Achtzehnter Abschnitt.
Der deutsche und österreichische Frühjahrsangriff 1916.
Das Zahr 1915 hatte uns Deutschen gewaltige Erfolge gebracht. Es war ein Stück von Rußland besetzt worden, größer als ganz Süddeutschland; zu gleicher Zeit hatten unsere braven Feldgrauen die Franzosen, als sie bei Arras durch die deutschen Schützengräben durch-zustoßen versuchten, mit blutigen Köpfen heimgeschickt; und zu guter letzt hatte Mackensen, der schneidige Draufgänger, in einem gewaltigen Sturmmarsch durch das unwegsame serbische Gebirge dem Staate seine wohlverdiente Strafe zuerteilt, der den ganzen entsetzlichen Weltkrieg entzündet hatte.
Und trotzdem! Was alle Leute erhofft hatten, als es bei der Schlacht von Gorlice in so rasendem Marsch ins russische Reich hinein-ging, der Friede zu Weihnachten, der war nicht erreicht. Unsere Feldgrauen mußten in einen zweiten Winterfeldzug gehen. Was dazu bedeuten hat, erinnert ihr euch ja noch vom ersten Winter her, und hier gab es wieder besondere Schwierigkeiten. Die deutschen Leere in Rußland waren in das riesige Sumpfgebiet am Pripet eingedrungen; da hatten sie nun, so gut es gehen wollte, Schützengräben ausgehoben. Aber das wollte garnicht sehr gut gehen. Ihr könnt euch ja denken, wie hier das schmutzbraune Sumpfwasser sich in den Gräben sammelte, und wie es gegen Winter hin in der ewigen Nässe ein schauerliches Leben war. Und dann kam der strenge Frost. Je weiter man nach Rußland hineinkommt, um so kälter wird es im Winter. So schön die Gräben auszubauen, wie es vielfach im Westen geschehen war, das war hier natürlich nicht möglich, weil sie noch nicht genug Zeit gehabt hatten und weil in dem Sumpfboden nichts halten wollte. Da haben sie denn in ganz engen Unterständen
Rauh: Der Weltkrieg in der Volksschule. 3. Teil. 1
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6
Kap. I. §. 7.
Lappland, auf dem Feuerlande, und an
der Hudsonsbaj: in noch andern gemä-
ßigt, wie in' Deutschland und Pensylva-
nien. Alles das lert die Geographie.
Die meisten Tiere und Gewächse
kommen nur unter gewissen Klimaten
fort. Zucke» und Elefanten und Affen
gedeihen nur in heißen, Cedern und
Ackerbeere und Rentiere nur in ser kgl.
ten Gegenden. Aber der Mensch kan,
wenn er sich nur bei Zeiten und allmällch
daran gewönt, unter allen Klimaten leben.
Er verdsrrt in Peru nicht: und erfriert am
Eklsmeer nicht: nur da, wo es grim-
yiig kalt ist, muß er Kleider haben.
$. 7*
ir. nach der Fruchtbarkeit. Ei-
nige Länder sind fruchtbar: d. t. es wächst
etwas
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Extrahierte Ortsnamen: Lappland Deutschland Peru Eklsmeer
Verändrungen der Erde. 4^
lich, wie Sibirien: denn damals war
eö fast Ein Wald. Kanada war noch
vor 200 Jaren eben so kalt: jetzt wird
es von Jar zu Jaren milder, seitdem
Franzosen und Engländer angefangen
haben, seine ungeheure Wälder zu
lichten.
Vermindern sich aber die Menschen
wieder: so schießen die Wälder von selbst
wieder auf; folglich wird es wieder naß
und kalt und mblicht im lande, das
Wild kömmt in Menge wieder, und der
Himmel trauert. So ist es der weiland
schönen Insel Rbodus ergangen: da
wachst jetzt eine solche Menge Holz,
daß vieles davon nach Aegypten geht.
Nicht so zur Zeit der alten Griechen,
wo ser viele und ser gescheute Men-
schen auf Rhodus wonten.
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42 Kap. Ii. §. 24,
Vii. Ungesunde Länder werden gesund,
und umgekert.
Alle morastige Länder sind ungesund,
wegen ihrer bösen Ausdünstungen §. 2z.
Wird nun der Morast abgezapft §.19:
so hören die ungesunden Dünste auf.
Alle wegen großer Waldungen feuch-
te Länder sind ungesünder, als die trock-
nen. Werden nun diese Waldungen
umgehauen, oder wenigstens gelichtet:
fo verliert sich Nässe und Ungesundheit.
Manchmal aber kan ein Wald ein
Land gegen böse Dünste eines andern
Landes decken. Wird so ein Wald um-
gehauen ; so verliert das erste Land seine
Brustwehr, und wird auch ungesund.
Kap. Ul.
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nennen ihn Kälte. — Je höher die Sonne des Mittags steht,
desto wärmer ist es auf der Erde.
In der Gegend des Aequators steht die Sonne den Leuten
senkrecht über dem Kopfe. Tag und Nacht sind da durchs ganze
Jahr hindurch ungefähr gleich lang. Daneben herrscht dort
eine immerwährende Wärme, ein dauernder Sommer. Wäh-
rend der einen Hälfte des Jahres herrscht Trockenheit, während
der andern liegen. Deshalb giebt es in dieser Gegend nur zwei
Jahreszeiten, eine trockene und eine nasse; man nennt
sie auch wohl Sommer und Frühling. Diese Gegend heisst die
heisse Zone. — In der heissen Zone kann nur Regen fallen,
aber kein Schnee. Bei der grössten Wärme steigen dort die
Wasserdämpfe in ungeheurer Menge in die Höhe, und davon rüh-
ren die starken Regen der heissen Zone her, die deshalb auch
Regenzone genannt wird. — Die Thiere dieser Zone zeichnen
sich durch grosse Menge und Farben Schönheit aus; es leben
dort sowohl die grössten, als die wildesten und giftigsten.
Auch die Bilanzen finden sich in grosser Anzahl, Schönheit und
Grösse; sie prangen im schönen Grün, und ihre Früchte und Blät-
ter sind sehr saftreich.
In der Gegend um den Nordpol und um den Südpol, inner-
halb der Polarkreise, steht die Sonne manchmal fortwährend am
Himmel, wenn auch nur niedrig, manchmal fortwährend gar nicht.
Deshalb kann dort der Tag, wie die Nacht mehrere Wochen, ja
Monate dauern. Wenn wir Winter haben, ist am Nordpol Nacht
und während unsers Sommerhalbjahres Tag. Dabei herrscht ein
dreivierteljähriger, strenger Winter. Darauf tritt ein
kurzer, aber he iss er Sommer ein, und beide gehen so plötz-
lich in einander über, dass es dort weder Frühling noch Herbst
giebt. Die kalte Winternacht wird oft durch das Nordlicht
erleuchtet. Das Nordlicht ist eine merkwürdige Lufterscheinung,
bei welcher der Himmel, vorzüglich gegen Norden hin, mit einem
starken, oft hochrothen Feuer zu brennen scheint. Es ist daher
für die Bewohner dieser Länder eine sehr grosse Wohlthat, da
sie bei dem Schimmer desselben alle ihre Geschäfte wie am Tage
verrichten können. — Diese Gegenden nennt man die kalten
Zonen. Sie werden auch die Schneezonen genannt, weil der
Niederschlag nur aus Schnee besteht. — Thiere und Pflanzen
sind nur wenig vorhanden; die wenigen sind klein und haben
ein düsteres, trauriges Ansehen; nur im Eismeere leben viele und
grosse Thiere, z. B. Walfische, Seehunde, Seevögel. Das Moos
hat in diesen Ländern so recht seine Heimat und überzieht ganze
Landstrecken.
Zwischen den Wende- und Polarkreisen, also zwischen der
heissen und jeder kalten Zone, liegt eine Gegend, wo die Sonne
des Mittages mittelhoch am Himmel steht. Der Unterschied zwi-
schen Tag und Nacht ist nach den verschiedenen Jahreszeiten
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255
sehr verschieden. Hier giebt es 4 Jahreszeiten: eine warme
(Sommer), eine kalte (Winter) und zwei kühle (Frühling und
Herbst). Jdie Hitze kann hier fast ebenso gross werden, als in
der heissen, und die Kälte, wie in der kalten Zone; aber beide
sind hier nicht so anhaltend, wie in jenen Zonen. Man nennt
diese Gegenden die gemässigten Zonen, in deren nördlichen
wir wohnen. — Es fällt hier nach der Jahreszeit bald Schnee,
bald Hegen, aber der Niederschlag ist hier doch weit geringer,
als in der heissen Zone (Schnee- und Hegenzone). — In diesen
Gegenden giebt es weder sehr grosse, noch sehr wilde Thiere,
und nur wenige sind giftig; aber durch eine grosse Menge von
Hausthieren ist diese Zone ausgezeichnet. Die wichtigsten
Pflanzen wachsen als Obstbäume in den Gärten oder als Wald-
bäume in den Wäldern, als Getreide und Gemüsepflanzen
auf den Feldern und als Gräser auf den Wiesen.
Aus dem Vorigen folgt: hat eine Halbkugel ihr Sommer-
halbjahr, so sind auf ihr die Tage länger als 12 Stunden, und
hat sie ihr Winterhalbjahr, so sind dieselben kürzer. Wäh-
rend jeder Jahreszeit auf der nördlichen Halbkugel flndet die
entgegengesetzte auf der südlichen Halbkugel statt. Je wei-
ter ein Land vorn Aequator entfernt liegt, desto längere Tage
hat es im Sommer- und desto kürzere im Winterhalbjahre.
Der Grund aller dieser Erscheinungen ist folgender: Die
Erde läuft in einem Jahre einmal um die Sonne; sie bewegt sich
aber auch innerhalb 24 Stunden von Westen nach Osten einmal
um sich selbst und dadurch entsteht Tag und Nacht. Die Bahn,
welche sie um die Sonne beschreibt, ist eirund. Die Erdachse
steht schief gegen die Sonne und behält immer dieselbe
Richtung bei. Die Folge davon ist, dass zu einer Zeit des Jah-
res mehr die nördliche, zu einer andern mehr die südliche
Hälfte der Erde von der Sonne erleuchtet und erwärmt wird und
in der Tag- und Nachtlänge und in der Temperatur für die ein-
zelnen Erdgegenden eine grosse Verschiedenheit entsteht.
100. Die Dcwohncr der Erde.
Die vielen Menschen, welche die Erde bewohnen und deren
Zahl ungefähr 1000 Millionen ist, sind an Grösse, Gestalt, Farbe
der Haut, Sitten, Lebensart und Sprache sehr verschieden.
In Ansehung der Grösse der Menschen findet man dass die
meisten erwachsenen Personen 5 bis 0 Fuss hoch sind; nur in
den kältesten Gegenden der. Erde erreichen sie selten eine Höhe
von mehr als 4 Fuss. Einzelne Menschen werden 7 bis 8, an-
dere hingegen nur 2 bis 4 Fuss hoch; erstere nennt man Die-
sen, letztere Zwerge. Es giebt so wenig ein ganzes Volk Rie-
sen, als Zwerge.
Die Menschen unterscheiden sich auch nach ihrer Körper-
beschaffenheit: nach Gestalt, Hautfarbe, Bildung des Schädels
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276
Regen und daneben Hitze. Der Nachsommer bis Ende Septembers ist
die angenehmste Jahreszeit. Linde wehen die Lüste, und freundlich, nicht
mehr heiß, scheint die Sonne; freier athmen Mensch und Thier. Auch
im Oktober kommen noch viele schöne Tage. Mitte Novembers wirv die
Witterung rauh und kalt; aber der Februar ist schon ziemlich gelinde
wieder. — Die Feuchtigkeit der Luft hat dem Lande herrlich grünende
Wiesen gegeben; daher eignet es sich vorzüglich zur Nindviehzucht. Ne-
bel und Stürme sind häufig. Indes erfreuen die Einwohner sich einer
guten Gesundheit, da die Seewinde die Luft reinigen.
Emden, am Einfluß der Ems in den Dollart, hat viele Fabriken
und guten Seehandel und schickt Schiffe aus auf den Heringsfang. —
Aurich, in der Mitte der Provinz, große Pferdemärkte. — Leer, He-
rings sischer. — Norden, am Meere.
119. Der Jnseltranz Ostfrieslands.
Da, wo die Küste endigt, fängt das Watt an, zur Flutzeit ein
See, den die Schiffe befahren, bei niedrigem Wasser eine trockne Fläche
von etlichen Stunden Breite. Es ist am Fuße der Deiche oft begrünt,
weiter entfernt Seeschlamm, Schlick genannt, mit sehr feinem Sand ver-
mischt, und geht nach und nach in gröber» Seesand über. An das
Watt grenzen die Inseln, sieben an der Zahl, wovon sechs zu Hannover
gehören. Sie ziehen sich ein bis zwei Stunden von der Küste entfernt
von Osten nach Westen hin. Borkum ist die größte, V2 Stunde breit,
Iv2 Stunde lang; die übrigen sind länger, aber weniger breit. Sie
bestehen nur aus einer zwei- bis dreifachen Reihe von Sandhügeln (Dü-
nen), die sich 20 bis 30 Fuß erbeben, theils kahl, theils mit Strand-
hafer bewachsen, und oft von seltsamer Gestalt; nur an der Südseite
setzt sich ein wenig Schlamm an, da sind sie mit spärlichem Grase be-
wachsen, das wenigen Kühen und Schafen zur Weide dient. Nur Bor-
kum hat etwas Marschland. Dennoch sind alle Inseln bewohnt; die
Bewohner nähren sich von Fischfang und Schifffahrt. Biele Arme sind
unter ihnen, besonders Witwen, was eine Folge der Beschäftigung der
Männer ist. Ehedem waren die Inseln weit größer; Borkum war frü-
her dreißigmal so groß. Unaufhörlich reißen die Meereöwogen an ihnen,
und sie werden vielleicht einst gänzlich verschwinden, gleichwie die weiter
östlich gelegenen, von denen keine Spur mehr vorhanden ist. Sie dienen
jetzt aber noch der Küste zur Schutzmauer, indem sie die Gewalt der
Meeresfluten brechen; daher wird auch fortwährend für ihre Erhaltung
gesorgt, namentlich durch Besäung der Dünen mit Strandhafer. Auch
dem Seefahrer gewähren sie bei Stürmen einen sichern Zufluchtsort.
Auf Borkum befindet sich ein Leuchtturm, d. i. ein sehr hoher
Turm, auf dessen Spitze ein weithin scheinendes Feuer unterhalten wird,
das den Schiffern die Fahrstraße der Ems und den Eingang in den
Dollart bezeichnet.
Norderney ist die bevölkertste und wegen ihres besuchten Seebades
die merkwürdigste der Inseln Ostfrieslands. Man kann dieselbe zu Lande
und auch zu Wasser erreichen. Während der Ebbezeit nämlich läuft das
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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358
dort durch einen kühnen Sprung und überließ das Schifflein den Wel-
len des Sees. Diefe Freiheit konnte ihm aber, so lange sein Verfolger
lebte, nichts helfen; denn so durfte er weder Weib noch Kinder sehen.
Der Verzweifelnde beschloß daher, dem Landvogte das Leben zu nehmen.
Sein Pfeil traf abermals, und Geßler gab auf dem Wege nach Küß-
nacht seinen Geist auf. Um dieselbe Zeit hatten auch andere Schweizer
über schweres Unrecht zu klagen. Auf einer einsamen Wiese am Rütli
verbanden sie sich, trieben den zweiten Landvogt zum Lande hinaus und
zerstörten seine Zwingburgen. In den darauf folgenden Kriege» ver-
theidigten sie sich mit unerschütterlichem Muthe. Seit dieser Zeit ist die
Schweiz ein Freistaat.
170. Das Hospiz ans dem Sct. Bernhard.
Auf dem großen Sct. Bernhard zwischen Wallis und Piemont
liegt 7600" hoch ein Kloster oder Hospiz. Es leben da zwölf Mönche,
welche die Reifenden unentgeldlich beherbergen und verpflegen. Vom
September bis in den Mai begehen sie, von Knechten und abgerichteten
Hunden begleitet, die Straße, um den in Gefahr befindlichen oder ver-
unglückten Wanderern Hülfe zu bringen, Verschüttete aus dem massen-
haften Schnee zu graben und Erstarrte wieder ins Lebe» zu rufen. Oft
werden auch die Hunde allein ausgeschickt. Sie haben ein Fläschchen
mit Wein und ein Körbchen mit Brot am Halse hängen, so daß ein
ermatteter Wanderer sich damit erquicken kann. Einer von diesen klugen
Hunden, welcher Barry genannt wurde, rettete 70 Menschenleben. Die
Zahl derer, die über den Berg ziehen, beläuft sich jährlich auf 20000
Personen und es können in beiden Klostergebäuden über 200 Reisende
Herberge und Verpflegung finden. Oft weht ein Sturm in dieser Höhe,
der furchtbar ist; die Temperatur (Luftbcschaffenheit) ist streng und selbst
im Sommer hat man häufig Frost. Alle Lebensmittel und alles Brenn-
holz muß man 4—6 Stunden weit herschaffen. Diesen Paß haben schon
Heere der alten Römer, von Karl d. Gr., Barbarossa und Napoleon
zum Uebergang benutzt.
171. Unsere Machbaren. Fortsetzung. (Ungarn.)
(tt.) Zu denjenigen anßerdentschen österreichischen Besitzungen,
welche man im gewöhnlichen Leben schlichtweg als Ungarn zu bezeichnen
gewohnt ist, gehören: 1. Daö Königreich Ungarn am südlichen Ab-
hange der sehr metallreichen Karpathen, die daö Land in einem halben
Bogen umziehen und sich vielfach ins Innere verzweigen. Zwischen ihnen
und noch mehr im Süden liegen unabsehbare Ebenen, zum Theil Sand-
flächen, oder mit Rohr und Schilf bewachsene Sümpfe, wie zwischen
Donau und Theiß. Das Klima ist warm, im S. heiß im Sommer,
aber streng kalt im Winter. In den Gebirgsgegenden hört der Acker-
bau fast ganz aus, während am Fuße derselben ein feuriger Wein wächst.
Die Moräste verderben die Luft, dagegen sind die Bergabhänge gesund
und schön. Heuschrecken und Erdbeben sind oft verwüstend, doch ist Un-
garn ein gesegnetes Land, denn es hat schöne Pferde, Schafe, Och-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Barry Karl_d Karl Barbarossa Barbarossa Napoleon Daö_Königreich
360
»teere herum läßt die dauernd strenge Kälte, die nur von einigen Som-
mertagen unterbrochen tvird, nur wenige Menschen, Thiere und Pflanzen
leben. Ungeheure Moräste und eine Menge Seen breiten sich dort aus.
Der Boden thaut gar nicht auf; Rennthierflechten und Moose sind fast
die einzigen Pflanzen, wie Rennthiere und Hunde fast die einzigen Thiere.
Nur im Eismeere leben viel Walrosse und Fische und dienen den Men-
schen zum Unterhalt. Die traurige Winternacht kann mehrere Monate
dauern; aber der immer heitere Himmel und der funkelnde Sternenglanz,
der blendende Schimmer des Schnees und die prachtvollen Nordlichter ver-
mindern die lange Finsterniß. Mehr nach Süden hin bedecken ungeheure
Wälder aus Nadelholz das Land. Diese Wälder sind retch an Pelzthie-
ren und bieten Gelegenheit znm Holzhandel. Die grasreichen Wiesen
bieten der Viehzucht reichen Ertrag dar, aber die noch zu kurzen Som-
mer bedingen ein vorwaltend nomadisches Leben und lassen den Gersten- •
bau fast nur am Südrande zu.
Mittelrußland reicht von den Dwinaquellen bis zur letzten Bie-
gung der Wolga, oder bis zum uralisch-karpathischen Landrücken, und
enthält große prachtvolle Waldungen, unter denen sich tut W. die weiten
Linden- und Birkenwälder, im O. die ausgedehnten Lärchenwal-
dungen auszeichnen, und viel Ackerland, worauf namentlich Getreide,
Hanf und Lein gebaut wird, obwohl Obst nur wenig gedeiht. Unsere
Hausthiere finden sich dort vor und die meisten Mittelruffen sind Acker-
bauer.
Südrußland ist das Küstenland am schwarzen Meere. Mild und
reizend sind hier namentlich die Krim und die Thäler am Kaukasus.
Da giebt es schon große Weinberge und Obstwaldungen, und die warme
Witterung läßt dort schon Orangen, Kastanien und Feigen reifen, so
daß diese Gegenden an Reichthum und an Ueppigkeit des Pflanzenwuch-
ses unv an Milde des Klimas mit Spanien und Italien wetteifern.
Alles klebrige ist aber entweder geradezu Steppe, oder von Steppen
durchbrochen, wo nomadische Völker ein einsames Leben führen. Denn
in den Steppen ist der Boden meist dürr und öde; man erblickt nur
unermeßlich weite Grasfelder, in denen Herden von Rindern, wilden
Pferden und Schafen umherschweifen; alles einsam, selten ein Dorf oder
ein einsames Posthaus. Die Natur schläft hier einen langen Winter-
schlaf, und es ist im Winter furchtbar, llnsere Ostwinde, welche im
Winter oft schneidend sind, kommen über Rußland. Schmilzt endlich im
Frühling der Schnee, so wird der Boden überall weich; von allen Rü-
cken und in allen Thälern fließt schmutziges Wasser und ergießt sich
mitten durch die Dörfer. Darnach kommt die angenehmste Zeit für das
Leben in der Steppe; das Gras sprießt Halm an Halm empor und
dazwischen große, grobe Kräuter. Noch giebt es Regen und des Nachts
Thau. In der Mitte des 3uni hört beides auf. Dann beginnt die
Sommerhitze, die alles versengt und die Steppe zur Wüste macht; mei-
lenweit kann man tvandern, ehe man eine Quelle findet.
Während deö strengen langen Winters fährt man in Rußland all-
gemein in Schlitten, die mit schnellen Pferden bespannt sind, und klei-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
363
man zu der Zeit, wo der Winter durch Nachtfröste noch zu schaden sucht, ein
zwei Zoll tiefes Loch in den Stamm und steckt in dasselbe eine Röhre, so stießt
der Saft in untergesetzte Gefäße und laßt sich dann in Wein und zuckerhaltigen
, Syrup verwandeln..
3. In Ländern, welche weit nach Norden liegen, z. B. im nördlichen Ruß-
land, ist die Birke fast der einzige Waldbau,», welcher Land trägt. Dort ist auch
die eigentliche Heimat dieses Baumes. Im Winter und im Sommer bietet er
den Bewohnern jener Gegenden seine Wohlthaten. Die Dächer der Häuser sind
mit Birkenrinde gedeckt. In den niedrigen Stuben steht ein großer Ofen, um
welchen ringsherum eine hölzerne Bank geht. Hier saß den langen Winter hin-
durch der Großvater und die Großmutter; sie wärmten sich an dem mit Birken-
holz geheizteil Ofen. Wenn aber das Enkelchen schrie, dann erfaßte das gebückte
Mütterchen einen Strick, der von der Decke der Stube herabhing und einen von
Birkenreisern gestochtencn Wiegenkvrb trug. Das obere Ende des Strickes um-
schlang die Spitze eines, jungen Birkenstammes, der in wagerechter Richtung an
der Decke befestigt war. Zog nun das Milttercheir den Strick abwärts, dann be-
wegte sich der Korb mit dem Kinde zwischen Decke und Fußboden ans und nie-
der. So wiegt die Birke bei diesen Völkern sogar die Kinder groß.
Ist der Vater ein Tischler oder Drechsler, so weiß er aus dem Holze der
Birke, — das fester und elastischer ist, als das der Fichte», Linden und Weiden,
— Tische, Stühle, Dosen und dergleichen Sachen ziv fertigen. Während er ar-
beitet, sitzt sein kleinster Sohn am Bode» der Werkstatt und spielt mit den ge-
kräuselten Birkenspänen, aber die älteren flechten aus dem zähen, lederartigen
Bast Schuhe, Taschen und Decken. Aat die fleißige Familie ihr Tagewerk voll-
bracht und von den birkenen Tellern mit birkenen Löffeln das Abendessen einge-
nommen, so legen sie sich zur Ruhe, aber ihre Bette» sind nicht mit Federn ge-
stopft, sondern mit getrocknete» Birkenblättern, welche die Kinder im Herbste ans
dem Walde holten. Hat die fleißige Familie der Sachen viele angefertigt, so
zieht die Mutter mit dem Vorrathe in das benachbarte Städtchen zu Markte, im
Winter mit einem Schlitten von Birkenholz, im Sommer mit einem Wagen von
demselben Stoffe. Zu Hause aber zählen die Kinder Tage und Stunden, bis die
Mutter wiederkommt. Das eine freut sich auf das gelbe Halstuch, das andere
auf die rvthbrannen Handschuhe, welche die Mutter mltznbringen versprochen.
Daü wollene Tuch hat der Färber mit einer Abkochung von Btrkenblättern und
Alan» gelb gefärbt; die Handschuhe aber bekomme» ihre Farbe durch Alaun und
die Rinde des Baumes. Erkrankt einmal einer ans der Familie an Gicht und
Gliederreißen, so thut man die im Frühjahr gesammelten Knospen der Birke in
heißes Wasser und bereitet so dem Kranken ein Bad, das ihm die Schmerze» lin-
dert und gewöhnlich auch Heilung verschafft. War aber dle Krankheit zum Tode,
so wird dem Geliebten eine Birke aufs Grab gepflanzt. —
4. In den Wäldern sucht auch das Thier diesen Baum ans. Das Reh
und das Elen lagern sich in seinem Schatten, wenn sie Mittagsruhe halten.
Das prächtige Birkhuhn baut sein Nest unter das schützende Dach seiner Zweige,
die den scheuen Vogel mit Nahrung bewirte», er niag kommen, wann er will.
Im Winter reicht der Baum ihm die Knospen, im Sommer die Blüten und im
Herbste den Samen dar. Unter ihrer weißen Rinde läßt die Birke auch das
Würmleln feine Nahrung suchen. — Mit Recht wird die Birke von den Nord-
ländern in Liedern besungen.
174. Die Inseln und Halbinseln. (Großbritannien u. Irland.)
(8.) Das britische Reich (5700 M. mit 27l/% Mill. Einw.) um-
faßt zwei Inseln: Großbritannien (England und Schottland) und Ir-
land. Das Klima ist für die Lage dieser Länder äußerst mild. Hoch-
schottland abgerechnet, sind Nebel und Regen häufiger als Frost und
Schnee. Man kommt im Winter mit Kaminfeuer aus, hat aber auch
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