Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
248
Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!"
Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
Konfession (WdK): Jüdisch
ten aber: „Wir haben niemals etwas vom Talmud gehört.“ Er durchzog nun das Gebirge Ararat bis Nisibis, von da nach Chossen Kepha, dann schlug er den entgegengesetzten Weg ein. In Nisibis ist eine grosse Gemeinde, dort ist die Synagoge des R. Jehuda den Bathira*) und zwei Synagogen, die noch von Esra gebaut wurden. In der einen ist ein roter Stein in die Wand eingelassen, der von den Steinen des Tempels herrührt. Von Nisibis ging er in acht Tagen nach Neu-Ninive; hier fliesst der Tigris vorbei, er überschritt diesen Fluss und ging drei Tage lang nach Alt-Ninive. Hier ist alles öde, der Boden ist schwarz wie Pech, und wo einst ein schöner Wald stand, ist alles verwüstet wie Sodom, kein Gras, keine Pflanze. Neu-Ninive hingegen hat eine grosse Gemeinde von ungefähr sechstausend Seelen und mehr. Sie hat zwei Fürsten, R. David und R. Samuel, zwei Brudersöhne aus dem Geschlechte des Königs David. Jedes Gemeindemitglied gibt jährlich einen Goldgulden Kopfgeld, die Hälfte erhält der Landesherrscher, der hier nicht König, sondern Sultan genannt wird und der selbst wieder dem Kalifen von Babel (Bagdad) untergeordnet ist. Die andere Hälfte erhalten die beiden Fürsten, die selbst Besitz an Feldern und Weinbergen haben. In diesen Ländern gibt es keine angestellten Vorbeter, auch in Persien, Medien und Damaskus nicht. Nur die Fürsten weisen ihre gelehrten Tischgänger an, einmal diesen, einmal jenen, vorzubeten. Der Fürst hat ein Gefängnis, Verbrecher darin einzusperren. Hat ein Jude mit einem Muselmann einen Streit, so wird der Schuldige, ob Jude oder Muselmann, vom Fürsten zu Gefängnis verurteilt.
R. Pethachja wurde in Ninive krank, die Aerzte des Königs meinten, er werde nicht mit dem Leben davonkommen. Dort ist es üblich, dass, wenn ein fremder Jude
*) Lebte kurz vor der Zerstörung des zweiten Tempels.
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Extrahierte Personennamen: Chossen_Kepha Jehuda David David Samuel David David Babel Pethachja
\
Ix. Italien. 131
ix. Italien.
A. Allgemeine Geschichte desselben.
1. Italien wird größtentheils von deutschen
Völkern unterjocht.
Westgothen unter dem Manch bis 412.
Heruler unter demodoacher 476.
Ostgvthen unter Dietrich dem Großen 495.
Residenz zu Ravenna.
Griechische Kaiser seit 552. Die Ostgothett
wurden vom K. Iustinian verdrängt. Exar-
chen zu Ravenna.
Longobarden seit 56z.
Ursprung der neuern Italiener und ihrer
Sprache.
2. Italien kömmt unter die Herrschaft der Ca-
rolinger.
Schon Pipin bekriegte die Longobarden, und 7^4
nahm ihnen das Exarchat weg.
Karl der Große zwang den longobardischendie- 771
trich, ein Mönch zu werden. Auch stellte er
die abendländische Kaiserwürde wieder her.
Nach Karls Tode wurde sein Enkel Bernhard 814
König von Italien. Diesem ließ sein Onkel
Kaiser Ludwig der Fromme die Augen aus- 8l7
stechen.
Durch den Vertrag zu Verdun wurde Italien 84z
dery ältesten Sohne Ludwigs des Frommen,
dem Kaiser Lothar, zu Th?il. Dieser hatte
I - wie-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karls Bernhard_814
König Ludwig Ludwig Ludwigs Lothar
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Ravenna Ravenna Italien Karls Italien Italien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Ostfriesland
Kreuzzüge der Friesen rc.
35
9.
Rreuzzüge der Friesen nach dem heiligen Lande.
Schon dem ersten Kreuzzuge der Deutschen im Jahr
1097, unter Anführung des Herzogs von Lothringen,
Gottfried von Bouillon, wohnten viele Friesen bei.
Ein gcwister Eelkc Lyaukma war zuerst General
über 3000 Mann friesischer Kreuzfahrer, dann nach der
Eroberung von Nicaa sogar zum Kommandanten die-
ser Stadt ernannt. Auch Jerusalem half er mit ero-
bern. Das Glück und der Ruhm der Friesen mun-
terte viele ihrer Landsleute auf, ihnen in das heilige
Land zu folgen. Unter ihnen kommen schon die noch
heutiges Tages in Lstfricsland vorhandenen Namen
Kam minga und Okkinga vor. — Gegen das En-
de des zwölften Jahrhunderts nahmen die Friesen wie-
derum Theil an Den Zügen nach Palästina. In Ver-
bindung mit den Danen rüsteten sie 50 Schiffe aus
und vereinigten sich mit den Flotten der Holländer
und Flandcrcr, richteten aber nichts aus. Bedeuten-
der war der zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts
unternommene Krcuzzug. Eine große Menge von
Menschen, sogar ganze Schaarcn von Weibern, auf
allen Sceküstcn der friesischen Provinzen, ließen sich
von dem geistlichen Schwindel bcthören und sich mit
dem Kreuze zeichnen. Die friesische Krcuzflottc bestand
aus achtzehn Segeln. Schon in Spanien eroberten
und plünderten sie einige von Mauren bewohnte Städ-
te. Der Ruf von ihrer Grausamkeit ging ihnen voran
nach Aegypten. Hier eroberten sie die Stadt Dami-
ctte, die sie aber in dem mit dem Sultan geschloffe-
nen Frieden wieder zurückgcben mußten und also nichts
gewonnen hatten. Verdrießlich darüber suchte der Pabst
bald einen neuen Kreuzzug zu erregen. Die Bremer
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
35
§. 6o.
Karl bekam Austrasien und das halbe Aquitanien; Karl?
mann die zweite Hälfte von Aquitanien , Burgund und Neur
siricn. Zwischen beiden Brüdern war keine Einigkeit, und
wlr würden vielleicht die riämttche Auftritte, wie bei den
Merovingern sehen, wenn nichtkarlmann 771 schon gestorben
wäre. Karlmann hinterließ zwar zwei Söhne, aber diefb
wurden von Karin aus ihren Staaten verdrängt, und welcher
nun den ganzen fränkischen Staat erhielt.
' $. 61.
Karl des Großen Regierung ist eine Reihe glüklkcher
Begebenheiten, und von großem Einflüsse auf seine Staaten,
in Hinsicht der Kultur und des Anbaues.
Er war der größte Mann seiner Zeit, unter einer rohen,
verdorbenen Nation durch sich selbst gebildet, ein geschikter
General, ein einsichtsvoller Staatsmann, ein Freund der
Gelehrten, und selbst gelehrt. Nur unersättliche Eroberungssucht
verdunkelt seinen Charakter. Es scheint auch,daß er seine Familie
vernachläßigte, und war deswegen nnqlüklich in derselben.
H. 62.
Thaten: 1) Er erobert das Reich der Longobarden, 774.
Die Veranlassung dazu war, weil der longobardische
* König Dcsiderius den Pabsi Adrian zwingen wollte, seine
Enkel, die von Kart vertriebenen karlmännische»
Prinzen, zu Königen von Frankreich zu salben.
2) Er schlägt die Araber, 778, und nimmt ihnen das Land
bis an den Ebro, später auch nach Mallorka und Minorka.
Die Gelegenheit hierzu war die Einladung des Emirs
Jbnralrarabi, welcher sich gegen den Kalifen Addor
rahman empöret hatte (die spanische Mark).
3) Er vertreibt den ungehorsamen Herzog Thassilo Hl gus
Baiern, und vereiniget dieses Land mit der Krone, 788;
4) Er macht wiederholte Zuge gegen die Sachsen (von 772
bis 6c 3), welche sich unter ihrem Anführer Wittekind,
tapfer vertheidigten, bis sie endlich besiegt sich unter.'
werfen, Christen werden, und einen geringen Trlbut
Myem. Wcltgesch., 5. Heft. E
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karlmann Karin Karl König_Dcsiderius Adrian Jbnralrarabi Thassilo
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Frankreich Mallorka Baiern Sachsen
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Königreich geworden war, blieb es doch mir dem deutschen
Reiche verbunden.
Von dem großen Mahrenreiche, welches Swentopolk
884 stiftete, und von Ungarn und Deutschen wieder zerstöret
wurde, kam nur der kleine Theil, der jezr Mahren heißt
(ic»56)an Böhmen, und wurde io85 ein Markgrafthum.
879 kam der westliche Theil von Lothringen an Deutsch,
land, welchen zwar Konrad I. wieder an Frankreich verlor,
aber Heinrich I. aufs neue eroberte.
Aus dem übrigentheile von Lochringen war daskönigreich
Burgund entstanden, welches unter Konrad Ii. 1082 mit
Dentschlande (aber als ein eigenes, für sich bestehendes Reich)
verbunden wurde.
Nur Heinrich Iv. mußte einen Theil Burgunds 1077 an
den Grafen von Savoyen abtreten.
Seit Otto I. erwarbey sich die deutschen Könige nach und
nach dreikronen von drei verschiedenen Neichen, wovon jedes
abgesondert von dem andern regieret wurde. (Deutschland,
Italien, Burgund, und seit 962 auch die römische Kaiserkrone).
§- 70.
a) Zeit der Karolinger, von S43 bis 9*1 — 68 Jahre.
Deutschland faßte, als es 843 ein eigenes Reich wurde,
drei in Kultur und Sitten sehr verschiedene Stämme in sich:
1) O b e r d e u t s ch e, welche bereits civilisiret waren;
2) Sachsen, welche erst den ersten Schritt zu ihrer Kultur
durch Annahme deschristenthnms gethan hatten; 5) S lav en;
diese lagen noch größtentheils im Heidenthum und in der
tiefsten Rohheit.
An den Glanzen Deutschlandes wohnten, immer zu
Streifereien bereit, an der einen Seite wilde Normänner,
und an der andern slavische Stamme, eben so rohe, wie jene. -r-
Ein Reich mit schwachen Regenten auf dem Throne, mußte
bei einer solchen Lage in Verwirrung gerathen,
§. 71.
udwig der Deutsche (regieret von 845 bis 876). ,
Man kann ihm Klugheit und Tapferkeit nicht absprechen.
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TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
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Extrahierte Personennamen: Konrad_I. Heinrich_I. Konrad_Ii Konrad Heinrich_Iv Heinrich Otto_I.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Lothringen Frankreich Burgund Burgunds Deutschland Italien Burgund Deutschland Sachsen Heidenthum
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Die germanischen Stamme hatten also — aris dem eigens
liehen Germanien fortgesetzt — Hollstein, Schleswig, Iütt-
larw, die Inseln der Ostsee u. s. w. bis Lappland beftzt, die
Finnen Finnland, einen Theil Rußland's u. s. w., oder von
der Düna bis zum Eismeere.
Von den germanischen Stammen der frühem Zeit haben
wir wenige Nachrichten. — Zug dereimbrer und Teutonen.—
Die Finnen waren in viele unabhängige Horden getheilet.
Ihre Sagen enthalten ihre Züge und Wanderungen. So
stehet z. B. die Sage von der Ankunft O d i n' s (W o d a n) aus
Asgard nach dem Norden, gegen s5o. Dieser glückliche
Krieger wurde, der Sage zufolge, Regent und Lehrer des Nor-
dens, und nach seineur Tode der vornehmste Gort. — Wa lr
halla. —
Als die Macht der Römer gefallen war, da zeigtet! sich schon,
besonders seit dem 6tenjahrhundert, Spurender Räubereien
der Normänner an den römischen Küsten; und späterhin, als
Karl der Große und Ludwig der Fromme Aristalten
zur Unterwerfung dieser Stämme machten, schwärmten die
Normänner desto stärker an den Küsten Deutschland's, Engt
land's, Frankreich's ünd Italiens. —
H. 141.
Diese Seeräuberei wurde zulezt ein ehrenvolles Gewerbe des
hohen Adels (wie dasfaustrecht auf dem festen Lande), — und
wir wissen, daß die Normänner in Island (836), welches sie
entdeckten, in England (991), in Frankreich, in Neapel, in
Rußland — festen Fuß faßten; sogar Karolina in Amerika
(das Weinland) sollen sie gefunden haben.
Bei der Ausbreitung der christlichen Religion in den
nördlichen Gegenden, lernen wir dieselben und ihre Bewohner
naher kennen. Wir finden die lezten unter mehreren Fürsten,
von welchen die Wikinger oder Seekönige eigentlich dieje-
nigen sind f pje sich unter dem Namen Normanne r so furcht-
bar machten.
Nach und nach suchten die Fürsten der mächtigeren
Stämme die schwächeren zu unterjochen, daher Oberkönige,
F 2
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Hollstein Karl Ludwig Karolina
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig Ostsee Lappland Finnland Italiens Island England Frankreich Neapel Amerika
339
als die bleichen Gesichter der matten Binder der Europäer, die in dem
verderblichen, heißen Klima dahinwelken.
Zu den merkwürdigsten Gebräuchen gehört die Totenbestattung der
Parsi. Hoch oben auf dem Felsenrücken von Malabar-Hill, dem Vor-
gebirge oder der Landzunge, auf der die herrliche Villenstadt von Bombay
erbaut ist, und zwar auf einem der höchsten und schönsten Punkte, wo
das prächtige Panorama von Bombay zu Füßen des staunenden
Beschauers sich ausbreitet, besitzt die Parsigemeinde einen herrlichen, mit
hohen Palmen und blütenreichen Bäumen gezierten Garten. Auf diesem
Friedhofe erheben sich die ,,Türme des Schweigens". Das sind weiße
zylindrische Türme von 30—40 Fuß Durchmesser und ungefähr ebenso-
viel Höhe. Das Innere ist amphitheatralisch in drei konzentrische Ringe
abgeteilt, die durch Scheidewände in zahlreiche offene Kammern
geschieden werden. Jede Kammer nimmt eine Leiche auf, und zwar
kommen in den innern Kreis die Kinder, in den mittlern die Weiber, in
den äußern die Männer. Sobald die weißgekleideten Totenwürter die
von den Angehörigen zum Friedhofe geführte Leiche diesen abgenommen
haben, bringen sie den Toten unter Begleitung singender Priester in eine
der offenen Grabkammern und entfernen sich dann. Alsbald erscheinen
zahlreich die heiligen Vögel des Ormuzd, die stattlichen braunen Geier,
die bis dahin in dichten Gruppen auf den benachbarten Palmen saßen.
Sie stürzen sich auf die Leiche im Innern des offenen Turmes und
haben in wenig Augenblicken deren Fleisch verzehrt. Scharen schwarzer
Raben vertilgen die kleinen Überbleibsel des Mahles. Die zurück-
bleibenden Gebeine werden später im Mittelraume des Turmes
gesammelt. Die meisten Europäer finden diese Totenbestattung der
Parsi entsetzlich, wie es denn auch im Altertum für eine besondere
Beschimpfung galt, eine Leiche den Geiern zum Fraße hinzuwerfen.
144. Bei den Söhnen der Sonne.
Hugo Weber.
Japans Volk ist ein Kulturvolk, aber seine Sitten und Gebräuche
weichen sehr von den unserigen ab und erscheinen teilweise höchst
sonderbar. Die Japaner hingegen finden wiederum vieles an uns
auffallend und seltsam. Gleichwohl sind sie das gesittetste Volk
Asiens. Jahrhundertelang blieb es den Völkern Europas unbekannt,
weil es sich streng gegen jede ausländische Berührung abschloß.
22*
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Hugo_Weber
Extrahierte Ortsnamen: Bombay Bombay Japans Asiens Europas
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
464
Amerika.
Dieser Kampf dauert so lange fort, bis beide Theile sich dermaßen
durchgedroschen haben, daß sich von der einen wie von der andern
Seite kein Liebhaber mehr findet, worauf die Streitigkeit geschlichtet
ist und die Gegner nach verschiedenen Seiten ruhig abstehen. Nur
die ungewöhnlich harten Schädel der Indianer können die Schlage er-
tragen, die bei solchen Gelegenheiten auf ihre Köpfe herab regnen.
Die Weiber ermangeln bei dergleichen Gelegenheiten nicht, dem Bei-
spiele der Männer zu folgen. Sie fallen sich unter gräßlichem Ge-
heul mit Nageln und Zahnen an, zerkratzen und zerbeißen sich gegen-
seitig, reißen sich bei den Haaren an der Erde hin, zerren und schla-
gen sich im Staube umher. Die Männer aber berühren sich nie mit
den Händen, sondern fechten ihre Sache bloß mit ihren Stangen aus.
Auch gehören die Botocudos zu den wenigen Jndianerstämmen,
welche die abscheuliche Gewohnheit des Menschenfressens noch immer
nicht gänzlich abgelegt haben. Doch sollen nicht alle Stämme der-
selben dieser unmenschlichen Gewohnheit ergeben seyn, sondern bloß der
Hauptstamm das Fleisch der getödteten Feinde verzehren. Indeß läug-
nen gefangene Botocuden dies, und auch mehrere Reisende der neuesten
Zeit sprechen sie von dieser schändlichen Gewohnheit frei. Insbeson-
dere bestreitet Saint Hilaire, ein Franzose, der in der gelehrten
Welt durch seine Naturforschungen bekannt ist, und in der neuesten
Zeit sechs Jahre lang das Innere Brasiliens durchreist hat, die ge-
wöhnliche Behauptung, daß die Botocudos Menschensteisch essen, und
spricht sie ganz davon frei. Ein Botocude, der seine Wälder ver-
lassen und hierauf mehrere Jahre in Diensten des St. Hilaire gestan-
den hatte, verwarf die Beschuldigung seiner Landsleute der Men-
schenfresserei . als eine Lüge, die von den Portugiesen ersonnen worden
sey, um einen Vorwand zu haben, seiner Nation zu schaden, und
fügte zu gleicher Zeit hinzu, daß der Gebrauch seiner Landsleute, die
Leichname ihrer Feinde in kleine Stücke zu hauen, zu jener Verläum-
dung Anlaß gegeben habe.
Ausgemacht ist es jedoch, daß sie noch auf der allerniedrigsten
Stufe der Kultur stehen; und sie haben es bis jetzt vorgezogen, frei
und ungebunden in ihren Urwäldern umherzustreifen, als sich den
Portugiesen auf irgend eine Weise zu nähern. So viele Versuche auch
diese machten, sie auf gütige oder gewaltsame Art zu unterjochen,
scheiterten sie doch an dem Freiheitsgefühle dieser Naturkinder, die da-
her auch alle Pflanzungen zerstörten, welche man in der Nähe des
Landstrichs, den sie als ihr Eigenthum ansprechen, anlegen wollte,
und schonungslos alles tödteten, was ihnen in den Wäldern oder auf
ihren Streifzügen begegnete. Die Regierung beschloß daher, diese
hartnäckigen Feinde zu unterwerfen, man erlaubte sich die schrecklich-
sten Maßregeln gegen dieselben, und ertheilte den grausamen Befehl,
jeden Botocuden, dessen man ansichtig würde, wie ein wildes Thier
nieder zu schießen; allein mit derselben Grausamkeit, womit sie seit dieser
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
164
Amerika.
zweier Menschenklassen in dem freien Amerika, die an diesen allgemei-
nen Menschenrechten keinen Antheil haben und dies sind die Neger-
sklaven und die Redemptioners. Der größten Freiheit steht also
hier der größte Kontrast gegenüber. Sklaven unter freien Menschen!
Ein Volk, welches durch seine Revolution aussprach, daß es nichts
schrecklicheres kenne, als freiwillige Knechtschaft, gestattet die noch weit
furchtbarere Knechtschaft, die unfreiwillige. Der Negersklave entbehrt
der Menschenrechte und ist ganz der Willkühr seines Herrn überlassen.
Auf entlaufene Sklaven schießt man, wie auf das Wild und Empö-
rung oder Selbstrache wird gewöhnlich sehr grausam bestraft. Und
solcher Negersklaven giebt es noch über 2 Millionen in den vereinigten
Staaten, doch finden sich diese nur in den südlichen und mittlern
Staaten (am zahlreichsten in Virginien, Nord- und Südkarolina, Ma-
ryland, Georgia, Kentucky, Tennessee, Alabama und Louisiana), hin-
gegen in den nördlichen Staaten sind alle Sklaven für frei erklärt.
Übrigens aber versichert man, daß die Sklaven hier im Ganzen milder
als in andern Landern behandelt werden und daß man ihnen häufig
die Freiheit schenke. Doch fehlt es auch nicht an Beispielen von har-
ter und grausamer Behandlung derselben. So sagt der Herzog Bern-
hard von Weimar in seiner Reisebeschreibung bei Gelegenheit seines
Aufenthalts in Neu-Orleans: „der Greuel ist gräßlich und die Roh-
heit und Gleichgültigkeit, welche die Gewohnheit-in den weißen Men-
schen erzeugt hat, unglaublich. Wenn man hier einen Hausneger
züchtigen lassen will, so schickt man ihn mit einem Billet, in welchem
die Anzahl der Schlage, die der Überbringer bekommen soll, angegeben
ist, in das Negergefangniß. Hier empfangt er feine Strafe und
eine Bescheinigung, die er feinem Herrn mitbringen muß. Zuweilen
erhalt der Unglückliche die Züchtigung, indem man ihn, das Gesicht
unten, platt auf die Erde ausspreizt, und Hände und Füße an
4 Pfahle befestigt. Diese scheußliche Bestrafungsart ist vorzüglich auf
den Plantagen üblich. Überhaupt wird auf den Plantagen eine grau-
same Disciplin gehandbabt. Wer daher unter seinen Haussklaven Sub-
jekte hat, die er einer besondern strengen Zucht unterwerfen will, der
vermiethet oder verkauft sie auf die Plantagen."
Noch müssen wir einige Worte von den Redemptioners
(L oskaufling e) beifügen. Man nennt fo arme Einwanderer aus
Europa, die zur Bezahlung ihrer Überfahrtskosten von den Schiffs-
herrn so lange vermiethet oder vielmehr als Sklaven verkauft werden,
bis der Überfahrtspreis abverdient ist. Diefe haben ein noch weit
härteres Loos als die Negersklaven; deün da der Verkauf dieser Men-
schen nur auf eine Zeitlang gültig ist, so sucht der Käufer aus sei-
nem Redemptioner fo vielen Nutzen zu ziehen, als nur immer möglich,
und sein Zustand ist daher gewöhnlich schlimmer, als der des Neger-
sklaven, denn für letztere wacht wenigstens der Eigennutz, da er zu
hohen Preisen angekauft worden ist.
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