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1. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 192

1890 - Gotha : Perthes
192 7. Land und Heer Persiens. Um sich die wunderbare Thatsache begreiflich zu machen, daß eine Handvoll verwegener Macedonier ein altes Weltreich in einigen Jahren zu erobern vermochten, muß man die obwaltenden Verhältnisse kennen lernen, um alsdann die Siege der Macedonier als natürliche Erfolge zu begreifen. Persien war kein gleichartiges Reich, sondern ein Gemisch von Völkern verschiedener Sprache, Religion und Lebensweise. Es dehnte sich vom Indus im Osten bis zur libyschen Wüste im Südwesten, vom Kaukasus und Kaspisee im Norden bis zum persischen Meerbusen und persischen Meere im Süden aus, umfaßte also Hoch- und Tiefland, fruchtstrotzende Getreideländer und Steppen und unwirtliche Sandflächen. Da die Bevölkerung verschiedenen Sitten und verschiedener Beschäftigung folgte, so gab cs stets Bürgerkriege, d. h. Empörungen der Bevölkerung gegen habgierige Statthalter oder Aufstände kräftiger Statthalter (Satrapen) gegen die Willkürherrschaft der Minister. Als Könige herrschten oft Schwächlinge oder Tyrannen, die durch Königs- oder Verwandtenmord sich den Weg zum Throne bahnten, sich einem schwelgerischen Genußleben ergaben und die Regierung ihren Günstlingen und Verschnittenen überließen. Hierbei verkam das Kriegswesen und suchten die Könige Schutz und Sicherheit durch griechische Söldlinge, deren sie 15—30000 Mann im Dienste zu haben pflegten. Die Bergvölker des Ostens galten für kriegerisch und raubgierig, und sie bildeten die Provinzialheere der Satrapen. Sie besaßen wenig Anhänglichkeit an den fern wohnenden König, dem sie Tribut zahlen und allerlei Dienste leisten mußten, ohne dafür entschädigt zu werden. Der Kern des Reiches, die

2. Deutscher Aufstieg 1750 - 1914 - S. 12

1914 - Gotha : Perthes
— 12 — §?Mder Mit dem soeben Erörterten ist wenigstens nach einigen beuf@$e®e=mnp3en Seiten hin der Einfluß der Raumbedingungen auf die deutsche Geschichte umschrieben. Bei weiterem Nachdenken wird es dem Leser leicht sein, das Thema fortzuspinnen. Uns liegt es ob, nunmehr die weltgeschichtlichen Zeitbedingungen festzustellen, in deren Verlauf die deutsche Geschichte stand und steht. 1 ' y Hier ist zunächst klar, daß wir mit allen heutigen großen europäischen Nationen die Einflüsse teilen, die von der außerordentlichen Summe westasiatisch-südeuropäischer Vorkulturen auf unseren Völkerkreis ausgegangen sind: von Ägyptern und Sumerern über Phönizien und Karthago bis auf Griechenland und Rom und auf Israel. Des genaueren läßt sich dabei weiter sagen, daß, während diese Einflüsse letzter und wichtigster Hand in Osteuropa (Russen) durch Byzanz vermittelt worden sind, wir, gleich den west-lichen^Äawen (Polen, Tschechen, Südslawen), zu den europäischen Völkern gehören, die mit den geistigen und materiellen Gewinnen der Vorkulturen von Rom her gespeist wurden. Innerhalb dieses Bereiches aber ist es wieder für die Gegenwart von großer Bedeutung, sich einige Einzelheiten des Verlaufes klarzumachen. Zweifellos begründet die . lateinische Gemeinschaft der Vorkulturen zwischen westlichen.^ Slawen und Deutschen ein besonderes Verhältnis, das zwischen den westlichen Slawen und Russen nicht besteht. Es steht dahin, was diese sehr wichtige Tatsache für die Zukunft Zentraleuropas, insbesondere Österreichs bedeuten wird. Und zweifellos sind wir Deutsche im Empfange der Vorkulturen von lateinischer Seite her gegenüber den westeuropäischen Nationen von vornherein im Rückstände gewesen: Engländer, Franzosen, Spanier, erst recht Italiener sind Kinder des vollen Bodens des römischen Reiches; wir saßen guten Teils zu eige-

3. Bd. 2 - S. 294

1837 - Eisleben : Reichardt
294 Asien. ^ Die Bucharen, auch Tadschicks und Sarten *) genannt, gehören keineswegs, wie man gewöhnlich annimmt, zu dem Türkischen Volksstamm, sondern zu dem Persischen; auch ist ihre Muttersprache die Persische. Sie sind unter allen Turkestan bewohnenden Völker- schaften die industriöseste und civilisi'rteste, in Städten und Dörsern ansaßig, und treiben Ackerbau, Gewerbe, vorzüglich aber Handel. Jeder Buchare ist geborner Kausman. Er handelt und schachert, wo es ihm nur möglich ist. Civil- und Militarbeamten, selbst die die Person des Khans umgeben, machen Komissionare, Speditöre, Agenten und erstre- cken ihre Handelsspekulationen bis an die Gränzen; die Landleute beschäftigen sich bei ihren Ackergeschaften mit dem Handel; die in den Städten wohnenden Bucharen sind Kramer, Wechsler und Handelsleute im Großen und Kleinen, und unternehmen die weitesten Handelsreisen. Ja sie leben als Handelsleute zerstreut auch in den großen Städten Sibiriens, Jnnerasiens und in den Hauptstädten Chinas. Sie zeigen vielen Sinn für Kunstgewerbe und Handwerke, doch ist die Seiden- und Baumwollenspinnerei bloß das Geschäft ihrer Weiber. Die Mehr- zahl von ihnen kann lesen und schreiben und sie bilden die gebildeteste Einwohnerklasse Turkestans. Dabei aber sind sie betrügerisch, listig, falsch, habsüchtig, geldgierig, zeigen in ihrem Gesichte Sanftmuth und Gelassen- heit und erscheinen dem, der sie nicht genauer kennt, als gutmüthig,'recht- lich, gefällig und demüthig. Im Unglück und Elend sind sie zu jeder Niederträchtigkeit fähig, wenn sie nur etwas dadurch erlangen können, im Glück und Wohlstand aber stolz und gebieterisch; übrigens größten- theils reich oder doch wohlhabend, Auf Vertage mit ihnen ist bei ihrer falschen Denkungsart nicht zu bauen. Alles was ihren Eigen- nutz nicht berührt, ist ihnen gleichgültig. Übrigens sind sie feig, ohne Kenntniß und Übung der Waffen und haben, so lange sie hier woh- nen, stets eine leidende, gehorchende Nolle gespielt, ohne daß jemals einer von ihnen sich zu einem Oberhaupte emporgeschwungen hatte. So thätig und arbeitsam der Buchare bei seinen Handels- und andern Geschäften ist, so sehr zeigt er sich als Müssigganger in seinem Harem, unter seinen Frauen und Beischläferinnen; hier überlaßt er sich allen möglichen Arten von Genüssen. Weingenuß und Hazardspiel verbietet ihnen der Islam, denn sie sind Muhamedaner, allein zu Hause und im Geheimen macht er den Trinker und Spieler und wagt oft ansehn- liche Summen. Im Allgemeinen sind die Bucharen von mittlerer Statur, wohl- gebildet, haben Europäische Gesichtszüge, große, schwarze und sprechende Augen, eine Habichtsnase, schwarze Haare und eine helle Hautfarbe, die viel weniger braun als bei den Persern ist, und zeigen in ihrer *) Den Namen Sarten haben sie von den Türkischen Völkern erhalten, indem das Wort Sarti einen Kaufmann bezeichnet, weil die Bucha- ren allein in Turkestan Handel treiben.

4. Bd. 2 - S. 646

1837 - Eisleben : Reichardt
646 Asien. gen wenig Rohheit in ihrem Benehmen; sie sind im Gegentheil ge- sitteter, als man von Nomaden erwarten sollte, und zeigen sich im Ganzen genommen gastfrei, freundlich, dienstfertig, gutherzig und auf- richtig. Rührend ist die Zärtlichkeit der Eltern gegen ihre Kinder und diese beweisen wieder eine große Anhänglichkeit an ihre Eltern; daher haben auch die Söhne nach der Verheirathung größtentheils ihren Wei- v deplatz mit dem Vater der Familie zusammen, so weit die Größe der für den Unterhalt des Viehes unumgänglich nöthigen Weideplätze es erlaubt. Ihr hauptsächlicher und allgemeiner Fehler besteht in der Be- gierde nach Gewinn und hieraus entspringt bei ihnen die Neigung zum Plündern und Rauben; doch sind Mordthaten auf offener Straße bei ihnen selten und unerhört. Im Kriege zeigen sie viel Schlauheit, List, Treulosigkeit und oft Grausamkeit. Von Kindheit an alle Entbehrun- gen eines rauhen Lebens gewöhnt, ertragen sie ohne Nachtheil Nässe, Kälte und Hunger. Von früher Jugend an handhaben sie den Bo- gen und sind treffliche Reiter, sowohl hinsichtlich ihrer körperlichen Stärke als der Gewandtheit ihrer Bewegungen. Nach ihrer Ansicht besteht kriegerische Tugend im Plündern ihrer Nachbarn und hiebei achten sie weder Ehre noch Gerechtigkeit. Sie beginnen Krieg um Beute zu machen und halten den schlechten Erfolg einer Unterneh- mung und selbst die Flucht nicht für schimpflich. Ihre Feldzüge un- ternehmen sie meist im Herbste, wo die Pferde gut gefüttert und in voller Kraft sind. Gedörrtes Fleisch und das Gras, das den Boden bedeckt, dienen ihnen als Proviant und Fourage; bei Ermangelung von Lebensmitteln, schlachten sie Kameele und die Hengste ihrer Heerden. Bei so großer Leichtigkeit Krieg zu führen, waren die Mongolen frü- her allen ihren Nachbarn furchtbar; jetzt aber, da sie durch die kluge Politik Chinas in Unterwürfigkeit erhalten werden, sind sie eine der friedlichsten Nationen Asiens geworden. Der Reisende kann durch die ganze Mongolei ohne Furcht seinen Weg nehmen und wird allenthal- den eine gastfreie Aufnahme finden; ec muß sich indessen in Acht neh- men, daß er seinem gastfreien Wirthe nicht durch Darlegung seines Reichthums die Augen blendet. Die Mongolen reden eine eigene Sprache, mit vielfylbigen, harten aber ausdrucksvollen Lauten. Die verschiedenen Mundarten weichen nur unbedeutend von einander ab. Die Mongolische Schrift wird, wie die Chinesische, auf dem Blatte senkrecht von oben herunter geschrieben, und zwar bedienen sie sich zum Schreiben eines Pinsels. Sie haben eine eigene Literatur, die aber meistens aus religiösen Schriften besteht, welche größtenrheils Übersetzungen aus dem Tibetanischen sind. Die Religion, zu der sich alle Mongolen bekennen, ist der Lamaismus oder Buddhaismus, über welche Religion wir schon oben (Band Ii. S. 510) das Nöthige mitgetheilt haben. Ursprünglich war der Glaube der Bud- dhisten sowohl in China, als in der Mongolei und Tibet ein und der- selbe, in der Folge aber bildeten sich 2 Sekten, die der Föiten in

5. Bd. 2 - S. 512

1837 - Eisleben : Reichardt
512 Asien. Der Buddhaismus verwirft die Kasteneintheilung und das Verdienst- liche selbst auferlegter Qualen und Büßungen des Bramaismus, ist in allen Landern, wo er sich ausgebreitet hat, seinen Hauptlehrsätzen nach derselbe, und hat seinen wohlthätigen Einfluß auf die wilden Nomaden Hochasiens und Sibiriens verbreitet. Seine Priesterschaft unterscheidet sich zwar in verschiedenen Gegenden, aber diese Unterschiede dürfen uns nicht verleiten, den Buddhaismus anders als ein und dieselbe Religion zu betrachten, in welcher durchaus keine Spaltung Statt findet. Die Grundidee der Lehre Buddhas ist der Pantheismus oder die Annahme, daß Gott eins ist mit der Welt und daß alle Dinge aus der ewigen Existenz des Weltalls hervorgegangen sind. Der Buddhais- mus weiß nichts, wie das Christenthum, von dem Einen und All- mächtigen, der Himmel und Erde geschaffen hat, sondern halt das All der Dinge oder die Welt für Gott selbst. Nach dieser Lehre giebt es nur Eine absolute Substanz, von welcher jedes Daseyn nur Äußerun- gen sind. Auf diese Weise hat die ganze sichtbare Welt keine Wirk- lichkeit, sondern ist eine bloße Erscheinung, eine Sinnestäuschung: allein auch die absolute Substanz, von welcher die Erscheinungen ausgehen, wird zu einem wahren Nichts, welches dem Gedanken wie dem Aus- druck entschlüpft. Der Buddhaismus hat nun eine unendliche Menge Grade des Daseyns aufgestellt, von dem reinen Wesen ohne Form, ohne Eigenschaft, ohne Namen bis zu der letzten Entartung. Das reine Wesen ist Buddha, der oberste und unbegreiflichste Verstand; er bringt alle Wesen hervor durch eine ewige Ausstrahlung seines Lich- tes, das von ihm ausgeht und in dem Maße schwächer wird, als es sich von ihm entfernt. Das Daseyn ist nach der Buddhalehre das wahrhafte Übel, denn alles Daseyende ist ohne Wirklichkeit und nur bloße Sinnestäuschung. Alle geistigen Kräfte die in Materie eingeschlos- sen sind, machen sich nach und nach los von dem was sie in die Masse der Materie zwängt, reinigen und vervollkommnen sich und endigen in dem Nirwana d. h. in der Ewigkeit des Nichts, ein Zustand, der dem Daseyn in der Materie entgegen gesetzt ist. Der unzerstörbare geboren und erst vor ein Paar Jahren gestorben, ist der Buddhais- mus spätern Ursprungs als der Bramaismus. Anfangs duldeten die Brammen die neue Lehre und verdammten sie Jahrhunderte lang bloß als ketzerisch, sobald sie ihnen aber furchtbar wurde, begann die Verfolgung, woraus der Buddhaismus eine Zuflucht auf der nahen Insel Ceylon suchte. Bon da verbreitete er sich im I. 543 vor Chr. Geb. nach Hinterindien, und endlich auch in China, wo er die Reli- gion der Mehrzahl wurde. Dies geschah vorzüglich am Ende des 5. Jahrhunderts nach Chr. Geb., wo der Haß der Bramincn endlich in ein furchtbares Gemetzel der Buddhisten in Vorderindien ausbrach» Allein dieser blutige Vertilgungskrieg, welcher den Buddhaismus ver- nichten zu müssen schien, überlieferte ihm ganz Hochasicn; aus Indien verbannt breitete er sich in den umliegenden Ländern östlich^ nach China, nördlich nach Tibet und endlich in die Tatarischen Lander, und spater in die Mongolei, Japan, Korea rc.

6. Bd. 2 - S. 670

1837 - Eisleben : Reichardt
670 Asien. Theil ist, indeß ihe gegen W. die fruchtbareren, größeren und besser bewässerten, auch bebauteren Thalgebiete vorliegen, das Südende aber- der Halbinsel in die mildesten, fruchtbarsten und zugänglichsten Land- schaften sich hinabsenkt. Daher auch die Quellen aller großem Flüsse, der Hochkette nahe am Ostgestade entspringen und ihren weitesten Lauf gegen W. nehmen. Die Nordgränze der Halbinsel wird durch den großen Tumen-Ula gebildet, dessen Quelle am Fuße des Tschang- pe-schan entspringt, und der durch den Kaiser Khang-hi seit 1715 als Granzfluß des ganzen Königreichs Korea bestimmt ist. Dieser Kaiser ließ an demselben alle Wohnungen zerstören, um jedem Granzstreits vorzubeugen, alle Anwohner mußten sich von seinem Ufer entfernen, mit dem Verbote sich dort anzusiedeln. Alle Kommunikation mir Korea ist seitdem daselbst strenge verboten und ein Militärkordon einge- richtet. Der nordwestliche Hauptstrom der Flalu-kiang, vom Tschang-pe-schan entspringend, lauft gegen S. W. und bildet zwar Koreas natürliche aber nicht dessen politische Gränze, die auf den ersten Gebirgszug seines Nordufers verlegt ist, von wo die wüste Gebirgs- zone beginnt, jenseits welcher das Chinesische Granzterritorium mit der Handelsstadt Fung-huang-tsching (Fong-Hoan) als einziger Passageort und Transito-Platz zwischen Korea und China festgesetzt ist. Was die Einwohner von Korea betrifft, so behauptet Timkowski, der wahrend seines Aufenthaltes zu Peking drei daselbst sich aufhaltende Koreaner kennen lernte, daß sie, gleich den Japanern, von einem Stamme mit den Chinesen seyen, was sich durch die äußere Form ihrer Gesichter, ihrer Schrift, ihre Lebensart und Religion zeige. Nach Ritter ward Korea in den frühesten Zeiten von den Nachkom- men einer Mittelasiatischen Nation bewohnt, die ehemals den besondern Volksstamm der Siän-pi bildete, der aber aus der Geschichte ver- schwunden ist. Aber noch heutiges Tages werden die Koreaner bei den Japanern mit dem Namen Siän-pi genannt. Zugleich ward aber in frühester Zeit die Südhälfte Koreas von einem andern Volke Namens Chan oder Han bewohnt, das aus 3 Stämmen bestand, und mit den Japanern in Bildung, Sitten und Gebräuchen Ähnlich- keit gehabt zu haben scheint. Jedoch wurden diese ältesten Landesbe- wohner sowohl der Nord- als Südhälfte sehr frühzeitig mit andern Fremdlingen, namentlich Chinesen, Japanern und Mandschu vermischt. Sie reden eine eigene sehr wortreiche Sprache, die der Chinesischen sehr verwandt ist, aber auch eine auffallende Ähnlichkeit mit der Japanischen hat. Ihre Sprache ist äußerst wohlklingend, weder zu hart noch zu weich. Doch wird auch die Chinesische Schrift und Sprache in Korea allgemein verstanden, so daß man sich vermittelst derselben gut den Koreanern verständlich machen kann. Sie sind von mittlerer Größe, von ziemlich starker Konstitution und haben ein schwarzbraunes Gesicht und schwarze Haare. Ihre Kleidung ist wie die der Chinesen vor ihrer Unterjochung durch die Mandschu, mit langen und außerordentlich

7. Bd. 1 - S. 478

1835 - Eisleben : Reichardt
478 Ionische Inseln. rum lernt auch der des Altgrichischen Kundige so leicht das Neu- griechische verstehen. Die Griechen beiderlei Geschlechts sind im Allgemeinen groß wohlgebaut und stark. Buckliche und Lahme sind selten unter ih- nen. Die Männer haben einen ungezwungenen, stolzen Gang, und sind gewandt in körperlichen Uebungen. Die Griechinnen ha- den im Allgemeinen nicht eben sehr regelmäßige Züge, aber eine sehr weiße Haut, einen sehr schönen Busen, und einen majestäti- schen Anstand, viel Geist, Sanftmuth, ein gefühlvolles Gemüth und eine unbegranzte Hingebung für den Mann. Dem Griechen fehlt es nicht an Genie. Seine Einbildungskraft ist lebhaft und fruchtbar und seine Urtheilskraft richtig. Es bedürfte nur einer zweckmäßigen Leitung, um so viele glückliche Anlagen auszubilden. Die Venezianische Negierung aber suchte, die Griechen in der tief- sten Unwissenheit zu erhalten und ihre Anlagen zu ersticken. Un- ter der jetzigen Brittischen Oberherrschaft hingegen ist schon Vieles für die Verbesserung des Volks - und des gelehrten Unterrichts ge- schehen; ja sogar seit 1824 ist auf einer dieser Inseln, in Eorfu eine Landesuniversität gestiftet worden. Der Grieche ist kriegerisch, aber sucht weniger durch offenen Kampf, als durch List seinen Feind zu besiegen, gesprächig und wortreich, unternehmend, geist- reich und thätig, wenn er seinen Vortheil sieht; dabei aber auch ränkevoll und listig , abergläubisch und unwissend, stolz, streit - und rachsüchtig. Oft vermachen sterbende Griechen ihren Haß den Kindern; diese leisten die Zusage, ihren Vater zu rächen, und halten nur zu treulich Wort, so daß es Erbhaß von mehreren Jahrhunderten her giebt. Oft nahmen sonst die Familie und die Freunde, sogar ganze Dörfer, Theil an diesen Privatzwisten, und die Einwohner eines Dorfes kämpften mit der größten Erbitterung gegen die Bewohner eines andern. In dieser Art von Bürger- kriegen begleiteten die Weiber die Männer zum Kampfe, und auf der Erde liegend, ladeten sie die Gewehre ihrer Männer, während jene auf den Feind feuerten; doch haben seit der Oberherrschaft der Britten diese Kämpfe sehr abgenommen^ und die zunehmende Aufklärung hat auch der Blutrache engere Schranken gesetzt. Seit der Venezianischen Herrschaft haben die Sitten der Griechen, besonders in den Städten, vieles von den Italienischen angenommen und nur auf dem Lande haben sich die Mitten der Griechen vorzüglich in ihrer Nationalität erhalten. Man bemerkt unter andern eine große Eifersucht in Hinsicht ihrer Weiber, welche überhaupt als Sklavinnen behandelt werden. Es ist etwas seyl Gewöhnliches, den Griechischen Bauer bei Tische von seiner Frau bedient werden und ihr und den Kindern den Rest der Speise überlassen zu sehen. Die Weiber müssen die härtesten Arbeiten verrichten. Wenn Fremde in ein Haus kommen, worin sich Frauenspersonen befinden, so ziehen sich diese sogleich in ihr Ge-

8. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 186

1906 - Gotha : Thienemann
— 186 — die im 6. Jahrhundert eingetreten sein muß. Der Unterschied der oberdeutschen und niederdeutschen Volkssprache hat sich damals herausgebildet, und keine Sprache der Gebildeten, keine Schriftsprache überbrückte diese Kluft. Zwei deutsche Sprachen waren vorhanden, und ihre Träger konnten leicht zwei verschiedene Völker werden. (Hochdeutsche Lautverschiebung 6.- 8. Jahrhundert: die harten Verschlußlaute werden nach Vokalen zu harten Doppelreibelauten: opan — offan — offen; et an — e^an — essen; ik — ih — ich; im Anlaut oder Inlaut nach Konsonanten zu Affrikaten: punt — pfund — Pfund; holt —-holz — Holz.) „Das plattdeutsche ,bat‘ und ,wat‘ neben unserem ,das° und ,toas‘, das plattdeutsche ,tcf‘ statt ,tch‘, ,open‘ statt ,offen' steht mit diesen und den zahllosen ähnlichen Unterschieden der Konsonanten auf derselben Stufe wie das Holländisd)e, das Englische, das Dänische, Schwedische und Norwegische; und alle die genannten Sprachen bewahren hierin den ursprünglichen germanischen Zustand. Von dieser gemeinsamen Grundlage hat sich das Hochdeutsche losgerissen, um zunächst in neuer Eigenart für sich zu bestehen, dann aberals Schriftsprache leise wachsend eine sichere Oberherrschaft zu gewinnen. Der örtliche Ausgangspunkt scheinen die Alpengebiete zu sein: Alamannen, Bayern und Langobarden werden zuerst von der Bewegung ergriffen. Die Franken, Hessen und Thüringer sehen wir nur allmählich hineingezogen. Den Rhein hinab wird der Anstoß schwächer und schwächer; das niederländische Gebiet bleibt unberührt. — Die so entstandene Sprache in ihrer Entwickelung bis ins 11. Jahrhundert hin hat Jakob Grimm Althochdeutsch genannt. Wenn es den Deutschen unsäglich schwer geworden ist, eine einheitliche nationale Literatur und Bildung zu erlangen; wenn jahrhundertelang jede Dichtung nur auf ein landschaftlich beschränktes Publikum rechnen konnte; wenn aud) Heute noch die Volksteile schroffer voneinander getrennt sind als anderwärts; wenn insbesondere Süddeutsch und Norddeutsch sich vielfach als Gegensätze erweisen: so müssen wir jene Lostrennung der Hochdeutschen Sprache teils als die entscheidende und wichtigste, teils als eine mitwirkende und wichtige Ursache erkennen. Aber schon in der nächsten Epoche trat eine Gegenwirkung ein. Die Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen hat es gehindert, daß nicht Hochdeutsche und Niederdeutsche zwei Nationen geworden sind. Die grausame Ausbreitung des Christentums hat unserem Volke Segen gebracht. Der ungeheure Wille, der Italien, Gallien und Germanien zusammenhielt, hat wenigstens auch Sachsen, Franken, Hessen, Thüringer, Alamannen, Bayern zusammengehalten. Aber zugleich ist durch die Sachsen das germanische Element des Reiches verstärkt worden; und je mehr die frühere gegenseitige Toleranz der Nationalitäten schwand, desto bedeutender trat in den Reichsteilungen unter den Söhnen Ludwigs des Frommen die Rücksicht auf Verwandtschaft der Völker hervor. Zu Straßburg am 14. Februar 842 legten die Westfranken unter Karl dem Kahlen einen Eid in französischer Sprache ab, die Ostfranken unter Ludwig dem Deutschen in deutscher Sprache. Und erst seit dem Vertrage von Verdun von 843 gab es ein Deutsches Reich. Die Muttersprache Karls des Großen war Hochdeutsch; er selbst, seine Familie, seinhos sprach überwiegend Hochdeutsch; und diesem Um stände verdankt die hochdeutsche Mundart den
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