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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 304

1836 - Eisleben : Reichardt
304 Australien. Sandwichinseln. schaft eines Königs stehen. Die Hauptinffl heißt Owaihi oder Hawaii, die östlichste, größte und der Völkerteste mit dem höchsten aller Australischen Berge, dem Mouna Noa, der noch höher als der Montblanc ist und auf seinem Gipfel ewigen Schnee trägt und mit dem feuerspeienden Berge Kirauea oder Pele (spr. Pili), aus dem fast immer Steine, Asche, Lava, Rauchsäulen und Flammen emporsteigen. Cook, der Entdecker der Sandwichinseln, wurde auf Owaihi den 14. Februar 1779 von den Einwohnern getödtet. Nach Owaihi ist Owahu oder Oahu, die wichtigste Znsel, mit der Stadt Honoruru, welche einen von vielen Schiffen besuchten Hafen, lebhaften Handel, eine hüb- sche christliche Kirche, ein Liebhabertheater, einen könig. lichen Residenzpallast von großem Umfange, ein großes Missionshaus, ein starkes mit vielen Kanonen besetztes Fort und 7000 Einwohner hat. Halle, Druck von Heinrich Ruff jun.

2. Bd. 3 - S. 468

1838 - Eisleben : Reichardt
468 Amerika. fchast auf die Knie und senkt die Bajonette zur Erbe und sämmtliche Forts und Kriegsschiffe salutiren. Die Osterwoche beginnt mit dem Besuche der Gräber; das heilige Grab ist in allen Kirchen auf das Würdigste ausgestattet und mit vorzüglichem Geschmacke beleuchtet. Eine feierliche Prozession stellt die Beerdigung Christi vor; sie geht um 10 Uhr Nachts von einer der Hauptkirchen aus und zieht durch einen großen Theil der Stadt. Bei der Feier des Auferstehungstages wird vorzüglich dem Verrather Ju- das arg mitgespielt. Jedermann nämlich, wer es nur immer ver- mag, hat eine Gestalt verfertigt und nach eigner Phantasie gekleidet, hangt sie am Halse irgendwo an einer Straßenecke oder über seiner Hausthüre auf und befestigt ein Säckchen mit Pulver an irgend ei- nem Theile der Figur, um es zur rechten Zeit anzuzünden. Auf den Straßen sieht man Gewinde von Laubwerk, an welchen große Töpfe hangen, von einer Häuserreihe zur andern befestigt; in der Mitte der Straße ist ein Gerüste aufgerichtet, auf dessen höchstem Punkte der Satan sitzt; seinen Leib umgeben Raketen, unter ihm schwebt Ju- das, im reichsten orientalischen Gewände, von einer Tatze des Teufels gefaßt. Masken zu Fuß und zu Pferde belustigen bis zum entschei- denden Augenblicke das Publikum; erwartungsvoll sieht ihm alles ent- gegen. Mit dem letzten Schlage der Uhr, welche die Mittagsstunde verkündet, werden alle Glocken der Stadt gelautet, zwischen dieses ent- setzliche Getöse donnern die Salven der Forts, der Teufel führt Ju- das unter fürchterlichem Geprassel in die Luft, ihm folgen die übri- gen Judas-Figuren nach und bedecken die Straßen mit ihren zerrisse- nen Gliedern; diesen Augenblick schon lange mit Ungeduld erwartend, stürzt ein Theil der Neger, unter dem Rufe ,,Halleluja" über die Reste des Judas her und schleppt ihn jubelnd durch die Straßen, von den Einwohnern zur größten Ausgelassenheit ermuntert, ein an- derer Haufe Neger wirft sich auf die erwähnten Töpfe und zerschlagt sie, um ihren Inhalt zu theilen, welcher gewöhnlich aus Früchten, Tauben und andern Vögeln, zuweilen auch aus Ratten und Mausen besteht. Ein Fremder, der an einem solchen Tage die Stadt zuerst betritt, muß starke Nerven haben, wenn er längere Zeit in den Stra- ßen verweilen will; denn der Lärm übersteigt jeden Begriff. Das prächtigste und zweckmäßigste Bauwerk der Stadt ist die Wasserleitung Cariocca genannt, 1740 vollendet und nach dem Muster des berühmten Aquädukts von Lissabon angelegt, welche von Schwibbogen getragen, die sich in 2 Reihen über einander erheben, von welchen die obere 40 Bogen hat, 2 Stunden weit vom Eorcova- do-Gebirge, über Berge und Thaler ein krystallhelles Trinkwasser der Stadt zuführt und mehrere Springbrunnen damit versorgt, von de- nen einer der größten auf dem Residenzplatze, am Rande des Hafen- dammes sich befindet, wo das Wasser aus einer geschmackvollen Py- ramide nach 4 Seiten herausströmt. Er versorgt die Schiffe mit

3. Bd. 3 - S. 305

1838 - Eisleben : Reichardt
305 Col ombi sch e Republiken. giment Soldaten, das in der großen Kaserne unter den Waffen stand und eben sich zur Prozession begeben sollte, ward, mit Ausnahme weniger Einzelner, unter den Trümmern dieses großen Gebäudes ver- schüttet. Neun Zehntheile der schönen Stadt Caracas wurden gänzlich zerstört. Wenn die Zahl der Todten in dieser Stadt auf 9—10,000 be- rechnet wird, so sind dabei die Unglücklichen noch nicht in Anschlag gebracht, welche schwer verwundet, nach Monaten erst, aus Mangel an Nahrung und Pflege umkamen. Die Nacht vom Donnerstag auf den Charfreitag bot den Anblick eines unsäglichen Jammers und Un- glücks dar. Mütter trugen Kinderleichen im Arm, durch die Hoff- nung getauscht, sie wieder ins Leben zu rufen. Jammernde Familien durchzogen die Stadt, um einen Bruder, einen Gatten, einen Freund zu suchen, dessen Schicksal unbekannt war und den man im Gedränge verloren glauben konnte. Man drängte sich in den Straßen, die an Trümmer- und Schutt-Reihen einzig noch kennbar waren. Alles Unglück, das in den großen Jammerszenen von Lissabon und Messina (B. I, S. 108 und 465) erlebt worden war, wiederholte sich an dem Schreckenstage des 26. Marz 1812 zu Caracas. Bogota, sonst Santa Fe de Bogota, die Hauptstadt der Republik Neugranada, liegt auf einer 8000 F. über dem Meere er- habenen Hochebene der östlichen Andenkette, am Fuße zweier Berge, des Montserrat und Guadelupe, welche auf ihren Gipfeln Klöster tra- gen, und genießt durch ihre hohe Lage ein gesundes, erfrischendes Klima, welches den Anbau aller Europäischen Getreidearten gestattet, die im Jahre zweimalige Erndte geben. Diese Hochebene von Bogota, von N. nach S. 9| M. lang und fast 5 M. breit, ringsum von Ber- gen umgeben, gewahrt den Anblick einer fast ganz wagerechten Ebene. Diese Stadt, von 40,000 Menschen bewohnt, hat einen großen Um- fang, (da sie sehr viele Garten und Klöster einschließt), in rechten Winkeln einander sich durchschneidende Straßen, die gerade und mit Trottoirs versehen sind, und meistens einstöckige Hauser, mit außer- ordentlich starken Mauern und selten mit Glasfenstern. Die häufigen Erdbeben sind die Ursache, daß man die Häuser von so geringer Höhe erbaut. Um den innern Hof der Hauser zieht sich gewöhnlich eine Gallerie. Die größte und schönste Straße ist die Königs- oder je- tzige Republikanerstraße, welche sich an dem schönsten Platze der Stadt endigt, auf welcher die 1814 erbaute prächtige Kathedrale, die aber bei dem furchtbaren Erdbeben 1827 zerstört wurde, das schöne Regierungsgebäude und das Zollhaus stehen. Auf diesem Platze wird alle Freitage Markt gehalten, der durch das bunte Gewühl der mit Einkäufen und Verkaufen beschäftigten Kreolen, Mulatten, Mestizen, Indianer und Neger, und durch die Mannigfaltigkeit von Waaren, namentlich der Gemüse und Baumfrüchte dem Fremden ein interessan- tes Schauspiel darbietet. Cannabich's Hülfsbüch. Iii. Band. 20

4. Bd. 3 - S. 464

1838 - Eisleben : Reichardt
464 Amerika. Dieser Kampf dauert so lange fort, bis beide Theile sich dermaßen durchgedroschen haben, daß sich von der einen wie von der andern Seite kein Liebhaber mehr findet, worauf die Streitigkeit geschlichtet ist und die Gegner nach verschiedenen Seiten ruhig abstehen. Nur die ungewöhnlich harten Schädel der Indianer können die Schlage er- tragen, die bei solchen Gelegenheiten auf ihre Köpfe herab regnen. Die Weiber ermangeln bei dergleichen Gelegenheiten nicht, dem Bei- spiele der Männer zu folgen. Sie fallen sich unter gräßlichem Ge- heul mit Nageln und Zahnen an, zerkratzen und zerbeißen sich gegen- seitig, reißen sich bei den Haaren an der Erde hin, zerren und schla- gen sich im Staube umher. Die Männer aber berühren sich nie mit den Händen, sondern fechten ihre Sache bloß mit ihren Stangen aus. Auch gehören die Botocudos zu den wenigen Jndianerstämmen, welche die abscheuliche Gewohnheit des Menschenfressens noch immer nicht gänzlich abgelegt haben. Doch sollen nicht alle Stämme der- selben dieser unmenschlichen Gewohnheit ergeben seyn, sondern bloß der Hauptstamm das Fleisch der getödteten Feinde verzehren. Indeß läug- nen gefangene Botocuden dies, und auch mehrere Reisende der neuesten Zeit sprechen sie von dieser schändlichen Gewohnheit frei. Insbeson- dere bestreitet Saint Hilaire, ein Franzose, der in der gelehrten Welt durch seine Naturforschungen bekannt ist, und in der neuesten Zeit sechs Jahre lang das Innere Brasiliens durchreist hat, die ge- wöhnliche Behauptung, daß die Botocudos Menschensteisch essen, und spricht sie ganz davon frei. Ein Botocude, der seine Wälder ver- lassen und hierauf mehrere Jahre in Diensten des St. Hilaire gestan- den hatte, verwarf die Beschuldigung seiner Landsleute der Men- schenfresserei . als eine Lüge, die von den Portugiesen ersonnen worden sey, um einen Vorwand zu haben, seiner Nation zu schaden, und fügte zu gleicher Zeit hinzu, daß der Gebrauch seiner Landsleute, die Leichname ihrer Feinde in kleine Stücke zu hauen, zu jener Verläum- dung Anlaß gegeben habe. Ausgemacht ist es jedoch, daß sie noch auf der allerniedrigsten Stufe der Kultur stehen; und sie haben es bis jetzt vorgezogen, frei und ungebunden in ihren Urwäldern umherzustreifen, als sich den Portugiesen auf irgend eine Weise zu nähern. So viele Versuche auch diese machten, sie auf gütige oder gewaltsame Art zu unterjochen, scheiterten sie doch an dem Freiheitsgefühle dieser Naturkinder, die da- her auch alle Pflanzungen zerstörten, welche man in der Nähe des Landstrichs, den sie als ihr Eigenthum ansprechen, anlegen wollte, und schonungslos alles tödteten, was ihnen in den Wäldern oder auf ihren Streifzügen begegnete. Die Regierung beschloß daher, diese hartnäckigen Feinde zu unterwerfen, man erlaubte sich die schrecklich- sten Maßregeln gegen dieselben, und ertheilte den grausamen Befehl, jeden Botocuden, dessen man ansichtig würde, wie ein wildes Thier nieder zu schießen; allein mit derselben Grausamkeit, womit sie seit dieser

5. Bd. 3 - S. 164

1838 - Eisleben : Reichardt
164 Amerika. zweier Menschenklassen in dem freien Amerika, die an diesen allgemei- nen Menschenrechten keinen Antheil haben und dies sind die Neger- sklaven und die Redemptioners. Der größten Freiheit steht also hier der größte Kontrast gegenüber. Sklaven unter freien Menschen! Ein Volk, welches durch seine Revolution aussprach, daß es nichts schrecklicheres kenne, als freiwillige Knechtschaft, gestattet die noch weit furchtbarere Knechtschaft, die unfreiwillige. Der Negersklave entbehrt der Menschenrechte und ist ganz der Willkühr seines Herrn überlassen. Auf entlaufene Sklaven schießt man, wie auf das Wild und Empö- rung oder Selbstrache wird gewöhnlich sehr grausam bestraft. Und solcher Negersklaven giebt es noch über 2 Millionen in den vereinigten Staaten, doch finden sich diese nur in den südlichen und mittlern Staaten (am zahlreichsten in Virginien, Nord- und Südkarolina, Ma- ryland, Georgia, Kentucky, Tennessee, Alabama und Louisiana), hin- gegen in den nördlichen Staaten sind alle Sklaven für frei erklärt. Übrigens aber versichert man, daß die Sklaven hier im Ganzen milder als in andern Landern behandelt werden und daß man ihnen häufig die Freiheit schenke. Doch fehlt es auch nicht an Beispielen von har- ter und grausamer Behandlung derselben. So sagt der Herzog Bern- hard von Weimar in seiner Reisebeschreibung bei Gelegenheit seines Aufenthalts in Neu-Orleans: „der Greuel ist gräßlich und die Roh- heit und Gleichgültigkeit, welche die Gewohnheit-in den weißen Men- schen erzeugt hat, unglaublich. Wenn man hier einen Hausneger züchtigen lassen will, so schickt man ihn mit einem Billet, in welchem die Anzahl der Schlage, die der Überbringer bekommen soll, angegeben ist, in das Negergefangniß. Hier empfangt er feine Strafe und eine Bescheinigung, die er feinem Herrn mitbringen muß. Zuweilen erhalt der Unglückliche die Züchtigung, indem man ihn, das Gesicht unten, platt auf die Erde ausspreizt, und Hände und Füße an 4 Pfahle befestigt. Diese scheußliche Bestrafungsart ist vorzüglich auf den Plantagen üblich. Überhaupt wird auf den Plantagen eine grau- same Disciplin gehandbabt. Wer daher unter seinen Haussklaven Sub- jekte hat, die er einer besondern strengen Zucht unterwerfen will, der vermiethet oder verkauft sie auf die Plantagen." Noch müssen wir einige Worte von den Redemptioners (L oskaufling e) beifügen. Man nennt fo arme Einwanderer aus Europa, die zur Bezahlung ihrer Überfahrtskosten von den Schiffs- herrn so lange vermiethet oder vielmehr als Sklaven verkauft werden, bis der Überfahrtspreis abverdient ist. Diefe haben ein noch weit härteres Loos als die Negersklaven; deün da der Verkauf dieser Men- schen nur auf eine Zeitlang gültig ist, so sucht der Käufer aus sei- nem Redemptioner fo vielen Nutzen zu ziehen, als nur immer möglich, und sein Zustand ist daher gewöhnlich schlimmer, als der des Neger- sklaven, denn für letztere wacht wenigstens der Eigennutz, da er zu hohen Preisen angekauft worden ist.

6. Bd. 2 - S. 942

1837 - Eisleben : Reichardt
942 Afrika. von Ziegelsteinen erbaut und glanzend weiß angestrichen, haben zwei Stockwerke, flache Dächer und vor den Thüren erhöhte Terrassen (Stoep), die mit einem leichten Dache und Banken an den beiden Enden ver- sehen sind. Die schönsten Hauser stehen am Paradeplatze und haben eine sehr schöne Aussicht auf die Bai und die gegenüber liegenden Berge. Dieser Platz, von rechtwinkliger Form, ist mit einer dreifachen Reihe von Baumen umgeben, etwa 600 F. lang und 250 breit und bildet in den Abendstunden den gewöhnlichsten Vereinigungspunkt der Einwohner. Hier kann man außer den Engländern und Holländern, Fremde von fast allen Handel treibenden Nationen Europas und Asiens sehen, Parsen, Armenier, Chinesen und Hindus, so wie Gruppen von Hottentotten, Malayen, Kaffern, Negern, Mulatten rc. Diese Ver- schiedenheit der Farben und Formen, der Trachten und Sprachen ist für den Fremden außerordentlich interessant. Dieser große Zusammen- fluß von Menschen aus den verschiedensten Landern erklärt sich aus der geographischen Lage der Stadt, die eine wichtige Seestation ist, einmal als Handelspunkt und dann als Ecsrischungsort aller Schiffe, die nach Ostindien und von da zurückfahren, indem sie beinahe auf halbem Wege zwischen Europa und Ostindien liegt. Zum Schluffe müssen wir noch Einiges von dem Bergamphi- theater sagen, an dessen Fuße die Kapstadt liegt und das von dem Löwen-, Tafel- und Teuselsberge gebildet wird. Der Tafelberg ist der höchste und mittlere Berg und gegen 3500 F. hoch und hat oben eine vollkommene Ebene (daher sein Namen), die ^ Stunde lang und 3000 F. hoch ist. Die denselben oft bedeckenden Nebel nennt man das Taseltuch. Der Berg auf der Westseite des Tafelberges heißt Löwenberg und ist von dem Tafelberge durch ein gegen 2000 F. unter seinem Gipfel eingesatteltes Thal getrennt. Der Löwenberg hat zwei Spitzen, wovon die eine Löwcnkopf oder Löwenhaupt heißt und 2160 oder nach Andern 2585 F. hoch ist, und die andere 1140 F. hohe Löwenrumpf heißt und sich allmahlig gegen die Bai herabsenkt. Der Berg auf der Ostseite des Tafelberges führt den Namen Teufelsberg, 3100 oder nach Andern 3515 F. hoch und kann mit dem Tafelberg als ein einziger Berg angesehen werden, da beide eine große Masse bilden, deren Gipfel durch eine Schlucht getrennt ist. Der auf den Tafelberg führende Weg ist eine Kluft und bietet dem Wanderer große Schwierigkeiten dar. Je naher man dem Gipfel kommt, desto steiler wird der Abhang. Indem man dieser Kluft folgt, gelangt man jtt einer ungeheuren Spalte, die den Gipfel trennt, in den fogenannten Poort. Die zwei hohen, von der Natur gebildeten Felfenwande, welche diese Schlucht zu beiden Seiten begranzen, nähern sich nach dem Gipfel zu einander immer mehr, bis sie zuletzt nur den zu einem Fußpfade erforderlichen Raum übrig lassen.

7. Bd. 2 - S. 53

1837 - Eisleben : Reichardt
Russisches Reich. 53 dieser Zone unerwartetes Schauspiel; nämlich die verschiedenen Blu- menausstellungen am Katharinenkanale und in andern Gegenden der Stadt, eine Menge seltener und köstlicher Blumenarten. Auf dem Heumarkt zeigt sich dem Fremden wieder ein ganz anderes Schauspiel in den berghohen über einander geschichteten Haufen von geftornen Fischen und von gefrornem Fleisch, wo man wegen der Wasserverbindun- gen, in welchen Petersburg mit einem sehr großen Theile des Reichs steht, beinahe die Erzeugnisse aller Flüsse und Seen Rußlands sieht. Auffallend ist auch dem Fremden, mitten im Tumult des Straßenver- kehrs ganze Schaaren von Tauben, alle von blaugrauer Farbe, sorg- los und ungestört ihre Nahrung auf dem Pflaster suchen und nur um wenige Schritte, den Fuhrwerken und Fußgängern ausweichen zu sehen, indem sie unter dem Schutze der öffentlichen Meinung und des frommen Glaubens des Russischen Volks stehen, das damit den Begriff des Heiligen zu verbinden scheint, der in dieser Gestalt zur Erde niederstieg, und so in der Gestalt der Taube das Bild des Gött- lichen zu erblicken glaubt. Unter den öffentlichen Plätzen erwähnen wir vorzüglich folgende drei: 1) Das Marsfeld, ein schöner, freier Platz und der größte, auf welchem der Kaiser oft über die Garderegimenter Heerschau hält. Von zwei Seiten ist er von dem kaiserlichen großen und kleinen Som- mergarten umgeben. Die dritte begränzt der Marmorplatz und die vierte eine Reihe großer, massiver Gebäude. Ihn ziert die kolossale bronzene Statüe des berühmten Russischen Feldherrn Suwarow, im Römischen Kostüm, das Haupt mit dem Helm bedeckt und in der Rech- ten ein Schwert haltend. 2) Der Peters- und Senats platz, welcher seinen erstern Namen von der trefflichen Statüe Peters des Großen hat, des Gründers von Petersburg, die man an dieser Stelle, in den Mittelpunkt der Hauptstadt setzte, um ihn gewissermaßen zum ewigen Zuschauer der Wunderwerke zu machen, zu denen seine schöpfe- rische Hand den Grund legte. Sie stellt den Kaiser zu Pferde in kolossaler Größe von Kupfer gegossen vor, wie er in Galopp einen Granitfelsen hinaufreitet, den man besonders dazu als Fußgestell aus- wählte und welcher roh 5 Millionen Pfund wog, nach seiner Bear- beitung aber noch 30,000 Ctr. wiegt und 17 F. hoch ist. Der Hin- terhuf des Rosses zertritt die unter ihm sich krümmende Gestalt des Neides, der Zwietracht und der Empörung. Die Felsenbasis hat eine Lange von 50 F. und die obere Platte, worauf sich das Pferd erhebt, ist 8 F. breit. Die Russen gehen nie vor dieser Statüe vorüber, ohne ihr Haupt zu entblößen und Beweise der innigsten Verehrung zu ge- den. Außer derselben, zieren diesen auf der Nordseite von der Newa begränzten Platz, auf der Ostseite das Prachtgebäude der Admiralität, auf der Westseite der Senatspallast und auf der Südseite die im Bau begriffene prächtige Jsaakskirche, daher auch dieser Theil des Platzes Isaaksplatz heißt. 3) Der mit schönen Gebäuden umgebene Platz

8. Bd. 2 - S. 285

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanisches Reich. 285 Einschnitte aus den Stammen und erhärtet an der Sonne. Der beste ist durchsichtig, der geringere undurchsichtig, weich, trocken schwer und erweicht bei der geringsten Hitze wieder. Im Handel kommt der Mastix in erbsengroßen Kornern vor, sieht weißgelb aus, riecht sehr gut, erweicht beim Kauen und bat einen gewürzhaften Geschmack. Die vornehmen Türken kauen ihn gern, um sich dadurch einen wohl- riechenden Athem und weiße Zahne zu verschaffen. Außerdem wird er auch zum Raucherpulver und zu Firnissen gebraucht. Der Baum selbst gehört zu der Gattung der Pistazienbaume und wachst nicht allein auf Chios, sondern auch in Cypern und andern Gegenden des Mor- genlandes, selbst im südlichen Europa. Er wird mäßig hoch, hat ge- fiederte immer grüne Blatter, schwarze, den Wachholderbeeren ähnliche Früchte, aus welchen ein brauchbares Ol gepreßt wird. Das fein ge- aderte, balsamisch riechende, gelbliche Holz des 12 F. hohen Stammes nimmt eine gute Politur an, und man verfertigte sonst Zahnstocher daraus, welchen man eine die Zahne gesund erhaltende Kraft zuschrieb. Die Insel Ehios war eine der blühendsten des Griechischen Ar- chipels und von 110—120,000 Menschen, meistens Griechen bewohnt, die sich durch Bildung, Industrie und Handelstätigkeit auszeichneten und im Besitze großer Freiheiten und eines bedeutenden Reichthumes waren. Die Hauptstadt von gleichem Namen wie die Insel hatte 30.000 E., die unter andern schöne Seidenzeuge verfertigten, und eine Griechische Akademie hatten, worin in mehreren Wissenschaften Unter- richt ertheilt wurde. Allein das Jahr 1822 vernichtete diesen glück- lichen Zustand der Hauptstadt und der Insel, indem die Griechischen Bewohner an dem allgemeinen Aufstand der unter Türkischer Herrschaft lebenden Griechen Antheil nahmen, die auf Ehios sich befindenden Türken überfielen und ermordeten, worauf bald darnach der Kapudan Pascha mit der Türkischen Flotte erschien und, mit 25,000 Türken hier landete. Nun ward jedes Haus, jeder Garten ein Mordplatz. Blühende Jünglinge und Jungfrauen, ehrwürdige Greise und Matro- nen, Weiber, Kinder, Säuglinge lagen verstümmelt unter einander. Die scheußlichsten Greuel wurden an den Jungfrauen verübet. Der größte Theil derselben ward geschändet und dann zerhauen. Gegen 40.000 Menschen wurden gemordet. Viele Frauen und Kinder wur- den zu Sklaven gemacht und fortgeführt. Sobald keine Menschen mehr zu schlachten waren, richtete sich die Wuth gegen die Hauser, 'worin man Schatze zu finden hoffte; kein Stein blieb auf dem Andern. Nur die Katholiken, die Juden und die Bewohner der Mastixdörfer blieben verschont. Von den übrigen Bewohnern der Insel aber ent- gingen nur wenige dem allgemeinen Morden oder der Sklaverei. Nach dieser schrecklichen Metzelei waren im I. 1823 noch 14 bis 16,000 Menschen auf der ganzen Insel vorhanden. In neuesten Zeiten jedoch soll ihre Zahl sich wieder vermehrt und überhaupt die Insel sich wie- der zu erholen angefangen haben.

9. Bd. 2 - S. 465

1837 - Eisleben : Reichardt
Ostindien. 465 Stadt. Beim Anbruch des Tages ist Benares stiller und öder als die meisten Städte gleicher Grpße. Alle Hauser sind geschlossen und die Buden mit Ketten verwahrt. Bei den ersten Strahlen der Sonne beginnt die Bevölkerung der heiligen Thiere sich zu regen. Die heili- gen Stiere durchziehen die Straßen oder legen sich mitten in den Weg. Wehe dem, der sie mißhandeln wollte. Nur mit einem leisen Schlage dars man sie auf die Seite treiben. Affen in Unzahl sieht man auf den Dächern und Vorsprüngen der Tempel herumklettern und Tauben und Papageien flattern von den flachen Dächern nach allen Richtun- gen. Sobald es ganz Tag geworden ist, sieht man die Priester sich in die Tempel begeben und Andächtige das geheiligte Wasser des Gan- ges in die Pagoden tragen. An den Pforten derselben stehen Blumen- händler mit ihren Körben; besonders kaufen die Frommen von ihnen lange Guirlanden von weißen, rothen und gelben Rosen, um sie den Göttern in den Pagoden darzubringen, deren Fußboden damit überschüt- tet ist. Hierauf öffnen sich die Buden und um 10 Uhr des Vor- mittags erreicht der Tumult seine höchste Stufe. Die reichen Waaren, welche in dieser großen Stadt in Menge zu haben sind, werden nach der eingeführten Sitte nicht öffentlich ausgestellt, nur in den Schnei- dersbuden sieht man einige der kostbarsten Produkte der Nachbarländer. Die Buden der Kupferschmiede sind mit Gefäßen aller Art ausgeziert, die theils zum Hausgebrauche, theils für die Tempel bestimmt sind; in jeder Straße sitzen Wechsler, vor ihnen Haufen von Kauris (f. unten), neben ihnen. Säcke mit Kupfer- und Silbermünze; daneben treiben Zuckerbäcker, Färber rc. ihr Gewerbe offen auf den Straßen. Überall erblickt man die mit Götzenbildern verzierten Wohnungen der Dschoghis (s. oben), aus denen ein unaufhörliches Geklingel und Ge- fiedel von allerlei musikalischen Justrumenten hervorschallt. Fromme Bettler von jeder Hindusekte, alle nur möglichen Mißgestalten von dem ekelhaftesten Aussehen, dem Auge darbietend, mit Kreide und Kuhmist bedeckt, fassen in allen möglichen, oft abscheulichsten Bußstellungen die vornehmsten und gangbarsten Straßen in langen Reihen zu beiden Sei- ten ein. Die Menge von Blinden setzt in Verwunderung, aber der Aussätzigen sind kaum weniger und häufig sieht man schwärmerische Büßer, die sich Arm und Bein verrenken, damit sie in derselben Stel- lung bleiben, oder die Faust eingepreßt halten, bis am Ende die Fin- gernägel ins Fleisch wachsen und auf dem Rücken der Hand wieder zum Vorschein kommen. Unaufhörlich dröhnt einem das fürchterliche Klagen und Jammern in den Ohren: „Aga Saib> Topi Saib (so nennt man hier die Europäer) gieb mir was zu essen." Agra, in der Provinz gleiches Namens, sonst eine der ansehn- lichsten Städte Ostindiens, steigt an der Südwestseite des hier breiten Dschumnaflusses großartig im Halbkreise empor und erscheint aus der Ferne, auch in ihrem jetzigen Verfalle, fast noch eben so herrlich wie zur Zeit ihrer Blüthe, wo sie die Residenz des Groß-Moguls Akbü? Eannabich's Hülfsbuch. Ii. Band« 30

10. Bd. 2 - S. 778

1837 - Eisleben : Reichardt
778 A frisa. in einem großartigen Style angelegt und so weitlauftig und aus- gedehnt, daß die meisten mehrere tausend Mumien enthalten. Ge- wöhnlich bestehen diese Hypogeen aus einer ?sct mitunter sehr schöner und kostbarer Vorbau oder Vorhallen mit Hieroglyphen versehen und aus allerlei Art geschmückt. Man gelangt gemeiniglich einige Stufen abwärts in diese Vorsäle und dann zu einem breiten Eingänge mit einer prachtvollen Arkade, welche in mehrere Säle führt, die 15—20 F. hoch und mit Pfeilern aus dem Fels selbst gehauen, unterstützt wor- den sind. Zur Rechten sowohl als zur Linken dieser Säle findet man tiefe Blenden, als Niederlagen der Mumien, Nischen, Schlupsgänge, Pforten, die in tiefe Seitengänge führen, in welchen die sogenannten Mumienbrunnen angebracht sind, d. h. tiefe und enge, senkrecht eingehauene Schachte, deren Wände mit Malerei und Skulptur ver- ziert sind. Sie nehmen die ganze Breite des Ganges ein, wo sie sich unvermuthet vor dem Wanderer öffnen und von beiden Seiten an den Wänden kaum einen Raum von 6 bis 8 F. lassen. Am Ende des letzten Saales findet man oft Eingänge in Seitengänge, welche mit breiten Treppen versehen und durch Halbpfeiler getheilt sind, und durch die man in neue Gange, Säle und Bauten, in ganze Labyrinthe gelangt. In dieser Todtenstadt wühlen die Todtenraubec herum und haben daselbst die gräulichsten Verwüstungen angerichtet. Überall liegen, bunt auseinander gehäuft zerbrochene Särge, einzelne Glieder und verstümmelte Körper, die entweder die Habsucht (indem man nach goldenen Zierathen suchte) oder die Neugierde dem Todes- schlummer entriß. Diese alten Begräbnisse sind so oft ausgewühlt, ausgegraben und wieder verschüttet worden, daß man jetzt unmöglich mehr wissen kann, ob die Ausgrabung eines Brunnens zu einem dank- baren Resultate führen werde. Äußerst selten entdeckt man jetzt ein völlig unversehrtes Grab; denn hier hat man die schönsten Mumien und die meisten Papyrusrollen, womit die Museen Europas' bereichert sind, geraubt. Das aus dem linken Niluser gelegene Dorf Gurnjah besteht großentheils aus dieser Todtenstadt, indem die Bewohner dessel- den zum Theil diese unterirdischen Gemächer zu ihren Wohnörtern ge- wählt haben und also wahre Troglodyten (Höhlenbewohner) sind. Sie beschäftigen sich mit dem Aussuchen der Älterthümer, die sie den Rei- senden verkauften, allein seit Kurzem ist ihnen von dem Pascha dieser Erwerbszweig entzogen, da derselbe sich das Monopol aller Ausgra- bung in ganz Ägypten zugeeignet hat. Unter den bei Gurnah befindlichen Katakomben oder Grabmä- lern ist eine der merkwürdigsten die unter dem Namen Springe bekannte, deren Struktur von der aller bisher bekannten Grabgrotten ganz abweicht. Diese ungeheure Aushöhlung, zur Grabstätte der Prie- ster bestimmt, deren breite Gallerien weit in das Innere des Berges dringen, gehört der glorreichsten Epoche Ägyptischer Kunst an. Nichts kommt der bewundcrnswerthen Vollendung der Hierolgyphen gleich,
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