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Karl Iy. Erste deutsche Universität. Goldene Bulle.
noch viele vergebliche Versuche einer Versöhnung mit dem Papste..
Allein die Könige von Frankreich und Neapel wußten alle Versöh-
nungsvorschläge zu vereiteln. Daher erklärten die deutschen (geistli-
chen und weltlichen) Kurfürsten (außer Böhmen) auf dem ersten
,^/Kurverein zu Rhense 1338, der von den Kurfürsten durch Stim-
inenmehrheit gewählte König sei durch die bloße Wahl (also auch
ohne Bestätigung des Papstes) für den wahren König und römischen
Kaiser zu halten. Doch das gute Einverständniß Ludwig's mit den
geistlichen und weltlichen Fürsten wurde durch seine Ländersucht bald
wieder getrübt.
Nachdem er 1) die Markgrafschaft Brandenburg nach dem Aussterben des
askanischen Hauses seinem Sohne Ludwig zu Lehen gegeben, erwarb er 2) Tirol
und Kärnthen, indem er die Erbin beider Länder, die Gräfin Margaretha Maul-
tasch von ihrem Gemahl (Johann von Böhmen) schied und sie seinem Sohne, dem
Markgrafen Ludwig von Brandenburg, vermählte. Auch zog er 3) die Grafschaften
Holland. Seeland. Ñriesland und Henneaau als erledigte Reichslehen ein.
Das gesetzwidrige Verfahren des Kaisers bei der Erwerbung
Tirols erbitterte viele Fürsten, und der mächtige König Johann von
Böhmen setzte die Wahl seines Sohnes Karl durch (1346), dem
die baierische Partei nach Ludwig's Tode 1347 den Grafen Günther
von Schwarzburg als Gegenkönig entgegenstellte; doch nach dessen
Tode (1349) wurde Karl allgemein anerkannt.
£b) Könige aus dem Hause Böhmen-Luxemburg 1347 —1437.
1) Karl Iv. 1347 — 1378.
Karl's Wirken beschränkte sich fast auf sein Erbland Böhmen,
womit er durch eine Erbverbrüderung die Mark Brandenburg und
die Lausitz, und durch seine zweite und dritte Gemahlin einen Theil
der Oberpfalz und Schlesien vereinigte. Dieses Land suchte er auf
jede Weise emporzubringen: durch die Stiftung der ersten deut-
schen Universität zu Prag, 1348, welche bald 7000 Studirende
zählte, durch Verbefferung der Gesetze und Rechtspstege, Vermehrung
der Kirchen und Klöster, Beförderung des Handels, Berg- und
Weinbaues u. s. w.
Für das deutsche Reich that er nichts Wesentliches, als daß er,
um den Streitigkeiten, welche die unbestimmte Form der Kaiserwahl
so häufig veranlaßt hatte, ein Ende zu machen, 1356 auf dem
Reichstage zu Metz die goldene Bulle erließ. Durch dieses
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TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iy Karl Ludwig Ludwig Johann_von_Böhmen Johann Ludwig_von_Brandenburg Ludwig Johann_von
Böhmen Johann Karl Karl Günther
von_Schwarzburg Günther Karl Karl Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Neapel Holland Seeland Ludwig's Hause_Böhmen-Luxemburg Brandenburg
Albrecht I.
89
der gebistenen Wange und Diezmann) in Besitz genommen hatten,
in Anspruch und ließ die beiden Brüder als Reichsfeinde ächten,
wodurch sie auch von der Erbfolge in Thüringen ausgeschlossen waren.
Er machte einen zweimaligen verwüstenden Einfall in Thüringen und
unterwarf sich ganz Meißen. Wegen der hier verübten Grausamkeit
und weil er den Kurfürsten seine Versprechungen nicht erfüllte, wurde
er von einigen Kurfürsten abgesetzt und Herzog Albrecht von Oester-
reich, Rudolfs I. Sohn, gewählt. Adolf fiel kämpfend in dem Rei-
tergefecht bei Gölheim unweit Worms.
3. Albrecht I. von Oesterreich 1298—1308.
Er war eifrig darauf bedacht, die Rechte des Reiches herzustel-
len und die Macht seines Hauses zu mehren. Die erste Gelegenheit
dazu fand sich, als der Graf Johann von Holland (ein Enkel des
römischen Königs Wilhelm) kinderlos gestorben war und der Graf
(Johann) von Hennegau als Verwandter von weiblicher Seite darauf
Ansprüche machte; dieser ward zwar in die Acht erklärt, aber die
Unterwerfung desselben durch einen Kriegszug Albrecht's nach dem
Niederrhein scheint nicht gelungen zu sein.
Eben so wenig konnte Albrecht die Ansprüche des Reiches aus
Thüringen und Meißen geltend machen, indem er von Friedrich
und Diezmann eine Niederlage erlitt. Auch war die Besetzung des
(durch das Aussterben des alten Herrscherhauses Przemisl 1306 er-
ledigten) böhmischen Thrones durch seinen Sohn Rudolf nur von
kurzer Dauer, da dieser schon im ersten Jahre seiner Regierung starb
und nun der Herzog (Heinrich) von Kärnthen *) seine Erbansprüche
0 Wenzel Iv., Sohn Ottokar's Ii. 1278—1305.
Wenzel V., ' Anna mit Elisabeth mit
1305—1306. Heinrich v. Kärnthen. Johann v. Luxemburg 1311—1346.
1308—1311.
Karl Iv. 1346—78. Joh. Heinrich, Wenzel,
Gem. 1. Blanka v. Valois. Markgr. v. Mähren, v. Luxemburg,
2. Agnes v. d. Pfalz. Gem. Marg. Maul- f 1383.
3. Anna v. Schlesien. tasch.
4. Elisab. v. Pommern.
Wenzel, Sigmund,
1378—1410. 1410—1437.
Elisabeth, Gem. Albrecht's Ii.
Johann,
Markgraf der Lausitz.
Jodocus, Procopius,
Markgr. in Mähren, Markgr. in Mähren,
f 1411.
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_I. Albrecht_von_Oester- Albrecht Rudolfs_I. Adolf Adolf Albrecht_I._von_Oesterreich Albrecht_I. Johann_von_Holland Johann Wilhelm Johann)_von_Hennegau Johann Albrecht Albrecht Friedrich Friedrich Rudolf Rudolf Heinrich)_von_Kärnthen Heinrich Wenzel_Iv. Wenzel_V. Heinrich_v Heinrich Johann Karl_Iv Karl Heinrich Heinrich Blanka Agnes_v Anna Elisab Elisabeth Johann
94 Wenzel. Arnold von Winkelried. Ruprecht von der Pfalz.
2). Wenzel 1378— 1400 (1410)'
behielt Böhmen, die Oberpfalz und Schlesien und vereinigte damit spä-
ter (nach dem kinderlosen Ableben seines Oheims Wenzel) Luxemburg,
während sein Bruder Sigmund die Mark Brandenburg behalten hatte,
damit nicht 2 Kurstimmen in einer Person vereinigt würden.
In den ersten 10 Regierungsjahren zeigte sich Wenzel als einen
sehr thätigen, für das Wohl der von ihm beherrschten Länder eifrig
besorgten Fürsten und war unablässig bemüht, den gestörten Frieden
im Reiche und in der Kirche wieder herzustellen. Er machte wieder-
holte Versuche, ganz Deutschland zu einem allgemeinen Landfrieden
(der alle anderen Verbindungen unnöthig machen und aufheben sollte)
zu vereinigen. Aber der unglückliche Krieg des Herzogs Leopold von
Oesterreich gegen die Schweizer Eidgenossen (zunächst veranlaßt durch
gewaltsame Verletzung österreichischer Zölle) und seine Niederlage bei
Sempach 1386, wo Arnold von Winkelried die feindlichen
Reihen sterbend durchbrach, regte die Kampflust zwischen Fürsten und
Städten von Neuem an. Trotz eines neuen Landfriedens begann
der Städtekrieg, welcher das südliche Deutschland verheerte, 1388.
Das Heer der schwäbischen Städte unterlag dem Grafen Eberhard
dem Greiner von Würtemberg bei Döffingen (wo Eberhard's
Sohn Ulrich fiel und der Schleglerhauptmann Wolf von Wunnen-
stein den Ausschlag gab), das der rheinischen Städte dem Pfalz-
grafen Ruprecht bei Worms.
Bald darauf trat ein Wendepunkt in Wenzel's Regierung ein:
nicht nur in Deutschland, sondern auch in seinem Königreiche Böhmen
stng er an, sich durch Trägheit und Grausamkeit (selbst gegen seine
Gemahlin Johanna und deren Beichtvater Johann von Nepomuk)
verächtlich zu machen. Daher entstand eine Verschwörung des böh-
mischen Adels, der König wurde durch seine eigenen Verwandten
(Jodocus) gefangen genommen und nach Oesterreich gebracht, aber
von seinem jüngsten Bruder, dem Herzoge (Johann) von der Lausitz
befreit. Als Wenzel sich um Deutschland wenig mehr kümmerte,
sprachen die vier rheinischen Kurfürsten seine Absetzung aus und er-
hoben (zu Rhense) den einzigen weltlichen Kurfürsten aus ihrer
Mitte, Ruprecht von der Pfalz 1400, welcher jedoch ungeachtet
* seiner vortrefflichen Eigenschaften während einer 10jährigen Regie-
rung (1400 — 1410) weder in Deutschland noch in Italien Ruhe
und Ordnung herzustellen vermochte. Nach seinem Tode folgte
Wenzel's Bruder
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Extrahierte Personennamen: Arnold_von_Winkelried Wenzel Leopold_von
Oesterreich Leopold Arnold_von_Winkelried Eberhard
dem_Greiner_von_Würtemberg Ulrich Schleglerhauptmann_Wolf_von_Wunnen- Johanna Johann_von_Nepomuk) Johann Johann) Johann Wenzel's
Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg Brandenburg Deutschland Sempach Deutschland Worms Wenzel's Deutschland Oesterreich Deutschland Deutschland Italien
96
Der Hussitenkrieg.
seiner persönlichen Sicherheit mit einem Geleitsbriefe versehen hatte.
Nachdem alle Versuche, ihn zum Widerruf seiner Lehren zu bewegen,
gescheitert waren, erklärte das Concilium ihn als Ketzer und über-
gab ihn zur Bestrafung dem Kaiser, welcher ihn gemäß einer Be-
stimmung des Schwabenspiegels verbrennen ließ 1415. Hieronymus
von Prag, der zur Vertheidigung seines Freundes ebenfalls nach
Constanz gekommen war, widerrief Anfangs alle seine dem katholi-
schen Glauben widersprechende Lehren, nahm aber den Widerruf zu-
rück und starb ebenfalls den Feuertod.
Während dieses Conciliums geschah 1417 auch die feierliche Be-
lehnung des Burggrafen Friedrich Vi. von Nürnberg aus dem
Y Hause Hohenzollern mit der Mark Brandenburg, in welcher
Sigmund diesem schon einige Jahre vorher für mehrfache wesentliche
Dienstleistungen die Statthalterschaft übertragen hatte.
Der Hussitenkrieg 1419 — 1436.
Als ein päpstlicher Legat in Böhmen erschien, um die Anhänger
des Huß mit Hülfe des weltlichen Armes der Kirche wieder zu un-
terwerfen, nahm sich Wenzel Anfangs der Hussiten oder Calixtiner
(wie man sie nach dem von Jacob von Mies eingeführten Gebrauche
des Kelches gewöhnlich benannte) an, und räumte ihnen in Prag
Kirchen ein; bald aber schienen die Umtriebe ihrer Häupter, Niclas
*von Hussinecz und Johann Ziska, ihm selbst gefährlich zu werden,
und er suchte dieselben einzuschränken.
Bei einer Prozesston der Hussiten durch Prag verlangten diese vom Magistrate
die Freilassung einiger gefangenen Glaubensgenossen und stürzten nach einer abschlä-
gigen Antwort die (11) Magistratspersonen aus den Fenstern des Rathhauses in die
Spieße des wüthenden Pöbels.
Nach Wenzel's Tode (1419) weigerten sich die Hussiten, Sig-
mund, dem sie das Schicksal des I. Huß znschrieben, als König
von Böhmen anzuerkennen, und Ziska suchte durch Volksversamm-
lungen auf den Bergen Tabor, Horeb u. s. w. den Aufstand über
ganz Böhmen zu verbreiten. Als Kaiser Sigmund (1420) selbst
mit einem großen Heere vor Prag erschien, schlug Ziska mit seinen
fanatisch begeisterten (mit Dreschstegeln und Feuerhaken bewaffneten)
Taboriten den Sturm ab und besiegte den Kaiser zweimal, welcher
sich nach Mähren zurückzog. Obwohl gänzlich erblindet, vertheidigte
der siebenzigjährige Ziska Böhmen auch im folgenden Jahre (1421)
gegen den Kaiser, dessen zweiter Kriegszug dahin (durch die Schlacht
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vi Friedrich Wenzel Jacob_von_Mies Niclas
*von_Hussinecz Johann_Ziska Johann Ziska Ziska Ziska_Böhmen
54
Brandenburg bis zur Vereinigung mit Preußen.
8- 16.
Brandenburg und Preußen bis 1701.
A. Brandenburg bis zur Vereiuigung mit Preu-
ßen 1618.
Kaiser Heinrich I. hatte zur Beschützung dxr Grenze gegen die
Slaven die Nordmark errichtet. Diese verlieh Kaiser Lothar der
Sachse Albrecht dem Bären aus dem Hanse Ascanien für Dienst-
leistungen auf einem Zuge nach Italien 1133, welcher seine Herr-
schaft durch Kämpfe gegen die Slaven auf dem rechten Elbufer aus-
breitete und sich Markgraf von Brandenburg nannte. Nach
dem Aussterben des ascanischen Stammes (reg. 1133— 1320)
und nach einem vierjährigen Erbfolgestreit belehnte Kaiser Ludwig
der Baier seinen ältesten Sohn Ludwig mit der Mark. Das baie-
rische Haus (1324—1373) ward vom folgenden Kaiser Karl Iv.
genöthigt gegen eine geringe Entschädigung die Mark nebst der Kur-
würde seinem Hause, dem Luxemburgischen (1373 — 1417), ab-
zutreten. Karl's Iv. Sohn, Kaiser Sigmund, überließ dem Burg-
grafen Friedrich Vi. aus dem Hause Hohenzollern zuerst die
Verwesung der Mark, trat sie ihm dann förmlich ab unter dem Vor-
behalt des Rechtes der Wiedereinlösung (gegen 400,000 ungarische
Goldguldeu) und belehnte ihn auf dem Concilium zu Costnitz feier-
lich mit der Mark 1417, ohne daß jenes Vorbehaltes gedacht wurde.
Aus dem Hause Hohenzollern folgten 12 Kurfürsten, von
denen der achte, Joachim Friedrich, die Regentschaft in dem seit
1525 säcularisirten (vgl. S. 11) Ostpreußen für den blödsinnigen
Herzog Albrecht Friedrich erhielt. Diese Regentschaft ging über auf
seinen Sohn und Nachfolger in Brandenburg Johann Sigmund,
welcher die Tochter des unglücklichen Herzogs heirathete und nach
dessen Tode Preußen mit Brandenburg vereinigte 1618.
B. Brandenburg und Preußen vereinigt seit 1618.
Johann Sigmund's Sohn und Nachfolger, Georg Wilhelm
(1619—40), der zehnte Kurfürst, nahm nur einen sehr unbedeutenden
Antheil an dem 30jährigen Kriege, und als Sachsen mit dem Kai-
ser den Prager Frieden schloß, trat Brandenburg diesem Frieden bei
(1635). Zwei Jahre später ließ sich der Kurfürst sogar in enge
Verbindung mit dem Kaiser gegen die Schweden ein, weil diese
Pommern, worauf er bei dem jetzt (1637) erfolgten Aussterben der
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Lothar_der
Sachse_Albrecht Albrecht Ludwig
der_Baier Ludwig Ludwig Ludwig Karl_Iv Karl Friedrich_Vi Friedrich Joachim_Friedrich Friedrich Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich Johann Johann_Sigmund's Johann Georg_Wilhelm Wilhelm
72 Joh. Huß. Hieronymus von Prag. Brandenburg an Hohenjoller».
der Behauptung, er sei der einzige wahre Papst, und da durch die
Absetzung und Entlassung seiner Gegner auch das Schisma factisch
aufgehoben sei, so brauche man ihn nur überall anzuerkennen, um
die Einheit der Kirche herzustellen. Doch auch dessen Absetzung
wurde durch das Concilium ausgesprochen und Martin V. erwählt.
— Zugleich versuchte dieses Concilium die Ausrottung der Leh-
ren des Johann Huß, welcher die vom Papste für ketzerisch er-
klärten Grundsätze des Oxforder Theologen Johann Wycliff, trotz
aller Verbote des Erzbischofes von Prag und des Papstes, in Böh-
men verbreitete. Da Huß und sein Freund Hieronymus Faulfisch,
der zuerst Wycliff's Schriften nach Prag gebracht hatte, auch einen
vom Papste Johann Xxiii. verkündeten Ablaß bekämpften, die Ab-
laßbulle unter dem Galgen verbrennen ließen und die Ablaßprediger
verspotteten und mißhandelten, so sprach der Papst den Bann über
Huß und das Jnterdict über Prag aus. Huß wurde vor das Con-
cilium geladen und er erschien dort, nachdem ihn der Kaiser zu sei-
ner persönlichen Sicherheit mit einem Geleitsbriefe versehen hatte.
Als alle Versuche, ihn zum Widerruf seiner Lehren zu bewegen,
scheiterten, erklärte das Concilium ihn als Ketzer und übergab ihn
zur Bestrafung dem Kaiser, welcher ihn gemäß einer Bestimmung
des Schwabenspiegels verbrennen ließ 1415. Die Aufregung,
welche in Böhmen bei der Nachricht von Huß' Tode entstand, hielt
das Conciliuin nicht ab, auch den Prozeß des Hieronymus von
Prag vorzunehmen, der zur Vertheidigung seines Freundes ebenfalls
nach Constanz gekommen war; dieser widerrief alle seine dem katho-
lischen Glauben widersprechende Lehren, nahm aber den Widerruf
zurück und starb ebenfalls den Feuertod.
Auf diesem Concilium geschah 1417 auch die feierliche Beleh-
nung des Burggrafen Friedrich Vi. von Nürnberg aus dem
Hause Hohenzollern mit der Mark Brandenburg, welche
Sigmund diesem schon einige Jahre vorher verpfändet und dann
als Tilgung einer Schuld von 400,000 ungarischen Gulden über-
tragen hatte.
Der Hussitenkrieg 1419 — 1436.
Als ein päpstlicher Legat in Böhmen erschien, um die Anhän-
ger des Huß mit Hülfe des weltlichen Armes der Kirche wieder zu
unterwerfen, nahm sich Wenzel Anfangs der Hussiteu oder Cali;-
/ tiner (wie man sie nach dem von Jacob von Mies eingeführten
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Extrahierte Personennamen: Martin_V. Johann Johann_Wycliff Johann Hieronymus_Faulfisch Johann_Xxiii Johann Friedrich_Vi Friedrich Wenzel Jacob_von_Mies
78
Einteilung Deutschlands in zehn Kreise.
Von den 10 Kreisen umfaßte (s. die Karte)
1) der österreichische, der größte von allen, Oesterreich, Steiermark,
Kärnthen, Krain, Tirol und die habsburgischen Besitzungen am Oberrhein und
in Schwaben (Vorderösterreich) ;
2) der baie rische: das Herzogthum Baiern, die Oberpfalz, das Fürsten-
thum Ncuburg, das Erzstift Salzburg u. s. w.;
3) der schwäbische: das Herzogthum Würtemberg, die Markgrafschaft
Baden, die Grafschaft Hohcnzollern, die Grafschaft Fürstenberg, das Bisthum
Augsburg u. s. w. — im Ganzen 98 geistliche und weltliche Stände;
4) der fränkische: die brandenburgischen Markgrassciiaften Culmbach
(Baireuth) und Onolzbach (Anspach), Mergentheim als Mittelpunkt des deutschen
Ordens seit der Säcularisation Preußens, die Bisthümer Bamberg, Würzburg
und Eichstädt, die Reichsstadt Nürnberg u. s. w.;
5) der oberrheinische Kreis war durch die Länder des kurrheinischen
unterbrochen und daher sehr zerstückelt; seine beiden Hauptmassen waren die
lothringischen Lande und Hessen (seit 1619 nur noch in Darmstadt und Kassel
getheilt);
6) der kur rheinische oder niederrheinische enthielt die 3 geistlichen
Kurfürstenthümer Mainz, Trier und Köln, so wie einen Theil der kurpsälzischen
Lande, die in 3, später in 4 Kreise vertheilt waren;
7) der b urgundi sch e, welcher schon 1556 an die spanische Linie des Hau-
ses Habsburg und dadurch aus dem engern Reichsverbande kam, umfaßte Hol-
land, Belgien (jedoch mit Ausnahme des Bisthums Lüttich) und einen Theil des
jetzigen nördlichen Frankreichs;
8) der westphälische Kreis zwischen Maas und Weser umfaßte die Her-
zogthümer Cleve, Jülich, Berg, die Grafschaft Mark, 6 Bisthümer (Lüttich,
Münster, Paderborn, Minden, Verden, Osnabrück), ferner Ostsriesland, Olden-
burg, die Reichsstädte Köln, Aachen, Dortmund u. s. w.;
9) der nied ersäch si sch e enthielt die Erzbisthümer Magdeburg und Bre-
men, die Bisthümer Halberstadt, Hildesheim und Lübeck, die Herzogthümer Braun-
schweig und Lüneburg, Sachsen-Lauenburg, Holstein, Mecklenburg, 6 Reichs-
städte u. s. w.;
10) der obersächsische: die 2 Kurfürstenthümer Sachsen und Brauden-
burg, die beiden pommerschen Herzogthümer (Stettin und Wolgast), die Fürsten-
thümer Anhalt, die Landgrafschaft Thüringen u. s. w.
Diese 10 Reichskreise enthielten über drittehalbhundert Kreis-
stände, wovon sedoch die kleineren nur cnrienweise stimmten, so daß
ans dem Reichstage nicht viel über hundert Stimmen waren. Böh-
men mit seinen Nebenlanden (Mähren, Schlesien u. der Lausitz) war
nicht in diese Kreisverfassung ausgenommen, da das Haus Oesterreich
in diesen Ländern unumschränkt herrschte. Auch waren diese Pro-
vinzen, wie Preußen und die Schweiz, der Gerichtsbarkeit des Kam-
mergerichts nicht unterworfen.
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Die Häuser A Scan len und Baiern in Brandenburg. 163
Hann I. und Otto Hi.) ihr Gebiet auf Kosten ihrer östlichen Nach-
barn aus: den Pommern entrissen sie die Uckermark und während
des Interregnums in Deutschland erwarben sie polnische Besitzungen
jenseits der Oder, welche die neue Mark genannt wurden, woge-
gen die zwischen dieser und der alten Mark gelegene ehemalige neue
Mark nun den Nanien Mittelmark erhielt. Auch die Theilung
des Hauses der Markgrafen in zwei Linien führte keineswegs zum
Verfall der Macht Brandenburgs, vielmehr stieg diese durch weitere
Erwerbungen und treffliche innere Einrichtungen fortwährend höher
bis zum Erlöschen des anhaltischen Stammes mit dem Tode des
kinderlosen Waldemar (und dessen Vetters Heinrich des Jüngern).
2) Zerrüttung Brandenburgs unter dem Hause
Baiern 1324— 1373.
Auf die Nachricht von dem Tode des Markgrafen Waldemar
überfielen die Nachbarn Brandenburgs das verwaiste Land und nah-
men die ihnen benachbarten Striche in Besitz, der Herzog von Sach-
sen suchte sich als nächster Agnat des erloschenen Stammes der
ganzen Erbschaft zu bemächtigen; aber Kaiser Ludwig der Baier
wollte die Vereinigung zweier Kurwürden in einer Person nicht zu-
geben und seine eigene unbedeutende Hausmacht, dem Beispiele seiner
nächsten Vorgänger folgend, mehren. Deshalb belehnte er seinen
ältesten (8jährigen) Sohn Ludwig mit der Erzkämmererwürde und
den Ländern, welche Waldemar besessen hatte; doch gelang es trotz
hartnäckiger Kämpfe und bedeutender Opfer an Geld keineswegs, die
ganze Erbschaft wieder zusammenzubringen. Die Verheerung des
Landes durch raubgierige Nachbarn, die Zerstückelung und theilweise
Verpfändung desselben war nicht geeignet, die Bewohner der Mark
mit der Regierung des ihnen aufgedrungenen, unfreundlichen und
häufig abwesenden Fürsten auszusöhnen, am wenigsten wenn sie sich
an den Glanz und die Macht des anhaltischen Hauses, besonders
unter Waldemar, erinnerten. Daher fand ein allmählig auftauchen-
des Gerücht, Waldemar lebe noch, Glauben, und ein Pilger, der
sich für den (vor 28 I.) zur Buße nach Jerusalem gewallfahrteten
Waldemar ausgab, günstige Aufnahme. Auch hatte der damalige
Kaiser Karl Iv., ein Feind des baierischen Hauses (s. S. 68), die-
sen Pilger nach einer über seine Aechtheit angestellten Prüfung mit
allen. Ländern, die Waldemar vorher besessen hatte, feierlich belehnt;
aber nach seiner Aussöhnung mit dem baierischen Hause gab er den
11 *
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Extrahierte Personennamen: Otto Waldemar_( Heinrich Heinrich Waldemar Ludwig_der_Baier Ludwig Ludwig Ludwig Waldemar Waldemar Karl_Iv. Karl_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Brandenburg Deutschland Brandenburgs Brandenburgs Baiern Brandenburgs Jerusalem
Brandenburg unter dem Hause Hohenzollern.
168
4) Neue Begründung der brandenburgischen Macht
durch das Haus Hohenzollern seit 1417.
Die drei ersten hohenzollernschen Kurfürsten (Friedrich I., Frie-
drich Ii. und der Krieg und Pracht liebende Albrecht Achilles) re-
gierten ül Brandenburg und Franken zugleich und blieben, von frän-
kischen Rächen umgeben und häufiger in ihren fränkischen Fürften-
thümern verweilend, beu Marken einigermaßen fremd, wiewohl sie
sämmtlich ihre Herrschaft gegen die Nachbarn ausdehnten und chre
Regierungsgewalt im Innern erhöhten. Bei dem Tode Albrecht's
aber theilten sich seine Söhne*) in die Länder des Vaters, und
von nun an blieb die Kürmark von Franken getrennt. Unter den
vier folgenden Kurfürsten (Johann Cicero, Joachim I., Joachim Ii.
und Johann Georg) genossen die Marken einen mehr als hundert-
jährigen, kaum durch unbedeutende Störungen unterbrochenen Frieden.
Joachim Ii. führte die Reformation in seinen Ländern ein und er-
wirkte für sein Haus von Polen die Mitbelehnung über Preußen,
wo sein zweiter Nachfolger Joachim Friedrich die Regentschaft für
den blödsinnigen Herzog erhielt, nach dessen Tode der 9. hohen-
zollernsche Kurfürst Johann Sigmund das Herzogthum Preußen mit
der Mark Brandenburg vereinigte 1618.
Is. Preußen bis 1618.
Schon waren die Preußen, welche das Küstenland an der Ost-
see zwischen Weichsel und Riemen einnahmen, auf allen Seiten von
christlichen Völkern umgeben, als sie sich fortwährend der Einführung
*) Albrecht Achilles f 1486.
Johann Cicero f 1499. Friedrich, Markgraf zu Baireuth u.
Ansbach.
Joachim I. f 1535. -- ____ -
-———-— Albrecht, Georg, Markgr.
Joachim Ii. 7 1571. Hochmeister des deutsch. in Franken.
——————— Ordens, seit 1525 Hzg.
Johann Georg 1 1598. in Preußen.
Joachim Friedrich 7 1608. Albrecht Friedrich,
—~———- vermählt mit Eleonore, T. des
Johann Sigmund, Hzgs.zujülich,Cleve,Berg.
seit 1618 zugleich Herz, in Preu- —— ——
ßen, Gem. Anna, Erbin v. Preu- Anna.
ßen u. Enkelin des Herzgs. zu Jü- Gem. Johann Sigmund v.
lich, Cleve, Berg. Brandenburg.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_I. Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_I. Joachim_Ii Johann_Georg) Johann Joachim_Ii Joachim_Friedrich Friedrich Johann Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Friedrich Friedrich Baireuth Albrecht Albrecht Georg Joachim_Ii Johann_Georg Johann Joachim_Friedrich Friedrich Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich Eleonore Johann Anna Johann_Sigmund Johann Cleve
so
Konrad Iii. „ Der zweite Kreuzzug.
von Apulien und Sicilien, aus seinen meisten Besitzungen in Unteritalien, worauf
Innocenz Ii. ohne Widerstand nach Rom zurückkehren konnte. Auf der Rückreise
aus Italien starb der Kaiser an der Grenze Baierns.
Für wichtige Dienste, welche Albrecht der Bär, Sohn des Grafen
von Ascanien zu Ballenstädt (und der Tochter des sächsischen Herzogs
Magnus), dem Kaiser auf dessen Römerzuge geleistet hatte, erhielt er die
erledigte Markgrafschaft Nordsachsen, die er nach der Eroberung des
wendischen Landes jenseits der Elbe Mark Brandenburg nannte.
8- 13.
Das deutsche Reich unter den Hohenstaufen 1138—1234.
1. Konrad Iii. 1138—1152.
Nach Lothar's Tode wurde nicht sein mächtiger und verhaßter
Schwiegersohn Heinrich der Stolze gewählt, der von seinem Schwie-
gervater auch Sachsen erhalten und schon die Reichsinsignien in Be-
sitz genommen hatte, sondern der Hohenstaufe Konrad. Dieser be-
obachtete gegen die Welfen dasselbe Verfahren, welches Lothar gegen
ihn und seinen Bruder eingeschlagen hatte, und verlangte, Heinrich
solle einen Theil der von seinem Schwiegervater erhaltenen Reichs-
lehen herausgeben. Als Heinrich der Stolze sich aber weigerte, eins
seiner Herzogthümer abzutreten, ward er in die Reichsacht erklärt;
fein Herzogthum Vaiern erhielt Markgraf Leopold von Oesterreich
(ein Halbbruder Konrad's Iii.) und Sachsen Albrecht der Bär.
Heinrich behauptete sich jedoch in Sachsen, und nach seinem bald er-
folgenden Tode setzte, da sein Sohn Heinrich der Löwe noch ein
Knabe war, sein Bruder Welf den Krieg fort gegen Leopold und den
König, der Welf's wohlbefestigte Stadt Weinsberg belagerte. Als
die Stadt (nach einer Niederlage der Welfen) nicht mehr im Stande
war, den fortgesetzten Angriffen Widerstand zu leisten, gestattete der
König dem weiblichen Theile der Einwohnerschaft, das in Sicherheit
fortschaffen zu dürfen, was eine Jede auf ihren Schultern tragen
könne. Daher sah man die Frauen und Mädchen, ihre männlichen
Mitbürger ans dem Rücken, aus der Stadt ziehen, und der König
freuete sich der List. Der Krieg endete mit einem Vertrage, wonach Hein-
rich der Löwe Sachsen zurück erhielt, dagegen aus Baiern verzichtete.
Der zweite Kreuzzug 1147—1149.
Die ägyptischen Chalifen machten wiederholte Versuche Palä-
stina wieder zu gewinnen, und während Balduin's Iii. Minderjäh-
rigkeit ward Edeffa erobert, die Einwohner ermordet, oder gefangen.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Innocenz_Ii Innocenz Albrecht Magnus Magnus Konrad_Iii Konrad Heinrich_der_Stolze Heinrich Konrad Konrad Lothar Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Leopold_von_Oesterreich Leopold Albrecht Heinrich Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Welf Leopold Leopold