Gruppe der Burschenschaft zwei junge Fanatiker ausgingen, von denen der eine den Dichter Kotzebue als angeblichen Fürstenknecht und russischen Spion erdolchte und der andere gleich nachher einen Mordversuch gegen den Nassauer Präsidenten, Herrn von Jbell, machte. Das Aufsehen, welches diese Frevelthaten hervorriefen, war unermeßlich; auch König Friedrich Wilhelm und Hardenberg waren ebenso erzürnt wie erschrocken, und sehr begreiflich war es, daß der König eine strenge Untersuchung des Demagogentunis au allen preußischen Universitäten verfügte. Leider wurden aber die beiden Attentate auch der Vorwand für eine lärmende Bewegung aller alten Widersacher der von Stein 1808 eingeschlagenen und von Hardenberg fortgesetzten Reformpolitik. Jene Untersuchung geriet unter die Leitung bnrean-kratischer und feudaler Absolutisten, und auf die Gesinnung, mit welcher sie dann geführt wurde, wirft nicht bloß ihre überall angewandte Willkür und Roheit, sondern vor allem der Umstand ein grelles Licht, daß die Männer, die an erster Stelle den Geist der Befreiungskriege erweckt und genährt hatten, Stein und Gneisenan, Schon und Justus Grüner, Schleiermacher und Arndt, Jahn und Görres, von den Proceduren dieses Gerichts betroffen oder doch in seinen Akten verdächtigt wurden. Sodann aber erhob Metternich seine Stimme. In pompösen Erklärungen stellte er das rote Gespenst seinen geängsteten Bundesgenossen vor die Augen, eine ungeheuere, durch ganz Deutschland verzweigte Verschwörung, der nur mit vereinter Kraft und schnellstem Vorgehen begegnet werden könne. So gewann er Preußens Zustimmung zu dem Plane, eine kleine Zahl zuverlässiger Regierungen in Karlsbad zu versammeln, mit ihnen die nötigen Beschlüsse zu vereinbaren und dann den Bundestag zu sofortiger einstimmiger Annahme derselben zu zwingen. Neun Minister vereinten sich demnach 1) 23. März 1819.

3. Geschichtliches Lesebuch - S. 75

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Vi. Freytag, Das Hambacher Fest. 75 Eine Darstellung unserer Parteien seit 1815 würde lehren, daß stets die herrschende ihr Gegenbild heraustrieb, welches bei entgegengesetzter Tendenz auch die größte Ähnlichkeit mit der feindlichen Partei hatte, ebenso wie der Halm emporschießt, indem sich über einem Blatt das entgegenstehende erhebt, und wie jede Farbe ihre Ergänzungsfarbe im Auge bildet. Die Regierungen hatten nach Tilgung Napoleons über den Lebensinterefsen ihrer Völker eine Solidarität ihrer dynastischen Interessen proklamiert, die Opposition im Volke verlor genau in demselben Maße den nationalen Charakter, und die liberalen Interessen verbanden alle Unzufriedenen Europas zu einer großen Familie. Wie den Regierungen russische, österreichische, französische Reaktion als eine Stärkung des eigenen Bestandes erschien, genau ebenso war im deutschen Volk der Pole, der Italiener, der mißvergnügte Franzose ein werter Bundesgenosse. Wie die Regierungen durch Censur und rohe Unterdrückung des gedruckten Wortes die Äußerungen jeder Unzufriedenheit ersticken wollten, gerade ebenso begrüßte die Volkspartei jede geheime Druckschrift, jedes entschlossene Wort mit Freude trotz dem Bedenklichen des Inhalts. Wie die Staatspolizei Gewalt übte und auch gesetzlichen Widerstand als persönliche Beleibignng gegen die Regierenben betrachtete, ebenso galt jebe Polizeimaßregel und jeber politische Richterspruch im Volke für eine ungesetzliche Tyrannei und jeber Verfolgte für ein schnlbloses Opfer der Gewalt, welchem zu helfen eine eble Pflicht sei. Und wie den Regierungen das verächtlichste Jnbivibnnm, wenn es sich als gesinnungstreues und skrupelloses Werkzeug brauchen ließ, willkommen war, gerabe so ertrugen auch die besten in der Opposition Fanatismus, Selbstsucht, hohle Eitelkeit, Gewaltthätigkeit und unehrliche Mittel ihrer Mitglieber. Aus völligem Umsturz aller Verhältnisse hatten sich die neuen Staaten gebildet, jeder der Lebenden wußte, wie willkürlich und zufällig die Regierungen waren, die der Wiener Frieden hinterlassen hatte; zahllose Rechte und historische Ansprüche waren unter dem Heerwagen der nächsten blutigen Vergangenheit zu Staub zermalmt, die Regierenben mit ihren Beamten forberten jetzt vergeblich Ehrfurcht vor den Gesetzen, welche sie in bestänbiger Sorge um die eigene Dauer, zuweilen mit bösem Gewissen gaben, auch die Opposition proklamierte und wollte gesetzlichen Fortschritt, aber kein Scharfblickenber konnte sich bergen, daß auf diesem Wege kein friedliches Ende abzusehen war, und der besonnene Patriot unterschied sich von dem Verschwörer zuweilen nur dadurch, daß er an den Erfolg

4. Geschichtliches Lesebuch - S. 301

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Xxi. Rede les deutschen Reichskanzlers Fürsten Bismarck. 301 Verabredungen, die sie miteinander getroffen hatten, bemächtigte sich unserer öffentlichen Meinung dieselbe nervöse und, wie ich glaube, übertriebene Aufregung, mit der wir heute und die letzten Jahre zu kämpfen haben — namentlich halte ich sie heute für besonders unmotiviert. Ich bin nun weit entfernt, aus der Thatsache, daß ich sie heute für unmotiviert halte, den Schluß zu ziehen, daß wir einer Verstärkung der Wehrkraft nicht bedürften, sondern umgekehrt. Daher dieses vierzigjährige Tableau, das ich eben, vielleicht nicht zu Ihrer Erheiterung, aufgerollt habe, — und ich bitte um Verzeihung; aber wenn ich ein Jahr hätte fehlen lassen von denen, welche Sie doch alle schaudernd selbst miterfahren haben, so würde man nicht den Eindruck haben, daß der Zustand der Besorgnis vor großen Kriegen, vor weiteren Verwickelungen, deren Koalitionsergebnisse niemand vorher beurteilen kann, daß dieser Zustand ein permanenter ist bei uns, und daß wir uns darauf ein für allemal einrichten müssen; wir müssen, unabhängig von der augenblicklichen Lage, so stark sein, daß wir mit dem Selbstgefühl einer großen Nation, die unter Umständen stark genug ist, ihre Geschicke in ihre eigene Hand zu nehmen, auch gegen jede Koalition — (Bravo!) mit dem Selbstvertrauen und mit dem Gottvertrauen, welches die eigene Macht verleiht und die Gerechtigkeit der Sache, die immer auf deutscher Seite bleiben wird nach der Sorge der Regierung —, daß wir damit jeder Eventualität entgegensehen können und mit Ruhe entgegensehen können. (Bravo!) Wir müssen, kurz und gut, in diesen Zeiten so stark sein, wie wir irgend können, und wir haben die Möglichkeit stärker zu sein als irgend eine Nation von gleicher Kopfstärke in der Welt; (Bravo!) — ich komme darauf noch zurück —, es wäre ein Vergehen, wenn wir sie nicht benutzten. Sollten wir unsere Wehrkraft nicht brauchen, so brauchen wir sie ja nicht zu rufen. Es handelt sich nur um die eine nicht fehr starke Geldfrage, — nicht sehr starke, wenn ich beiläufig erwähne — ich habe keine Neigung, auf die finanziellen und militärischen Ziffern einzugehen —, daß Frankreich in den letzten Jahren 3 Milliarden auf die Verbesserung seiner Streitkräfte verwandt hat, wir kaum Iv2 mit Einschluß dessen, was wir Ihnen jetzt zumuten. (Hört, hört! rechts.) Indessen ich überlasse es dem Herrn Kriegsminister und den Vertretern der Finanzabteilung, das auszuführen. Wenn ich sage, wir müssen dauernd bestrebt sein, allen Eveutuali-

5. Geschichtliches Lesebuch - S. 20

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
20 Ii. v. Sybel, Erste Jahre des Bundestags. tage, und dessen nnbehülflichen und schleppenden Rechtsformen in so drängender Not nichts auszurichten sei. Man mußte auf andere Weise die Hände der den Bund leitenden Gewalten stärken. Der Bundestag war eine durch die Paragraphen der Bundesakte organisierte Anarchie: nach der alten Regel sollte also die Anarchie durch den Staatsstreich abgelöst werden. Ein solcher aber war nicht möglich ohne Preußens Beihülfe, und ob diese zu erlangen wäre, konnte nach Preußens Stellung zum Bunde sehr fraglich erscheinen. Da geschah, daß aus einer kleinen, von der Mehrheit stets abgewiesenen Gruppe der Burschenschaft zwei junge Fanatiker ausgingen, von denen der eine den Dichter Kotzebue als angeblichen Fürstenknecht und russischen Spion erdolchte *), und der andere gleich nachher einen Mordversuch gegen den Nassauer Präsidenten, Herrn von Jbell, machte. Das Aufsehen, welches diese Frevelthaten hervorriefen, war unermeßlich; auch König Friedrich Wilhelm und Hardenberg waren ebenso erzürnt wie erschrocken, und sehr begreiflich war es, daß der König eine strenge Untersuchung des Demagogentnms an allen preußischen Universitäten verfügte. Leider wurden aber die beiden Attentate auch der Vorwand für eine lärmende Bewegung aller alten Widersacher der von Stein 1808 eingeschlagenen und von Hardenberg fortgesetzten Reformpolitik. Jene Untersuchung geriet unter die Leitung bnrean-kratischer und feudaler Absolutisten, und auf die Gesinnung, mit welcher sie dann geführt wurde, wirft nicht bloß ihre überall angewandte Willkür und Roheit, sondern vor allem der Umstand ein grelles Licht, daß die Männer, die an erster Stelle den Geist der Befreiungskriege erweckt und genährt hatten, Stein und Gneifenau, Schön und Justus Grüner, Schleiermacher und Arndt, Jahn und Görres, von den Proceduren dieses Gerichts betroffen oder doch in seinen Akten verdächtigt wurden. Sodann aber erhob Metternich seine Stimme. In pompösen Erklärungen stellte er das rote Gespenst seinen geängstigten Bundesgenossen vor die Augen, eine ungeheuere, durch ganz Deutschland verzweigte Verschwörung, der nur mit vereinter Kraft und schnellstem Vorgehen begegnet werden könne. So gewann er Preußens Zustimmung zu dem Plane, eine kleine Zahl zuverlässiger Regierungen in Karlsbad zu versammeln, mit ihnen die nötigen Beschlüsse zu vereinbaren und dann den Bundestag zu sofortiger einstimmiger Annahme derselben zu zwingen. Neun Minister vereinten sich demnach 1) 23. März 1819.

6. Geschichtliches Lesebuch - S. 301

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Xxl Rede des deutschen Reichskanzlers Fürsten Bismarck. 301 Verabredungen, die sie miteinander getroffen hatten, bemächtigte sich unserer öffentlichen Meinung dieselbe nervöse und, wie ich glaube, übertriebene Aufregung, mit der wir heute und die letzten Jahre zu kämpfen haben — namentlich halte ich sie heute für besonders unmotiviert. Ich bin nun weit entfernt, aus der Thatsache, daß ich sie heute für unmotiviert halte, den Schluß zu ziehen, daß wir einer Verstärkung der Wehrkraft nicht bedürften, sondern umgekehrt. Daher dieses vierzigjährige Tableau, das ich eben, vielleicht nicht zu Ihrer Erheiterung, aufgerollt habe, — und ich bitte um Verzeihung; aber wenn ich ein Jahr hätte fehlen lassen von denen, welche Sie doch alle schaudernd selbst miterfahren haben, so würde man nicht den Eindruck haben, daß der Zustand der Besorgnis vor großen Kriegen, vor weiteren Verwickelungen, deren Koalitionsergebnisse niemand vorher beurteilen kann, daß dieser Zustand ein permanenter ist bei uns, und daß wir uns darauf ein für allemal einrichten müssen; wir müssen, unabhängig von der augenblicklichen Lage, so stark sein, daß wir mit dem Selbstgefühl einer großen Nation, die unter Umständen stark genug ist, ihre Geschicke in ihre eigene Hand zu nehmen, auch gegen jede Koalition — (Bravo!) mit dem Selbstvertrauen und mit dem Gottvertrauen, welches die eigene Macht verleiht und die Gerechtigkeit der Sache, die immer auf deutscher Seite bleiben wird nach der Sorge der Regierung —, daß wir damit jeder Eventualität entgegensehen können und mit Ruhe entgegensehen können. (Bravo!) Wir müssen, kurz und gut, in diesen Zeiten so stark sein, wie wir irgend können, und wir haben die Möglichkeit stärker zu sein als irgend eine Nation von gleicher Kopfstärke in der Welt; (Bravo!) — ich komme darauf noch zurück —, es wäre ein Vergehen, wenn wir sie nicht benutzten. Sollten wir unsere Wehrkraft nicht brauchen, so brauchen wir sie ja nicht zu rufen. Es handelt sich nur um die eine nicht sehr starke Geldfrage, — nicht sehr starke, wenn ich beiläufig erwähne — ich habe keine Neigung, auf die finanziellen und militärischen Ziffern einzugehen —, daß Frankreich in den letzten Jahren 3 Milliarden auf die Verbesserung seiner Streitkräfte verwandt hat, wir kaum V/2 mit Einschluß dessen, was wir Ihnen jetzt zumuten. (Hört, hört! rechts.) Indessen ich überlasse es dem Herrn Kriegsminister und den Vertretern der Finanzabteilung, das auszuführen. Wenn ich sage, wir müssen dauernd bestrebt sein, allen Eventuali-

7. Geschichtliches Lesebuch - S. 75

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Vi. Freytag, Das Hambacher Fest. 75 Eine Darstellung unserer Parteien feit 1815 mürbe lehren, daß stets die herrschende ihr Gegenbild heraustrieb, welches bei entgegengesetzter Tendenz auch die größte Ähnlichkeit mit der feindlichen Partei hatte, ebenso mie der Halm emporschießt, indem sich über einem Blatt das entgegenstehende erhebt, und wie jede Farbe ihre Ergänzungsfarbe im Auge bildet. Die Regiernngen hatten nach Tilgung Napoleons über den Lebensintereffen ihrer Volker eine Solidarität ihrer dynastischen Interessen proklamiert, die Opposition im Volke verlor genau in demselben Maße den nationalen Charakter, und die liberalen Interessen verbanden alle Unzufriedenen Europas zu einer großen Familie. Wie den Regierungen russische, österreichische, französische Reaktion als eine Stärkung des eigenen Bestandes erschien, genau ebenso war im deutschen Volk der Pole, der Italiener, der mißvergnügte Franzose ein werter Bundesgenosse. Wie die Regierungen durch Censur und rohe Unterdrückung des gedruckten Wortes die Äußerungen jeder Unzufriedenheit ersticken wollten, gerade ebenso begrüßte die Volkspartei jede geheime Druckschrift, jedes entschlossene Wort mit Freude trotz dem Bedenklichen des Inhalts. Wie die Staatspolizei Gewalt übte und auch gesetzlichen Widerstand als persönliche Beleidigung gegen die Regierenden betrachtete, ebenso galt jede Polizeimaßregel und jeder politische Richterspruch im Volke für eine ungesetzliche Tyrannei und jeder Verfolgte für ein schnldloses Opfer der Gewalt, welchem zu helfen eine edle Pflicht sei. Und wie den Regierungen das verächtlichste Individuum, wenn es sich als gesinnungstreues und skrupelloses Werkzeug brauchen ließ, willkommen war, gerade so ertrugen auch die besten in der Opposition Fanatismus, Selbstsucht, hohle Eitelkeit, Gewaltthätigkeit und unehrliche Mittel ihrer Mitglieder. Aus völligem Umsturz aller Verhältnisse hatten sich die neuen Staaten gebildet, jeder der Lebenden wußte, wie willkürlich und zufällig die Regierungen waren, die der Wiener Frieden hinterlassen hatte; zahllose Rechte und historische Ansprüche waren unter dem Heerwagen der nächsten Mutigen Vergangenheit zu Staub zermalmt, die Regierenden mit ihren Beamten forderten jetzt vergeblich Ehrfurcht vor den Gesetzen, welche sie in beständiger Sorge um die eigene Dauer, zuweilen mit bösem Gewissen gaben, auch die Opposition proklamierte und wollte gesetzlichen Fortschritt, aber kein Scharfblickender konnte sich bergen, daß auf diesem Wege kein friedliches Ende abzusehen war, und der besonnene Patriot unterschied sich von dem Verschwörer zuweilen nur dadurch, daß er an den Erfolg

8. Vorbereitung zur WeltGeschichte für Kinder - S. 76

1800 - Göttingen : Vandenhoek und Ruprecht
76 Kop. m. §. 35- feie«; daß es Gottes Wille sei, daß Ein Mann nur Line Frau habe; daß die Menschen auch nach dem Tode fort- leben, u. s. w. Oft zieht eine Erfindung hundert an- dre nach sich, wo keine one die andre hätte gemacht werden können. Erst wie man Feuer hatte, konnte man Eisen schmelzen: und erst wie man da» Eisrs- schmelzen erfunden hatte, konnte man Messer machen. Ehe man Teleskope verfertigte, mußte man Brillen zu ma- chen verstehen: ehe Brillen ln die Welt kamen, mußte Glas da seyn: Glaö aber zu machen hätte niemand erfunden, hätte man nicht vorher Feuer gehabt. Viele große Erfindungen sind blos Hurch Einen glücklichen Einfall (wie oben beim

9. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 346

1865 - Göttingen : Deuerlich
346 gar weiter Entfernung ihm gegenüber weilten auf einem Hügel Friedrich Wilhem Iii. von Preußen und die beiden Kaiser Franz von Oesterreich und Alerander von Rußland. Noch deckte ein dichter Nebel das weite Feld. Als der erste furchtbare Kanonendonner erscholl, brach die klare Herbstsonne durch und beleuchtete das Schlachtfeld. Heftig entbrannte der Kampf; hier wurden brennende Dörfer angegriffen und umgangen; dort rückte das Fußvolk gegen einander; da sprengten Reiterregimenter auf den Feind loö; das Kreuzfeuer der Artillerie wüthete. Wahrend der Schlacht gingen auch die sächsischen Truppen, welche nur gezwungen dem fremden Machthaber gefolgt waren, mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen zu ihren deutschen Brüdern über. — Schon neigte sich der Tag; es war 5 Uhr nachmittags, da thaten die Fürsten dem Blutvergießen Einhalt. Napoleon war gänzlich geschlagen; Ginster und in sich gekehrt saß er auf dem Windmühlenhügel; stumm und düster umstanden seine Generale das Wachtfeuer. Dann ritt er nach Leipzig zurück. Die drei verbündeten Monarchen aber, als sie von ihrem Hügel herab an allen Orten ihre siegreichen Banner hatten daher wehen sehen, da waren sie auf ihre Kniee gefunken und hatten dem Herrn gedankt, dessen Arm der guten Sache den Sieg gab. Am 19. October morgens zog der fremde Unterdrücker mit dem Reste seines geschlagenen Heeres dem Rheine zu. Die verbündeten Herr- scher beschlossen, da sein Hochmuth noch immer nicht erschüttert war. ihn in Frankreich selbst aufzusuchen. Am 31. März 1814 zogen sie in Paris ein, hinter ihnen ein großer Theil ihrer Armeen mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel, in schönster kriegerischer Haltung. Das gesinnungslose Volk, welches kurz zuvor noch den Napoleon aus den Händen getragen hatte, jauchzte jetzt den Verbündeten als Errettern von der langen Tyrannei entgegen und empfing sie mit Blumenschmuck und allerlei demüthigen Schmeicheleien. Napoleon mußte abdanken. Die Insel Elba im Mittelmeer wurde ihm zum Wohnsitz angewiesen. Der rechtmäßige Erbe deö französischen Thrones, Ludwig Xviii., wurde König von Frankreich. 162. Die Schlacht bei Waterloo. Wie das wiedergewonnene Land vertheilt und wie die Völker für ihre Tapferkeit und Ausdauer belohnt werden sollten, das sollte auf ei- nem großen Eongreß zu Wien abgemacht werden. Während man be- rathschlagte, faßte Napoleon den Gedanken, seinen Wohnsitz zu verlassen, heimlich nach Frankreich zu entfliehen, sich an die Spitze seiner alten Krieger zu stellen und, wenn es nothwendig wäre, den Kampf von neuem aufzunehmen. Er landete im Frühjahr 1819 im südlichen Frank- reich , seine Marschälle und Krieger strömten ihm zu, und in wenigen Wochen war er in Paris. Freilich versuchte er zuerst durch Briefe voll schöner Worte die in Wien versammelten Fürsten zu bethören; allein es ward beschlossen, ihn wegen seines Treubruchs aufs neue zu bekäm- pfen und ihn unschädlich zu machen. Das geschah bei Waterloo, wo Hannoveraner tapfer mitgekämpft haben.

10. Leipzig - S. 15

1913 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 15 — 7. Vor und in Leipzig am 18. Oktober. Füsilier Hechel: Am folgenden Morgen rückten wir vorwärts auf Leipzig zu. Ich konnte meiner Traurigkeit noch immer nicht Herr werden. Todesgedanken erfüllten meine Seele. Und ich hatte mein Leben jetzt lieber, nachdem ich den Tod in so furchtbarer Gestalt gesehen. Für heute war meine Furcht grundlos. Unser Häuflein blieb den ganzen Tag im zweiten Treffen. Wir standen auf dem linken Flügel und hatten eine Batterie zu decken. So blieben wir nur Zuschauer des gewaltigen Kampfes. Das Wetter der Schlacht entlud sich heute über andern Häuptern. Am Nachmittage gingen ein sächsisches Husaren- und Ulanenregiment mit klingendem Spiele zu uns über. Blücher stellte sie unter Befehl des Generals von Jork. 18. Okt. In Blüchers Hauptquartier. Der Breslauer Professor Steffens: Wir rückten an diesem Morgen nicht so ganz früh aus. Blücher hatte sich dem Korps des Generals Längeren angeschlossen. Jenseits der Parthe erhebt sich die Gegend, und hier genossen wir ein erstaunenswertes Schauspiel. Auf dem langen Höhenzug erblicken wir in der Ferne die große Armee der Verbündeten. Am entferntesten östlichen Horizont tauchten die Kolonnen auf; ruhig bewegten sich alle Waffengattungen nacheinander. Hier und da sah man die Waffen in der Morgenröte glänzen. Die Entfernung war groß genug, um das ganze Heer als eine Erscheinung im Traume vorüberschweben zu lassen, bis der endlose Zug im entferntesten Westen untertauchte. . . . Man konnte glauben, ein auswanderndes Volk zu ersticken. So mochten zur Zeit der Völkerwanderung die germanischen Stämme erschienen sein, als sie die deutschen Gaue überschwemmten. Der Anblick ergriff uns alle mit großer Gewalt. Hier war es, wo Müffling der bevorstehenden Schlacht den Namen gab; er nannte sie die große Völkerschlacht. . . . Steffens: Dieser Tag bot uns noch ein überraschenderes Schauspiel dar. Über die Ebene rückte in schöner Rüstung und ruhiger Ordnung eine Schar fremder Kavallerie auf uns zu, die wir, ohne von Truppen in der Nähe umgeben zu sein, ruhig erwarteten. Ohne Zweifel war Blücher von ihrer Ankunft unterrichtet. Es war säch-
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