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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 296

1836 - Eisleben : Reichardt
296 Salomonsinseln oder Neugeorgien rc. gewöhnlichen Australischen Produkten des Pflanzen- reichs, worunter die Brodfrucht die erste Stelle einnimmt. Die Einwohner gehören zur negerartigen Nace, ge- hen nackt und haben zu Dörfern vereinigte Wohnungen und ordentliche Anpflanzungen von Nahrungsgewächsen, so daß sie in der Kultur weiter vorgeschritten zu seyn scheinen, als die übrigen Papuas. Die Hauptinsel heißt Santa Cruz. Die Salomonsinseln oder Nengeorgien. Die meisten dieser Inseln, welche in der heißen Zone, nordwestlich von dem Santa Cruz,Archipel lie- gen, sind von hohen Gebirgen durchzogen, haben aber einen an den gewöhnlichen Australischen Produkten sehr fruchtbaren Boden. Die Einwohner gehören größtenteils zu den Papuas oder negerartigen Race, gehen nackt und wohnen in Hütten, die jedoch zu Dör- fern vereinigt sind, und zeigen eine vorzügliche Geschick, lichkeit im Bau ihrer Piroguen, wiewohl sie nur höchst unvollkommne Werkzeuge besitzen. Die Hauptinsel heißt Isabell. Die Louisiade. Eine Gruppe kleiner Inseln, die in der heißen Zone, südwestlich von den Salomonsinseln und südöst- lich von Neuguinea liegt. Sie erschienen den Europäi- schen Seefahrern, wovon jedoch keiner angelandet hat, voller Berge und fruchtbar. Am Ufer sah man viele Wohnungen der zahlreichen Einwohner, die nackt gin« gen und zu der negerartigen Race gehören. Neuguinea. Diese größte unter den Australischen Inseln liegt nördlich von Neuholland, von dem sie durch die Tor- resstraße geschieden wird, und östlich von den Mo- lucken, in der heißen Zone, und gehört zu den unbe- kanntesten dieses Erdtheiles, wiewohl sie, wenn man die Marianen ausnimmt, der von den Europäern zu- erst entdeckte Theil Australiens ist. Sie hat eine be- sondere Gestalt, indem an der Nordwefiseite zwei Halb- inseln auslaufen, die durch schmale Landengen mir ein-

2. Bd. 3 - S. 254

1838 - Eisleben : Reichardt
254 Amerika. der Sklavin ist wieder Sklave, wenn auch sein Vater ein Weißer ist. Gewöhnlich erhalt es aber doch in diesem Falle mehr Bildung und ein gemächlicheres Leben, indem dergleichen Kinder, wenn sie erwachsen sind, als Hausdiener, Schreiber, Buchhalter oder Aufseher gebraucht werden. Überhaupt giebt es viele Freie unter den Farbigen; ja in Hayti sind sie im Besitze der Regierung und aller Civil- und Miltär- ämter und bilden gleichsam den Adel des Volks. In den Brittischen Kolonien sind zwar seit 1834 alle Farbige so wie die Neger frei, doch in den Augen der Englischen Kreolen bloß wegen ihrer Abstam- mung Gegenstände der Verachtung. Weder Reichthum noch Ansehen, weder Bildung noch Verdienste und persönliche Liebenswürdigkeit sind im Stande, dieses tief eingewurzelte Vorurtheil zu besiegen und die strenge Absonderung der Weißen von den Farbigen aufzuheben. Hin- gegen in den Französischen Kolonien ist der Zustand der freien Farbi- gen dem der Weißen fast gleich, und viele unter ihnen besitzen Land- güter und sind von ihren weißen Landesleuten geachtet. Manche Farbige, die irgend eine nützliche Handthierung erlernt haben und flei- ßig sind, erwerben sich ein beträchtliches Vermögen. Sie halten Werkstätten und Buden, als Tischler, Bötticher, Zimmerleute, Schmiede, Schneider, Goldschmiede, Juwelirer rc.; sie haben eine Menge öffent- licher Wirthshäuser inne, so wie sie vielerlei Handel, vorzüglich Klein- handel und mit Eßwaaren treiben und überhaupt den thätigsten, ge- werbfleißigsten Theil der Einwohner bilden. Die Neger übersteigen an Zahl alle andern Bewohner West- indiens bei Weitem, am größten ist die Ungleichheit der Negerbevölke- rung gegen die Weißen in dem Brittischen Westindien, wo die Neger gegen die Weißen fast wie 10 zu 1 sich verhalten. Doch sind sie hier seit 1834 für frei erklärt, und in Hayti befinden sie sich seit diese Insel sich frei von der Europäischen Herrschaft gemacht hat, in dem Zustande der Freiheit. Allein auf allen übrigen Westindischen giebt es zwar auch Freinegec oder Freigelassene, die ursprünglich der Zufrie- denheit der Herren mit ihren Diensten oder der eigenen Loskausung mit ihrem Vermögen ihre Freilassung verdanken und Kaufleute, Hand- werker rc. sind, aber die bei Weitem größte Zahl der Neger daselbst befindet sich noch im Zustande der Sklaverei, und es giebt Plantagen- Besitzer, die mehrere hundert solcher Negersslaven haben. Ihrer Be- schäftigung nach werden sie in Feld- und Hausneger eingetheilt. Der Zustand der erstem ist der schlimmste, indem sie die Feldarbeit zu verrichten haben und hierdurch dem Europäer seinen reichen Gewinn aus diesen Inseln erwerben müssen. Auf Zuckerplantagen z. B. ist das vorzüglichste Geschäft derselben, das zum Zuckerbau bestimmte Land zu bearbeiten und zu bepflanzen, das reise Rohr abzuschneiden, die Zuckermühlen zu besorgen und in den Zucker- und Rumsabriken zu helfen. Mit Sonnen-Aufgang werden sie durch den Vchall eines Horns oder- einer Glocke zur Arbeit gerufen und in besondern Haufen

3. Bd. 3 - S. 223

1838 - Eisleben : Reichardt
Mexico. 223 Kehllauten und langen durch ungewohnte Lautverbindungen für den Europäer fast unaussprechbaren Wörtern *) und den Buchstaben R entbehrend. Das entgegengesetzte Extrem ist die nächst', jener am meisten verbreitete Otomitische, indem sie aus lauter einsylbigen Wor- ten besteht, das R hat und wohlklingend ist. Diese Indianer, welche im Ganzen denen in den übrigen Theilen Amerikas glei- chen, sind von den Spaniern zum Christenthum bekchrt worden, doch besteht ihr Christenthum mehr in Beobachtung des Ceremonieus des Christenthums, als in einem wirklichen Glauben an die Lehren desselben. Sie wehsten in Dörfern, treiben eine ansaßige Lebens- art, Ackerbau und Gewerbe nach Europäischer Art, und zeigen Sinn für Kunst, daher es unter ihnen ausgezeichnete Juweliere, Ma- ler, Bildhauer, Steinschneider, Musiker, Töpfer giebt. Ihre Nah- rung ist einförmig und frugal und besteht größtentheils in Vege- tabilien; doch lieben sie berauschende Getränke, vorzüglich Rum und Pulque. Die Indios Bravos, welche sich in Unabhängigkeit von der Spanischen Herrschaft behauptet haben und noch jetzt als Heiden und als freie Wilde leben, mögen etwa 360,000 Individuen stark seyn, und hausen in den großen nördlichen Wildnissen bis zu den Gränzen der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Jagd und Krieg sind ihre Lieblingsbeschäftigungen, und sie befinden sich fast n beständigen Fehden mit den Weißen, deren Feinde sie sind. Ihren ursprünglichen Sitten und ihrer väterlichen Religion getreu, halten sie alles, was nur Civilisation heißt, von sich entfernt. Nur dem Namen nach gehört das große von ihnen bewohnte Land zum Gebiete der Republik Me- xico. Unter den verschiedenen und zahlreichen Stämmen dieser wilden Indianer bemerken wir vorzüglich die Apachas und Co manches. Die erstern, die Apaches oder Apätschen, ein zahlreiches, in viele Stämme getheiltes Volk, bewohnen die Ufer des Meerbusens von Ca- lifornien, nehmen den ganzen Raum -zwischen den Flüssen Colorado und Gila ein und ziehen ins Innere bis nach Neumerico. Sie sind Feinde der Arbeit, die ärgsten Räuber, liegen mit allen Nationen im Krieg und greifen Farbige so wie Weiße an. Sie haben keine andere Bedeckung als eine Haut von Rothwild, sind gute Reiter und mit langen Spießen bewaffnet. Ost rotten sich mehrere unter einem für diesen Zweck gewählten Oberhaupt zusammen und unternehmen weite Züge, um die Erndten zu vernichten, die Wohnungen ihrer Besitzer in Brand zm stecken und die letztern, mit Ausnahme einiger Frauen, zu ermorden, und die Heerden mit sich zu nehmen. Dabei, zeigen si- sich sehr hinterlistig und verstehen jede Art von Verstellung' anzuneh- *) Beispiele sind: Tlantlaquacapatlk, Mkxquktlipilozohoitt oder Notlazo- mahuizteopixlatazin (der ehrwürdige Priester, den ich als Bater ver- ehre).

4. Bd. 3 - S. 464

1838 - Eisleben : Reichardt
464 Amerika. Dieser Kampf dauert so lange fort, bis beide Theile sich dermaßen durchgedroschen haben, daß sich von der einen wie von der andern Seite kein Liebhaber mehr findet, worauf die Streitigkeit geschlichtet ist und die Gegner nach verschiedenen Seiten ruhig abstehen. Nur die ungewöhnlich harten Schädel der Indianer können die Schlage er- tragen, die bei solchen Gelegenheiten auf ihre Köpfe herab regnen. Die Weiber ermangeln bei dergleichen Gelegenheiten nicht, dem Bei- spiele der Männer zu folgen. Sie fallen sich unter gräßlichem Ge- heul mit Nageln und Zahnen an, zerkratzen und zerbeißen sich gegen- seitig, reißen sich bei den Haaren an der Erde hin, zerren und schla- gen sich im Staube umher. Die Männer aber berühren sich nie mit den Händen, sondern fechten ihre Sache bloß mit ihren Stangen aus. Auch gehören die Botocudos zu den wenigen Jndianerstämmen, welche die abscheuliche Gewohnheit des Menschenfressens noch immer nicht gänzlich abgelegt haben. Doch sollen nicht alle Stämme der- selben dieser unmenschlichen Gewohnheit ergeben seyn, sondern bloß der Hauptstamm das Fleisch der getödteten Feinde verzehren. Indeß läug- nen gefangene Botocuden dies, und auch mehrere Reisende der neuesten Zeit sprechen sie von dieser schändlichen Gewohnheit frei. Insbeson- dere bestreitet Saint Hilaire, ein Franzose, der in der gelehrten Welt durch seine Naturforschungen bekannt ist, und in der neuesten Zeit sechs Jahre lang das Innere Brasiliens durchreist hat, die ge- wöhnliche Behauptung, daß die Botocudos Menschensteisch essen, und spricht sie ganz davon frei. Ein Botocude, der seine Wälder ver- lassen und hierauf mehrere Jahre in Diensten des St. Hilaire gestan- den hatte, verwarf die Beschuldigung seiner Landsleute der Men- schenfresserei . als eine Lüge, die von den Portugiesen ersonnen worden sey, um einen Vorwand zu haben, seiner Nation zu schaden, und fügte zu gleicher Zeit hinzu, daß der Gebrauch seiner Landsleute, die Leichname ihrer Feinde in kleine Stücke zu hauen, zu jener Verläum- dung Anlaß gegeben habe. Ausgemacht ist es jedoch, daß sie noch auf der allerniedrigsten Stufe der Kultur stehen; und sie haben es bis jetzt vorgezogen, frei und ungebunden in ihren Urwäldern umherzustreifen, als sich den Portugiesen auf irgend eine Weise zu nähern. So viele Versuche auch diese machten, sie auf gütige oder gewaltsame Art zu unterjochen, scheiterten sie doch an dem Freiheitsgefühle dieser Naturkinder, die da- her auch alle Pflanzungen zerstörten, welche man in der Nähe des Landstrichs, den sie als ihr Eigenthum ansprechen, anlegen wollte, und schonungslos alles tödteten, was ihnen in den Wäldern oder auf ihren Streifzügen begegnete. Die Regierung beschloß daher, diese hartnäckigen Feinde zu unterwerfen, man erlaubte sich die schrecklich- sten Maßregeln gegen dieselben, und ertheilte den grausamen Befehl, jeden Botocuden, dessen man ansichtig würde, wie ein wildes Thier nieder zu schießen; allein mit derselben Grausamkeit, womit sie seit dieser

5. Bd. 3 - S. 164

1838 - Eisleben : Reichardt
164 Amerika. zweier Menschenklassen in dem freien Amerika, die an diesen allgemei- nen Menschenrechten keinen Antheil haben und dies sind die Neger- sklaven und die Redemptioners. Der größten Freiheit steht also hier der größte Kontrast gegenüber. Sklaven unter freien Menschen! Ein Volk, welches durch seine Revolution aussprach, daß es nichts schrecklicheres kenne, als freiwillige Knechtschaft, gestattet die noch weit furchtbarere Knechtschaft, die unfreiwillige. Der Negersklave entbehrt der Menschenrechte und ist ganz der Willkühr seines Herrn überlassen. Auf entlaufene Sklaven schießt man, wie auf das Wild und Empö- rung oder Selbstrache wird gewöhnlich sehr grausam bestraft. Und solcher Negersklaven giebt es noch über 2 Millionen in den vereinigten Staaten, doch finden sich diese nur in den südlichen und mittlern Staaten (am zahlreichsten in Virginien, Nord- und Südkarolina, Ma- ryland, Georgia, Kentucky, Tennessee, Alabama und Louisiana), hin- gegen in den nördlichen Staaten sind alle Sklaven für frei erklärt. Übrigens aber versichert man, daß die Sklaven hier im Ganzen milder als in andern Landern behandelt werden und daß man ihnen häufig die Freiheit schenke. Doch fehlt es auch nicht an Beispielen von har- ter und grausamer Behandlung derselben. So sagt der Herzog Bern- hard von Weimar in seiner Reisebeschreibung bei Gelegenheit seines Aufenthalts in Neu-Orleans: „der Greuel ist gräßlich und die Roh- heit und Gleichgültigkeit, welche die Gewohnheit-in den weißen Men- schen erzeugt hat, unglaublich. Wenn man hier einen Hausneger züchtigen lassen will, so schickt man ihn mit einem Billet, in welchem die Anzahl der Schlage, die der Überbringer bekommen soll, angegeben ist, in das Negergefangniß. Hier empfangt er feine Strafe und eine Bescheinigung, die er feinem Herrn mitbringen muß. Zuweilen erhalt der Unglückliche die Züchtigung, indem man ihn, das Gesicht unten, platt auf die Erde ausspreizt, und Hände und Füße an 4 Pfahle befestigt. Diese scheußliche Bestrafungsart ist vorzüglich auf den Plantagen üblich. Überhaupt wird auf den Plantagen eine grau- same Disciplin gehandbabt. Wer daher unter seinen Haussklaven Sub- jekte hat, die er einer besondern strengen Zucht unterwerfen will, der vermiethet oder verkauft sie auf die Plantagen." Noch müssen wir einige Worte von den Redemptioners (L oskaufling e) beifügen. Man nennt fo arme Einwanderer aus Europa, die zur Bezahlung ihrer Überfahrtskosten von den Schiffs- herrn so lange vermiethet oder vielmehr als Sklaven verkauft werden, bis der Überfahrtspreis abverdient ist. Diefe haben ein noch weit härteres Loos als die Negersklaven; deün da der Verkauf dieser Men- schen nur auf eine Zeitlang gültig ist, so sucht der Käufer aus sei- nem Redemptioner fo vielen Nutzen zu ziehen, als nur immer möglich, und sein Zustand ist daher gewöhnlich schlimmer, als der des Neger- sklaven, denn für letztere wacht wenigstens der Eigennutz, da er zu hohen Preisen angekauft worden ist.

6. Bd. 2 - S. 285

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanisches Reich. 285 Einschnitte aus den Stammen und erhärtet an der Sonne. Der beste ist durchsichtig, der geringere undurchsichtig, weich, trocken schwer und erweicht bei der geringsten Hitze wieder. Im Handel kommt der Mastix in erbsengroßen Kornern vor, sieht weißgelb aus, riecht sehr gut, erweicht beim Kauen und bat einen gewürzhaften Geschmack. Die vornehmen Türken kauen ihn gern, um sich dadurch einen wohl- riechenden Athem und weiße Zahne zu verschaffen. Außerdem wird er auch zum Raucherpulver und zu Firnissen gebraucht. Der Baum selbst gehört zu der Gattung der Pistazienbaume und wachst nicht allein auf Chios, sondern auch in Cypern und andern Gegenden des Mor- genlandes, selbst im südlichen Europa. Er wird mäßig hoch, hat ge- fiederte immer grüne Blatter, schwarze, den Wachholderbeeren ähnliche Früchte, aus welchen ein brauchbares Ol gepreßt wird. Das fein ge- aderte, balsamisch riechende, gelbliche Holz des 12 F. hohen Stammes nimmt eine gute Politur an, und man verfertigte sonst Zahnstocher daraus, welchen man eine die Zahne gesund erhaltende Kraft zuschrieb. Die Insel Ehios war eine der blühendsten des Griechischen Ar- chipels und von 110—120,000 Menschen, meistens Griechen bewohnt, die sich durch Bildung, Industrie und Handelstätigkeit auszeichneten und im Besitze großer Freiheiten und eines bedeutenden Reichthumes waren. Die Hauptstadt von gleichem Namen wie die Insel hatte 30.000 E., die unter andern schöne Seidenzeuge verfertigten, und eine Griechische Akademie hatten, worin in mehreren Wissenschaften Unter- richt ertheilt wurde. Allein das Jahr 1822 vernichtete diesen glück- lichen Zustand der Hauptstadt und der Insel, indem die Griechischen Bewohner an dem allgemeinen Aufstand der unter Türkischer Herrschaft lebenden Griechen Antheil nahmen, die auf Ehios sich befindenden Türken überfielen und ermordeten, worauf bald darnach der Kapudan Pascha mit der Türkischen Flotte erschien und, mit 25,000 Türken hier landete. Nun ward jedes Haus, jeder Garten ein Mordplatz. Blühende Jünglinge und Jungfrauen, ehrwürdige Greise und Matro- nen, Weiber, Kinder, Säuglinge lagen verstümmelt unter einander. Die scheußlichsten Greuel wurden an den Jungfrauen verübet. Der größte Theil derselben ward geschändet und dann zerhauen. Gegen 40.000 Menschen wurden gemordet. Viele Frauen und Kinder wur- den zu Sklaven gemacht und fortgeführt. Sobald keine Menschen mehr zu schlachten waren, richtete sich die Wuth gegen die Hauser, 'worin man Schatze zu finden hoffte; kein Stein blieb auf dem Andern. Nur die Katholiken, die Juden und die Bewohner der Mastixdörfer blieben verschont. Von den übrigen Bewohnern der Insel aber ent- gingen nur wenige dem allgemeinen Morden oder der Sklaverei. Nach dieser schrecklichen Metzelei waren im I. 1823 noch 14 bis 16,000 Menschen auf der ganzen Insel vorhanden. In neuesten Zeiten jedoch soll ihre Zahl sich wieder vermehrt und überhaupt die Insel sich wie- der zu erholen angefangen haben.

7. Bd. 2 - S. 253

1837 - Eisleben : Reichardt
I Osmanisches Reich. 253 Frieden gelebt hatte, aber ähnlich den Juden, wie sie durch große Er- innerungen dem Kindesalter der Welt befreundet, wie sie viele Jahr- hunderte weit und breit zerstreut, haben sie stets in Asien unter despo- tischen Regierungen gestanden, duldeten sie in der Türkei und in Per- sien unter Herren von verschiedenen Religionen, die nur ihren Leidenschaf- ten und ihrer Willkühr folgten. Verschwendung und Prachtliebe hat- ten ihre Zwingherren nur zum Raube verleitet, daher hausten sie Schatze im Verborgenen und geizten mit ihrer Habe. Ein einziges freies Wort, eine einzige unzeitige Handlung konnte sie verderben, deshalb wurden sie verschwiegen, versteckt und kriechend. Dankbarkeit gegen ge- stürzte Wohlthäter konnte sie ins Verderben stürzen, daher erscheinen sie zuweilen undankbar und treulos. Da ihnen Ämter und Ehren- stellen unzugänglich blieben, wurde der Gewinn Triebfeder ihrer Hand- lungen. Aus derselben Quelle der langen Unterjochung und der Be- schränkung auf Geschäfte des häuslichen und bürgerlichen Lebens fließt auch ihr Mangel an Muth und ihre Untauglichkeit zum Kriegsdienste. Am liebsten beschäftigen sie sich, gleich den Juden, mit Handelsunter- nehmungen; daher sind auch in den Türkischen Städten die angesehn- sten und reichsten Bankiers und Handelsleute Armenier oder Juden. Außer dem Handel beschäftigen sie sich auch mit der Heil- und Wund- arzneikunst, oder sind auch Goldschmiede, Backer, Baumeister, Tischler, Drechsler, Schlosser, Lastträger, Wasserträger, Fischer, Seidenweber, Färber, Turban- und Zeltmacher. Ackerbau und Viehzucht sind nicht nach ihrem Geschmacke, und sie betreiben diese Gewerbe, wo sie, wie in ihrer ursprünglichen Heimath, das Bedürfniß dazu nöthigt, ziemlich nachläßig. In dem häuslichen Leben der Armenier herrscht noch viel Patri- archalisches. Wie zur Zeit Abrahams und Jakobs ist der Erstgeborne nach dem Vater das Haupt und der Erbherr des Hauses. Die nach- geborenen Söhne sind ihm unterworfen und seine Schwestern nicht viel mehr als seine Sklavinnen. Söhne und Töchter sind voll Ehrerbie- tung gegen den Vater und setzen sich selten in seiner Gegenwart. Sie sind seine treuesten Diener, und der älteste Sohn bedient auch die Gäste des Vaters bei der Mahlzeit. Ein Reisender, der einen Ar- menier besuchte, dem er empfohlen war, erzählt von seiner Aufnahme Folgendes: „Bei meiner Ankunft umarmte mich der Armenier wie einen alten Bekannten, führte mich in ein Zimmer, ließ mir ein Bad zurichten, einen Hammel schlachten und lud seine Freunde zum Feste ein. Man fühlte sich ganz in die Patriarchenzeit der Kindheit der Welt versetzt, wo die Menschen desto gastfreundlicher waren, je näher noch die Völker mit einander verwandt waren." —■ In der Kleidung und Lebensweise kommen die Armenier viel mit den Türken überein, doch machen Stadt und Land manche Unterschiede. Die Frauen der Städ- ter zeigen sich in den Straßen ebenfalls verhüll^ und nur die Farbe des Firidschi oder der über den Rücken hinabhängenden Kappe,

8. Bd. 2 - S. 294

1837 - Eisleben : Reichardt
294 Asien. ^ Die Bucharen, auch Tadschicks und Sarten *) genannt, gehören keineswegs, wie man gewöhnlich annimmt, zu dem Türkischen Volksstamm, sondern zu dem Persischen; auch ist ihre Muttersprache die Persische. Sie sind unter allen Turkestan bewohnenden Völker- schaften die industriöseste und civilisi'rteste, in Städten und Dörsern ansaßig, und treiben Ackerbau, Gewerbe, vorzüglich aber Handel. Jeder Buchare ist geborner Kausman. Er handelt und schachert, wo es ihm nur möglich ist. Civil- und Militarbeamten, selbst die die Person des Khans umgeben, machen Komissionare, Speditöre, Agenten und erstre- cken ihre Handelsspekulationen bis an die Gränzen; die Landleute beschäftigen sich bei ihren Ackergeschaften mit dem Handel; die in den Städten wohnenden Bucharen sind Kramer, Wechsler und Handelsleute im Großen und Kleinen, und unternehmen die weitesten Handelsreisen. Ja sie leben als Handelsleute zerstreut auch in den großen Städten Sibiriens, Jnnerasiens und in den Hauptstädten Chinas. Sie zeigen vielen Sinn für Kunstgewerbe und Handwerke, doch ist die Seiden- und Baumwollenspinnerei bloß das Geschäft ihrer Weiber. Die Mehr- zahl von ihnen kann lesen und schreiben und sie bilden die gebildeteste Einwohnerklasse Turkestans. Dabei aber sind sie betrügerisch, listig, falsch, habsüchtig, geldgierig, zeigen in ihrem Gesichte Sanftmuth und Gelassen- heit und erscheinen dem, der sie nicht genauer kennt, als gutmüthig,'recht- lich, gefällig und demüthig. Im Unglück und Elend sind sie zu jeder Niederträchtigkeit fähig, wenn sie nur etwas dadurch erlangen können, im Glück und Wohlstand aber stolz und gebieterisch; übrigens größten- theils reich oder doch wohlhabend, Auf Vertage mit ihnen ist bei ihrer falschen Denkungsart nicht zu bauen. Alles was ihren Eigen- nutz nicht berührt, ist ihnen gleichgültig. Übrigens sind sie feig, ohne Kenntniß und Übung der Waffen und haben, so lange sie hier woh- nen, stets eine leidende, gehorchende Nolle gespielt, ohne daß jemals einer von ihnen sich zu einem Oberhaupte emporgeschwungen hatte. So thätig und arbeitsam der Buchare bei seinen Handels- und andern Geschäften ist, so sehr zeigt er sich als Müssigganger in seinem Harem, unter seinen Frauen und Beischläferinnen; hier überlaßt er sich allen möglichen Arten von Genüssen. Weingenuß und Hazardspiel verbietet ihnen der Islam, denn sie sind Muhamedaner, allein zu Hause und im Geheimen macht er den Trinker und Spieler und wagt oft ansehn- liche Summen. Im Allgemeinen sind die Bucharen von mittlerer Statur, wohl- gebildet, haben Europäische Gesichtszüge, große, schwarze und sprechende Augen, eine Habichtsnase, schwarze Haare und eine helle Hautfarbe, die viel weniger braun als bei den Persern ist, und zeigen in ihrer *) Den Namen Sarten haben sie von den Türkischen Völkern erhalten, indem das Wort Sarti einen Kaufmann bezeichnet, weil die Bucha- ren allein in Turkestan Handel treiben.

9. Bd. 2 - S. 380

1837 - Eisleben : Reichardt
380 A sien. Dolch im Gürtel, dessen Griff mit Diamanten und andern Edelsteinen besetzt war, vollendete den schönen Anzug der Amirs." „Von allen Dingen, fahrt Burkes in seiner Erzählung weiter fort, welche die Aufmerksamkeit eines Sind besuchenden Reisenden aus sich ziehen können, erregt nichts mehr die Bewunderung, als die herrlichen Juwelen- und Waffen-Sammlungen der Amirs. Ein großer Thñl ihrer Reichthümer besteht in Rubinen, Diamanten, schönen Perlen, Smaragden, womit ihre Dolche, Schwerter und Flintenschlösser in groß- ßer Menge verziert sind, und die sie zum Theil als Ringe und Agraf- fen an verschiedenen Kleidungsstücken tragen. Kaufleute mit Edelstei- nen kommen aus allen Theilen Asiens nach Sind, wo sie in Hydra- bad einen gewissen Absatz ihrer Waaren finden, und einige Persische Künstler im Dienste des Hofes, arbeiten in Email und wenden ihre ganze Kunst auf, um den Diamanten durch die Art der Fassung den größten Glanz zu geben. Die Kunst, Goldverzierungen auf Stahl zu legen, hat man hier auf den größten Grad der Vollkommenheit gebracht. Die Amirs senden Agenten nach Persien, der Türkei und Palästina, um daselbst Pistolen und Degen zu kaufen. Ich halte es für unmög- lich, an irgend einem andern Orte eine so kostbare Waffen-Sammlung zu finden, als die dieser Fürsten ist. Diese Sammlung enthalt zugleich Schwerter von fast allen Fürsten, die in der Geschichte Asiens einige Berühmtheit haben. Ich habe hier Schwerter von Abbas dem Gro- ßen, von Nadir-Schah und von mehreren andern berühmten Personen in meinen Handen gehabt. Alle Klingen waren mit Inschriften in goldenen Buchstaben geziert, die, wenn sie einem Mitgliede aus der Familie des Schahs gehört hatten, ein kurzes Gebet enthielten; bei andern waren es Stellen aus dem Koran oder Verse irgend eines Persischen Dichters. Diese Schwerter schienen mir nicht schwerer zu seyn, als unsere gewöhnlichen Englischen Sabel, ihre Krümmung aber ist verschieden. Ich sah einen jungen Prinzen ein großes Schaf mir einem Hieb in 2 Stücke spalten. Es gehört aber dazu ein Vortheil, der große Übung und Geschicklichkeit erfordert." Ostindien. Indien war schon in uraltesier Zeit, weit früher als Europa, ein hochgebildetes Land; seine alterthümliche Religion, die gut eingerichtete Staatsverfassung, die Sitten und Gebrauche, die sich fast ganz unver- ändert erhalten haben, die schon früh vorhandene Kasteneinrichtung, die uralten in einer völlig erloschenen Sprache (Sanskrit) geschriebe- nen Urkunden des Indischen Götterdienstes, die großen Prachttempel, welche man an vielen Orten in Indien antrifft und welche die jetzigen Hindus zu erbauen schwerlich im Stande waren, der schon früh aus eine hohe Stufe gestiegene Gewerbfleiß — alles dies beweist das hohe Alterthum der Indischen Nation. Wie und woher aber diese so frühe

10. Bd. 2 - S. 433

1837 - Eisleben : Reichardt
Ostindien. 433 fungen mancher Schriftsteller hervorgerufen, welche nur von demjenigen Theile des Volkes, unter welchem sie eine Reihe von Jahren zugebracht haben, sich ein Urtheil bilden konnten: der eine Theil erhob die Hin- dus bis zu den Wolken und stellte sie als Muster jeder Tugend, dis den Menschen schmücken kann, aus — der andere schilderte sie als eine sklavische, lügenhafte, grausame, verräterische, unzuverläßige und un- dankbare Nation. Die Wahrheit liegt, wie in den meisten andern Fallen, in der Mitte; sie besitzen gute, aber auch schlechte Eigenschaf- ten und sind von Natur ein sanftes, gefälliges und verständiges Volk, mäßig, sparsam, und wo sich die Gelegenheit darbietet, betriebsam und beharrlich. Vor starken Getränken haben sie einen natürlichen Abscheu. Ruhe und Sanstmüthigkeit ist der herrschende Zug in ihrem Charakter; heftige Ausbrüche von Zorn und andern Leidenschaften sind selten und werden von ihm mit Erstaunen und Widerwillen als eine Art von Rausch betrachtet. Ihre Energie äußert sich hingegen in einer stand- haften Anhänglichkeit an alten Gewohnheiten; in Andachtsübungen zeigen sie die nämliche Beharrlichkeit wie in mechanischen Beschäftigun- gen; in allem, auch bei Mißhandlungen eine kalte, unbogränzte Ge- duld, in ihrem Verhältnisse zu den Mächtigern Feigheit und Sklaven- sinn, in Politik und Handel Schlauheit und Feinheit. Die schlechten Seiten ihres Charakters sind theils Folge des Klimas, der Religion und des Kastengeistes, theils des Despotismus, unter welchem sie sehr lange geschmachtet haben und zum Theil noch schmachten. Seit Verbreitung der Brittischen Herrschaft ist mancher Fortschritt zum Bessern geschehen; so z. B. ist die sklavische Abhängigkeit der untern Klassen von den höhern sehr vermindert, die Menschenopfer sind abgeschafft, dem Kindermorde Schranken gesetzt und die furchtbare Sitte, die Wittwen zu verbrennen- gänzlich aufgehoben worden, wiewohl man dabei gewaltigen Widerstand zu überwinden hatte. Seit den ältesten Zeiten theilen sich die Hindus in Kasten ab, die aufs innigste in ihre Verfassung verwebt sind. Keiner, der zu einer Kaste gehört, darf in die andere einheirathen oder zu einer andern Kaste übergehen, sondern muß stets der seinigen angehören. Es giebt 4 edle Kasten oder Stände, die Braminen, die Tschetris oder K sch a t- trias, die Waischis oder W assi er und die Schubers oder Sud ras. Außer diesen 4 edlen Kasten, die alle noch eine große Menge Unterabtheilungen haben, giebt es eine unedle oder verachtete Kaste, die der Parias. Die vornehmste aller Kasten sind die Bram inen, welche für so heilig gehalten werden, daß ihnen jedermann die tiefste Ehrerbietung erweist. Auch kann kein Bramine in peinlichen Fällen mit dem Tode bestraft werden. Eben so wenig darf ein Bramine mit jemanden aus einer andern Kaste unter einem Dache seyn, in seiner Nachbarschaft wohnen, mit ihm essen und trinken oder auch nur Speisen und Ge- tränke zu sich nehmen, die ein Nichtbramine zubereitet hat. Die Bra- Cannabich'ö Hülssbuch. Ii. Band. 28
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