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1. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 131

1794 - Gotha : Ettinger
\ Ix. Italien. 131 ix. Italien. A. Allgemeine Geschichte desselben. 1. Italien wird größtentheils von deutschen Völkern unterjocht. Westgothen unter dem Manch bis 412. Heruler unter demodoacher 476. Ostgvthen unter Dietrich dem Großen 495. Residenz zu Ravenna. Griechische Kaiser seit 552. Die Ostgothett wurden vom K. Iustinian verdrängt. Exar- chen zu Ravenna. Longobarden seit 56z. Ursprung der neuern Italiener und ihrer Sprache. 2. Italien kömmt unter die Herrschaft der Ca- rolinger. Schon Pipin bekriegte die Longobarden, und 7^4 nahm ihnen das Exarchat weg. Karl der Große zwang den longobardischendie- 771 trich, ein Mönch zu werden. Auch stellte er die abendländische Kaiserwürde wieder her. Nach Karls Tode wurde sein Enkel Bernhard 814 König von Italien. Diesem ließ sein Onkel Kaiser Ludwig der Fromme die Augen aus- 8l7 stechen. Durch den Vertrag zu Verdun wurde Italien 84z dery ältesten Sohne Ludwigs des Frommen, dem Kaiser Lothar, zu Th?il. Dieser hatte I - wie-

2. Bd. 3 - S. 464

1838 - Eisleben : Reichardt
464 Amerika. Dieser Kampf dauert so lange fort, bis beide Theile sich dermaßen durchgedroschen haben, daß sich von der einen wie von der andern Seite kein Liebhaber mehr findet, worauf die Streitigkeit geschlichtet ist und die Gegner nach verschiedenen Seiten ruhig abstehen. Nur die ungewöhnlich harten Schädel der Indianer können die Schlage er- tragen, die bei solchen Gelegenheiten auf ihre Köpfe herab regnen. Die Weiber ermangeln bei dergleichen Gelegenheiten nicht, dem Bei- spiele der Männer zu folgen. Sie fallen sich unter gräßlichem Ge- heul mit Nageln und Zahnen an, zerkratzen und zerbeißen sich gegen- seitig, reißen sich bei den Haaren an der Erde hin, zerren und schla- gen sich im Staube umher. Die Männer aber berühren sich nie mit den Händen, sondern fechten ihre Sache bloß mit ihren Stangen aus. Auch gehören die Botocudos zu den wenigen Jndianerstämmen, welche die abscheuliche Gewohnheit des Menschenfressens noch immer nicht gänzlich abgelegt haben. Doch sollen nicht alle Stämme der- selben dieser unmenschlichen Gewohnheit ergeben seyn, sondern bloß der Hauptstamm das Fleisch der getödteten Feinde verzehren. Indeß läug- nen gefangene Botocuden dies, und auch mehrere Reisende der neuesten Zeit sprechen sie von dieser schändlichen Gewohnheit frei. Insbeson- dere bestreitet Saint Hilaire, ein Franzose, der in der gelehrten Welt durch seine Naturforschungen bekannt ist, und in der neuesten Zeit sechs Jahre lang das Innere Brasiliens durchreist hat, die ge- wöhnliche Behauptung, daß die Botocudos Menschensteisch essen, und spricht sie ganz davon frei. Ein Botocude, der seine Wälder ver- lassen und hierauf mehrere Jahre in Diensten des St. Hilaire gestan- den hatte, verwarf die Beschuldigung seiner Landsleute der Men- schenfresserei . als eine Lüge, die von den Portugiesen ersonnen worden sey, um einen Vorwand zu haben, seiner Nation zu schaden, und fügte zu gleicher Zeit hinzu, daß der Gebrauch seiner Landsleute, die Leichname ihrer Feinde in kleine Stücke zu hauen, zu jener Verläum- dung Anlaß gegeben habe. Ausgemacht ist es jedoch, daß sie noch auf der allerniedrigsten Stufe der Kultur stehen; und sie haben es bis jetzt vorgezogen, frei und ungebunden in ihren Urwäldern umherzustreifen, als sich den Portugiesen auf irgend eine Weise zu nähern. So viele Versuche auch diese machten, sie auf gütige oder gewaltsame Art zu unterjochen, scheiterten sie doch an dem Freiheitsgefühle dieser Naturkinder, die da- her auch alle Pflanzungen zerstörten, welche man in der Nähe des Landstrichs, den sie als ihr Eigenthum ansprechen, anlegen wollte, und schonungslos alles tödteten, was ihnen in den Wäldern oder auf ihren Streifzügen begegnete. Die Regierung beschloß daher, diese hartnäckigen Feinde zu unterwerfen, man erlaubte sich die schrecklich- sten Maßregeln gegen dieselben, und ertheilte den grausamen Befehl, jeden Botocuden, dessen man ansichtig würde, wie ein wildes Thier nieder zu schießen; allein mit derselben Grausamkeit, womit sie seit dieser

3. Bd. 3 - S. 164

1838 - Eisleben : Reichardt
164 Amerika. zweier Menschenklassen in dem freien Amerika, die an diesen allgemei- nen Menschenrechten keinen Antheil haben und dies sind die Neger- sklaven und die Redemptioners. Der größten Freiheit steht also hier der größte Kontrast gegenüber. Sklaven unter freien Menschen! Ein Volk, welches durch seine Revolution aussprach, daß es nichts schrecklicheres kenne, als freiwillige Knechtschaft, gestattet die noch weit furchtbarere Knechtschaft, die unfreiwillige. Der Negersklave entbehrt der Menschenrechte und ist ganz der Willkühr seines Herrn überlassen. Auf entlaufene Sklaven schießt man, wie auf das Wild und Empö- rung oder Selbstrache wird gewöhnlich sehr grausam bestraft. Und solcher Negersklaven giebt es noch über 2 Millionen in den vereinigten Staaten, doch finden sich diese nur in den südlichen und mittlern Staaten (am zahlreichsten in Virginien, Nord- und Südkarolina, Ma- ryland, Georgia, Kentucky, Tennessee, Alabama und Louisiana), hin- gegen in den nördlichen Staaten sind alle Sklaven für frei erklärt. Übrigens aber versichert man, daß die Sklaven hier im Ganzen milder als in andern Landern behandelt werden und daß man ihnen häufig die Freiheit schenke. Doch fehlt es auch nicht an Beispielen von har- ter und grausamer Behandlung derselben. So sagt der Herzog Bern- hard von Weimar in seiner Reisebeschreibung bei Gelegenheit seines Aufenthalts in Neu-Orleans: „der Greuel ist gräßlich und die Roh- heit und Gleichgültigkeit, welche die Gewohnheit-in den weißen Men- schen erzeugt hat, unglaublich. Wenn man hier einen Hausneger züchtigen lassen will, so schickt man ihn mit einem Billet, in welchem die Anzahl der Schlage, die der Überbringer bekommen soll, angegeben ist, in das Negergefangniß. Hier empfangt er feine Strafe und eine Bescheinigung, die er feinem Herrn mitbringen muß. Zuweilen erhalt der Unglückliche die Züchtigung, indem man ihn, das Gesicht unten, platt auf die Erde ausspreizt, und Hände und Füße an 4 Pfahle befestigt. Diese scheußliche Bestrafungsart ist vorzüglich auf den Plantagen üblich. Überhaupt wird auf den Plantagen eine grau- same Disciplin gehandbabt. Wer daher unter seinen Haussklaven Sub- jekte hat, die er einer besondern strengen Zucht unterwerfen will, der vermiethet oder verkauft sie auf die Plantagen." Noch müssen wir einige Worte von den Redemptioners (L oskaufling e) beifügen. Man nennt fo arme Einwanderer aus Europa, die zur Bezahlung ihrer Überfahrtskosten von den Schiffs- herrn so lange vermiethet oder vielmehr als Sklaven verkauft werden, bis der Überfahrtspreis abverdient ist. Diefe haben ein noch weit härteres Loos als die Negersklaven; deün da der Verkauf dieser Men- schen nur auf eine Zeitlang gültig ist, so sucht der Käufer aus sei- nem Redemptioner fo vielen Nutzen zu ziehen, als nur immer möglich, und sein Zustand ist daher gewöhnlich schlimmer, als der des Neger- sklaven, denn für letztere wacht wenigstens der Eigennutz, da er zu hohen Preisen angekauft worden ist.

4. Bd. 2 - S. 285

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanisches Reich. 285 Einschnitte aus den Stammen und erhärtet an der Sonne. Der beste ist durchsichtig, der geringere undurchsichtig, weich, trocken schwer und erweicht bei der geringsten Hitze wieder. Im Handel kommt der Mastix in erbsengroßen Kornern vor, sieht weißgelb aus, riecht sehr gut, erweicht beim Kauen und bat einen gewürzhaften Geschmack. Die vornehmen Türken kauen ihn gern, um sich dadurch einen wohl- riechenden Athem und weiße Zahne zu verschaffen. Außerdem wird er auch zum Raucherpulver und zu Firnissen gebraucht. Der Baum selbst gehört zu der Gattung der Pistazienbaume und wachst nicht allein auf Chios, sondern auch in Cypern und andern Gegenden des Mor- genlandes, selbst im südlichen Europa. Er wird mäßig hoch, hat ge- fiederte immer grüne Blatter, schwarze, den Wachholderbeeren ähnliche Früchte, aus welchen ein brauchbares Ol gepreßt wird. Das fein ge- aderte, balsamisch riechende, gelbliche Holz des 12 F. hohen Stammes nimmt eine gute Politur an, und man verfertigte sonst Zahnstocher daraus, welchen man eine die Zahne gesund erhaltende Kraft zuschrieb. Die Insel Ehios war eine der blühendsten des Griechischen Ar- chipels und von 110—120,000 Menschen, meistens Griechen bewohnt, die sich durch Bildung, Industrie und Handelstätigkeit auszeichneten und im Besitze großer Freiheiten und eines bedeutenden Reichthumes waren. Die Hauptstadt von gleichem Namen wie die Insel hatte 30.000 E., die unter andern schöne Seidenzeuge verfertigten, und eine Griechische Akademie hatten, worin in mehreren Wissenschaften Unter- richt ertheilt wurde. Allein das Jahr 1822 vernichtete diesen glück- lichen Zustand der Hauptstadt und der Insel, indem die Griechischen Bewohner an dem allgemeinen Aufstand der unter Türkischer Herrschaft lebenden Griechen Antheil nahmen, die auf Ehios sich befindenden Türken überfielen und ermordeten, worauf bald darnach der Kapudan Pascha mit der Türkischen Flotte erschien und, mit 25,000 Türken hier landete. Nun ward jedes Haus, jeder Garten ein Mordplatz. Blühende Jünglinge und Jungfrauen, ehrwürdige Greise und Matro- nen, Weiber, Kinder, Säuglinge lagen verstümmelt unter einander. Die scheußlichsten Greuel wurden an den Jungfrauen verübet. Der größte Theil derselben ward geschändet und dann zerhauen. Gegen 40.000 Menschen wurden gemordet. Viele Frauen und Kinder wur- den zu Sklaven gemacht und fortgeführt. Sobald keine Menschen mehr zu schlachten waren, richtete sich die Wuth gegen die Hauser, 'worin man Schatze zu finden hoffte; kein Stein blieb auf dem Andern. Nur die Katholiken, die Juden und die Bewohner der Mastixdörfer blieben verschont. Von den übrigen Bewohnern der Insel aber ent- gingen nur wenige dem allgemeinen Morden oder der Sklaverei. Nach dieser schrecklichen Metzelei waren im I. 1823 noch 14 bis 16,000 Menschen auf der ganzen Insel vorhanden. In neuesten Zeiten jedoch soll ihre Zahl sich wieder vermehrt und überhaupt die Insel sich wie- der zu erholen angefangen haben.

5. Bd. 2 - S. 916

1837 - Eisleben : Reichardt
916 Afrika. haben sie nur eine Frau, obgleich Vielweiberei erlaubt ist. Ihre Wei- der sollen sehr fruchtbar seyn, gebaren leicht und gehen wieder an ihre Arbeit, als wenn nichts vorgefallen wäre. Den Ackerbau besorgen die Weiber, die Heerden die Männer. Der älteste Sohn beerbt allein den Vater, ohne verbunden zu seyn, den andern Geschwistern etwas her- auszugeben. Stirbt der älteste Bruder und hinterlaßt eine noch des Kindergebarens fähige Wittwe, so ist der jüngste Bruder verbunden, sie zu heirathen, die zu erzielenden Kinder gehören jedoch dem Verstor- benen an. Auch giebt ihm die Heirach kein Recht auf das Vermö- gen des Verstorbenen. — Im Jahre 1836 haben zwei Französische Reisende, Tamisier und Co mb es, die fast ein Jahr in Habesst- nien zubrachten, die Boren-Gallas besucht, welche das Land zwischen dem blauen Flusse (Abawi) und den Wollo-Gallas bewohnen und sich bis an das Meer ausbreiten. Nach ihren Nachrichten, die sie über ihren Besuch mittheilen, sind diese Gallas Heiden, ohne Priester, ohne Tempel und überhaupt ohne Zeichen äußeren Gottesdienstes, übrigens aber von sehr gefälligem Benehmen und gastfrei, und bauen ihr Land gut an. Sie besuchten Gallasstämme, denen vor ihnen, wegen deß Rufes der Wildheit, in dem sie stehen, niemand sich zu nahen gewagt hatte. Von einem Stamme Muhamcdanischer Gallas wurden sie auf ihrem Wege von Gondar (der Hauptstadt Habesstniens) nach der südlich gelegenen Habesstnischen Provinz Schoa ihrer Maul- thiere, Waffen und ihres ganzen Gepäcks beraubt und 8 Tage gefan- gen gehalten, in der Absicht, sie zu tödten. Da jedoch die Reisenden in ihrer Anrede an das Haupt des Stammes große Kenntniß des Islams verriethen, so hielt man sie für Muhamedaner und schenkte ihnen Freiheit und Leben. — Von den außerhalb Habesstniens Grän- zen lebenden Gallasstammen fehlen alle Nachrichten, da kein Europäer zu ihnen gelangt ist. Sie scheinen den ganzen Landerstrich von der Südgränze Habesstniens bis zu den Westgranzen von Melinde und Magadoxo inne zu haben. Noch nennen uns die Geographen als Völker, die in diesen un- bekannten Gegenden des innern Afrikas hausen, die Jaggas oder Schackas, welche südlich von den Gallas, östlich von Niederguinea und westlich von dem Luxatagebirge und dem großen See M a- rawi wohnen und südlich an die Kaffern stoßen sollen und als wilde, rohe, grausame Negervölker beschrieben werden, immer gierig nach Men- schenfleisch und Menschenblut. Alle diese Nachrichten aber sind gänz- lich unzuverlaßig und die Schilderungen von ihrer Grausamkeit höchst übertrieben und beruhen auf Erzählungen von Reisenden, die jedoch diese Völkerschaften nicht selbst besuchten, sondern von den Bewohnern der Küstenländer ihre Nachrichten über diesen bis jetzt noch den Eu- ropäischen Reisenden verschlossenen Theil Afrikas erhielten. Der schon mehrmals erwähnte Reisende Douville behauptet zwar. mehrere dieser Völkerschaften besticht zu haben, aber wir wissen schon, wie geringe

6. Bd. 2 - S. 18

1837 - Eisleben : Reichardt
Europa. . 18 \ überzeugen, daß die Kaukasier ausgeartete Christen sind, welche den Aberglauben des alten Heidenthums größtentheils wieder angenommen haben. Auch die Kaukasier, welche man als Muhamedaner ansieht, zeigen im Allgemeinen wenig Eifer für ihren Glauben, wissen nicht einmal die gewöhnlichen Gebete Arabisch herzusagen, und spotten unter sich über die Übungen und Gebrauche, welche diese Religion ihren Bekennern vorschreibt; doch enthalten sie sich des Genusses vom Schweinesieisch. Die meisten Kaukasier haben eine große Ehrfurcht vor dem Donner. Wird jemand vom Blitze erschlagen, so sagen sie, der Prophet Elias habe ihn getödtet. Man erhebt ein Freudengeschrei, es wird um den Todten gesungen und getanzt; alles laust herzu, um an der Freude Theil zu nehmen und die Wohlthat des Elias zu preisen. Dieses Freudenfest dauert 8 Tage, worauf die Beerdigung mit großer Feierlichkeit vorgenommen wird und Gastmahle folgen; hierauf wird ein großer Steinhaufen auf dem Grabe errichtet, neben welchem an zwei großen Stangen die Haut eines schwarzen Bocks und die Klei- der des Verstorbenen aufgehängt werden. Überhaupt spielt der Pro- phet Elias eine sehr ausgezeichnete Rolle in dem religiösen Glauben der Kaukasier. Ihm sind viele Felsen und Höhlen heilig. In den Gegenden des Kaukasus, in die der Muhamedanismus nicht gedrungen ist, opfert man dem Elias an geweihten Ortern Ziegen, deren Fleisch gegessen und die Haut an einem großen Baum ausgebreitet wird. Am Tage dieses Heiligen werden sodann diesen Hauten besondere Ehren- bezeugungen erwiesen, damit der Prophet vor Hagel bewahre und eine reiche Erndte gewahre. Die Kaukasier haben keine eigentlichen Gesetze, und das Eigenthum ist nur so lange sicher, als es mit Gewalt ver- theidigt wird. Jedoch hat jedes Dorf seine Ältesten,, welche die Zwi- stigkeiten der Einwohner zu schlichten suchen und die Ordnung so ziem- lich zu erhalten wissen. Obgleich diese wilden Bewohner des Kauka- sus von einem wirklichen Gesellschaftszustande noch unendlich entfernt sind, so tragen doch zwei wichtige Grundsätze, welche allgemein bei ihnen in Ausübung sind, mächtig zur Bezähmung ihrer grausamen Leidenschaften bei — die Pflicht der Gastfreundschaft und die Blutrache. Die erstere verpflichtet zu einem förmlichen Bündnisse zwischen 2 Men- schen oder 2 Familien, das niemand brechen kann, ohne den Haß des ganzen Stammes auf sich zu ziehen. Wenn ein Kaukasier einen andern unter seinen Schutz nimmt, oder als seinen Gast empfangt, so kann dieser mit vollkommener Sicherheit auf ihn rechnen und selbst sein Leben in des andern Hände legen. Die Blutrache wird noch strenger ausgeübt, als bei den Beduinen; es ist eine heilige Pflicht, die vom Vater auf den Sohn übergeht, und ihre Folgen dehnen sich auf die ganze Familie dessen aus, der diese Rache durch den ersten^ Mord herausgefordert hat. Die Erfüllung dieser Pflicht ist die gewöhnliche Ursache der Kriege unter den Kaukasischen Stammen; auch hat ihr unversöhnlicher Haß gegen die Russen ihren Grund in dieser Sitte.

7. Bd. 2 - S. 455

1837 - Eisleben : Reichardt
Ostindien. 455 im Griechischen Styl erbaut, mit Säulenhallen und Altanen geschmückt sind. In dem großartigsten Style besonders ist der Gouvernements- pallast, dessen Kosten 1 Million Psd. Sterling betragen haben sollen, an der Esplanade erbaut, ein Hauptgebäude nebst 4 Flügeln, mit Säu- lengangen, einer Kuppel und großen Sälen im Europäischen Geschmack dekorirt, des Zweckes würdig, den es erfüllen soll. In einer Linie mit diesem stolzen Gebäude steht eine Reihe anderer Palläste in äbnlichem Styl, und giebt durch Glanz, Neuheit, Geschmack einen Anblick wie keine andere Stadt. Diese Palläste sind zwar nur aus Ziegelsteinen erbaut, aber mit Unem gipsartigen Muschelkalk belegt, der eine sehr feine Politur annimmt. Auf diese Art scheinen sie ganz massiv zu sein. Ihre platten Dächer sind mit zierlichen Geländern versehen. Die Fenster sind groß, haben aber kein: Glasscheiben, sondern Jalou- sien. Ganz das Gegenstück zu diesem Sitze der Europäer und der Reichen ist das Quartier der Hindus oder die sogenannte Schwarze Stadt, welche übrigens bei Weitem die größere Hälfte von Calcutta einnimmt und eine ungeheure Bevölkerung, vielleicht f der Gesammt- bevölkerung enthält. Sie besteht aus einem Labyrinth enger, winklicher, schmutziger, ungepflasterter Straßen, die fast durchaus mit schlechten Häusern und noch elendern Hütten besetzt sind. Ein Theil davon ist aus Schilf- oder Bambusrohr, ein anderer aus Holz oder Lehm ge- baut. Nur wenige sind mit Ziegeln, die meisten bloß mit Palmblät- tern gedeckt. Demohngeachtet sind sie mit Menschen überfüllt, meistens von einem bleichen, abgemagerten, dürftigen und halbverhungerten An- sehen. Krankheiten, die stets im Gefolge der Armuth und Entbeh- rung erscheinen, richten hier fortwährend ihre Verheerungen an, und Tausende von Opfern unterliegen in jedem Jahre den gräßlichen Übeln, die sich an die Dürftigkeit knüpfen. Zur Zeit, da die Cholera in der Stadt herrschte, sollen einige Wochen lang täglich 700 Menschen, von dieser schrecklichen Geißel heimgesucht, gestorben seyn. Auch sind hier Feuersbrünste, so wie in Constantin opel, sehr häufig. Doch finden sich auch in diesem Stadttheile einige erträgliche Straßen. Eben so zeich- nen sich die schönen nach Englischer Art gebauten Hotels einiger reichen Hindus, so wie die Häuser der reichen Englischen, Portugiesischen, Persischen rc. Kaufleute durch Größe und Bauart aus. Die Bevölkerung der schwarzen Stadt bietet ein sehr buntes Ge- misch von den Nationen Asiens dar; hier sieht man Perser und Ara- der, Einwohner der östlichen und westlichen Inseln, Hindus aus allen Theilen Ostindiens, Chinesen und Tibetaner, endlich Einwohner von Siam, Tunkin und Pegu, alle mit ihren eigenthümlichen Formen, Trachten und Sprachen. — Ein großes, lebendiges, Asiatisches Völ- kergemälde in der buntesten Vermischung und der regsten Beweglichkeit. Jktzt die mannigfaltigen Figuren, die wechselnden Szenen und das Getümmel auf einer der Hauptstraßen der schwarzen Stadt. Portu- giesische Kapuziner und Englische Missionärs; >Maharattische Reiter-

8. Bd. 2 - S. 436

1837 - Eisleben : Reichardt
436 Asien. genannten vier ursprünglichen Kasten mehrere Neben- oder Mittelkasten entstanden, die von jenen zwar verachtet werden, aber doch auch nicht zu den Parias gehören. Was nämlich zu keiner der obgedachten 4 edlen Kasten noch zu den daraus entstandenen Neben- oder Mittelkaften gehört, ist von de« menschlichen Gesellschaft so gut wie ausgeschlossen und mit dem Stem- pel ewiger Schmach belegt. In dem größten Theile von Indien hei- ßen diese Unglücklichen Parias, ein Ausdruck, der auch von Thieren und leblosen Dingen gebraucht wird, um das Schlechteste in seiner Art, den Auswurf zu bezeichnen. Diese Menschenklasse darf nicht mit andern in Städten oder Dörfern zusammen wohnen, sondern muß sich auf dem Felde oder in entlegenen Büschen Hütten bauen; denn ihr Anblick ist widrig, ihre Nahe störend, ihre Berührung aber vollends ver- unehrend, und wen ein Paria anzufassen wagt, der ist berechtigt, ihn auf der Stelle zu tödten. Sie dürfen kein Thier schlachten, sondern essen nur das Fleisch von gefallenem Vieh und verrichten die schmutzig- sten und herabwürdigendsten Arbeiten, denen sich kein Kastenmitglied unterziehen würde, wie z. B. die Hinwegsckaffung des Unraths, das Begraben der Todten und alle Henkerdienste. Kein Tempel darf von einem Paria betreten werden; jedoch wird ihm gestattet, durch die offe- nen Thüren hineinzusehen und das Bild des Götzen ist so gestellt, daß sein Blick es treffen könne. Wollen Parias Lebensmittel einkau- fen, so müssen sie in einiger Entfernung vom Markte stehen bleiben, durch lautes Rufen ihre Bedürfnisse kund thun, das Geld dafür nie- derlegen und sich dann schnell irgendwo verbergen. Die Verkäufer holen sodann das Geld, legen dafür das Verlangte hin und erst, nach- dem sie sich wieder entfernt haben, dürfen die Parias aus ihrem Schlupf- winkel hervortreten und das Erkaufte nach Hause tragen. Läßt sich ein Mitglied einer andern Kaste so weit herab, das Wort an einen Paria zu richten, so hält dieser, wenn er antwortet, die Hand vor den Mund, aus Furcht, sein Athem könne die Luft verpesten, welche der Anredende einzieht. Von allen andern Kasten verachtet und ausge- schlossen, sind diese Unglücklichen auf ein irrendes Leben beschrankt und aller Mittel beraubt, denn es ist ein frommes Werk, sie zu erniedrigen, und eine Sünde, ihnen beizustehen. Häufig ziehen sie sich in dichte Waldungen zurück, fliehen den Anblick der Menschen, die ihnen nur Mißhandlungen angedeihen lassen, und beschließen hier, bis zum Zu- stande des Viehes hinabgedrückt, ihr elendes Daseyn. Bis zur Ver- zweiflung getrieben, werden sie zuweilen die wildesten Räuber, welche man unter dem Namen Dacoits kennt. Einem Paria welcher Fä- higkeiten besitzt, steht jedoch unter einem Muhamedanischen Fürsten, wie die meisten im Lande es sind, der Weg zum Fortkommen in der Armee offen; denn diese kümmern sich nicht um die Kasteneintheilung, sondern stellen gern geschickte Leute in ihrem Heere an. So kommt es zuweilen, daß ein Bramine als gemeiner Soldat unter einem Pa-

9. Bd. 2 - S. 536

1837 - Eisleben : Reichardt
536 Asten. Zitronensaft, Salz und Pfeffer, wozu man öfter noch Reiß hinzufügt. Niemals aber werden dabei starke Getränke genossen; viele jedoch brin- gen hohle Bambusrohre mit, in welches sie das Blut auffangen und es trinken. Die Hinrichtung geschieht öffentlich, es ist aber nur den Männern erlaubt, dabei zu seyn, und den Weibern der Genuß des Menschenfleisches verboten; doch sagt man, daß sie zuweilen ein Stück- chen verstohlen naschen. Man versichert, daß die Battas im Allgemei- nen Menschenfleisch jedem andern vorziehen, allein dessen ungeachtet be- friedigen sie ihr Gelüste darnach nur in den gesetzlich vorgeschriebenen Fallen. Auch werden diese Exekutionen mit größter Heiterkeit und ohne Erbitterung oder Rache vollzogen. Nur Kriegsgefangene werden mit Wuth angefallen, und sogar ihre Knochen werden, selbst schon be- graben, noch benagt. ■ Vormals waren die Battas gewohnt, ihre Ver- wandten und Eltern zu schlachten und zu verzehren, sobald sie zu alt und zur Arbeit untauglich waren^ Kummerlos suchten sich die Alten selbst einen Baumast aus, an dem sie sich mit den Handen aufhingen, während ihre Kinder um sie herum tanzten und sangen: „Wenn die Frucht reif ist, fällt sie ab." Diese Ceremonie fand zur Zeit der Citro- ncnreife Statt, in welcher auch Salz und Pfeffer im Überfluß vorhanden ist. Sobald die Alten sich nicht mehr schwebend am Baume erhalten konnten und herabfielen, stürzten ihre Kinder und Verwandten über sie her, hieben sie in Stücke und verzehrten ihr Fleisch mit dem größten Appe- tite. Diese gräuliche Sitte ist indeß abgekommen, was ein Schritt mehr zur Civilisation ist und hoffen laßt, daß das ganze abscheuliche Her- kommen völlig auf dieser Insel verschwinden wird, allein gegenwärtig werden ln Friedenszeit jährlich noch gegen 100 Battas gefressen. So erzählt uns von diesem Volke der schon oben genannte Sir Stam- ford Raffles, der letzte Brittifche Gouverneur von Benkulen in Sumatra, der sich überhaupt um die nähere Kenntniß dieser Insel große Verdienste erworben hat, und auch einstens selbst von den in der Nähe von Tappanuli wohnenden Battas eingeladen wurde, der Hinrichtung eines Battas beizuwohnen, der überwiesen war die Frau seines Nachbars verführt zu haben. Naffles lehnte zwar diese Einla- dung ab; dagegen waren sein Sekretär und ein Brittischer Offizier Augenzeuge davon. Sie fanden an dem bezeichneten Orte eine große Volksmenge und den Verbrecher mit ins Kreuz ausgestreckten Armen an einen Baum gebunden. Der Justizminister, ein Häuptling von einem gewissen Range ging mit einem großen Messer in der Hand auf ihn los, und schwang es einige Male, indem er sich dem Schlacht- opfer näherte. Neben ihm ging einer, der eine Schüssel trug, in der sich eine Mischung von Citronensast, Salz und Pfeffer befand. Der Justizminister rief nun den Gatten der entehrten Frau vor und fragte ihn, welches Stück er vorzugsweise beliebe ? Das rechte Ohr, war die Antwort, und sogleich war dasselbe mit einem einzigen Schnitte vom Kopfe getrennt, worauf es dem Manne überreicht wurde, der es in

10. Bd. 2 - S. 537

1837 - Eisleben : Reichardt
Java. 537 die Schüssel tunkte und fraß. Sodann warfen sich die Umstehenden auf den Verbrecher und jeder schnitt sich ein beliebiges Stück ab und verschlang es. Nachdem so ein guter Theil des Ehebrechers verzehrt war, stieß ihm einer seinen Dolch ins Herz; was aber nur aus Rück- sicht für die beiden Fremden geschah, die zugegen waren; denn sonst ist es nicht gewöhnlich, diesen Gnadenstoß zu ertheilen. Auch der oben erwähnte Anderson, der später (1823) Sumatra bereiste, hat sich von der Menschenfresserei der Battas überzeugt, so wie gleichfalls Olivier, der 1817—1826 den Indischen Archipel besuchte, behauptet, daß sie zuweilen, doch selten ihre schwer verwundeten Kriegsgefangenen verzeh- ren, wahrend die übrigen entweder gar nicht oder nur leicht verwunde- ten Kriegsgefangenen als Sklaven verkauft zu werden pflegen. Java. Diese prachtvolle Insel, die blühendste und bevölkertste des Indi- schen Archipels, der Hauptsitz der Holländischen Macht in Indien, liegt ganz nahe bei Sumatra, und wird von dieser ihr westlich liegen- den Insel durch eine Meerenge, die Sunda-Straße genannt, ge- schieden, und ist ohngefähr von derselben Größe wie England allein, dehnt sich aber mehr in die Länge als in die Breite aus. Ihre Ein- wohner stammen von Malayen ab und bekannten sich, lange vor der Entdeckung der Insel durch Europäer, zur Brama-Religivn, von wel- cher Zeit sich noch prächtige und kolossale Tempel erhalten haben. 1406 kamen Muhamedaner hieher, führten den Islam ein und stifteten mehrere Reiche, von welchen bei Ankunft der Europäer noch vier be- standen, Mit dem Despotismus der Muhamedaner sank die hoch ge- stiegene Eivilisation. Jetzt sieht man kaum noch die Trüminer der alten Herrlichkeit Javas, allein diese Trümmer bezeugen, zu welcher Höhe die Künste und Wissenschaften sich gehoben hatten. So sieht man unter andern noch Reste von Pagoden, welche man den schönsten Pagoden Ostindiens an die Seite stellen kann, und welche durch ihre Schönheit und Vollendung, namentlich der Statüen, Säulen, Basre- lifs rc. einen gebildeten Geschmack und erfindungsreichen Kunstsinn der damaligen Bewohner Javas zu erkennen geben. Die ersten Europäer, welche in Java landeten waren die Portugiesen, die 1579 hier erschie- nen und Handelsverbindungen mit den Einwohnern anknüpften. 1594 kamen die Holländer nach Java und bald erschienen auch Engländer. Nachdem die Holländer die Portugiesen von hier verdrängt und sich angesiedelt hatten, legten sie 1611 bei Jacatra, der Hauptstadt eines damals bestehenden Reiches ein Fort an und bauten 1619 Batavia. Zuerst verjagten sie die Engländer und breiteten nach und nach immer weiter ihre Herrschaft in Java aus, so daß sie nicht allein ein beträcht- liches unmittelbares Gebiet sich erwarben, sondern auch die noch beste- henden Reiche in eine gewisse Abhängigkeit versetzten. Allein 1811
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TM Hauptwörter (200)200

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