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1. Erdkunde - S. 272

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 272 — Kuppeln umgeben ist. Sie wurde im 6. Jahrhuudert von dem oströmischeu Kaiser Justinian der göttlichen Weisheit (soplüir) zu Ehren erbaut. Am 29. Mai 1453 hatten sich Tausende in den Dom geflüchtet und beteten da verzweifelnd um Rettung. Vergebens! Die Türken eroberten die Stadt, und Mohammed Ii. weihte die Kirche dem Islam mit den Worten: „Nur Allah ist Gott und Mohammed sein Prophet." Die Christen wurden in einem furcht- baren Blutbade niedergemetzelt. Die alte Pracht verschwand, die herrlichen Mosaikbilder wurden übertüncht und an ihrer Stelle riesige Schilder mit Koran-Jnschriften aufgehängt. Von außen macht der berühmte Tempel keinen großartigen Eindruck. Überraschend, ja über- Wältigend wirkt er dagegen von innen. Gleich beim Eintritte über- schaut man den ganzen Raum, welcher an 30 000 Menschen faßt. „Wie muß dieser Tempel in der alten Pracht gewirkt haben, wenn die goldenen Mosaiken rings von den Wänden leuchteten, wenn die Edelsteine schimmerten und die edlen Metalle an Gefäßen und Ge- räten, die reichen Gewänder und die Menge von Ampeln und Kan- delabern! Damals konnte Kaiser Jnstinian, der für diesen Bau die großen Heidentempel geplündert hatte, triumphierend ausrufen: ,Salomen, ich habe dich besiegt!'" Im Mittelpunkte des östlichen Stambuls liegt der große Bazar, welcher fast eine Stadt für sich bildet und aus einem Labyrinthe von Straßen, Gassen, Durchgängen und Kreuzwegen be- steht, iu welchen es selbst vielen Einheimischen schwer wird, sich zurechtzufinden. Alle Straßen sind überwölbt, und das Licht fällt durch eine Anzahl kleiner Kuppelu, welche auf dem platten Dache des Bazars aufgesetzt sind, ins Innere. Hier haben Orient und Occident ihre Waren aufgestapelt. Jedes Gewerbe nimmt eine Straße für sich ein. Da sind z. B. die Juweliere, Goldschmiede und Stein- schleifer, die Schuhmacher, welche goldgestickte Pantoffeln feilbieten; dort kann man Kaftane und Spitzen kaufen und hier feideue Kopf- tücher, Tischdeckeu und Teppiche. Einen großen Platz nimmt der Waffenbazar ein, wo unter den Tausenden von orientalischen Gegen- ständen schöne, altpersische, edelsteinbesetzte Waffen zur Schau liegen.

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 618

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
618 Unsre Zeit. Verfügung, die sich als Werkzeuge brauchen ließen, ihre Befehle zu vollstrecken. 4. Ju der neuesten Zeit geht Rußland so weit, sogar auf die in polnischer Sprache gedruckten Gebetbücher Jagd zu machen. Polizei-Offizianten dringen in die Kirchen, untersuchen die Gebetbücher und konfiszieren die in polnischer Sprache verfaßten. Aus allen Lehranstalten ist die polnische Sprache verbannt, aus allen Kreisen verdrängt. Nur wer der russischen Sprache vollkommen mächtig ist, kann eine Anstellung in Polen erhalten und darf nur dieser Sprache sich in seinen Amtshandlungen bedienen. 8 222. Griechenland. (Seit 1821.) 613) Mit ebenso großem Freiheitssinn, wie die Polen, aber mit mehr Unterstützung der Großmächte kämpften die Griechen 1770. wider die Türken um ihre Unabhängigkeit. L-chon 1770 waren sie, von den Russen verleitet, aufgestanden, aber im Stiche gelassen und der Rache der Pforte preisgegeben worden. Diese ließ Griechenland durch geworbene Albanesen furchtbar verwüsten. Aber immer wieder wurden die Hoffnungen der Griechen von den Russen genährt, da diese aus der Schwächung der Türkei für sich selbst Vorteil zogen. Es entstand unter auswärtigen Griechen ein Verein (Hetärie), welcher sich zur Aufgabe machte, Hilfsmittel zum Kriege herbeizuschaffen. An den Klephten, den Bewohnern der Gebirgsgegenden, die stets mit den Türken im Kampfe lagen und in ihren Schlupfwinkeln nie^ unterworfen werden konnten, hatten die Griechen kriegsgeübte Häupter. S>o brach uach langer Vorbereitung der Anfstand an zwei Punkten zugleich aus. Der russische Generalmajor Alexander Apsilanti^, welcher sich (ohne Wissen der russischen Regierung) an die Dpitze der Hetärie gestellt hatte, versuchte in der Walachei mit griechischen Freiwilligen die Bevölkerung gegen die Türken aufzureizen. Aber sein Unternehmen mißglückte, und er geriet sogar in österreichische i82i. Gefangenschaft. In Morea rief der Erzbischof German os die Griechen zu den Waffen. Der Anführer der Mainoten, der Nachkommen der Spartaner, Petro Manromichalis, erließ eine Proklamation an die europäischen Höfe, in der er um Hilfe bat. Da wurde in Konstantino'pel eine Verschwörung entdeckt. Der Sultan sollte ermordet, das Arsenal und die türkische Flotte in Brand gesteckt werden. Nun rief Mahmud Ii. alle Muselmänner wider die Griechen ans. Wo sich Griechen fanden, wurden dieselben von den Türken niedergemetzelt. In einer dreimonatlichen Schlächterei verloreu über 30 000 Griechen das Leben.

3. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

4. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 131

1794 - Gotha : Ettinger
\ Ix. Italien. 131 ix. Italien. A. Allgemeine Geschichte desselben. 1. Italien wird größtentheils von deutschen Völkern unterjocht. Westgothen unter dem Manch bis 412. Heruler unter demodoacher 476. Ostgvthen unter Dietrich dem Großen 495. Residenz zu Ravenna. Griechische Kaiser seit 552. Die Ostgothett wurden vom K. Iustinian verdrängt. Exar- chen zu Ravenna. Longobarden seit 56z. Ursprung der neuern Italiener und ihrer Sprache. 2. Italien kömmt unter die Herrschaft der Ca- rolinger. Schon Pipin bekriegte die Longobarden, und 7^4 nahm ihnen das Exarchat weg. Karl der Große zwang den longobardischendie- 771 trich, ein Mönch zu werden. Auch stellte er die abendländische Kaiserwürde wieder her. Nach Karls Tode wurde sein Enkel Bernhard 814 König von Italien. Diesem ließ sein Onkel Kaiser Ludwig der Fromme die Augen aus- 8l7 stechen. Durch den Vertrag zu Verdun wurde Italien 84z dery ältesten Sohne Ludwigs des Frommen, dem Kaiser Lothar, zu Th?il. Dieser hatte I - wie-

5. Kleine Geschichte von Ostfriesland für die Schule und das Haus - S. 35

1826 - Emden : Woortman
Kreuzzüge der Friesen rc. 35 9. Rreuzzüge der Friesen nach dem heiligen Lande. Schon dem ersten Kreuzzuge der Deutschen im Jahr 1097, unter Anführung des Herzogs von Lothringen, Gottfried von Bouillon, wohnten viele Friesen bei. Ein gcwister Eelkc Lyaukma war zuerst General über 3000 Mann friesischer Kreuzfahrer, dann nach der Eroberung von Nicaa sogar zum Kommandanten die- ser Stadt ernannt. Auch Jerusalem half er mit ero- bern. Das Glück und der Ruhm der Friesen mun- terte viele ihrer Landsleute auf, ihnen in das heilige Land zu folgen. Unter ihnen kommen schon die noch heutiges Tages in Lstfricsland vorhandenen Namen Kam minga und Okkinga vor. — Gegen das En- de des zwölften Jahrhunderts nahmen die Friesen wie- derum Theil an Den Zügen nach Palästina. In Ver- bindung mit den Danen rüsteten sie 50 Schiffe aus und vereinigten sich mit den Flotten der Holländer und Flandcrcr, richteten aber nichts aus. Bedeuten- der war der zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts unternommene Krcuzzug. Eine große Menge von Menschen, sogar ganze Schaarcn von Weibern, auf allen Sceküstcn der friesischen Provinzen, ließen sich von dem geistlichen Schwindel bcthören und sich mit dem Kreuze zeichnen. Die friesische Krcuzflottc bestand aus achtzehn Segeln. Schon in Spanien eroberten und plünderten sie einige von Mauren bewohnte Städ- te. Der Ruf von ihrer Grausamkeit ging ihnen voran nach Aegypten. Hier eroberten sie die Stadt Dami- ctte, die sie aber in dem mit dem Sultan geschloffe- nen Frieden wieder zurückgcben mußten und also nichts gewonnen hatten. Verdrießlich darüber suchte der Pabst bald einen neuen Kreuzzug zu erregen. Die Bremer

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 377

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Valentinianus I. und Valens, Gratianus, Valentinianus Ii. 377 ihrer alten Kriegsweise bedrängten nun die Asiaten den Rückzug und Julian selbst fiel am 26. Juni 363 in einem Gefechte durch einen per- sischen Pfeil. Jetzt rief das Heer den christlichen Jovian zum Augustus aus, der aber den Rückzug und den Frieden durch Abtretung der fünf Provinzen jenseits des Tigris erkaufen mußte. Auch die Gränzfestung Nisibis wurde den Persern überlassen; sie hatte sich immer rühmlich behauptet, nun mußten die Einwohner nach Amida am Tigris (Diar- bekr) übersiedeln. Das Uebergewicht der Perser in dem Morgenlande war entschieden. Valentinianus I. und Valens, Gratianus, Valentinianus H. (364—383). Jovian, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger die Christen sehr begünstigte, starb schon nach acht Monaten; das Heer erwählte den Va- lentinian, der seinen Bruder Valens zum Mitregenten annahm; dieser sollte den Orient vertheidigen, Valentinian die abendländischen Provinzen. Die Lage derselben war schrecklich; Alemannen, Burgunder und Franken verheerten Gallien; alle Küsten waren durch sächsische Raubschiffe un- sicher; Pikten und Skoten, die Menschenfleisch fraßen, verwüsteten Bri- tannien, Quaden und Sarmaten gingen über die Donau. Alle diese Feinde bekämpfte Valentinian mit Muth und Glück und triumphierte mit seinem Sohne Gratian in Trier. Valentinian war zur Grausamkeit geneigt und fütterte zwei Lieblingsbären mit verurtheilten Verbrechern. Er starb plötzlich an einem Schlagflusse, als ihn eine Gesandtschaft der Sarmaten in Wuth gebracht hatte. Ihm folgte sein milder Sohn Gra- tian, der seinen vierjährigen Bruder Valentinian Ii. zum Mitregenten annahm. Gegen Valens rebellierte Prokopius, der getödtet wurde. Ein furchtbares Erdbeben verheerte die meisten Küsten des Mittelmeeres, das zurückwich und überfluthend wiederkehrte, wodurch Hunderte von Städten und Dörfern untergingen und viele tausend Menschen ihren Tod fanden. Neuntes Kapitel. Die Gothen und Hunnen. Nun wälzte sich gegen das Römerreich ein Völkerschwarm aus dem fernen Asien, als ob der europäische Norden nicht schon Schwärme genug ausgesandt habe. Aus dem asiatischen Hochlande waren die Hiongnu oder Hunnen vom Amur durch die Chinesen gegen Westen gedrängt worden. Am Ural und dem kaspischen Meere trafen sie auf die Alanen, schlugen diese und nöthigten die Ueberwundenen zu einem Kriegsbündnisse. Weiter

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 39

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Aegypten. 39 den man aus Getreide bereitete. Auch sonst scheint der Einfluß der Griechen manchen Aegypter leichtsinniger gemacht zu haben, obwohl die Masse des Volkes der alten Sitte und den alten Göttern treu blieb. Doch waren die Tage Aegyptens gezählt; der Perser Kambyses rüstete gegen Amasis. Ein glücklicher Tod bewahrte diesen vor dem Schicksale des Apries, nachdem er 44 Jahre Aegypten glücklich regiert hatte, welches während dieser Zeit des Friedens zu frischem Wohlstände aufgeblüht war (569 bis 525). Doch Amasis Sohn Psammenit (Psammetich Iii.) regierte nur wenige Monate, als das Perserheer unter dem wilden Kambyses vor Pelusium erschien. Ein Ueberläufer aus dem griechischen Söldner- heere hatte den Wegweiser durch die Wüste gemacht; darum tödteten seine Kameraden die Kinder des Treulosen, mischten deren Blut unter den Wein und tranken es einander zu. Die Perser siegten in der Schlacht bei Pelusium, obwohl sich Aegypter und Griechen verzweifelt schlugen (noch Herodot fand das Schlachtfeld mit gebleichten Knochen überdeckt und wollte die Schädel der gebliebenen Aegypter an ihrer größeren Härte von den Perserschädeln unterscheiden), und nach 10 Tagen mußte sich auch Memphis mit dem Könige ergeben. Psammenit sah seinen Sohn mit den vornehmsten Jünglingen zum Tode führen und tödtete sich einige Zeit nachher selbst, als seine Absicht, Empörung zu stiften, dem Kambyses kund geworden. Aegypten wurde schrecklich miß- handelt, blieb aber auch dafür eine stets zum Abfalle bereite Provinz. Als solche bereiste es Herodot und beschreibt Land und Volk, wie er es selbst angeschant hat. Besonders verkehrte er mit Mitgliedern der Priesterkaste, welche durch die Verfolgungen des Kambyses so viel gelitten hatte. Diese Kaste besaß in der reinägyptischen Zeit die meiste Gewalt im Lande. Sie wählte den König, erzog die Königssöhne, stellte dem König einen Oberpriester und ein Kollegium zur Seite, war im Besitze aller bürgerlichen Aemter und bezog ihr Einkommen aus den Tempelgütern sowie aus dem steuerfreien Familieneigenthum. Sie bewahrte die heiligen Bücher, ordnete Götterdienst und Feste und that dem Könige und Volke den Götterwillen durch die Auslegung der Orakel kund, deren es in Aegypten mehrere gab. Daß die Priester zugleich im Alleinbesitze der Wissenschaft waren, ist weltbekannt. Ihnen folgte im Range die Krie- gerkaste, und oben ist bereits erzählt worden, daß ihre Mitglieder sich vielmal gegen die Uebermacht der ersten Kaste erhoben, was Krieg und fremde Einmischung zur Folge hatte. Der größte Theil der Kriegerkaste war in Unterägypten angesiedelt, weil dort die Gefahr von Asien her drohte. Dann folgte die Kaste der Gewerbtreibenden (Ackerbauer, Künstler, Handwerker), der Schiffer, der Rinderhirten und der als unrein geltenden Schweinhirten; unter Psammetich kamen zu diesen sechs Kasten die Dolmetscher als siebente. Die Aegypter waren ein ernstes, nüchternes,

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 82

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
82 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Lager, wie einst Brennus nach der Sage die Stadt Nom, gegen schweres Geld noch jedesmal wieder geräumt hatten, setzten sie sich unter dem Norweger Rollo oder Rolf nach 898 in Rouen fest und brandschatzten halb Neustrien. Karl der Einfältige wußte zuletzt keinen andern Rath mehr, als daß er die unbesieglichen Feinde im eigenen Lande ansiedelte und sie dadurch zu dessen Vertheidigung verpflichtete. Rolf wurde Christ, welchem Beispiele seine Leute folgten, und erhielt die Normandie als Her- zogthum (das fruchtbare Küstenland an der untern Seine zwischen der Bretagne und Pikardie, über 500 Geviertmeilen groß) sowie die Lehens- herrlichkeit über die von ihm eroberte Bretagne, die sich jedoch im 11. Jahr- hundert wieder frei machte. Er selbst, der in der Taufe den Namen Robert erhalten hatte, schwur dem König den Vasalleneid und regierte mit einer Einsicht und Kraft, wie sie den karolingischen Königen zu wünschen gewesen wäre. Sein Sohn Wilhelm Langschwert (927—943) war des Vaters würdig und benahm sich als unabhängiger Fürst; dessen Sohn Richard (943—996) behauptete sich mit Dänenhilfe gegen die Könige Ludwig Iv. und Lothar, und seitdem wurde den Nachkommen Rollos ihr Herzogthum von den Königen nicht mehr streitig gemacht. Die Normannen verwuchsen mit den romanischen Franken (Franzosen) ihres Landes bald zu einem Volke, behielten aber ihre kriegerische Kraft und Eroberungslust; wir werden sie als Eroberer in Unteritalien und England treffen und die englisch-normannischen Könige nach der Krone der französischen Kapetinger greifen sehen. Die ostfränkischen (deutschen) Karolinger (810—911). Ludwig der Deutsche (840—876). Das Gebiet dieses Sohnes von Ludwig dem Frommen ist oben (S. 72) bereits angegeben worden; in der offiziellen Sprache der da- maligen Zeit hieß es Ostfranken (Regnum Franciae orientalis), Ludwig selbst demnach der ostfränkische König und erst die spätere Zeit hat ihm den Beinamen des „Deutschen" gegeben und sein Reich „Deutschland" genannt. Im 9. Jahrhundert hieß im fränkischen Reiche die Sprache aller germanischen Völker die „deutsche" (sermo lüeoäiseus); „deutsch" ist aber eine adjektive Bildung von einem Substantive, das gothisch Thiuda, althochdeutsch Diota, mittelhochdeutsch Diet lautete und Volk bedeutete, so daß also „deutsch" (althochdeutsch diutisk, mittelhochdeutsch diutsch) mit Sprache, Volk rc. verbunden im Gegensatz gegen Romanen und Slaven das Nationale, Allgemeinverständliche, Heimathliche be- zeichnete; deutsche Völker hießen im ostfränkischen Reiche seit dem 10. Jahrhundert alle Völker, welche die deutsche Sprache redeten (Ale- mannen, Bayer, Franken, Thüringer, Sachsen, Friesen) zum Unter-

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 88

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
88 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Land; die zwei folgenden Jahre drangen sie durch Bayern und Schwa- den an den Rhein und über denselben bis Lothringen vor, dessen Herzog Gebhard sie erschlugen, und kehrten unangefochten wieder heim. Denn die deutschen Großen mochten sich gegen die Ungarn so wenig vereinigen, als die französischen gegen die Normannen, und wie sollte Ludwig das Kind sie dazu nöthigen? Die Zwietracht der Großen stand in vollster Blüte, als Ludwig, der letzte männliche Sprosse der deutschen Karo- linger, am 20. Juni 911 sein mattes Leben beschloß. Drittes Kapitel. Die Normannen. Unter den Völkern, die unter den Karolingern gegen das christliche Mitteleuropa anstürmten und dasselbe mit neuer Barbarei bedrohten, waren die Normannen die kühnsten; aber wie vordem die Germanen durch ihre gewaltsame Niederlassung in römischen Provinzen dem Chri- stenthume zugänglicher wurden, so fanden auch die ausgewanderten Normannen die Einwirkung der christlichen Religion unwiderstehlich, und das Beispiel ihrer Bekehrung mußte auf ihre Stammgenossen in der Heimath einen mächtigen Einsiuß äußern. Northmannen, Heidenmannen nannten die Deutschen die Bewohner der skandinavischen Länder, und weil die Dänen die zahlreichsten waren, so erscheint ihr Name häufig als Gesammtname für die aus den nördlichen Gegenden kommenden Raubschaaren. Die Geschichte dieser nordgerma- nischen Stämme reicht nicht über die Zeit hinaus, in welcher sie mit den südlicher« Völkern, den deutschen und romanischen, zusammenstoßen, denn von früheren Raubzügen haben sich kaum einige Nachklänge er- halten (z. B. von Swarans Kampf mit Fingal in den sogenannten Liedern Ossians). In ihrer Verfassung und Lebensweise erscheinen sie den alten Germanen, wie diese Tacitus schildert, in den meisten Be- ziehungen sehr ähnlich. Sie sind hohen und starken Körperbaues, gegen Kälte und Nässe fast unempfindlich, leben unter Königen und Edeln, ohne diesen irgend ein Vorrecht einzuräumen, haben keinen Priester- stand, überlassen die Feldarbeiten den Leibeigenen, indem sie nur Krieg, Jagd und Seefahrt für Arbeiten halten, welche des freien Mannes würdig wären, und alle Beschäftigungen verschmähen, die nicht Werk- zeuge für jene liefern. Der junge Normanne schälte Linden, aus deren Bast Stricke und Decken geflochten wurden, fertigte Bogen, Sehnen und Pfeile, lernte den Wurfspeer werfen und die Lanze schwingen, mit

10. Geschichte des Mittelalters - S. 31

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Verbreitung des Christentums in dem heidnischen Deutschland. 31 heidnischen Völker dem Kriegsgotte, die christlichen aber ein frommes Lied oder beteten mit ausgcbreitcten Armen; dann wurde das Kriegsgeschrei erhoben und der Streit begann, in welchem jeder sein Bestes that. Noch immer lag die Kraft aller deutschen Heere in dem Fußvolke, das in dichtgedrängter Masse focht; erst mit dem Untergänge der gemei- nen Freien wurde die Reiterei zur Hauptwaffe und kam die Kriegskunst wieder auf ihre Anfänge herab. War die Schlacht geschlagen, so blieb der Sieger drei Tage auf der Walstatt, als Ausforderung an den Feind, wenn er die Ehre des Siegeö wieder gewinnen wollte. Im Kriege wurden die Felder des Feindes verwüstet, die Hütten verbrannt, das Vieh weggetrieben und Kleider und Hausgeräthe geraubt. Das war auch später noch allgemeiner Kriegsgebrauch, daher hieß es in der Absage (Kriegserklärung): „wir werden euch schädigen mit Mord, Raub und Brand." Die Gefangenen wurden fortgeführt und nur gegen Lösegeld entlassen. Drittes Kapitel. Verbreitung des Christenthums in dem heidnischen Deutschland. Hndenltium und Ärianismus. Einige Stämme der Deutschen, z. B. Gothen, Burgunder, Longo- barden, wurden schon während ihrer kriegerischen Wanderungen Christen; aber sie waren fast durchgängig Arianer, daher entfaltete sich bei ihnen die Macht des Christenthums nur wenig, und ihr Glaube äußerte sich zumeist nur in dem Haffe gegen die Angehörigen der Kirche. Andere Stämme, besonders die im eigentlichen Deutschland wohnenden, blieben ihren Göttern getreu und opferten denselben Vieh, Früchte, Bier u. s. w., dem Wodan sogar Menschen. Es sind noch viele Spuren des ehemaligen deutschen Heidenlhums vorhanden, z. B. die Namen der Wochentage, die Feier um Fastnacht und Johannis, der wilde Jäger (Wodans Heer, wenn er auf die Schlachtfelder eilt), der Glaube an Niren, Kobolde u. s. w.; die alten Opferstätten sind meistens zu Herenplätzen geworden. Die Alemannen und Sachsen waren die größten Feinde des Chri- stenthums, und kein Glaubensbote durfte ihr Land betreten, wenn er sich nicht Mißhandlungen oder dem Tode aussetzen wollte, ohne daß dadurch die heilige Sache etwas gewann. Die Glaubensboten. Iren, Schotten und Angelsachsen. Nachdem aber Chlodcwig die Alemannen unterworfen hatte und katholiicher Christ geworden war, und ihm christliche Könige auf dem
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