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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 513

1890 - Gotha : Behrend
Die Bewohner der Weichselniederung. 513 nicht den Humor mehr haben, sich gegenseitig zu bespotten. Den Kreisen Bütow und Rnmmelsburg sagt man in Pommern nach, sie hätten gemeinsam nur eine Strche, die des Morgens in Bütow, des Nachmittags in Rnmmelsburg sänge. „In Penknn hängt de Hunger up'm Tnhn" (aus dem Zaun). „In Greifswald weht der Wind so kalt". „In Nörenberg haben die Krebse die Mauer abgefressen". „In Ball wohnen die Schelme all". „Wer sinnen Puckel will behalten heel, der Heed sich vor Laobs und Strameehl; wer sinnen Puckel will hewwen vnll, de geh noah Regenwull". Mit dergleichen Sittensprüche beehren sich die kleinpommerschen Städte gegenseitig. Ein Volk aber, das sich solcher- gestalt über sich selbst lustig machen kann, muß noch ein kräftiges Volk sein, und solange sich der kleinstädische Sondergeist wesentlich in Versen Luft macht, hat es mit demselben auch keine Not. Kühner. 15. Die Bewohner der Weichselniederung. Was deu heutigen Holländer, das zeichnet auch die Bewohner unseres Weichseldeltas aus. Eines Stammes mit ihnen, aus den Marschen Frieslands, dem Niedersächsischen, oder gar aus Flamland herkommend, kannten sie nicht nur die Natur des Bodens, welchen sie kultivieren sollten, seine Ertragsfähigkeit, seine „Dankbarkeit", sie brachten auch die dort ge- zogenen vortrefflichen Tierrassen, die geeignetsten Ackerinstrumente, welche noch heute hier vorherrschen, mit sich. Die meisten der Fremden, welche diese Niederungen besuchen, sehen in dem sichern, fast eigensinnigen Beharren, dem Mangel an Rührigkeit, der zur Verzweiflung bringenden Ruhe, der festgewurzelten, einen ent- schiedenen Schwerpunkt behauptenden Haltung des Niederungers wohl gar den Ausdruck einer trägen Beschränket. Es kann aber keinen größeren Irrtum geben. Das Erworbene genügt ihm. Darum ist er noch nicht träge. Er bildet darin ein wunderliches Seitenstück zum Lazzarone. Jeuer arbeitet nicht, weil er alles besitzt; dieser ruht, weil er nichts braucht. In dem einen oder dem andern Falle von Faulheit zu sprechen, ist ein Irrtum. Der Niederunger ist demokratisch und konservativ zugleich, demokratisch in dem Sinne, wie es auch der Nord- amerikaner ist. Nur den Besitzenden und vorzugsweise den Grnndbe- sitzern gesteht er die volle Gleichberechtigung zu. Daher die Mißachtung der bloßen „Arbeit", welche die neueren Nationalökonomen zu einer Gottheit machen möchten, mithin der Lohnarbeiter und Dienstboten, ja selbst der Handwerker. Zn Hochzeiten und Begräbnissen werden aller- dings auch die letzteren eingeladen, auch finden dieselben sich rechtzeitig ein, jedoch nur, um — die Gäste zu bedienen; die Dienstboten würden dazu nicht würdig genug erscheinen. — Noch bis in die neueste Zeit duldete die Sitte nicht einmal, daß der Sohn eines „Hofbesitzers" mit der Tochter eines Handwerkers tanze. Ein vorherrschender Charakter- zng unseres Niedernngers ist wohl die Pietät. Der Landesherr hat keine treueren Unterthanen. Vorzüglich ist es aber der Geistliche, welcher den Mittelpunkt einer warmen Verehrung bildet. Sein fixiertes Ein- Meyer, Lesebuch der Erdkunde Iii. 33

2. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 14

1890 - Gotha : Behrend
14 Allgemeine Übersicht. Blütezeit hinter sich, die germanischen befinden sich in derselben oder erwarten sie noch. Die romanischen Völker sind der Mehrzahl nach katholischer Religion, die germanischen haben die Kirchenverbesserung in ihrer Mitte entstehen sehen und sich auch iu Überwiegeuder Zahl der- selben zugewandt. Ein Volk romanischen Stammes, das in der Geschichte einst eine Hauptrolle gespielt, sind die Italiener. Welche Erinnerungen knüpfen sich an Italien, welche Schätze birgt es noch heute! Noch heute zieht es Tausende mit unwiderstehlichem Zuge in das „Land, wo die Citronen blühen", mit seinen Myrten und Orangen, noch heute sind seine Museen und Kunstsammlungen ein Anziehungspunkt sür Künstler und Kunstfreunde, noch heute forscht der Gelehrte in den unerschöpflichen Archiven seiner Hauptstädte. Roms Macht ist zweimal dahiugesuukeu, aber wenn der Reisende die Kuppel der Peterskirche am Himmel auf- tauchen sieht, so klopft sein Herz höher, und sein Fuß betritt nicht ohne eine gewisse Erreguug die Räume der heiligen Stadt. Doch em- pfangen die Reisenden, die das schöne Italien durchziehen, öfter den Eindruck, daß ein Volk in ihm wohnt, das an den Ruhm feiner Ahnen nicht heranreicht. Die wissenschaftliche Tüchtigkeit der Italiener und die Hand in Hand mit derselben gehende allgemeine Volksbildung stehen auf niedrigerer Stufe als in den meisten anderen europäischen Ländern. Der Italiener aus den niederen Stünden erwirbt gern auf mühelose Weise. Äußerst zudringliche Bettler belästigen den Reisenden, und hundert Hände strecken sich bei jeder Gelegenheit, um ein Trinkgeld zu erlangen, nach ihm aus. Früher waren auch die Gastwirte wegen ihrer Neigung, die Rechnung des Gastes über Gebühr zu vergrößern, in schlechtem Rufe. — Übrigens ist der Italiener von schöner Gestalt; er hat meist dunkle Augen und dunkles Haar, ist leidenschaftlichen Ge- müts und äußerst zuugeufertig. Seme schöne, vokalreiche Sprache, die schön gesprochen schon gesangähnlich klingt, thut dem Ohre wohl und sollte im übrigen Europa schon deswegen bekannter sein, als sie es ist, weil die poetische Litteratnr der Italiener ziemlich reichhaltig ist. Das stolzeste Volk der romanischen Rasse ist das spanische. Seinen Stolz trägt der Spanier schon im Äußern zur Schau; er bückt sich nicht gern und arbeitel nur, wenn er muß. Sein Vaterland, das in seinen südlichsten Teilen fast tropische Vegetation hat und dort die köstlichsten Weine und Südfrüchte hervorbringt, stellt keine großen Anforderungen an seine Arbeitskraft; es bringt ihm fast von selbst hervor, was er braucht. Und der Spanier braucht wenig, da Mäßigkeit, besonders im Essen und Trinken, zu seinen Haupttugenden gehört. Betrunkene siud iu Spanien von großer Seltenheit. Die Spanier sind ebenfalls von schöner Gestalt. Die Männer tragen fast das Jahr hindurch einen Mantel, der alle Einflüsse des Klimas abhält; er ist, je nachdem er fester oder nachlässiger umgeschlagen ist, das Thermometer der Witterung. Die spanischen Frauen und Mädchen,

3. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 102

1890 - Gotha : Behrend
102 Bilder aus Süd-Europa. Nun kommt dazu ein großes Hindernis, nämlich die Religion. Der Türke ist von Natur und Gemüt sehr religiös und beachtet die Satzungen der Religion mit großer Gewissenhaftigkeit, und von diesen Satzungen ist es eine, die den Verfall des Volkes in erster Linie herbei- führt, nämlich die strenge Absonderung der Frauen. Da es nach dem Gesetz verboten ist, daß ein Türke die Frau eines andern Türken näher ansehe, so geht sie verschleiert, sieht und spricht von männlichen Personen nur ihre nächsten Verwandten, existiert gleichsam für die übrige Welt nicht. Daher kommt es, daß die eine Hälfte des Hauses, der Harem, ganz der Frau, den weiblichen Dienstboten und den Kindern gehört, damit sie kein Männerbesuch störe; in kleinen Häusern wird natürlich der größere Teil der Familie eingeräumt und oft besitzt der Mann kaum ein Empfangszimmer. Besteht das Haus aber nur aus einem einzigen Räume, wie sast überall auf dem Lande, so wird das ganze Haus Harem. In kleinen, meist von Türken bewohnten Städten kann man durch Straßen gehen, wo rechts und links nichts als hohe Mauern zu sehen sind, durch kleine Thüren schaut man nach dem Hofe, in dessen Tiefe das Häuschen steht; die Straßen sind tot, kein Verkehr, kein Handel. Die Frauen können den Männern nicht helfen, können nicht mit thütig sein in deren Geschäften, höchstens auf dem Acker; und das ist eine große Landeskalamität. Natürlich ist, daß die Frauen auch zurück- bleiben in Bildung; sie lernen nichts, sind auch nicht imstande, ihre Kinder zu erziehen. Die Türkenschulen, wenn es welche giebt, sind bodenlos schlecht. Wenige Türken bringen es zum Lesen und Schreiben der türkischen Sprache, woran auch die unseligen, für die türkische Sprache so wenig geeigneten Lettern fchuld sind, aber die sind nun einmal heilig, weil der Koran in ihnen geschrieben ist, und so ist auch dies wiederum eine Folge der traurigen religiösen Einrichtungen Aber nun kommt das Schlimmste. Die Türken sind die einzigen, die dem Sultan Soldaten stellen müssen, und zwar müssen sie 7—8 Jahre bei der Fahne bleiben; die anderen Nationen brauchen es nicht zu sein, und auch die Türken können sich mit 400 Thalern loskaufen; aber 400 Thaler haben nur sehr wenige. Ehe sie zum Militär gehen, sind sie meistens verheiratet, denn sie werden mit 21—22 Jahren aus- gehoben, heiraten aber mit 18 Jahren. Einen Brief erhalten die Frauen nie, der Mann kann nicht schreiben, die Frau nicht lesen, jahrelang erfährt sie nicht, wo ihr Mann ist. Seit dem letzten Kriege ganz besonders hat sich der muhamedanischen Bevölkerung eine° dumpfe Verzweiflung bemächtigt, der Erregung ist die tiefste Apathie gefolgt, kein vernünftiger Türke glaubt mehr an den Bestand der Herrschaft, die Erpressung der Behörden und die Rechtlosig- keit haben ihren Höhepunkt erreicht, und die darunter am meisten leiden, sind die armen Türken, denn die andern sind meist schlau genug zur rechtzeitigen Abwehr, wozu oft der Türke zu stolz ist. Das bringt mich auf eine andere verderbliche Eigenschaft im türkischen National-Charakter.

4. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 103

1890 - Gotha : Behrend
Die heutigen Türken und Griechen. 103 Es ist ein gewisser chevaleresker Stolz, der sich nie Armut dünken laßt. Die türkischen Großgrundbesitzer, der alte Fendal-Adel oder, wie er noch heute heißt, die Dere-Beys, haben einen Troß von Leuteu an sich hängen, die ihnen stets das bar einlaufende Geld, mit dem sie schon ohnehin nicht umzugehen wissen, auf jede Weise klein machen. Bei jeder Gelegenheit, bei Beschneidungen, Hochzeiten oder sonstigen seier- wichen Vorkommnissen, hält sich nun der Dere-Bey, der immer den Mauz seines Hauses hochhält, ihn oft in seiner Jugend noch gekannt, .zur Repräsentation verpflichtet. Da giebt es denn 3—4 Tage öffentliche Feste und Gelage, Ringkämpfe, Rennen, Seiltänzer, Musik u. dgl. Das Geld dazu wird vom Griechen oder Armenier geliehen zu 24—36 Procent. Zum Rückzahlen kommt es nie, und so wird nach und nach das Gut verkauft, natürlich in christliche Hände, denn wo hätte ein Türke, wenn er nicht in hohem Staatsdienst ist, Geld zum -Kaufen? 2. Der Halbmond sinkt, das griechische Kreuz steigt! Leider läßt sich über den Charakter der Neugriechen und ihre Befähigung für Kulturaufgaben auch kein günstiges Urteil fällen. Obgleich der Grieche lebendig, gewandt und mit vielen Anlagen ausgestattet ist, ist er doch listig, falsch und lügnerisch. Dem äugen- blicklichen Vorteile alles aufopfernd, denkt er nicht an die Zukunft; fein aufloderndes Feuer schlägt jeder Unglücksfall nieder, und im Glücke ist er aufgebläht und hochmütig; er ist wankelmütig, zänkisch und Hab- gierig, dabei in so hohem Grade eitel und aufgeblasen auf die Berühmt- heit seiner Vorfahren, daß es gar oft ins Lächerlichste fällt. Hierzu gesellen sich noch die Laster des Verrats, der Undankbarkeit und der Grausamkeit Seit der Anwesenheit der Deutschen und sonstigen Fremden sind die Frauen, namentlich in den Städten, bei weitem nicht mehr so schüchtern und zurückgezogen wie ehemals; nur die der geringeren Klasse beobachten immer noch die alte Sitte, sich in ihre Wohnungen einzusperren. Die Nationaltracht der Frauen ist in allen Provinzen und auf allen Inseln verschieden. Was die Männer betrifft, so stndet man unter ihnen, wenn auch nicht immer schöne, doch selten unangenehme, oft aber edle Gestalten. Sie tragen den Kopf hoch, den Körper gerade, mehr nach hinten als nach vorne übergebeugt. Ihre Haltung ist frei, ihr Betragen gewandt und ihr Gang leicht. Ihre Tracht ist schön und erinnert lebhaft an jene des Altertums; bei ihrer Schönheit ist sie gewöhnlich so reich und so sehr mit Gold- und Silberstickereien überladen, daß nicht selten eine einzige Kleidung eines vornehmen Griechen auf mehrere tausend Drachmen kommt. Bei aller Pracht der Kleidung sind doch die Griechen im allgemeinen, besonders aber in den niederen Ständen, sehr unreinlich, wodurch sehr vieles Ungeziefer erzeugt wird. Ein ge- meiner Grieche ohne Ungeziefer ist eine ebenso große Seltenheit als ein Grieche ohne Eigennutz und Falsch.

5. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 130

1890 - Gotha : Behrend
130 Bilder aus Süd-Europa. man hauptsächlich durch Eichelmast fett macht, wimmelt es im Lande. Und doch ist ihr Schinken wenig gut, weil die Tiere zu zeitig ge- schlachtet werden. Das fette Fleisch, welches man in Serbien vor- wiegend genießt, sowie die außerordentlich fett angerichteten Speisen widerstehen dem Westeuropäer. Außer guten Landstraßen hat Serbien jetzt auch eine durch das Morawathal nach Süden (Nisch) laufende Eisenbahn, welche seit kurzem soweit fortgeführt ist, daß die von Saloniki im Wardarthale auf- wärts gehende Bahnlinie erreicht ist. Durch Serbien führt also die wichtige Verkehrslinie, welche Deutschland und Österreich mit Saloniki und dem ägäischeu Meere in unmittelbare Verbindung setzt. Ein Deutscher darf es, auch ohne des Serbischen mächtig zu sein, wagen, dem Lande mit seinen slawischen Bewohnern einen Besuch ab- zustatten; denn wie südlich vom Balkan die italienische Sprache vor- wiegt, so ist hier die eigentliche Kultursprache die deutsche, die auch von dem minder Gebildeten verstanden und gesprochen wird, ein Deutsch mit österreichischer Färbung. Belgrad, die größte Stadt des Landes, liegt außerordentlich günstig an der mächtigen Donau und der reinlichen Save. Konnte es früher als der am weitesten nach Norden vorgeschobene Vorposten des Türkentnms gelten, fo hat sich das jetzt geändert. Orientalisches Wesen trifft man heute in Belgrad nicht mehr. Die alten Türken- Häuser mit ihren lauschigen Gittern, ihren kühlen inneren Höfen, ihren blnmen- und wasserreichen Gärten sind alle verschwunden. Die leer- stehenden Moscheen gehen ihrem Verfall entgegen; von den türkischen Grabsteinen sind die Turbane heruntergeschlagen. Die meisten Türken sind sortgezogen nach Süd oder Ost, und Belgrad gleicht jetzt voll- ständig einer westeuropäischen Stadt. 3. Es ist ein schönes, wohlbewässertes und fruchtbares Land, welches die Rumänen bewohnen; nur das Donauufer macht davon eiue Aus- nähme und zeigt vielfach öde und traurige Landstriche. Das niedere Volk lebt noch in großer Armut und Unwissenheit dahin. Im Gegen- satz zu den üppigen Bojaren, die den Adel des Landes bilden, ist der Bauer fast bedürfnislos. Die rumänischen Bauernhäuser sind aus Lehmziegeln erbaut und mit Stroh oder Schilf gedeckt. Man wohnt darin fast unterirdisch; denn der Eintretende muß nach Überschreitung der Schwelle erst einige Stufen hinuuter steigen, um iu den Vorraum zu gelangen, während der Hauptraum wieder em paar Stufen tiefer liegt. Die wenigsten Häuser haben für den Abzug des Rauches Essen. Bett- stellen kennt der Bauer nicht; die Familie schläft auf deu Bänken, auf dem Ofen oder dem Fußboden. An Stelle der Betten deckt man sich mit dem Schafpelz zu. Gurken, Zwiebeln und Melonen, Roggenbrot und Schafkäse bilden die stehende Nahrung des Bauern; zum Frühstück verspeist er häusig rohe, halbreise Saubohnen, die mit Salz bestreut werden. Seine Bodenerzeugnisse, die besonders in Melonen und Kukuruz

6. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 132

1890 - Gotha : Behrend
132 Silber aus Süd-Europa. Menge vorhanden ist, kommt doch selten ein gutes Stück Fleisch auf den Tisch. Brei aus Maismehl und Wasser spielt, wie überhaupt in den südlichen Ländern, auch hier eine Rolle. Als besondere Leckerbissen werden gebackene Schnecken angesehen. Bei der Bereitung der Speisen kommt viel Paprika zur Verwendung. Außer Branntwein wird viel ein- heimischer Wein getrunken, den der Rumäne mit Wasser vermischt ge- meßt. Auf die Zubereitung desselben wird jedoch viel zu wenig Sorg- falt verwendet, weshalb er sich nicht über ein Jahr hält und manchmal so wenig Farbe hat, daß er hell wie Brunnenwasser aussieht. Immer wird, wenn man in einer rumänischen Familie seinen Besuch macht, die Cigarette angeboten. Auch Damen rauchen solche und verstehen sie eben- so geschickt zu drehen wie die Männer. Unter den kirchlichen Festen wird das Osterfest besonders glänzend gefeiert. Man bereitet sich darauf durch ein sechswöchentliches Fasten vor, spricht aber nachher schon am ersten Tage des Festes den langenlbehrten Genüssen in so unmäßiger Weise zu, daß am zweiten Feiertage fast jedem übel zu Mute ist. Die Rumänen sind in geistiger Beziehung ein gut beaulagtes, ein- sichtiges Volk, dem aber die rechte Ausdauer und Gründlichkeit abgeht. Unter den Kansleuteu Rumäniens gelten die Griechen als besonders gewandt und schlau. Die Handwerker sind in den meisten Fällen Deut- sche. Sie würden sich viel besser stehen, wenn nicht unter der ver- mögenden und gebildeten Klasse des Volkes die Unsitte bestände, Möbel, Kleider, Wagen und dergl. aus Paris, Wien und Pest kommen zu lassen. Tausende von Zigeunern sind im Lande ansässig und leben in Dörfern beisammen. Noch immer setzen sich alle Musikbanden des Landes vor- wiegend aus Zigeuueru zusammen. Mit einem gewissen Stolze spricht der Rumäne von der Hauptstadt seines Landes, die seit 1881 eine königliche Residenz ist. Bukarest liegt in einer weiten Ebene an dem schmutzigen Flusse Dimbowitza. Die Stadt ist so umfangreich wie Berlin, hat etwa 180 000 Ein- wohner, die in 16 000 Häusern wohnen und 140 griechische, römische, evangelisch-lntherische und jüdische Kirchen besuchen. Ähnliche Zahlen- Verhältnisse findet man selten. Besteigen wir den Hügel, auf welchem die Metropolit au- Kirche sich erhebt, Bukarest weithin überragend. Von hier ans wird die Stadt am häufigsten aufgenommen, denn nirgends gewährt sie ein schöneres Bild. Es ist ein eigentümlicher Anblick, reizend in Fülle und Mannigfaltigkeit. Prächtige Paläste, ein weites Häusermeer, einen Fluß, welcher sich hindurchzieht, großartige Kirchen, alles das haben die Hauptstädte unserer civilisierten Länder auch aufzuweisen, und wir haben diesen zusammengedrängten Massen, in denen kein Einzelbild sich sondert und doch auch keine künstlerische Idee das zusammengeschobene Chaos beherrscht, niemals Interesse abgewinnen können. In der Schöpfung von Bukarest waltete aber nicht die Notwendigkeit und die Spekulation, sondern Neigung und Lauue. Mit dem Räume ist nirgends gespart worden — weit genug dehnen sich ja ringsum die Steppen. Hier entstand ein Palast, dort eine Hütte; hier wurde ein

7. Deutschlands Kolonieen - S. 38

1889 - Gotha : Behrend
38 Deutschlands Kolonieen. [302 lieferungen und Sagen, sowie ihre strenge Geschlechtsordnung, welche inbezug auf Reinheit und Adel der Abstammung die größte Strenge walten läßt. In ihrer äußeren Erscheinung sind die Kamerunvölker große, kräftige Gestalten von kaffeebrauner bis fchwarz-brauner Hautfarbe und guter Muskelbildung. Die Kleidung zeigt bei den Küstenvölkern bereits europäischen Einfluß, besteht dagegen bei den Binnenvölkern der Hauptsache nach aus einem Lendentuch, zu welchem manchmal noch ein mantelartiger Überwurf tritt. Das Haar tragen die Männer kurz geschoren, die Frauen flech- ten es in zahlreiche zierliche Zöpfchen und reiben es mit Palmöl ein. Schmucksachen lieben sie sehr und tauschen gegen ihre Landeserzeugnisse gern Glasperlen und europäische Kleidungs- stücke, Hüte, Stulpen :c. ein. Perlenketten, Arm- und Fuß- ringe aus Messing, Ohrringe und andere Ohrgehänge sind sehr beliebt. Bei Festlichkeiten erscheinen besonders die Frauen in reichem Schmuck, mit allen Arm- und Fußbändern, welche sie be- sitzen, und mit schweren messingenen Fußringen, die sie zuweilen über weiße Strümpfe anlegen, welche bis über das Knie reichen. Am prächtigsten geputzt erscheint die Dualla-Frau beim Hochzeits- zuge, wenn sie den Weg vom Vaterhaus zum Hause ihres Gatten antritt. Sie ist dann oft wie mit einem Perlenpanzer bedeckt. b) Wohnung. Die Duallas wohnen in großen, freundlich aussehenden Dörfern, welche sich durch Reinlichkeit in den Straßen und Dörfern auszeichnen. An Stelle der Lehmhütten, welche anderen Negerstämmen zur Wohnung dienen, sind hier Hütten aus Flechtwerk getreten, welche aus einem etwa meterhohen Untergrunde von festgestampftem Lehm ruhen. Die Wände sind mit den Schalen der Bananenstämme überkleidet, und das schräg aufsteigende Dach mit Palmblättern überdeckt. In der Mitte der Langseite des Hauses befindet sich der Eingang, der durch Matten oder eine Bretterthür verschlossen werden kann, am Tage aber offen bleibt, um dem Licht den Eingang zu gestatten, da Fenster fehlen. Eine Familie bewohnt gewöhnlich mehrere Hütten, die nahe aneinander gebaut sind. — Einflußreiche und reiche Neger, wie auch die „Könige" haben sich hölzerne Häuser erbaut, welche auf 1^ bis 2 m hohem Lehmgrunde oder auf Pfählen ruhen, große Fenster, eine Thür, welche sich in den Angeln dreht, sowie eine Veranda aufweisen und im Innern häufig mit europäischem

8. Deutschlands Kolonieen - S. 39

1889 - Gotha : Behrend
303] Die deutschen Kolonieen in Afrika. 39 Hausrat ausgestattet sind. In diesem Hause wohnt der Häuptling mit seiner bevorzugten Ehefrau, während die übrigen Frauen und die Kinder in einer nahegelegenen langen Hütte (mit vielen Thüren und Räumen) untergebracht sind. Die Sklaven wohnen in be- sonderen kleinen Hütten. Die Hütten sind mit Palmengrün und Gruppen von Kultur- pflanzen umgeben. In dem nahen Buschwerk und auf den Gras- flächen treiben kurzbeinige Ziegen, langhaarige Schafe, spitzrüsselige Schweine, große Enten und kleine Hühner ihr Wesen. Dazu kommen an Haustieren noch furchtsame Katzen und scheue, haß- liche Hunde. c) Nahrungsquellen. Die Gebirgsbewohner und viele Be- wohner des Binnenlandes treiben in erster Linie Ackerbau. An den Ufern der Flüsse dehnen sich in der Nähe der Dörfer große, Herr- liche Fruchtfelder aus, welche lohnenden Ertrag abwerfen. Auch beschäftigen sich diese Binnenvölker mit allerlei Handarbeit, schnitzen Geräte und Schmucksachen aus Holz und Elfenbein und verfertigen Koch- und Trinkgefäße aus Thon. — Die Küstenbewohner und Anwohner der großen Flüsse dagegen treiben lediglich lohnenden Handel. Der freie Dualla namentlich hält jede Handarbeit für schimpflich und überläßt die Bestellung der Fruchtfelder seinen Weibern und Sklaven. Mit großem Eifer suchen diese schwarzen Handelsleute es zu verhindern, daß die Weißen mit den Binnen- Völkern unmittelbare Handelsverbindungen anknüpfen. Die Europäer empfangen daher, wie in Togoland und anderen Küstengebieten, die Ausfuhrprodukte oft erst aus dritter Hand. Die einflußreichsten und reichsten Handelsleute unter den Eingebornen sind die beiden Könige Bell und Aqua. Sie unternehmen nicht selten weite Handelsreisen und legen ist ihren übrigens streng abgegrenzten Handelsgebieten große Faktoreien an. So hat deren viele König Bell im Gebiete des Mungo. Ihre Waren bringen die Ein- gebornen entweder zu den europäischen Faktoreien oder nach den Hu lks. Dieses sind abgetakelte — meist alte — Schiffe, welche im Flußbett verankert werden, und auf welchen die Weißen sich häuslich eingerichtet haben. Der untere Schiffsraum dient als Warengelaß, das Zwischendeck als Kaufplatz, die Kabinen sind in Wohnzimmer verwandelt, und das überdachte Hinterdeck wird als Speisesaal benutzt. Die Eingebornen bringen Palmkerne, Palmöl, Elfenbein und Gummi auf den Markt, wogegen die deutschen

9. Deutschlands Kolonieen - S. 69

1889 - Gotha : Behrend
333] Die deutschen Kolonieen in der Südsee. 69 und Fische. Gebrannte Kochtöpfe und Wasserbehälter sind ihnen nicht unbekannt. Ihre Wohnungen sind am Meere und an den Flüssen Pfahl- bauten, welche entweder durch eine schmale Brücke mit dem Lande verbunden sind oder durch Kanoe und Bambusleiter erreicht werden. Wahrscheinlich hat die Furcht vor feindlichen Überfällen zu dieser Bauart geführt. Mit ihren Waffen aus Stein, Holz, Horn und Muscheln erinnern diese Häuserbauten an die Pfahl- bauten aus der Steinzeit in der Schweiz. Im Innern des Landes trifft man Dörfer von 20 bis 30 Hütten, die von Kokospalmen, Bananen und Zierpflanzen beschattet und vom Urwald umschlossen sind. Die kleinen Hütten mit dem seitlich gerundeten, breiten, stumpfwinkligen Dache zeigen im Innern die einfachste Einrichtung mit einer Feuerstätte. Sie dienen der Familie zur Schlafstätte und Unterkunft bei schlechter Witterung. Die ledigen jungen Männer wohnen in einer besonderen, geräumigen Hütte, die man als „Junggesellenhaus" bezeichnet hat und die im Innern nicht selten allerlei Schmuck und Schnitzwerk birgt. Obwohl die Anwohner der Flüsse und Meeresküste die Fische als Nahrungsmittel wohl zu schätzen wissen, sind die Papuas doch im allgemeinen mehr auf Pflanzenkost angewiesen und müssen demgemäß der Pflege des Landbaues einige Aufmerksamkeit zu- wenden. Doch wird diese Arbeit nur von den Frauen geleistet. Der Anbau von Reis, Aams und Zuckerrohr, sowie die Pflege der Kokospalme, Sagopalme und Banane ist ihnen wohlbekannt. Die Männer führen ein Faulenzerleben und sind jeder ernsten Arbeit abgeneigt, deshalb auch zu Plantagenarbeiten nicht zu ge- brauchen. Der Grundcharakterzug ist bei den Papuas in Kaiser- Wilhelms-Land Gutmütigkeit, Zufriedenheit, Ehrlichkeit und Fried- lichkeit. Nur einmal ist es auf einer Station zu feindseligen Äußerungen der Eingebornen gegen die Weißen gekommen. Sie haben schnell gelernt mit den Weißen umzugehen, mit ihnen zu feilschen und zu schachern, nur nicht, für sie zu arbeiten. Der Umstand, daß die Weißen auf einzelnen Stationen Weiber und Kinder mitgebracht haben, bürgt den Papuas für die friedliche Absicht der Fremden. Ihre Religion ist ein Ahnenkultus. Der Schädel des Ver- storbenen, des Freundes und des Feindes, wird zum Hausgötzen,
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