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Kap. Ii. §. 19.
§. 19.
Iii. Aus Wüsteneien find fruchtbare Lander
geworden, und dagegen aus fruchtbaren
Ländern wieder Wüsteneien.
Was Wüsteneien find, stehe oben
§. 7» Nun aber kan man ja Sümpfe
abzapfen: das taten die Holländer §.
16. — Man kan auf nackte Felsen Erde
tragen, und dann Weinstöcke, Garten-
Gewächse, und Bäume, dahinein pflan-
zen. Das taten die alten Hebräer in
Palästina: und in neueren Zeiten die
Malteser auf Gozo (sie holten die Er-
de dazu aus Sicilien); und die Lotsen
auf der Insel Rüden vor Wolgast ; und
die Helvetier auf dem Kalen Berge zwl-
schen Lausanne und Vevay. — Man kan
endlich in dürre Sandwüsten Wasser lei-
ten, wenn man Kanäle gräbt: das ta-
ten
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
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ist ewiger Winter und ein Klima wie in Sibirien, dagegen in tiefen
engen Thälern im Sommer eine Hitze wie in der heißen Zone. An
grüne Matten, wo die Alpenrosen blühen, grenzen Schneegefilde. Ein
Raum weniger Stunden trennt oft Gegenden, die für Bäume zu kalt
sind, von solchen, in denen Granaten im Freien wachsen *). —
Die Einwohner sind meist gesund, schön und kräftig; nur in engen Thä-
lern finden sich oft häßliche verwachsene Menschen, die blödsinnig find
und Kretins (kretäng) heißen. Die Schweizer sprechen meistens deutsch
und treiben viel Viehzucht, Jagd und Gewerbe, aber nur wenig Acker-
bau. — Die Schweiz (725 Q Üä. 21/*.» Mill. Einw.) besieht aus 22
einzelnen Freistaaten, Kantons (kantongö). Die gemeinschaftliche
Landesregierung hat abwechselnd ihren Sitz in den Städten Bern an
der Aar, Zürich und Luzern an den gleichnamigen Seen. Bemerkens-
werthe Städte sind ferner: Genf, Basel, Schaffhausen (Rheinfall)
und Set. Gallen.
Früher gehörte die Schweiz zu dem deutschen Reiche. Der Kaiser
Albrecht, der bedeutende Güter im Lande besaß, wollte sich und seinem
Hause dieselbe ganz unterwerfen. Seine Landvögte drückten die Leute
aufs äußerste. Einer von ihnen, Geßler, ließ eine Stange aufrichten
und den Befehl ausgehen, man solle den» Hute auf derselben eben die
Ehrfurcht beweisen, wie- ihm selber. Dies geschah mit dem Anfange des
14. Jahrhllnderts. Wilhelm Teli, der mit seinem Sohne vorüber-
ging, weigerte sich, diesem Befehle zu gehorchen. Er wurde deshalb von
einem Lanzenknechte angehalten. Indem er noch mit ihm stritt, kam
Geßler herbei, und gab dem Tell den grausamen Befehl, seinem Söhnlein
einen Apfel vom Kopfe zu schießen. Vergebens war die Bitte des un-
glückliche» Vaters um Zurücknahme des Befehls. Er mußte auf das
Haupt seines Sohnes zielen und traf den Apfel, ohne das.kind zu ver-
letzen. Der Landvogt bemerkte im nämlichen Augenblicke, daß Teil einen
zweiten Pfeil schnell verbarg, und. fragte: «Was wolltest du mit diesem?"
Der unerschrockene Tell entgegnete: »Dir war er bestimmt, sobald ich
den Sohn getroffen hätte.« Auf diese Antwort ließ der Landvogt den
Tell in Ketten legen und auf ein Schiff bringen, mit dem er über den
Vierwaldstädter See schiffen wollte. Aber kaum war daö Schiff vom
Lande ein wenig entfernt, so erhob sich ein so schreckliches Ungewitter,
daß alle verzagten und zu Tell, als einem erfahrenen Schiffsmann ihre
Zuflucht nahmen. Tell führte nun das Schiff bis ans Ufer, rettete sich
eines schauerliche» Abgrundes und findet keine» Weg, der ihn ohne große Lebens-
gefahr wieder zurück führt. Mau braucht von diesem Thier vorzüglich die Haut,
welche theuer bezahlt wird; auch das Fleisch wird gegessen. — Der Lämmergeier
findet sich auf den höchsten Alpen, klaftert mit ausgespannten Flügeln ß Ellen,
nährt sich von Gemsen, Ziegen ,c. und soll auch kleine Kinder anfallen. — Der
Goldadler, der König unter den Vögeln, steht an Größe dem Lämmergeier nur
wenig nach. Sein Augenstern ist mit einem goldgelben Ring umgeben; sein Kör-
per ist dunkelbraun und mit einem Goldglanz überzogen. Er ist von großer Kühn-
heit und Stärke.
*) Der Granatbanm hat eine wunderschöne Blute und trägt apselgroße,
apfelsinenartige Früchte, die nur unter milden Himmelsstrichen gedeihen.
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TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Wilhelm_Teli Wilhelm
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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eine Äälfte, und in der französischen Schweiz, in Genf, die andere Äälfte. In Zürich war ein Prediger Ulrich Zwingli aufgetreten, der war ein Jahr jünger als Luther, hatte auch die alten Sprachen studiert, hebräisch und griechisch und lateinisch, und hatte die Äeilige Schrift in ihrer ursprünglichen Form gelesen und war daraus zu der Meinung gekommen, daß es einen Statthalter Christi auf Erden wie den Papst garnicht geben sollte, und daß die Christen beim Abendmahl Brot und Wein bekommen müßten, und daß die Menschen selig werden nur durch Buße und Glauben, aus denen dann fromme Werke hervorgehen, und was sonst Luthers Äauptlehren sind. Er hatte auch in Zürich vielen Beifall gefunden, und auch andere Städte und Gegenden waren ihm zugefallen, und das Kirchenwesen war auch nach seiner Lehre reformiert worden. Wie nun aber in Süddeutschland die Reformierten nach Zwinglis Art und die Evangelischen nach Luthers Art aneinander kamen, da wollte der Landgraf Philipp von Äessen gern, sie sollten sich vereinigen, sodaß aus allen eine Kirche werden könnte. Er lud also Luther und Zwingli und noch viele andere Gelehrte auf sein Schloß in Marburg an der Lahn, und da haben sie ein Glaubensgespräch miteinander abgehalten. Sie waren auch in den allermeisten Punkten einig. Aber in der Lehre vom Abendmahl, da war Luther nun einmal etwas anderer Meinung wie Zwingli, und das schien ihm so wichtig, daß er darüber die ganze Verbindung ausschlug. Zwingli streckte ihm die Äand hin, aber Luther schob sie weg und sagte: „3hr habt einen andern Geist als wir." Schon zwei Jahre später, 1531, ist Zwingli in einer Schlacht gefallen. Sein Werk hat weiter geblüht und hat einen Teil der reformierten Kirche gebildet.
Bald darnach kam die Reformation in der französischen Schweiz zustande. Da hatte Johann Calvin angefangen, in Genf das Evangelium zu predigen. Er war zwanzig Jahre jünger als Luther und hatte schon aus dessen und aus Zwinglis Schriften viel gelernt. Aber er dachte doch auch wieder über einige Sachen anders als Luther, und es war wieder hauptsächlich das Abendmahl, worin sie sich voneinander unterschieden. Calvin war ein furchtbar strenger und düsterer Mann, und als er in Genf in den Rat gekommen war und die ganze Äerrschast in die Äände gekriegt hatte, da wollte er mit Polizeigewalt und harten Strafen es durchsetzen, daß alle Leute ganz fromm leben und alle auch nur dasselbe lehren und glauben sollten, was er lehrte. Das geht nun aber nicht, daß einer mit Polizeigewalt fromm wird, denn fromm ist er eben immer nur, wenn das Lerz fromm ist, und darüber hat die Polizei keine Macht. (20 hat denn dies Regiment auch nicht lange gedauert. Aber seine Glaubens-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Ulrich_Zwingli Christi Philipp_von_Äessen Philipp Zwingli Zwingli Zwingli Johann_Calvin Johann Calvin