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36. Das Lutherdenkmal in tdorms.
Stationen (die das Leiden Christi bildlich darstellen), bei letzteren nicht. Die evangelischen Kirchen sind meist weniger ausgeschmückt als die katholischen; der evangelische Gottesdienst ist einfacher und wird nur in deutscher Sprache gehalten, der katholische (die Messe) in lateinischer.
Der Mann, der die Kirche von allerlei menschlichen Satzungen und Zuthaten reinigte und sie nach dem Evangelium erneuerte, war Doktor Martin Luther. Nach ihm werden die evangelischen Christen häufig Lutherische genannt. In Wittenberg, Eisleben, Erfurt, Eisenach, Worms u. a. Städten sind ihm schöne Denkmäler errichtet worden. Besonders in Wittenberg und Eisleben erinnert alles an ihn, in Erfurt das Augustinerkloster (Martinsstift) und in Eisenach das Haus der Familie Kotta.
In allen evangelischen Schulen zeigt ein großes Bild, „wie Dr. Luther mitseinenfreunden die Bibel in die deutsche Sprache übersetzte." Dies Bild schenkte Kaiser Wilhelm I. zum 10. November 1883 allen evangelischen Schulen zur Erinnerung an Luthers Geburtstag vor 400 Jahren.
Die deutsche Bibel gab Luther dem deutschen Volke in die Hand, damit sie die Richtschnur unseres Glaubens und Lebens sei. Durch seine Bibelübersetzung kam die hochdeutsche Sprache zur Herrschaft in Deutschland.
Aus Luthers Katechismus lernen die Kinder die Hauptstücke des christlichen Glaubens. Luthers schöne Lieder, wie: „Ein feste Burg ist unser Gott" singen und beten wir noch heute. Das Amtskleid der evangelischen Geistlichen gleicht noch heute dem Rocke, den Luther damals trug.
Die Buchdruckerkunst, die uns heute so rasch und reichlich mit Zeitungen und Büchern versorgt, war etwa 40 Jahre vor Luthers Geburt erfunden worden. Sie machte es möglich, daß Luthers Stimme so weit gehört
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„Ich glaube an eine Vergebung der Sünden." Auch Staupitz, der Vorgesetzte der Augustinermönche, sprach ihm tröstlich zu und verwies ihn auf das Wort: „So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde, ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben." Dadurch und durch fleißiges Lesen der Bibel kam er endlich zum Frieden. Im Jahre 1507 wurde er zum Priester geweiht.
4. Wie er als Lehrer an der Hochschule zu Wittenberg wirkte. Um diese Zeit gründete der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen eine Hochschule zu Wittenberg au der Elbe. Er suchte dazu die besten Lehrer und befragte auch Staupitz darum. Dieser empfahl Luther als den frömmsten und gelehrtesteu Mönch. Im Jahre 1508 kam Luther nach Wittenberg, wohnte dort im Augustinerkloster, lehrte mit großem Beifall an der Universität und predigte später in der Stadtkirche. Der Zudrang zu seinen Predigten war oft so groß, daß die weite Kirche die Menschen nicht fassen konnte.
Weil Luther bei seinen Ordensbrüdern in hohem Ansehen stand, so schickten sie ihn 1510 nach Rom, damit er dort bei dem Papste eine Sache ordnen sollte. Als er die Stadt erblickte, siel er andächtig nieder und rief: „Sei mir gegrüßt, du heiliges Rom!" Er glaubte in Rom die besten Geistlichen und das heiligste Leben zu finden. Aber wie sehr hatte er sich getäuscht! Die Geistlichen führten ein weltliches, ja sittenloses Leben und trieben ihr Gespött mit dem Heiligsten. Luther las langsam und andächtig die Messe, da trieben sie ihn zur Eile au
und waren mit ihren Gebeten „rips, raps" fertig, ehe er nur die
Hälfte gesprochen hatte. Er rutschte auf seinen Knieen die Pilatustreppe hinauf, um den Ablaß zu erlangen, der an diese fromme That geknüpft war. So gläubig und demütig erfüllte er alle Gebote der Kirche. Aber sein Herz blutete, daß im Mittelpunkte der Christenheit die christliche Frömmigkeit fast ganz verschwunden war. Nach seiner Heimkehr sagte er: „Giebt es eine Hölle, so ist Rom darauf gebaut. Es ist die heilige Stadt gewesen und nun die allerärgste worden!" Später sagte er über diese Reise: „Nicht tausend Goldgulden wollte ich nehmen, daß ich Rom nicht sollte gesehen haben. Ich müßte sonst immer besorgen, ich thäte dem Papste Gewalt und Unrecht. Aber was wir
sehen, das reden wir." Im Jahre 1512 wurde er Doktor der
heiligen Schrift und durch einen Eid verpflichtet, sie zu erforschen und ihren Glauben zu lehren. Diefer Eid hat ihn oft getröstet, wenn seine Feinde ihn schmähten.
5. Wie er den Ablaßhandel kühn bekämpfte 1517. In
Rom schrieb der Papst Leo X. einen vollkommenen Ablaß aus. Dadurch erhielten alle reuigen Sünder, die Ablaßbriefe erwarben, Nachlassung der zeitlichen Sündenstrafen, welche die Kirche verhängte. Nach der Lehre der Kirche verwaltete der Papst den Schatz überflüssiger guter Werke von Christus und den Heiligen und konnte ihn bußfertigen Sündern zuwenden, um ihre zeitlichen Sündenstrafen zu tilgen und die
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Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Sachsen Wittenberg Wittenberg Rom Rom Rom Rom Rom
58. Luther übersetzt auf der Wartburg die Bibel. (Nach Noak.)
zeigten, daß der mutige Held noch lebte und weiter kämpfte. Auf der Wartburg überfetzte Luther fast das ganze neue Testament in die deutsche Sprache und machte damit dem deutschen Volke das herrlichste Geschenk.
8. Wie die evangelische Kirche aufgebaut ward. In Wittenberg veranlaßten einige Anhänger Luthers allerlei Unordnungen. Wilde Haufen zogen umher, öffneten die Klöster und zerschlugen Bilder und Altäre. Luther erfuhr es durch Briefe und fürchtete, daß sein Werk durch solchen Eifer in falsche Bahnen gedrängt und in der Welt verlästert würde. Er verließ die sichere Wartburg und ritt mutig und fröhlich nach Wittenberg, wiewohl er noch in des Kaisers Acht und des Papstes Baun war. An den Kurfürsten schrieb er: „Ich komme gen Wittenberg in gar viel einem höheren Schutz denn des Kurfürsten. Hier kaun kein Schwert raten oder helfen; Gott muß hier allein schaffen ohne alles menschliche Sorgen und Zuthun." In Wittenberg predigte Luther eine Woche lang jeden Tag, stillte die Unruhe und vertrieb die Bilderstürmer. Zwei Hauptsätze bildeten hinfort die Grundlage der evangelischen Kirche: 1. Der Sünder wird allein aus Gottes Gnade gerecht durch den Glauben, nicht aber durch die Werke. 2. Die Bibel ist die
^
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Professor in Wittenberg und wußte die Stubenten so zu fesseln, daß er oft 2000 Zuhörer hatte. Man gab ihm den Ehrennamen „Lehrer Deutschland". Er überlebte Luther um 14 Jahre und starb mit bent Wunsche, „daß die Kirchen in Christo einträchtig sein mochten". Luther urteilt über sich und ihn also: „Ich bin geboren, daß ich mit Rotten und Teufeln muß kriegen und zu Felbe liegen; barum meine Bücher viel stürmisch und kriegerisch sinb. Aber Magister Philipp fähret säuberlich und stille daher, bauet und pflanzet, fäet und begeußt mit Lust, nach dem ihm Gott seine Gaben reichlich gegeben hat." —
In der Schweiz fing Ulrich Zwingli eine ähnliche Kirchenverbesserung wie die beutsche an und fanb gleichfalls viele Anhänger, die später Reformierte genannt würden. Leiber konnte er sich mit Luthern über einzelne Punkte nicht einigen, und dieser Zwiespalt trennte auch später ihre Anhänger. Zwingli fiel als Felbprebiger in der Schlacht, sein Werk aber setzte der Franzose Johann Kalvin in Gens fort. Ihre Glaubenslehren sinb im Heibelberger Katechismus zusammengestellt. —
Schmerz und Unwillen bewegten Luthers Herz bei den Auswüchsen der Reformation. Dazu gehörte der Bauernkrieg. Die Bauern waren bisher von ihren Herren hart gebrückt worben. Schon mehrmals hatten sie in Sübbentschlanb versucht, das Joch abzuschütteln und ihr Los zu erleichtern, aber immer vergeblich. Jetzt verstauben sie Luthers schönes Büchlein „Von der Freiheit eines Christenmenschen" falsch und beuteten es auf die Befreiung von Fronen, Zehnten u. a. Abgaben und Lasten. Sie stauben in hellen Haufen auf, zerstörten Burgen und Klöster, mißhandelten Abelige und Geistliche und verübten allerlei Greuel. In Thüringen würden sie von Thomas Münzer, einem überspannten Geistlichen zu Mühlhausen, aufgehetzt und angeführt, aber bei Frankenhausen 1525 besiegt und dann härter als zuvor behanbelt. Münzer würde in Mühlhausen grausam gepeinigt und dann hingerichtet. Luther hatte seine Stimme gegen die Bauern mahnenb und brohenb erhoben, aber auch den Fürsten und Herren die Wahrheit gesagt.
Im Jahre 1525 starb Luthers Beschützer Friedrich der Weise. Sein Nachfolger Johann berbestänbige war gleichfalls ein Freunb Luthers und forberte fromm und eifrig das Werk der Kirchenverbesseruug. In bemselben Jahre trat Albrecht von Branbenburg, der letzte Hochmeister der deutschen Ritter, zur evangelischen Kirche über und verwanbelte Preußen in ein weltliches Herzogtum. Auch viele anbere Länber und Städte nahmen die evangelische Lehre an. Nur schmerzte es Luther, daß nicht alle ein evangelisches Leben führten und manche sich nur an den Gütern der Kirchen und Klöster zu bereichern suchten.
10. Wie sich die Reformation in Brandenburg ausbreitete. In dieser Zeit war Joachim I. Kurfürst in der Mark Branbenburg. Sein Wahlspruch lautete: „Durch Gerechtigkeit und Gericht". Mit großer Strenge bekämpfte er die Raubritter, die alle Wege unsicher
Polack, Das erste Geschichtsbuch. 6
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Ulrich_Zwingli Zwingli Johann_Kalvin Johann Thomas_Münzer Luthers_Beschützer_Friedrich Friedrich Johann Albrecht_von_Branbenburg Albrecht
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In der hessischen Stadt Fulda in der unterirdischen Bonifatiuskapelle ist sein Grab und auf dem Schloßplätze sein schönes Denkmal. Auf der Höhe von Altenberge (bei Friedrichroda und Reinhardsbrunn) erhebt sich ein großer Kandelaber oder Kronleuchter zur Erinnerung an die erste christliche Kirche in Thüringen, die Bonisatius an dieser Stelle baute. Auch in dem nahen Ohrdruf gründete er ein Kloster. (Sage von dem Fisch und der Ohraquelle.)
Auf dem Hilfensberge bei Geismar fällte er die Donnereiche und erbaute eine Kapelle. Die nahe Stadt Wanfried an der Werra soll von ihm den Namen haben, ebenso die alte Kreuzkirche in Treffurt.
Das Kloster Amöneburg auf einem Bergkegel bei Ziegenhain ist gleichfalls seine Schöpfung.
Die vielen Bonifatiuskirchen, Bonifa-tiuskreuze und Klöster in Thüringen und 5v Statue des Bonisatius Hessen sind Spuren seiner Thätigkeit in diesen Zu Fulda. Ländern.
2. Wie das Christentum zu den Deutschen kam. Die Apostel Jesu Christi gingen in alle Welt und verkündigten die frohe Botschaft von dem Weltheilande allen Menschen. Bis in das wilde, waldreiche Deutschland kam keiner. Erst im 4. Jahrhundert bekehrten sich die Westgoten, nördlich vom Schwarzen Meere, als erster deutscher Volksstamm zum Christentum. Ihr Bischof Ulfilas (d. h. Wölflein) übersetzte die Bibel in die gotische Sprache. Nach heute zeigt man in Schweden Überbleibsel davon. In der gotischen Sprache fing das Vaterunser also an: „Atta unsar thu in himinam, veihnai (geweihet werde) namo thein. “
Um das Jahr 500 nahmen die Franken in dem heutigen Frankreich das Christentum an. Ihr König Chlodwig hatte sich mit einer Christin Namens Chlothilde vermählt. Ost erzählte sie ihm von dem einen wahren Gotte und seinem Sohne Jesus Christus. Als Chlodwig einst hörte, wie Christus gemartert und gekreuzigt worden, da fuhr er er auf: „Wäre ich mit meinen Franken dabei gewesen, so hätte das gewiß nicht geschehen sollen!" Doch Christ wollte der wilde Krieger nicht werden.
Zu beiden Seiten des Rheines bis an den Bodensee wohnten damals die tapfern Alemannen. Chlodwig griff sie an, geriet aber in der Schlacht in die größte Gefahr zu unterliegen. Da rief er laut: „Jesus Christus, den meine Gemahlin anbetet, hilf mir! Meine Götter verlassen mich! Wenn du mir den Sieg schenkst, so will ich an dich glauben!" Und wirklich errang er den Sieg und unterwarf die Alemannen. Nun ließ er sich in der christlichen Lehre unterweisen und
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Qualen des Fegefeuers abzukürzen. Dafür verlangte er Bußübungen, Wallfahrten und milde Gaben zu frommen Zwecken. Mit dem Ertrage diefes großen Ablasses sollte die herrliche Peterskirche in Rom ausgebaut werden. Im Volke verbreitete sich die Meinung, man könne die Vergebung der Sünden überhaupt für Geld erkaufen. Es entstand der Reim: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt." Manche Ablaßkrämer bestärkten das Volk in diesem Glauben. Am schlimmsten trieb es der Mönch Johann Tetzel. Er zog in den sächsischen Landen umher, pries den Ablaß als den gewissen Eingang in das ewige Leben und betrieb den Handel mit den Ablaßbriefen in anstößiger Weise. Kam er vor eine Stadt, so ließ er hinein sagen: „Die Gnade Gottes und des heiligen Vaters ist vor euren Thoren!" Alles zog ihm dann entgegen und holte ihn feierlich unter Glockengeläut und Gesang in die Stadt. Der Zug ging in die Kirche. Vor dem Altar wurde die rote Fahne des Papstes und eine Kiste für das Geld aufgestellt. Tetzel ermunterte zum Kaufen, rühmte die Kraft feiner Briefe und sagte, solange die Welt stunde, sei eine solche Freigebigkeit des römischen Stuhles nicht wieder zu erwarten. In seinen Predigten verschwieg er meist, daß die Briefe erst wirksam seien, wenn der Käufer zuvor Reue und Buße gethan habe und das heilige Abendmahl gläubig empfange.
Nach Wittenberg durfte Tetzel mit feinen Briefen nicht kommen; aber viele Bewohner liefen nach dem nahen Jüterbog zu ihm, kauften sich Ablaßzettel und meinten nun ihre Sünden los zu sein. Als Luther im Beichtstuhl merkte, wie dieser Handel das Volk bethörte und im Streben nach Heiligung lässig machte, da ergrimmte er im heiligen Zorn und schlug am 31. Oktober 1517 an die Schloßkirche zu Wittenberg 95 Sätze gegen den Mißbrauch des Ablasses. Er erbot sich, ihre Wahrheit aus Gottes Wort gegen jedermann zu verteidigen.
Die Sätze wurden schnell in die deutsche Sprache übersetzt und flogen in so kurzer Zeit durch ganz Deutschland, als ob die Engel selbst die Botenläufer gewesen wären. Alle Welt war erstaunt über den kühnen Mönch. Die meisten priesen seine That; manche schüttelten den Kops; manche schmähten ihn. Ein frommer Leser sagte: „Das ist der Mann, auf den wir alle gewartet haben; der wird's thun!" Tetzel aber schnaubte vor Zorn, denn sein Handel ging jeden Tag schlechter. Er verbrannte die Sätze öffentlich aus dem Marktplatze. Weil er sie selbst nicht widerlegen konnte, so beauftragte er damit einen Gelehrten. Die Wiederlegung fiel aber so kläglich aus, daß sie nur Luthers Ruhm vermehrte. Luther sprach: „Ist das Werk in Gottes Namen angefangen, so lasset denselben walten!"
6. Wie er sich vom Papste lossagte 1520. Als der Papst merkte, daß der Streit mehr als ein bloßes Mönchsgezänk sei, ließ er Luther nach Rom zur Verantwortung fordern. Der Kurfürst Friedrich der Weise fürchtete aber, man möchte Luther in Rom einkerkern oder gar verbrennen. Er setzte es deshalb durch, daß er in Deutschland verhört wurde. Dies geschah in Augsburg durch den päpstlichen Ge-
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Extrahierte Personennamen: Johann Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Rom Gottes Wittenberg Wittenberg Gottes Deutschland Gottes Rom Rom Deutschland
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einzige Richtschnur des Glaubens und Lebens. Mit seinen Freunden übersetzte Luther die ganze Bibel in die deutsche Sprache, so daß sie nun jeder Christ selbst lesen und darin forschen konnte. Die lateinische Messe schaffte er ab und führte dagegen die deutsche Liturgie, die deutsche Predigt und den deutschen Kirchengesang ein. Deutsch sollte der Gottesdienst fein, denn Luther war ein deutscher Mann von der Fußsohle bis zum Scheitel. Er selbst dichtete liebliche und kräftige Lieder. Das erste evangelische Gesangbüchlein enthielt nur 8 Lieder, wuchs aber von Jahr zu Jahr. Er hob auch den Zwang der Ohrenbeichte auf, wonach jeder feine Sünden einzeln dem Priester ins Ohr sagen mußte. Das Abendmahl wurde unter beiderlei Gestalt (Brot und Wein), nicht, wie in der katholischen Kirche, bloß als Brot gereicht. Niemand sollte mehr genötigt fein, als Mönch oder Nonne im Kloster zu leben. Den Priestern riet er, in den Ehestand zu treten. Der Papst hatte ihnen gegen die klaren Ansfprüche der Bibel befohlen, ehelos zu bleiben. Luther vermählte sich selbst als 42jähriger Mann mit der aus dem Kloster befreiten Nonne Katharina von Bora, um durch fein Beispiel die Geistlichen zu ermutigen. Auf einer Untersuchungsreise im Lande, ans der er sehen wollte, wie es um Kirche und Schule beschaffen fei, fand Luther die schrecklichste Unwissenheit bei jung und alt. Ein Pfarrer konnte kaum das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis, in einem andern Dorfe kein Bauer ein einziges Gebet. Luther klagte: „Hilf, lieber Gott, wie manchen Jammer habe ich gesehen, daß der gemeine Mann doch so gar nichts weiß von der christlichen Lehre!" Um der Not abzuhelfen, schrieb er für die Kinder den kleinen und für die Geistlichen den großen Katechismus, für letztere auch ein Predigtbuch, damit sie lernten, wie man predigen müsse, oder daß sie daraus der Gemeinde vorläsen. Die Ratsleute der Städte vermahnte er dringend, daß sie Schulen einrichten und halten sollten, damit der Unwissenheit und Roheit gesteuert würde. Das Lehramt pries er als ein wichtiges und köstliches. Nach einem Reichstage zu Speier am Rheine bekamen feine Anhänger den Namen Protestanten, weil sie gegen den Beschluß der Mehrheit protestiert oder Widerspruch erhoben hatten. Die Mehrheit hatte nämlich die weitere Ausbreitung der evangelischen Lehre verboten. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 übergaben die evangelischen Fürsten und Städte dem Kaiser ihr Glaubensbekenntnis, die Augsburgifche Konfession. Dasselbe enthält in milden, klaren Worten alles, worin die evangelische Kirche mit der katholischen übereinstimmt und worin sie abweicht.
9. Wie Luther Freude und Leid bei seinem Werke erfuhr. Emen treuen Freund und Mithelfer gewann Luther an dem gelehrten und milden Melanchthon, zu deutsch Schwarzerd, dem Sohne eines geschickten Waffenschmiedes. Er war fast 14 Jahre jünger als Luther, schmächtig und unansehnlich, so daß er neben Luther wie ein Knabe aussah; aber an Geist und Gelehrsamkeit war er ein Riese. Schon auf der Schule war er der Liebling seiner Lehrer. Mit 21 Jahren wurde er
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Einleit» ng.
1. Wesen und Zweige der Geschichte. Geschichte ist zunächst das
im Laufe der Zeit Geschehene, der Inbegriff derjenigen Thatsachen,
welche auf die Entwickelung der menschlichen Gesellschaft-Einfluß gehabt
haben; sodann die Darstellung dieses Geschehenen. Die Geschichte in
diesem letzteren Sinne erzählt von dem Entstehen, Wachsen und Vergehen
der Reiche und Staaten und von den hervorragenden Ereignissen und
Personen, welche darauf eingewirkt haben. Indem sie also die Ent-
wickelung der Menschheit verfolgt, lehrt sie die Gegenwart aus der Ver-
gangenheit verstehen und begeistert für die Ziele der menschlichen Ver-
edelung (Kulturideale).
Als Biographie oder Lebensbeschreibung stellt die Geschichte ein
merkwürdiges Menschenleben in seiner Entwickelung und seinem Einfluß
auf die Zeit dar. Als Monographie oder Einzelgeschichte schildert
sie einzelne Ereignisse für sich und in ihrer Beziehung zur Gesamtheit.
Als Partikular-, Teil- oder Sondergeschichte, erzählt sie die Geschehnisse
eines Volkes, Staates, Standes, städtischen Gemeinwesens re. ausführlich
im Zusammenhänge. Als Universal- oder Weltgeschichte verarbeitet sie
die historischen Ereignisse zu einem Gesamtbilde, in dem nur diejenigen
Völker und Ereignisse einen Platz finden, welche die gesamte Ausbildung
der Menschheit gefördert haben. Gleichsam als Seele der Weltgeschichte
erscheint die Kulturgeschichte, die insonderheit den geistigen und sittlichen
Entwickelungsgang der Menschheit zeigt. Ein Teil derselben ist die
Kirchengeschichte.
2. Guellen der Geschichte. Den Stoff der Geschichte schöpfen die
Geschichtsforscher aus Überresten, Denkmälern und besonderen Ge-
schichtsquellen. Zu den Überresten gehören die Ruinen unterge-
gangener Städte (Ninive, Pompeji), die Pfahlbauten (an Schweizerseen),
die Hünengräber (in der Lüneburger Heide), die zahlreichen Altertümer
in Museen, die Nachrichten über alte Gesetze, Volksrechte, Sitten, religiöse
Vorstellungen, die Reste alter Literaturen und Sprachen, die Märchen,
Göttersagen (Mythen) u. v. a. Diese Überreste reden eine stumme und
doch verständliche, wahrhaftige Sprache.
Die Denkmäler oder Monumente wurden errichtet, um der Nach-
welt Kunde von gewissen Ereignissen zu geben. Häufig tragen sie bild-
liche Darstellungen und Inschriften (Obelisken und Pyramiden in Ägypten,
Triumphbogen in Rom); dahin gehören auch Münzen, Medaillen, Wappen,
Siegel, Urkunden über Rechtsgeschäfte re.
Po lack, Geschichtsbilder. 17. Aufl. Ausg. L. f. Mädchensch.
1
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Extrahierte Ortsnamen: Ninive Pompeji Lüneburger_Heide Rom
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2. Leben, Sitten und Religion der Arier. Der gemeinsame
Sprachschatz der arischen Völker läßt uns tiefe Blicke in das Leben
ihrer Urheimat thun. Sie trieben hauptsächlich Viehzucht und Milch-
wirtschaft, bebauten aber auch schon den Acker, pflügten ihn mit
Rindern und gebrauchten Wagen mit Rädern. Das Meer kannten sie
nicht, aber Flüsse befuhren sie mit Booten. Die Blutsfreundschaft
hielten sie heilig. Die Frau war nicht Sklavin, sondern Genossin
ihres Mannes. Die Witwen wurden nicht, wie später bei den Indern,
verbrannt; bei der Bestattung der Toten wurden irdene Gefäße' ver-
wandt. Die alten Arier gebrauchten schon Mühlen, aßen gekochtes
Fleisch, benutzten Salz, liebten berauschende Getränke, verstanden das
Weben und Nähen, das Schmieden von Waffen und Geräten aus
Metallen, maßen die Zeit nach dem Mondwechsel und zählten nach dem
Zehnersystem bis 100. Die Grundlage der staatlichen Einrichtung war
die Familie, die Stammesgenossenschaft und die^ freie Selbstverwaltung,
ihre Religion eine Vergötterung der Naturkräste. Der oberste Gott
war der leuchtende, allumfassende Himmel, von dem Licht, Wärme und
Gedeihen kam. Er wurde durch Gebete und Opfer auf Höhen und in
heiligen Hainen geehrt. Der religiöse Mythus der Arier wie ihre
Sprachbildung zeigen ein sinniges Gemüt und eine rege Phantasie.
3. a) Land und Volk der Inder. Indien ist im Norden durch
das riesige, eisgekrönte Himalayagebirge von dem Rumpfe Asiens getrennt,
an den übrigen Seiten meist von dem indischen Ocean umflossen, so daß
es eine abgeschlossene Welt für sich bildet. Ganges, Indus u. a. Flüsse
bewässern das Land reichlich. Die Nähe des Meeres und die Gebirge
mildern das heiße Klima. Der fruchtbare Boden erzeugt mühelos eine
Fülle der köstlichsten Produkte.
2000 In dieses gesegnete Land kamen um 2000 v. Chr. durch die nord-
westlichen Gebirgspässe arische Stämme, folgten dem Indus und nahmen
das fruchtbare Fünfstromland ein. In dieser Zeit entstanden die vier
Vedas oder heiligen Bücher der Inder, die in der Sanskrit-Sprache ge-
schrieben sind und deren Namen „Wissen" bedeutet. Die Einwanderer
waren zu Gaugenossenschaften unter Führung der Vornehmsten vereinigt,
die Familienväter zugleich Priester. Weise, Sänger und Beter wurden
hochgeehrt, aber einen besonderen Priesterstand gab es nicht.
In der wilden Kampfzeit hatten jedoch die Hausväter nicht Zeit, der
priesterlichen Pflichten zu warten, und so bildete sich ein besonderer Priester-
stand, der bei dem frommen Sinne der Arier nach und nach zu großer
Macht gelangte. An die Stelle des Nomadenlebens trat der Ackerbau
und die Seßhaftigkeit, an die Stelle der kriegerischen Bewegung die be-
hagliche Ruhe. Es bildeten sich große Reiche mit Stammesfürsten an
der Spitze.
Mit der Entwickelung des Priesterstandes trat nach und nach eine
schärfere Scheidung des Volkes in Kasten oder abgeschlossene Stände ein.
Allerlei peinliche Vorschriften machten die Kluft zwischen den einzelnen
Kasten unübersteiglich. Die Zahl der Götter belief sich aus Millionen.
Der höchste Gott, die Weltseele, war Brahma. Zwei andere Verkörpe-
rungen des Göttlichen waren Wischnu, der mehrmals Menschgewordene,
und Siwa, der Zerstörer. Gebete, Opfer und Selbstpeinigung galten als
den Göttern angenehme Gaben. Endlose Satzungen über äußere und innere
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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5. Das Geschick Numantias. Die Römer hatten nach und nach
durch das Schwert und das listige Wort ganz Spanien unterworfen.
Nur die Lusitaner widerstanden unter ihrem edlen Führer Viriathus.
Die Römer räumten diesen endlich' durch Meuchelmord aus dem Wege
und machten die feste Stadt Numantia am Duero nach der helden-
133 mutigsten Verteidigung dem Erdboden gleich. Nur ein Einwohner über-
lebte den Untergang der Stadt. Freiwillig waren alle, auch Weiber
und Kinder, in den Tod gegangen. Nun waren die Römer auch die
unbestrittenen Herren von Spanien. — In demselben Jahre wurde auch
Kleinasien unter dem Namen „Asia" römische Provinz.
Fragen: Welchen Einfluß hatten die eroberten Schätze und Länder auf
Rom? — Welche Länder besaß Rom 133 v. Ehr., und wie waren sie an Rom
gekommen? — Welchen Einfluß hatte die Berührung mit Griechenland? —
„Der Triumphator" von Schack.
alten
Der
. 23. Sittenverfall in Rom.
1. Leben und Sitten im alten Rom. Das Leben der
Römer war einfach und schlicht, die Sitten rauh, aber bieder.
Landbau war der ein-
zige Nahrungszweig;
Herren und Sklaven
besorgten ihn gemein-
sam. Mancher berühmte
Feldherr, z. B. Cin-
cinnatus, wurde vom
Pfluge hinweg zur
Führung des Heeres
berufen, legte nach dem
Siege den Feldherrn-
stab aus der Hand
und baute wieder seine
Rüben. Bergwerke gab
es nicht, Handel nur
wenig.
Der Vater war Herr
über das Leben seiner
Kinder. Ebenbürtig ihm
zur Seite stand seine Gattin. Die Frauen waren tugendhaft und
charaktervoll und wurden hoch geachtet; sie lebten eingezogen, leiteten die
Wirtschaft, spannen, webten und nähten, halfen wohl auch bei der Feldarbeit
und erzogen die Kinder. Das Familienleben war rein und edel. Nach
und nach fand die griechische Sprache und Bildung Eingang in vor-
nehmen Häusern, ja man hielt griechische Sklaven als Vorleser und Erzieher.
Das Gewand des römischen Bürgers war die Toga, eine Art
Mantel, der über die Schulter geworfen wurde, so daß ein Arm bedeckt
war, der andere aber frei blieb; darunter trug man als Leibgewand bis
unter die Kniee die meist weiße, wollene Tunica. Die Stola, eine
faltenreiche, lange Tunica, wurde nur von verheirateten Frauen getragen.
58. Römer in der Toga.
(Statue des Cäsar.)
Römerin mit Stola.
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Extrahierte Personennamen: Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spanien Rom Rom Rom Griechenland Rom Rom