1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
1502 Europa. Das bmlnlgte Königreich Großbritannien nab Ireland.
Dee; das niedrige Küstenland, fruchtbarer Lehmboden, ein reiches Getreideland mit mil-
dem, gleichmäßigem Klima, zuweilen, besonders zur Zeit der Kornblüthe, von heftigen
und schädlichen O- und Nstürmen heimgesucht; die Grampians rauher, besonders bet
Nowinden, ein reiches Weideland mit Ausnahme der höchsten Kämme, dasquellgebiet
des Des, eine der wildesten Berggegenden, eine einsame, unbewohnte Gegend, aus wel-
cher die höchsten steilwandigen Gipfel, Ben Macdui 4053, Cairngorm mit seinen
schönen Gesteinen 3842, Cairntoul 3983, Ben Avon 3719' emporsteigen, in den
zwischen ihnen liegenden engen Felsenklüften liegt der Schnee in großen Massen den
Sommer hindurch; prächtige und zahlreiche, zum Theil sehr tief hinabstürzende Wasser-
fälle, felsenumschloffene Seen, grasreiche weitere Bergthäler, hin und wieder herrliche
Wälder, Birken und Fichten; ausgezeichnete Rinderzucht, die vorzüglichste in ganz
Schottland, gegen 120,000 Stück Rinder, gegen 1 Mill.pfd. Sterl. werth, von denen
alljährlich 20,000 Stück gemästet werden, Mastochsen 15 — 1600 Pfd. nicht selten,
zuweilen 2000, ja 2400 Pfund, die Kühe geben bis 7 Gallonen Milch; häufige Vieh-
märkte, besonders im Bezirk von Buchan, der bedeutendste in Aiky, wo alljährlich für
12,000 Pfd. Sterl. verkauft werden, im ganzen Bezirk Buchan für 50,000, in der
ganzen Grafschaft 150,000 Pfd. Sterl.
Aberdeen, zu beiden Seiten der Deemündung, auö New-A der been und dem mehr
dorfähnlichen Old-Aberdeen bestehend, eine der prächtigsten und wichtigsten Städte Schott-
lands, mit schönen Straßen und Gebäuden; schöne Granitbrücke in der Union Street, mit einem
130' weiten Bogen: 80,000 E., sehr gewerbthätig, Wollen-, Baumwollen-, Lelnenzeugfabrilen,
Eisengießereien, Schiffbau, vortrefflicher Hafen, sehr bedeutender Handel, viel Fischerei, Lachsfang
im Dee, Grönlandsfischerei; Universität in 2 Abtheilungen, von denen Kingscollege in Old-,
Marshalcollege in New-Aberdeen, reich ausgestattet, Peterhead, Hafenstadt auf Halbinsel,
8000e., Handel, Mineralquelle. Charlestown of Ab ohne, Dorf mit gleichnamiger Burg
am Dee, in herrlicher Waldumgebung, weiter aufwärts die wüste Haidegegend the muir os
Din net auf der Scheide zwischen Niederland und Gebirgsgegend Ball ater, Dorf, viel-
besuchte Mineralquellen, in romantischer, seereicher Gegend. Castle town of Braemar, alteö
Hochgebirgddoif, nahebei die prächtigen Wafferfälle Garrawalt, Corramulzie, Linn of
Quoich, Linn of Dee. Cairnbulg Head und Kinnairds Head, die lilospilzen
von Mitlelschottland.
25) Grafschaft Ban ff, 56,000 E., am Nordsaum gelegen, Niederland und
Gebirgslandschaft.
Banff, 5000 E., gewerbsame Hafenstadt, Woll-, Baumwollen-, Leincnzeuge, Leder, Seife.
Cullen, Hafenort, 2000 E., Garn, Leinwand, Damast. Foch abers, am Spei, schönes
Schloß des Herzogs von Gordon, 560' l., cinö der schönsten in England, Park.
26) 27) Die Grafschaften Elgin oder Murray und Nairn, 40,000e.
und 11,000 E., liegen am Murraybusen, sind klein und fast nur auf die Küstengegenden
beschränkt; verhältnißmäßig starke Rindvieh- und Schafzucht, geförderter Ackerbau.
Elgin, am Lossin, alte lebhafte Stadt in fruchtbarer Gegend, 8000 E., Garn, große
Diehmärkte; herrliche Ruine einer alten gothischen Kathedrale. Forres, Hafenort, Garn,
4500 Einw. Garmouth» an der Speimündung, 1500 Cinw., Lachsfang, Schiffbau,
Holzhandel. — Nairn, an der Nairnmündung, 4000 E., Seebad, Lachsfang, Häringtfischerei,
Getreidehandel.
3. Nordfchottland vom nördlichen Abfall des Grampiansgebirges bis zum
Nordende Schottlands, das kaledonische Gebirgsland, die im W gelegenen nördlichen
Hebriden und die im No gelegenen Orkneys- und Shetlandsinseln; die Wküste von
vielen Firths zerrissen; im8wder tiefe Linnhe-Busen, im W der Sleat Sund (Insel
Skye), der Carron-, Torridon-, Gairloch-, Eve-, Greinord-, Enard-, Sku-, Laxford-,
Jnchard-Busen auf der ^Vseite, Cap Wrath, Diurness-, Eribol-, Tongue-, Dunnet-
Bai, Dünnet-, Duncansbai-Head im N; einfacher der 0, Dornoch-Busen, Tarbet Ness
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Europa. Das dänische Reich. Die Insel Island. 1545
fliot, an einigen Stellen im Mittellauf 4 — 6000' br., 50 Faden tief, zu nennen;
der längste Strom Islands ist der Ioekuls-Aa i Axarsirdi an der ?«Küste.
Island ist reich an Binnenseen, Vatan, zumeist durch die Gestalt der Thäler
bedingt, jetzt mit Süßwaffer, früher wohl zum Theil Me^resfjorde.
Der Thingvalla Vatn, fast 2 M. l., Im. br., bis 100 Klaftern tief, Inseln ein-
schließend, 250' über dem Meere, 1789 durch Erdbeben verändert; der Hvitaar Vatn,
2 M l, I'/r M. br.; der My Vatn, Mückensee, I'/r M. l., 4 — 5 337. im Umfang, 20 bis
25' t mit 34 Lavainseln, 800' über dem Meere; der Fidkn Vatn, Fischsee, Io M. nördlich
vom Hekla, der größte von allen, ohne Abfluß.
Island ist ein durchaus vulkanisches Land, ein großer Vulkan mit 19 be«
kannten Kratern, die sich zum Theil aus der Mitte ewiger Eismassen erheben, mit einer
Menge anderer Erscheinungen in Verbindung stehen; Trappe und Laven oder ältere,
untermeerische, und jüngere, übermeerische vulkanische Bildungen, jene mit
dichterm, diese mit porösem Gefüge, bilden die Felsenmassen dieser vulkanischen Insel.
Die isländischen Trappe bestehen zumeist aus einem innigen Gemenge von Augit,
Labrador«Feldspath, Magneteisen und Olivin in großer Verschiedenheit ihrer Zusam-
mensetzung. Die Trapp- oder basaltische Lava ist es vorzüglich, die durch ihre
große Verbreitung ganz besonders dem isländischen Boden einen so schauerlichen,
wüsten ähnlichen Charakter verleiht; nachdem man in geringer Entfernung von
der Küste gewöhnlich sogleich ins Gebirge getreten ist, erblickt man zwischen den der
ältern Zeit angehörigen vulkanischen Bergen und den sie umgebenden Schuttwällen jene
unabsehbaren ältern Lavafelder, die der Isländer mit dem Ausdruck Haiden bezeichnet,
während kleinere Lavafelder Rhaun, durch Lava verwüstete Gegenden Oerefi, mit
sandartigem Schutt und Gerölle bedeckte Gegenden Sandur, Sandflächen genannt^
werden. An manchen Stellen liegt die Lava über 100' h., ihr Inneres aufs Man«
nigfaltigste zerklüftet von Spalten und zum Theil sehr umfangsreichen Höhlen;
an einigen Orten erheben sich eine Menge kleiner 10—15' h. Lavakegel oder Hornitos.
Die Trappgänge haben zumeist eine ix^Xo Richtung.
Welt verbreitet sind die öden Trapp selber oder Haiden, die, mit einer ärmlichen,
eigenthümlichen Vegetation bedeckt, dem isländischen Boden einen ganz eigenthümlichen Charakter
ertheilen und ihre besondern Namen haben.
Häufig, oft ausgezeichnet, find die Trapp-Säulenbildungen, besonders die Basalt-
Säulen am Sneesjaelsjökul bei Staffen und an vielen Stellen des Bredefjords, wo sich '/2 M.
weit Säulen an Säulen reihen, bis 50' h., meist regelmäßig sechseckig; zahlreiche Grotten
und Höhlen, der Schafe Aufenthaltsort bei schlechter Witterung; eine der intereffantesten die
Surst-Hellir (Höhle), die, nahe an der Grenze zwischen Hunnavatns- und Hnappadals-
Syffel in der Nähe des Baula gelegen, 5000' l., an vielen Stellen 50' br., 40' h.; einem
Kanal oder großen Feltzspalt vergleichbar, wellenförmig auf- und absteigend ihr Boden, mit
vielen Seitengängen verbunden; an der Decke hin und wieder basaltische Lavazapfen, die Wände
mit verglastem Ansehen, hin und wieder gestreift, hin und wieder ein Durchblick durch ein Loch
auf den freien Himmel; in ihrer Nähe noch mehrere Höhlen; im Hraunthal auf der Skards-
heid die Saung-Hellir, Gcsanghöhle, die Hunda-Hellir, Hundsgrotte. Fiaarhellir,
die Bo leb aas-H., 26 Klaftern l., 2 — 8 Kl. br., 16 Kl. hoch. Merkwürdig die ungeheure
Lava spalte von Allmanagia im N des Thingvallavatn, über I M. >., mit mehr als
100' h. Wänden, wahrscheinlich bei einem Erdbeben entstanven; 2 M. von ihr entfernt die
Hrafnagiaa, beide mit einander gleichlaufend, hochgelegen, zwischen ihnen sehr viele kleinere;
die erstere im Grunde mit Erde angefüllt und mit Gräsern und Kräutern, treffliche Pserde-
wetde, bedeckt.
Viele Trapptuffe Islands sind durch zahlreiche Conchhlien-Einschlüsse ausge-
zeichnet, von denen einige noch jetzt am isländischen Meere lebenden Arten angehören, viele
reichlich mit Krystallen erfüllt sind.
i^on Hr0&em treffe ist der Surturbrand, isländisch Svartatorf, Steinkol genannt,
die ueberreste einer ehemaligen Waldvegetation, neben einander geschichtete, von oben nach unten
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1546
Europa. Das dänische Reich. Die Insel Island.
zusammengedruckte, bis 1' dicke, verschiedenen Baumgattungen ungehörige Stämme, Birken,
Weiden, Ulmen, Ahorn, Tulpenbaum, Nadelhölzer, hln und wieder Blatt- und Frucht-Ueber-
reste, theils braunkohlenartig, theils stark mit Kalkspath durchsetzt, oder auch chalzedonartig ver-
steinert, hin und wieder auch anthrazitähnlich, nur dann, sonst nicht, als Brennstoff zu be-
nutzen, nie in großer Seehöhe, meist in 3 — 4 Lagen über einander, von denen die oberste
gegen 600, die mittlere 130, die unterste nur wenige Fuß über dem Meeresspiegel. Die Sutur-
brandlager streichen meist in l^Orichtung; man bricht den Suturbrand mit eisernen Stangen;
dem Hörne sehr ähnlich, schwarz, zähe, glatt, schwerer als Eichenholz, leicht zu hobeln, spalten
und sägen, zuweilen verarbeitet, die brennbaren von den Schmieden mit Vortheil verwendet;
die größten Suturbrandlager am Vapna-, am Isaf-, Steingrimms-, überhaupt häufig an den
Westfjordö, seltener auf der Sudseite.
Sehr beschränkt ist die Trachytformation, dann in kegelförmigen und pyramidalen
Bergformen.
Mitten aus den Trappgesteinen und ihren unabsehbaren Lavafeldern erheben sich
an verschiedenen Orten Islands jüngere, zum Theil noch thätige, oder in geschicht-
licher Zeit noch thätig gewesene Vulkane, von denen bis zur neuesten Zeit der Hekla
sich am häufigsten thätig erwiesen hat.
Der Hekla, ein Längenvulkan, an der südlichen Küste der Insel gelegen, hat kein walt-
förmiges Rtuggebirge und zeigt jetzt 5 in lvk§0richtung neben einander stehende Krater, erhebt
sich aus der Lavagegend um Skalholt, die in 5 — 10 M. weiter Entfernung ganz mit vulkani-
schen^ Schlücken, Asche und Sand überschüttet ist, die dem Boden und den Flüffen eine bald
schwärzliche, bald gelbliche, bald röthliche Farbe ertheilen, und vom Winde in oft unglaubliche
Entfernung weithin geweht, oft datz wenige Weideland ganz vernichtet; beim letzten Hekla-
Ausbruch wurde die Asche bis zu den Färöer, also gegen 80 M. wett fortgeführt; sie würden
ftuchtdares Land bilden, wenn ein wärmeres Klima auf sie einwirkte. Die 3 Krater liegen wie
tiefe Kesiel in einer Reihe; in dieser Richtung erscheint er altz spitzer Kegel, seiner ganzen Länge
nach angesehen als langgedehnter Rücken; über 20 bekannte Ausbrüche, unter denen die von
1004 — 5, 1157, 1222, 1300, 1390, 1619, 1636, 1693, 1766 die bedeutendsten sind; sie
sind immer mit gewaltigen Erdbeben begleitet; ungeheuer ist die Menge der ausgeworfenen Asche,
Lapilli, Sand u. s. w.; ihre Ausbrüche sind großartiger als die der südeuropäischen Vulkane,
noch furchtbarer aber die der übrigen isländischen Vulkane, welche in ^Vorichtung auch an der
Sküste der Insel gelegen sind; der Eyafjell oder Oester-, der Köttlugia-, der Myrdal-,
Skaptaar-, Skeydaraa-, Hnaapadals- und Oerifijökul sind die bedeutendsten und
wichtigsten derselben. Der Oesterjökul sprengte 1823 unter Feuer-, Schutt-, Asch- und
Schlammauöwurf seine Gletscherdecke; der furchtbare Skaptaajökul zerstörte bei seinem Aus-
bruche 1783 unter Donner, Blitz, Erdbeben, Sturm, Hagel, Regen, Schneewctter durch seine
Lava- und Schlammergüffe die Gegend ringsumher; die Provinz Skaptaa, vom Vorgebirge
Portland bis zum Oesterhorn, starrt von vulkanischen Kegeln, zeigt ein erschreckliches Bild der
Verwüstung; viele Oerter, viele fruchtbare Ländereien sind im Lause der Zeit von Lava-Ergüssen
zerstört, von Schlacken- und Aschenmaffen selbst mehrere 100' h. überschüttet worden; Flüsse
sind in ihrer Richtung verändert, mit vulkanischem Gerölle ganz und gar angefüllt worden,
weithin die Meeresküste und das Meer versandet, weshalb sie auch die sandige Küste genannt
wird; der Kötlugiajökul schüttete bei seinem Ausbruche 1721 3 parallel laufende Wälle von
Blöcken, Schutt, Schlacken, Asche und Sand bis auf 2 M. wett ins Meer hinaus, M. br.,
über 100' h. an Stellen, die früher über 40 Faden tiefes Wasser gehabt. Der Breidamerkur-
jökul entstand 1762; nur der Oerefi- und der Sneefjaelsjökul nähern sich den Centralvulkanen.
Auf der Nseite der Insel liegen der Trölladingr, der Herdubreid, der Leirhnukr, die
den Myvatn umgeben; der in der Nähe liegende Kr ab la ist bis jetzt fälschlich für einen Vulkan
angesehen worden, ist aber ein aus Palagonittuf bestehender Bergrücken. Die eigentliche Lava,
ein Gemenge von Feldspath und Augit, auch von titauhaltigcm Magneteisen und Leuzit, bedeckt
große Strecken in verworrenen, vielfach zerklüfteten und über einander geworfenen Blöcken; die
von ihnen bedeckten jüngern Lavafelder, 5—lofach größer als am Vesuv und Aetna, fast von
allem organischen Leben entblößt, das grauenvolle Bild einer trostlosen Wüste, einer unheimlichen
Wildniß, mit ihren schwarzen, in phantastischen Gestalten Über einander gethürmten Schollen,
werden Rhaun genannt; sie verbreiten sich zum Theil 4 —5 M. breit, über 20 M. lang.
Die mit Schlacken und Asche bedeckten Felder, Sundur genannt, sind große, unbewohnte
Wüsteneien, von denen heftige Orkane die feinsten Aschenthcile in starkem Staubwehen weit
fortführen, und nicht selten über- weite Landstrecken Verarmung, Hunger, Seuchen, Pest ver-
breiten, wenn sie Grasfluren verwüsten, während sie an andern Stellen der Vegetation durch
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Europa. Die vereinigten Königreiche Schweden und Norwegen. 1573
23,484 M. Die Flotte 2 Fregatten, 4 Corvetten, 1 Brigg, 5 Schooner, 4 Dampf,
schiffe; 136 Kanonenboote, 50,000 eingeschriebene Seeleute.
Eigenthümlich ist das schwedische Soldatenwesen, die schwedische Jndelta oder
Volksmiliz; sie wurde von Gustav Adolph eingerichtet, erhielt ihre weitere Ausbildung durch
Karl Xi. um das Jahr 1080. Die Bauern mutzten, statt Kriegösteuern zu zahlen und Rekruten
zu stellen, eine bestimmte Anzahl Soldaten liefern und jeden mit einem Hause und einem Stück
Felde versehen, und demselben mit einem Pferde beim Pflügen und bei der Versorgung mit
Feuerung Beistand leisten, wobei sie die Last billig unter sich theilen sollten. Der Soldat nutzte
sich vom Ertrag seines Feldes selbst nähren, und nur wenn er aufgeboten wurde, erhielt er
Sold; zuerst in Livland eingeführt, erbaten stch später die Schweden dieselbe Vergünstigung;
nach diesen Grundsätzen werden jetzt Fußvolk, Reiterei und Matrosen unterhalten. Jeder Soldat
erhält nur den Sold, wenn er zum wirklichen Dienst einberufen wird, was nur auf einige
Wochen im Sommer geschieht. Wenn sie im Dienst während der Ernte oder Saatbestellung
gebraucht werden, haben sie Anspruch auf einen festgesetzten Beistand; an Sonntagen werden
die zu jedem Kirchspiele gehörigen Soldaten von den Unteroffizieren gemustert. Der meist aus
2 ganzen Hufen bestehende Bezirk, der einem eingetheilten Soldaten Wohnung, Feld- und
Dienstleistung gewähren mutz, wird Rote genannt; sind die Erzeugnis einer Rote zum Unter-
halt des Soldaten nicht hinreichend, so müssen die dazu gehörigen Hufen einen Zuschutz von
Getreide geben. Die Rote giebt den Soldaten alle 2 Jahr die kleine Uniform, die grotze aber
und die Waffen liefert der Staat; während der Sommerübungszeit mutz sie ihn beköstigen,
wofür jetzt ein Geldbeitrag entrichtet wird. Zieht der Soldat in den Krieg, so muß die Rote
sein Feld bebauen, seine Familie unterhalten. Der Jndeltasoldat dient, bis er untüchtig wird;
nach seinem Tode nimmt sich die Rote seiner Familie an; das Gut geht dann auf einen andern
Soldaten über, den die zur Rote gehöi enden Hufeigenthümer mit Genehmigung des Regiments-
Befehlshabers wählen. Auch die Offiziere dieser Soldaten erhalten nach ihrem Range Woh-
nungen und Ländereien, um von diesen Gütern zu leben, welche, Boställen genannt, nur von
Stabsoffizieren selbst verwaltet, bei den übrigen Offizieren und Unteroffizieren aber von der
Militärverwaltung verpachtet werden, die den Inhabern die Einkünfte auszahlt. Auf ähnliche
Weise werden die Matrosen in kleinen Gütern an der Küste erhalten. Die Pferde für die
Reiterei werden von gewissen, mit dieser Verbindlichkeit belasteten Gütern gestellt und unterhalten,
doch haben die Besitzer unter gewissen Beschränkungen die Benutzung dieser Pferde, wenn der
Reiter nicht im Dienste steht. Außer den Jndelta-Regimentern giebt es noch das aus
geworbenen Soldaten bestehende stehende Heer und die Conskribirten oder Landwehr, von
denen nur zuweilen ein Theil zum Dienst gerufen wird; sehr groß ist das Mißverhältniß der
Stabsoffiziere zu den Gemeinen, 1 auf 452, während früher im französischen Heere deren
I auf 742, im österreichischen 1 auf 747, im preußischen nur 1 aus 1482 kommen.
Die Festungen liegen zumeist und naturgemäß an den Küsten: in Schweden
die Forts und Citadellen von Stockholm, Karlskrona mit Kungsholm, der Haupt-
Kriegshasen Schwedens, Kalmar, Christianstadt, Gothenburg, Neu-Elfsborg, Mar-
strand mit Karlstein; am Wettersee im Innern Karlsborg oder Wanaes; in Nor-
wegen Frederiksvärn, Horten im Christianiafjord, Trondhjem, Bergen, Christian-
sand, Frederikssteen, Frederiksstad, Kongsvinger, Aggerhuus bei Christiania.
Die Läne oder Statthalterschaften in Schweden.
Stadt Stockholm 95,000 E. Stockholms Län 137 Cm.. 120,000 E.
Malmö Lan 83,83 um., 250,000 „ Upsala 97.3 „ 90,000 „
Christianstadö 114,46 „ 180000 „ Westeras 125,23 98.000 „
Halmstads 89,4 „ 105,000 ., Ryköpings 117,b« 121,000 „
Karlskrona 53,4 „ 107,000 „ Oerebro ■ 153,6 ■- 135,000 „
Wexiö 178,22 „ 132,01,0 „ Karlstads 326,84 . 215,000 „
Jönköpings 202,0 „ 165,000 „ Falun 547 150,000 „
Calmar 200,3, „ 200,000 „ Gcfleborgs 355,82 123,000 „
Linlöpings 200, i e „ 220,000 „ Hernösands 447, n 95,000 „
Mariestavs ,, 156 „ 195,000 „ Oestersunds 900,43 50,000 „
Wenersborgs 237 „ 240,000 „ Umeä 1382,7 61,500 „
Göteborgs „ 89 „ 190,000 „ Piteä 1554,5 51,500 „
Wisby n 57„s „ 45,000 „ Die Landseen „ 167,66
Dr. R. Schneider, Haudb. der Erdkunde. 100
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1550
Europa. Daö dänische Reich. Die Insel Island.
vorwaltend krüppelhaften Gestalt der isländischen Pflanzen, am besten gedeihen sie, wo
Hohenzuge chncn von mehrern Seiten Schutz gewähren, am besten, wo auf gutem
^oden dre Sonnenstrahlen kräftiger wirken können, sehr schädlich wirken die Aschen-
sturme em; Waldungen oder auch nur vereinzelte hohe Bäume fehlen in Island
ganz; zumeist liegen die Bäume und Sträucher mit ihren Zweigen auf der Erde, weit
verbreitet sind die nur seicht liegenden Wurzeln, die Mehrzahl der Blüthen tragenden
pflanzen erhebt sich nur einige Zoll über die Erde; sehr wenig einjährige, zum allermeist
ausdauernde Pflanzen, sehr beschränkte Saamenausbildung bei der kurzen Sommerzeit;
die Pflanzen blühen meist 2 Monate später als in Deutschland. Am fruchtbarsten ist
der d>Vund der N, besonders in den die großen Flüsse begleitenden Thälern, die Wiesen
mit mähbarem Graswuchs darbieten, der schnell und kräftig nach der geschmolzenen
Schneedecke aufschießt, selbst bis 5' Höhe.
Im Ganzen trägt Island einen sehr dürftigen Pflanzencharakter. Wälder und
fruchtbare Aecker fehlen, einige Wiesen, größere mit Haidekräutern und einer gedrängten
Moos- und Flechtenvegetation bedeckte Ebene, denen die ewigen Eisfelder noch Raum
gelassen haben, sind die bezeichnenden Pflanzencharaktere.
Früher soll Jeland Wälder gehabt haben, jetzt sind höchstens Birkenhaine oder
Skovö, besonders auf der Xvseite, yi M. im Umfang, mit sehr vereinzelt stehenden, 6—10'
hohen, 3" dicken Bäumchen. Die Birke, höchst selten 13' h, ist ihr Hauptbaum und wird
auf das Mannigfaltigste verwendet, die Zwerg dirke sehr häufig, zumeist aus der Erde nieder-
gestreckt. die Eberesche, die 15 — 20' hoch wird, der höchste Baum, der gemeine Wach-
holder nur wenig über der Erde emporsteigend, 15 — 20' l. auf derselben hinkriechend, seine
Beeren Nahrungs- und Heilmittel, mehrere Weidenarten (Sahl-, heidelbcerblättrige, strittige,
kriechende, Zwerg-, meergrüne, myrstnenartige, wollige, netzblättrige, krautige Weide), deren
Blätter als brauchbares Futter verwendet werden, sind die bäum- und strauchartigen Gewächse;
Riedgräser, Binsen und Schachtelhalme sind die Hauptpflanzenbedeckung der Moore,
15 Gräser, tiniqt Simsen, Ampfer, Knätrige, Wegebrcit u. m. a. bilden die Bekleidung der
wohlgepflegten Wiesen, die Heuerndte ist vom entschiedensten Einfluß auf das Wohl und Wehe
des Isländers, ihre früheste Zeit der 15. Juli, die Sense das Werkzeug; es wird sehr häufig
im Freien aufgestapelt, gutes Heu hat einen hohen Preis, besonders im Frühling und Winter;
die Weideländerelen, meist entfernter liegend, bieten dem Vieh den Sommer hindurch die Nah-
rung, werden selten gemäht, sind den Isländern das, was den Alpenbewohnern ihre Hoch-
matten, das beste Heu wird auf Mauern, Dächern und Kirchen gewonnen. — Verschieden die
Vegetation auf den Mooren, am Meeredstrande, auf den Haiden und Steppen oder Hrau-
nen und Oerefi, welche die Region der Beerenfruchtgewächse bilden, nur einen spär-
lichen, unzusammenhängenden Graswuchs haben, ihre Felsspalten und der lockere Sand sind
vorherrschend von Moosen. Flechten, zwerghaften Birken und Weidengestrüpp und von einigen
andern strauchartigen Gewächsen überzogen; nur das genügsame Schaf findet hier genügsame
Nahrung, um den Hunger zu stillen, den Menschen aber bieten sie eine nicht unbedeutende Zahl
eßbarer Kräuter und Früchte dar (gemeine, Drunkel-, Heidel-, schwarze Rauschbeere, Bären-
traube). — Die eigentlichen Alpenpflanzen treten schon bei 2000—2500' auf und reichen
bis zur Schneegrenze. Von besonderm Jntereffe sind die in der Nähe heißer Quellen vorkom-
menden Gewächse, die im Verhältniß zu der umgebenden kümmerlichen Flora einen üppigen
Pflanzenwuchs zeigen, der früh erscheint, durch den warmen Wafferdampf gebadet und gefeuchtet
wird. nicht selten aber auch bei eintretender Kälte getödtet oder verletzt wird; gewöhnlich sprossen
sie einen Monat früher als anderswo, auch grünen ste im Herbste länger, ohne jedoch früher
zu blühen und zu reifen; mehrere Gewächse kommen fast nur au den heißen Quellen vor,
besonders bezeichnend für dieselben sind die Lippenblümler, besonders der Feldthymian, der hier
überall üppig hervorbricht; ein näheres Eingehen würde zu weit fuhren. Zahl,eiche Flechten
und Moose, an den Küsten Meer-Algen oder Tange, von denen einige über 15' l. in
großen Masten ausgeworfen und als Brennstoff verbraucht werden, während andere Tange zum
Füttern des Viehs dienen, namentlich der geflügelte, der eßbare und der Zuckertang, die alle
Thare genannt werden: der handförmige Rosentang wird besonders an der ^Vkuste
gesammelt, sorgfältig getrocknet, nachdem er in Süßwaster ausgewaschen worden, in Tonnen
gepackt und als beliebtes und tägliches Nahrungsmittel verkauft. Unter den Flechten ist die
isländische Moos flechte, Fialla Gräs, zu nennen, die zu ihrer völligen Ausbildung 3 Jahr
1857 -
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1558 Europa. Die bereinigten Königreiche Schweden und Norwegen.
Straße, wegen seiner schönen Wasserfälle, wegen seiner wilden Felsschlucht Klämma
einer der interessantesten Theile des Gebirges; mehrere Seen, wildromantische Gegenden
ans der Vvseite. Der Sneehättan ist der bedeutendste Gipfel des Gebirges, der zweit-
höchste in Skandinavien, der, aus hohem Bergplateau liegend, von allen Seiten von ihm
zum Theil säst gleichhohen Berggipfeln umgeben, nur von einigen Seiten einen etwas
erhabenen Anblick gewährt, nur im Spätsommer und Frühherbst durch seine Gipselschneedecke
vor den übrigen Gipfeln zu unterscheiden ist, die zu dieser Zeit nur hin und wieder ein-
zelne Schneeflecken zeigen; seine Gestalt ist hufeisenförmig mit fast lothrechten Felsenwänden,
die mit ifyren dunkeln Farben ^eigenthümlich gegen die Schneemaffen abstechen; überall
Berggipfel, die einzelnen Thalzüge erscheinen wie unbedeutende Einsenkungen in die Ge-
birgsmasie, weite Schneeselder, nirgends eine menschliche Wohnung, selbst keine Säter oder
Sennhütte; eine weite, düstere, wenig angenehme Aussicht; wie überhaupt Oede und Ein-
förmigkeit der Charakter dieses Gebirges ist, nirgend etwas Imposantes oder Erhabenes;
die Thäler oder Einsenkungen bestehen zumeist aus ziemlich breiten, mit 8 — 16' h. Birken
und sehr niedrigen Weidebüschen bewachsenen Moorstrecken; nur die um den Bola- und
Assee verstreueten Sennereien und das ihnen zugehörige, im niedrigen Birkenwalde wei-
dende Vieh giebt in den Sommermonaten einige, wenn auch unbedeutende Abwechslung;
die Berge sind einander völlig gleich, weithin oft nicht ein einziger Hügel, in einigen
Gegenden verschwinden selbst die Birken, nur hin und wieder zeigen sich zur Erde gedrückte
Weiden - Arten, Kiefern nur bis 2860', und dann nur in kleinen Gruppen von 10—12
Stück; um den Sneehättan sind Rennthiere, aus dem ganzen Dovrefjeld Füchse, Vielfraße,
im Winter Wölfe nicht selten, Schneehühner sehr zahlreich, auch Schneeammern, Raben;
Bären selten; die Seen reich an Salmen. Ende Juni entwickelt die Birke ihr Laub, bis
Ansang August schmilzt der Schnee, liegen bleibender Schnee fällt meist in der Mitte des
Oktobers, nicht selten ist im Juni und Juli heftiges Schneewetter; I§-, Nw* und Wwinde
bringen fast immer Regen oder Schnee; Frost nicht selten schon Ende August in den höhern
Gegenden; eine im Ganzen reiche Alpenflora an den Felsengipseln; über 800 Pflanzen-
Arten, darunter 26 Farren, sind bis jetzt auf dem Dovrefjeld gefunden worden. Seit
längerer Zeit giebt es im Dovrefjeld 4 Stuer oder Gebirgsherbergen: Fogstuen, Jer-
kind, Kongövold, Drivstuen, alle über der Kiefergrenze gelegen, wo weder Getreide
noch Kartoffeln mehr gedeihen.
Nach O und 8 breitet sich das schwedische Tiefland aus, dessen Grenze
gegen das Gebirge durch eine Reihe flußdurchströ'mter Seen gebildet wird; hin und
wieder ziehen Bergketten mit schönen Wäldern und Thälern und gutem Anbau zwischen
den Flußthälern bis zur Ostsee, anderwärts unterbrechen Hügelreihen, zahlreiche Felsen-
blöcke die Einförmigkeit der Ebenen; sehr häufig sind kleinere und größere Seen; vor-
herrschend eben ist der 8, die Landschaft Schonen.
§.5. Skandinavien ist reich an Gewässern, an Flüssen und Seen; die
Flüsse nicht langen Laufs, die größten nur 30 — 39 M. (., reich an zum Theil sehr
schönen Wasserfällen, die größten auf der Oseite, zumeist durch Seen fließend, die auf
der Wseite klein, kurzen und raschen Laufs; die größern werden Elf (Elben), die
kleinern Ä (Aa) genannt. Göta, Motala, Dal, Ljusna, Ängermanna,
Umeä, Sildut oder Skelefteä, Piteä, Luleä, Kalix, Muonia, in seinem
Unterlauf Torneä-Elf genannt, sind die bedeutendsten Flüsse; mehrere der südlichen
stehen mit Seen und Kanälen in Verbindung.
Der Göta-Elf, seine Quellen in Herjedalen, den Fämundsee durchfließend,
nach seinem Eintritt in Wermeland Klara-Elf genannt, im Mittel 800, auch
2— 3000, an seiner Mündung bis 6000' br., sein Gebiet 340 Ü!M. gr., von den
großartigen Wasserfällen ist der Trollhättanfall der bedeutendste, durch den
Göthakanal weithin schiffbar. 2) Motala-Elf, dem Wettersee entströmend,
Ostgothland durchfließend, mehrere Wafferfälle, 22 M. l. 3) Dal-Elf, der größte
der Flüffe, 2 Quellarme, Westra- und Ost-Dalelf, reich an Nebenflüssen, die
Quellflüffe 25 M. l., der Zusammenfluß 14 M. von der Mündung, Gesammtlauf
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
1589
Europa. Die bereinigten Königreiche Schweden und Norwegen.
Felsenumgebung, der düstere Fichtenwaldschatten, die weichen, grünen Mooöpolster, die durch
den Sturz und die Zerstäubung aufs Mannigfaltigste abgestufte Färbung, Bewegung und Er-
scheinung der Wastermaffen, des Wasierschanmeö und Wasserstaubes, dazu der helle Sonnenglanz
und seine Beleuchtung, die regenfarbige Brechung im zerstäubenden Wasser — dazu des Menschen
Gewalt über die tosenden Gewässer, der sie zwingt, selbst hier ihm zu dienen — ihm Säge-
mühlen in Bewegung zu setzen, die nicht rasten und ruhen, fort und fort trennen und schneiden
und dann das bewegende Wasser wieder hinabstürzen lassen in die brausenden Fluchen. Die
beiden bedeutendsten Fälle sind der Gull ö- und der Top Po fall, unbedeutender der 3te, der
Stampströmsall, in seiner Nähe die Reste der unvollendet gebliebenen, nach ihrem Erbauer
genannten Polhems-Schleuse, mächtiger sind die darauf folgenden Höllenfälle, Helwetes-
fallen, eine ungeheuere Schaummasse, zuletzt der nur 4' hohe Flottbergöfall mit der
ganzen Masse, masse, gewaltig durch seine bedeutende Breite; alle Fälle zusammen haben eine
Höhe von 130 Fuß.
Wenersborg, am 3ende des Wenersees, unfern des Göta-Ausflusses, auf einer Land-
zunge gelegen, durch eine 2000' l. steinerne Brücke mit dem Festland verbunden, 3000 E., nach
dem großen Brande 1834 neu aufgebaut, Sitz des Landhauptmanns. Trollhättan, Dorf,
800 E., viele Sägemühlen; nahebei die berühmten Wasserfälle und Kanal. Amal am Dalbö-
fund, einem Busen des Wenersees gelegen, 1600 E., Schifffahrt, Holz- und anderer Handel,
schöne Kirche. Im 8 zum Theil zu Westgothland gehörig. Im 8 Alingsas, nahe am
Mjörnfee gelegen, 1300 E., Tuch, Stiumpfwaaren. Boräs, neugebaute Stadt am Wiöka Elf,
2500 E, viel Handel, Gesundbrunnen. Ulricehamn, früher Bogesund genannt, am
Asundasee, 1800 Einw.
24) Mariestads oder Skaraborgs Län, 156 Um., 195,000 E., das
Land zwischen Wener- und Wcttersee, die Landschaft Westgothland, eine herrliche
Landschaft, die Küstenlandschaft schön, reizend, fruchtbar, unmuthig, ein reicher Wechsel
von Hainen, Wiesen, Aeckern und Landhäusern in buntester Mannigfaltigkeit, von den
Schweden Gullkroken, d. i. Goldwinkel, genannt; im Innern schöne Berggegenden,
schöne Waldungen, vorherrschend aus Tannen und Fichten bestehend, hin und wieder
mit Buchen untermischt, von vielen nackten, unfruchtbaren Haidestrichen und steinigem
Boden unterbrochen; im N der Tisvedenwald, dessen Wtheil Stora-, dessen
Ohälfte Lilla Tifvedcn genannt wird; unter den Bergen erheben sich am meisten der
Kinnekulln, einer der schönsten Berge Schwedens, 860'über dem Meere, 725'
über dem Spiegel des Wenersees, bis zu seinem Gipfel bewohnt und angebaut, Aecker
und Wiesen, Gärten und Laubgehölze nehmen den ganzen Bergabhang ein, mehrere
Grotten und Höhlen in demselben, aus der Mörkeklef sprudelt eine lebendige Quelle,
die Aussicht von ihm überwältigend; der Hüne-, der Hallberg, der Mösse-, der
Olleberg; Alaunschiefer zur Alaunbereitung, Kalköfen, Mühlsteine, Woll-, Baum«
woll-, Linnenzeuge.
Marieslad, im No des Klnnekullen, am Wenersee in fruchtbarer, anmuthiger Gegend
gelegen, 2000 E., Landeshauptmanntzsitz. schöne Kirche. Lidköping, im Sw des Kinnekutte,
3000 E., großer Marktplatz; im 80 davon Skara, alte, früher sehr bedeutende Stadt, Gym-
nasium mit 10,000 Bande reicher Bibliothek, alter, 2thürmlger Dom aus Sandstein, 1020 bis
1150 erbaut, durch Feuersbiünste verheert, prächtiges Gewölbe, mehrere Grabdenkmäler, darunter
das des Oberst Soop, der Gustav Ii. Adolph in der Schlacht von Stum datz Leben gerettet.
Falkoping, alte Stadt in fruchtbarer Ebene, zwischen dem Messe und Älleberg, 600 E.
am Wettersee, 600e. Carlsborg, früher Wanäs genannt, an der Mündung
des Gotakanals in den Wettern, große Festung für 20,000 M., Exereierhaus.
2. Das Königreich Norwegen.
Der Wtheil der skandinavischen Halbinsel, mit seiner vielfach zerrissenen Küste,
seinen liefen Felsenfjorden, seinen unzähligen Felseninseln und Klippen, den norwegi-
schen Scheeren, den Jnselreihen der Lofoden, Vesteraalen, Deren, mehr als
Dr R. Schneider, Handb. der Erdkunde. 101
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Glogau [u.a.]
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- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
1593
Europa. Die bereinigten Königreiche Schweden und Norwegen.
neuerdings wieder thätiger betrieben, zuweilen werden große Stücken gediegenes Silber gefunden.
1630 ein Stück von 409, 1666 von 1120, 1834 von 1443 Mark Gewicht, letzteres 13,000
Spcciesthaler werth; 8 —10.000 Mark jährliche Silderauöbeutk; Silberhütte, Berg- und Hutten-
Amt, Münze, Gewehr-, Tuchfabr., Branntweinbrennereien
6) Christians Amt, 491,32 Cm., 105,000 E>, Gebirgslandschaft, die sich
vom Mjösensee hinauf zum Long- und Dovrefjeld bis zum Sneehättan hinaufzieht, das
Gebiet deslougenelfs. Im 8das fast ganz mit dichtem Nadelholz bedeckte Hadeland,
mit dem schmalen, von bewaldeten Bergen umschlossenen, 12 M. l. Randssjord, auf
welchem große Massen Holzstämme durch ein kleines Dampfboot an den untern Aus-
gang bugsirt werden, hin und wieder fruchtbare Aecker; weiterhin Toten, einer der
fruchtbarsten Striche in Norwegen, voll wenig hoher Hügel, die mit Aeckern und Laub-
wäldern bedeckt sind, der herrliche Mjösensee ist von den getreidereichsten Gegenden
Norwegens umschlossen. An der Vereinigung der Gusdalself mit dem Lougen beginnt
das schöne, 20 M. l., bis '/4 M. br. G u db r an d sd a l e n, mit seiner großartigenn atur;
das Thal wenig breit, vom ziemlich breiten Lougen durchströmt, der hin und wieder
kleine Seen und Inseln bildet, während Aecker, Wiesen, Laub- und Nadelholz an
seinen Ufern wechseln, die Gebirgswände oben ohne allen Baumwuchs, die anfänglich
ziemlich steilen Gebirgsabhänge mit Fichten- und Birkenwald bekleidet, dazwischen zer-
streut die Höfe, oft hoch am Gebirgsabhange; das Klima oft rauh, der Saat oft
schädlich, viel Vieh, trefflicher Käse, Mysekäse, aus Schafsmilch; zahllose Gewässer,
zahlreiche Wasserfälle, schöne seltene Alpenpflanzen; die Landstraße über den Dovre
führt längs des Thales, die nach Bergen zieht längs des Randfjords, dann nach W.
Die Bewohner kräftig, freiheitsliebend, stolz, mit eigener Tracht.
Toten, Kirchdorf in reich bevölkerter, sehr fruchtbarer Landschaft unfern des Mjösensees.
Kringelen, D, Niederlage der Schotten im Jahre 1612. Lille-Hammer, kleine, vor
Kurzem erst angelegte Stadt. Dovre, höchstes Kirchdorf. Fogstuen, eine der vier Gebirgs-
Herbergen, Fjeld Stuer imdovregcbirge, die seit alten Zeiten zur Bequemlichkeit der Reisenden
auf dem Dovrefield angelegt sind, 2880' über dem Meere, hin und wieder noch einzelne Fichten.
Jerkind, höchste Fjeldstuer, 2906', weiter nördlich der höchste Punkt der Dovrefjeldstraße,
3610' h. Der Sneehättan, der höchste Punkt des Dovrefjeld, aus sehr hohem Plateau
liegend, auf ollen Seiten von Berggipfeln umgeben, von denen einige ihm an Höhe gleichen,
sein Anblick nicht großartig, am schönsten von der Wseite bei Sonnenuntergang, an der Oseite
am besten zu besteigen, oben ein schmaler, hufeisenförmiger Kamm mit fast lothrechten Seiten, in
den Spalten ewiger Schnee; die Aussicht weit, düster, wenig angenehm, nichts als Gebirge,
von ödem, einförmigen Aussehen, die einzelnen Thalzüge wie unbedeutende Einsenkungen in die
Gebirgsmaffe, nirgends eine Menschenwohnung zu erblicken.
7) Hedemarkens Amt, 486,9 Um., 88,000 Gr., ist das Flußgebiet des
Glommen, des größten Flusses in Norwegen, der aus den Seen Riasten und
Langen am Dovrefjeld entspringt, zahlreiche Wasserfälle bildet, häufige Ueberschwem-
mungen im Frühjahr und Herbst veranlaßt, zahlreiche Sägemühlen in Bewegung setzt;
das nach 8 gerichtete Thal seines Oberlaufes heißt Osterda len, in dessen obern Theilen
oft im August schon Frost eintritt, die Ernten häufig zerstört, Getreidevorräthe auf
gemeinschaftliche Kosten angekauft werden; in seinem Mittellauf, östlich des Mjösensees,
liegt das durch seine Fruchtbarkeit ausgezeichnete, starkbevölkerte Hedemarken, das
meist steinerne Kirchen besitzt.
Kongsvinger, kleine Stadt am Glommenknie, im No von Christiania, hoch über ihr
eine kleine Felsenfestung. El verum am Glommern, Kirchdorf mit berühmtem, stark besuchtem
Jahrmarkt, auf den die Bauern von weit her Butter, Käse, Talg, Häute, Fische, Wild und
Pferde zum Verkauf und Tausch bringen. \
2. Das Stift Christiansand, der 8wtheil der Halbinsel vom Bukkefjord
an, zwischen Skager Rak und Ostsee gelegen, in der Mitte von Haugle-, Iökle-, Bikle-,
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- Inhalt: Zeit: Geographie
570
Das kontinentale und gebirgige Westeuropa.
region mit der Schneerose, der Alpenkiefer und den zuerst auftretenden Alpenkräutern; die sechste,
die Alpen region, enthält nur Alpenkräuter und Matten, an geschützten Stellen zeigt
sich schon hin und wieder Schnee, neben welchem Soldanellen oder Alpmglöcklein, die Enzianen
mit ihren schönblauen Blüthenglocken, das Alpcn-Vcrgißmcinnicht, Primeln, Stcinbreche, Hahnen-
fußarten und andere Alpenpflanzen entsprießen, die klein, zart, unduftig, großblumig, schön und
reinfarbig sind, nicht selten rasenartige Polster auf den nackten Felsen bilden. Dann beginnt die
Region des ewigen Schnees, in der sich nicht selten ans einzelnen schneefreien Felscnstellen, rings
von Schnee umgeben, einzelne mit dem Schmuck der Alpenpflanzen geschinückte Pflanzeninseln
zeigen; als das zuletzt verklingende Pflanzenleben ist die den rothen Schnee bildende Ursache
anzusehen, die nach Hugi in kleinen Pilzchen bestehen soll. Verschieden ist die Höhe dieser Re-
gionen ans der Nord- und auf der Südseite und in den verschiedenen Theilen der Alpen, ver-
schieden ist der Blumentcppich in den verschiedenen Alpcnthcilen gewebt, verschieden im O, ver-
schieden im W, verschieden im N, verschieden im 8, verschieden aus den verschiedenen Gcbirgs-
arten, wenn gleich die meisten Alpenpflanzen über den ganzen Alpenzug verbreitet sind; viele Äl-
pentheile haben ihre eigenthümlichen Alpenpflanzen. Ergreifend ist der Gegensatz zwischen den
himmelhohen Hörnern mit ihren unermeßlichen Klüften, ihren nackten, bäum- und pflanzenlosen
Felsen, ihren gletschererfüllten Schluchten, ihren schneebedeckten Häuptern, ihren mächtigen Fels-
trümmerhaufen und dem schönen Wicsengrün dcralpcnmattcn, dem Rosenroth der dicht neben dem
Schnee blühenden Schncerosen, dem dunklen Schwarzwald der tiefer gelegenen Bcrgabhänge.
Hirsche durchstreifen die Waldregioncn in den bayrischen und österreichischen Alpen oft noch in
großen Heerden, Gemsen sind in der Region der Alpenmattcn in den meisten Alpentheilen nicht
selten, der Steinbock aber ist jetzt fast nur auf die Umgegend des Monte Rosa, aus die peni-
nischen Alpen beschränkt; die öden, pflanzenarmen, steinigen Hochflächen sind der Aufenthalt der
Murmelthiere, die durch ihr Pfeifen ihr Dasein bekunden; selten ist der Alpen Hase; in
den unzugänglichen Bergschluchten erhalten sich noch fort und fort die Bären; Luchse und
Wölfe sind seltener; der Bartgeier horstet aus den höchsten Felsenspitzen in der Nähe der
Schncefelder, Alpenkrähen umflattern schreiend die aus dem Schnee aufstrebenden Felsen-
thürme,^ Schnee- und Steinhühncr durchirren die Steinfelder in der Nähe der weiten
Schnecflächen; Forellen bevölkern die Alpenbäche, in den verschiedenen Regionen werden sel-
tene Insekten gefunden. Verschieden ist der Gesammtcharakter in, den verschiedenen Alpentheilen,
mehr oder minder großartig, mehr oder minder lieblich oder wild erhaben, wie die Betrachtung
der einzelnen Alpenländer zeigen soll. Kräftig, frei, tiefgemüthlich, einfach, ernstsröhlich sind die
Alpeubewohner, meist Hirtenvölker, auch Fabrikanten; eigenthümlich die Alpenwirthschaft, die
Auffahrt ans, die Abfahrt von den Alpen, die ganze Lebensweise der Bewohner, oft verschieden
in den verschiedenen Alpentheilen. Die den Verkehr erleichternden Hauptstraßen sind in den O st-
ülpen: der Semmering von Wien nach Italien bis 2984', der Paß vonpontebba 2400'
am Terglou, die Loiblstraße 4020', die Straße über die R ad st ä dt er Tauern 4960' aus
dem Salzathal nach Villach; in den Tyroler Alpen: der Brennerpaß 4481' und das Worm-
ser oderstilfserjoch 8612'ins Thal deradda, die höchsten Alpenstraßen. Ans den Schwei-
zeralpen: der Splügen paß 6510' zumcomer-, diebernhardinstraße 5990'zum großen
See, der Gotthardpaß, 6526' das Hospiz; aus Oberwallis die Simplonstraße 6174
zum großen See, aus Nicderwallis nach Turin die große Bernhard ft raße 7548'; über
die Westalpen: die Cenisstraße 6360', die Genevrestraße 5800' nach Frankreich, der
Paß des Col di Ten da über die Seealpcn 5739' nach Nizza.
2. Die Pyrenäen
tz. 12. sind zum Theil schon bekannt, ihre nähere Schilderung auf dem N und
8abhange soll bei Spanien und Frankreich, 3) die des Hämus bei der Balkan-
Halbinsel, 4) die der Karpaten bei Ungarn, 5) die der einzelnen Gebirgstheile des
mitteldeutschen Gebirgsgürtels, und 6) die des süddeutschenhochlands
bei Deutschland, 7) die der obern Donau-Tiefebene bei Ungarn, 8) bieder
untern bei der Türkei, 9) die des mittelsüdfranzösischen Hochlandes und
der weftfranzösischen Tiefebene bei Frankreich erfolgen, um das Gesammt-
bild dieser Länder vollständiger vorführen zu können, dabei aber Wiederholungen zu
vermeiden.
1857 -
Glogau [u.a.]
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- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
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Die klimatischen Zonen in Osteuropa.
583
Polen, selbst unter 70° wird noch Getreidebau betrieben, Gerste am weitesten nach N; Birnen
gedeihen bis 62°, Pflaumen 63 j° nördl. Br. Der Zonengürtel der Kiefer, Tanne
und Birke. , . ^
4) Das nordwesteuropäische arktische Klima; ihm gehören Island, Spitz-
bergen, Nordskandinavien an, die Färöer bilden das Uebcrgangöglied von 3 zu 4. Der Ein-
wirkung des Polarmeers ausgesetzt; sehr langer Winter, sehr kurzer Sommer, sehr lange und
sehr kurze Tage und Nächte, nur Frühling und Winter, der Uebergang vom Winter zum Früh-
ling sehr schnell; die langen Dämmerungen, die Polarlichter mildern und mindern die langen
Nächte; die Isothermen 2£, 0 und — 2°, die Isotherm 10° und weniger, die Jsochimenen
— 10, — 15°, der Wärmeunterschied 25 — 35, in Island 15°, mehr Schnee als Regen,
klafterhoher Schnee, lang gefrorne Flüsse, gefrornes Meer. Das botanische Reich der
Moose und Saxifragen oder Wahlen bergö Reich; Gerste, Kiefer und Birke haben
hier ihre Polargrenze, die Waldgrenze reicht fast bis zuni 70. °; der Ackerbau verschwindet, das
Getreide mißräth meist, kann nur als Grünfntter benutzt werden; Gemüse werden noch mit Er-
folg angebaut; wenig Bäume, Birken und Zwergbirkcn, Alpenpflanzen in der Ebene, Flechten,
wenig Graswuchs, darum nur wenig Viehzucht. Rennthiere, Eisfüchse und der Polarlnchö und
aus Spitzbergen der Eisbär sind die bezeichnenden Säugethiere. Spitzbergen gehört ganz dem
Polarklima an.
Siebenter Abschnitt.
Die klimatischen Zonen von Osteuropa.
§. 22. Die klimatischen Verhältnisse von Osteuropa sind weit einfacher, weil
weder das Umgeben - und Durchdrungensein vom Meer, noch die verschiedenen Ver-
hältnisse der Erhebung abändernde Einflüsse ausüben, darum ist der Uebergang aus
einem klimatischen Verhältnisse in das andere weit allmäliger, die Annahme von einer
großem Anzahl von Zonen leichter. Osteuropa liegt zwischen den Isothermen -f- 15
und — 5°, zwischen den Isotheren 25 und 8°, zwischen den Jsochimenen 0 und
— 20°, der Wärmeunterschied zwischen den wärmsten und kältesten Monaten beträgt
25 — 35°, die Wärmelinien haben nur geringe Krümmungen, die Isothermen 80,
die Isotherm fast 0, die Jsochimenen fast 880 Richtung. Die Zahl der Regentage
und die Größe der Regenmenge ist weit geringer als in W Europa, der Regen vor-
waltend im Sommer, Gewitter im 8 25, im N 5, im Winter finden keine statt.
Linn^s und Wahlenbergs botanisches Reich. Die Zone der immergrünen Bäume und
die der Kastanien fehlt. Die Polargrenze der Buche durchschneidet Polen, die Ukraine
nach 80 zum asowschen Meer, statt der Buche treten in der Mitte des W Linden und
Ulmen auf; Kiefern, Tannen und Eichen bilden weiter im Nw die Waldbäume, in
der nördlichen Waldregion Tannen, Kiefern und Birken; die Eichengrenze reicht im
W bis 60, im 0 bis 55 °, die Kiefer 67, die Birke 69 0 nördl. Br., die Waldgrenze
bis an den Polarkreis; Weinstock und Mais finden ihre Polargrenze unter 50 0 nördl.
Br., die Obstbäume in Petersburg, etwas im N von Moskau, im 8 von Kasan,
zwischen 55 und 68° nördl. Br., die Weizengrenze ist unter 60 u nördl. Br., die Gerste
reicht bis 65 o.
Leicht lassen sich 8 klimatische Zonen, besonders in ihrer Einwirkung auf die
Landwirthschaft, unterscheiden:
1) Die Eisklimazone, der äußerste N, mit den Isothermen 0 und — 4, den Iso
theren 10° und weniger, den Jsochimenen — 15 und — 20°, einem Wärmennterschied von
35° ans -s- 15° des wärmsten, — 20° des kältesten Monats; die nördlichsten Theile der Ge-
biete des Mesen und der Petschora mit den weiten fast immer gestornen Sümpfen, den Tun-
dras. — 2) Die Zone der Rennthier stech ten mit den Anfängen des Pflanzenlebens, die
ersten Anfange des Baumwuchses, zwerghaft hingestreckte Lärchen und Fichten, der nördlichste
Aufenthalt derpclzthiere; die Isotherme von 0° und darüber. — 3) Zone der Wälder und
der Viehzucht, der osteuropäische Nadelwaldgürtel, enthält Weißtannen- und Lär-
38*