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1. Geschichte der zweiten Hälfte des Mittelalters - S. 83

1812 - Frankfurt am Main : Andreä
Die germanischen Stamme hatten also — aris dem eigens liehen Germanien fortgesetzt — Hollstein, Schleswig, Iütt- larw, die Inseln der Ostsee u. s. w. bis Lappland beftzt, die Finnen Finnland, einen Theil Rußland's u. s. w., oder von der Düna bis zum Eismeere. Von den germanischen Stammen der frühem Zeit haben wir wenige Nachrichten. — Zug dereimbrer und Teutonen.— Die Finnen waren in viele unabhängige Horden getheilet. Ihre Sagen enthalten ihre Züge und Wanderungen. So stehet z. B. die Sage von der Ankunft O d i n' s (W o d a n) aus Asgard nach dem Norden, gegen s5o. Dieser glückliche Krieger wurde, der Sage zufolge, Regent und Lehrer des Nor- dens, und nach seineur Tode der vornehmste Gort. — Wa lr halla. — Als die Macht der Römer gefallen war, da zeigtet! sich schon, besonders seit dem 6tenjahrhundert, Spurender Räubereien der Normänner an den römischen Küsten; und späterhin, als Karl der Große und Ludwig der Fromme Aristalten zur Unterwerfung dieser Stämme machten, schwärmten die Normänner desto stärker an den Küsten Deutschland's, Engt land's, Frankreich's ünd Italiens. — H. 141. Diese Seeräuberei wurde zulezt ein ehrenvolles Gewerbe des hohen Adels (wie dasfaustrecht auf dem festen Lande), — und wir wissen, daß die Normänner in Island (836), welches sie entdeckten, in England (991), in Frankreich, in Neapel, in Rußland — festen Fuß faßten; sogar Karolina in Amerika (das Weinland) sollen sie gefunden haben. Bei der Ausbreitung der christlichen Religion in den nördlichen Gegenden, lernen wir dieselben und ihre Bewohner naher kennen. Wir finden die lezten unter mehreren Fürsten, von welchen die Wikinger oder Seekönige eigentlich dieje- nigen sind f pje sich unter dem Namen Normanne r so furcht- bar machten. Nach und nach suchten die Fürsten der mächtigeren Stämme die schwächeren zu unterjochen, daher Oberkönige, F 2

2. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 339

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
339 als die bleichen Gesichter der matten Binder der Europäer, die in dem verderblichen, heißen Klima dahinwelken. Zu den merkwürdigsten Gebräuchen gehört die Totenbestattung der Parsi. Hoch oben auf dem Felsenrücken von Malabar-Hill, dem Vor- gebirge oder der Landzunge, auf der die herrliche Villenstadt von Bombay erbaut ist, und zwar auf einem der höchsten und schönsten Punkte, wo das prächtige Panorama von Bombay zu Füßen des staunenden Beschauers sich ausbreitet, besitzt die Parsigemeinde einen herrlichen, mit hohen Palmen und blütenreichen Bäumen gezierten Garten. Auf diesem Friedhofe erheben sich die ,,Türme des Schweigens". Das sind weiße zylindrische Türme von 30—40 Fuß Durchmesser und ungefähr ebenso- viel Höhe. Das Innere ist amphitheatralisch in drei konzentrische Ringe abgeteilt, die durch Scheidewände in zahlreiche offene Kammern geschieden werden. Jede Kammer nimmt eine Leiche auf, und zwar kommen in den innern Kreis die Kinder, in den mittlern die Weiber, in den äußern die Männer. Sobald die weißgekleideten Totenwürter die von den Angehörigen zum Friedhofe geführte Leiche diesen abgenommen haben, bringen sie den Toten unter Begleitung singender Priester in eine der offenen Grabkammern und entfernen sich dann. Alsbald erscheinen zahlreich die heiligen Vögel des Ormuzd, die stattlichen braunen Geier, die bis dahin in dichten Gruppen auf den benachbarten Palmen saßen. Sie stürzen sich auf die Leiche im Innern des offenen Turmes und haben in wenig Augenblicken deren Fleisch verzehrt. Scharen schwarzer Raben vertilgen die kleinen Überbleibsel des Mahles. Die zurück- bleibenden Gebeine werden später im Mittelraume des Turmes gesammelt. Die meisten Europäer finden diese Totenbestattung der Parsi entsetzlich, wie es denn auch im Altertum für eine besondere Beschimpfung galt, eine Leiche den Geiern zum Fraße hinzuwerfen. 144. Bei den Söhnen der Sonne. Hugo Weber. Japans Volk ist ein Kulturvolk, aber seine Sitten und Gebräuche weichen sehr von den unserigen ab und erscheinen teilweise höchst sonderbar. Die Japaner hingegen finden wiederum vieles an uns auffallend und seltsam. Gleichwohl sind sie das gesittetste Volk Asiens. Jahrhundertelang blieb es den Völkern Europas unbekannt, weil es sich streng gegen jede ausländische Berührung abschloß. 22*

3. Bd. 3 - S. 464

1838 - Eisleben : Reichardt
464 Amerika. Dieser Kampf dauert so lange fort, bis beide Theile sich dermaßen durchgedroschen haben, daß sich von der einen wie von der andern Seite kein Liebhaber mehr findet, worauf die Streitigkeit geschlichtet ist und die Gegner nach verschiedenen Seiten ruhig abstehen. Nur die ungewöhnlich harten Schädel der Indianer können die Schlage er- tragen, die bei solchen Gelegenheiten auf ihre Köpfe herab regnen. Die Weiber ermangeln bei dergleichen Gelegenheiten nicht, dem Bei- spiele der Männer zu folgen. Sie fallen sich unter gräßlichem Ge- heul mit Nageln und Zahnen an, zerkratzen und zerbeißen sich gegen- seitig, reißen sich bei den Haaren an der Erde hin, zerren und schla- gen sich im Staube umher. Die Männer aber berühren sich nie mit den Händen, sondern fechten ihre Sache bloß mit ihren Stangen aus. Auch gehören die Botocudos zu den wenigen Jndianerstämmen, welche die abscheuliche Gewohnheit des Menschenfressens noch immer nicht gänzlich abgelegt haben. Doch sollen nicht alle Stämme der- selben dieser unmenschlichen Gewohnheit ergeben seyn, sondern bloß der Hauptstamm das Fleisch der getödteten Feinde verzehren. Indeß läug- nen gefangene Botocuden dies, und auch mehrere Reisende der neuesten Zeit sprechen sie von dieser schändlichen Gewohnheit frei. Insbeson- dere bestreitet Saint Hilaire, ein Franzose, der in der gelehrten Welt durch seine Naturforschungen bekannt ist, und in der neuesten Zeit sechs Jahre lang das Innere Brasiliens durchreist hat, die ge- wöhnliche Behauptung, daß die Botocudos Menschensteisch essen, und spricht sie ganz davon frei. Ein Botocude, der seine Wälder ver- lassen und hierauf mehrere Jahre in Diensten des St. Hilaire gestan- den hatte, verwarf die Beschuldigung seiner Landsleute der Men- schenfresserei . als eine Lüge, die von den Portugiesen ersonnen worden sey, um einen Vorwand zu haben, seiner Nation zu schaden, und fügte zu gleicher Zeit hinzu, daß der Gebrauch seiner Landsleute, die Leichname ihrer Feinde in kleine Stücke zu hauen, zu jener Verläum- dung Anlaß gegeben habe. Ausgemacht ist es jedoch, daß sie noch auf der allerniedrigsten Stufe der Kultur stehen; und sie haben es bis jetzt vorgezogen, frei und ungebunden in ihren Urwäldern umherzustreifen, als sich den Portugiesen auf irgend eine Weise zu nähern. So viele Versuche auch diese machten, sie auf gütige oder gewaltsame Art zu unterjochen, scheiterten sie doch an dem Freiheitsgefühle dieser Naturkinder, die da- her auch alle Pflanzungen zerstörten, welche man in der Nähe des Landstrichs, den sie als ihr Eigenthum ansprechen, anlegen wollte, und schonungslos alles tödteten, was ihnen in den Wäldern oder auf ihren Streifzügen begegnete. Die Regierung beschloß daher, diese hartnäckigen Feinde zu unterwerfen, man erlaubte sich die schrecklich- sten Maßregeln gegen dieselben, und ertheilte den grausamen Befehl, jeden Botocuden, dessen man ansichtig würde, wie ein wildes Thier nieder zu schießen; allein mit derselben Grausamkeit, womit sie seit dieser

4. Bd. 2 - S. 285

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanisches Reich. 285 Einschnitte aus den Stammen und erhärtet an der Sonne. Der beste ist durchsichtig, der geringere undurchsichtig, weich, trocken schwer und erweicht bei der geringsten Hitze wieder. Im Handel kommt der Mastix in erbsengroßen Kornern vor, sieht weißgelb aus, riecht sehr gut, erweicht beim Kauen und bat einen gewürzhaften Geschmack. Die vornehmen Türken kauen ihn gern, um sich dadurch einen wohl- riechenden Athem und weiße Zahne zu verschaffen. Außerdem wird er auch zum Raucherpulver und zu Firnissen gebraucht. Der Baum selbst gehört zu der Gattung der Pistazienbaume und wachst nicht allein auf Chios, sondern auch in Cypern und andern Gegenden des Mor- genlandes, selbst im südlichen Europa. Er wird mäßig hoch, hat ge- fiederte immer grüne Blatter, schwarze, den Wachholderbeeren ähnliche Früchte, aus welchen ein brauchbares Ol gepreßt wird. Das fein ge- aderte, balsamisch riechende, gelbliche Holz des 12 F. hohen Stammes nimmt eine gute Politur an, und man verfertigte sonst Zahnstocher daraus, welchen man eine die Zahne gesund erhaltende Kraft zuschrieb. Die Insel Ehios war eine der blühendsten des Griechischen Ar- chipels und von 110—120,000 Menschen, meistens Griechen bewohnt, die sich durch Bildung, Industrie und Handelstätigkeit auszeichneten und im Besitze großer Freiheiten und eines bedeutenden Reichthumes waren. Die Hauptstadt von gleichem Namen wie die Insel hatte 30.000 E., die unter andern schöne Seidenzeuge verfertigten, und eine Griechische Akademie hatten, worin in mehreren Wissenschaften Unter- richt ertheilt wurde. Allein das Jahr 1822 vernichtete diesen glück- lichen Zustand der Hauptstadt und der Insel, indem die Griechischen Bewohner an dem allgemeinen Aufstand der unter Türkischer Herrschaft lebenden Griechen Antheil nahmen, die auf Ehios sich befindenden Türken überfielen und ermordeten, worauf bald darnach der Kapudan Pascha mit der Türkischen Flotte erschien und, mit 25,000 Türken hier landete. Nun ward jedes Haus, jeder Garten ein Mordplatz. Blühende Jünglinge und Jungfrauen, ehrwürdige Greise und Matro- nen, Weiber, Kinder, Säuglinge lagen verstümmelt unter einander. Die scheußlichsten Greuel wurden an den Jungfrauen verübet. Der größte Theil derselben ward geschändet und dann zerhauen. Gegen 40.000 Menschen wurden gemordet. Viele Frauen und Kinder wur- den zu Sklaven gemacht und fortgeführt. Sobald keine Menschen mehr zu schlachten waren, richtete sich die Wuth gegen die Hauser, 'worin man Schatze zu finden hoffte; kein Stein blieb auf dem Andern. Nur die Katholiken, die Juden und die Bewohner der Mastixdörfer blieben verschont. Von den übrigen Bewohnern der Insel aber ent- gingen nur wenige dem allgemeinen Morden oder der Sklaverei. Nach dieser schrecklichen Metzelei waren im I. 1823 noch 14 bis 16,000 Menschen auf der ganzen Insel vorhanden. In neuesten Zeiten jedoch soll ihre Zahl sich wieder vermehrt und überhaupt die Insel sich wie- der zu erholen angefangen haben.

5. Bd. 2 - S. 916

1837 - Eisleben : Reichardt
916 Afrika. haben sie nur eine Frau, obgleich Vielweiberei erlaubt ist. Ihre Wei- der sollen sehr fruchtbar seyn, gebaren leicht und gehen wieder an ihre Arbeit, als wenn nichts vorgefallen wäre. Den Ackerbau besorgen die Weiber, die Heerden die Männer. Der älteste Sohn beerbt allein den Vater, ohne verbunden zu seyn, den andern Geschwistern etwas her- auszugeben. Stirbt der älteste Bruder und hinterlaßt eine noch des Kindergebarens fähige Wittwe, so ist der jüngste Bruder verbunden, sie zu heirathen, die zu erzielenden Kinder gehören jedoch dem Verstor- benen an. Auch giebt ihm die Heirach kein Recht auf das Vermö- gen des Verstorbenen. — Im Jahre 1836 haben zwei Französische Reisende, Tamisier und Co mb es, die fast ein Jahr in Habesst- nien zubrachten, die Boren-Gallas besucht, welche das Land zwischen dem blauen Flusse (Abawi) und den Wollo-Gallas bewohnen und sich bis an das Meer ausbreiten. Nach ihren Nachrichten, die sie über ihren Besuch mittheilen, sind diese Gallas Heiden, ohne Priester, ohne Tempel und überhaupt ohne Zeichen äußeren Gottesdienstes, übrigens aber von sehr gefälligem Benehmen und gastfrei, und bauen ihr Land gut an. Sie besuchten Gallasstämme, denen vor ihnen, wegen deß Rufes der Wildheit, in dem sie stehen, niemand sich zu nahen gewagt hatte. Von einem Stamme Muhamcdanischer Gallas wurden sie auf ihrem Wege von Gondar (der Hauptstadt Habesstniens) nach der südlich gelegenen Habesstnischen Provinz Schoa ihrer Maul- thiere, Waffen und ihres ganzen Gepäcks beraubt und 8 Tage gefan- gen gehalten, in der Absicht, sie zu tödten. Da jedoch die Reisenden in ihrer Anrede an das Haupt des Stammes große Kenntniß des Islams verriethen, so hielt man sie für Muhamedaner und schenkte ihnen Freiheit und Leben. — Von den außerhalb Habesstniens Grän- zen lebenden Gallasstammen fehlen alle Nachrichten, da kein Europäer zu ihnen gelangt ist. Sie scheinen den ganzen Landerstrich von der Südgränze Habesstniens bis zu den Westgranzen von Melinde und Magadoxo inne zu haben. Noch nennen uns die Geographen als Völker, die in diesen un- bekannten Gegenden des innern Afrikas hausen, die Jaggas oder Schackas, welche südlich von den Gallas, östlich von Niederguinea und westlich von dem Luxatagebirge und dem großen See M a- rawi wohnen und südlich an die Kaffern stoßen sollen und als wilde, rohe, grausame Negervölker beschrieben werden, immer gierig nach Men- schenfleisch und Menschenblut. Alle diese Nachrichten aber sind gänz- lich unzuverlaßig und die Schilderungen von ihrer Grausamkeit höchst übertrieben und beruhen auf Erzählungen von Reisenden, die jedoch diese Völkerschaften nicht selbst besuchten, sondern von den Bewohnern der Küstenländer ihre Nachrichten über diesen bis jetzt noch den Eu- ropäischen Reisenden verschlossenen Theil Afrikas erhielten. Der schon mehrmals erwähnte Reisende Douville behauptet zwar. mehrere dieser Völkerschaften besticht zu haben, aber wir wissen schon, wie geringe

6. Bd. 2 - S. 18

1837 - Eisleben : Reichardt
Europa. . 18 \ überzeugen, daß die Kaukasier ausgeartete Christen sind, welche den Aberglauben des alten Heidenthums größtentheils wieder angenommen haben. Auch die Kaukasier, welche man als Muhamedaner ansieht, zeigen im Allgemeinen wenig Eifer für ihren Glauben, wissen nicht einmal die gewöhnlichen Gebete Arabisch herzusagen, und spotten unter sich über die Übungen und Gebrauche, welche diese Religion ihren Bekennern vorschreibt; doch enthalten sie sich des Genusses vom Schweinesieisch. Die meisten Kaukasier haben eine große Ehrfurcht vor dem Donner. Wird jemand vom Blitze erschlagen, so sagen sie, der Prophet Elias habe ihn getödtet. Man erhebt ein Freudengeschrei, es wird um den Todten gesungen und getanzt; alles laust herzu, um an der Freude Theil zu nehmen und die Wohlthat des Elias zu preisen. Dieses Freudenfest dauert 8 Tage, worauf die Beerdigung mit großer Feierlichkeit vorgenommen wird und Gastmahle folgen; hierauf wird ein großer Steinhaufen auf dem Grabe errichtet, neben welchem an zwei großen Stangen die Haut eines schwarzen Bocks und die Klei- der des Verstorbenen aufgehängt werden. Überhaupt spielt der Pro- phet Elias eine sehr ausgezeichnete Rolle in dem religiösen Glauben der Kaukasier. Ihm sind viele Felsen und Höhlen heilig. In den Gegenden des Kaukasus, in die der Muhamedanismus nicht gedrungen ist, opfert man dem Elias an geweihten Ortern Ziegen, deren Fleisch gegessen und die Haut an einem großen Baum ausgebreitet wird. Am Tage dieses Heiligen werden sodann diesen Hauten besondere Ehren- bezeugungen erwiesen, damit der Prophet vor Hagel bewahre und eine reiche Erndte gewahre. Die Kaukasier haben keine eigentlichen Gesetze, und das Eigenthum ist nur so lange sicher, als es mit Gewalt ver- theidigt wird. Jedoch hat jedes Dorf seine Ältesten,, welche die Zwi- stigkeiten der Einwohner zu schlichten suchen und die Ordnung so ziem- lich zu erhalten wissen. Obgleich diese wilden Bewohner des Kauka- sus von einem wirklichen Gesellschaftszustande noch unendlich entfernt sind, so tragen doch zwei wichtige Grundsätze, welche allgemein bei ihnen in Ausübung sind, mächtig zur Bezähmung ihrer grausamen Leidenschaften bei — die Pflicht der Gastfreundschaft und die Blutrache. Die erstere verpflichtet zu einem förmlichen Bündnisse zwischen 2 Men- schen oder 2 Familien, das niemand brechen kann, ohne den Haß des ganzen Stammes auf sich zu ziehen. Wenn ein Kaukasier einen andern unter seinen Schutz nimmt, oder als seinen Gast empfangt, so kann dieser mit vollkommener Sicherheit auf ihn rechnen und selbst sein Leben in des andern Hände legen. Die Blutrache wird noch strenger ausgeübt, als bei den Beduinen; es ist eine heilige Pflicht, die vom Vater auf den Sohn übergeht, und ihre Folgen dehnen sich auf die ganze Familie dessen aus, der diese Rache durch den ersten^ Mord herausgefordert hat. Die Erfüllung dieser Pflicht ist die gewöhnliche Ursache der Kriege unter den Kaukasischen Stammen; auch hat ihr unversöhnlicher Haß gegen die Russen ihren Grund in dieser Sitte.

7. Bd. 2 - S. 455

1837 - Eisleben : Reichardt
Ostindien. 455 im Griechischen Styl erbaut, mit Säulenhallen und Altanen geschmückt sind. In dem großartigsten Style besonders ist der Gouvernements- pallast, dessen Kosten 1 Million Psd. Sterling betragen haben sollen, an der Esplanade erbaut, ein Hauptgebäude nebst 4 Flügeln, mit Säu- lengangen, einer Kuppel und großen Sälen im Europäischen Geschmack dekorirt, des Zweckes würdig, den es erfüllen soll. In einer Linie mit diesem stolzen Gebäude steht eine Reihe anderer Palläste in äbnlichem Styl, und giebt durch Glanz, Neuheit, Geschmack einen Anblick wie keine andere Stadt. Diese Palläste sind zwar nur aus Ziegelsteinen erbaut, aber mit Unem gipsartigen Muschelkalk belegt, der eine sehr feine Politur annimmt. Auf diese Art scheinen sie ganz massiv zu sein. Ihre platten Dächer sind mit zierlichen Geländern versehen. Die Fenster sind groß, haben aber kein: Glasscheiben, sondern Jalou- sien. Ganz das Gegenstück zu diesem Sitze der Europäer und der Reichen ist das Quartier der Hindus oder die sogenannte Schwarze Stadt, welche übrigens bei Weitem die größere Hälfte von Calcutta einnimmt und eine ungeheure Bevölkerung, vielleicht f der Gesammt- bevölkerung enthält. Sie besteht aus einem Labyrinth enger, winklicher, schmutziger, ungepflasterter Straßen, die fast durchaus mit schlechten Häusern und noch elendern Hütten besetzt sind. Ein Theil davon ist aus Schilf- oder Bambusrohr, ein anderer aus Holz oder Lehm ge- baut. Nur wenige sind mit Ziegeln, die meisten bloß mit Palmblät- tern gedeckt. Demohngeachtet sind sie mit Menschen überfüllt, meistens von einem bleichen, abgemagerten, dürftigen und halbverhungerten An- sehen. Krankheiten, die stets im Gefolge der Armuth und Entbeh- rung erscheinen, richten hier fortwährend ihre Verheerungen an, und Tausende von Opfern unterliegen in jedem Jahre den gräßlichen Übeln, die sich an die Dürftigkeit knüpfen. Zur Zeit, da die Cholera in der Stadt herrschte, sollen einige Wochen lang täglich 700 Menschen, von dieser schrecklichen Geißel heimgesucht, gestorben seyn. Auch sind hier Feuersbrünste, so wie in Constantin opel, sehr häufig. Doch finden sich auch in diesem Stadttheile einige erträgliche Straßen. Eben so zeich- nen sich die schönen nach Englischer Art gebauten Hotels einiger reichen Hindus, so wie die Häuser der reichen Englischen, Portugiesischen, Persischen rc. Kaufleute durch Größe und Bauart aus. Die Bevölkerung der schwarzen Stadt bietet ein sehr buntes Ge- misch von den Nationen Asiens dar; hier sieht man Perser und Ara- der, Einwohner der östlichen und westlichen Inseln, Hindus aus allen Theilen Ostindiens, Chinesen und Tibetaner, endlich Einwohner von Siam, Tunkin und Pegu, alle mit ihren eigenthümlichen Formen, Trachten und Sprachen. — Ein großes, lebendiges, Asiatisches Völ- kergemälde in der buntesten Vermischung und der regsten Beweglichkeit. Jktzt die mannigfaltigen Figuren, die wechselnden Szenen und das Getümmel auf einer der Hauptstraßen der schwarzen Stadt. Portu- giesische Kapuziner und Englische Missionärs; >Maharattische Reiter-

8. Bd. 2 - S. 537

1837 - Eisleben : Reichardt
Java. 537 die Schüssel tunkte und fraß. Sodann warfen sich die Umstehenden auf den Verbrecher und jeder schnitt sich ein beliebiges Stück ab und verschlang es. Nachdem so ein guter Theil des Ehebrechers verzehrt war, stieß ihm einer seinen Dolch ins Herz; was aber nur aus Rück- sicht für die beiden Fremden geschah, die zugegen waren; denn sonst ist es nicht gewöhnlich, diesen Gnadenstoß zu ertheilen. Auch der oben erwähnte Anderson, der später (1823) Sumatra bereiste, hat sich von der Menschenfresserei der Battas überzeugt, so wie gleichfalls Olivier, der 1817—1826 den Indischen Archipel besuchte, behauptet, daß sie zuweilen, doch selten ihre schwer verwundeten Kriegsgefangenen verzeh- ren, wahrend die übrigen entweder gar nicht oder nur leicht verwunde- ten Kriegsgefangenen als Sklaven verkauft zu werden pflegen. Java. Diese prachtvolle Insel, die blühendste und bevölkertste des Indi- schen Archipels, der Hauptsitz der Holländischen Macht in Indien, liegt ganz nahe bei Sumatra, und wird von dieser ihr westlich liegen- den Insel durch eine Meerenge, die Sunda-Straße genannt, ge- schieden, und ist ohngefähr von derselben Größe wie England allein, dehnt sich aber mehr in die Länge als in die Breite aus. Ihre Ein- wohner stammen von Malayen ab und bekannten sich, lange vor der Entdeckung der Insel durch Europäer, zur Brama-Religivn, von wel- cher Zeit sich noch prächtige und kolossale Tempel erhalten haben. 1406 kamen Muhamedaner hieher, führten den Islam ein und stifteten mehrere Reiche, von welchen bei Ankunft der Europäer noch vier be- standen, Mit dem Despotismus der Muhamedaner sank die hoch ge- stiegene Eivilisation. Jetzt sieht man kaum noch die Trüminer der alten Herrlichkeit Javas, allein diese Trümmer bezeugen, zu welcher Höhe die Künste und Wissenschaften sich gehoben hatten. So sieht man unter andern noch Reste von Pagoden, welche man den schönsten Pagoden Ostindiens an die Seite stellen kann, und welche durch ihre Schönheit und Vollendung, namentlich der Statüen, Säulen, Basre- lifs rc. einen gebildeten Geschmack und erfindungsreichen Kunstsinn der damaligen Bewohner Javas zu erkennen geben. Die ersten Europäer, welche in Java landeten waren die Portugiesen, die 1579 hier erschie- nen und Handelsverbindungen mit den Einwohnern anknüpften. 1594 kamen die Holländer nach Java und bald erschienen auch Engländer. Nachdem die Holländer die Portugiesen von hier verdrängt und sich angesiedelt hatten, legten sie 1611 bei Jacatra, der Hauptstadt eines damals bestehenden Reiches ein Fort an und bauten 1619 Batavia. Zuerst verjagten sie die Engländer und breiteten nach und nach immer weiter ihre Herrschaft in Java aus, so daß sie nicht allein ein beträcht- liches unmittelbares Gebiet sich erwarben, sondern auch die noch beste- henden Reiche in eine gewisse Abhängigkeit versetzten. Allein 1811

9. Bd. 2 - S. 577

1837 - Eisleben : Reichardt
Molukken. 577 Innern bewohnen und unter dem fürchterlichen Namen der Kopfab» sch neider bekannt sind, aber ungeachtet dieses Beinamens die fried- lichste Klasse der Bevölkerung ausmachen. Von diesen sogenannten Kopfabschneidern macht man sich in Europa eine unrichtige Verstellung. Nach Olivier, der von ihnen aus eigener Erfahrung Nachrichten mit- theilt, sind diese sogenannten Wilden sehr gutartig, und was die Rein- heit der Sitten betrifft, den andern Eingebornen in den volkreichem Dörfern und besonders denen in den Städten vorzuziehen. Unkeusch- heit, Unmäßigkeit, Dieberei, Undankbarkeit, Treulosigkeit und dergleichen Laster sind ihnen nicht allein fremd, sondern sie besitzen sogar die ent- gegengesetzten Tugenden im hohen Grade. Nicht ohne Rührung, sagt Olivier, kann ich mich der gutherzigen Sorgfalt, Freundlichkeit und Dienstfertigkeit erinnern, die ich von Seiten der Alforen bei meinem Bereisen der Gebirge der Molukken erfuhr. Aber, könnte man sagen, wie stimmt mit ihrer natürlichen Gutartigkeit dies überein, daß sie eben so wie die Dayaks in Borneo (s. oben) Menschen überfallen, um ihnen den Kopf abzuhauen, womit sie alsdann triumphirend zu den Ihrigen zurückkehren? Sie haben allerdings den Aberglauben, daß sie erst einen Menschen getödtet und dessen Kopf als ein Opfer dem Priester über- geben haben müssen, ehe sie als Männer betrachtet werden, oder sich verheirathen dürfen; allein dieser ohne Zweifel barbarische Gebrauch grün- det sich auf eins ihrer alten Gesetze: daß sie, ehe sie ein Weib nehmen dürfen, erst einen Feind im Kriege getödtet haben müssen. Durch Verdrehung ist der gegenwärtige Mißbrauch dieses Gesetzes entstanden und beweist die Wildheit dieser Nation eben nicht mehr, als so manche Überbleibsel von barbarischen Gesetzen bei ge- bildeten Völkern. Der Alfore verrichtet den bei ihm gebräuchlichen Todtschlag, gleichsam ohne irgend etwas Arges dabei zu denken. Er muß einen Menschenkopf liefern, und um dies zu verrichten, begiebt er sich in großer Entfernung von seinem Dorfe an den Weg oder an einen Fußsteig über das Gebirge. Er versteckt sich hinter einem Baum, und sobald ein Mann aus einem andern Dorfe oder Distrikte, als dem seinigen vorüber geht, springt er hervor und haut ihm, ehe er sichs versieht, den Kopf ab, womit er dann nach Hause zurückkehrt und hier- durch der Gewohnheit seiner Vorfahren gehuldigt hat. Niemals aber wird er einen seiner Dorfgenossen oder einen Einwohner aus seinem Distrikte, noch weniger aber einen Europäer ums Leben bringen. Die äußere Gestalt dieser Menschen ist indeß eben so abscheulich, als ihr-Inneres gutartig ist. Ganz nackt, außer einem viereckigen Läppchen von grober und schmutziger Leinwand, so groß wie ein Hals- kragen, mit einem Stückchen um die Hüsten gebunden, die meisten mit ungekämmten und schmutzigen Haaren, die Haut wegen ihrer Un- reinlichkeit oft mit Ausschlag bedeckt. — Dies alles erregt beim ersten Anblick einen Abscheu, welcher vielleicht zu der übertriebenen Beschrei- bung ihrer abscheulichen Wildheit beigetragen haben mag. Auch ist jetzt Cannabich's Hülfsbuch. H. Band. . 37

10. Bd. 2 - S. 546

1837 - Eisleben : Reichardt
546 Asleu. ein alter Gebrauch, dann und wann einen zum Tode verurtheilten Missethäter mit einem Tiger kämpfen zu lassen. Einem solchen Ver- brecher gab man einen Dolch in die Hand, wovon jedoch die Spitze abgebrochen war, wo man also vermuthen konnte, daß der Unglückliche das Schlachtopfer des Blutdurstes dieses grausamsten aller Thiere wer- den mußte, welches letzte noch überdies durch Hunger und durch aller- lei Anreizungen in Wuth gebracht worden war. Der letzte Fall dieser Art fand noch 1812 Statt. In Hinsicht des Charakters darf man die Javaner nicht nach denen beurtheilen, die sich in den großen Städten Javas und an der Küste aufhalten, wo vielerlei Fremde ankommen oder in ihrer Nähe wohnen und durch ihren Umgang die ursprünglich reinen Sitten dersel- den verderbt haben, sondern man muß vielmehr den Javaner beobachten, der entfernt von den Küsten wohnt, und je weiter man sich von den großen Städten und den Küstengegenden nach dem innern Gebirgs- lande begiebt, desto einfacher, unschuldiger und liebenswürdiger zeigen sich die Bewohner dieser von der Natur so vorzüglich gesegneten Insel. Alsdann wird man finden, daß die Javaner im Ganzen ein gutmü- thiges Volk sind und daß sie sich vor andern Völkerschaften der Ma- layischen Rasse Vortheilhaft auszeichnen, indem Folgsamkeit, kindlicher Gehorsam, inniges Vertrauen, das sie gegen ihre Eltern, Vorgesetzten und Beherrscher zeigen, Friedfertigkeit, Nachgiebigkeit, Bereitwilligkeit zu helfen, ohne ängstlich zu berechnen, ob der erwiesene Dienst ihnen Vor- theil bringe, strenge Ehrlichkeit, Treue in ihren Verpflichtungen, Mäßig- keit im Essen und Trinken und Gastfreundschaft, die sichs zur Ehre rechnet, dem Fremden Aufnahme und Erquickung angedeihen zu lassen, Hauptzüge ihres Charakters sind. Diebstahle, Räubereien, Mordthaten, überhaupt Kriminalverbrechen sind unter ihnen selten. Sie zeigen viel Anhänglichkeit an ihren Geburtsort, an die ererbte Religion, die alten Sitten und Gebräuche und an alles Herkömmliche, was ihnen ihre Überwinder die Holländer daher auch absichtlich lassen. Vor allem, was heilig und ehrwürdig ist, z. B. vor Tempeln und Grabmälern, besonders ihrer Voreltern zeigen sie große Ehrfurcht. Wie rührend ist nicht die Ehrerbietung die sie den Gräbern ihrer Väter erweisen? Nach Jahr und Tag besuchen sie dieselben in festlichen Gewändern, stellen Opfer darauf, bestreuen sie mit Palmblättern und Blumen und be- pflanzen sie mit einer Art von Cypressen. Niemand, der Gelegenheit gehabt hat, den Charakter dieses gutherzigen Volks zu beobachten, kann es verkennen, daß obschon ihre Religion größtentheils aus einer Mischung des Bramaismus mit dem Islam besteht, und ungeachtet sie im höch- sten Grade abergläubisch sind, dennoch es ihnen nicht an wirkliche» Gottesfurcht fehlt, die nicht ohne wohlthätigen Einfluß auf ihre Sit- ten und ihr Betragen geblieben ist, indem sie stets Sittsamkeit, zufrie- dene Ruhe, Sanftmuth und einen gewissen ernsten und gelassenen Frohsinn zeigen. Selten oder nie hört man sie laut lachen und eben
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