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1. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

2. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 93

1890 - Gotha : Perthes
1. Karthago und Sicilien. (Nach Weber.) Die Karthager. Nachkommen der semitischen Phönizier, hatten an Afrikas Nordküste ihre Kolonieen nach und nach erweitert zu einem mächtigen Reiche, indem sie die dortigen Einwohner als Söldner in Dienst nahmen oder sie durch Warenumtausch an sich fesselten. Um ihren Handel zu sichern, erwarben sie im Laufe der Jahrhunderte Burgen, Städte und umfangreiche Stationsplätze aus den Inseln und an den Küsten des westlichen Mittelmeeres. Fast das ganze Abendland folgte den Fahnen der Punier, wie man die Karthager nannte. Gewisse Bürgerfamilien Karthagos bevorzugten den Waffendienst, trugen reichen Wafsenschmuck und verwalteten die höheren Offiziersstellen der Kolonialtruppen, die aus den angeworbenen Landesbewohnern bestanden; da sah man libysches Fußvolk mit langem Speere, daneben in Felle gekleidete, lanzenbewehrte numidische Reiter, die auf kleinen Pferden pfeilschnell dahin jagten, dazwischen spanische und gallische (französische) Söldnertruppen in nationaler Tracht, leichtbewaffnete Ligurer und Campaner aus Italien, sowie die gefürchteten Schleuderer von den Balearen, welche mittels ihrer ledernen Riemen Bleikugeln mit großer Heftigkeit warfen.

3. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 284

1890 - Gotha : Perthes
284 Anrennen an Felsen oder andere Schiffe Lecke in die Schiffsflanken gestoßen wurden. Besonders gefährdet waren die langen Schiffe, von denen auch zwei gegeneinander rannten und zerschellten, wogegen die breiten Lastschiffe von den Wellen in guter Richtung erhalten wurden. Auch Alexanders Fahrzeug geriet in den Strudel, so daß er bereits das Oberkleid ablegte, um sich durch Schwimmen zu retten. Doch entging das Schiff durch die Anstrengungen der Matrosen der Gefahr. Eine Stunde weiter abwärts ward der Strom ruhiger, so daß man landen und die beschädigten Fahrzeuge ausbessern konnte. 23. Älerander in höchster Lebensgefahr. (326 v. Chr.) Als Alexander mit Heer und Flotte die Zuflüsse des Indus hinabzog, nahmen ihn Städte und Völker gastfreundlich auf, weil sie die Masse der fremden Krieger erschreckte. Es wohnten an diesen Strömen aber auch kriegerische Volksstämme. welche den Durchzug eines fremden Heeres um so weniger gestatten wollten, als es dabei wohl nie ohne Gewaltthaten, Plünderung und Verheerung vonseiten der Durchziehenden mag abgegangen sein: dem Alexander waren solche Ztrischenfälle angenehm, weil sie ihm Gelegenheit gaben, Gefechte zu liefern, und er es für notwendig hielt, den Indiern seine Überlegenheit der Waffen zu zeigen und sie dadurch für seinen Willen und seine Pläne fügsamer zu machen. Ein solcher Heerzug galt den kriegerischen Malliern, deren Gebiet zwar eine wasserlose Wüste von mehreren Meilen Breite vom Jndusflusse trennte, die aber trotzdem Alexanders Recht, ihnen Befehle zu erteilen, nicht anerkennen wollten.

4. Deutsche Schulgeographie - S. 213

1908 - Gotha : Perthes
213 Namalmid1), und den größten Teil der Küste nehmen die gelbbraunen Hottentotten 2) oder Naman, die Urbevölkerung Südafrikas, ein; ihre Sprache zeichnet sich durch eigentümliche Schnalzlaute aus. Die Nordhälfte, das Tamara- (dämara) und Ambolaland^), wird von Bantunegern bewohnt, unter denen die Herero (hererv) durch Zahl und Reichtum an Rindern weitaus hervorragten. Früher lagen sie sich mit den Hottentotten wegen Weideplätze und Viehs beständig in den Haaren; erst die deutsche Herrschaft machte diesen Fehden ein Ende, brachte aber auch nicht den Frieden, weil sie trotz ihrer Schonung ein- heimischer Einrichtungen von beiden Volksstämmen gehaßt wurde. Zahl- reichen kleinen Erhebuugen folgte 180-4 der allgemeine Ausstand, der erst in dreijährigen Kämpfen niedergeworfen wurde. Keine Kolonie hat dem Reiche so viel Geld und Blut gekostet wie Südwestafrika. Aber es ist trotz seiner natürlichen Armut der Opfer wert, denn das Hochland ist, obwohl an der Grenze der Tropenzone gelegen, wegen seiner Trocken- heit gesund und eignet sich daher zur Besudelung durch deutsche Auswanderer. Freilich ist auch ihre Zahl sehr beschränkt, denn außer dem echt tropischen und genügend feuchten Amboland, das zwar Ackerbau in größerem Maßstäbe gestattet, aber wegen seiner Fieber- luft weiße Ansiedler ausschließt, eignet sich die Kolonie nur zur Vieh- zucht (Rinder in der Nord-, Schafe in der trockenen Südhälfte), und nur kleine Flecken können mit Hilfe künstlicher Bewässerung bebaut werden. Auch zur Hebung der Viehzucht muß das vorhandene Grund- Wasser durch Bruunenbohrungen erschlossen und das Regenwasser durch Stauvorrichtungen in den Tälern am Abfluß verhindert werden. Außer- dem muß auch für beffere Verkehrsmittel gesorgt werden. Bisher be- diente sich der Verkehr, wie in ganz Südafrika, nur des schwerfälligen Ochsengespanns und war durch den Mangel an Straßen und die zebirgige Beschaffenheit des Landes sehr gehemmt. Nur mit dem Kap- lande wurde etwas Handel getrieben. Eisenbahnen, die das Innere mit der Küste verbinden, sind hier in noch höherem Grade als in den tropischen Kolonien eine Lebensbedingung. Anfänge dazu sind schon vorhanden. Von Swakopmund führt eine Bahn durch das Tal des Swakop einerseits nachdem Regierungssitze Windhuk, anderseits nach den wertvollen Kupferbergwerken von Otavi; eine zweite, die zur Erschließung des bisher vernachlässigten Südens dienen soll, geht von der Lüderitzbucht aus, harrt aber mit Ausnahme einer kurzen Strecke »och ihres Ausbaues. x Zum Unterschied von Klein-Namaland südlich vom Oranje. 3) Hottentott ist ein holländisches Schimpfwort (Dummkopf); die Hotten-- t»tten nennen sich selbst Koi-Koin (d. h. Menschen) oder Naman. 3) Nach Negerstämmen benannt.

5. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 131

1794 - Gotha : Ettinger
\ Ix. Italien. 131 ix. Italien. A. Allgemeine Geschichte desselben. 1. Italien wird größtentheils von deutschen Völkern unterjocht. Westgothen unter dem Manch bis 412. Heruler unter demodoacher 476. Ostgvthen unter Dietrich dem Großen 495. Residenz zu Ravenna. Griechische Kaiser seit 552. Die Ostgothett wurden vom K. Iustinian verdrängt. Exar- chen zu Ravenna. Longobarden seit 56z. Ursprung der neuern Italiener und ihrer Sprache. 2. Italien kömmt unter die Herrschaft der Ca- rolinger. Schon Pipin bekriegte die Longobarden, und 7^4 nahm ihnen das Exarchat weg. Karl der Große zwang den longobardischendie- 771 trich, ein Mönch zu werden. Auch stellte er die abendländische Kaiserwürde wieder her. Nach Karls Tode wurde sein Enkel Bernhard 814 König von Italien. Diesem ließ sein Onkel Kaiser Ludwig der Fromme die Augen aus- 8l7 stechen. Durch den Vertrag zu Verdun wurde Italien 84z dery ältesten Sohne Ludwigs des Frommen, dem Kaiser Lothar, zu Th?il. Dieser hatte I - wie-

6. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 513

1890 - Gotha : Behrend
Die Bewohner der Weichselniederung. 513 nicht den Humor mehr haben, sich gegenseitig zu bespotten. Den Kreisen Bütow und Rnmmelsburg sagt man in Pommern nach, sie hätten gemeinsam nur eine Strche, die des Morgens in Bütow, des Nachmittags in Rnmmelsburg sänge. „In Penknn hängt de Hunger up'm Tnhn" (aus dem Zaun). „In Greifswald weht der Wind so kalt". „In Nörenberg haben die Krebse die Mauer abgefressen". „In Ball wohnen die Schelme all". „Wer sinnen Puckel will behalten heel, der Heed sich vor Laobs und Strameehl; wer sinnen Puckel will hewwen vnll, de geh noah Regenwull". Mit dergleichen Sittensprüche beehren sich die kleinpommerschen Städte gegenseitig. Ein Volk aber, das sich solcher- gestalt über sich selbst lustig machen kann, muß noch ein kräftiges Volk sein, und solange sich der kleinstädische Sondergeist wesentlich in Versen Luft macht, hat es mit demselben auch keine Not. Kühner. 15. Die Bewohner der Weichselniederung. Was deu heutigen Holländer, das zeichnet auch die Bewohner unseres Weichseldeltas aus. Eines Stammes mit ihnen, aus den Marschen Frieslands, dem Niedersächsischen, oder gar aus Flamland herkommend, kannten sie nicht nur die Natur des Bodens, welchen sie kultivieren sollten, seine Ertragsfähigkeit, seine „Dankbarkeit", sie brachten auch die dort ge- zogenen vortrefflichen Tierrassen, die geeignetsten Ackerinstrumente, welche noch heute hier vorherrschen, mit sich. Die meisten der Fremden, welche diese Niederungen besuchen, sehen in dem sichern, fast eigensinnigen Beharren, dem Mangel an Rührigkeit, der zur Verzweiflung bringenden Ruhe, der festgewurzelten, einen ent- schiedenen Schwerpunkt behauptenden Haltung des Niederungers wohl gar den Ausdruck einer trägen Beschränket. Es kann aber keinen größeren Irrtum geben. Das Erworbene genügt ihm. Darum ist er noch nicht träge. Er bildet darin ein wunderliches Seitenstück zum Lazzarone. Jeuer arbeitet nicht, weil er alles besitzt; dieser ruht, weil er nichts braucht. In dem einen oder dem andern Falle von Faulheit zu sprechen, ist ein Irrtum. Der Niederunger ist demokratisch und konservativ zugleich, demokratisch in dem Sinne, wie es auch der Nord- amerikaner ist. Nur den Besitzenden und vorzugsweise den Grnndbe- sitzern gesteht er die volle Gleichberechtigung zu. Daher die Mißachtung der bloßen „Arbeit", welche die neueren Nationalökonomen zu einer Gottheit machen möchten, mithin der Lohnarbeiter und Dienstboten, ja selbst der Handwerker. Zn Hochzeiten und Begräbnissen werden aller- dings auch die letzteren eingeladen, auch finden dieselben sich rechtzeitig ein, jedoch nur, um — die Gäste zu bedienen; die Dienstboten würden dazu nicht würdig genug erscheinen. — Noch bis in die neueste Zeit duldete die Sitte nicht einmal, daß der Sohn eines „Hofbesitzers" mit der Tochter eines Handwerkers tanze. Ein vorherrschender Charakter- zng unseres Niedernngers ist wohl die Pietät. Der Landesherr hat keine treueren Unterthanen. Vorzüglich ist es aber der Geistliche, welcher den Mittelpunkt einer warmen Verehrung bildet. Sein fixiertes Ein- Meyer, Lesebuch der Erdkunde Iii. 33

7. Bd. 3 - S. 208

1838 - Eisleben : Reichardt
208 Amerika. denselben, besonders die Gauchos in den La Platastaten *), bei wel- chen diese Jagd eine gewöhnliche Beschäftigung ist. Sie bedienen sich dabei eigens dazu abgerichteter Hunde. Von diesen verfolgt, macht der Jaguar gewöhnlich zuletzt am Fuße eines Baumes Halt, wo ec wie eine Katze mit den Pfoten um sich haut; und es bedarf nur ei- nes einzigen Schlags, dem in seinem Bereich kommenden Hunde den Bauch aufzureißen. Öfter noch klettert er auf einen Baum, wo ihn dann die Jager herabschießen. Die unerschrockensten Gauchos gehen ihm sogar mit keiner andern Waffe, als ihrem Lasso versehen, zu Leibe, und werfen ihm die Schlinge um den Hals, in dem Augenblicke, wo er auf sie ansetzt. Das Pferd sprengt im Galopp davon und schleppt das Raubthier hinter sich her. Hat die erste Schlinge nur den Hals gefaßt, so wirft er ihm noch eine zweite um die Beine, und ist nun vollkommen Sieger. Doch zuweilen werden auch diese Jager ein Opfer ihrer Kühnheit, wenn sie nämlich dem Sprunge des Jaguars nicht zuvorkommen. Was der Mais für die Bewohner des Mexicanischen Hochlan- des ist, das ist die Banane oder der Pi fang für die Bewohner des heißen Tieflandes. Sie verschafft mehreren Millionen Menschen ihre tägliche Nahrung, und schwerlich wird es eine Pflanze geben, die auf einem so kleinen Raume eine größere Quantität Nahrungsstoff produzire und dabei so wenig Arbeit erfordere, wie diese. Nach Hum- boldt reicht ein mit Bananen bepflanzter Morgen hin, 50 Menschen zu ernähren, während derselbe Raum mit Weizen bebaut, in gewöhn- lichen Jahren 3 ernähren würde. 33 Pfund Weizen und 99 Pfund Kartoffeln erfordern denselben Bodenraum, auf welchem 4000 Pfund Bananen wachsen. Aber nicht allein in Mexico, sondern auch in al- len Tropenländern Amerikas ist die Kultur der Bananen allgemein, weil ihre Frucht zur täglichen Nahrung als Brod dient, und in dieser Hinsicht eben so wichtig ist, als das Getreide für die Lander der ge- mäßigten Zonen. Auch in den tropischen Ländern Asiens, Afrikas und Australiens wird diese Frucht von einem großem Theile der Bewohner als eins der vorzüglichsten Nahrungsmittel benutzt und ist in dieser Hinsicht eben so wohlthätig als die Brodfrucht und die Kokospalme, sind nur darum in diesen Erdtheilen nicht i?r dem Grade das tägliche Brod, wie in Amerika, weil die alte Welt in ihren tropischen Gegen- den an andern nährenden Pflanzenarten so unendlich reich ist, daß keine einzelne nährende Pflanzenart hier so ausschließend vorherrschend werden konnte. So wie bei der Kokospalme, so ist auch bei der Banane die Be- *) Unter Gauchos (Gautschos) versteht man die aus der Vermischung der Spanier mit Indianerinnen entstandenen Einwohner, rohe Vieh- hirten in den Pampas, bekannt durch ihre Geschicklichkeit mit der Rie- menschlinge, dem Lazo oder Lasso, und fast stets zu Pferde lebend.

8. Bd. 3 - S. 389

1838 - Eisleben : Reichardt
V 389 (- Uruguay. steten, als die zahlreichen Heere der Inkas und Montezumas. Aber durch die letzten kriegerischen Unternehmungen der Republikaner von Uruguay gegen sie sind sie fast gänzlich aufgerieben, so daß die Re- publik jetzt vor jedem Einfalle der Indianer gesichert ist. Bier Indi- viduen, drei Männer und eine Frau, die in Gefangenschaft geriethen, hat man 1832 nach Paris geschickt, wo man sie dem Publikum zeigte. Sie sind von mittlerer Größe, untersetztem, gedrungenem, ziemlich kräftigem Körperbau. Die Farbe ihrer Haut ist mehr kasta- nienbraun als kupferrot!) ; sie haben nur dünne Haare am Barte, ein breites Gesicht und stark hervorragende Backenknochen. Die Gewohn- heit, nackt und allen Wechseln der Witterung ausgesetzt zu leben, härtet die Haut ab. und macht die Charrúas, wie die andern Wilden gegen Kalte und andere Einflüsse der Atmosphäre unempfindlich, daß selbst die Weiber sich Einschnitte in die Haut der Arme machen und Stücke davon wegschneiden, entweder als Zeichen der Trauer, oder um sich zu tättowiren und zu verschönern. Die Weiber tragen auch längs der Nase und der Stirn 3 blaue Streifen, die man ihnen zur Zeit, wo sie mannbar werden, in die Haut einsticht. Die Charrúas sind sehr gefräßig; sie verzehren zu 4 Personen täglich 10 Pfund halb gebra- tenes Fleisch und noch mehr, ohne Salz, ohne Brod, ohne Gemüse, die sie nicht gern essen. Bei dieser außerordentlichen Gefräßigkeit aber können sie im Nothfälle 4 Tage lang fasten, wenn es ihnen in ihren Wildnissen an Jagdbeute fehlt. Ihre Zähne sind sehr weiß und ver- derben nie, ihre Haare bleichen selbst im hohen Alter nicht, ihr Auge ist scharf und ihr Gehör sehr fein. Sie besitzen große Geschicklichkeit in der Jagd und verstehen es vortrefflich, wilde Pferde zu bändigen und die wüthendsten Stiere mittelst des Lassos, dessen Führung die Gauchos von den Wilden erlernt haben, einzufangen. Der Stamm der Charrúas hatte sich schon früher furchtbar ge- macht; später vereinigten sie sich mit den Mi nu anas, einem an- dern Volksstamme Uruguays, der in Wildheit und unversöhnlichem Hasse gegen die Spanier, mit ihnen wetteiferte. Diese Wilden konn- ten nie bezwungen werden; starrsinnig verwarfen sie seit 2 Jahrhun- derten schon, in einem fortwährenden Kampfe mit Feuer und Schwert, jeden Friedensantrag. Sie führen den Krieg durch Überfälle und Hinterhalt, oder stürzen sich, mit der Lanze in der Faust, mit wildem Muthe auf die dichten Schlachthaufen ihrer Feinde, gleich den Jaguars ihrer Wälder. Sie waschen sich niemals und gehören überhaupt zu den rohesten aller Amerikanischen Wilden. Die Kaziken oder Häupt- linge haben außer dem Kriege keine weitere Gewalt über sie; Gesetze, Religion sind ihnen gänzlich unbekannt. Sie leben umherschweifend, nehmen das nächste beste Weib, das ihnen gefällt, und die Weiber verweigern selbst den Häßlichen und Alten ihre Gunst nicht, wenn sie darum angegangen werden; doch leben sie gern mit einem Manne, dem sie den Vorzug schenken, können ihn aber für einen jüngern,

9. Bd. 3 - S. 464

1838 - Eisleben : Reichardt
464 Amerika. Dieser Kampf dauert so lange fort, bis beide Theile sich dermaßen durchgedroschen haben, daß sich von der einen wie von der andern Seite kein Liebhaber mehr findet, worauf die Streitigkeit geschlichtet ist und die Gegner nach verschiedenen Seiten ruhig abstehen. Nur die ungewöhnlich harten Schädel der Indianer können die Schlage er- tragen, die bei solchen Gelegenheiten auf ihre Köpfe herab regnen. Die Weiber ermangeln bei dergleichen Gelegenheiten nicht, dem Bei- spiele der Männer zu folgen. Sie fallen sich unter gräßlichem Ge- heul mit Nageln und Zahnen an, zerkratzen und zerbeißen sich gegen- seitig, reißen sich bei den Haaren an der Erde hin, zerren und schla- gen sich im Staube umher. Die Männer aber berühren sich nie mit den Händen, sondern fechten ihre Sache bloß mit ihren Stangen aus. Auch gehören die Botocudos zu den wenigen Jndianerstämmen, welche die abscheuliche Gewohnheit des Menschenfressens noch immer nicht gänzlich abgelegt haben. Doch sollen nicht alle Stämme der- selben dieser unmenschlichen Gewohnheit ergeben seyn, sondern bloß der Hauptstamm das Fleisch der getödteten Feinde verzehren. Indeß läug- nen gefangene Botocuden dies, und auch mehrere Reisende der neuesten Zeit sprechen sie von dieser schändlichen Gewohnheit frei. Insbeson- dere bestreitet Saint Hilaire, ein Franzose, der in der gelehrten Welt durch seine Naturforschungen bekannt ist, und in der neuesten Zeit sechs Jahre lang das Innere Brasiliens durchreist hat, die ge- wöhnliche Behauptung, daß die Botocudos Menschensteisch essen, und spricht sie ganz davon frei. Ein Botocude, der seine Wälder ver- lassen und hierauf mehrere Jahre in Diensten des St. Hilaire gestan- den hatte, verwarf die Beschuldigung seiner Landsleute der Men- schenfresserei . als eine Lüge, die von den Portugiesen ersonnen worden sey, um einen Vorwand zu haben, seiner Nation zu schaden, und fügte zu gleicher Zeit hinzu, daß der Gebrauch seiner Landsleute, die Leichname ihrer Feinde in kleine Stücke zu hauen, zu jener Verläum- dung Anlaß gegeben habe. Ausgemacht ist es jedoch, daß sie noch auf der allerniedrigsten Stufe der Kultur stehen; und sie haben es bis jetzt vorgezogen, frei und ungebunden in ihren Urwäldern umherzustreifen, als sich den Portugiesen auf irgend eine Weise zu nähern. So viele Versuche auch diese machten, sie auf gütige oder gewaltsame Art zu unterjochen, scheiterten sie doch an dem Freiheitsgefühle dieser Naturkinder, die da- her auch alle Pflanzungen zerstörten, welche man in der Nähe des Landstrichs, den sie als ihr Eigenthum ansprechen, anlegen wollte, und schonungslos alles tödteten, was ihnen in den Wäldern oder auf ihren Streifzügen begegnete. Die Regierung beschloß daher, diese hartnäckigen Feinde zu unterwerfen, man erlaubte sich die schrecklich- sten Maßregeln gegen dieselben, und ertheilte den grausamen Befehl, jeden Botocuden, dessen man ansichtig würde, wie ein wildes Thier nieder zu schießen; allein mit derselben Grausamkeit, womit sie seit dieser

10. Bd. 3 - S. 164

1838 - Eisleben : Reichardt
164 Amerika. zweier Menschenklassen in dem freien Amerika, die an diesen allgemei- nen Menschenrechten keinen Antheil haben und dies sind die Neger- sklaven und die Redemptioners. Der größten Freiheit steht also hier der größte Kontrast gegenüber. Sklaven unter freien Menschen! Ein Volk, welches durch seine Revolution aussprach, daß es nichts schrecklicheres kenne, als freiwillige Knechtschaft, gestattet die noch weit furchtbarere Knechtschaft, die unfreiwillige. Der Negersklave entbehrt der Menschenrechte und ist ganz der Willkühr seines Herrn überlassen. Auf entlaufene Sklaven schießt man, wie auf das Wild und Empö- rung oder Selbstrache wird gewöhnlich sehr grausam bestraft. Und solcher Negersklaven giebt es noch über 2 Millionen in den vereinigten Staaten, doch finden sich diese nur in den südlichen und mittlern Staaten (am zahlreichsten in Virginien, Nord- und Südkarolina, Ma- ryland, Georgia, Kentucky, Tennessee, Alabama und Louisiana), hin- gegen in den nördlichen Staaten sind alle Sklaven für frei erklärt. Übrigens aber versichert man, daß die Sklaven hier im Ganzen milder als in andern Landern behandelt werden und daß man ihnen häufig die Freiheit schenke. Doch fehlt es auch nicht an Beispielen von har- ter und grausamer Behandlung derselben. So sagt der Herzog Bern- hard von Weimar in seiner Reisebeschreibung bei Gelegenheit seines Aufenthalts in Neu-Orleans: „der Greuel ist gräßlich und die Roh- heit und Gleichgültigkeit, welche die Gewohnheit-in den weißen Men- schen erzeugt hat, unglaublich. Wenn man hier einen Hausneger züchtigen lassen will, so schickt man ihn mit einem Billet, in welchem die Anzahl der Schlage, die der Überbringer bekommen soll, angegeben ist, in das Negergefangniß. Hier empfangt er feine Strafe und eine Bescheinigung, die er feinem Herrn mitbringen muß. Zuweilen erhalt der Unglückliche die Züchtigung, indem man ihn, das Gesicht unten, platt auf die Erde ausspreizt, und Hände und Füße an 4 Pfahle befestigt. Diese scheußliche Bestrafungsart ist vorzüglich auf den Plantagen üblich. Überhaupt wird auf den Plantagen eine grau- same Disciplin gehandbabt. Wer daher unter seinen Haussklaven Sub- jekte hat, die er einer besondern strengen Zucht unterwerfen will, der vermiethet oder verkauft sie auf die Plantagen." Noch müssen wir einige Worte von den Redemptioners (L oskaufling e) beifügen. Man nennt fo arme Einwanderer aus Europa, die zur Bezahlung ihrer Überfahrtskosten von den Schiffs- herrn so lange vermiethet oder vielmehr als Sklaven verkauft werden, bis der Überfahrtspreis abverdient ist. Diefe haben ein noch weit härteres Loos als die Negersklaven; deün da der Verkauf dieser Men- schen nur auf eine Zeitlang gültig ist, so sucht der Käufer aus sei- nem Redemptioner fo vielen Nutzen zu ziehen, als nur immer möglich, und sein Zustand ist daher gewöhnlich schlimmer, als der des Neger- sklaven, denn für letztere wacht wenigstens der Eigennutz, da er zu hohen Preisen angekauft worden ist.
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