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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 127

1899 - Gera : Hofmann
127 5. Er vernichtet die räuberischen Ungarn. Nach Ablauf des Waffenstillstandes (933) forderten die ungarischen Boten den alten Tribut. Sie erhielten, der Sage nach, dafür einen räudigen Hund, dem Ohren und Schwanz abgeschnitten waren, und die Weisung: „Wollt ihr einen bessern Tribut, so holt ihn euch!" Wutschnaubend brachen die Ungarn ins Land. Aber vergebens pochte ihre Raubsucht an die Thore und Mauern der Städte. Durch Thüringen zogen die raubenden und sengenden Scharen. Da traf sie — wahrscheinlich bei Riade an der Unstrut — Heinrich und besiegte sie vollständig (933). Nach der ältesten Nachricht 933 war der Kampf rasch entschieden. Spätere Nachrichten erzählen, daß Heinrich den Mut des Volkes durch fromme, tapfere Reden entstammte. Dann ließ er das Reichsbanner mit dem Bilde des heil. Michael voran- tragen und die Seinen mit dem Feldgeschrei „Kyrie eleison!" (Herr, erbarme dich unser!) auf den Feind gehen. Grausig klang das „Hui, Hui" der Ungarn. Aber deutsche Begeisterung und Kriegskunst siegten über die Mordlust der Ungarn. Die Mehrzahl der letzteren deckte das Schlachtfeld; die übrigen entflohen voll Entsetzen; sieben Heerführer wurden mit abgeschnittenen Ohren, Nasen und Händen, andern zur Warnung, heimgeschickt. Viele christliche Sklaven wurden befreit. Knieend dankte der König mit dem Heere dem himmlischen Schirmherrn. Ein Bild der Schlacht in der kaiserlichen Pfalz zu Merseburg sollte das Andenken an den Sieg erhalten. 6. Er stirbt gottergeben und tief betrauert. Heinrich starb 936 im 60. Lebensjahre in der Fülle des Ruhmes in seiner Pfalz zu Memleben an der Unstrut und wurde zu Quedlinburg begraben. Das Hauptverdienst dieses großen Königs besteht darin, daß er ein einheit- liches deutsches Reich gegründet hat. Seine zweite Gattin war die fromme Mathilde aus dem Geschlechte Wittekinds. Sie war eine der edelsten Frauen, milde und freundlich und von segensreichem Einfluß auf den leicht erregbaren König. Ten Zwist ihrer Söhne Otto und Heinrich, der ihr fast das Herz brach, sah sie endlich geschlichtet. Den Armen war sie eine Mutter, den Bedrängten eine Trösterin. Manche Kirche und manches Kloster baute sie, so in Quedlinburg und Nordhausen, wo sie besonders gern weilte. Später wurde sie vom Papste heilig gesprochen. Fragen: Wie hob Heinrich das gesunkene Ansehen der Krone und des Reiches? — Welche Bedeutung hat die Gründung der Städte? — Vergleiche die römischen Städtegründungen in Deutschland! — Weshalb heißt er ..Vogelsteller, Städtebauer, der Große"? — Welches sind die Verdienste der Königin Mathilde? — „Heinrich der Vogelsteller" von Nep. Vogl. 41. Otto I., -er Große (936—973). 1. Er wird feierlich gekrönt. Otto, Heinrichs Sohn, empfing nach seiner Wahl die Huldigung sämtlicher Großen des Reiches, als er in Aachen gekrönt wurde. Die vier Herzöge versahen beim Krönungs- mahle die Erzämter des Kämmerers, Truchsessen, Mundschenks und Marschalls, wie es seitdem üblich wurde. Der erste sorgte für Wohnung

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 160

1899 - Gera : Hofmann
160 und zu schreiben als ihre Männer. Spinnen, Weben, Nähen und Sticken von Wäsche-, Bett- und Kleidungsstücken lernten und übten Bürger- wie Fürstenfrauen. Erstere halfen auch bei Feld- und Gartenarbeiten und verrichteten alle häuslichen Geschäfte mit ihren Töchtern ohne Dienstboten. c) Der Handelsverkehr. Der Handel nahm einen immer größeren Aufschwung, als die Seestädte die Waren fremder Länder auf bestimmten Handelsstraßen bis in das Herz des Erdteils beförderten. Die Schiffe Genuas und Venedigs führten die Güter des Morgenlandes herbei. Saumtiere trugen die Waren durch die Alpen nach Augsburg, Straß- burg, Nürnberg u. a. süddeutschen Städten. Mit diesen Pulsadern des Verkehrs standen wieder Köln, Braunschweig, Erfurt, Hamburg, Bremen, Lübeck, Brügge, Brüssel, Antwerpen u. a. nördliche Städte in Verbindung, so daß ein Netz von Verkehrsstraßen Europa überzog. ck) Die Bedeutung der Städte. Jede Stadt hatte anfänglich als Herrn den Besitzer des Grund und Bodens. War das Reich Boden- besitzer, so war die Stadt königlich oder Reichsstadt, war es die Kirche, so hieß die Stadt bischöflich. Aber auch weltliche Fürsten besaßen Städte und suchten sie zur Blüte zu bringen. Der Stadtherr ließ die Stadt durch einen Schultheiß und Schöffen verwalten. Alles Streben der Bürger aber ging dahin, frei und unabhängig zu werden und sich durch selbstgewählte Bürgermeister und Ratsherren zu regieren. Vielen glückte es, durch Kauf oder Kampf immer ein Recht nach dem andern zu erwerben und endlich zu freien Städten zu werden. Diese erkannten nur den Kaiser als Oberherrn an. Sie erwarben Landbesitz, umzogen ihr Gebiet mit einer Landwehr (einem Waldsaum und Graben), be- festigten sich durch hohe Mauern, Türme und Zinnen und Wallgräben, be- waffneten die Bürgergilden und stellten sie unter einen Stadthauptmann, hielten Wächter auf den Türmen und gewaffnete Soldknechte in der Stadt. Mit Handel und Gewerbe wuchs der Reichtum und die Macht der Städte, und weil sie den Fürsten eine Stütze gegen den Adel und die geistlichen Würdenträger waren, so gelang es ihnen, immer mehr Rechte und Freiheiten zu erwerben. Als der Bauernstand in Leibeigen- schaft geriet, das Rittertum in Faustrecht und Räuberei ausartete, geist- liche und weltliche Fürsten nur die Vergrößerung ihres Besitzes im Auge hatten, Papsttum und Kaisertum miteinander um die Obmacht rangen, da waren die Städte Burgen der Freiheit und Pflegestätten von Fleiß, Kunst und Wissenschaft. In ihnen entwickelte sich das deutsche Schulwesen. Bürger des reichen Augsburg waren Fürsten gleich an Reichtum, Macht und Pracht. Nürnberger Bürger wohnten besser als die Könige von Schottland. Danzigs Bürgermeister erklärte dem Dänenkönige den Krieg. Der Luxus nahm so zu, daß ihm durch strenge Gesetze gesteuert werden mußte. a) Städtebündnisse. Zum Schutz gegen die Raubritter und zur Sicherung und Besserung der Land- und Wasserwege entstanden Städte- bündniffe, z. B. der rheinische Bund. Zur höchsten Blüte gelangte die Hansa, deren Vorort Lübeck war. Von Brügge in Flandern, London in England, Bergen in Norwegen bis nach Nowgorod in Rußland liefen

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 192

1899 - Gera : Hofmann
i — 192 — der Falkenjagd schon nach fünf Jahren. Für seinen unmündigen Sohn Philipp übernahm er die Regentschaft in den Niederlanden, erfuhr aber von den reichen und übermütigen Städtern, die sich frei machen wollten, die größten Demütigungen. Die Bürger von Brügge hielten ihn sogar über drei Monate gefangen, er- mordeten sein Gefolge und bedrohten sein Leben. Sein lustiger Rat Kunz von Rosen erschien als Mönch ver- kleidet in seinem Gefängnis und wollte ihn zur Flucht bereden, aber Max wollte seine Freiheit nicht mit dem Verderben des treuen Dieners erkaufen und blieb in der Haft. Da kam endlich der Kaiser Friedrich und verhängte eine harte Buße über die Empörer. 4. Seine unruhige Regierung. 138 Maximilian I Um dem Raub- und Fehdewesen ein Nach Albrecht Dürer.' Ende zu machen, führte Maximilian auf dem Reichstage zu Worms (1495) den ewigen Landfrieden ein. Wer ihn brach, wurde in die Acht gethan und an Leib und Gut bestraft. Die Zwistigkeiten der Reichsstände sollten von dem Reichskammergericht in Frankfurt (später in Speier und zuletzt in Wetzlar) geschlichtet werden. Dadurch wurde die Rechtsprechung nach und nach eine ganz andere. Die Richter und Schöffen hatten das Recht studiert, führten das fremde römische Recht ein und verdrängten das volkstümliche deutsche Recht. Wer sein Recht suchte, mußte sich nun an einen Advokaten wenden. So wurden die Prozesse kostspielig und langwierig. Das Eindringen des römischen Rechtes in die deutsche Rechtsprechung hat dem deutschen Volks- geiste geschadet. Doch hat es auch manches Gute gebracht. Die Gesetze und Urteile wurden ausgeschrieben. Alle Besitzungen, ja Familien er- hielten bestimmte Namen. Ein geschulter Beamtenstand bildete sich. — In dieser Zeit kam die erste feste Steuer, der gemeine Pfennig, auf. Wer über 15 Jahre alt war, mußte von tausend Gulden Vermögen einen Gulden für die Kosten der Reichsvcrwaltung zahlen. Die Geistlichen mußten die Leute zur Zahlung in der Kirche mahnen und die Steuer erheben, da das Geld auch zum Kriege gegen die Ungläubigen verwandt werden sollte. Die Abgabe an den päpstlichen Stuhl in Rom hieß Peterspfennig. Um rascher Ruhe und Ordnung herzustellen, wurde Deutschland in zehn Kreise mit Kreisobersten eingeteilt. Es waren dies der öster- reichische, bayerische, schwäbische, fränkische, oberrheinische, kurrheinische, burgundische, westfälische, ober- und nieder- sächsische Kreis. Leider war das Wollen leichter als das Vollbringen. Die alte Unordnung blühte trotz der neuen „Ordnungen" lustig weiter. So erwiderte der Ritter Franz von Säckingen auf einen Reichsbefehl,

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 236

1899 - Gera : Hofmann
— 236 — erst an, nachdem man ihn unter Thränen und kniefällig darum gebeten hatte. Der grausame Christian wurde von seinen eigenen Unterthanen abgesetzt und bis an seinen Tod in Gefangenschaft gehalten. 3. Gustav Wasa als trefflicher König. Durch die Brüder Peterson wurde die lutherische Reformation in Schweden ein- geführt. Auf dem Reichstag bewog Gustav endlich die Stände, die reichen Kirchengüter einzuziehen und ihm zum Wohle des Landes zur Verfügung zu stellen. Gustav hob Handel, Schiffahrt und Gewerbe. Streng gegen sich wie gegen andere, erwarb er sich doch die Liebe seines Volkes. Er hat die Größe angebahnt, die Schweden unter seinem Enkel Gustav Adolf erreichte. Fragen: Warum hatte die Kalmarsche Union keinen Bestand? — Welche Gründe bewogen Gustav zur Reformation? — Woran erinnern die Namen Falún, Upsala, Westeräs und Stockholm? 73. Die Mark Drandendurg in -er Uesormatmnsm. 1. Joachim I. Nestor (1499—1535) a) als thatkräftiger Unter- drücker des Raubadels. Er kam mit fünfzehn Jahren zur Herrschaft und vereinigte mit einer schönen Gestalt eine umfassende Bildung und festen Willen. Dürre, Hungersnot und Pest suchten sein Land heim. Dazu erhob der Raubadel wieder kecker sein Haupt. Die armen Land- leute beteten damals: „Vor Köckeritze und Lüderitze, vor Krachten und vor Jtzenplitze, behüt uns, lieber Herre Gott!" Joachim hatte den Wahlspruch: „Durch Gericht und Gerechtigkeit". Er verfolgte die Frevler mit unerbittlicher Strenge. Da sollen sie an seine Thür geschrieben haben: „Jochimke, Jochimke, hüt dy! fange wy dy, so hange wy dy!" Wirklich legten sie ihm einen Hinterhalt in der Heide bei Köpenick, und nur die Warnung eines Bauern rettete ihn. Jo- achim ließ daraus durch Bewaffnete die Bande in der Heide aufheben und hin- richten. In einem Jahre wurden 70 Räuber, darunter die Hälfte Adlige, auf- Nach einer Handmchnung von A. Dürer, geknüpft. Sein Oheim schrieb ihm, er solle nicht also gegen den Adel seines eigenen Landes wüten. Er aber antwortete: „Nicht adliges, sondern nur Schelmenblut habe ich vergossen. Wären diese redliche Edelleute ge- wesen, so hätten sie keine Verbrechen begangen." lr) als strenger Regent. Um auch die vornehmen Stände der staatlichen Gerichtsbarkeit zu unterwerfen, gründete er das Kammer - gericht in Berlin, welches zugleich als oberster Gerichtshof in allen Streitfragen entschied. Er eröffnete die Universität zu Frank- furt a. O. und förderte sie mit aller Kraft. Die Verwaltung der Städte regelte er nach bestimmten Vorschriften und nahm sich auch der ge- Í83. Joachim I. Nestor.

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 151

1899 - Gera : Hofmann
151* seine Seele Gott und legte geduldig sein Haupt auf den Block mit den Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann empfing er den Todesstreich. Friedrich schrie ans in namenlosem Schmerze, und das Volk zerfloß in Thränen. Nur der herzlose Anjou, der am Fenster einer nahen Burg stand, blieb ungerührt und sah mit teuflischer Be- friedigung das Ende des letzten Staufers; dann fielen die Häupter Friedrichs und der anderen Freunde Konradins. 4. Die gerechte Strafe des Mörders. Karls Reich hatte keinen Bestand. Sein unbarmherziger Druck und die Willkür seiner französischen Soldaten veranlaßten einen plötzlichen Aufstand, die Sicilianische Vesper, welcher am Ostermontage zur Vesperzeit begann. Alle Fran- zosen auf Sicilien wurden ermordet und die Bewohner von dem Joche der Fremdlinge befreit. In seiner Wut soll Karl den goldenen Knopf von seinem Stocke gebissen haben. Fragen: Woran ging das Geschlecht der Staufer zu Grunde? — Wodurch war das Interregnum eine schreckliche Zeit? — „Konradin" von Schwab. 49. Die Kultur des Mittelalters. 1. Das deutsche Königtum. Die Königswahl geschah durch die weltlichen und geistlichen Reichsgroßen, und zwar in der Regel nur durch die angesehensten, in Aachen, später in Frankfurt am Main. In Aachen krönte und salbte der Erzbischof von Köln, in Frankfurt der Erzbischof von Mainz. Seit 1356 (durch die goldene Bulle) lag das Wahlrecht nur bei den sieben Kurfürsten. Die Reichsgüter bestanden in großem Grundbesitz, Höfen, Dörfern, Forsten. Die Krön rechte waren besonders das Jagd-, Münz- und Zollrecht. Durch die allzu reichliche Vergabung wurde die Macht des Königs außerordentlich geschwächt. Die Landesherren wurden immer mächtiger und unabhängiger. Zuletzt war Deutschland nur ein lockerer Bund kleiner und großer Staaten. Der Reichstag wurde vom Könige berufen. Auf ihm er- schienen die Reichsgroßen und berieten über wichtige gemeinsame An- gelegenheiten, als: Krieg, Landfrieden, Streitsachen der Fürsten u. a. Auch die Belehnung der Großen erfolgte hier in der Regel. Die Herzöge, Markgrafen und Grafen bildeten die weltlichen, die Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte die geistlichen Reichsstände; später kamen noch die Reichs- städte hinzu. In den Einzelstaaten bildeten Ritterschaft (der Adel), Geistlichkeit und Städte die Landstände. Sie berieten hauptsächlich über die Bewilligung der Landsteuern, die die Landesherren „erbeten" hatten, und wirkten sich für die Gewährung mancherlei Rechte und Zu- geständnisse aus. 2. Das Rittertum, a) Entstehung. Die Ritterschaft entstand aus den Freigeborenen, welche den Kriegsdienst zu Roß leisteten. All- mählich bildete sich das Rittertum als ein abgeschlossener Stand heraus, und durch die Ritterwürde wurden Fürsten wie einfache 1282

6. Deutsche Prosa - S. 332

1900 - Gera : Hofmann
332 Otto Gildemeister. Germain auf die Emporkömmlinge des kaiserlichen Hofes, Kaiser und Kaiserin nicht ausgeschlossen. Und man würde sehr irren, wenn man annähme, diese Hochschätznng des Geblüts finde kein Echo in den Massen des amerikanischen und französischen Volks. Der gewöhnliche Amerikaner hegt eine wahrhaft kindliche Ehrfurcht vor den heraldischen Herrlichkeiten, welche an die Zeiten des Faustrechts erinnern; einen wirklichen Grafen, einen lebendigen Lord zu sehen, ist ihm mehr Ge- nuß, als alle Madonnen Rafaels und alle Aphroditen Griechenlands dem transatlantischen Touristen zu gewähren vermögen. Was den Franzosen betrifft, so wird er lieber die Guillotine wieder in Bewegung setzen, ehe er den „Erben der großen historischen Namen" auch nur den Schatten eines Vorrechts, sei es welcher Art es wolle, wieder ein- räumen möchte; aber der Franzose ist nichts weniger als gefühllos für die dekorativen Vorzüge, welche mit einem echten Herzogstitel oder Marquisat verknüpft sind. Man braucht nur die populäre Litteratur, die gelesensten Blätter, die erfolgreichsten Bühnenstücke zu Rate zu ziehen, um sich hiervon zu überzeugen. Der Lieblingsheld der Pariser Onvriers und Grisetten ist der junge Seigneur mit demokratischen Ge- sinnungen. Der reiche Bourgeois ist eine halb gehässige, halb komische Figur, und nirgends mehr als in Paris, liebt es der emporgekommene Plebejer, sich — sei es auch nur durch den Visitenkartenstecher — ein wenig adeln zu lassen. Am deutlichsten prägt sich die Nachwirkung der feudalen Sitten in England aus. Dort hat das hohe Ansehen der großen grundbe- sitzenden Familien, welches nicht zu verwechseln ist mit der politischen Stellung der Pairie, alle Revolutionen und Reformen und selbst alle Triumphe der Industrie- und Geldwirtschaft überlebt, ohne künstliche Stützen, ohne Majorate, Ahnenproben und kleine Residenzen. Der Reichtum steht bei den Engländern in hohen, sehr hohen Ehren, aber recht respektabel erscheint er ihnen erst, wenn er es zu einem Familien- gute gebracht hat und in Gestalt von „wirklichem" Eigentum (real property, wie sie bedeutsam das unbewegliche Vermögen nennen) auf den ältesten Sohn sich vererbt. Das Kapital, in Grund und Boden angelegt, wirft die niedrigste Rente ab, aber sich in Grund und Boden zu verwandeln, ist das Ziel, auf welches alle Kapitalien, ganz gegen das wirtschaftliche Gesetz, hindrängen. Erst dann haben die großen Geldverdiener der City, die Baumwollenlords von Lancashire, die Magnaten der Aktienbörse nicht vergebens gelebt, wenn sie sich eine stattliche Herrschaft erworben haben und nunmehr, als Beherrscher einer untergebenen Bevölkerung von Pächtern und Häuslingen, aus der Sphäre der „Mittelklassen" hinübertreten in den Kreis der „guten Familien" des Landes. Erst mdem er Gutsherr wird, wird der

7. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 32

1892 - Gera : Hofmann
32 Propylen. Athene. Parthenon. 30. Die Akroxolis zur Zeit des j)erikles. Rekonstruktion. (Hertzberg, Geschichte des alten Hellas.) beherrschte durch seine Weisheit, Uneigenntzigkeit, Freundlichkeit und hinreiende Beredsamkeit fast unbeschrnkt das Volk. (Er trgt Donner und Blitz auf der Zunge, und die berredung sitzt ihm auf den Lippen.") Seine Freundin und sptere Gattin Aspasia zeichnete sich durch <Schn4 heit und Klugheit aus. t2. Der einsichtige Staatsmann. Perikles erstrebte eine allgemeine Teilnahme smtlicher Brger an den Staatsangelegenheiten und suchte die Volksherrschaft vllig durchzufhren, wobei er allerdings die Leitung behielt. Um auch den rmsten Brgern die Teilnahme an den ffent-ltchen Angelegenheiten zu ermglichen, fhrte er als Entschdigung fr die im ffentlichen Dienst anfgewendetete Zeit einen Staatssold ein. So wurden die Brger fr die Beteiligung an den Gerichten, den Besuch der Volksversammlung und den Kriegsdienst vom Staate bezahlt. Y Dem Areopag, welcher ihm entgegentrat, nahm i er wichtige Befugnisse. Er strkte die Kriegsmacht 3v Perifies. der Athener, indem er besonders die Schiffe ver-Herme Im Vatlkan. W. me^rte unfo verbesserte, und brachte den frher zwischen den Seestaaten geschlossenen attischen Bund in vllige Ab-hngigkeit von Athen. Alle Bundesgenossen hatten zuerst eine be-

8. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 96

1892 - Gera : Hofmann
96 unter der kniglichen Obergewalt vereinigt. Aber den Herzgen lie er die Selbstndigkeit. 3. Er grndet zum Schutze gegen die Ungarn feste Pltze (Städte"). Die schlimmsten Reichsfeinde waren nach wie vor die Ungarn; sie trugen Schrecken und Verwstung ins Reich. Bis St. Gallen in der Schweiz drangen sie vor. Heinrich hatte einen ihrer Fürsten gefangen. Er lie ihn gegen Abschlu eines neunjhrigen Waffenstillstandes frei und versprach eine jhrliche Abgabe. In dieser Zeit lie er die wichtigsten Orte mit Mauern und Grben befestigen und in diese Städte" immer den neunten Mann seiner Dienstleute ziehen. Die brigen acht muten ein Drittel des Lnderertrags als Vorrat in die Städte liefern. In Kriegsnten fand dann das Land-Volk Schutz hinter den Mauern. In die Städte wurden Mrkte, Feste und Versamm-lnngen verlegt; Handel, Handwerke und Knste blhten dadurch auf. So entstanden Orte wie Quedlinburg, Merseburg, Hersfeld. Ferner bildete er aus seinen Dienstleuten eine Reiterei, die sich in Waffenspielen auf den Krieg rstete, um den Reiterheeren der Ungarn Widerstand leisten zu knnen. 7 vheiter3iir eitheinrichsi. Burg heit die bergende, schtzende Sttte, (Stacke.) daher die vielen alten Stdtenamen mit der Endung brg" oder mit dem stammverwandten berg". Vorhanden waren damals schon im Herzogtum Sachsen die Städte tamlmrg, Goslar, Braunschweig; im Herzogtum Franken: Frankfurt, peier, Mainz, Worms, Wrzburg, Fulda; im Herzogtum Schwaben Augsburg, Ulm, Konstanz, St. Gallen; im Herzogtum Bayern: Regens-brg, Freifing, Ingolstadt; im Herzogtum Lothringen: Aachen, Kln, Trier, Metz, Toul, Verdun. 4. Er besiegt die unruhigen Grenzvlker. Die Slaven an der Ostgrenze hatten oft, im Verein mit den Magyaren, die Grenze bedroht. Sie sollten zuerst Heinrichs Schwert fhlen. Er nahm mitten 928 im Winter ihr feeumgrtetes Brennaburg (Brandenburg) ein. Auch an der Elbe bezwang er sie und schirmte die Ostgrenze durch feste Burgen. Hier grndete er Burg und Mark Meien. Die Mark Schleswig, die dem deutschen Reiche verloren gegangen war, nahm er dem heidnischen Dnenknig Gorm dem Alten wieder ab. 5. Er vernichtet die ruberischen Ungarn. Nach Ablauf des Waffenstillstandes forderten die ungarischen Boten die alte Abgabe. Sie erhielten, der Sage nach, dafr einen rudigen Hund, dem Ohren und Schwanz abgeschnitten waren, und die Weisung: Wollt ihr einen bessern Tribut, so holt ihn euch!" Wutschnaubend brachen die Ungarn ins Land. Aber vergebens pochte ihre Raubsucht an die Thore und Mauern der Städte. Durch Thringen zogen die raubenden und

9. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 141

1892 - Gera : Hofmann
141 Die lteste Universitt Europas, als berhmte Rechtsschule auch von Deutschen viel besucht, entstand in Bologna. Die Pariser Universitt wurde das Muster der deutschen. Nchst Prag sind die ltesten deutschen Hochschulen: Wien (1365), Heidelberg (1386), Leipzig (1409), Erfurt (1392-1810). 5. Sein wster Sohn Wenzel mihandelte das Reich. Karls lterer Sohn Wenzel folgte ihm auf dem deutschen Throne. Wenzel war nicht ohne Begabung und guten Willen, wurde aber bald trge und versank mehr und mehr in Roheit, Trunksucht und Grausamkeit. Der Scharfrichter, sein lieber Gevatter, soll immer in seiner Nhe und ein Rudel bsartiger Hunde sein Geleit gewesen sein. Die Bestien sollen in der Nacht sogar die Kaiserin Elisabeth zerrissen haben. Den Generalvikar Pomuk lie er ertrnken. Daraus hat sich die Legende vom heiligen Nepomuk, dem angeblichen Beichtvater der Knigin, ge-bildet, der in die Moldau gestrzt worden sein soll, weil er das Beicht-geheimnis nicht habe verraten wollen. Das Vermgen von 3000 im Aufstande gefallenen Juden zog er ein; alle Schulden bei Juden er-klrte er fr null und nichtig; Geistliche und Adelige verspottete und beraubte er; um das Reich kmmerte er sich wenig; das Faustrecht und damit die Unsicherheit auf allen Wegen nahm berhand. In Schwaben tobte der Kampf des Grafen Eberhard des Greiners mit dem schwbischen Stdtebunde. Da setzten endlich die Kur- 1400 frsten zu Rense den Kaiser ab und whlten Ruprecht von der Pfalz. 6. Wenzels vielgeschftiger Bruder Sigismund wute nirgends 1410 zu helfen. Nach Ruprecht regierte Wenzels Brnder Sigismund. Er war ein Mann von schner Gestalt, hoher Bildung und angenehmen Manieren, kam aber sein Lebtag nicht aus den Vergngungen, den Schulden und einer nutzlosen Vielgeschftigkeit. Weder den Lndern seiner Hausmacht noch dem Reiche war er ein Wohlthter; berall war Krieg und Unzufriedenheit. Die Mark Brandenburg bertrug Sigismund zuletzt dem Burggrafen Friedrich Vi. von Hohenzollern und belehnte ihn mit derselben auf dem Konzil zu Konstanz. 1417 Fragen: Welchen Schaden brachte die goldene Bulle dem deutschen Reiche? Wie stellten sich die deutschen Kaiser aus den verschiedenen Husern zum Papste? Wodurch wurde der Kurfrstenbeschlu zu Rense 1338 veranlat? Seysried Schweppermann" von Pocci. Deutsche Treue" von Schiller. Der schwarze Tod" von Lingg. Eberhard der Rauschebart" von Uhland. 54. Die Jungfrau von Orleans (t 1431). 1. Die Knigsgewalt erstarkte in Frankreich. Nach dem Aussterben der Karolinger in Frankreich (987) erffnete Hugo Capet 987 (angeblich nach seinem Mantel cappa so genannt) die lange Reihe der Capetinger. Er und seine Nachfolger hatten in dem zerstckelten Lande groe Not mit den ungehorsamen, allzu mchtigen Vasallen, j a ein groer Teil des Landes gehrte den englischen Knigen. Seit Philipp August erstarkte jedoch die Knigsgewalt. Dieser

10. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 113

1892 - Gera : Hofmann
113 Heinrich dem Lwen das Herzogtum Bayern, das dessen Vater, Heinrich dem Stolzen, genommen worden war, zurck, steuerte dem Raub- und Fehdewesen und vollzog an vornehmen Landfriedens-strern die Strafe des Hundetragens. 4. Wie er Mailand warnte und r-mische Tcke zchtigte. Um die italienischen Verhltnisse zu ordnen, trat Friedrich seinen ersten Zug nach Italien an. Die lom-bardischen Städte waren durch den Handel mit dem Morgenlande reich geworden und hatten sich wenig um die kaiserlichen Hoheits-rechte bekmmert. Besonders trotzte das mchtige Mailand dem Kaiser. Friedrich hatte nicht genug Kriegsvolk, um schon jetzt dessen bermut zu demtigen. Er zerstrte nur zur Warnung einige Städte, welche mit 35. Friedrich I. Mailand verbndet waren. Dann lie er sich in Pavia mit der eisernen, in Rom mit der goldenen Krone krnen. Den Ketzer Arnold von Breseia, der die christliche Kirche in ihrer ersten Einfachheit herstellen und Rom zur Republik machen wollte, lieferte er dem Papste aus. Dieser lie ihn verbrennen und die Asche des verbrannten Leichnams in den Tiber streuen. Die Rmer aber berfielen am Tage der Kaiserkrnung Friedrichs Lager. Im Kampf-getmmel strzte Friedrich vom Pferde, aber die Tapferkeit Heinrichs des Lwen rettete ihn und scheuchte die Rmer hinter ihre Mauern. Dem verwundeten Lwen trocknete Friedrich das Blut ab und sagte dankbar: Heinrich, ich gedenk' dir's!" Nun kehrte der Kaiser heim; denn das Heer war durch Seuchen geschwcht, und die Fürsten wollten nicht lnger verweilen. Unterwegs berfielen lombardische Wegelagerer den Kaiser an der Veroneser Klause, einem schmalen Engpa an der Etsch, den ein Felsenschlo beherrschte, und wlzten Felsen und Bume herab. Aber Otto von Wittelsbach erkletterte mit 200 Bewaffneten die steile Felswand, nahm die Burg ein und lie die Wege-lagerer der die Klinge springen. 5. Wie er das widerspenstige Mailand demtigte. Nachdem Friedrich mit Weisheit und krftiger Hand in Deutschland Ordnung geschaffen hatte, unternahm er den zweiten Zug nach Italien mit einem starken Heere. Mailand beharrte auch jetzt noch in seinem Hoch-mut und Trotz und unterwarf sich erst nach vierwchiger Belagerung. Barfu, mit Stricken um den Hals oder Schwertern um den Nacken, muten Brger und Adlige am Throne des Kaisers Gehorsam geloben, Geiseln stellen und alle widerrechtlich angematen Rechte aufgeben. Friedrich lie hierauf durch berhmte italienische Rechtskundige die Po lack. Geschichtsleitfaden. 12. Aufl. 8
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