Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 329

1899 - Gera : Hofmann
f — 329 — Die Trachten dieser Zeit ließen Hals, Nacken und Arme frei. Ein Gürtel umschloß die Gestalt. Ein farbiger Shawl ward übergeworfen. Die Haare flössen in Locken nieder oder wurden durch ein Stirnband gehalten. Ein kostbarer Strick- oder Arbeitsbeutel hing am Arme. Biblische Namen (wie Eva, Ruth, Rahel) oder Namen aus berühmten Dichtungen (wie Laura, Amalia, Luise) wurden Sitte. Die Erziehung der Mädchen war Sache der Mutter und des Hauses. Öffentliche Mädchenschulen waren noch immer selten. Im Zeichnen und in der Musik wurde durch Privatlehrer unterrichtet. Mädchen traten selten an die Öffentlichkeit. Bei der Eheschließung sprachen die Eltern das ent- scheidende Wort. Der Brautstand dauerte oft jahrelang. Hochzeitreisen waren noch nicht Sitte. — Deutschlands Zerrissenheit und Ohnmacht, die sich besonders auf dem kläglichen Bundestage zu Frankfurt in dessen langweiligen und nutzlosen Verhandlungen zeigte, war der große Schmerz eines jeden guten Deutschen. Die neununddreißig Bundesstaaten bekümmerten sich wenig umeinander, und der „Bund" ward zum Gespött. Das wach- gerufene und durch die siegreichen Kämpfe gekräftigte Nationalgefühl der Deutschen fand sich nirgends befriedigt. Friedrich Wilhelm Iii. starb, tief betrauert von seinem Volke, an: 7. Juni 1840 und liegt neben seiner unvergeßlichen Gemahlin Luise 1840 im Mausoleum zu Charlottenburg begraben. Sein Wahlspruch, mit dem auch sein Testament begann, lautete: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!" Schöne Merkworte von ihm sind: „Meine Sache ist die Sache meines Volkes!" — „Ich möchte um vieles nicht über ein Volk herrschen, welches keine Religion hätte." Fragen: Wie hat sich die Ohnmacht des deutschen Reiches entwickelt? — Warum scheiterte der russische Feldzug? — Was trieb zu der wunderbaren Er- hebung von 1813? — Wie zeigten die Frauen ihre Vaterlandsliebe? — Wodurch war Napoleon bei den Kämpfen im Vorteil? — Wie war das Reich der hundert Tage möglich? — Warum war die Kongrcßarbeit eine so verzweifelte? — „Der Brand von Moskau" von Stägemann. — „Aufruf" von Körner. — „Das Eiserne Kreuz", „Der Landsturm" und „Auf Scharnhorsts Tod" von Schenkendorf. — „Die Trommel" von Besser. — „Lützows wilde Jagd" von Körner. — „Karl Theodor Körner" von Förster. — „Der Trompeter an der Katzbach" von Mosen. — „Das Lied vom Feldmarschall" und „Die Leipziger Schlacht" von Arndt. — „Blücher am Rhein" von Kopisch. — „Belle-Alliance" und „Vor Blüchers Standbild" von Sturm. — „Ein Wort vom alten Blücher" von Hesekiel. — „Die Grenadiere" von Heine. — „Die nächtliche Heerschau" von Zedlitz. — „Die drei Gesellen" von Rückert. — „Der Tod Friedrich Wilhelms Iii." von Gruppe. 88. Friedrich Wilhelm Iv. (1840—1861) und die Revolutionen. 1. Allerlei Aufstände und Umwälzungen. Der Herd der Un- ruhen blieb Frankreich, wo der redliche Ludwig Xviii. beim besten Willen die Parteien nicht befriedigen konnte. Unter seinem eigensinnigen Bruder Karl X. brach in der Julirevolution (1830) der Thron der 1830 Bourbonen zusammen, und der „Bürgerkönig" Louis Philipp aus dem Hause Orleans suchte nun seine Regierung den Volkswünschen anzubequemen.

2. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 193

1894 - Gera : Hofmann
Vierter Abschnitt. Bilder aus dem Karltngtfchen Weltreiche. 1. Die Wersönlichkeil Karts des Aroßen. Karl Lamp recht, Deutsche Geschichte. 2. Band. 23erlitt 1892. Nach dem Aufstand der Pariser Kommune im Jahre 1871 zog man aus den Trümmern des eingeäscherten Hotel de Bille eine Bronzestatuette hervor, kaum ein viertel Meter hoch, unscheinbar durch Alter und Zerstörung mancher Einzelheit. Genauere Untersuchung ergab als unzweifelhaft, daß in ihr das einzige glaubhafte Bild Karls des Großen auf unsere Tage gekommen. Die Statuette stellt den Kaiser zu Pferde dar, ganz im Sinne jener antiken Reiterbilder, von denen das Standbild Marc Aurels auf dem Kapitol eine Vorstellung giebt. Auf kräftig gebautem Roß sitzt Karl zuversichtlich und majestätisch in der von seinem Biographen Einharb geschilberten nationalen Staatstracht. Die Füße bebeckeu ebelsteingeschmückte Schuhe; über ihnen erscheinen die Waden in der für fränkische Kleidung bezeichnenden Umschnürung kreuzweise gelegter Binden; von der Schulter fällt wallend über Rock und Schenkel und Schwertgehenk der Mantel herab; das Haupt wird gekrönt durch einen Goldreif mit reichem Besatz von Edelsteinen und Perlen. Die linke Hand führt, weit vorgestreckt, doch vollumfassend, den Reichsapfel, die rechte mag einst die königliche Lanze gehalten haben. Alles atmet Kraft an dem wuchtigen Körper; neben das Roß gestellt, würde der Reiter dasselbe um fast doppelte Kopfeslänge überragen. Und herrlich sitzt das Haupt auf diesem Körper. Herrschgewohnt, erhabenen Blickes Karl der Große. (Gleichzeitiges Erz-r r , , - >r • L- er r vre brldnis aus der Aachener Gießhütte, schaut der Kaiser m die Ferne, so daß der früher in Metz, jetzt in Paris.) Bilder a. d. Gesch. d. deutschen Volkes. I. 13

3. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 217

1895 - Gera : Hofmann
19. Albrecht Dürer. 217 Und in dem nämlichen Jahre vollendete Dürer mit der gesammelten reifen Erfahrung des Alters, mit voller Manneskraft und mit jugendlicher Frische das letzte große Werk seiner Malerei: die beiden Tafeln mit den Aposteln Johannes und Petrus einerseits und Paulus und Markus anderseits, die, bekannt unter dem Namen „die vier Apostel" oder „die vier Temperamente" jetzt den stolzesten Schmuck der Münchener Pinakothek bilden. In diesen mächtigen lebensgroßen Gestalten, die sich ohne jede Umgebung von einem schwarzen Hintergründe abheben, erscheint Dürers schöpferische Fähigkeit, ewig gültige Charkterbilder zu gestalten, auf ihrer vollen Höhe. Die ganze Liebe, die er auf eine sorgfältige Ausführung zu verwenden vermochte, hat er diesem Werke gewidmet. Zugleich hat er hier jene erhabene Einfachheit erreicht, die er, wie er einst Melanchthon voll Schmerz über seine Unvollkommenheit gestand, zwar als den höchsten Schmuck der Kunst erkannt, aber niemals erlangen zu können geglaubt hatte. Während bei früheren Arbeiten Dürers dem Faltenwurf bisweilen noch etwas von gotischer Kmtterigkeit anhaftete, sind hier die beiden Gewänder, welche den größten Raum der Bildflächen einnehmen, der weiße Mantel des Paulus und der rote des Johannes, mit einer einfachen Großartigkeit angeordnet, die mit der Großartigkeit der Köpfe in vollem Einklang steht. Als Dürer diese Tafeln malte, war er sich wohl bewußt, daß die Tage seiner Schaffenskraft gezählt seien. Er verehrte sie seiner geliebten Vaterstadt „zu seinem Angedenken". Schon seit der niederländischen Reise kränkelnd, sah Dürer sein Ende herannahen. Seine künstlerische Thätigkeit war mit dem Jahre 1526 im wesentlichen abgeschlossen. Sehr vieles und unendlich Großes hatte er geschaffen als Maler, Kupferstecher und Zeichner für den Holzschnitt. Für die erhabensten Figuren der christlichen Kunst hatte er eine Gestaltung gefunden, welche seither maßgebend geblieben ist; nicht mit Unrecht wird der von ihm geschaffene Christnskops als das christliche Gegenstück des olympischen Zeus bezeichnet. Daneben hatte er es nicht verschmäht, die Größe seines Könnens auch scheinbar kleinen Dingen zuzuwenden; er zeichnete prächtige Wappen, geschmackvolle Buchtitel und Bücherzeichen (Bibliotheksmarken), er konstruierte Alphabete und trug durch seine mustergültigen lateinischen Buchstaben mit bei zur Renaissance der Schrift — eine Renaissance, die freilich in Deutschland unvollständig blieb, da wir ja heute noch an der augenverderbenden spätgotischen Schrift mit ihren kantigen kleinen und ihren wunderlich verschrobenen großen Buchstaben mit sonderbarer Hartnäckigkeit festhalten —; er bildete Naturmerkwürdigkeiten ab und fertigte Entwürfe architektonischer und kunstgewerblicher Art an. Er stellte seine Handfertigkeit in den Dienst der Wissenschaft, nicht nur wenn es sich um die bildliche Ergänzung der von ihm selbst verfaßten Fachschriften handelte; er hat auch für seinen Freund Stabius Erd- und Himmelskarten ausgeführt. Auch was er als Knabe in der Goldschmiedewerkstatt seines Vaters gelernt hatte, verwertete Dürer gelegentlich. So gravierte er zum Schmucke eines Schwertgriffs für den Kaiser Maximilian ein Goldplättchen mit der Kreuzigungsgruppe; das Plättchen selbst ist verschwunden, nur einige Abdrücke desselben, bekannt unter

4. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 189

1895 - Gera : Hofmann
16. Der Meistergesang. 189 von der Art, wie man sie sonst in Bauerngärten findet. Allein heiterer Mut und ein gutes Glas Wein ließen all die Mängel übersehen. So weit es nur der Raum gestattete, war Tisch an Tisch in einer Reihe neben einander gestellt, und zu beiden Seiten setzten sich die Sänger. Obenan befand sich Behaim. Sein Thron war ein Lehnstuhl und ein hölzerner Hammer sein Scepter. Ich saß neben Hans Sachs. Als ich von den Nachbarn gedrängt, hart an ihn rückte, so merkte ich, daß seine Ärmel mit Fischbeinstäben gesteift waren, und dies gab mir Veranlassung, die sonderbare Tracht recht genau anzusehen. Die Jacke war von meergrünem Zeuge mit mehreren Schlitzen auf der Brust, durch die das Hemde vorschimmerte, dessen faltiger Kragen den Hals scheibenförmig umschloß. Die Ärmel waren von schwarzem Atlas, in den zackige Einschnitte in bestimmten Linien künstlich eingehackt waren, so daß überall das helle Unterzeug hindurch blickte. Ein Weinfäßchen ward auf die Tafel mitten hingesetzt, und einer der Meister hatte die Mühe des Zapfens, indem ihm unaufhörlich die leeren Becher gereicht wurden. Als mancherlei besprochen und belacht war, mahnte ich Nürnbergs berühmtesten Sänger an das gegebene Versprechen, Er war bereit. Behaim klopfte mit dem Hammer und fragte alsdann die Versammelten, ob sie nicht ein Kampsgespräch versuchen wollten. Niemand wandte etwas dawider ein. Er fragte wieder, wer singen wollte, und drei Meister hoben die Hände aus, es waren Behaim selbst, Hans Sachs und Peter Bischer. Hans Sachs sollte eine Streitfrage auswerfen, und wohl meinethalb, da ich ihm erzählt hatte, wie ich so viel mich in den Werkstätten der Künstler umher gethan und mich an ihren Werken ergötzt, wählte er einen dahin zielenden Gegenstand. Kans Sachs. Ihr Freunde, sagt mir, wenn ihr wißt, wer der künstlichste Werkmann ist? liefet Wscher. Das ist fürwahr der Zimmermann; wer hat's ihm jemals gleich gethan? Durch Schnur und Richtscheit wird ihm kund die höchste Zinn und der tiefste Grund, ihn loben stattliche Lustgemächer, hoch strebt sein Ruhm, so wie seine Dächer. Reich an Erfindungen ist sein Geist, Mühlwerk und Wasserbau ihn preist, er schützt durch Bollwerk dich und Schanz, die heil'ge Schrift weiht ihm den Kranz: er zimmerte die starke Arch, drin Noah war der Patriarch; wie rings auch brausete die Flut, er ruht' in ihr in sichrer Hut, gerettet mit all den Seinen er ward, mit allen Tieren aller Art; er zimmerte nach weisem Rat Jerusalem, die Gottesstadt,

5. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 506

1895 - Gera : Hofmann
506 Viertes Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus dem Jahrhundert des großen Krieges. wie Gustav Adolf, Johann Baner, Hugo Grotius fühlten sich zu ihm hingezogen: selbst die Franzosen, die ihm mit Argwohn nahten, waren rasch völlig gefesselt. Der Marquis de Feuquitzres überbot sich gleich nach den ersten Verhandlungen mit ihm in schwärmerischen Lobeserhebungen: „Ii na point de prix.“ Auch Kardinal la Valette, Marschall Guebriaut, Pater Joseph schätzten ihn hoch. Und es mag bemerkt werden, daß es nicht an letzter Stelle die Damen am französischen Hofe waren, die für ihn schwärmten. Nicht nur die Prinzessin Rohan scheint in der Stille die Hoffnung gehegt zu haben, fein Herz dauernd zu feffeln. Von gar manch einer erhielt er durch feinen Pariser Geschäftsträger Grüße ins Lager, und Mademoiselle de Neully „befand sich sehr offendiert, daß er ihr nicht Adieu gesagt, und sie nicht fein Bildnis bekommen". Neun „Contrafaits unterschiedlicher französischer Damen" fanden sich in feinem Nachlasse, darunter das der Königin selber, die zu seinen größten Verehrerinnen gehörte. Betrachtet man die Portraits, die sich von ihm erhalten haben, so begreift man die Schwärmerei um so eher. Seine schlanke Erscheinung erinnerte in nichts an die behäbige Wohlbeleibtheit seiner kurfürstlichen Ahnen. Und sein feingeschnittenes, fast bleiches Gesicht mit den großen leuchtenden Augen hatte so wenig Martialisches, daß man von ihm eher auf einen Gelehrten oder auf einen Hofmann, als auf einen Schlachtenhelden hätte schließen können. Nach der Sitte jener Zeit trug er den Bart nur auf Lippe und Kinn, und vom Haupte herab wallte ihm das Haar in langen braunen Locken. Seine Kleidung scheint er mit Vorliebe ganz von schlichtem Schwarz gewählt zu haben, welches die edlen Linien des blaffen Antlitzes um so schärfer hervorhob. Auch sein Küraß ist auf den Portraits dunkelfarbig, so daß, wenn der Herzog auf seinem Rapphengst den Seinen voran in den Feind eindrang, nur die rote Feldherrnschärpe und der wallende Helmbufch seiner prunklos ernsten Erscheinung etwas belebende Färbung gab. 12. Der westfälische Iriede. G. Dittmar, Geschichte des deutschen Volkes. Heidelberg 1891. Beim Kaiser und den deutschen Reichsständen wurde das Verlangen nach Frieden immer brennender. Um über Mittel und Wege dazu zu beraten, kamen aus Veranlassung des Kurfürsten von Mainz am 4. Januar 1640 die Gesandten der Kurfürsten in Nürnberg zusammen. Da aber die Teilnahme auch anderer Fürsten wünschenswert erschien, schrieb der Kaiser einen Reichstag nach Regensburg ans den 26. Juli 1640 aus. Hier wurde der Antrag gestellt, der Kaiser solle an Schweden und Frankreich freie Geleitsbriefe für die Gesandten ausfertigen, die sich an den künftigen Friedensverhandlungen, die man mit Schweden in Hamburg, mit Frankreich in Köln zu führen beabsichtigte, beteiligen würden. Kaiser Ferdinand ging darauf ein, erhielt aber von Frankreich eine schnöde Abweisung, während die Königin Christine von Schweden sich zu Verhandlungen bereit erklärte, aber für dieselben die Städte Münster und Osnabrück vorschlug. Im übrigen suchten auf diesem Reichstage Protestanten und Katholiken ihre gegenseitigen Beschwerden auszugleichen. Das wichtigste Resultat der Verhandlungen war,

6. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 208

1895 - Gera : Hofmann
208 Drittes Bnch. Ii. Abschnitt: Bilder aus dem deutschen Volksleben. sollen also entweder Andachtsbilder oder Bildnisse sein. Doch hat er sich im Jahre 1500 auch einmal auf dem der Kunst des Nordens bisher fast völlig fremden Gebiete der Mythologie versucht, mit einer Darstellung des Herkules, der die stymphalischen Vögel tötet (im Germanischen Museum zu Nürnberg). Viel bedeutender aber als dieses Bild, das übrigens durch Übermalung sehr gelitten hat, sind die Porträts, welche Dürer neben seinen Altarwerken damals malte. Aus dem Jahre 1497 ist das Bildnis seines betagten Vaters, aus dem Jahre 1498 sein Selbstbildnis, wieder in reicher bunter Tracht, vorhanden; das erstere befindet sich in England, das andere im Museum zu Madrid. Die Münchener Pinakothek besitzt das Bildnis des Nürnbergers Oswald Krell von 1499, die Kasseler Gemäldegalerie dasjenige der Frau Elsbeth Tücher von demselben Jahre, vielleicht die ersten Porträts, welche Albrecht Dürer aus Bestellung malte. Als das Porträt einer Tochter der Familie Fürleger gilt das Bild eines betenden Mädchens mit prächtigem, aufgelöstem Goldhaar in der Gemäldegalerie zu Augsburg, von 1497. Dasjenige aber, wodurch Albrecht Dürer schon in jungen Jahren zu einem weltberühmten Manne wurde, waren weder seine Kirchengemälde, noch seine Bildnisse, sondern ein Holzschnittwerk. Im Jahre 1498 gab er die Geheime Offenbarung des Evangelisten Johannes mit fünfzehn großen Bildern heraus. Eine so geniale Verbildlichung des geheimnisvollen Textes, wie sie Dürers Holzschnitte boten, hatte die Welt noch nicht gesehen. Den phantastischen Gesichten des Evangelisten folgt der Zeichner mit gleich kühnem Fluge der Phantasie. Auch heute noch können diese urwüchsigen, kraft- und geistvollen Bilder ihre Wirkung niemals verfehlen. Und nicht allein die vorher nie dagewesene und nachher nie übertroffene Größe und Kühnheit der Erfindung macht diese Blätter so bedeutsam; sie bezeichnen auch den wichtigsten Wendepunkt in der Geschichte des Holzschnitts. Bisher mußten die Holzschnitte bemalt werden, um für fertige Bilder gelten zu können. Dürer machte seine für den Schnitt bestimmten Zeichnungen so, daß es keiner derartigen Ergänzungen bedurfte; er war der erste, der „farbig" zeichnete, der durch die Gegensätze von Hell und Dunkel ohne die Zuhilfenahme von Farben eine malerische Wirkung erreichte. Die gleiche Aufmerksamkeit wie dem Holzschnitt wandte Dürer dem Kupferstich zu. „Ein guter Maler ist inwendig voller Figuren," schreibt er einmal, „und wenn's möglich wäre, daß er ewiglich lebte, so hätte er aus den inneren Ideen allzeit etwas Neues durch die Werke auszugießen." Holzschnitt und Kupferstich gaben ihm Gelegenheit, aus der Fülle der Ideen mehr auszugießen, als in durchgeführten Gemälden möglich gewesen wäre; sie gestatteten auch die Bearbeitung mancher Gegenstände, die eine realistische Ausführung in Farben nicht zuließen, oder die sich nach den damaligen Anschauungen nicht zu Gemälden eigneten. Denselben Meister, der in den apokalyptischen Bildern das Erhabenste und Übernatürlichste so eindringlich zu schildern wußte, sehen wir gelegentlich in das volle Menschenleben hineingreifen und die alltäglichsten Dinge künstlerisch wiedergeben. Dürer hat eine Anzahl echter Genrebilder und genrehafter Gruppen oder Einzelfiguren veröffentlicht, voll von schlagender Lebenswahrheit, bisweilen von köstlichem

7. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 186

1895 - Gera : Hofmann
186 Drittes Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus dem deutschen Volksleben. werden nur Gedichte vorgetragen, deren Inhalt aus der Bibel oder den heiligen Sagen geschöpft ist. Wer am fehlerfreisten singt, wird hier mit einer goldenen Kette geschmückt, und mit einem Kranze, wer nach ihm am besten besteht. Wem dagegen grobe Fehler nachgewiesen werden, der muß es durch Strafgeld büßen. So fließt das Leben der Meistersinger unter erbaulichen Gesängen hin, und wenn einer aus dem frohen Kreise abgerufen wird, so versammeln sich seine Genossen um sei» Grab und singen ihm das letzte Lied. Da jetzt die Ratsuhr schlug, so brach Bischer auf. Ich hatte gemeint, er würde mich zur Katharinenkirche führen. Allein Bischer versprach mir, in einer Stunde zurückzukehren, da er erst andere Tracht anlegen müßte. Er hielt Wort und erschien jetzt ganz in schwarze Seide gehüllt, mit einem geschmackvollen Barett. Um das Fehlgehen hatte es keine Not, da man nur dem Zuge der Menschen zu folgen brauchte, die alle nach der Festfchule strömten. Am Eingänge des kleinen Kirchleins hielt der Kirchner zu einem Trinkgelde die Mütze auf. Dies geschah darum, das nicht alles Gesindel sich hinzudrängte und ehrliche Leute um die Erbauung brächte. Die Kirche war im Innern schort aufgeputzt, und vom Chor, den der Kaiser einnehmen sollte, hing eine kostbare Pupurdecke herab. Gar feierlich nahm sich der Verein der edlen Meistersinger aus, so umher auf den Bänken faßen, teils langbärtige Greife, die aber noch alle rüstig erschienen, teils glatte Jünglinge, die aber alle so still und ernst waren, als wenn sie zu den sieben Weifen Griechenlands gehörten. Alle prangten in Seidengewändern, grün, blau und schwarz mit zierlich gefalteten Spitzenkragen. Unter den stattlich gekleideten Meistern befand sich auch Hans Sachs und fein Lehrer Nunneubeck. Größere Ruhe herrscht nicht beim Hochamte. Nur ich und Bischer sprachen, der mir alles erklären mußte. Neben der Kanzel befand sich der Singeftuhl. Nur kleiner war er, sonst wie eine Kanzel, den die Meistersinger auf ihre Kosten hatten bauen lassen, und der heute mit einem bunten Teppich geschmückt war. Vorn im Chor sah man ein niedriges Gerüst Peter Bischer. Nach feinem Bilde auf dem Sebaldus« Grabe in Nürnberg.

8. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 553

1895 - Gera : Hofmann
21. A la mode-$8e)en und Tracht im 17. Jahrhundert. 553 dieser Sachen zu ihren alamodischen Bezeichnungen gekommen sind. Es läßt sich z. B. nicht leugnen, daß zu dieser Zeit in der Tracht des Haares sich vorzugsweise der Charakter des Phantasten ausprägte. Wenn der Hut Respondent genannt wird, so soll damit wohl gesagt sein, daß er mit seinen schlaffen, nachgiebig veränderlichen Formen fähig war, den Stimmungen und Gefühlen seines Trägers zu entsprechen. Der Sporn heißt Resonant, weil seine Bedeutung nicht in der Schärfe, sondern im Klirren lag. Die mythische Person des Monsieur Alamode spielt eine große Rolle in den fliegenden Blättern, diesen im 17. Jahrhundert vorzugsweise so beliebten Stimmen der öffentlichen Meinung. Indem sie sein und seiner Genoffen Leben und Treiben schildern, überschütten sie dieselben mit Spott und Hohn. Es sind meist Kupferstiche, welche einzelne Musterexemplare der Alamode-Herren dem Volke als warnende Beispiele vor Augen führen, mit angehängten moralischen oder satirischen Versen. Die Verschiedenheit der Druckorte dieser Blätter beweist, daß dieses Stutzertum eine durchaus allgemeine und gleichmäßige Erscheinung gewesen. Alamodische Tracht. (Nach dem Kupferstich eines flieg. Blattes von 1628.) Andere fliegende Blätter behandeln den Tod des Monsieur Alamode. Eins derselben zeigt uns den sterbenden Alamode, wie er, wohl frisiert, Haar, Bart, Halskrause und Manschetten in schönster Ordnung, auf dem Bette liegt. Er macht sein Testament, welches ein Schreiber am Pult daneben niederschreibt. Vor ihm auf dem Boden liegt all die Stutzerherrlichkeit, Degen und Mantel, Wams und Federhut und daneben Bürste und Kamm, Schere und Brenneisen. Neben dem Bette stehen seine Genossen, in höchster Zier, die Hände ringend und klagenb, daß das Schöne so rasch in schönster Blüte vergehen muß. Das unter das Testament gesetzte Siegel des Monsieur Alamobe zeigt als Embleme die gesamte Stutzerkleibung:
   bis 8 von 8
8 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 8 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 8
2 3
3 3
4 4
5 27
6 0
7 1
8 0
9 6
10 13
11 0
12 0
13 0
14 0
15 1
16 55
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 1
24 0
25 0
26 2
27 1
28 3
29 0
30 2
31 0
32 0
33 11
34 0
35 0
36 2
37 19
38 1
39 2
40 0
41 0
42 0
43 1
44 0
45 19
46 4
47 0
48 7
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 1
10 0
11 0
12 0
13 4
14 0
15 0
16 3
17 2
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 1
35 3
36 0
37 0
38 1
39 1
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 3
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 1
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 0
73 0
74 0
75 7
76 0
77 1
78 0
79 0
80 0
81 0
82 1
83 1
84 0
85 0
86 1
87 2
88 0
89 0
90 0
91 0
92 3
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 16
1 3
2 0
3 4
4 1
5 1
6 1
7 0
8 7
9 1
10 0
11 0
12 3
13 1
14 1
15 0
16 1
17 0
18 2
19 3
20 0
21 1
22 0
23 0
24 0
25 1
26 3
27 0
28 1
29 65
30 1
31 1
32 0
33 18
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 1
40 2
41 3
42 1
43 5
44 0
45 0
46 0
47 15
48 0
49 1
50 1
51 3
52 4
53 0
54 4
55 2
56 0
57 0
58 4
59 15
60 4
61 9
62 1
63 1
64 5
65 3
66 0
67 0
68 1
69 0
70 0
71 5
72 9
73 0
74 16
75 5
76 1
77 0
78 2
79 0
80 7
81 39
82 3
83 0
84 0
85 0
86 1
87 0
88 0
89 1
90 0
91 18
92 0
93 0
94 0
95 0
96 1
97 0
98 0
99 2
100 7
101 0
102 2
103 1
104 1
105 4
106 9
107 1
108 0
109 4
110 3
111 7
112 5
113 0
114 0
115 2
116 1
117 0
118 1
119 0
120 2
121 5
122 1
123 8
124 3
125 1
126 3
127 13
128 0
129 0
130 0
131 6
132 0
133 0
134 0
135 0
136 69
137 0
138 0
139 1
140 0
141 0
142 5
143 0
144 0
145 5
146 0
147 17
148 1
149 0
150 1
151 1
152 2
153 0
154 11
155 3
156 1
157 6
158 0
159 0
160 0
161 6
162 0
163 0
164 0
165 10
166 7
167 1
168 3
169 3
170 2
171 0
172 83
173 45
174 2
175 10
176 3
177 4
178 0
179 1
180 1
181 0
182 2
183 76
184 1
185 1
186 0
187 1
188 2
189 1
190 0
191 0
192 0
193 2
194 4
195 0
196 9
197 0
198 0
199 24