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1. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

2. Deutsche Schulgeographie - S. 213

1908 - Gotha : Perthes
213 Namalmid1), und den größten Teil der Küste nehmen die gelbbraunen Hottentotten 2) oder Naman, die Urbevölkerung Südafrikas, ein; ihre Sprache zeichnet sich durch eigentümliche Schnalzlaute aus. Die Nordhälfte, das Tamara- (dämara) und Ambolaland^), wird von Bantunegern bewohnt, unter denen die Herero (hererv) durch Zahl und Reichtum an Rindern weitaus hervorragten. Früher lagen sie sich mit den Hottentotten wegen Weideplätze und Viehs beständig in den Haaren; erst die deutsche Herrschaft machte diesen Fehden ein Ende, brachte aber auch nicht den Frieden, weil sie trotz ihrer Schonung ein- heimischer Einrichtungen von beiden Volksstämmen gehaßt wurde. Zahl- reichen kleinen Erhebuugen folgte 180-4 der allgemeine Ausstand, der erst in dreijährigen Kämpfen niedergeworfen wurde. Keine Kolonie hat dem Reiche so viel Geld und Blut gekostet wie Südwestafrika. Aber es ist trotz seiner natürlichen Armut der Opfer wert, denn das Hochland ist, obwohl an der Grenze der Tropenzone gelegen, wegen seiner Trocken- heit gesund und eignet sich daher zur Besudelung durch deutsche Auswanderer. Freilich ist auch ihre Zahl sehr beschränkt, denn außer dem echt tropischen und genügend feuchten Amboland, das zwar Ackerbau in größerem Maßstäbe gestattet, aber wegen seiner Fieber- luft weiße Ansiedler ausschließt, eignet sich die Kolonie nur zur Vieh- zucht (Rinder in der Nord-, Schafe in der trockenen Südhälfte), und nur kleine Flecken können mit Hilfe künstlicher Bewässerung bebaut werden. Auch zur Hebung der Viehzucht muß das vorhandene Grund- Wasser durch Bruunenbohrungen erschlossen und das Regenwasser durch Stauvorrichtungen in den Tälern am Abfluß verhindert werden. Außer- dem muß auch für beffere Verkehrsmittel gesorgt werden. Bisher be- diente sich der Verkehr, wie in ganz Südafrika, nur des schwerfälligen Ochsengespanns und war durch den Mangel an Straßen und die zebirgige Beschaffenheit des Landes sehr gehemmt. Nur mit dem Kap- lande wurde etwas Handel getrieben. Eisenbahnen, die das Innere mit der Küste verbinden, sind hier in noch höherem Grade als in den tropischen Kolonien eine Lebensbedingung. Anfänge dazu sind schon vorhanden. Von Swakopmund führt eine Bahn durch das Tal des Swakop einerseits nachdem Regierungssitze Windhuk, anderseits nach den wertvollen Kupferbergwerken von Otavi; eine zweite, die zur Erschließung des bisher vernachlässigten Südens dienen soll, geht von der Lüderitzbucht aus, harrt aber mit Ausnahme einer kurzen Strecke »och ihres Ausbaues. x Zum Unterschied von Klein-Namaland südlich vom Oranje. 3) Hottentott ist ein holländisches Schimpfwort (Dummkopf); die Hotten-- t»tten nennen sich selbst Koi-Koin (d. h. Menschen) oder Naman. 3) Nach Negerstämmen benannt.

3. Deutsche Schulgeographie - S. 121

1908 - Gotha : Perthes
121 Erläuterung. Die älteste Bevölkerung der Halbinsel war durchaus indoeuropäisch: Thraker im Maritzagebiete, Griechen m Griechenland und auf den Inseln, Illyrer im nördlichen und westlichen Teile der Halbinsel; ihre Nachkommen sind die Alba- nesen. Bei der Teilung des Römischen Reiches kam die Halbinsel an das Oströmische Reich mit dem Kaisersitze Konstantinopel. Seit dem 5. Jahrhundert begannen die Einwanderungen der Slaven und der mongolischen Bulgaren, die aber in der Folge die slavische Sprache angenommen haben. Auch in Griechenland mischte sich die Urbevölkerung stark mit slavischen Einwanderern, behielt aber ihre ursprüngliche Sprache bei. Die Slaven machten sich bald von den Kaisern von Konstantinopel unabhängig und gründeten das serbische und das bulgarische Reich. Die zweite Periode begann 1353, als sich die Türken (Osmanen) auf der Halbinsel festsetzten. Bald hatten sie sie ganz erobert, 1453 siel Konstantinopel; ein großer Teil von Ungarn, Rumänien, das südliche Rußland mußten sich dem Halbmonde beugen. Aber seit dem Ende des 17. Jahrhunderts sank ihre kriegerische Macht stetig. Sie behandelten alle unterworfenen Christen als rechtlose Rajah (rajä, d. h. Herde), und dies hatte fortwährende Aufstände zur Folge. 1829 lösten sich Griechenland und Serbien, 1856 Rumänien, 1878 Bulgarien los, und Österreich-Ungarn übernahm gleichzeitig die Ver- waltung der Provinzen Bosnien und Herzegowina. Die griechische Kirche ist herrschend, Mohammedaner sind die Türken und ein Teil der Albanesen; die Zahl der slavischen Moham- medaner ist geringfügig. (Vgl. D. Sch.-A. 29.) § 157. Obwohl der Boden fruchtbar und das Klima günstig ist, gehört die Balkanhalbinsel doch zu den vernachlässigtsten Gebieten Europas. Seit dem Beginne des Mittelalters ist hier fast fortwährend gekämpft worden, und unter der Türkenherrschaft haben die allgemeine Unsicherheit, die Aufstände der unterworfenen Christen und die Träg- heit der türkischen Herren jeden Aufschwung verhindert; aber jetzt zeigt sich überall eine Wendung zum Bessern, hauptsächlich in den christlichen Staaten. Der Slave (Bulgare und Serbe) ist vor allem Landwirt, der Grieche wie im Altertum Kaufmann und Seefahrer. Nur in der Industrie stehen die Balkanstaaten noch immer auf einer tiefen Stufe und sind ganz vom übrigen Europa abhängig. Früher waren sie fast nur zur See zugänglich, in jüngster Zeit durchschneiden aber zwei wichtige Eisenbahnlinien die Nordhälfte der Halbinsel. Von Belgrad, wo der Anschluß an das mitteleuropäische Eisenbahnnetz (Wien) stattfindet, geht die Bahn durch das Morawatal bis Nisch, wo sie sich teilt: der eine Arm führt durch das Maritzatal nach Konstan- tinopel, der andere durch das Wardartal nach Saloniki.

4. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 131

1794 - Gotha : Ettinger
\ Ix. Italien. 131 ix. Italien. A. Allgemeine Geschichte desselben. 1. Italien wird größtentheils von deutschen Völkern unterjocht. Westgothen unter dem Manch bis 412. Heruler unter demodoacher 476. Ostgvthen unter Dietrich dem Großen 495. Residenz zu Ravenna. Griechische Kaiser seit 552. Die Ostgothett wurden vom K. Iustinian verdrängt. Exar- chen zu Ravenna. Longobarden seit 56z. Ursprung der neuern Italiener und ihrer Sprache. 2. Italien kömmt unter die Herrschaft der Ca- rolinger. Schon Pipin bekriegte die Longobarden, und 7^4 nahm ihnen das Exarchat weg. Karl der Große zwang den longobardischendie- 771 trich, ein Mönch zu werden. Auch stellte er die abendländische Kaiserwürde wieder her. Nach Karls Tode wurde sein Enkel Bernhard 814 König von Italien. Diesem ließ sein Onkel Kaiser Ludwig der Fromme die Augen aus- 8l7 stechen. Durch den Vertrag zu Verdun wurde Italien 84z dery ältesten Sohne Ludwigs des Frommen, dem Kaiser Lothar, zu Th?il. Dieser hatte I - wie-

5. Elementarbuch für den ersten Schulunterricht in der Geschichtkunde - S. 31

1824 - Gotha : Ettinger
des Menschengeschlechts. 31 taren an sich. Sodann durchstürmte er alle westlichen Länder bis nach Moskau hin. Einige Jahre hernach durchstreifte er Indien bis an den Ganges. Als er sich aber zu einem Zuge nach China rüstete, überraschte ihn der Tod. Timurö Nachkommen verlohren alle Län- der wieder, die ihr Stammvater er- obert halte. Nur in Indien befestigte sich der Staat des Großmoguls. 3. Von längerer Dauer, als die Mona« chie der Mongolen, war der Staat der osmanischen Türken. Den Namen der Osmanen bekamen die Türken von einem ihrer Fürsten, von dem die türkischen Großsultane, oder Kaiser, abstammen. Diese breiteten ihre Macht aus Kleinasien bis nach Eu- ropa aus. Hätte Timur den Großsul- ran Bajazeth nicht gefangen genommen, so wäre Constanrinopel 50 Jahre frü- her in die Gewalt der Türken gera- then. So geschah eö aber erst 1458. 4. Der Türken weiteres Vordringen in Eur ropa wurde aber hauptsächlich durch Deutr sche. Ungern und Polen, verhindert. Ungern und Polen wurde einige Zeit hin- durch von Einem Könige, der Ludwig hieß, beherrscht; unter seinen beyden Schwiegersöhnen, Sigmund und Ja- aello, bekamen sie wieder besondere Könige. 140* 1500 1800 140t 5. In

6. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 513

1890 - Gotha : Behrend
Die Bewohner der Weichselniederung. 513 nicht den Humor mehr haben, sich gegenseitig zu bespotten. Den Kreisen Bütow und Rnmmelsburg sagt man in Pommern nach, sie hätten gemeinsam nur eine Strche, die des Morgens in Bütow, des Nachmittags in Rnmmelsburg sänge. „In Penknn hängt de Hunger up'm Tnhn" (aus dem Zaun). „In Greifswald weht der Wind so kalt". „In Nörenberg haben die Krebse die Mauer abgefressen". „In Ball wohnen die Schelme all". „Wer sinnen Puckel will behalten heel, der Heed sich vor Laobs und Strameehl; wer sinnen Puckel will hewwen vnll, de geh noah Regenwull". Mit dergleichen Sittensprüche beehren sich die kleinpommerschen Städte gegenseitig. Ein Volk aber, das sich solcher- gestalt über sich selbst lustig machen kann, muß noch ein kräftiges Volk sein, und solange sich der kleinstädische Sondergeist wesentlich in Versen Luft macht, hat es mit demselben auch keine Not. Kühner. 15. Die Bewohner der Weichselniederung. Was deu heutigen Holländer, das zeichnet auch die Bewohner unseres Weichseldeltas aus. Eines Stammes mit ihnen, aus den Marschen Frieslands, dem Niedersächsischen, oder gar aus Flamland herkommend, kannten sie nicht nur die Natur des Bodens, welchen sie kultivieren sollten, seine Ertragsfähigkeit, seine „Dankbarkeit", sie brachten auch die dort ge- zogenen vortrefflichen Tierrassen, die geeignetsten Ackerinstrumente, welche noch heute hier vorherrschen, mit sich. Die meisten der Fremden, welche diese Niederungen besuchen, sehen in dem sichern, fast eigensinnigen Beharren, dem Mangel an Rührigkeit, der zur Verzweiflung bringenden Ruhe, der festgewurzelten, einen ent- schiedenen Schwerpunkt behauptenden Haltung des Niederungers wohl gar den Ausdruck einer trägen Beschränket. Es kann aber keinen größeren Irrtum geben. Das Erworbene genügt ihm. Darum ist er noch nicht träge. Er bildet darin ein wunderliches Seitenstück zum Lazzarone. Jeuer arbeitet nicht, weil er alles besitzt; dieser ruht, weil er nichts braucht. In dem einen oder dem andern Falle von Faulheit zu sprechen, ist ein Irrtum. Der Niederunger ist demokratisch und konservativ zugleich, demokratisch in dem Sinne, wie es auch der Nord- amerikaner ist. Nur den Besitzenden und vorzugsweise den Grnndbe- sitzern gesteht er die volle Gleichberechtigung zu. Daher die Mißachtung der bloßen „Arbeit", welche die neueren Nationalökonomen zu einer Gottheit machen möchten, mithin der Lohnarbeiter und Dienstboten, ja selbst der Handwerker. Zn Hochzeiten und Begräbnissen werden aller- dings auch die letzteren eingeladen, auch finden dieselben sich rechtzeitig ein, jedoch nur, um — die Gäste zu bedienen; die Dienstboten würden dazu nicht würdig genug erscheinen. — Noch bis in die neueste Zeit duldete die Sitte nicht einmal, daß der Sohn eines „Hofbesitzers" mit der Tochter eines Handwerkers tanze. Ein vorherrschender Charakter- zng unseres Niedernngers ist wohl die Pietät. Der Landesherr hat keine treueren Unterthanen. Vorzüglich ist es aber der Geistliche, welcher den Mittelpunkt einer warmen Verehrung bildet. Sein fixiertes Ein- Meyer, Lesebuch der Erdkunde Iii. 33

7. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 101

1890 - Gotha : Behrend
Die heutigen Türken und Griechen. 101 Beamtentum treten, sind gezwungen, französisch zu lernen. Doch giebt es manchen gewesenen Großvezier, der nur türkisch spricht. Selbst in den größeren Städten zeigt sich diese Abneigung gegen fremde Sprachen, und in Smyrna, einer Stadt von 209,000 Einwohnern, von denen 25,000 Türken sind, sind nur wenige zu finden, die griechisch sprechen. Nur in Kreta und Thessalien ist das anders. Wenn man eine Volkscharakteristik macht, so muß man die großen Massen dauernd beobachten, auf Eindrücke von einzelnen, die einem hier und da begegnen, darf man sein Urteil nicht basieren — dies wird nach der Verschiedenheit der Individualität verschieden ausfallen. Ein ganzes Volk mit einigen Zügen zu charakterisieren, wird immer schwer sein; man wird niemals mit andern Beobachtern genau übereinstimmen, am wenigsten im Orient, wo die Kontraste so nahe einander berühren. Im allgemeinen kann man aber sagen, daß der Türke, solange er nicht Beamter, sondern einfacher Bürger, Bauer oder Handwerker ist, und nicht zuviel mit Christen in Berührung gekommen ist, im Ver- gleich mit andern Nationen, zumal mit Griechen und Armeniern, von Natur aus als erste Eigenschaft Ehrlichkeit und Geradheit besitzt. Diese Eigenschaft wild und kann niemand bestreiten. Aber eins geht ihm ganz ab: die Schlauheit, obschon er wohl viel gesunden Menschenverstand und ein richtiges Urteil besitzt. Die Türken taugen zu Geldgeschäften gar nicht, sie sind deshalb auch meistens sehr arm. Ihre Hauptbeschäftigung ist Ackerbau und Viehzucht. Die Gewerbe, die sie früher betrieben, sind zum größten Teil in die Hände der Europäer übergegangen. Nur die Teppichfabrikation ist ihnen noch geblieben, aber auch daran wird schon in Europa gefälscht. Die Tuchfabrikation haben längst Deutsche und Engländer, die Seidenwirkerei die Schweizer ihnen abgenommen. Wenn eine Dame einen echten Smyrnaer Kefte oder Bashlik zu besitzen glaupt, so kann sie gewiß sein, er war von der Schweiz eingeführt, wie ebenso alle Arten von baumwollenen Tüchern. Mit den europäischen Maschinen können die armen Türken eben nicht konkurrieren. Was ihnen noch geblieben ist, ist Sattlerei, die Kupfer- und Eisenschmiederei, Kistenmachen, von andern Handwerken kaum etwas mehr als Verfertigung von Holzschuhen und rohen Stiefeln; nun hat sich aber auch das Schmieden auf das Beschlagen der Pferde und Maulesel reduciert. Dazu kommt, daß die Türken keine Schiffer sind, und zur See beständig Unglück haben, dagegen mit den Karawanen, den Kamelen zu ziehen, das ist ihr Fach. Da sitzt der Türke kauernd auf seinem Esel, ^ an den die Kamele, eins hinter dem andern angebunden sind, und läßt Sonne oder Regen gleichmütig auf sich herabwirken. Von Natur wenig dazu geeignet, sich nützlich zu machen, sorgt er für morgen nicht, wenn er nur heute zu essen hat, daher kommt es, daß die Türken nach und nach überall verarmen. Freilich kann man nicht geradezu sagen, daß sie träge seien, denn sind sie erst bei der Arbeit, dann arbeiten sie unverdrossen weiter; aber irgend etwas aus sreiem Antrieb beginnen, etwas unternehmen, das geht gegen ihre Natur.

8. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 102

1890 - Gotha : Behrend
102 Bilder aus Süd-Europa. Nun kommt dazu ein großes Hindernis, nämlich die Religion. Der Türke ist von Natur und Gemüt sehr religiös und beachtet die Satzungen der Religion mit großer Gewissenhaftigkeit, und von diesen Satzungen ist es eine, die den Verfall des Volkes in erster Linie herbei- führt, nämlich die strenge Absonderung der Frauen. Da es nach dem Gesetz verboten ist, daß ein Türke die Frau eines andern Türken näher ansehe, so geht sie verschleiert, sieht und spricht von männlichen Personen nur ihre nächsten Verwandten, existiert gleichsam für die übrige Welt nicht. Daher kommt es, daß die eine Hälfte des Hauses, der Harem, ganz der Frau, den weiblichen Dienstboten und den Kindern gehört, damit sie kein Männerbesuch störe; in kleinen Häusern wird natürlich der größere Teil der Familie eingeräumt und oft besitzt der Mann kaum ein Empfangszimmer. Besteht das Haus aber nur aus einem einzigen Räume, wie sast überall auf dem Lande, so wird das ganze Haus Harem. In kleinen, meist von Türken bewohnten Städten kann man durch Straßen gehen, wo rechts und links nichts als hohe Mauern zu sehen sind, durch kleine Thüren schaut man nach dem Hofe, in dessen Tiefe das Häuschen steht; die Straßen sind tot, kein Verkehr, kein Handel. Die Frauen können den Männern nicht helfen, können nicht mit thütig sein in deren Geschäften, höchstens auf dem Acker; und das ist eine große Landeskalamität. Natürlich ist, daß die Frauen auch zurück- bleiben in Bildung; sie lernen nichts, sind auch nicht imstande, ihre Kinder zu erziehen. Die Türkenschulen, wenn es welche giebt, sind bodenlos schlecht. Wenige Türken bringen es zum Lesen und Schreiben der türkischen Sprache, woran auch die unseligen, für die türkische Sprache so wenig geeigneten Lettern fchuld sind, aber die sind nun einmal heilig, weil der Koran in ihnen geschrieben ist, und so ist auch dies wiederum eine Folge der traurigen religiösen Einrichtungen Aber nun kommt das Schlimmste. Die Türken sind die einzigen, die dem Sultan Soldaten stellen müssen, und zwar müssen sie 7—8 Jahre bei der Fahne bleiben; die anderen Nationen brauchen es nicht zu sein, und auch die Türken können sich mit 400 Thalern loskaufen; aber 400 Thaler haben nur sehr wenige. Ehe sie zum Militär gehen, sind sie meistens verheiratet, denn sie werden mit 21—22 Jahren aus- gehoben, heiraten aber mit 18 Jahren. Einen Brief erhalten die Frauen nie, der Mann kann nicht schreiben, die Frau nicht lesen, jahrelang erfährt sie nicht, wo ihr Mann ist. Seit dem letzten Kriege ganz besonders hat sich der muhamedanischen Bevölkerung eine° dumpfe Verzweiflung bemächtigt, der Erregung ist die tiefste Apathie gefolgt, kein vernünftiger Türke glaubt mehr an den Bestand der Herrschaft, die Erpressung der Behörden und die Rechtlosig- keit haben ihren Höhepunkt erreicht, und die darunter am meisten leiden, sind die armen Türken, denn die andern sind meist schlau genug zur rechtzeitigen Abwehr, wozu oft der Türke zu stolz ist. Das bringt mich auf eine andere verderbliche Eigenschaft im türkischen National-Charakter.

9. Bd. 3 - S. 464

1838 - Eisleben : Reichardt
464 Amerika. Dieser Kampf dauert so lange fort, bis beide Theile sich dermaßen durchgedroschen haben, daß sich von der einen wie von der andern Seite kein Liebhaber mehr findet, worauf die Streitigkeit geschlichtet ist und die Gegner nach verschiedenen Seiten ruhig abstehen. Nur die ungewöhnlich harten Schädel der Indianer können die Schlage er- tragen, die bei solchen Gelegenheiten auf ihre Köpfe herab regnen. Die Weiber ermangeln bei dergleichen Gelegenheiten nicht, dem Bei- spiele der Männer zu folgen. Sie fallen sich unter gräßlichem Ge- heul mit Nageln und Zahnen an, zerkratzen und zerbeißen sich gegen- seitig, reißen sich bei den Haaren an der Erde hin, zerren und schla- gen sich im Staube umher. Die Männer aber berühren sich nie mit den Händen, sondern fechten ihre Sache bloß mit ihren Stangen aus. Auch gehören die Botocudos zu den wenigen Jndianerstämmen, welche die abscheuliche Gewohnheit des Menschenfressens noch immer nicht gänzlich abgelegt haben. Doch sollen nicht alle Stämme der- selben dieser unmenschlichen Gewohnheit ergeben seyn, sondern bloß der Hauptstamm das Fleisch der getödteten Feinde verzehren. Indeß läug- nen gefangene Botocuden dies, und auch mehrere Reisende der neuesten Zeit sprechen sie von dieser schändlichen Gewohnheit frei. Insbeson- dere bestreitet Saint Hilaire, ein Franzose, der in der gelehrten Welt durch seine Naturforschungen bekannt ist, und in der neuesten Zeit sechs Jahre lang das Innere Brasiliens durchreist hat, die ge- wöhnliche Behauptung, daß die Botocudos Menschensteisch essen, und spricht sie ganz davon frei. Ein Botocude, der seine Wälder ver- lassen und hierauf mehrere Jahre in Diensten des St. Hilaire gestan- den hatte, verwarf die Beschuldigung seiner Landsleute der Men- schenfresserei . als eine Lüge, die von den Portugiesen ersonnen worden sey, um einen Vorwand zu haben, seiner Nation zu schaden, und fügte zu gleicher Zeit hinzu, daß der Gebrauch seiner Landsleute, die Leichname ihrer Feinde in kleine Stücke zu hauen, zu jener Verläum- dung Anlaß gegeben habe. Ausgemacht ist es jedoch, daß sie noch auf der allerniedrigsten Stufe der Kultur stehen; und sie haben es bis jetzt vorgezogen, frei und ungebunden in ihren Urwäldern umherzustreifen, als sich den Portugiesen auf irgend eine Weise zu nähern. So viele Versuche auch diese machten, sie auf gütige oder gewaltsame Art zu unterjochen, scheiterten sie doch an dem Freiheitsgefühle dieser Naturkinder, die da- her auch alle Pflanzungen zerstörten, welche man in der Nähe des Landstrichs, den sie als ihr Eigenthum ansprechen, anlegen wollte, und schonungslos alles tödteten, was ihnen in den Wäldern oder auf ihren Streifzügen begegnete. Die Regierung beschloß daher, diese hartnäckigen Feinde zu unterwerfen, man erlaubte sich die schrecklich- sten Maßregeln gegen dieselben, und ertheilte den grausamen Befehl, jeden Botocuden, dessen man ansichtig würde, wie ein wildes Thier nieder zu schießen; allein mit derselben Grausamkeit, womit sie seit dieser

10. Bd. 3 - S. 164

1838 - Eisleben : Reichardt
164 Amerika. zweier Menschenklassen in dem freien Amerika, die an diesen allgemei- nen Menschenrechten keinen Antheil haben und dies sind die Neger- sklaven und die Redemptioners. Der größten Freiheit steht also hier der größte Kontrast gegenüber. Sklaven unter freien Menschen! Ein Volk, welches durch seine Revolution aussprach, daß es nichts schrecklicheres kenne, als freiwillige Knechtschaft, gestattet die noch weit furchtbarere Knechtschaft, die unfreiwillige. Der Negersklave entbehrt der Menschenrechte und ist ganz der Willkühr seines Herrn überlassen. Auf entlaufene Sklaven schießt man, wie auf das Wild und Empö- rung oder Selbstrache wird gewöhnlich sehr grausam bestraft. Und solcher Negersklaven giebt es noch über 2 Millionen in den vereinigten Staaten, doch finden sich diese nur in den südlichen und mittlern Staaten (am zahlreichsten in Virginien, Nord- und Südkarolina, Ma- ryland, Georgia, Kentucky, Tennessee, Alabama und Louisiana), hin- gegen in den nördlichen Staaten sind alle Sklaven für frei erklärt. Übrigens aber versichert man, daß die Sklaven hier im Ganzen milder als in andern Landern behandelt werden und daß man ihnen häufig die Freiheit schenke. Doch fehlt es auch nicht an Beispielen von har- ter und grausamer Behandlung derselben. So sagt der Herzog Bern- hard von Weimar in seiner Reisebeschreibung bei Gelegenheit seines Aufenthalts in Neu-Orleans: „der Greuel ist gräßlich und die Roh- heit und Gleichgültigkeit, welche die Gewohnheit-in den weißen Men- schen erzeugt hat, unglaublich. Wenn man hier einen Hausneger züchtigen lassen will, so schickt man ihn mit einem Billet, in welchem die Anzahl der Schlage, die der Überbringer bekommen soll, angegeben ist, in das Negergefangniß. Hier empfangt er feine Strafe und eine Bescheinigung, die er feinem Herrn mitbringen muß. Zuweilen erhalt der Unglückliche die Züchtigung, indem man ihn, das Gesicht unten, platt auf die Erde ausspreizt, und Hände und Füße an 4 Pfahle befestigt. Diese scheußliche Bestrafungsart ist vorzüglich auf den Plantagen üblich. Überhaupt wird auf den Plantagen eine grau- same Disciplin gehandbabt. Wer daher unter seinen Haussklaven Sub- jekte hat, die er einer besondern strengen Zucht unterwerfen will, der vermiethet oder verkauft sie auf die Plantagen." Noch müssen wir einige Worte von den Redemptioners (L oskaufling e) beifügen. Man nennt fo arme Einwanderer aus Europa, die zur Bezahlung ihrer Überfahrtskosten von den Schiffs- herrn so lange vermiethet oder vielmehr als Sklaven verkauft werden, bis der Überfahrtspreis abverdient ist. Diefe haben ein noch weit härteres Loos als die Negersklaven; deün da der Verkauf dieser Men- schen nur auf eine Zeitlang gültig ist, so sucht der Käufer aus sei- nem Redemptioner fo vielen Nutzen zu ziehen, als nur immer möglich, und sein Zustand ist daher gewöhnlich schlimmer, als der des Neger- sklaven, denn für letztere wacht wenigstens der Eigennutz, da er zu hohen Preisen angekauft worden ist.
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