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1806 an. Diese wurden von alten, unentschlossenen Generalen geführt, hatten uoch die alte, schwerfällige Ausrüstung und waren mit der neuen Kriegsweise nicht bekannt. Sie pochten auf den Ruhm Friedrichs des Großen und verachteten die Franzosen. Diese aber waren zweckmäßig ausgerüstet, von einem großen Feldherrn geführt und siegesgewiß.
Gleich im Anfange der Schlacht verwundete ein Schuß in die Augen den Oberfeldherrn tödlich. Verwirrung kam in das Heer. Ohne Plan und ohne sich gegenseitig zu unterstützen, schlugen sich die einzelnen Haufen wohl tapfer, aber endlich lief alles, was laufen konnte. In 14 Tagen war Napoleon in Berlin. Der Befehlshaber der Stadt mahnte die Bürger, die steh mutig verteidigen wollten: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht!"
Die Festungen fielen wie Kartenhäuser, und die Soldalenhaufeu ergaben sich wie Schafherden. Napoleon spottete: „Da die Husaren Festungen einnehmen, kann ich meine Kanonen einfchmelzen lassen!" Die Königsfamilie floh in der Unbill des Winters bis nach Ostpreußen. Nur einzelne Führer retteten die preußische Waffeuehre, so der alte Blücher. Tapfer verteidigt wurden die Festungen Grandenz, Kol-berg und Pillan. Dem alten Courbiere in Grandenz an der Weichfel ließen die Franzosen sagen: „Es gäbe keinen König von Preußen mehr!" Da antwortete er: „Nim, so werde ich versuchen, wie lange ich König von Grandenz sein kann!" Der Befehlshaber von Pillan, der Hafenstadt Königsbergs, stellte einen Sarg in die Mitte seiner Offiziere und sagte: „Lebendig übergebe ich diese Festung nicht! Wer mich überlebt, lege meine Gebeine in diesen Sarg!" „Preußen oder der Tod!" schwuren alle. Bei der Verteidigung Kolbergs zeichneten sich besonders der brave Bürger Nettelbeck und der Major Gneisenan aus.
Noch zwei blutige Schlachten wagten die Preußen mit den verbündeten Russen, aber ohne Erfolg. Im Frieden zu Tilsit, einer Stadt ant Niemen, verlor Preußen alles Land westlich von der Elbe, mußte 100 Millionen Mark Kriegskosten bezahlen und durfte nur 42000 Mauu Soldaten halten. Hochmütig fragte Napoleon die Königin Luife: „Wie konnten Sie wagen, mich anzugreifen?" Mutig antwortete ihm die edle Frau: „Dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über uufere Kräfte zu täuschen, wenn wir uns anders getäuscht haben!"
Das verlorene Land gab Napoleon seinem jüngsten Bruder als Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel. Der neue König machte sich keine Sorgen um die Regierung, sondern feierte täglich fröhliche Feste. Man nannte ihn darum fpottweife den „König Lustick!"
7. Preußen erhob sich vom tiefen Fall. Aus dem Unglück erwuchs das Heil. Aus den Trümmern entstand ein neuer Staat. Der König berief den Minister von Stein an die Spitze der Geschäfte. Dieser ausgezeichnete Mann schaffte die Kriegskosten herbei und säuberte das Land von den fremden Blutsaugern. Die königliche Familie legte sich die größten Entbehrungen auf. Der König verkaufte ein goldenes
Pol a ck, Das erste Geschichtsbuch. 3
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
12
Kultur des heroischen Zeitalters.
religiöser und staatlicher Abhängigkeit, die Argonantensage die Geschichte der ersten selbständigen Seefahrt nach den nördlichen Gewässern; zu anderen Sagen haben die Kriege jener Zeit die Grundlage geliefert: so der Krieg der Sieben gegen Theben und an der Schwelle der geschichtlichen Zeit der durch Homers Lieder unsterblich gewordene trojanische Krieg. Aus diesen höchstens zwei Jahrhunderte nach dem Abschluß dieses Zeitalters in Kleinasien entstandenen Gesängen entnehmen wir auch das Bild der in demselben herrschenden staatlichen und gesellschaftlichen Zustände. Wir finden
überall, wo Gesittung herrscht, die erbliche Monarchie, deren Besitz von Zeus abgeleitet wird; doch ist der König nicht im Besitze einer unumschränkten Gewalt, sondern er ist wenigstens durch das Herkommen an den Beirat der Adeligen gebunden, welche durch Besitz und kriegerische Tüchtigkeit vor dem gewöhnlichen Volke ausgezeichnet sind. Dieses erscheint in der Volksversammlung berufen, die Beschlüsse des Königs und seines
Rates zu vernehmen, nicht aber selbst Beschlüsse zu fassen. — Und wie
das staatliche Leben, so zeigt auch das Verhalten der Menschen untereinander in der Ehe, iu dem Verhältnis der Gastfreundschaft, in der milden Behandlung der Sklaven, dem Schutze der Fremden eine menschlich gesittete Entwicklung, und auch die Kunst, sowohl Tanz, Musik und Gesang als die der Gewerbe, faud bei den Griechen jener Zeit Anerkennung und Pflege.
So verlief die Geschichte des Volkes bis zum Ende des 12. Jahrhunderts vor Christo. Große Ereignisse führten aber um diese Zeit eine völlige Umwälzung der Verhältnisse herbei. Völkerbewegungen in dem nördlichen Teile von Griechenland, durch welche die Besitzverhältnisse in Thessalien und Böotien verändert worden waren, hatten znr Folge die sogenannte dorische Wanderung. Von Doris aus zogen uuter Leitung des Ätolers Oxylus die Dorier über den korinthischen Meerbusen nach dem Peloponnes und nahmen siegreich über die Achäer das Gebiet derselben, Lakonika und Argalis, und anch Messenien in Besitz. Man nennt diesen Zug auch „die Rückkehr der Heraklideu", weil die Dorer vou drei Brüdern geführt wurden, die ihren Stammbaum ans Herakles zurückführten und mit dessen Abstammung von Amphitryon und Alkmene ihre Ansprüche auf die Herrschaft zunächst in Argolis, sodann aber im Peloponnes überhaupt begründeten. Vou Argos aus eroberten sie die übrigen Landschaften im Osten des Peloponnes und Megaris, während sie den Westen ihren Bundesgenossen, den Ätolern, überließen, die äolischen Stammes waren. Die Achäer, so weit sie sich nicht in die neuen Verhältnisse fügen mochten, die
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
Vi
Vorwort zur dritten Auflage.
sondere den Verzicht auf historische Kritik gegenüber der nach den Quellen mitgeteilten Erzählung in sich schloß, um so mehr gerechtfertigt, als die Bestimmung des Buches für jugendliche Leser mit einer oft sich wiederholenden Anzweiflung des aus deu Schriften der Alten geschöpften Stoffes aus pädagogischen Gründen unvereinbar ist. Gleichwohl wird eine Vergleichung mit der letzten Auflage nicht bloß bezüglich der stilistischen Form und Verteilung des Stoffes mannigfache Änderungen zeigen, von denen ich hoffe, daß sie dem Zwecke des Buches entsprechend gesunden werden, sondern ich hielt auch die Ausnahme einiger neuer Kapitel und zahlreicher kleinerer Zusätze für tätlich: insbesondere schien mir ein einleitendes Kapitel über die geographischen Verhältnisse und die älteste Geschichte Griechenlands notwendig, um wenigstens reiferen Lesern den Übergang zu der Geschichte Spartas zu vermitteln ; dem jugendlichen Leser dagegen glaubte ich trotz der mehr Dichtung als Wahrheit bietenden Überlieferung die Geschichte der beiden ersten messenischen Kriege und der Herrschaft des Pisistratus nicht vorenthalten zu sollen; endlich habe ich einen kurzen Abriß der griechischen Kunst- und Literaturgeschichte beigefügt, der etwa für die Fassungskraft angehender Gymnasialschüler berechnet ist. Dagegen fürchtete ich nicht durch Abkürzung der ersten Abschnitte, besonders der asiatischen Geschichten, einen Vorwurf des verewigten Verfassers ans mich zu luden — ich hoffe durch kürzere Behandlung das Interesse der Jugend au diesen poesievollen Geschichten nicht geschwächt zu haben; selten schien mir dagegen dieses Verfahren in der Darstellung der historischen Zeit Griechenlands zulässig, wenn der von dem Verfasser beabsichtigte, in seiner Vorrede dargelegte pädagogische Zweck des Buches festgehalten werden sollte.
So trete denn das Buch in Gottes Namen zum dritten Male feinen Weg an! Ist auch die ursprüngliche Absicht des Verfassers, mit demselben ein Lehrbuch zu bieten, welches zugleich dem Unterrichte in der Geschichte und in der deutschen Sprache zu Gruude gelegt werden könnte, unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht zu verwirklichen, so wird dasselbe doch dem Lehrer ein erwünschtes Hilfsmittel bei seiner Vorbereitung für den Unterricht und bei der Erteilung desselben,* den Schülern und überhaupt jüngeren Leuten aber als Lesebuch ein für die Erweckung geschichtlichen Sinnes und sittlicher Auffassung der Geschichte nützlicher Führer bleiben. Dazu gebe Gott seinen Segen!
Nürnberg, den 1. Oktober 1881.
Dr. Adolf Mestermayer,
Gymnasialprofessor.
* Es dürfte an dieser Stelle Erwähnung verdienen, daß den früheren Ausgaben von Ütoth's Griechischer und Römischer Geschichte — die Neuherausgabe der letzteren wird für nächstes Jahr vorbereitet — die Ehre widerfahren ist, in dem amtlich anerkannten Entwürfe der Organisation der Gymnasien und Realschulen in Oesterreich als ein solches aufgeführt zu werden, durch welches die betr. Geschichtslehrer sich für ihren Unterricht inftruiren könnten.
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
364
Das griechische Epos.
fünftes Kapitel.
Literatur und Run st der Griechen.
Es ist eine bei allen gebildeten Völkern zu beobachtende Thatsache, daß die kunstmäßige Handhabung der Sprache zunächst Werke der Dichtung schafft, die künstlerische Prosa dagegen das Erzeugnis einer viel späteren Entwicklungsstufe des Geistes ist. So zeigt auch die Geschichte der griechischen Literatur in den ältesten Zeiten uns lediglich Poesien und zwar entsprechend dem frühesten Kulturzustande solche Dichtungen, bei denen die Persönlichkeit des Dichters hinter der dargestellten Sache zurücktritt — Dichtungen, die man als epische bezeichnet. Von den Anfängen dieser teils der Gottesverehrung dienenden, teils die Thaten der Helden preisenden Poesie ist uns nichts erhalten. Die ältesten uns überlieferten Dichtungen dieser Art sind vielmehr die beiden an die Sage vom trojanischen Krieg angeknüpften Heldengedichte des Homer, die Ilias und Odyssee. Sie siud ungefähr um das Jahr 900 v. Chr. in dem jonischen Teile Kleinasiens entstanden, wo schon früher in Sängerschulen die epische Dichtkunst in der Art gepflegt worden war, daß einzelne Abenteuer der nationalen Helden in besonderen Liedern besnngen wurden; bei
Homer aber erscheint in einer für alle Zeiten mustergiltigeu Weise zum erstenmal eine ganze Reihe von Sagen kuustvoll um einen Mittelpunkt
gruppiert und zum Ganzen verbunden. Gegenüber diesen beiden Werken
sind die vou deu sogenannten Kyklikern im Lanfe der folgenden beiden Jahrhunderte gedichteten Ergänzungen und Fortsetzungen derselben bald der Vergessenheit verfallen. Ebenso wenig kann mich das auf dem Boden Böotiens erwachsene noch erhaltene jüngere Lehrgedicht des Hesiod „Werke und Tage" mit jenen Epen an Bedeutung verglichen werden. Die spätere Zeit vollends erzeugte im Gegensatz zu der vou dem volleu Strom des öffentlichen Lebens getragenen und ans demselben erwachsenen homerischen Dichtung nur künstliche Nachahmungen derselben; denn seit dem Untergang des alten Königtums, welches bei Homer als die Form des griechischen Staates verherrlicht wird, war entsprechend der politischen Bewegung, welche in lebhaften Kämpfen zwischen den Ständen ihren Ausdruck faud, anstatt des Epos die lyrische Poesie, in welcher die Em-findnngen des einzelnen ihren Ausdruck finden, die herrschende Form der Dichtung geworden. Gleich dem Epos in uralten religiösen und Volksliedern wurzelnd entwickelt sie sich im 7. u. 6. Jahrhundert in mannig-
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
Tragödie und Komödie.
367
eine größere Zahl von Rollen, mannigfachere Verwicklung der Handlung und feinere Zeichnung des Charakters der auftretenden Personen. Zu gleicher Zeit mit ihm dichtete Euripides (480—406); aber seine Neigung, die Tragödie der Tagespolitik und der Aufklärung der herrschenden Philosophie dienstbar zu machen, läßt trotz mancher Vorzüge, wie der ergreifenden Darstellung menschlicher Leidenschaften und eines stark ausgeprägten Naturgefühls, das Drama in seiner Poesie doch schon als im Niedergänge begriffen erscheinen. Die Tragiker nach ihm, zum Teil Söhne und Neffen der drei großen tragischen Dichter, sind ohne allgemeine Bedeutung.
Ebenfalls großartig hatte daneben in Athen sich die zweite Art der dra- Utv matischen Dichtung, die Komödie, entwickelt. Auch sie hing in ihren Anfängen mit dem Kultus des Dionysius zusammen, der bei dem Feste der Weinlese in ausgelassener, derber Lust sich äußerte, wie auch das Wort „Komödie" d. i. „Gesaug des bacchischeu Schwarmes" ans einen Carneval hinzuweisen scheint. Ursprünglich ebenfalls dorisch und possenhaft erhielt sie die erste kunstmäßige Ausbildung durch syrakusauische Dichter, ihre Vollendung aber als politische Komödie unter dem Einfluß athenischer Freiheit und Gleichheit in dem Staate des Perikles. Als der Meister dieser Dichtungsart ist zu betrachten Aristophanes, der von dem Tode des Perikles an bis in die Zeit des Friedens des Antaleidas die Geißel des Spottes über die Thorheiten seines Volkes mit tiefem sittlichen Ernste, wenn auch mit unverhüllter Derbheit schwang. In seinen Stücken hielt er mit rücksichtsloser Offenheit seiner Zeit den Spiegel vor; die Pöbelhaftigkeit der Regierung eines Kleon, die gefährliche Wirkung sophistischer Erziehungskunst, die Thorheit des prozeßsüchtigeu Athenervolks, die Abenteuerlichkeit der Politik des Alcibiades, die Verflachung der Poesie durch Euripides — alle Gebrechen seiner Zeit sind von ihm beleuchtet und verurteilt. Es ist natürlich, daß diese politische Komödie mit dem Verkommen des athenischen Staates selbst ihr Ende fand: ihre Fortsetzung, die sogeuannte mittlere Komödie, zog sich in mehr harmlos witziger Art auf scherzhafte Umbildung (Parodie) mythischer Stoffe und literarische Kritik im Stile unseres deutschen Dichters Platen zurück; die auf sie seit Alexander dem Großen folgende neue Komödie endlich entlehnte ihre Stoffe in der Weise unseres Lustspiels dem Privatleben. In beiden Formen aber spricht sich die Abwendung der Dichtung von dem öffentlichen Leben in dem Mangel eines Chores aus, der bei Aristophanes in seinen Parabasen der Träger der anmutigsten Lieblichkeit und großartigsten Erhabenheit gewesen war.
Jahrhunderte laug hatte bei den Griechen die Poesie geblüht, ehe
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
516 Die Politik Philipps des Dritten von Macedonien.
Karthago verwirklichen zu können; aber seine Thaten entsprachen seinen Ansprüchen nicht — seine matte Kriegsführung bedeckte ihn mit Schmach und mit Leichtigkeit vermochte die diplomatische Kunst der Römer ihm in Griechenland Feinde zu erwecken, die ihn beschäftigten, bis jene selbst über Hannibal triumphiert hatten. Umsonst schloß gegen dieses Bündnis der Ätoler und anderer Staaten mit Rom Philopömen, von dem nationalen Gedanken geleitet, mit der achäischen Eidgenossenschaft sich an Philipp an — umsonst nötigten die beiden durch einen Sieg, den sie über jenen von Rom doch nur wenig unterstützten Sonderbund erfochten, diesen zu einem Friedensschlüsse: die Haltung Philipps gab den Römern immer wieder Anlaß sich in die griechischen Angelegenheiten mit dem Scheine des Schutzes vou Recht und Freiheit zu mengen, ja machte selbst die Fortsetzung der bundesstaatlichen Eintracht zwischen Macedonien und dem achäischen Bunde znr Unmöglichkeit. So war es leicht begreiflich, daß die Achäer unthätig blieben, als uach der Niederwerfung Hannibals Rom verbündet mit den wilden, kriegerischen Ätolern seine Waffen gegen Macedonien kehrte. Die Schlacht von Kynoskephalä machte das ehemalige Reich Alexanders in der That zu einem Vasallenstaat der Römer und zwang dem Könige einen Frieden auf, der ihn anf die Grenzen seines Landes beschränkte und zu politischer Ohnmacht verurteilte. Griechenland, seines Bedrückers ledig geworden, jubelte verblendet über seine Befreiung, die sich doch nur als der Beginn einer ueueu drückenderen Unterwerfung erweisen sollte. Zunächst freilich schien eiue neue Zeit der Freiheit und Selbstregieruug angebrochen zu sein, als die römischen Truppen, scheinbar zufrieden mit dem Ruhm für eiue Idee gekämpft zu haben, den griechischen Boden verließen — bald aber begannen die Ätoler gereizt durch den vermeintlichen Undank Roms, von dem sie sich für ihre Bundesgenossenschaft nicht genügend belohnt glaubten, die Könige von Macedonien und Syrien zum Kriege gegen Rom zu reizen und die Griechen selbst gegeneinander zu verhetzen. Bei diesen letzteren Kämpfen, die hauptsächlich in Sparta spielten, erwarb sich Philopömen die größten Verdienste, indem er Sparta aus der Gewalt der Ätoler und seines Tyrannen Nabis befreite und gegen die Ziele der römischen Politik zu einem Mitglied der achäischen Eidgenossenschaft machte. Die Ätoler dagegen, von Philipp bald irrt Stiche gelassen, ja befehdet und durch die Niederlagen des Königs Antiochns von Syrien vollends aller Hilfe beraubt, wurden in kurzer Zeit von Rom besiegt und politisch vernichtet.
Ihr Beispiel hätte die Achäer belehren können, den Römern keinen
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
Aus dem Vorwort zur ersten und zweiten Auflage.
V
scheint, löst sich im besten Falle doch wieder nur in einzelne Teile auf, nämlich der Wirkung nach und in den Köpfen der Schüler; und für die Erweckung historischen Sinnes scheint es mir nur ein Gewinn zu sein, wenn die Schüler zum Anfang bloß einen Teil der Geschichte zu sehen bekommen, wodurch sie im Verlangen nach dem Übrigen wach erhalten werden. Eine solche Geschichtserzählung kann das bieten, worüber auch der Knabe ein Urteil geben mag, wenn gleich das Urteil nach
der Weise des Alters beschränkt ist; die Urteilskraft wird jedenfalls dabei in Bewegung gesetzt und geübt, das Gemüt durch Zustände und Thätigkeiten, die eine lebhaftere Teilnahme zulassen, augeregt, durch die Übung der Urteilskraft und durch die Teilname des Gemüts die Aufmerksamkeit geschärft und erhalten und durch
dieses alles ein anderes Wissen der Geschichte als mit dem bloßen Gedächtnisse
vorbereitet werden. Und wenn man auch das noch beiziehen will, was vielfältig zur Empfehlung der Geschichte gesagt worden ist, ohue daß es der Erfolg merklich bestätigte, daß die Geschichte zunächst nach der Religion die beste Lehrerin in den Dingen sei, die der Mensch zu suchen und zu meiden habe, so könnte man sagen, daß nur diese ins einzelne gehende Geschichte, nimmermehr aber eilte Übersicht der Geschichte einen solchen Lehrberuf habe und daß man darum den Lernenden, je jünger sie seien, desto mehr persönliche Geschichte darbieten sollte, damit sie gleich anfangs merken, welche Lebensweisheit in dieser Wissenschaft erholt werden könne.
Wenn nun irgend ein Teil der ganzen Geschichte zum Anfang des Unterrichts in dieser Wissenschaft ausgewählt werden soll, so scheint keiner geeigneter zu diesem Zwecke zu sein als die Geschichte der alten Welt. Die Verhältnisse sind da die einfachsten; die Persönlichkeiten treten stärker hervor; die Beweggründe liegen offener da; das Leben hat vergleichsweise die meiste Poesie. Überdem fordert das geistige Wohl der Jugend immer dringender die Einheit der bedeutendsten Lehrfächer und somit für das Alter, das Geschichte zu lernen anfängt, Erzählungen aus der Zeit, welche der Sprachunterricht demselben vorführt. Was die Schüler in Chrestomathien oder im Nepos lesen, sollte darum mit ihrem Geschichtsunterrichte zusammen ein Ganzes ausmachen. . . .
Dr. Marl Iudrvig Roth,
Ephorus des Seminars zu Schönthal in Württemberg.
Aorivort zur dritten Auflage.
Indem ich einer von der Verlagsbuchhandlung an mich ergangenen Aufforderung Folge leistend es übernahm, eine dritte Auslage der griechischen Geschichte von Roth zu besorgen, that ich es mit dem Bewußtsein der Pflicht, die Eigenart des Verfassers sowohl als seines Buches möglichst wenig durch Geltendmachung persönlicher Neigungen zu verdrängen. Es schien mir diese Beschränkung, welche insbe-
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
368
£te griechische Geschichtschreibung.
sich bei ihnen die Kunst entwickelte, die Gedanken in ästhetischer Form vermittelst der Prosa darzustellen. Natürlich — denn die Prosa setzt das Zurücktreten der Thätigkeit der Phantasie gegen die des begreifenden Verstandes voraus: diese letztere Thätigkeit aber gehört, wie in dem geistigen Leben des einzelnen Menschen, so auch in dem der Völker einer späteren Entwicklungsperiode an. Aber auch in dieser Kunst haben die Griechen das höchste unter den Völkern des Altertums geleistet, indem sie alle Formen der Prosa ausgebildet haben. Zuerst trat entsprechend der inneren Verwandtschaft mit dem Epos die Geschichtschreibung auf — zunächst in der Art von Chroniken und ohne strenge Scheidung des Mythischen und Wirklichen., dann aber zur planmäßigen, das einzelne um einen Grundgedanken gruppierenden künstlerischen Thätigkeit erhoben durch Herodot von Halikarnaß (484—408). Seine Geschichte der Perserkriege, die aber zum Bilde der gesamten damals bekannten Welt in geschichtlicher und geographischer Hinsicht sich erweiterte, erinnert sowohl durch die Auwendung des jonischen Dialektes als auch durch den volksmüßigen Ton der Erzählung selbst an Homer. Einen höheren Standpunkt der Geschichtschreibung vertritt der Athener Thucydides (470—402) in seiner Geschichte des pelo-ponnesischen Krieges. Sein ernstes, auf die Begründung der Thatsachen aus dem inneren Wesen der handelnden Personen gerichtetes Werk führt uns die Geschichte mehr in der Weise eines Drama vor. Ist Herodot der Vater der Geschichtschreibung, so bezeichnet Thncydides ihren Höhepunkt. An ihn schließt sich Xenophon (446—355) mit seiner berühmten Erzählung von dem Zuge der Zehntausend, seiner hellenischen Geschichte, welche die Ereignisse von den letzten Jahren des peloponnesischen Krieges bis zur Schlacht bei Mantinea behandelt, den Denkwürdigkeiten ans dem Leben des Sokrates, der Biographee des Agesilaus. — Von den übrigen Geschichtschreibern vor Alexander, z. B. Ktesias und Theopompus, sind nur einzelne Bruchstücke oder Auszüge erhalten. Ein Meister der Geschichtschreibung erstaud erst wieder zur Zeit der letzten Kämpfe der Griechen mit Rom in Polybins.
Wie nun der Umschwung der staatlichen Verhältnisse ans dem Gebiete der Poesie die Lyrik erzeugt hatte, in welcher das erregte Gemüt des einzelnen seinen Ausdruck fand, so entstand.unter dein Einfluß der politischen Kämpfe in Athen eine künstlerische Beredsamkeit, die eine wesentliche Förderung durch die wissenschaftliche Thätigkeit der in dieser Beziehung nicht unverdienten Sophisten fand. Berühmt sind, um nur die hervorragendsten Meister zu nennen, die durch ihren einfachen Ton ansge-
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
Lie Kunst der Scrcbtsmnfcu; der philosophische Dialog. 369
zeichneten Reden des Lysias, die in der Form von Reden in feinster Stilisierung ausgearbeiteten politischen Abhandlungen des Jsokrates (436 bis 338), die Reden des Lyknrgns, Hyperides und Äschines — aber weit erhaben über sie alle ist Demosthenes (385 — 322). Seine politische Einsicht, mit der er den Verstand überzeugt, seine sittliche Kraft, mit der er das Ehrgefühl und das Gewissen weckte, seine künstlerische Vollendung, mit der er den Hörer fesselte, machen ihn wohl zum größten Redner aller Zeiten. Wir werden von ihm unten bei der Darstellung der Kämpfe Athens mit Macedonien noch ausführlich hören.
An die beiden bisher erörterten teils dem Epos teils der Lyrik verwandten Gattungen prosaischer Schriftstellerei schließt sich — der dritten Art der Poesie, dem Drama, entsprechend — der philosophische Dialog Platos an. Die ältesten Philosophen sprachen ihre mehr poetischen als wissenschaftlichen Ideen über die Entstehung der sichtbaren Welt, mit welcher sie sich hauptsächlich beschäftigten, zum großen Teile in der Form epischer Dichtung aus — seitdem aber Sokrates die Philosophie vom Himmel auf die Erde zurückgeführt und sie als Wissenschaft begründet hatte, war diese Form ihrer Darstellung eine Unmöglichkeit geworden. Sein genialster Schüler erfand, an das Vorbild des Sophron von Syrakus sich anlehnend, der in der Mitte des 5. Jahrhunderts in kleinen Dramen (Mimen) gelungene Bilder des niederen Volkslebens gezeichnet hatte, die philosophische Wechselrede, in der die wissenschaftliche und künstlerische Thät gkeit zur schönsten Einheit verbunden ist. Es ist natürlich, daß diese Form philosophischer Schriftstellerei an die poetisch angelegte Persönlichkeit Platos gebunden war; sein Schüler Aristoteles, der strengen kritischen Forschung auf dem Boden der Wirklichkeit zugewandt, verzichtete in seinen Schriften auf Kunst der Darstellung. —
Rachdein wir bisher in kurzen Umrissen den Entwicklungsgang der griechischen Literatur dargelegt haben, soll im folgenden ein kurzer Abriß der Geschichte der griechischen Kunst gegeben werden. Die älteste Zeit freilich zeigt uns das griechische Volk auch auf diesem Gebiete abhängig von orientalischer Kultur, wie dies die Ausgrabungen der Gegenwart von neuem bewiesen haben. Die Griechen selbst bezeichneten die jener Vorzeit entsprungenen und ihnen selbst nachmals fremd gewordenen Bauten als kyklopische; zu ihnen gehört das durch Schliemanus Forschungen neuerdings wieder viel genannte „Schatzhaus des Alreus" in Mykenä und das ebenfalls dort befindliche Löwenthor. Aber das griechische Volk vermochte aus dieser Abhängigkeit sich zu solcher Freiheit zu erheben, daß seine Kunst als
Roth, Griechische Geschichte. 3. Auflage. _ 24
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Vi. Rechtspflege Ludwigs Ix. des Heiligen (122670).
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membres de la cour du roi, comme le roi lui-meme, jugeaient en premiere instance. Cependant il etait naturel qu'apres le jugement la partie qui se croyait lesee en appelt du premier juge celui qu'elle voyait au degre superieur ; du prevt ou vi-comte au bailli ou senechal; du bailli ou senechal la cour du roi, de la cour du roi au roi lui-meme; et ainsi le droit d appel remontait aux divers degres de cette hierarchie*). Mais cette mission de juger en appel ne supprimait pas celle de juger en premiere instance qui etait la premiere attribution de tout juge.
2 La procedure etait compliquee; mais il y avait au Allgemeine moyen ge une forme de preuve qui la simplifiait singulierement: Anwendung c'etait un usage fonde sur le meme principe que les guerres Yeg ie combat judiciaire. Plus reduit dans ses effets, il avait ^ampg_ pousse' de plus profondes racines dans les moeurs, et, sous cette protection de la loi, il pouvait durer bien davantage. L'eglise,
sans aucuu doute, reprouvait le combat judiciaire. Elle prati-quait de tout autres usages dans ses tribunaux; et au treizieme siecle les papes eurent plus d'une occasion de le condamner2).
Mais enfin la pensee religieuse pouvait se glisser jusqu'au sein de la coutume barbare. On se disait que ce n'etait pas seule-ment un appel la force, mais un appel au jugement de Dieu;
et,, de leur cte, les juges pouvaient n'etre pas fches de s'en remettre lui dans les cas difficiles. Aussi l'usage en etait-il fort repandu. On ne se battait pas seulement sur le fait prin-cipal, mais sur les incidents3), voire sur des interlocutoires3). On ne se battait pas seulement sur des cas juger, on se battait sur des points de droit4) etablir.
3. A la difference des guerres privees, tolerees pour les B^J^re nobles seuls, y avait gages de bataillei) entre roturiers*): m2n
des Grafen (vicecomes); in der Normandie prevt. 5) Im weiteren Sinn: Bangordnung, Organisation.
2 Die Privatfehden, zuerst (1041) durch den sog. Gottestrieden, spter noch wirksamer durch Philipp August beschrnkt, durch eine Verordnung Ludwigs d. H. vom J. 1256 verboten. 2) So z. B. Innocenz Iv. 1249 u 1252 3) Juristische Ausdrcke. Incident, Zwischenfall, Is ebenfrage, die sich bei Behandlung des Hauptstreitfalles ergibt. Interlocu-toire (lat. interloqui) Zwischenbescheid, provisorisches Urteil, das nur einstweilen, in Erwartung neuer Informationen u. Beweise ausgesprochen wird. 4) Rechtsfragen. Vgl. pomt de theologie, d'histoire, theologische, geschichtliche Frage.
3 x) Herausforderungen zum Kampfe; gage, rtand, g^9e de lat.' eigentl. Pfand, dafs man sich zum Kampf stellen wird. Die Partei, welche ihn verlangte, warf dem Gegner ein Pfand hin, gew. einen
Handschuh; wurde er aufgehoben, so galt dies als Annahme der
Herausforderung. 2) Vgl. Iii, 11, 2.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Philipp Philipp August Ludwigs Innocenz_Iv Innocenz