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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 299

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 299 von einem Zuge dienender Leute, einherritt. Über die Karren und Lastwagen ragte der hohe Hals eines Kamels, das um 600 auch int Franken- reich als Lastträger benutzt wurde, ja noch unter Karl dem Großen beim Bau des Königsschlosses von Aachen Steine zutrug. Auf dem Flusse führten die Frachtschiffe die Waren der Hafenstadt und die Ackerfrucht von entfernteren Gütern der Kirche nach der Stadt. Rührte sich die Stadt festlich bei einem großen Tage ihres Heiligen, dann wurden Teppiche aus den Fenstern gehängt — der Schmuck durch Blumen wird in diesen Jahrhunderten nicht erwähnt —, dann zog das Stadtvolk mit Fahnen und den Abzeichen seiner Schulen würdig auf, neben den Germanen und Inländischen auch fremde Landsleute z. B. Italiener, Syrer und Juden. Wenn ein König begrüßt wurde, sang jedes Volk in antiker Weise einen langen, schöngefügten Glückwunsch seiner Sprache, der vorher einstudiert wurde und dessen Worte für wichtig und bedeutungsvoll galten. Als König Guntram im Jahre 585 zu Orleans einzog, sang das Volk: „Es lebe der König, und seine Herrschaft mehre sich über alle Völker viele Jahre." Die Juden aber sangen: „Dich sollen alle Völker anbeten, beugen sollen sie dir das Knie, und unterthänig sollen sie dir sein." Aber den Juden war der König nicht günstig; denn bei Tische sagte er: „Diese Juden haben nicht aus gutem Herzen gesungen; sie schmeichelten mir heut in ihrem Lobspruch, weil ich ihre Synagoge, die schon lange von den Christen zerstört ist, auf öffentliche Kosten wieder aufbauen soll. Aber ich thue das nicht." Für den Beifall, den ein Germanenfürst fand, und für die Geschenke, die er beim Einzuge erhielt, war er dem Stadtvolk dankbar, er machte einzelnen Gegengeschenke und erließ der Stadt Abgaben. Denn obwohl er zuweilen gegen seine Städte harten Willen bewies, er hatte doch einige Scheu vor der Menschenmenge und vielleicht noch größere vor ihrem Geschrei. Wie ihm der freudige Zuruf wohlthat, weil er aus guten Wünschen eine gute Wirkung für sich hoffte, so fürchtete er auch die Vorbedeutung des einstudierten Zorngeschreies und die Gefahren eines lauten Fluches. Als ein Fraukenkönig mit seinen Bischöfen unzufrieden war, drohte er das Volksgeschrei gegen sie zu erregen, und als König Guntram einmal durch einen Anschlag gegen sein Leben aufgeregt war und um das Aussterben der Merowinge bangte, wandte er sich in der Kirche an das versammelte Volk und bat ernstlich, ihn nicht umzubringen, wie man mit seinen Brüdern gethan, sondern ihn wenigstens noch drei Jahre leben zu lassen, bis er seinen Neffen groß gezogen. Und diese königliche Bitte bestimmte das Volk zu lauten Wünschen für sein Heil. War der König in recht guter Laune, so gab er den Städtern auch Schaufeste. Wie der Wandalenherr in Afrika und König Leovigild in Spanien, so saß seit 543 auch der Frankenkönig im Cirkus von Arles,

2. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

3. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 52

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
58 Ii. Zeitr. Das Mittelatter. Von 768 bis 1517. daß sich m dem heutigen Sinne des Wortes ein deutsches Voll, die deutsche Nationalität bilden konnte. Doch bedeutete das Wort deutsch noch lange nur die Sprache, die Volkssprache im Gegensatz zur lateinischen (diutisk von diota Volk), erst im Anfange des 11. Jahrh, begannen unsere Vorfahren sich als deutsches Volk zu bezeichnen in demselben Sinne, wie wir den Ausdruck brauchen. Also der äußere Zusammenschluß aller reindeutschen Stämme in einem Reiche und ihre Abschließung gegen ihre romanischen Nachbarn, das ist die Bedeutung des Mersener Vertrages, der zum ersten Male die Grenzen zwischen einem französischen und deutschen Reiche gezogen hat, Grenzen, die zum Theil im jüngsten Frieden wiederhergestellt sind. 29. Die Zeiten der letzten Karolinger in Deutschland. 843—911. Die Nachkommen Karls des Großen, oder die Karolinger, herrschten in Deutschland noch 68 Jahre, bis 911. Sie waren: Ludwig der Deutsche (843-876), Karl der Dicke (876-887), Arnulf (887-899) und Ludwig das Kind (899—911). Der erste Ludwig hielt im Ganzen noch gute Ordnung und wußte sein Erbtheil auch gegen die auswärtigen Fernde wohl zu vertheidigen; aber die Zeit der drei letzten Regierungen gehört zu den unglücklichsten Zeiträumen, die unser Vaterland je betroffen haben. Deutschland war fast von allen Seiten von Feinden bedrängt. Von Osten her, aus Mecklenburg, Pommern, Brandenburg, der Lausitz und Böhmen, machten die slavischen Völker fortwährend verheerende Raubzüge in Deutschland. Von Norden kamen oft zahlreiche Raubgeschwader der Normänner aus Dänemark, Schweden und Norwegen, fuhren auf den großen Flüssen bis tief in die Länder hinein und verheerten und plünderten alles umher aus. Auf dem Rheine sind sie bis nach Köln und Bonn vorgedrungen. ^ Zu diesen Feinden kamen zuletzt auch noch die Ungarn, eigentlich Magyaren (Madscharen), ein wildes Räubervolk aus Asien, welches sich im jetzigen Ungarn festgesetzt und die dort noch vorhandenen Avaren unterjocht hatte. Auf ihren leichten Pferden kamen die Schaaren dieses wilden Volkes wie ein verwüstend« Sturmwind bald über die eine, bald über die andere deutsche Provinz, wütheten mit Feuer und Schwert und führten meistentheils Tausende von Gefangenen jeden Standes und Alters als Sclaven mit sich fort. Ehe noch an eine kräftige Vertheidigung gegen sie gedacht werden konnte, warm sie schon wieder verschwunden und das Unglück war geschehen. Es war auch nicht gut mit ihnen zu fechten, denn sie hielten zum regelmäßigen Gefecht nicht Stand, sondern griffen bald an, bald flohen sie und schossen im Fliehen ihre Pfeile aus horne-nen Bogen mit solcher Gewalt rückwärts, daß man ihnen schwer ausweichen konnte. Uebrigens waren sie klein, häßlich von Ansehen und von barbarischen Srttem Diese Feinde kamen zuerst unter dem letzten Karolingischen Könige Ludwig, der von seiner Jugend den Beinamen das Kind erhalten hat. Der vorige König Arnulf hatte die Ehre der deutschen Waffen noch durch eine glückliche Schlacht gegen die Normänner bei Löwen gerettet; nun aber ging sie ganz verloren. Die Ungarn verheerten regelmäßig jedes Jahr eine der deutschen Pro-

4. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 131

1794 - Gotha : Ettinger
\ Ix. Italien. 131 ix. Italien. A. Allgemeine Geschichte desselben. 1. Italien wird größtentheils von deutschen Völkern unterjocht. Westgothen unter dem Manch bis 412. Heruler unter demodoacher 476. Ostgvthen unter Dietrich dem Großen 495. Residenz zu Ravenna. Griechische Kaiser seit 552. Die Ostgothett wurden vom K. Iustinian verdrängt. Exar- chen zu Ravenna. Longobarden seit 56z. Ursprung der neuern Italiener und ihrer Sprache. 2. Italien kömmt unter die Herrschaft der Ca- rolinger. Schon Pipin bekriegte die Longobarden, und 7^4 nahm ihnen das Exarchat weg. Karl der Große zwang den longobardischendie- 771 trich, ein Mönch zu werden. Auch stellte er die abendländische Kaiserwürde wieder her. Nach Karls Tode wurde sein Enkel Bernhard 814 König von Italien. Diesem ließ sein Onkel Kaiser Ludwig der Fromme die Augen aus- 8l7 stechen. Durch den Vertrag zu Verdun wurde Italien 84z dery ältesten Sohne Ludwigs des Frommen, dem Kaiser Lothar, zu Th?il. Dieser hatte I - wie-

5. Kleine Geschichte von Ostfriesland für die Schule und das Haus - S. 35

1826 - Emden : Woortman
Kreuzzüge der Friesen rc. 35 9. Rreuzzüge der Friesen nach dem heiligen Lande. Schon dem ersten Kreuzzuge der Deutschen im Jahr 1097, unter Anführung des Herzogs von Lothringen, Gottfried von Bouillon, wohnten viele Friesen bei. Ein gcwister Eelkc Lyaukma war zuerst General über 3000 Mann friesischer Kreuzfahrer, dann nach der Eroberung von Nicaa sogar zum Kommandanten die- ser Stadt ernannt. Auch Jerusalem half er mit ero- bern. Das Glück und der Ruhm der Friesen mun- terte viele ihrer Landsleute auf, ihnen in das heilige Land zu folgen. Unter ihnen kommen schon die noch heutiges Tages in Lstfricsland vorhandenen Namen Kam minga und Okkinga vor. — Gegen das En- de des zwölften Jahrhunderts nahmen die Friesen wie- derum Theil an Den Zügen nach Palästina. In Ver- bindung mit den Danen rüsteten sie 50 Schiffe aus und vereinigten sich mit den Flotten der Holländer und Flandcrcr, richteten aber nichts aus. Bedeuten- der war der zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts unternommene Krcuzzug. Eine große Menge von Menschen, sogar ganze Schaarcn von Weibern, auf allen Sceküstcn der friesischen Provinzen, ließen sich von dem geistlichen Schwindel bcthören und sich mit dem Kreuze zeichnen. Die friesische Krcuzflottc bestand aus achtzehn Segeln. Schon in Spanien eroberten und plünderten sie einige von Mauren bewohnte Städ- te. Der Ruf von ihrer Grausamkeit ging ihnen voran nach Aegypten. Hier eroberten sie die Stadt Dami- ctte, die sie aber in dem mit dem Sultan geschloffe- nen Frieden wieder zurückgcben mußten und also nichts gewonnen hatten. Verdrießlich darüber suchte der Pabst bald einen neuen Kreuzzug zu erregen. Die Bremer

6. Deutschlands Kolonieen - S. 49

1889 - Gotha : Behrend
313] Die deutschen Kolonieen in Afrika. 49 Die Kleidung besteht aus Lendengürtel und Überwurf von Schaf-, Wildkatzen- oder Schakalfell. Bei größeren Wanderungen werden geflochtene oder lederne Sandalen angelegt. Schildkröten- schalen, elfenbeinerne und kupferne Ringe dienen als Schmuck. Die Hütten sind zeltartig und werden von den Frauen errichtet. Bieg- fame und am Feuer gehärtete Stangen werden backofenartig in die Erde gesteckt, zusammengebunden, mit Matten und Fellen belegt und mit Steinen beschwert. Eine etwa 4 Fuß hohe Thüröffnung, welche durch Herablassen einer Matte verschlossen werden kann, dient zugleich als Abzugsöffnung für den Rauch des Herdfeuers. Mehrere Töpfe und Kessel bilden das einfache Hausgerät, weiche Felle das Lager. Zahlreiche Hütten, kreisförmig aneinandergereiht, bilden einen „Kraal". Die hauptsächlichste Nahrungsquelle der Namas ist die Viehzucht. Ihre zahlreichen Rinderherden sind ihr größter Schatz. Außerdem liefert die Jagd auf die zahlreichen Steppentiere immer- hin eine gute Ausbeute. Das Feuergewehr verdrängt dabei immer mehr Pfeil und Bogen. Als Nahrung dienen Pflanzenknollen, Wildfleisch und Milch. Ein Stück aus seiner Herde schlachtet der Nama nicht gern. Tabak, Dachakraut und leider auch Brannt- wein sind als Reizmittel beliebt. Obwohl Vielweiberei erlaubt ist, hat der Nama doch gewöhnlich nur eine Frau, die er gut hält und nicht als Sklavin behandelt. — Die Nama stehen unter Häupt- lingen („Kapitänen"). Der mächtigste unter ihnen, der sich als Retter (Messias) seines Volkes ausgiebt, ist gegenwärtig Hendrik Wittboy. Er verfügt über eine wohldisziplinierte Kriegsmacht und führt ein Kriegs- und Räuberleben gegen die Hereros, die alten Stammfeinde der Hottentotten. Durch diese Fehden wird der Fortschritt der Kolonialthätigkeit in jenen Ländern sehr gehemmt. In den religiösen Vorstellungen der Nama lebt ein guter und ein böser Gott. Auch glauben sie an ein Leben nach dem Tode. Dieser Umstand hat den Missionaren ihre Arbeit wesentlich erleichtert. Sehr viele Nama bekennen sich bereits zum Christentum. — Hervorzuheben wäre noch die außerordentliche musikalische Begabung der Nama. b) Die Herero oder Damar'a sind ein den Kaffern ähnlicher Negerstamm, welcher in se\ie heutigen Wohnsitze erst vor etwa 100 Jahren eingedrungen ist. Ihrem Charakter nach gelten die Damara als feig, mißtrauisch und lügnerisch, aber auch als aus- Pädag, Zeitfragm Ii, i. Deutschlands Kolomeen, 4

7. Bd. 3 - S. 464

1838 - Eisleben : Reichardt
464 Amerika. Dieser Kampf dauert so lange fort, bis beide Theile sich dermaßen durchgedroschen haben, daß sich von der einen wie von der andern Seite kein Liebhaber mehr findet, worauf die Streitigkeit geschlichtet ist und die Gegner nach verschiedenen Seiten ruhig abstehen. Nur die ungewöhnlich harten Schädel der Indianer können die Schlage er- tragen, die bei solchen Gelegenheiten auf ihre Köpfe herab regnen. Die Weiber ermangeln bei dergleichen Gelegenheiten nicht, dem Bei- spiele der Männer zu folgen. Sie fallen sich unter gräßlichem Ge- heul mit Nageln und Zahnen an, zerkratzen und zerbeißen sich gegen- seitig, reißen sich bei den Haaren an der Erde hin, zerren und schla- gen sich im Staube umher. Die Männer aber berühren sich nie mit den Händen, sondern fechten ihre Sache bloß mit ihren Stangen aus. Auch gehören die Botocudos zu den wenigen Jndianerstämmen, welche die abscheuliche Gewohnheit des Menschenfressens noch immer nicht gänzlich abgelegt haben. Doch sollen nicht alle Stämme der- selben dieser unmenschlichen Gewohnheit ergeben seyn, sondern bloß der Hauptstamm das Fleisch der getödteten Feinde verzehren. Indeß läug- nen gefangene Botocuden dies, und auch mehrere Reisende der neuesten Zeit sprechen sie von dieser schändlichen Gewohnheit frei. Insbeson- dere bestreitet Saint Hilaire, ein Franzose, der in der gelehrten Welt durch seine Naturforschungen bekannt ist, und in der neuesten Zeit sechs Jahre lang das Innere Brasiliens durchreist hat, die ge- wöhnliche Behauptung, daß die Botocudos Menschensteisch essen, und spricht sie ganz davon frei. Ein Botocude, der seine Wälder ver- lassen und hierauf mehrere Jahre in Diensten des St. Hilaire gestan- den hatte, verwarf die Beschuldigung seiner Landsleute der Men- schenfresserei . als eine Lüge, die von den Portugiesen ersonnen worden sey, um einen Vorwand zu haben, seiner Nation zu schaden, und fügte zu gleicher Zeit hinzu, daß der Gebrauch seiner Landsleute, die Leichname ihrer Feinde in kleine Stücke zu hauen, zu jener Verläum- dung Anlaß gegeben habe. Ausgemacht ist es jedoch, daß sie noch auf der allerniedrigsten Stufe der Kultur stehen; und sie haben es bis jetzt vorgezogen, frei und ungebunden in ihren Urwäldern umherzustreifen, als sich den Portugiesen auf irgend eine Weise zu nähern. So viele Versuche auch diese machten, sie auf gütige oder gewaltsame Art zu unterjochen, scheiterten sie doch an dem Freiheitsgefühle dieser Naturkinder, die da- her auch alle Pflanzungen zerstörten, welche man in der Nähe des Landstrichs, den sie als ihr Eigenthum ansprechen, anlegen wollte, und schonungslos alles tödteten, was ihnen in den Wäldern oder auf ihren Streifzügen begegnete. Die Regierung beschloß daher, diese hartnäckigen Feinde zu unterwerfen, man erlaubte sich die schrecklich- sten Maßregeln gegen dieselben, und ertheilte den grausamen Befehl, jeden Botocuden, dessen man ansichtig würde, wie ein wildes Thier nieder zu schießen; allein mit derselben Grausamkeit, womit sie seit dieser

8. Bd. 3 - S. 564

1838 - Eisleben : Reichardt
564 Australien. sichersten ob, bis endlich der Russische Kapitän Litke, welcher wahrend seiner Reise um die Welt 1826 —1829 ein halbes Jahr sich mit der Untersuchung und Ausnahme dieses Chaos von Inseln beschäftigte und dabei viele nette Inseln entdeckte, diese Lücke der Erd- kunde ausfüllte. Seine Erforschung der Carolinen ist wahrhaft klas- sisch und einzig zu nennen; und kein Jnselgebiet der Südsee ist bis jetzt mit der Ausführlichkeit und Genauigkeit erforscht worden, als die Carolinen; und- der Russischen Marine gebührt der Ruhm, dieses Feld der Thätigkeit zuerst betreten zu haben. Der Archipel der Carolinen besteht nach Litke, mit Einschluß der Eap oder Pap-Jnseln, welche Litke nicht besuchte, aus 47 Grup- pen, von denen die von ihm besuchten 46 Gruppen mehr als 400 Inseln in sich fassen. Sie theilen sich in 2 Hauptmassen, die hohen Inseln Pap, Puinipet, Rüg und Ualan, die aus Bergen bestehen, und die niedrigen Inseln, welche der Korallenformation angehören. Auf den hohen Inseln sind nur die Ufer bewohnt, wahrend das In- nere undurchdringliche Wälder enthalt. Zu den Produkten dieser Inseln gehört unter andern der eß- bare A rum (Anim escuientum) oder Taro, ein Gewächs, dessen Wurzel eßbar ist und den Bewohnern nicht bloß der Carolinen sondern auch der meisten andern Australischen Inseln ein vorzügliches vegetabilisches Nahrungsmittel gewahrt. Diese Wurzel, der Gestalt nach unserer rochen Rübe ähnlich, ist faserig und weiß. Roh hat sie einen sehr herben Geschmack, zubereitet aber ist sie eine nahrhafte Speise. Die Zubereitung ist verschieden; entweder wird die Wurzel einsach gebacken, wozu man sie in den Boden legt und mit heißer Asche bedeckt, oder man schneidet sie in Scheiben und bratet sie in Fett. Größtentheils bereitet man daraus eine Art Brei, indem die Wurzel zuerst abgekocht, dann in einem Troge mit Steinen zu Teig geschlagen und mit Wasser der Gährung überlassen wird, wozu ohn- gefahr 24 Stunden gehören. Dieser Brei ähnelt dann einer klebri- gen Starke oder einem Kraftmehl. Man sieht mit dieser Erdfrucht ganze Beete und Felder bepflanzt, indem sie wie der Reiß auf Äcker gesaet wird, die man hierauf unter Wasser fetzt. Die Sandwich-In- sulaner besitzen in dieser Hinsicht eine große Geschicklichkeit, dem Was- ser die gehörige Leitung zu geben, so daß es sich langsam über die Äcker verbreitet und die Frucht bis auf eine gewisse Tiefe überdeckt. Die Einwohner der Carolinen gehören zu einer besondern Race, welche Lesson die Mongol-Pelasgifche nennt; sie unterscheiden sich von der Ozeanischen Race durch Organisation-Sitten und Gewohnheiten. Lesson glaubt, daß sie von den Japanischen oder Chinesischen Küsten hierher gekommen und von Mongolischer Abstammung sind. Ihre Gesichtsbildung ist angenehm, ihr Wuchs gemeiniglich von mittlerer Größe, ihre Formen sind wohlgebildet und rund, aber klein, das Haar sehr schwarz, lang und straff und hangt entiveder über die Schultern

9. Bd. 3 - S. 164

1838 - Eisleben : Reichardt
164 Amerika. zweier Menschenklassen in dem freien Amerika, die an diesen allgemei- nen Menschenrechten keinen Antheil haben und dies sind die Neger- sklaven und die Redemptioners. Der größten Freiheit steht also hier der größte Kontrast gegenüber. Sklaven unter freien Menschen! Ein Volk, welches durch seine Revolution aussprach, daß es nichts schrecklicheres kenne, als freiwillige Knechtschaft, gestattet die noch weit furchtbarere Knechtschaft, die unfreiwillige. Der Negersklave entbehrt der Menschenrechte und ist ganz der Willkühr seines Herrn überlassen. Auf entlaufene Sklaven schießt man, wie auf das Wild und Empö- rung oder Selbstrache wird gewöhnlich sehr grausam bestraft. Und solcher Negersklaven giebt es noch über 2 Millionen in den vereinigten Staaten, doch finden sich diese nur in den südlichen und mittlern Staaten (am zahlreichsten in Virginien, Nord- und Südkarolina, Ma- ryland, Georgia, Kentucky, Tennessee, Alabama und Louisiana), hin- gegen in den nördlichen Staaten sind alle Sklaven für frei erklärt. Übrigens aber versichert man, daß die Sklaven hier im Ganzen milder als in andern Landern behandelt werden und daß man ihnen häufig die Freiheit schenke. Doch fehlt es auch nicht an Beispielen von har- ter und grausamer Behandlung derselben. So sagt der Herzog Bern- hard von Weimar in seiner Reisebeschreibung bei Gelegenheit seines Aufenthalts in Neu-Orleans: „der Greuel ist gräßlich und die Roh- heit und Gleichgültigkeit, welche die Gewohnheit-in den weißen Men- schen erzeugt hat, unglaublich. Wenn man hier einen Hausneger züchtigen lassen will, so schickt man ihn mit einem Billet, in welchem die Anzahl der Schlage, die der Überbringer bekommen soll, angegeben ist, in das Negergefangniß. Hier empfangt er feine Strafe und eine Bescheinigung, die er feinem Herrn mitbringen muß. Zuweilen erhalt der Unglückliche die Züchtigung, indem man ihn, das Gesicht unten, platt auf die Erde ausspreizt, und Hände und Füße an 4 Pfahle befestigt. Diese scheußliche Bestrafungsart ist vorzüglich auf den Plantagen üblich. Überhaupt wird auf den Plantagen eine grau- same Disciplin gehandbabt. Wer daher unter seinen Haussklaven Sub- jekte hat, die er einer besondern strengen Zucht unterwerfen will, der vermiethet oder verkauft sie auf die Plantagen." Noch müssen wir einige Worte von den Redemptioners (L oskaufling e) beifügen. Man nennt fo arme Einwanderer aus Europa, die zur Bezahlung ihrer Überfahrtskosten von den Schiffs- herrn so lange vermiethet oder vielmehr als Sklaven verkauft werden, bis der Überfahrtspreis abverdient ist. Diefe haben ein noch weit härteres Loos als die Negersklaven; deün da der Verkauf dieser Men- schen nur auf eine Zeitlang gültig ist, so sucht der Käufer aus sei- nem Redemptioner fo vielen Nutzen zu ziehen, als nur immer möglich, und sein Zustand ist daher gewöhnlich schlimmer, als der des Neger- sklaven, denn für letztere wacht wenigstens der Eigennutz, da er zu hohen Preisen angekauft worden ist.

10. Bd. 2 - S. 214

1837 - Eisleben : Reichardt
214 Asien. dem Anblicke, welcher sich unsern Augen darbot, ganz betroffen; wir befanden uns in einem weiten und vollkommen beleuchteten Hofe; in der Mitte desselben erhebt sich ein viereckiger Raum mit 4 Röhren, woraus sich die 4 größern Ströme der Flamme ergießen, und ein Licht verbreiten, welches die Fremden eben so sehr überrascht, als blendet. Rings herum in dem Innern und längs der Mauern sieht man die Zellen der Guebern oder Parsen, welche sich hier niedergelassen haben, um das heilige Feuer zu verehren. *) Einer von ihnen empfing uns bei unserer Ankunft. Halb nackt, bloß mit einem Schurz und einem weißen Turban bekleidet, trat er langsamen Schrittes und mit gefalte- ten Handen aus seinerzelle uns entgegen, und verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor dem Feuer, dem Gegenstände seiner Gottesverehrung. Die andern, eben so wenig bedeckt, kamen nach und nach hervor. Wir gingen hierauf in ihre Zellen, in denen uns Flammen entgegen strahlten, bald von der Spitze, bald aus dem untern Theile eines Rohres, wel- ches in der Erde steckte, und zu einer Fackel diente. Diese Zellen sind in ihrer Größe verschieden, jeder erbaut sich die seinige selbst. Die Mauer, welche diese Zellen umschließt, ist sehr hoch und gut unterhal- ten. In der Mitte dieses klosterartigen Gebäudes ist eine höhlenar- tige Vertiefung angebracht, mit großen, zum Theil durchbrochenen Stei- nen gewölbt. Wenn einer dieser Zellenbewohner stirbt, so setzt man seinen Leichnam aus dieses Gewölbe, begießt ihn mit Butter und bringt eine brennende Substanz in den unterirdischen Raum, um das Gas anzuzünden, das derselbe enthalt. Ist der Körper ganz verzehrt, so sammelt man die Asche, die durch die Ritzen der Steine in das Ge- wölbe fallt, sorgfältig, zerstreut sie in den Wind, und die Todtenfeier- lichkeit ist beendet. Mehrere Guebern kommen theils auf 5, theils auf 8 Jahre an diesen Ort, den sie Ate gasch d. h. Feuerort, nen- nen, und wenn sie ihre Andacht für sich selbst oder für Andere ver- richtet haben, kehren sie in ihr Vaterland zurück. Einige wohnen seit 15 und 30 Jahren an diesem 'Feuerorte und bleiben wohl bis zu ihrem Tode daselbst. Sie leben armselig, essen kein Fleisch und näh- ren sich nur von Pflanzen, die sie mit eigner Hand bauen. Die hier ansaßigen Guebern sind größtentheils Mönche oder Dschoghis, wie sie sich selbst unter einander nennen, und beobachten aus diesem Grunde den Eölibat. Das ewige Feuer, welches in diesen Zellen, in dem Hofe des Klosters und außer demselben brennt, ist ein entzündbares Gas. Es ist keine Naphtha, wie einige Reisende irrig behaupteten, das hier brennt, sondern Wasserstossgas, welches sich in der Erde entwickelt, aus *) Guebern, Gebern oder Parsen bezeichnet eine Religionsparthei, die ihren Ursprung von Zoroaster ableite-der zwei Grundursachen alter Dinge annahm, nämlich eine gute, Ormuzd, das Licht, und eine böse, Ahriman, die Finsterniß, und jenes unter dem Bilde des Feuers verehrte. Die weni^m Anhänger dieser Religionsparthei woh- nen jetzt in dem südlichen Persien in einigen Gegenden Ostindiens.
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