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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 29

1836 - Eisleben : Reichardt
Vorbegriffe. 29 Verschiedenheit der Menschen in der Lebensart und Bildung. §. 48. In Rücksicht der Lebensart theilen sich die Menschen nach der Art, wie sie sich ihren Unterhalt verschaffen, in solche die entweder von der Zagd und Fischerei, oder von der Viehzucht, oder von dem Acker-- bau leben, — und nach der Art ihre Wohnung in solche, die keine festen Wohnungen haben, sondern ge- wöhnlich mir ihren Viehheerden herumziehen (Noma- den), oder in solche, die feste Wohnungen besitzen (An- sässige), mit dem Unterschiede, daß diese entweder in bloßen Hütten oder Häusern bestehen. — Zn Hinsicht der Kultur oder Bildung giebt es Wilde, die bloßvonzagdundfischereileben,Halb- kultuvirre oder Barbaren, die hauptsächlich Vieh, zucht treiben, und Gebildete, Civilisirte, welche nicht allein Ackerbau, sondern auch Handwerke, Fabri- ken, Handel, Künste und Wissenschaften unterhalten. Eine kleinere oder größere Anzahl von Wohnun, gen oder Häusern nennt man entweder Weiler oder Dorf (beide gewöhnlich von Bauern bewohnt), oder Flecken, auch Marktflecken (wo nicht bloß Dauern, sondern auch Handwerker und Kaufleute wohnen), oder Städte, die oft mit Mauern und Thoren versehen sind, und deren Einwohner Bürger heißen und sich hauptsächlich von Handwerken, Fabriken und Handel ernähren. Vorstadt ist eine Anzahl von Häusern, die außerhalb der Stadtmauern oder Stadtthore liegen. Hauptstädte heißen Städte, wo die höchsten obrig- keitlichen Beamten ihren Sitz haben; Residenzstädte, wo der Landesherr seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, Bergstädte, deren Einwohner sich vornehmlich vom Bergbau (Gewinnung der Mineralien) ernähren; Han- delsstädte, wo das vorzüglichste Gewerbe der Handel und Seestädte, wo, durch die Lage am Meere, das vorzüglichste Gewerbe der Seehandel ist. Feste Städte und Festungen nennt man Oerter, die mit Mauern, Graben, Wällen und andern Festungswerken versehen sind. Was die Gewerbe der Menschen betrifft: so giebt es 3 Klassen, die erzeugende (producirende),

2. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 296

1836 - Eisleben : Reichardt
296 Salomonsinseln oder Neugeorgien rc. gewöhnlichen Australischen Produkten des Pflanzen- reichs, worunter die Brodfrucht die erste Stelle einnimmt. Die Einwohner gehören zur negerartigen Nace, ge- hen nackt und haben zu Dörfern vereinigte Wohnungen und ordentliche Anpflanzungen von Nahrungsgewächsen, so daß sie in der Kultur weiter vorgeschritten zu seyn scheinen, als die übrigen Papuas. Die Hauptinsel heißt Santa Cruz. Die Salomonsinseln oder Nengeorgien. Die meisten dieser Inseln, welche in der heißen Zone, nordwestlich von dem Santa Cruz,Archipel lie- gen, sind von hohen Gebirgen durchzogen, haben aber einen an den gewöhnlichen Australischen Produkten sehr fruchtbaren Boden. Die Einwohner gehören größtenteils zu den Papuas oder negerartigen Race, gehen nackt und wohnen in Hütten, die jedoch zu Dör- fern vereinigt sind, und zeigen eine vorzügliche Geschick, lichkeit im Bau ihrer Piroguen, wiewohl sie nur höchst unvollkommne Werkzeuge besitzen. Die Hauptinsel heißt Isabell. Die Louisiade. Eine Gruppe kleiner Inseln, die in der heißen Zone, südwestlich von den Salomonsinseln und südöst- lich von Neuguinea liegt. Sie erschienen den Europäi- schen Seefahrern, wovon jedoch keiner angelandet hat, voller Berge und fruchtbar. Am Ufer sah man viele Wohnungen der zahlreichen Einwohner, die nackt gin« gen und zu der negerartigen Race gehören. Neuguinea. Diese größte unter den Australischen Inseln liegt nördlich von Neuholland, von dem sie durch die Tor- resstraße geschieden wird, und östlich von den Mo- lucken, in der heißen Zone, und gehört zu den unbe- kanntesten dieses Erdtheiles, wiewohl sie, wenn man die Marianen ausnimmt, der von den Europäern zu- erst entdeckte Theil Australiens ist. Sie hat eine be- sondere Gestalt, indem an der Nordwefiseite zwei Halb- inseln auslaufen, die durch schmale Landengen mir ein-

3. Bd. 3 - S. 544

1838 - Eisleben : Reichardt
544 Australien. warme Freund drr Neuseeländer, Samuel Marsden, Senior-Ka- plan der Brittischen Kolonie in Neusüdwales vorzüglich bei. Muth- voll, ohne sich durch die vielen bekannten Beispiele von bewiesener Grausamkeit der Neuseeländer abschrecken zu lassen, begab er sich 1814 in Begleitung einiger Gehülfen, nach Neuseeland und begann das schöne Werk, diese rohen Kinder der Natur für Gesittung und für das Christenthum zu gewinnen. Rangihoua, ein Neuseeländi- sches Dorf an der Nordwestseite der Jnselbai, welches unter der Herr- schaft des Marsden schon bekannten Häuptlings Tuatara stand, war der Ort, wo er die erste Mission errichtete, die Anfangs mit vielen Schwierigkeiten und Gefahren zu kämpfen hatte, sich aber doch er- halten hat und seitdem sind nun sowohl von der Anglikanischen als Wesleyianischen oder Methodisten - Missionsgesellschaft mehrere andere Missionsstationen errichtet worden, wobei sich uf Europäische Art er- baute Hauser, Kapellen, Schulen, Gürten und Felder befinden, und die zum Christenthum bekehrten Neuseeländer, welche zugleich die Eng- lische Sprache und Gebrauche angenommen haben, steinerne, getünchte und gemalte Hauser bewohnen. 1832 enthielten die damaligen 4 Niederlassungen der Missionare der Anglikanischen Gesellschaft 320 Eingeborne von meist 16 Jahren, und der sonntägige Gottesdienst war stets sehr besucht. Diese 4 Niederlassungen hießen Rangihoua, die älteste, welche nach Tcpuna verlegt werden soll, Kerikeri, Pai- hia und Waimate. Ehe die letztere, welche 1830 errichtet wor- den ist, entstand, waren die Missionare auf die Küsten beschränkt, und sie konnten es nicht dahin bringen, weiter landeinwärts festen Fuß zu fassen. Und doch war dies, wenn das Geschäft größere Aus- dehnung gewinnen sollte, durchaus nöthig; denn die Missionare muß- ten viele Meilen weit gehen, ehe sie ein Dorf der Eingebornen er- reichten. Diese hatten sich beinahe 15 Jahre lang geweigert, den Missionaren einen Wohnplatz bei ihren Dörfern im Innern einzu- räumen, und die Missionare hatten allmahlig den Gedanken daran aufgegeben. Indessen zeigte sich unerwartet eine gänzliche Verände- rung in den Ansichten der Häuptlinge und anderer einflußreichen Personen. Sie kamen jetzt von selbst, die Missionäre einzuladen, sich im Innern niederzulassen, und diese wählten die Gegend am Waima- flusse, und erbauten hier, nachdem Grund und Boden den Eingebor- nen von der Missionsgescllschaft förmlich abgekauft worden war, die neue Station Waimate, welche eine herrliche Lage hat, sich im Mittelpunkte einer zahlreichen Bevölkerung von Eingebornen befindet, so daß zahllose Dörfer derselben sich dem Blicke nach allen Richtun- gen darbieten. Nach allen Wohnplatzen der Eingebornen, ^welche mit Waimate in Verbindung stehen und zum Theil bis auf 7 M. weit nach S. W. entfernt sind, haben die Einwohner Straßen durch die Wälder gehauen, um den Missionären die Besuche bei ihnen zu er- leichtern. In den meisten dieser Dörfer sind Kapellen errichtet wor-

4. Bd. 3 - S. 567

1838 - Eisleben : Reichardt
Carolinen. 567 mit sich fuhrt, sie genießen in Frieden die Fruchte ihres Bodens. Kein Walaner zeigte vor unsern Augen irgend eine barbarische Sitte und auch keins ihrer Werkzeuge ließ deren vermuthen. Wir sahen bei keinem Walaner irgend eine Spur, daß er Feinde habe oder furch- te, keins seiner Werkzeuge sah so aus, als wenn es zur Vertheidi- gung dienen sollte; aus eine isolirte Insel gebannt, die weit entsernt von der ganzen übrigen Erde liegt und die alles das darbietet, was zu den Nothwendigkeiten des Lebens gehört, haben die Eingebornen nie ein Interesse gehabt, sich ihren fernen Nachbarn zu nähern und ver- bringen ihr Leben in einer völligen Unwissenheit, daß sie es besser ha- den könnten. Ihr außerordentliches Erstaunen, worin sie bei unserer Ankunst geriethen, die Aufmerksamkeit, mit welcher sie unsere Hand- lungen begleiteten, und die Unbekanntschast mit allem, was wir an und um uns hatten, bewies, daß wir die ersten Europäer waren, die sie gesehen oder wenigstens in ihrer Nahe gehabt hatten. Der An- blick unserer Korvette, unsre Kleidung, unser Betragen, unsre weiße Farbe, schienen ihnen so etwas Unerhörtes und Neues, so etwas mit allem, was ihnen eigenthümlich war, Widerstreitendes zu haben, daß sie jeden Augenblick ein neues Wunder vor sich zu sehen glaubten." Die Bewohner von Ualan unterscheiden sich durch Wuchs und Physiognomie unter einander; sie scheinen aus 2 streng geschiedenen Klassen zu bestehen, den Urosses oder dem Adel, der sich durch eine treffliche Körperbildung auszeichnet, und dem gemeinen Mann, gegen den die Natur in dieser Hinsicht weniger freigebig gewesen ist. An der Spitze der Negierung steht ein oberster Häuptling — Urosse tone, aber außer ihm giebt es noch viele andere Häuptlinge, Uros- ses ohne Beiwort, die entweder einzelne Bezirke verwalten oder die Person des obersten Uro sse in der Hauptstadt oder Hauptdorse Lel6 umgeben. Die Hütten in diesem Dorfe, so wie alle, die man aus Ualan sieht, sind 40 F. hoch und von einer verhältnismäßigen Lan- ge, höchst leicht gebaut und ihre hohen Dächer bloß mit Blattern ge- deckt. Was die Franzosen unter den Kunstwerken der Insulaner am meisten in Erstaunen setzte, waren ihre Pot oder die steinernen Mauern von ansehnlicher Höhe und von so mächtigen Steinen aus- geführt, daß ihre Vorrichtung bei der Unvollkommenheit der Werkzeu- ge ihnen eine unsägliche Mühe gemacht haben muß. Durch diese Mauern wird das Dorf Lei 6 in ordentliche Quartiere und Gassen getheilt. Sowohl die Dicke dieser Blöcke als die Höhe der Mauer, die 15—20 F. betragt, ist aber so auffallend, als ihre Gest-ilt, in- dem sie stellenweise Vierecke einschließt, die mit Bananen oder Kokos- blattern gedeckt sind. Die Französischen Reisenden dursten diesen Vierecken nicht sich nähern, und es scheint, daß hier die Grabmäler der Urossen und die Heiligthümer des Volks zu suchen sind., Gast- freundschaft wird nirgends in höhcrm Grade geübt als aus Ualan; sie geben willig alles, was sie haben, ohne dafür eine Vergeltung zu 1

5. Bd. 3 - S. 158

1838 - Eisleben : Reichardt
158 Amerika. auch die herrschende geworden, alle Staats- und gerichtlichen Verhand- lungen geschehen nur in der Englischen Sprache, und alle Verord- nungen werden in derselben abgefaßt. Sie ist die Sprache des ge- meinen Lebens und wird daher von den meisten andern eingewanderten Europäern verstanden und gesprochen, indem diese gewöhnlich sich in einer Reihe von Jahren ihrer Muttersprache entwöhnen. Die Anglo-Amerikaner haben nicht den gleichförmigen Charakter, den man bei denjenigen Nationen bemerkt, welchen die Zeit und das lange Bestehen von Einrichtungen ein eignes Gepräge gegeben haben. Ihre Physiognomie ist überhaupt so mannigfaltig, als ihr Ursprung verschieden ist. Der Franzose, der Irländer, der Engländer, der Schott- lander, der Deutsche, der Schweizer rc. haben jeder hier in ihrem neuen Vaterlande einige Spuren von dem Gepräge behalten, welches ihrem ersten Vaterlande angehört. Es ist jedoch ein großer Unterschied zwi- schen den Bewohnern der Seestädte und der Städte des Innern. Die erstem gleichen völlig den Bürgern der großen Europäischen Städte und zeigen allen Luxus einer hoch gestiegenen Civilisation. Die Ein- wohner des Innern, die ein Landleben führen, genießen das Glück, welches die Ausübung der gesellschaftlichen Tugenden in ihrer Reinheit verschaffen muß; denn da herrscht eheliches Glück, und eheliche Untreue ist beinahe unbekannt, Ehescheidungen ungewöhnlich, das väterliche Ansehen wird heilig gehalten, und Bettelei und Diebstahl sind äußerst selten. Eine von den Eigenschaften, welche am meisten diesen Theil der Bevölkerung auszeichnet, ist die Menschenfreundlichkeit und das Mitleiden gegen den Unglücklichen, fo wie Gastfreundschaft gegen den Fremden. Wer sich aber die Amerikanischen Landbewohner etwa wie Deutsche Bauern dächte, würde sehr irren, und es ist in Kleidung und im Benehmen fast kein Unterschied zwischen dem Städter und dem Landbewohner. Überhaupt findet in den Vereinigten Staaten der Unterschied zwi- schen Städten, Marktflecken, Dörfern rc. wie in Europa nicht Statt. Alle Ortschaften (die einzelnen Landwirthschaften, Farms, ausge- nommen) sind im Grunde Städte, jedoch ohne Mauern und ohne besondere Vorrechte. Sie sind regelmäßig angelegt, und neue Städte schießen, wofern die Lage Vortheilhaft genug ist, oft wie die Pilze em- por, und manche neu angelegte Stadt, die im Anfange aus wenigen Häusern besteht, erscheint schon nach wenigen Jahren als ein blühen- der Ort mit einer Bevölkerung von mehreren tausend Seelen *). Das flache Land hat keine geschlossenen Dörfer, wie man sie in Europa findet, sondern Townships (Taunschipps) d. h. eine Anzahl von Pflanzungen, die einen Raum von etwa 1£ Um. einnehmen. Auf *) Von dem schnellen Aufblühen der Städte führen wir nur als Beispiel die Stadt Buffalo an, die am Eriesee liegt, 1812 noch ein ganz unbedeutender Ort war, und jetzt schon 12—20,000 E. hat.

6. Bd. 3 - S. 258

1838 - Eisleben : Reichardt
258 Amerika. *' Herr ist verbunden, für die Pflege der kranken Neger zu sorgen, da- her hat jede ordentlich eingerichtete Plantage ein zu einem Hospitale bestimmtes Gebäude. Unter einem Theile der Neger hat das Christenthum Eingang gefunden, vorzüglich durch die Bemühungen der Mahrischen Brüder und Methodisten. Ein großer Theil aber ist noch dem Heidenthum ergeben und glaubt an Zauberer und Beschwörer, die sie Obiah- Manner und Obiah-Weiber nennen. Diese besitzen gewöhnlich eine sehr gute Kenntniß von giftigen, in Westindien wachsenden Krau- tern, welche sie häufig andern, die von ihnen Zaubermittel verlangen, geben, um sie gegen diesen oder jenen zu gebrauchen. An dem Aber- glauben hangen sie überhaupt so fest, daß selbst viele von ihnen, die sich zur christlichen Religion bekennen, doch in allem, was sie selbst betrifft, sich nie von dem abergläubischen Vertrauen losmachen können, das sie in die Macht der Todten, der Sonne, des Mondes setzen, ja selbst in Steine und Erde von Gräbern, die sie in Flaschen in ihren Garten aufhangen. Auf Hayti ist unter den Negern als die allein herrschende und Staatsreligion die Römisch-katholische eingeführt. Seit der Ankunft der Europäer auf den Westindischen Inseln hat' sich der Kulturzustand derselben gänzlich verändert. Man sieht jetzt da, wo sonst undurchdringliche Waldungen und elende Hütten der Ureinwohner sich befanden, zahlreiche, schön geordnete und mannigfal- tige Pflanzungen mit Wirthschaftsgebäuden, Dörfer, Flecken und Städte, deren Hasen voll von Schiffen der Europäer sind. Diese in West- indien durch die Europäer eingeführte Kultur bereitete ihnen eine Menge neuer Genüsse, trug sehr zur Veränderung der Lebensweise bei und gab ihrer Industrie, ihrem Handel und ihrer Schifffahrt einen neuen Schwung und eine größere Ausdehnung. Doch hat sich jetzt, vorzüglich auf den kleinern Antillen der Ertrag und Gewinnn der Kul- tur vermindert, da der Anfangs so fruchtbare Boden durch die Unter- lassung der Düngung und dadurch, daß man, ohne zu wechseln, immer einerlei Gewächse auf demselben Boden bauete, äußerst er- schöpft ist. Die Hauptkultur besteht in Westindien nicht wie in Europa in der Landwirthschaft, sondern im Plantagenbau oder in der Gewinnung der schätzbaren Kolonialwaaren, besonders des Zuckers, des Kaffees und der Baumwolle, welche die Stapelwaaren Westindiens ausmachen, wozu einige minder wichtige, als Indigo, Kakao, Roucou, Tabak, Pi- ment rc. kommen. Alle übrigen Kulturzweige sind dem Plantagenbau untergeordnet, und dienen bloß zum Behuf desselben. Unter einer Plantage oder Pflanzung versteht man einen dem ersten Anbauer verwilligten und von ihm auf seine Nachkommen übertragenen Strich Landes, wovon der größte Theil zum Anbau irgend einer der Kolonial- waaren benutzt wird; ein kleiner Theil ist den Viehweiden, ein anderer der Erzeugung der für den Unterhalt der Sklaven nöthigen Landesgewächse

7. Bd. 3 - S. 464

1838 - Eisleben : Reichardt
464 Amerika. Dieser Kampf dauert so lange fort, bis beide Theile sich dermaßen durchgedroschen haben, daß sich von der einen wie von der andern Seite kein Liebhaber mehr findet, worauf die Streitigkeit geschlichtet ist und die Gegner nach verschiedenen Seiten ruhig abstehen. Nur die ungewöhnlich harten Schädel der Indianer können die Schlage er- tragen, die bei solchen Gelegenheiten auf ihre Köpfe herab regnen. Die Weiber ermangeln bei dergleichen Gelegenheiten nicht, dem Bei- spiele der Männer zu folgen. Sie fallen sich unter gräßlichem Ge- heul mit Nageln und Zahnen an, zerkratzen und zerbeißen sich gegen- seitig, reißen sich bei den Haaren an der Erde hin, zerren und schla- gen sich im Staube umher. Die Männer aber berühren sich nie mit den Händen, sondern fechten ihre Sache bloß mit ihren Stangen aus. Auch gehören die Botocudos zu den wenigen Jndianerstämmen, welche die abscheuliche Gewohnheit des Menschenfressens noch immer nicht gänzlich abgelegt haben. Doch sollen nicht alle Stämme der- selben dieser unmenschlichen Gewohnheit ergeben seyn, sondern bloß der Hauptstamm das Fleisch der getödteten Feinde verzehren. Indeß läug- nen gefangene Botocuden dies, und auch mehrere Reisende der neuesten Zeit sprechen sie von dieser schändlichen Gewohnheit frei. Insbeson- dere bestreitet Saint Hilaire, ein Franzose, der in der gelehrten Welt durch seine Naturforschungen bekannt ist, und in der neuesten Zeit sechs Jahre lang das Innere Brasiliens durchreist hat, die ge- wöhnliche Behauptung, daß die Botocudos Menschensteisch essen, und spricht sie ganz davon frei. Ein Botocude, der seine Wälder ver- lassen und hierauf mehrere Jahre in Diensten des St. Hilaire gestan- den hatte, verwarf die Beschuldigung seiner Landsleute der Men- schenfresserei . als eine Lüge, die von den Portugiesen ersonnen worden sey, um einen Vorwand zu haben, seiner Nation zu schaden, und fügte zu gleicher Zeit hinzu, daß der Gebrauch seiner Landsleute, die Leichname ihrer Feinde in kleine Stücke zu hauen, zu jener Verläum- dung Anlaß gegeben habe. Ausgemacht ist es jedoch, daß sie noch auf der allerniedrigsten Stufe der Kultur stehen; und sie haben es bis jetzt vorgezogen, frei und ungebunden in ihren Urwäldern umherzustreifen, als sich den Portugiesen auf irgend eine Weise zu nähern. So viele Versuche auch diese machten, sie auf gütige oder gewaltsame Art zu unterjochen, scheiterten sie doch an dem Freiheitsgefühle dieser Naturkinder, die da- her auch alle Pflanzungen zerstörten, welche man in der Nähe des Landstrichs, den sie als ihr Eigenthum ansprechen, anlegen wollte, und schonungslos alles tödteten, was ihnen in den Wäldern oder auf ihren Streifzügen begegnete. Die Regierung beschloß daher, diese hartnäckigen Feinde zu unterwerfen, man erlaubte sich die schrecklich- sten Maßregeln gegen dieselben, und ertheilte den grausamen Befehl, jeden Botocuden, dessen man ansichtig würde, wie ein wildes Thier nieder zu schießen; allein mit derselben Grausamkeit, womit sie seit dieser

8. Bd. 3 - S. 164

1838 - Eisleben : Reichardt
164 Amerika. zweier Menschenklassen in dem freien Amerika, die an diesen allgemei- nen Menschenrechten keinen Antheil haben und dies sind die Neger- sklaven und die Redemptioners. Der größten Freiheit steht also hier der größte Kontrast gegenüber. Sklaven unter freien Menschen! Ein Volk, welches durch seine Revolution aussprach, daß es nichts schrecklicheres kenne, als freiwillige Knechtschaft, gestattet die noch weit furchtbarere Knechtschaft, die unfreiwillige. Der Negersklave entbehrt der Menschenrechte und ist ganz der Willkühr seines Herrn überlassen. Auf entlaufene Sklaven schießt man, wie auf das Wild und Empö- rung oder Selbstrache wird gewöhnlich sehr grausam bestraft. Und solcher Negersklaven giebt es noch über 2 Millionen in den vereinigten Staaten, doch finden sich diese nur in den südlichen und mittlern Staaten (am zahlreichsten in Virginien, Nord- und Südkarolina, Ma- ryland, Georgia, Kentucky, Tennessee, Alabama und Louisiana), hin- gegen in den nördlichen Staaten sind alle Sklaven für frei erklärt. Übrigens aber versichert man, daß die Sklaven hier im Ganzen milder als in andern Landern behandelt werden und daß man ihnen häufig die Freiheit schenke. Doch fehlt es auch nicht an Beispielen von har- ter und grausamer Behandlung derselben. So sagt der Herzog Bern- hard von Weimar in seiner Reisebeschreibung bei Gelegenheit seines Aufenthalts in Neu-Orleans: „der Greuel ist gräßlich und die Roh- heit und Gleichgültigkeit, welche die Gewohnheit-in den weißen Men- schen erzeugt hat, unglaublich. Wenn man hier einen Hausneger züchtigen lassen will, so schickt man ihn mit einem Billet, in welchem die Anzahl der Schlage, die der Überbringer bekommen soll, angegeben ist, in das Negergefangniß. Hier empfangt er feine Strafe und eine Bescheinigung, die er feinem Herrn mitbringen muß. Zuweilen erhalt der Unglückliche die Züchtigung, indem man ihn, das Gesicht unten, platt auf die Erde ausspreizt, und Hände und Füße an 4 Pfahle befestigt. Diese scheußliche Bestrafungsart ist vorzüglich auf den Plantagen üblich. Überhaupt wird auf den Plantagen eine grau- same Disciplin gehandbabt. Wer daher unter seinen Haussklaven Sub- jekte hat, die er einer besondern strengen Zucht unterwerfen will, der vermiethet oder verkauft sie auf die Plantagen." Noch müssen wir einige Worte von den Redemptioners (L oskaufling e) beifügen. Man nennt fo arme Einwanderer aus Europa, die zur Bezahlung ihrer Überfahrtskosten von den Schiffs- herrn so lange vermiethet oder vielmehr als Sklaven verkauft werden, bis der Überfahrtspreis abverdient ist. Diefe haben ein noch weit härteres Loos als die Negersklaven; deün da der Verkauf dieser Men- schen nur auf eine Zeitlang gültig ist, so sucht der Käufer aus sei- nem Redemptioner fo vielen Nutzen zu ziehen, als nur immer möglich, und sein Zustand ist daher gewöhnlich schlimmer, als der des Neger- sklaven, denn für letztere wacht wenigstens der Eigennutz, da er zu hohen Preisen angekauft worden ist.

9. Bd. 3 - S. 166

1838 - Eisleben : Reichardt
166 Amerika. 15,000 Menschen stark, wohnten in den Staaten Mississippi und Alabama und hatten schon einige bedeutende Schritte in der Civilisation gemacht, lebten in Städten und Dörfern und beschäftigten sich mit Ackerbau und Viehzucht, wurden aber schon 1832 zum Auswandern auf die Westseite des Mississippi genöthigt. Hingegen von den Creeks waren 1836 erst 3600 und von den Cherokees oder Tscherokesen erst 6000 ausgewandert, und 1836 befanden sich noch 21,000 Creeks und 18,000 Cherokees auf der Ostseite des Mississippi in ihren Re- servatgcbieten in den Staaten Georgia, Alabama und Tennessee. Sowohl die Creeks als die Cherokees haben sich in den letzt verflos- senen zwanzig Jahren mehr und mehr der Civilisation genähert, vor- züglich die Cherokees, die nicht allein in dem Ackerbau, in der Vieh- zucht und in Gewerben, sondern auch in der Religion und in der geistigen Bildung bedeutende Fortschritte gemacht hatten, so daß sie in bequem gebauten Häusern, Dörfern und Städten wohnten und 1829 an 22,000 Stück Hornvieh, 7600 Pferde, 46,000 Schweine, 2600 Schafe, viele Webestühle, Säge- und Kornmühlen, Schmieden, Schulen und Kirchen hatten, indem durch Missionärs das Christen- thum unter ihnen eingeführt wurde. Sie zogen Baumwolle, Tabak, Indigo, Getreide, besaßen Obstgärten und ihre Dörfer waren durch Straßen mit einander verbunden, und 1827 hatten sie sich eine Kon- stitution gegeben, welche ganz nach der Form der der Vereinigten Staa- ten gebildet ist. Eine Schriftsprache war unter ihnen eingeführt, und in ihrem Hauptorte Neu-Echota befand sich eine Buchdruckerei, in welcher eine politische Zeitschrift erschien. Allein ungeachtet der bedeu- tenden Fortschritte, welche sie in der Civilisation gemacht haben, unge- achtet der gewissen Aussicht, daß sie sich nach und nach zu nützlichen Staatsbürgern heranbilden würden, ungeachtet der vielen Verträge, wodurch ihnen von der Regierung ihr Eigenthum und ihre Freiheit und Unabhängigkeit garantirt worden waren, ließ die Begierde nach ihren Ländereien die Nordamerikaner diese Verträge nicht achten und man suchte auf alle Weise sie aus ihrem Eigenthum zu verdrängen, so daß diese Indianer endlich sich genöthigt sahen, eine bestimmte Summe für ihr Land anzunehmen, und es wurde 1836 bestimmt, daß sie von dieser Zeit an längstens binnen 2 Jahren in die ihnen jenseits des Mississippi angewiesenen Gebiete gehen und so ihre Hei- math verlassen und mehrere hundert-Meilen auswandern sollten, eine Ungerechtigkeit, die der Amerikanischen Regierung wahrlich -zur Unehre gereicht. Die Ausführung dieser ungerechten Maßregeln findet bei dem entschiedenen Widerwillen der Indianer, ihre jetzigen Wohnsitze zu ver- lassen, große Schwierigkeiten und kann zum Theil nur durch Gewalt bewerkstelligt werden. Ja, die Sem in ölen, ein Jndianerstamm in Florida und ein Theil der Creeks haben, zur Vertheidigung ihres Lan- des, muthig die Waffen ergriffen und kämpfen einen Verzweiflungs- kampf, der schon einige Jahre dauert, und wobei die Nordamerikas-

10. Bd. 2 - S. 883

1837 - Eisleben : Reichardt
883 Öberguinea. mit dem Quorra ein gemeinschaftliches Delta bilde. Man sieht aus dem allen, daß Oberguinea den Europäern noch ein weites Feld zu geographischen Entdeckungen darbietet. Unter den Europäern waren die Portugiesen die ersten, welche diese Küsten Oberguineas beschifften, und hier und da Forts und Nieder- lassungen zur Beschützung und Beorderung des Landes anlegten. Die Spuren ihres ausgebreiteten Einssusses auf diese Küsten in früheren Zeiten, sind noch deutlich genug. So reden viele Neger noch heutiges Tages die Portugiesische Sprache; auch ist die Sprache aller Küsten- neger mehr oder weniger mit Portugiesischen Worten vermischt. Nach den Portugiesen begannen auch andere Europäische Volker sich hier nieder zu lassen, z. B. die Niederländer, Britten, Franzosen, Schwe- den, Danen, Preußen, und so entstanden eine Menge Forts, vorzüg- lich an der Goldküste, von welchen jetzt die Britten, Niederländer und Danen die meisten haben, wahrend von den übrigen nur die Franzo- sen und Portugiesen eins und die Schweden und Preußen gar keins Mehr besitzen. Man kann sich einen ziemlich richtigen Begriff von einem Afrika- nischen Fort machen, wenn man sich einen Mit Kalk getünchten Thurm ohne Spitze denkt, so bedeutend erweitert, daß das Fort 50 Schritte Raum auf jeder Seite bekommt; doch bildet es nicht immer ein voll- kommenes Quadrat. Auswendig sind die Forts in einiger Entfernung gemeiniglich mit einer 6 bis 7 Ellen hohen Mauer umgeben. Die Mauer und der auf solche Weise beschützte Platz wird das Vorwerk genannt, und ist eigentlich dazu bestimmt, in Kriegszeiten die verbün- deten Neger aufzunehmen, wenn sie von ihren Feinden gedrängt wer- den. Da mehrere von den Forts an hohen Orten liegen, so sehen sie in weiter Entfernung, wenn sie kürzlich mit Kalk getüncht sind, Krei- debergen ähnlich, besonders wenn die Sonne darauf scheint. Die Mauern der Forts sind sehr dick Und oben darauf ist eine Brustwehr mit Schießlöchern für die Kanonen. Am Fuße des Forts nach der Seeseite ist in einigen Brittischen Forts noch eine starke gemauerte Batterie angebracht. Die Zahl der Kanonen ist nach der Größe der Forts verschieden. Keins hak über 40 Kanonen. Im Hofe der Forts sind gemeiniglich die Packhauscr, die Eisternen Und eingeschlossenen Raume, die sonst für die Sklaven bestimmt waren. Die meisten Europäer haben luftige Zimmer in den flachen Gebäuden auf den Bat- terien selbst, besonders zeichnet sich der sogenannte Gouvernementssaal durch seine Größe und Zuweilen durch seine Pracht aus. Redouten sind im Grunde einerlei mit den Forts, bloß nach einem viel kleinern Maßstabe, und führen selten mehr als 6—8 Kanonen. Privatleute Unter den Europäern haben oft in der Nähe der Forts Gebäude, die in demselben Style wie diese aufgeführt, doch unbefestigt und niedriger sind, damit die Kanonen der Forts darüber schießen können. Das Hauptfort der Britten heißt Cape Co äst, das der Niederländer St. 56 *
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