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1. Lehrbuch der Geschichte für die Ober-Secunda höherer Lehranstalten - S. 52

1895 - Gotha : Perthes
52 das ganze nrdliche iranische Hochland; um die Jahreswende (330/29) berschritt er die Psse des Hindukusch, stieg zum turanischen Tieflande nach Bk-trien hinab und erwirkte die Auslieferung des Bessos; er berschritt darauf den Oxos (den heut. Sir), die baktrische Grenze, und rckte der Marakanda (wohl Samarkand) bis zum Jaxartes (dem heut. Amu) vor, seinem uersten Ziel im Norden. In diesen nrdlichen Gegenden verblieb er bis zum Jahr 327. Die schnellen Siege steigerten das Selbstbewutsein Alexanders; sklavisch gesinnte Asiaten und griechische Schmeichler drngten ihn, die gttliche Wrde, die er angenommen hatte, zur Geltung zu bringen und die Formen des orien-talischen Despotismus, wie die anbetende Verehrung (Proskynesis), anzuwenden. Dem widersetzte sich aber der Freiheitssinn der Makedonier und Griechen; ihr Widerstand ri Alexander zu Handlungen fort, die sein Leben umdstert und befleckt haben; so lie er den Philots, des Parmenin Sohn, weil er um eine Verschwrung gewut habe, tten und darauf auch den greisen und verdienten Parmenin ermorden; den Kleitos (Clitus), der ihm am Granikos das Leben gerettet hatte, ttete er mit eigener Hand bei einem Gelage in Marakanda. D. Aer Zug nach Indien. Ehrgeiz trieb Alexander weiter, wie es denn fr den Welteroberer keine Grenze giebt; mit Indien hatte er am Fue des Hindukusch bereits Fhlung gewonnen; dorthin verlegte auerdem die griechi-sche Phantasie einen Teil der Heroensage; Herakles und Dionysos sollten auf ihren Zgen dorthin gelangt sein. So rckte denn Alexander 327 das Kabulthal abwrts zum I n d o s und betrat darauf das Fnfstromland x); am Hydaspes berwand er den Widerstand des tapferen Knigs Poros; er zog ostwrts bis zum Hyphasis, wo das Heer den Weitermarsch verweigerte und dem Ehrgeiz des Knigs endlich Halt gebot (326); denn dieser wollte sogar sdstlich in die Lnder des Ganges vordringen. Indem Alexander diesen Plan aufgab, fate er einen andern, groen Gedanken; aus einem Welteroberer ward er ein Weltentdecker; um die neuen Eroberungen in Indien auf dem Seewege mit dem persischen Reiche zu verbinden, fuhr er den Jndos abwrts. An seiner Mndung gedachte er eine Welthandelsstadt, wie Alexandreia an der Mndung des Nils, zu errichten. Seinem erprobten und einsichtsvollen Kampf-genossen Nearchos bertrug er die Fhrung der Flotte, die den Seeweg nach dem persischen Golfe entdecken (den Jndos mit dem Euphrat verbinden) sollte. Zur Vollendung des Planes unternahm er selbst den Zug durch das Kstenland Gedrosien, das heut. Belutschistan; in den wasserlosen Einden litt das Heer unsgliche Beschwerden, aber das groe Werk glckte; in Karmanien (der Kstenlandschaft westl. von Gedrosien) traf er mit Nearchos wieder zu-sammen (325). Eine unvergleichliche Siegeslaufbahn hatte Alexander vollendet; der Westen und der Osten der damaligen Welt war in die engste Beziehung gesetzt und berall durch Stdtegrndungen der Kultur eine neue Bahn erffnet. Zur Be-herrschung des gewaltigen Reiches konnte Alexander die Perser nicht entbehren; daher lie er eine zahlreiche persische Jugend nach griechischem Gebrauch in dem Waffendienst einben; er hatte eine Verschmelzung der griechisch-makedonischen 1) Es wird gebildet durch den Jndos, Hydaspes, Akestues, Hydraotes und Hyphasis.

2. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 192

1890 - Gotha : Perthes
192 7. Land und Heer Persiens. Um sich die wunderbare Thatsache begreiflich zu machen, daß eine Handvoll verwegener Macedonier ein altes Weltreich in einigen Jahren zu erobern vermochten, muß man die obwaltenden Verhältnisse kennen lernen, um alsdann die Siege der Macedonier als natürliche Erfolge zu begreifen. Persien war kein gleichartiges Reich, sondern ein Gemisch von Völkern verschiedener Sprache, Religion und Lebensweise. Es dehnte sich vom Indus im Osten bis zur libyschen Wüste im Südwesten, vom Kaukasus und Kaspisee im Norden bis zum persischen Meerbusen und persischen Meere im Süden aus, umfaßte also Hoch- und Tiefland, fruchtstrotzende Getreideländer und Steppen und unwirtliche Sandflächen. Da die Bevölkerung verschiedenen Sitten und verschiedener Beschäftigung folgte, so gab cs stets Bürgerkriege, d. h. Empörungen der Bevölkerung gegen habgierige Statthalter oder Aufstände kräftiger Statthalter (Satrapen) gegen die Willkürherrschaft der Minister. Als Könige herrschten oft Schwächlinge oder Tyrannen, die durch Königs- oder Verwandtenmord sich den Weg zum Throne bahnten, sich einem schwelgerischen Genußleben ergaben und die Regierung ihren Günstlingen und Verschnittenen überließen. Hierbei verkam das Kriegswesen und suchten die Könige Schutz und Sicherheit durch griechische Söldlinge, deren sie 15—30000 Mann im Dienste zu haben pflegten. Die Bergvölker des Ostens galten für kriegerisch und raubgierig, und sie bildeten die Provinzialheere der Satrapen. Sie besaßen wenig Anhänglichkeit an den fern wohnenden König, dem sie Tribut zahlen und allerlei Dienste leisten mußten, ohne dafür entschädigt zu werden. Der Kern des Reiches, die

3. Teil 16 - S. 18

1806 - Gotha : Ettinger
is Cabul, und andre auf der linken oder östli- chen Seite sich ausbreitende Lander, die, theils als gebirgige Gegenden, therls als unfrucht- bare Steppen, von rohen Afganen, und an- dern nomadischen Stämmen, bewohnt wurden. Nadirs Sohn' bekam auch eine kaiserliche Prinzessin zur Gemahlin. Nadir führte hier- auf den Mahomet, den er seines Verhafres entließ, selbst zum Thron, setzte ihm die Kaiserkrone auf, und beschenkte ihn mit vie- len Kostbarkeiten, die vorher dessen Eigenthum gewesen waren. Auch ließ er ihm bey sei- nem Abzüge (im April) noch manchen guten Rath zurück, der in der That sehr theuer erkauft war. Nadir zog längs dem südlichen Gebirge von Caschemir fort. Seine Schiffbrücke über den Ienaub fand er zerstört. Er mußte da- her auf Kähnen und Fahren übersehen. Vor- her mußte ihm jeder von seinen Officteren und Soldaten die zu Delhi erbeuteten oder geraubten Edelsteine ausliefern. Bey Attok, wo Nadir über den Indus sehte, war er, wegen der Nachstellungen der Afganen, in großer Gefahr. Zu Cabul erwartete er den Subah

4. Bd. 3 - S. 464

1838 - Eisleben : Reichardt
464 Amerika. Dieser Kampf dauert so lange fort, bis beide Theile sich dermaßen durchgedroschen haben, daß sich von der einen wie von der andern Seite kein Liebhaber mehr findet, worauf die Streitigkeit geschlichtet ist und die Gegner nach verschiedenen Seiten ruhig abstehen. Nur die ungewöhnlich harten Schädel der Indianer können die Schlage er- tragen, die bei solchen Gelegenheiten auf ihre Köpfe herab regnen. Die Weiber ermangeln bei dergleichen Gelegenheiten nicht, dem Bei- spiele der Männer zu folgen. Sie fallen sich unter gräßlichem Ge- heul mit Nageln und Zahnen an, zerkratzen und zerbeißen sich gegen- seitig, reißen sich bei den Haaren an der Erde hin, zerren und schla- gen sich im Staube umher. Die Männer aber berühren sich nie mit den Händen, sondern fechten ihre Sache bloß mit ihren Stangen aus. Auch gehören die Botocudos zu den wenigen Jndianerstämmen, welche die abscheuliche Gewohnheit des Menschenfressens noch immer nicht gänzlich abgelegt haben. Doch sollen nicht alle Stämme der- selben dieser unmenschlichen Gewohnheit ergeben seyn, sondern bloß der Hauptstamm das Fleisch der getödteten Feinde verzehren. Indeß läug- nen gefangene Botocuden dies, und auch mehrere Reisende der neuesten Zeit sprechen sie von dieser schändlichen Gewohnheit frei. Insbeson- dere bestreitet Saint Hilaire, ein Franzose, der in der gelehrten Welt durch seine Naturforschungen bekannt ist, und in der neuesten Zeit sechs Jahre lang das Innere Brasiliens durchreist hat, die ge- wöhnliche Behauptung, daß die Botocudos Menschensteisch essen, und spricht sie ganz davon frei. Ein Botocude, der seine Wälder ver- lassen und hierauf mehrere Jahre in Diensten des St. Hilaire gestan- den hatte, verwarf die Beschuldigung seiner Landsleute der Men- schenfresserei . als eine Lüge, die von den Portugiesen ersonnen worden sey, um einen Vorwand zu haben, seiner Nation zu schaden, und fügte zu gleicher Zeit hinzu, daß der Gebrauch seiner Landsleute, die Leichname ihrer Feinde in kleine Stücke zu hauen, zu jener Verläum- dung Anlaß gegeben habe. Ausgemacht ist es jedoch, daß sie noch auf der allerniedrigsten Stufe der Kultur stehen; und sie haben es bis jetzt vorgezogen, frei und ungebunden in ihren Urwäldern umherzustreifen, als sich den Portugiesen auf irgend eine Weise zu nähern. So viele Versuche auch diese machten, sie auf gütige oder gewaltsame Art zu unterjochen, scheiterten sie doch an dem Freiheitsgefühle dieser Naturkinder, die da- her auch alle Pflanzungen zerstörten, welche man in der Nähe des Landstrichs, den sie als ihr Eigenthum ansprechen, anlegen wollte, und schonungslos alles tödteten, was ihnen in den Wäldern oder auf ihren Streifzügen begegnete. Die Regierung beschloß daher, diese hartnäckigen Feinde zu unterwerfen, man erlaubte sich die schrecklich- sten Maßregeln gegen dieselben, und ertheilte den grausamen Befehl, jeden Botocuden, dessen man ansichtig würde, wie ein wildes Thier nieder zu schießen; allein mit derselben Grausamkeit, womit sie seit dieser

5. Bd. 3 - S. 164

1838 - Eisleben : Reichardt
164 Amerika. zweier Menschenklassen in dem freien Amerika, die an diesen allgemei- nen Menschenrechten keinen Antheil haben und dies sind die Neger- sklaven und die Redemptioners. Der größten Freiheit steht also hier der größte Kontrast gegenüber. Sklaven unter freien Menschen! Ein Volk, welches durch seine Revolution aussprach, daß es nichts schrecklicheres kenne, als freiwillige Knechtschaft, gestattet die noch weit furchtbarere Knechtschaft, die unfreiwillige. Der Negersklave entbehrt der Menschenrechte und ist ganz der Willkühr seines Herrn überlassen. Auf entlaufene Sklaven schießt man, wie auf das Wild und Empö- rung oder Selbstrache wird gewöhnlich sehr grausam bestraft. Und solcher Negersklaven giebt es noch über 2 Millionen in den vereinigten Staaten, doch finden sich diese nur in den südlichen und mittlern Staaten (am zahlreichsten in Virginien, Nord- und Südkarolina, Ma- ryland, Georgia, Kentucky, Tennessee, Alabama und Louisiana), hin- gegen in den nördlichen Staaten sind alle Sklaven für frei erklärt. Übrigens aber versichert man, daß die Sklaven hier im Ganzen milder als in andern Landern behandelt werden und daß man ihnen häufig die Freiheit schenke. Doch fehlt es auch nicht an Beispielen von har- ter und grausamer Behandlung derselben. So sagt der Herzog Bern- hard von Weimar in seiner Reisebeschreibung bei Gelegenheit seines Aufenthalts in Neu-Orleans: „der Greuel ist gräßlich und die Roh- heit und Gleichgültigkeit, welche die Gewohnheit-in den weißen Men- schen erzeugt hat, unglaublich. Wenn man hier einen Hausneger züchtigen lassen will, so schickt man ihn mit einem Billet, in welchem die Anzahl der Schlage, die der Überbringer bekommen soll, angegeben ist, in das Negergefangniß. Hier empfangt er feine Strafe und eine Bescheinigung, die er feinem Herrn mitbringen muß. Zuweilen erhalt der Unglückliche die Züchtigung, indem man ihn, das Gesicht unten, platt auf die Erde ausspreizt, und Hände und Füße an 4 Pfahle befestigt. Diese scheußliche Bestrafungsart ist vorzüglich auf den Plantagen üblich. Überhaupt wird auf den Plantagen eine grau- same Disciplin gehandbabt. Wer daher unter seinen Haussklaven Sub- jekte hat, die er einer besondern strengen Zucht unterwerfen will, der vermiethet oder verkauft sie auf die Plantagen." Noch müssen wir einige Worte von den Redemptioners (L oskaufling e) beifügen. Man nennt fo arme Einwanderer aus Europa, die zur Bezahlung ihrer Überfahrtskosten von den Schiffs- herrn so lange vermiethet oder vielmehr als Sklaven verkauft werden, bis der Überfahrtspreis abverdient ist. Diefe haben ein noch weit härteres Loos als die Negersklaven; deün da der Verkauf dieser Men- schen nur auf eine Zeitlang gültig ist, so sucht der Käufer aus sei- nem Redemptioner fo vielen Nutzen zu ziehen, als nur immer möglich, und sein Zustand ist daher gewöhnlich schlimmer, als der des Neger- sklaven, denn für letztere wacht wenigstens der Eigennutz, da er zu hohen Preisen angekauft worden ist.

6. Bd. 2 - S. 221

1837 - Eisleben : Reichardt
Russisches Reich. 221 Leben. Vornehmlich sind die Raubzüge gegen ihre Nachbarn, die Rus- sen und Bucharen so wie gegen die ihr Land durchziehenden Karawa- nen gerichtet. Sie rauben nicht bloß Waaren und Vieh, sondern auch Menschen, welche dann Sklavendienste bei ihnen verrichten müssen, übrigens aber gut gehalten werden, besonders wenn Hoffnung vorhan- den ist, ein gutes Lösegeld für sie zu erhalten. Die Karawanen pfle- gen daher den Schutz derjenigen Stamme, durch welche sie ziehen müssen, mittelst ansehnlicher Geschenke zu erkaufen und lassen sich dann sicheres Geleite geben, was sie aber dessen ohngeachtet nicht immer schützt; denn die Gastfreundschaft, welche die Kirgisen sich gegenseitig erzeigen, dehnen sie keinesweges auf Fremde und noch viel weniger auf Personen eines andern Religionsglaübens aus. Der Europäer, wel- cher ohne Eskorte durch ihre Steppen zu reisen wagen möchte, würde unvermeidlich in Sklaverei gerathen. Selbst der Muhamedaner von der Parthei der Sunniten, der ohne Freunde, ohne Schutz in die Hände der über den Islam wenig aufgeklarten Kirgisen fallen sollte, muß sich glücklich schätzen, wenn er nur ausgeplündert wird, ein Perser aber, oder jeder Schiite hat dasselbe Schicksal zu erwarten wie der Christ. Die ungestümen Bewohner des Kaukasus sind ihren Feinden in jeder Beziehung furchtbarer: aber bei ihnen werden doch wenigstens die Ge- setze der Gastfreundschaft geachtet, und ein Fremder ist in völliger Sicher- heit, sobald ihm ein Kaukasier Schutz gewahrt hat. Nicht so ist es hingegen bei den Kirgisen Horden. Gegen einander selbst sind die Kirgisen sehr gutmüthig und gast- frei; auch gehören ihre Dankbarkeit für empfangene Wohlthaten und ihre Achtung gegen das Alter zu den guten Zügen ihres Charakters. Ferner zeigen sie eine große Anhänglichkeit an ihr Vaterland oder viel- mehr an die Steppen, die sie bewohnen; sie ertragen lieber alle Übel, als daß sie die Stelle verlassen sollten, wo sie geboren wurden, und die Lebensweise aufgeben sollten, an die sie in der Steppe gewöhnt sind. So haben z. B. die Russen mehrere 1000 Zelte oder Familien der Kirgisen gezwungen, ihr Land zu verlassen und aufs Russische Ge- biet überzutreten; aber der größere Theil derselben hat trotz der Ruhe, deren sie im Russischen Reiche genießen, und des Wohlstandes, den sie dort erwerben, stets den Gedanken, in die Steppen zurückzukehren. Von den 7000 oder 8000 Zelten, welche in dem Gouv. Astrachan angesiedelt worden sind, ist fast der dritte Theil 1820 nach ihren Steppen zurückgekehrt. Als diese, indem sie den Fluß Ural überschrit- ten, zum erstenmal wieder den Fuß auf vaterländischen Boden setzten, hüpften sie voll Freude umher und küßten die Erde mit Begeisterung. Schirgagi der Sultan der mittlern Horde hatte lange Zeit als Russischer Major in St. Petersburg gelebt und war einer der vornehm- sten Personen am Hofe der Kaiserin Katharina Ii. gewesen. Wohl ließ sich voraussehen, daß er sich an die Bequemlichkeiten und Genüsse des Europäischen Lebens gewöhnt haben sollte und selbst an die künst-

7. Bd. 2 - S. 293

1837 - Eisleben : Reichardt
Turkestan. 293 Stiefeln und seidene Handschuhe und werfen einen seidenen Schleier oder Mantel über sich, der sie vorn Kopf bis auf den Fuß verbirgt und Burkah heißt; nur in der Gegend der Augen ist eine kleine netzförmige Öffnung angebracht, durch welche sie sehen können. Die Kost der Usbeken ist ziemlich dieselbe, wie die der Turkmanen und der Nomaden überhaupt; sie sollen das Pferdefleisch sehr lieben und es dem Rind- fleisch vorziehen. Ein Lieglingsgetrank ist der Kumiß (ein aus Pferde- milch, die man mehrere Stunden lang in einem Felle heftig schüttelt, bereitetes berauschendes Getränk), und die sonst so mäßigen Usbeken lassen sich von diesem Lieblingsgetränk in der Jahreszeit, wo es vor- züglich bereitet wird, oft zur Trunkenheit und zu Ausschweifungen ver- führen. Auch den Thee trinken sie sehr gern und bereiten ihn auf verschiedene Art. Ein Theil der Usbeken lebt ansäßig in Häusern, ein anderer und zwar der größere Theil als Nomaden in Zelten. Diese Zelte gleichen den oben beschriebenen der Turkmanen, und bestehen ebenfalls aus einem Gerüste von schwachen Latten, die mit dickem, schwarzem Filz bedeckt werden, und heißen Karauis (schwarze Hauser) oder Kirgahs. Bei den Reichern ist der Fußboden mit Teppichen belegt, bei den Ärmern mit einem weißen Tuch oder einer Matte von Kameelhaaren. Die nomadisch lebenden Usbeken leben in Abtheilungen von 200 bis über 1000 Familien zusammen; eine solche Abtheilung heißt Aaul und mehrere von ihnen bilden einen Urugh oder Stamm. Jeder Aaul steht unter seinem eigenen Bey oder Beg. Die Usbeken sind im Allgemeinen klug, angenehm und witzig, von festem Charakter, aufrichtig, Lüge, Betrug und eigennützige Dienst- fertigkeit hassend. An Edelsinn und Ehrlichkeit überteffen sie die übrigen Bewohner Turkestans, und Gerechtigkeit ist einer ihrer Hauptzüge. Da sie alle Gewerbe verachten und ihre meisten Arbeiten durch ihre Sklaven verrichten lassen, so führen sie in Friedenszeiten ein träges und sorgloses Leben. Ruft sie aber ihre Lieblingsbeschäftigung, der Krieg, so sind sie umrmüdet, kühn und verwegen. Sie sind stolz auf den Namen Eroberer, haben sich aber seit der Zeit, wo sie in Turke- stan siegten, sehr verweichlicht. Doch gehen sie nicht selten auf Raub aus, weil sie dieses Gewerbe für eine ehrenvolle Beschäftigung ansehen. Die Vertilgung der Ungläubigen halten sie, als Muhamedaner, für eine Religionspflicht. Auf den Landstraßen fallen sie die Karawanen an, gerathen aber nie unter sich, wegen der Theilung der Beute in Streit. Da wo sie übernachten, bezahlen sie nie, ja sie nehmen sogar noch^ alles gewaltsam mit sich fort, sobald sie ihren Wirth nicht für hinlänglich gastfrei halten. Haß und Rachsucht vererben sie auf Kinder und Kindeskinder, und oft endigt eine Beleidigung, wenn es zu keiner Versöhnung gekommen ist, mit der Vertilgung des ganzen Stammes. Im Allgemeinen besitzen sie viel kriegerischen Geist, taugen aber nur zu kurzen Unternehmungen. Sie hören gern Kriegsgeschichten erzählen und ehren feste Ausdauer.

8. Bd. 2 - S. 294

1837 - Eisleben : Reichardt
294 Asien. ^ Die Bucharen, auch Tadschicks und Sarten *) genannt, gehören keineswegs, wie man gewöhnlich annimmt, zu dem Türkischen Volksstamm, sondern zu dem Persischen; auch ist ihre Muttersprache die Persische. Sie sind unter allen Turkestan bewohnenden Völker- schaften die industriöseste und civilisi'rteste, in Städten und Dörsern ansaßig, und treiben Ackerbau, Gewerbe, vorzüglich aber Handel. Jeder Buchare ist geborner Kausman. Er handelt und schachert, wo es ihm nur möglich ist. Civil- und Militarbeamten, selbst die die Person des Khans umgeben, machen Komissionare, Speditöre, Agenten und erstre- cken ihre Handelsspekulationen bis an die Gränzen; die Landleute beschäftigen sich bei ihren Ackergeschaften mit dem Handel; die in den Städten wohnenden Bucharen sind Kramer, Wechsler und Handelsleute im Großen und Kleinen, und unternehmen die weitesten Handelsreisen. Ja sie leben als Handelsleute zerstreut auch in den großen Städten Sibiriens, Jnnerasiens und in den Hauptstädten Chinas. Sie zeigen vielen Sinn für Kunstgewerbe und Handwerke, doch ist die Seiden- und Baumwollenspinnerei bloß das Geschäft ihrer Weiber. Die Mehr- zahl von ihnen kann lesen und schreiben und sie bilden die gebildeteste Einwohnerklasse Turkestans. Dabei aber sind sie betrügerisch, listig, falsch, habsüchtig, geldgierig, zeigen in ihrem Gesichte Sanftmuth und Gelassen- heit und erscheinen dem, der sie nicht genauer kennt, als gutmüthig,'recht- lich, gefällig und demüthig. Im Unglück und Elend sind sie zu jeder Niederträchtigkeit fähig, wenn sie nur etwas dadurch erlangen können, im Glück und Wohlstand aber stolz und gebieterisch; übrigens größten- theils reich oder doch wohlhabend, Auf Vertage mit ihnen ist bei ihrer falschen Denkungsart nicht zu bauen. Alles was ihren Eigen- nutz nicht berührt, ist ihnen gleichgültig. Übrigens sind sie feig, ohne Kenntniß und Übung der Waffen und haben, so lange sie hier woh- nen, stets eine leidende, gehorchende Nolle gespielt, ohne daß jemals einer von ihnen sich zu einem Oberhaupte emporgeschwungen hatte. So thätig und arbeitsam der Buchare bei seinen Handels- und andern Geschäften ist, so sehr zeigt er sich als Müssigganger in seinem Harem, unter seinen Frauen und Beischläferinnen; hier überlaßt er sich allen möglichen Arten von Genüssen. Weingenuß und Hazardspiel verbietet ihnen der Islam, denn sie sind Muhamedaner, allein zu Hause und im Geheimen macht er den Trinker und Spieler und wagt oft ansehn- liche Summen. Im Allgemeinen sind die Bucharen von mittlerer Statur, wohl- gebildet, haben Europäische Gesichtszüge, große, schwarze und sprechende Augen, eine Habichtsnase, schwarze Haare und eine helle Hautfarbe, die viel weniger braun als bei den Persern ist, und zeigen in ihrer *) Den Namen Sarten haben sie von den Türkischen Völkern erhalten, indem das Wort Sarti einen Kaufmann bezeichnet, weil die Bucha- ren allein in Turkestan Handel treiben.

9. Bd. 2 - S. 368

1837 - Eisleben : Reichardt
368 Asien. herrschaftliche Tabackfchnupfer, dem Rauchen indeß weniger ergeben, als ihre westlichen Nachbarn, die Perser. Von Seiten des Charakters verdienen die Afghanen in mehr als einer Hinsicht Lob. Sie sind ein freies, einfaches, mäßiges, aufrichti- ges, kraftvolles, kriegerisches Volk, ohne jedoch unbändig, wild, frech und übermüthig zu seyn. Ihre Unterhaltungen und Fragen sind sehr verständig und verrathen mehr Wißbegierde als Neugierde. Dabei sind sie ihrem Vaterlande, insbesondere aber ihrem Stamme und ihrer Familie mit dem größten Eifer zugethan, stolz auf ihre Freiheit, Unab- hängigkeit und Gleichheit und gastfrei. Jeder Einzelne, der das Haus eines Afghanen betritt, wird von ihm geschützt, selbst der größte Feind geachtet, so lange er mit ihm unter einem Dache sich befindet. Ganz eigenthümlich ist den Afghanen die Sitte des Nanna-Wati. Sie besteht darin, daß derjenige, welcher ein Anliegen an jemanden hat, in das Haus oder Zelt desselben geht, aber nicht eher die gasifreundschaft- liche Einladung des Besitzers, sich niederzulassen oder etwas zu genie- ßen, annimmt, als bis ihm dieser die verlangte Bitte gewährt hat. Nur äußerst selten wird eine auf diese Art vorgebrachte Bitte abge- schlagen, und vieljährige Feinde werden dadurch, so bald nur einer sich entschließt, den ersten Schritt zur Versöhnung zu thun, die innigsten Freunde. Der Britte Elphinstone, der 1808 Afghanistan besuchte und aus Ostindien hierher kam, fühlte sich, nach seiner ausdrücklichen Versicherung, unter den Afghanen, besonders unter den westlichen Stämmen, als ec näher mit ihnen bekannt geworden war, oft wie zu Hause oder als ob er unter Europäern lebte. Burnes, welcher 1831 in Afghanistan war, macht gleichfalls eine günstige Schilderung von den Afghanen, und sagt, daß ihr Nationalcharakter auf ihn einen sehr vortheilhaften Eindruck gemacht habe. „Sie befragten mich stets ge- nau über Europa, sind seine Worte, und es ist erfreulich, die Wißbe- gierde selbst der ältesten Leute zu sehen. Sie sind nicht im Stande, ihre Gesinnungen vor einander zu verbergen und jemand, der nur ir- gend Scharfsinn besitzt, wird zu jeder Zeit ihre Absichten durchschauen können." — Die Schattenseite der Afghanen soll ihre Habsucht und Neid seyn, der sich selbst auf die nächsten Verwandten erstreckt. Bur- ues siel besonders ihre Trägheit auf; sie schienen den ganzen Tag, einander anstarrend, sorglos dazusitzen. Auch legen sich mehrere Stämme auf Stehlen und Rauben; doch verüben sie dabei niemals Mordthaten. Kabul ist die Hauptstadt von Afghanistan, und nach Burnes von etwa 60,000 Menschen bewohnt. Ungeachtet diesem nicht sehr bedeu- tenden Bevölkerung ist Kabul doch höchst geräuschvoll und lebhaft. Am Nachmittage ist der Lärm so stark, daß man auf der Straße sei- nen Begleiter nicht vernehmen kann. In den gewühlvollsten Theilen der Stadt sieht man Geschichtenerzähler die Müssigganger unterhalten oder Derwische (S. 127. Bd. 1.) den Ruhm und die Thaten des Propheten verkünden. Die Straßen sind sehr eng, werden wahrend

10. Bd. 2 - S. 646

1837 - Eisleben : Reichardt
646 Asien. gen wenig Rohheit in ihrem Benehmen; sie sind im Gegentheil ge- sitteter, als man von Nomaden erwarten sollte, und zeigen sich im Ganzen genommen gastfrei, freundlich, dienstfertig, gutherzig und auf- richtig. Rührend ist die Zärtlichkeit der Eltern gegen ihre Kinder und diese beweisen wieder eine große Anhänglichkeit an ihre Eltern; daher haben auch die Söhne nach der Verheirathung größtentheils ihren Wei- v deplatz mit dem Vater der Familie zusammen, so weit die Größe der für den Unterhalt des Viehes unumgänglich nöthigen Weideplätze es erlaubt. Ihr hauptsächlicher und allgemeiner Fehler besteht in der Be- gierde nach Gewinn und hieraus entspringt bei ihnen die Neigung zum Plündern und Rauben; doch sind Mordthaten auf offener Straße bei ihnen selten und unerhört. Im Kriege zeigen sie viel Schlauheit, List, Treulosigkeit und oft Grausamkeit. Von Kindheit an alle Entbehrun- gen eines rauhen Lebens gewöhnt, ertragen sie ohne Nachtheil Nässe, Kälte und Hunger. Von früher Jugend an handhaben sie den Bo- gen und sind treffliche Reiter, sowohl hinsichtlich ihrer körperlichen Stärke als der Gewandtheit ihrer Bewegungen. Nach ihrer Ansicht besteht kriegerische Tugend im Plündern ihrer Nachbarn und hiebei achten sie weder Ehre noch Gerechtigkeit. Sie beginnen Krieg um Beute zu machen und halten den schlechten Erfolg einer Unterneh- mung und selbst die Flucht nicht für schimpflich. Ihre Feldzüge un- ternehmen sie meist im Herbste, wo die Pferde gut gefüttert und in voller Kraft sind. Gedörrtes Fleisch und das Gras, das den Boden bedeckt, dienen ihnen als Proviant und Fourage; bei Ermangelung von Lebensmitteln, schlachten sie Kameele und die Hengste ihrer Heerden. Bei so großer Leichtigkeit Krieg zu führen, waren die Mongolen frü- her allen ihren Nachbarn furchtbar; jetzt aber, da sie durch die kluge Politik Chinas in Unterwürfigkeit erhalten werden, sind sie eine der friedlichsten Nationen Asiens geworden. Der Reisende kann durch die ganze Mongolei ohne Furcht seinen Weg nehmen und wird allenthal- den eine gastfreie Aufnahme finden; ec muß sich indessen in Acht neh- men, daß er seinem gastfreien Wirthe nicht durch Darlegung seines Reichthums die Augen blendet. Die Mongolen reden eine eigene Sprache, mit vielfylbigen, harten aber ausdrucksvollen Lauten. Die verschiedenen Mundarten weichen nur unbedeutend von einander ab. Die Mongolische Schrift wird, wie die Chinesische, auf dem Blatte senkrecht von oben herunter geschrieben, und zwar bedienen sie sich zum Schreiben eines Pinsels. Sie haben eine eigene Literatur, die aber meistens aus religiösen Schriften besteht, welche größtenrheils Übersetzungen aus dem Tibetanischen sind. Die Religion, zu der sich alle Mongolen bekennen, ist der Lamaismus oder Buddhaismus, über welche Religion wir schon oben (Band Ii. S. 510) das Nöthige mitgetheilt haben. Ursprünglich war der Glaube der Bud- dhisten sowohl in China, als in der Mongolei und Tibet ein und der- selbe, in der Folge aber bildeten sich 2 Sekten, die der Föiten in
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