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1. Erzählungen aus der Geschichte - S. 13

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
13 Eigentmlich und abgeschlossen wie der Boden des Landes, erscheinen auch die Bewohner in ihrem Staats- und hus-lichen Lebeu. Die Aegypter waren, wie die Inder, in Kasten eingetheilt. Es bestanden vier Hauptkasten; diese aber hatten wieder ihre Unterabtheilungen. Die Priesterkaste war die angesehenste von allen; sie hatte zum Haupt einen Oberpriester, welcher nchst dem König der angesehenste Mann war. Die Priester waren im Besitze aller Wissenschaft und Religionsgeheimnisse und hatten auch im Staate dadurch, da aus ihrer Mitte alle Stellen besetzt wurden, den grten Einflu. Ihnen zunchst stand die Kriegerkaste; diese hatte gleichfalls hohes Ansehen und gerieth mit der Priesterkaste nicht selten in Streit und sogar in blutigen Kampf wegen der Herrschaft. Die beiden anderen Kasten bildeten die Handelsleute und Handwerker, deren Geschft bei den Aegyptern sehr geachtet war, und die Ackerbauer und Hirten; die letzteren wurden als die niedrigsten von allen angesehen. An der Spitze des ganzen Staates stand ein König oder Pharao; d. i. Sonne. Dieser galt zugleich als das Oberhaupt des Religionswesens und wurde mit der grten Ehrerbietung behandelt. In seiner Umgebung hatte der König eine Zahl hoher Beamten ans der Mitte der Priester, welche nchst dem König im hchsten Ansehen standen. Das Volk lebte einfach und ernst; sogar bei ihren Gastmh-lern stellten die Aegypter Leichen aus. Sitten, Gewohnheiten und Gesetze, welche alle durch ihre Religion geboten waren, wurden gewissenhast festgehalten, strenges Recht gebt, und selbst der das Privatleben der Könige wurde von den Priestern Aufsicht gefhrt. Die Religion der Aegypter war ursprnglich einfach und rein. Sie glaubten an ein einziges, unsichtbares, hchstes Wesen; dieses hatte keinen Namen und wurde unter keiner Gestalt gedacht. Aber bald schufen sie sich eine Reihe von gttlichen Wesen, in welchen sinnbildlich die einzelnen Eigenschaften des hchsten Wesens dargestellt wurden. Auch besondere Schutzgtter von Stdten, Ge-genden und Tagen wurden verehrt. Am allgemeinsten war die Verehrung des Osiris und der Isis verbreitet. Was diese bei-den Gottheiten bedeuteten, ob Sonne und Mond, oder Sonne und Natur, oder das fruchtbringende Nil-Wasser und die Erde, lt sich nicht mehr genau ermitteln. Wie andere Völker des Morgen-landes glaubten die Aegypter auch an einen Gott des Bsen und nannten ihn Typ hon. Bald aber erkannte die groe Masse die Bedeutung der sinnbildlichen Darstellungen nicht mehr und verfiel in groben Aberglauben und Gtzendienst. Auch Thiere, deren Nutzen oder Schaden offenbar war, wurden nicht selten zur Darstellung gttlicher Wesen bentzt, und manche Thiere galten als ganz besonders heilig, so

2. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 192

1890 - Gotha : Perthes
192 7. Land und Heer Persiens. Um sich die wunderbare Thatsache begreiflich zu machen, daß eine Handvoll verwegener Macedonier ein altes Weltreich in einigen Jahren zu erobern vermochten, muß man die obwaltenden Verhältnisse kennen lernen, um alsdann die Siege der Macedonier als natürliche Erfolge zu begreifen. Persien war kein gleichartiges Reich, sondern ein Gemisch von Völkern verschiedener Sprache, Religion und Lebensweise. Es dehnte sich vom Indus im Osten bis zur libyschen Wüste im Südwesten, vom Kaukasus und Kaspisee im Norden bis zum persischen Meerbusen und persischen Meere im Süden aus, umfaßte also Hoch- und Tiefland, fruchtstrotzende Getreideländer und Steppen und unwirtliche Sandflächen. Da die Bevölkerung verschiedenen Sitten und verschiedener Beschäftigung folgte, so gab cs stets Bürgerkriege, d. h. Empörungen der Bevölkerung gegen habgierige Statthalter oder Aufstände kräftiger Statthalter (Satrapen) gegen die Willkürherrschaft der Minister. Als Könige herrschten oft Schwächlinge oder Tyrannen, die durch Königs- oder Verwandtenmord sich den Weg zum Throne bahnten, sich einem schwelgerischen Genußleben ergaben und die Regierung ihren Günstlingen und Verschnittenen überließen. Hierbei verkam das Kriegswesen und suchten die Könige Schutz und Sicherheit durch griechische Söldlinge, deren sie 15—30000 Mann im Dienste zu haben pflegten. Die Bergvölker des Ostens galten für kriegerisch und raubgierig, und sie bildeten die Provinzialheere der Satrapen. Sie besaßen wenig Anhänglichkeit an den fern wohnenden König, dem sie Tribut zahlen und allerlei Dienste leisten mußten, ohne dafür entschädigt zu werden. Der Kern des Reiches, die

3. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

4. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 131

1794 - Gotha : Ettinger
\ Ix. Italien. 131 ix. Italien. A. Allgemeine Geschichte desselben. 1. Italien wird größtentheils von deutschen Völkern unterjocht. Westgothen unter dem Manch bis 412. Heruler unter demodoacher 476. Ostgvthen unter Dietrich dem Großen 495. Residenz zu Ravenna. Griechische Kaiser seit 552. Die Ostgothett wurden vom K. Iustinian verdrängt. Exar- chen zu Ravenna. Longobarden seit 56z. Ursprung der neuern Italiener und ihrer Sprache. 2. Italien kömmt unter die Herrschaft der Ca- rolinger. Schon Pipin bekriegte die Longobarden, und 7^4 nahm ihnen das Exarchat weg. Karl der Große zwang den longobardischendie- 771 trich, ein Mönch zu werden. Auch stellte er die abendländische Kaiserwürde wieder her. Nach Karls Tode wurde sein Enkel Bernhard 814 König von Italien. Diesem ließ sein Onkel Kaiser Ludwig der Fromme die Augen aus- 8l7 stechen. Durch den Vertrag zu Verdun wurde Italien 84z dery ältesten Sohne Ludwigs des Frommen, dem Kaiser Lothar, zu Th?il. Dieser hatte I - wie-

5. Kleine Geschichte von Ostfriesland für die Schule und das Haus - S. 35

1826 - Emden : Woortman
Kreuzzüge der Friesen rc. 35 9. Rreuzzüge der Friesen nach dem heiligen Lande. Schon dem ersten Kreuzzuge der Deutschen im Jahr 1097, unter Anführung des Herzogs von Lothringen, Gottfried von Bouillon, wohnten viele Friesen bei. Ein gcwister Eelkc Lyaukma war zuerst General über 3000 Mann friesischer Kreuzfahrer, dann nach der Eroberung von Nicaa sogar zum Kommandanten die- ser Stadt ernannt. Auch Jerusalem half er mit ero- bern. Das Glück und der Ruhm der Friesen mun- terte viele ihrer Landsleute auf, ihnen in das heilige Land zu folgen. Unter ihnen kommen schon die noch heutiges Tages in Lstfricsland vorhandenen Namen Kam minga und Okkinga vor. — Gegen das En- de des zwölften Jahrhunderts nahmen die Friesen wie- derum Theil an Den Zügen nach Palästina. In Ver- bindung mit den Danen rüsteten sie 50 Schiffe aus und vereinigten sich mit den Flotten der Holländer und Flandcrcr, richteten aber nichts aus. Bedeuten- der war der zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts unternommene Krcuzzug. Eine große Menge von Menschen, sogar ganze Schaarcn von Weibern, auf allen Sceküstcn der friesischen Provinzen, ließen sich von dem geistlichen Schwindel bcthören und sich mit dem Kreuze zeichnen. Die friesische Krcuzflottc bestand aus achtzehn Segeln. Schon in Spanien eroberten und plünderten sie einige von Mauren bewohnte Städ- te. Der Ruf von ihrer Grausamkeit ging ihnen voran nach Aegypten. Hier eroberten sie die Stadt Dami- ctte, die sie aber in dem mit dem Sultan geschloffe- nen Frieden wieder zurückgcben mußten und also nichts gewonnen hatten. Verdrießlich darüber suchte der Pabst bald einen neuen Kreuzzug zu erregen. Die Bremer

6. Kleine Geschichte von Ostfriesland für die Schule und das Haus - S. 37

1826 - Emden : Woortman
Charakter-Gemälde der Friesen. 3/ nen zu lernen, wurden in der friesischen Sprache ei- nige Schrbolcths erfunden, und man mißhandelte den, der diese Wörter nicht aussprechen konnte. Selten überschritt ein Friese die Granzen seines Vaterlandes und noch, seltener übernachtete er auf fremdem Grund und Boden; daher es sein größter Kummer war, dem deutschen Kaiser auffer seinem Lande Heerfahrt leisten zu müssen. Ehen zwischen Friesen und Fremden wa- ren ihm durchaus zuwider und ein wahrer Gräuel; selbst unverheirathcte Priester nahm man nur mit Wi- derwillen an. — Stolz auf ihre alte, durch Tapferkeit und Großthaten behauptete Freiheit, suchten sie sich jedem Versuche Einzelner, sich über das Volk zu erheben und demselben zu befehlen, mit Nachdruck zu widersetzen. Feste Schlösser, Bürge und steinerne Hauser wurden daher nicht geduldet, weil sie der Freiheit des Volks gefährlich werden konnten. Kein Haus durfte über zwölf Fuß hoch unter dem Dache errichtet werden; bloß Kirchen und Klöster machten davon eine Ausnah- me. So verwahrte sich der Friese seine Freiheit, und eben daraus, so wie aus den verschiedenen Vorrechten, welche er vor andern Völkerschaften genoß, entwickelte sich immer mehr eine hohe, unbesiegbare Liebe zu sei- ner heimathlichcn Erde. — Mit andern germanischen Volksstammen hatten auch die Friesen die Neigung zum Wohlleben und besonders zum Genuß starker Ge- tränke gemein. Fleißig ging der Bierhumpen in ihren Zusammenkünften herum. Het gliildt eie frye Frijse (es gilt dich, freier Friese) war der Toast, womit einer dem andern, das Trinkhorn in der Hand, zu- trank. — Geradheit, Aufrichtigkeit und Biederkeit wa- ren übrigens die Grundzüge in dem Volks-Charakter der Friesen, und bei ihrer Hauptbeschäftigung, dem Ackerbau und der Viehzucht, worin für sie eine ergie-

7. Teil 16 - S. 3

1806 - Gotha : Ettinger
3 Schüler, oder Lernende, bedeutet, bezeichnet eine neue Neligionssecte der Hindu's. Der Stifter derselben war Nanek (geb. 1469) von dem Stamme der Rasbultcn, der sich, schon als Jüngling,, durch eine vorzügliche Geistes, bildung, und durch eine besondre Bekannt, schaft mit den h. Büchern der Hindu's, der kannt machte. Er hielt sich zur Seele der Narghenny, die nur einen unsichtbaren Gott verehrt, die die herzlichste Liebe zu diesem allgemeinen Weltregierer, und die strengste Moral, empfiehlt. Nanek verwarf daher die Mythologie, den Götzendienst und die Gebrauche der Brahminen. Nachdem er 25 Jahre gereiset war, und manchen für. seine Grundsätze eingenommen hatte, räumte ihm einer seiner Schüler, ein Rasbuitenfürst an dem östlichen Ufer des Ravi, 16 Meilen nordwärts von Lahor, einen einsamen Qrt ein, wo er, denweltgeschaffcen ganz entsa, gend, und von seiner Fqjmilie getrennt, durch die vielen Fremden, die seine Weisheit her, beplockte, bald zu einem ausgebreiteten Ruhme gelangte. Als er daher (um 1559) gestorben war, diente noch sein Grab frommen Wall, fahrten zum Ziele. A 2 Na,

8. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 17

1890 - Gotha : Behrend
Allgemeine Übersicht. 17 Gestaltung seiner Heimat mehr Gemüt und Phantasie. Auch das Glaubensbekenntnis trennt noch die Völker. 28416000 oder fast 2/3 aller Einwohner sind Protestanten, die hauptsächlich im Norden und in der Mitte wohnen, 16239 000 oder lj3 Katholiken, im O., S. und W. (die Polen in den östlichen Provinzen, die Bewohner von Altbayern, Lothringen, Rheinland und Westfalen). Dazu kommen, überall- hin zerstreut, a/2 Mill. Juden. Zu keiner Staatskirche halten sich 100 000 Sektierer. Ferner giebt es einige Griechen, Armenier u. s. w. — Die katholische Kirche im deutschen Reich hat 5 Erzbistümer und 19 Bistümer. Jene sind: Gnesen-Posen, Köln (auch Prag und Olmütz greifen nach Schlesien hinein); München-Freising, Bamberg; Freiburg. Der deutschen Nation ist von dem Schöpfer eine glückliche Be- gabung zu teil geworden: sie hat ein ziemlich gleichmäßiges Maß aller Seelenkräfte der menschlichen Natur empfangen, somit die Fähigkeit, sich nach allen Richtungen derselben auszubilden, und die Empfänglichkeit, andere Naturen zu verstehen und in sich aufzunehmen und sie mit ihrer eigenen Weise harmonisch zu verschmelzen. Das Innerste aber der deutschen Volksart ist eine gewisse Herzlichkeit, ein Gefühl für das Heilige, für Recht und Sitte. Hiedurch ist der Deutsche ganz besonders befähigt zu inniger Hingebung, Liebe und Wohlwollen. Er bedarf zu seinem Glücke keiner äußeren Herrlichkeit und Pracht; er findet leicht fem Genügen in sich selbst und in der ärmsten Hütte sowohl als im angenehmsten Komfort. Sein eigenstes Behagen ist ihm daher beim Umgange mit andern trauliche, harmlose „Gemütlichkeit", für welche kein anderes Volk der Welt einen Sinn, nicht einmal ein Wort hat. Selbst der deutsche Stolz auf sich selbst ist harmlos und selteu abstoßend. Aus dieser Gemütlichkeit entspringt auch die Vorliebe für die Musik und den Gesang, in welchen es die Deutschen vielen Völkern zuvor- thun. Daher ist auch das Familienleben bei keiner anderen Nation so innig und wahr; es bildet den Herd alter guter Sitte, der Treue und Ehrenfestigkeit und besonders der „Würde der Frauen". Aus dieser Grundrichtung ihres Wesens geht denn auch die Kraft und Tiefe der Empfindung, aber auch die Zartheit, Sinnigkeit und Ver- schämtheit des Gefühls hervor, welche die unverdorbenen Naturen kenn- zeichnet. Dazu gesellt sich aber eine gewisse Langsamkeit und Umständ- lichkeit des Deutscheu, welche der gewandte Romane verspottet, so gut als die Formlosigkeit und Unfeinheit seines Benehmens, und seine Selbst- Zufriedenheit bei mäßigen Leistungen. Weil er gemütlich und häuslich ist, hält sich der Deutsche leicht für alles, was man von einem Menschen verlangen darf. Sich in eine knappe Form begeben, sich organisieren, zentralisieren lassen mag er nicht. Wie keine Nation sonst, vermag er sich in fremde Art hinein- zu leben, allen gerecht zu werden; er scheint wie berufen, das geistige Leben der Völker des ganzen Erdballs zu vermitteln in einem alle umfassenden Weltbürgertum. Daher sind die Deutschen besonders gute Historiker, Sprachforscher und Geographen; man denke an Niebuhr, Ritter, Ranke, Grimm, Humboldt. Daraus geht denn freilich auch ein Meyer, Lesebuch der Erdkunde Iii. 2

9. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 282

1890 - Gotha : Behrend
282 der alten Hermunduren, von denen sie wahrscheinlich noch hente den Namen tragen, so gesteckt haben. Das Land ist, wie wir gesehen, im ganzen lustiges Hügelland mit einzelnen reichen Flußthälern, Der schöne, noch herrlich bewaldete und darum auch ein schönes, kräftiges Menschen- geschlecht zeugende und nährende Bergkamm ist nicht zu hoch; die höchste Höhe etwa 1000 m. Von diesem laufen herab viele Hügel, Flüsse, Bäche gegen Süden und Norden, von denen die nördlich auslaufenden Höhen sich mit den Bergen des Eichsfeldes und Harzes und ihreu Ausläufern begegnen. Bei diesem Thüringer bedarf es nicht vieler Worte. Seine geistige Lebendigkeit, Liebenswürdigkeit und Anstelligkeit, sein mannig- faltiges Talent für alles und der musikalische Resonanzboden seiner Brust siud ja weltbekauut. Wie gesagt, hier hat der Wende auf beiden Seiten des Waldes, auf die Blachfelder Thüringens und Meißens und in die Ostgrenzen Frankens sich hineingedrängt. Der Thüringer hat sich wieder gegen Osten ausgebreitet und ist mit den sächsischen und salischen Kaisern vorgegangen. Lebendigkeit, Beweglichkeit, Art und Sprache sind im Lande Meißen, in den Lausitzen und dem größten Teil Schlesiens die sicheren Zeichen, daß die Leute aus Thüriugen und Franken dort das Deutsche wieder emporgebracht haben. Es sind dort die wunderbarsten Verschiedenheiten den nördlich daranstoßenden Kolonie- landen der Sachsen gegenüber, die kaum irgendwo schneidender und charakteristischer gefunden werden. Der Schlesier mochte nun zu der alten Lebendigkeit und Beweglichkeit noch ein gutes Stück slavischer Leichtigkeit bekommen haben. Er sowohl als der sogenannte Kursachse im Königreich Sachsen — denn so müßte man seinen zufällig eut- ftandenen Sachsennamen im Gegensatz gegen den echten niederdeutsch redenden Sachsen nennen — haben aber eine größere Weichheit und Geschmeidigkeit, die zuweilen fast eine flüssige und schlüpfrige Glätte wird, als der Stammbewohner der Thüringer Berge, welcher bei aller Munterkeit und Freiherzigkeit doch etwas Dauerndes, Festes hat, das ihn als einen deutschen Urstamm zeichnet. Man muß zuweilen flaches und albernes Gerede hören von Weinländern und Bierländern, von Wässerigkeit und Weinigkeit der Herzen, von der Trägheit und Schläfrig- keit, die das Bier, von der Feurigkeit und Mutigkeit der Völker, die der Wein hervorbringen soll. Ich aber sage, Wasser, Bier und Wein thun es nicht, es ist ein tieferes Naß, wohinein man hinabsteigen muß, wenn man über Art und Gemüt der Völker aburteilen will. Der Thüriuger und Nordfranke ist ein Biertrinker, und welches mächtige, Prächtige Feuer in dem Menschen, viel mehr als in irgend einem der weintrinkenden deutschen Stämme! Der Engländer ißt Weizenbrot und trinkt ein vorzügliches Naß aus aller Welt, verzehrt täglich sein Roast- beef; der arme Jrländer bei seinen Kartoffeln und seinem Wasserglase, ein wie viel lebendigerer, lustigerer Mensch als der Engländer! Wie wenig von dem Froschblut der Wasseramphibien in ihm! Übrigens ist der Thüringer und Franke ein schöner Mensch; besonders schöne Gestalten, man möchte sagen, reif und fertig gewordene Gestalten trifft man in

10. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 222

1890 - Gotha : Behrend
222 Bilder aus den mitteldeutschen Gebirgslandschaften. und nebeneinander zerstreut, wie von Riesenhand hingeschmettert. Je näher dem Gipfel, desto massenhafter wird das Getrümmer der Felsblöcke; n ic über Treppen steigt man zur Höhe empor. Eine Leiter sührt auf i cn höchsten Punkt des Gebirges, dos Backösele, wohin sich im dreißig- jährigen Kriege die geängstigten Bewohner geflüchtet und ihm den Namen gegeben haben. Nichts malt die Aussicht, die man von dieser Höhe genießt; sie ist groß und erhaben wie der Berg selbst. Eine tiefe Befriedigung romantischer Sehnsucht erfüllt das Herz des Befchaners, wenn er gegen Westen an der Grenze des Gesichtstreises die Höhen des Kalkgebirges bemerkt und am Fuße des Sophienberges in einem hellen Kessel die glänzende Stadt Baireuth entdeckt, wenn er nach Norden über die Hügelreihe hinüber Kulmbach erblickt, in die bambergischen, koburgischen und hennebergischen blauen Thäler hineinschaut und in matter Bläue der Jnselsberg und die Schneekoppe ihm entgegenschimmern. 2. Isoliert und von Plateauslächeu umgeben, ist das Fichtelgebirge bei seinem geringen Umfange leicht zu umgehen und daher von ge- riugerer geschichtlicher Bedeutung, als andere deutsche Gebirgslandschaften. Es waren Sorbenflaven, die schon im achten Jahrhundert das Gebirge bewohnten und hier bereits seste Sitze begrüudet hatten. Sie hielten ihren heidnischen Gottesdienst auf Berghöhen, in heiligen Rninen und Höhlen, verehrten den Swantowit als das höchste Wesen und den Urheber der Welt, den Tschernebog, als den Urquell des Bösen, den Radegast als Kriegsgott, Peknu als Donnergott u. a. m. Sie hingen wie alle Gebirgsbewohner hartnäckig an ihrem Glauben; noch im Jahre 1232 hatten die Vögte von Plauen mit der Verbreitung des Christen- tums in diesen Gegenden zu schaffen. Heutzutage gehöreu ihre Nach- kommen sast zu gleichen Teilen den beiden christlichen Konfessionen an. Das wichtigste Erbteil, das die Bewohner von den wendischen Ahnen übrig behalten haben, sind unveränderter Fleiß, Genügsamkeit, Treue, Aufrichtigkeit und Biederkeit. Ihre Beschäftigung hängt mit der Natur des Bodens eng zusammen; sie sind Bergleute, Holzhauer, Holz- Händler, Flößer und wo es angebt, auch Landbauer; im Norden bildet die Weberei die vorherrschende Beschäftigung. Die Bewohner der höheren Gebirgsgegenden haben in ihren abgeschiedenen, von Felsen und Wäldern umgebenen Wohnsitzen einen Anstrich von Härte und Rauheit. In ihren Bewegungen und Handlungen sind sie langsam und bedächtig; ihr Körper ist mannhast und gesund, durch das Klima abgehärtet und Krankheiten wenig unterworfen. Erst seit einigen Jahrzehnten in die große Verkehrsstraße gezogen, zeigen sie noch viel Ursprüngliches, Naturwüchsiges in ihrem Wesen, das Großstädter leicht für Grobheit nehmen. Der Tieferblickende sindet sie in ihrer Derbheit ehrlich und bieder, aber auch heiteren Sinnes und gegen Fremde zuvorkommend, höflich und gastfreundlich. „Das Volk, so um den Fichtelberg wohnet," sagt Sebastian
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