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1. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

2. Deutsche Schulgeographie - S. 213

1908 - Gotha : Perthes
213 Namalmid1), und den größten Teil der Küste nehmen die gelbbraunen Hottentotten 2) oder Naman, die Urbevölkerung Südafrikas, ein; ihre Sprache zeichnet sich durch eigentümliche Schnalzlaute aus. Die Nordhälfte, das Tamara- (dämara) und Ambolaland^), wird von Bantunegern bewohnt, unter denen die Herero (hererv) durch Zahl und Reichtum an Rindern weitaus hervorragten. Früher lagen sie sich mit den Hottentotten wegen Weideplätze und Viehs beständig in den Haaren; erst die deutsche Herrschaft machte diesen Fehden ein Ende, brachte aber auch nicht den Frieden, weil sie trotz ihrer Schonung ein- heimischer Einrichtungen von beiden Volksstämmen gehaßt wurde. Zahl- reichen kleinen Erhebuugen folgte 180-4 der allgemeine Ausstand, der erst in dreijährigen Kämpfen niedergeworfen wurde. Keine Kolonie hat dem Reiche so viel Geld und Blut gekostet wie Südwestafrika. Aber es ist trotz seiner natürlichen Armut der Opfer wert, denn das Hochland ist, obwohl an der Grenze der Tropenzone gelegen, wegen seiner Trocken- heit gesund und eignet sich daher zur Besudelung durch deutsche Auswanderer. Freilich ist auch ihre Zahl sehr beschränkt, denn außer dem echt tropischen und genügend feuchten Amboland, das zwar Ackerbau in größerem Maßstäbe gestattet, aber wegen seiner Fieber- luft weiße Ansiedler ausschließt, eignet sich die Kolonie nur zur Vieh- zucht (Rinder in der Nord-, Schafe in der trockenen Südhälfte), und nur kleine Flecken können mit Hilfe künstlicher Bewässerung bebaut werden. Auch zur Hebung der Viehzucht muß das vorhandene Grund- Wasser durch Bruunenbohrungen erschlossen und das Regenwasser durch Stauvorrichtungen in den Tälern am Abfluß verhindert werden. Außer- dem muß auch für beffere Verkehrsmittel gesorgt werden. Bisher be- diente sich der Verkehr, wie in ganz Südafrika, nur des schwerfälligen Ochsengespanns und war durch den Mangel an Straßen und die zebirgige Beschaffenheit des Landes sehr gehemmt. Nur mit dem Kap- lande wurde etwas Handel getrieben. Eisenbahnen, die das Innere mit der Küste verbinden, sind hier in noch höherem Grade als in den tropischen Kolonien eine Lebensbedingung. Anfänge dazu sind schon vorhanden. Von Swakopmund führt eine Bahn durch das Tal des Swakop einerseits nachdem Regierungssitze Windhuk, anderseits nach den wertvollen Kupferbergwerken von Otavi; eine zweite, die zur Erschließung des bisher vernachlässigten Südens dienen soll, geht von der Lüderitzbucht aus, harrt aber mit Ausnahme einer kurzen Strecke »och ihres Ausbaues. x Zum Unterschied von Klein-Namaland südlich vom Oranje. 3) Hottentott ist ein holländisches Schimpfwort (Dummkopf); die Hotten-- t»tten nennen sich selbst Koi-Koin (d. h. Menschen) oder Naman. 3) Nach Negerstämmen benannt.

3. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 131

1794 - Gotha : Ettinger
\ Ix. Italien. 131 ix. Italien. A. Allgemeine Geschichte desselben. 1. Italien wird größtentheils von deutschen Völkern unterjocht. Westgothen unter dem Manch bis 412. Heruler unter demodoacher 476. Ostgvthen unter Dietrich dem Großen 495. Residenz zu Ravenna. Griechische Kaiser seit 552. Die Ostgothett wurden vom K. Iustinian verdrängt. Exar- chen zu Ravenna. Longobarden seit 56z. Ursprung der neuern Italiener und ihrer Sprache. 2. Italien kömmt unter die Herrschaft der Ca- rolinger. Schon Pipin bekriegte die Longobarden, und 7^4 nahm ihnen das Exarchat weg. Karl der Große zwang den longobardischendie- 771 trich, ein Mönch zu werden. Auch stellte er die abendländische Kaiserwürde wieder her. Nach Karls Tode wurde sein Enkel Bernhard 814 König von Italien. Diesem ließ sein Onkel Kaiser Ludwig der Fromme die Augen aus- 8l7 stechen. Durch den Vertrag zu Verdun wurde Italien 84z dery ältesten Sohne Ludwigs des Frommen, dem Kaiser Lothar, zu Th?il. Dieser hatte I - wie-

4. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 91

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
91 Iv. Kurzer Abriß der Weltgeschichte. §. 1. Die älteste Geschichte. Die älteste Geschichte des Menschengeschlechts enthält die Bibel. Sie erzählt uns indessen aus dieser hauptsächlich nur die Geschichte des israelitischen Volkes, weil diesem sich Gott auf eine besondere Weise offenbarte. Gelegentlich er- wähnt sie aber auch anderer Völker, welche mit ihm in viel- facher Verbindung standen. Es sind die Egypter, die Assyrer, Babylonier und Phönicier. Man muß sich unter diesen ältesten Völkern der Erde keinesweges rohe, ungebildete Volkshaufen denken; die uns voll ihnen übrig- gebliebenen Denkmäler lassen vielmehr auf einen hohen Grad der Kultur schließen, wenn gleich sie dabei Heiden waren und Heiden blieben. Die Egypter, unter denen die Israeliten so lange leb- ten, bewohnten ein nicht sehr großes, im nordöstlichen Theile von Afrika gelegenes Land, welches seine Fruchtbarkeit durch den Fluß Nil erhielt, der es ganz durchströmte, und bei seinen regelmäßigen jährlichen Ueberschwemmungen einen Schlamm zurückließ, der besser als der schönste Dünger war. Sie wurden von Königen beherrscht, die man Pharaonen nannte, und es gab vier Hauptstände, Casten genannt, welche in strenger Absonderung von einander lebten, Priester, Sol- daten, Gewerbetreibende und Hirten, welche Letztere den ver- achtetften Stand bildeten. Die vornehmsten Gottheiten der Egypter hießen Osiris und Isis, außerdem verehrten sie die Gestirne und eine Menge von Thieren, besonders Ochsen, Schlangen, Hunde, Katzen u. s. w., und wer eins von die- sen Thieren tödtete, wurde hingerichtet. Wenn eine Feuers- brunst entstand, waren die armen Leute mehr darauf bedacht, die Katzen zu retten, als ihr eigenes Leben. Bei alle Dem waren die Epypter ein sehr ernstes Volk, und dachten wohl mehr an den Tod, als mancher Christ es thut. Bei ihren Gastmählern stand allezeit ein Todtenkopf auf dem Tische, und alle ihre Kunst wandten sie daran, was freilich wohl weniger nützlich war, die Gräber ihrer Todten zu schmücken. Die Leiber derselben wurden einbalsamirt, und es haben sich viele noch bis auf den heutigen Tag, also wohl länger,

5. Elementarbuch für den ersten Schulunterricht in der Geschichtkunde - S. 70

1824 - Gotha : Ettinger
70 Ii. Deutsche Geschichte. weder Jagd oder Viehzucht. Es waren meistens kleine Völkerschaften, oderhor- den, die nicht eher auf einander aufmerk, sam wurden, als bis sie einander recht nahe kamen. Zuweilen vereinigten sie sich im Frieden; manchmal nöthigte aber der stärkere Theil den schwächer» zup Knechtschaft. Die aus den Stämmen und Horden entstandenen Völkerschaften zogen so lange aus einer Gegend in die andere, bis vermehrte Volksmenge, bis Liebe zum Ackerbau, sie an eine Gegend fes- selte, bis ein Fluß, oder ein Berg, sie von einander absonderte. Jetzt fingen sie erst an, sich festere Hüt- ten zu bauen. Die Hütte lag meistens in der Mitte des Eigenthums. Die Speisen waren einfach; doch tranken die alten Deutschen schon Bier. Krieg und Jagd machten ihre liebste Beschäff- tigunq aus; den Ackerbau und die Viehzucht überließen sie ihren Leibei- genen. Ihren großen und starken Kör- per hüllten sie meistens in die Haut, oder in das Fell eines wilden Thieres. Auf ihre Tapferkeit, Treue und Ehr- lichkeit, konnte man sicher rechnen. Die Gegenstände ihrer Vere?)rung waren anfangs blos die Sonne, der Mond und das Feuer. 2. Vergebens bestrebten sich die Römer, die Deutschen ihrer Herrschaft zu unterwer- fen. Die Römer besaßen schon frühzeitig das an Deutsch-

6. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 513

1890 - Gotha : Behrend
Die Bewohner der Weichselniederung. 513 nicht den Humor mehr haben, sich gegenseitig zu bespotten. Den Kreisen Bütow und Rnmmelsburg sagt man in Pommern nach, sie hätten gemeinsam nur eine Strche, die des Morgens in Bütow, des Nachmittags in Rnmmelsburg sänge. „In Penknn hängt de Hunger up'm Tnhn" (aus dem Zaun). „In Greifswald weht der Wind so kalt". „In Nörenberg haben die Krebse die Mauer abgefressen". „In Ball wohnen die Schelme all". „Wer sinnen Puckel will behalten heel, der Heed sich vor Laobs und Strameehl; wer sinnen Puckel will hewwen vnll, de geh noah Regenwull". Mit dergleichen Sittensprüche beehren sich die kleinpommerschen Städte gegenseitig. Ein Volk aber, das sich solcher- gestalt über sich selbst lustig machen kann, muß noch ein kräftiges Volk sein, und solange sich der kleinstädische Sondergeist wesentlich in Versen Luft macht, hat es mit demselben auch keine Not. Kühner. 15. Die Bewohner der Weichselniederung. Was deu heutigen Holländer, das zeichnet auch die Bewohner unseres Weichseldeltas aus. Eines Stammes mit ihnen, aus den Marschen Frieslands, dem Niedersächsischen, oder gar aus Flamland herkommend, kannten sie nicht nur die Natur des Bodens, welchen sie kultivieren sollten, seine Ertragsfähigkeit, seine „Dankbarkeit", sie brachten auch die dort ge- zogenen vortrefflichen Tierrassen, die geeignetsten Ackerinstrumente, welche noch heute hier vorherrschen, mit sich. Die meisten der Fremden, welche diese Niederungen besuchen, sehen in dem sichern, fast eigensinnigen Beharren, dem Mangel an Rührigkeit, der zur Verzweiflung bringenden Ruhe, der festgewurzelten, einen ent- schiedenen Schwerpunkt behauptenden Haltung des Niederungers wohl gar den Ausdruck einer trägen Beschränket. Es kann aber keinen größeren Irrtum geben. Das Erworbene genügt ihm. Darum ist er noch nicht träge. Er bildet darin ein wunderliches Seitenstück zum Lazzarone. Jeuer arbeitet nicht, weil er alles besitzt; dieser ruht, weil er nichts braucht. In dem einen oder dem andern Falle von Faulheit zu sprechen, ist ein Irrtum. Der Niederunger ist demokratisch und konservativ zugleich, demokratisch in dem Sinne, wie es auch der Nord- amerikaner ist. Nur den Besitzenden und vorzugsweise den Grnndbe- sitzern gesteht er die volle Gleichberechtigung zu. Daher die Mißachtung der bloßen „Arbeit", welche die neueren Nationalökonomen zu einer Gottheit machen möchten, mithin der Lohnarbeiter und Dienstboten, ja selbst der Handwerker. Zn Hochzeiten und Begräbnissen werden aller- dings auch die letzteren eingeladen, auch finden dieselben sich rechtzeitig ein, jedoch nur, um — die Gäste zu bedienen; die Dienstboten würden dazu nicht würdig genug erscheinen. — Noch bis in die neueste Zeit duldete die Sitte nicht einmal, daß der Sohn eines „Hofbesitzers" mit der Tochter eines Handwerkers tanze. Ein vorherrschender Charakter- zng unseres Niedernngers ist wohl die Pietät. Der Landesherr hat keine treueren Unterthanen. Vorzüglich ist es aber der Geistliche, welcher den Mittelpunkt einer warmen Verehrung bildet. Sein fixiertes Ein- Meyer, Lesebuch der Erdkunde Iii. 33

7. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 14

1890 - Gotha : Behrend
14 Allgemeine Übersicht. Blütezeit hinter sich, die germanischen befinden sich in derselben oder erwarten sie noch. Die romanischen Völker sind der Mehrzahl nach katholischer Religion, die germanischen haben die Kirchenverbesserung in ihrer Mitte entstehen sehen und sich auch iu Überwiegeuder Zahl der- selben zugewandt. Ein Volk romanischen Stammes, das in der Geschichte einst eine Hauptrolle gespielt, sind die Italiener. Welche Erinnerungen knüpfen sich an Italien, welche Schätze birgt es noch heute! Noch heute zieht es Tausende mit unwiderstehlichem Zuge in das „Land, wo die Citronen blühen", mit seinen Myrten und Orangen, noch heute sind seine Museen und Kunstsammlungen ein Anziehungspunkt sür Künstler und Kunstfreunde, noch heute forscht der Gelehrte in den unerschöpflichen Archiven seiner Hauptstädte. Roms Macht ist zweimal dahiugesuukeu, aber wenn der Reisende die Kuppel der Peterskirche am Himmel auf- tauchen sieht, so klopft sein Herz höher, und sein Fuß betritt nicht ohne eine gewisse Erreguug die Räume der heiligen Stadt. Doch em- pfangen die Reisenden, die das schöne Italien durchziehen, öfter den Eindruck, daß ein Volk in ihm wohnt, das an den Ruhm feiner Ahnen nicht heranreicht. Die wissenschaftliche Tüchtigkeit der Italiener und die Hand in Hand mit derselben gehende allgemeine Volksbildung stehen auf niedrigerer Stufe als in den meisten anderen europäischen Ländern. Der Italiener aus den niederen Stünden erwirbt gern auf mühelose Weise. Äußerst zudringliche Bettler belästigen den Reisenden, und hundert Hände strecken sich bei jeder Gelegenheit, um ein Trinkgeld zu erlangen, nach ihm aus. Früher waren auch die Gastwirte wegen ihrer Neigung, die Rechnung des Gastes über Gebühr zu vergrößern, in schlechtem Rufe. — Übrigens ist der Italiener von schöner Gestalt; er hat meist dunkle Augen und dunkles Haar, ist leidenschaftlichen Ge- müts und äußerst zuugeufertig. Seme schöne, vokalreiche Sprache, die schön gesprochen schon gesangähnlich klingt, thut dem Ohre wohl und sollte im übrigen Europa schon deswegen bekannter sein, als sie es ist, weil die poetische Litteratnr der Italiener ziemlich reichhaltig ist. Das stolzeste Volk der romanischen Rasse ist das spanische. Seinen Stolz trägt der Spanier schon im Äußern zur Schau; er bückt sich nicht gern und arbeitel nur, wenn er muß. Sein Vaterland, das in seinen südlichsten Teilen fast tropische Vegetation hat und dort die köstlichsten Weine und Südfrüchte hervorbringt, stellt keine großen Anforderungen an seine Arbeitskraft; es bringt ihm fast von selbst hervor, was er braucht. Und der Spanier braucht wenig, da Mäßigkeit, besonders im Essen und Trinken, zu seinen Haupttugenden gehört. Betrunkene siud iu Spanien von großer Seltenheit. Die Spanier sind ebenfalls von schöner Gestalt. Die Männer tragen fast das Jahr hindurch einen Mantel, der alle Einflüsse des Klimas abhält; er ist, je nachdem er fester oder nachlässiger umgeschlagen ist, das Thermometer der Witterung. Die spanischen Frauen und Mädchen,

8. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 102

1890 - Gotha : Behrend
102 Bilder aus Süd-Europa. Nun kommt dazu ein großes Hindernis, nämlich die Religion. Der Türke ist von Natur und Gemüt sehr religiös und beachtet die Satzungen der Religion mit großer Gewissenhaftigkeit, und von diesen Satzungen ist es eine, die den Verfall des Volkes in erster Linie herbei- führt, nämlich die strenge Absonderung der Frauen. Da es nach dem Gesetz verboten ist, daß ein Türke die Frau eines andern Türken näher ansehe, so geht sie verschleiert, sieht und spricht von männlichen Personen nur ihre nächsten Verwandten, existiert gleichsam für die übrige Welt nicht. Daher kommt es, daß die eine Hälfte des Hauses, der Harem, ganz der Frau, den weiblichen Dienstboten und den Kindern gehört, damit sie kein Männerbesuch störe; in kleinen Häusern wird natürlich der größere Teil der Familie eingeräumt und oft besitzt der Mann kaum ein Empfangszimmer. Besteht das Haus aber nur aus einem einzigen Räume, wie sast überall auf dem Lande, so wird das ganze Haus Harem. In kleinen, meist von Türken bewohnten Städten kann man durch Straßen gehen, wo rechts und links nichts als hohe Mauern zu sehen sind, durch kleine Thüren schaut man nach dem Hofe, in dessen Tiefe das Häuschen steht; die Straßen sind tot, kein Verkehr, kein Handel. Die Frauen können den Männern nicht helfen, können nicht mit thütig sein in deren Geschäften, höchstens auf dem Acker; und das ist eine große Landeskalamität. Natürlich ist, daß die Frauen auch zurück- bleiben in Bildung; sie lernen nichts, sind auch nicht imstande, ihre Kinder zu erziehen. Die Türkenschulen, wenn es welche giebt, sind bodenlos schlecht. Wenige Türken bringen es zum Lesen und Schreiben der türkischen Sprache, woran auch die unseligen, für die türkische Sprache so wenig geeigneten Lettern fchuld sind, aber die sind nun einmal heilig, weil der Koran in ihnen geschrieben ist, und so ist auch dies wiederum eine Folge der traurigen religiösen Einrichtungen Aber nun kommt das Schlimmste. Die Türken sind die einzigen, die dem Sultan Soldaten stellen müssen, und zwar müssen sie 7—8 Jahre bei der Fahne bleiben; die anderen Nationen brauchen es nicht zu sein, und auch die Türken können sich mit 400 Thalern loskaufen; aber 400 Thaler haben nur sehr wenige. Ehe sie zum Militär gehen, sind sie meistens verheiratet, denn sie werden mit 21—22 Jahren aus- gehoben, heiraten aber mit 18 Jahren. Einen Brief erhalten die Frauen nie, der Mann kann nicht schreiben, die Frau nicht lesen, jahrelang erfährt sie nicht, wo ihr Mann ist. Seit dem letzten Kriege ganz besonders hat sich der muhamedanischen Bevölkerung eine° dumpfe Verzweiflung bemächtigt, der Erregung ist die tiefste Apathie gefolgt, kein vernünftiger Türke glaubt mehr an den Bestand der Herrschaft, die Erpressung der Behörden und die Rechtlosig- keit haben ihren Höhepunkt erreicht, und die darunter am meisten leiden, sind die armen Türken, denn die andern sind meist schlau genug zur rechtzeitigen Abwehr, wozu oft der Türke zu stolz ist. Das bringt mich auf eine andere verderbliche Eigenschaft im türkischen National-Charakter.

9. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 103

1890 - Gotha : Behrend
Die heutigen Türken und Griechen. 103 Es ist ein gewisser chevaleresker Stolz, der sich nie Armut dünken laßt. Die türkischen Großgrundbesitzer, der alte Fendal-Adel oder, wie er noch heute heißt, die Dere-Beys, haben einen Troß von Leuteu an sich hängen, die ihnen stets das bar einlaufende Geld, mit dem sie schon ohnehin nicht umzugehen wissen, auf jede Weise klein machen. Bei jeder Gelegenheit, bei Beschneidungen, Hochzeiten oder sonstigen seier- wichen Vorkommnissen, hält sich nun der Dere-Bey, der immer den Mauz seines Hauses hochhält, ihn oft in seiner Jugend noch gekannt, .zur Repräsentation verpflichtet. Da giebt es denn 3—4 Tage öffentliche Feste und Gelage, Ringkämpfe, Rennen, Seiltänzer, Musik u. dgl. Das Geld dazu wird vom Griechen oder Armenier geliehen zu 24—36 Procent. Zum Rückzahlen kommt es nie, und so wird nach und nach das Gut verkauft, natürlich in christliche Hände, denn wo hätte ein Türke, wenn er nicht in hohem Staatsdienst ist, Geld zum -Kaufen? 2. Der Halbmond sinkt, das griechische Kreuz steigt! Leider läßt sich über den Charakter der Neugriechen und ihre Befähigung für Kulturaufgaben auch kein günstiges Urteil fällen. Obgleich der Grieche lebendig, gewandt und mit vielen Anlagen ausgestattet ist, ist er doch listig, falsch und lügnerisch. Dem äugen- blicklichen Vorteile alles aufopfernd, denkt er nicht an die Zukunft; fein aufloderndes Feuer schlägt jeder Unglücksfall nieder, und im Glücke ist er aufgebläht und hochmütig; er ist wankelmütig, zänkisch und Hab- gierig, dabei in so hohem Grade eitel und aufgeblasen auf die Berühmt- heit seiner Vorfahren, daß es gar oft ins Lächerlichste fällt. Hierzu gesellen sich noch die Laster des Verrats, der Undankbarkeit und der Grausamkeit Seit der Anwesenheit der Deutschen und sonstigen Fremden sind die Frauen, namentlich in den Städten, bei weitem nicht mehr so schüchtern und zurückgezogen wie ehemals; nur die der geringeren Klasse beobachten immer noch die alte Sitte, sich in ihre Wohnungen einzusperren. Die Nationaltracht der Frauen ist in allen Provinzen und auf allen Inseln verschieden. Was die Männer betrifft, so stndet man unter ihnen, wenn auch nicht immer schöne, doch selten unangenehme, oft aber edle Gestalten. Sie tragen den Kopf hoch, den Körper gerade, mehr nach hinten als nach vorne übergebeugt. Ihre Haltung ist frei, ihr Betragen gewandt und ihr Gang leicht. Ihre Tracht ist schön und erinnert lebhaft an jene des Altertums; bei ihrer Schönheit ist sie gewöhnlich so reich und so sehr mit Gold- und Silberstickereien überladen, daß nicht selten eine einzige Kleidung eines vornehmen Griechen auf mehrere tausend Drachmen kommt. Bei aller Pracht der Kleidung sind doch die Griechen im allgemeinen, besonders aber in den niederen Ständen, sehr unreinlich, wodurch sehr vieles Ungeziefer erzeugt wird. Ein ge- meiner Grieche ohne Ungeziefer ist eine ebenso große Seltenheit als ein Grieche ohne Eigennutz und Falsch.

10. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 130

1890 - Gotha : Behrend
130 Bilder aus Süd-Europa. man hauptsächlich durch Eichelmast fett macht, wimmelt es im Lande. Und doch ist ihr Schinken wenig gut, weil die Tiere zu zeitig ge- schlachtet werden. Das fette Fleisch, welches man in Serbien vor- wiegend genießt, sowie die außerordentlich fett angerichteten Speisen widerstehen dem Westeuropäer. Außer guten Landstraßen hat Serbien jetzt auch eine durch das Morawathal nach Süden (Nisch) laufende Eisenbahn, welche seit kurzem soweit fortgeführt ist, daß die von Saloniki im Wardarthale auf- wärts gehende Bahnlinie erreicht ist. Durch Serbien führt also die wichtige Verkehrslinie, welche Deutschland und Österreich mit Saloniki und dem ägäischeu Meere in unmittelbare Verbindung setzt. Ein Deutscher darf es, auch ohne des Serbischen mächtig zu sein, wagen, dem Lande mit seinen slawischen Bewohnern einen Besuch ab- zustatten; denn wie südlich vom Balkan die italienische Sprache vor- wiegt, so ist hier die eigentliche Kultursprache die deutsche, die auch von dem minder Gebildeten verstanden und gesprochen wird, ein Deutsch mit österreichischer Färbung. Belgrad, die größte Stadt des Landes, liegt außerordentlich günstig an der mächtigen Donau und der reinlichen Save. Konnte es früher als der am weitesten nach Norden vorgeschobene Vorposten des Türkentnms gelten, fo hat sich das jetzt geändert. Orientalisches Wesen trifft man heute in Belgrad nicht mehr. Die alten Türken- Häuser mit ihren lauschigen Gittern, ihren kühlen inneren Höfen, ihren blnmen- und wasserreichen Gärten sind alle verschwunden. Die leer- stehenden Moscheen gehen ihrem Verfall entgegen; von den türkischen Grabsteinen sind die Turbane heruntergeschlagen. Die meisten Türken sind sortgezogen nach Süd oder Ost, und Belgrad gleicht jetzt voll- ständig einer westeuropäischen Stadt. 3. Es ist ein schönes, wohlbewässertes und fruchtbares Land, welches die Rumänen bewohnen; nur das Donauufer macht davon eiue Aus- nähme und zeigt vielfach öde und traurige Landstriche. Das niedere Volk lebt noch in großer Armut und Unwissenheit dahin. Im Gegen- satz zu den üppigen Bojaren, die den Adel des Landes bilden, ist der Bauer fast bedürfnislos. Die rumänischen Bauernhäuser sind aus Lehmziegeln erbaut und mit Stroh oder Schilf gedeckt. Man wohnt darin fast unterirdisch; denn der Eintretende muß nach Überschreitung der Schwelle erst einige Stufen hinuuter steigen, um iu den Vorraum zu gelangen, während der Hauptraum wieder em paar Stufen tiefer liegt. Die wenigsten Häuser haben für den Abzug des Rauches Essen. Bett- stellen kennt der Bauer nicht; die Familie schläft auf deu Bänken, auf dem Ofen oder dem Fußboden. An Stelle der Betten deckt man sich mit dem Schafpelz zu. Gurken, Zwiebeln und Melonen, Roggenbrot und Schafkäse bilden die stehende Nahrung des Bauern; zum Frühstück verspeist er häusig rohe, halbreise Saubohnen, die mit Salz bestreut werden. Seine Bodenerzeugnisse, die besonders in Melonen und Kukuruz
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