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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 299

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 299 von einem Zuge dienender Leute, einherritt. Über die Karren und Lastwagen ragte der hohe Hals eines Kamels, das um 600 auch int Franken- reich als Lastträger benutzt wurde, ja noch unter Karl dem Großen beim Bau des Königsschlosses von Aachen Steine zutrug. Auf dem Flusse führten die Frachtschiffe die Waren der Hafenstadt und die Ackerfrucht von entfernteren Gütern der Kirche nach der Stadt. Rührte sich die Stadt festlich bei einem großen Tage ihres Heiligen, dann wurden Teppiche aus den Fenstern gehängt — der Schmuck durch Blumen wird in diesen Jahrhunderten nicht erwähnt —, dann zog das Stadtvolk mit Fahnen und den Abzeichen seiner Schulen würdig auf, neben den Germanen und Inländischen auch fremde Landsleute z. B. Italiener, Syrer und Juden. Wenn ein König begrüßt wurde, sang jedes Volk in antiker Weise einen langen, schöngefügten Glückwunsch seiner Sprache, der vorher einstudiert wurde und dessen Worte für wichtig und bedeutungsvoll galten. Als König Guntram im Jahre 585 zu Orleans einzog, sang das Volk: „Es lebe der König, und seine Herrschaft mehre sich über alle Völker viele Jahre." Die Juden aber sangen: „Dich sollen alle Völker anbeten, beugen sollen sie dir das Knie, und unterthänig sollen sie dir sein." Aber den Juden war der König nicht günstig; denn bei Tische sagte er: „Diese Juden haben nicht aus gutem Herzen gesungen; sie schmeichelten mir heut in ihrem Lobspruch, weil ich ihre Synagoge, die schon lange von den Christen zerstört ist, auf öffentliche Kosten wieder aufbauen soll. Aber ich thue das nicht." Für den Beifall, den ein Germanenfürst fand, und für die Geschenke, die er beim Einzuge erhielt, war er dem Stadtvolk dankbar, er machte einzelnen Gegengeschenke und erließ der Stadt Abgaben. Denn obwohl er zuweilen gegen seine Städte harten Willen bewies, er hatte doch einige Scheu vor der Menschenmenge und vielleicht noch größere vor ihrem Geschrei. Wie ihm der freudige Zuruf wohlthat, weil er aus guten Wünschen eine gute Wirkung für sich hoffte, so fürchtete er auch die Vorbedeutung des einstudierten Zorngeschreies und die Gefahren eines lauten Fluches. Als ein Fraukenkönig mit seinen Bischöfen unzufrieden war, drohte er das Volksgeschrei gegen sie zu erregen, und als König Guntram einmal durch einen Anschlag gegen sein Leben aufgeregt war und um das Aussterben der Merowinge bangte, wandte er sich in der Kirche an das versammelte Volk und bat ernstlich, ihn nicht umzubringen, wie man mit seinen Brüdern gethan, sondern ihn wenigstens noch drei Jahre leben zu lassen, bis er seinen Neffen groß gezogen. Und diese königliche Bitte bestimmte das Volk zu lauten Wünschen für sein Heil. War der König in recht guter Laune, so gab er den Städtern auch Schaufeste. Wie der Wandalenherr in Afrika und König Leovigild in Spanien, so saß seit 543 auch der Frankenkönig im Cirkus von Arles,

2. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

3. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 370

1890 - Gotha : Perthes
370 aneinanderstoßen, doch so, daß ein Abschnitt für den einzulegenden Balken frei bleibt. Die Säulen bestehen aus weißem Marmor, das übrige Mauerwerk aus dem schwarzen Stein des Berges. Die trefflich behauenen Quadern legte man ohne Mörtel mit kaum sichtbaren Fugen aufeinander und bedeckte die Wände mit Skulpturen und Inschriften in Keilschrift. 5. Syrien, Palästina und phöichien. Zwischen dem Stromgebiet Euphrat-Tigris und dem Mittelmeere erhebt sich das syrische Bergland als eine vom rechten Euphratufer allmählich aufsteigende Gebirgsplatte mit steilem Abfall nach der Meeresküste zu. Der ganzen Länge nach wird dieses Bergland von der Felsspalte Hohlsyrien durchschnitten, weil diese vom Taurus bis zum Toten Meere reicht. Dieses schmale Thal hat seine größte Erhebung bei Baalbek (Heliopolis oder Sonnenstadt), von wo der nach Norden fließende Orontes die Gärten von Emesa und Hamoth bewässert, sich dann westwärts wendet und von Antiochien ab dem Mittelmeere zueilt, wogegen Leontes und Jordan nach Süden fließen. Letzterer eilt zwischen steilen Felswänden reißend seine Schlucht hinab und durchströmt schnellen Laufes die Seeen von Metern und Genezareth (Ga-liläisches Meer). In der nun tief eingeschnittenen Schlucht seines engen Thales gedeihen tropische Früchte. Die Palmenstadt Jericho, geschützt von den Wänden der Hochfläche und erhitzt durch die von den Bergwänden zurückprallenden Sonnenstrahlen, liefert zehn Monate lang im Jahre Trauben und Feigen, dazu Datteln und Balsam. Im Toten Meere, d. h. 1300 Fuß unter dem Niveau des Mittelmeeres, endigt der Jordan.

4. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 52

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
58 Ii. Zeitr. Das Mittelatter. Von 768 bis 1517. daß sich m dem heutigen Sinne des Wortes ein deutsches Voll, die deutsche Nationalität bilden konnte. Doch bedeutete das Wort deutsch noch lange nur die Sprache, die Volkssprache im Gegensatz zur lateinischen (diutisk von diota Volk), erst im Anfange des 11. Jahrh, begannen unsere Vorfahren sich als deutsches Volk zu bezeichnen in demselben Sinne, wie wir den Ausdruck brauchen. Also der äußere Zusammenschluß aller reindeutschen Stämme in einem Reiche und ihre Abschließung gegen ihre romanischen Nachbarn, das ist die Bedeutung des Mersener Vertrages, der zum ersten Male die Grenzen zwischen einem französischen und deutschen Reiche gezogen hat, Grenzen, die zum Theil im jüngsten Frieden wiederhergestellt sind. 29. Die Zeiten der letzten Karolinger in Deutschland. 843—911. Die Nachkommen Karls des Großen, oder die Karolinger, herrschten in Deutschland noch 68 Jahre, bis 911. Sie waren: Ludwig der Deutsche (843-876), Karl der Dicke (876-887), Arnulf (887-899) und Ludwig das Kind (899—911). Der erste Ludwig hielt im Ganzen noch gute Ordnung und wußte sein Erbtheil auch gegen die auswärtigen Fernde wohl zu vertheidigen; aber die Zeit der drei letzten Regierungen gehört zu den unglücklichsten Zeiträumen, die unser Vaterland je betroffen haben. Deutschland war fast von allen Seiten von Feinden bedrängt. Von Osten her, aus Mecklenburg, Pommern, Brandenburg, der Lausitz und Böhmen, machten die slavischen Völker fortwährend verheerende Raubzüge in Deutschland. Von Norden kamen oft zahlreiche Raubgeschwader der Normänner aus Dänemark, Schweden und Norwegen, fuhren auf den großen Flüssen bis tief in die Länder hinein und verheerten und plünderten alles umher aus. Auf dem Rheine sind sie bis nach Köln und Bonn vorgedrungen. ^ Zu diesen Feinden kamen zuletzt auch noch die Ungarn, eigentlich Magyaren (Madscharen), ein wildes Räubervolk aus Asien, welches sich im jetzigen Ungarn festgesetzt und die dort noch vorhandenen Avaren unterjocht hatte. Auf ihren leichten Pferden kamen die Schaaren dieses wilden Volkes wie ein verwüstend« Sturmwind bald über die eine, bald über die andere deutsche Provinz, wütheten mit Feuer und Schwert und führten meistentheils Tausende von Gefangenen jeden Standes und Alters als Sclaven mit sich fort. Ehe noch an eine kräftige Vertheidigung gegen sie gedacht werden konnte, warm sie schon wieder verschwunden und das Unglück war geschehen. Es war auch nicht gut mit ihnen zu fechten, denn sie hielten zum regelmäßigen Gefecht nicht Stand, sondern griffen bald an, bald flohen sie und schossen im Fliehen ihre Pfeile aus horne-nen Bogen mit solcher Gewalt rückwärts, daß man ihnen schwer ausweichen konnte. Uebrigens waren sie klein, häßlich von Ansehen und von barbarischen Srttem Diese Feinde kamen zuerst unter dem letzten Karolingischen Könige Ludwig, der von seiner Jugend den Beinamen das Kind erhalten hat. Der vorige König Arnulf hatte die Ehre der deutschen Waffen noch durch eine glückliche Schlacht gegen die Normänner bei Löwen gerettet; nun aber ging sie ganz verloren. Die Ungarn verheerten regelmäßig jedes Jahr eine der deutschen Pro-

5. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 131

1794 - Gotha : Ettinger
\ Ix. Italien. 131 ix. Italien. A. Allgemeine Geschichte desselben. 1. Italien wird größtentheils von deutschen Völkern unterjocht. Westgothen unter dem Manch bis 412. Heruler unter demodoacher 476. Ostgvthen unter Dietrich dem Großen 495. Residenz zu Ravenna. Griechische Kaiser seit 552. Die Ostgothett wurden vom K. Iustinian verdrängt. Exar- chen zu Ravenna. Longobarden seit 56z. Ursprung der neuern Italiener und ihrer Sprache. 2. Italien kömmt unter die Herrschaft der Ca- rolinger. Schon Pipin bekriegte die Longobarden, und 7^4 nahm ihnen das Exarchat weg. Karl der Große zwang den longobardischendie- 771 trich, ein Mönch zu werden. Auch stellte er die abendländische Kaiserwürde wieder her. Nach Karls Tode wurde sein Enkel Bernhard 814 König von Italien. Diesem ließ sein Onkel Kaiser Ludwig der Fromme die Augen aus- 8l7 stechen. Durch den Vertrag zu Verdun wurde Italien 84z dery ältesten Sohne Ludwigs des Frommen, dem Kaiser Lothar, zu Th?il. Dieser hatte I - wie-

6. Kleine Geschichte von Ostfriesland für die Schule und das Haus - S. 35

1826 - Emden : Woortman
Kreuzzüge der Friesen rc. 35 9. Rreuzzüge der Friesen nach dem heiligen Lande. Schon dem ersten Kreuzzuge der Deutschen im Jahr 1097, unter Anführung des Herzogs von Lothringen, Gottfried von Bouillon, wohnten viele Friesen bei. Ein gcwister Eelkc Lyaukma war zuerst General über 3000 Mann friesischer Kreuzfahrer, dann nach der Eroberung von Nicaa sogar zum Kommandanten die- ser Stadt ernannt. Auch Jerusalem half er mit ero- bern. Das Glück und der Ruhm der Friesen mun- terte viele ihrer Landsleute auf, ihnen in das heilige Land zu folgen. Unter ihnen kommen schon die noch heutiges Tages in Lstfricsland vorhandenen Namen Kam minga und Okkinga vor. — Gegen das En- de des zwölften Jahrhunderts nahmen die Friesen wie- derum Theil an Den Zügen nach Palästina. In Ver- bindung mit den Danen rüsteten sie 50 Schiffe aus und vereinigten sich mit den Flotten der Holländer und Flandcrcr, richteten aber nichts aus. Bedeuten- der war der zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts unternommene Krcuzzug. Eine große Menge von Menschen, sogar ganze Schaarcn von Weibern, auf allen Sceküstcn der friesischen Provinzen, ließen sich von dem geistlichen Schwindel bcthören und sich mit dem Kreuze zeichnen. Die friesische Krcuzflottc bestand aus achtzehn Segeln. Schon in Spanien eroberten und plünderten sie einige von Mauren bewohnte Städ- te. Der Ruf von ihrer Grausamkeit ging ihnen voran nach Aegypten. Hier eroberten sie die Stadt Dami- ctte, die sie aber in dem mit dem Sultan geschloffe- nen Frieden wieder zurückgcben mußten und also nichts gewonnen hatten. Verdrießlich darüber suchte der Pabst bald einen neuen Kreuzzug zu erregen. Die Bremer

7. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 282

1890 - Gotha : Behrend
282 der alten Hermunduren, von denen sie wahrscheinlich noch hente den Namen tragen, so gesteckt haben. Das Land ist, wie wir gesehen, im ganzen lustiges Hügelland mit einzelnen reichen Flußthälern, Der schöne, noch herrlich bewaldete und darum auch ein schönes, kräftiges Menschen- geschlecht zeugende und nährende Bergkamm ist nicht zu hoch; die höchste Höhe etwa 1000 m. Von diesem laufen herab viele Hügel, Flüsse, Bäche gegen Süden und Norden, von denen die nördlich auslaufenden Höhen sich mit den Bergen des Eichsfeldes und Harzes und ihreu Ausläufern begegnen. Bei diesem Thüringer bedarf es nicht vieler Worte. Seine geistige Lebendigkeit, Liebenswürdigkeit und Anstelligkeit, sein mannig- faltiges Talent für alles und der musikalische Resonanzboden seiner Brust siud ja weltbekauut. Wie gesagt, hier hat der Wende auf beiden Seiten des Waldes, auf die Blachfelder Thüringens und Meißens und in die Ostgrenzen Frankens sich hineingedrängt. Der Thüringer hat sich wieder gegen Osten ausgebreitet und ist mit den sächsischen und salischen Kaisern vorgegangen. Lebendigkeit, Beweglichkeit, Art und Sprache sind im Lande Meißen, in den Lausitzen und dem größten Teil Schlesiens die sicheren Zeichen, daß die Leute aus Thüriugen und Franken dort das Deutsche wieder emporgebracht haben. Es sind dort die wunderbarsten Verschiedenheiten den nördlich daranstoßenden Kolonie- landen der Sachsen gegenüber, die kaum irgendwo schneidender und charakteristischer gefunden werden. Der Schlesier mochte nun zu der alten Lebendigkeit und Beweglichkeit noch ein gutes Stück slavischer Leichtigkeit bekommen haben. Er sowohl als der sogenannte Kursachse im Königreich Sachsen — denn so müßte man seinen zufällig eut- ftandenen Sachsennamen im Gegensatz gegen den echten niederdeutsch redenden Sachsen nennen — haben aber eine größere Weichheit und Geschmeidigkeit, die zuweilen fast eine flüssige und schlüpfrige Glätte wird, als der Stammbewohner der Thüringer Berge, welcher bei aller Munterkeit und Freiherzigkeit doch etwas Dauerndes, Festes hat, das ihn als einen deutschen Urstamm zeichnet. Man muß zuweilen flaches und albernes Gerede hören von Weinländern und Bierländern, von Wässerigkeit und Weinigkeit der Herzen, von der Trägheit und Schläfrig- keit, die das Bier, von der Feurigkeit und Mutigkeit der Völker, die der Wein hervorbringen soll. Ich aber sage, Wasser, Bier und Wein thun es nicht, es ist ein tieferes Naß, wohinein man hinabsteigen muß, wenn man über Art und Gemüt der Völker aburteilen will. Der Thüriuger und Nordfranke ist ein Biertrinker, und welches mächtige, Prächtige Feuer in dem Menschen, viel mehr als in irgend einem der weintrinkenden deutschen Stämme! Der Engländer ißt Weizenbrot und trinkt ein vorzügliches Naß aus aller Welt, verzehrt täglich sein Roast- beef; der arme Jrländer bei seinen Kartoffeln und seinem Wasserglase, ein wie viel lebendigerer, lustigerer Mensch als der Engländer! Wie wenig von dem Froschblut der Wasseramphibien in ihm! Übrigens ist der Thüringer und Franke ein schöner Mensch; besonders schöne Gestalten, man möchte sagen, reif und fertig gewordene Gestalten trifft man in

8. Deutschlands Kolonieen - S. 51

1889 - Gotha : Behrend
315] Die deutschen Kolonieen in Afrika. 51 e) Die Ov ambo ebenfalls zu den Bantunegern gehörig, sind die Bewohner des nördlichen, fruchtbaren Landstriches. Obwohl sie in ihrer äußeren Erscheinung viel^ Übereinstimmendes mit den Herero haben, und ihr Chrakter noch mehr Schattenseiten auf- weist, als derjenige der Damara (treulos, heimtückisch, Meuchel- mord sehr häufig), so stehen sie doch bereits auf einer höheren Kulturstufe, als diese. Sie sind ein seßhaftes Volk und gehören zu den tüchtigsten und thätigsten Ackerbauern und den Negern. Ihre von Palmen und großen Fruchtbäumen umgebenen Nieder- lassungen liegen inmitten großer Getreidefelder. Dörfer giebt es im Ovambolande nicht, sondern nur Einzelgehöfte, welche mit starker Pfahlumzäunung eingeschlossen sind. Ein feindlicher Nachbar- stamm zwang sie zu solcher Befestigung ihrer Wohnungen. Inner- halb des Gehöftes findet man Wohnungen für den Hausherrn und die Arbeiter, Getreideböden und Viehställe. Die Häuser selbst be- stehen aus einem 5—6 Fuß hohen Pfahlunterbau, auf dem das aus Rohr oder Binsen verfertigte Dach ruht. Angebaut werden außer dem gewöhnlichen Kaffernkorn auch Bohnen und Erbsen, Wassermelonen, Kürbisse, Knollenfrüchte und etwas Tabak. Neben dem Ackerbau treiben die Ovambo auch Viehzucht und verstehen es, aus Eisen und Kupfer Lanzenspitzen, Messer, Sägen und Perlen zu verfertigen. d) Außer den genannten drei Völkerschaften leben in Deutsch- Südwestafrika noch Bastarde, Bergdamara und Busch- männer. Die Bergdamara und die Buschmänner sind unzweisel- Haft Reste einer früheren Bevölkerung dieser Ländergebiete, welche von den fremden Eindringlingen unterjocht oder vertrieben wurden. Sie führen ein unstetes Jäger- und Räuberleben und werden von den anderen Stämmen gering geschätzt, mißhandelt und verspottet. y) (Die Holonimhäligkeit, a) Mission. Seit 1842 ist dierhei nische Mission bestrebt, unter den Nama und Damara die christliche Glaubenslehre aus- zubreiten, und hat namentlich unter den Nama bedeutende Erfolge aufzuweisen. Eine größere Anzahl von Missionsstationen ist ge- gründet, und die segensreichen Einwirkungen des Evangeliums be- ginnen im Leben und Treiben dieser wilden Völker bereits mancherlei Änderungen zum Besseren hervorzubringen. Auch für den Anbau des Bodens suchen die Missionare diese Nomadenvölker zu ge-

9. Bd. 3 - S. 459

1838 - Eisleben : Reichardt
Brasili en. 459 ris, die aber auch nur ihre getödteten Feinde, und nicht die Todten ihres eigenen Stammes fressen. Doch sollen selbst diese Indianer- stämme, nach der Beobachtung einiger neuesten Reisenden, frei vom Vorwurfe des Menschenfressens seyn. Außer von dem Ertrage der Jagd leben sie auch vom Fischfänge, dem Honige wilder Bienen und von Wurzeln und Früchten der Wälder, von denen sie außerdem ei- nige in Vorrath sammeln. Hicher gehören besonders die Früchte des Topfbaumes *). Da diese Baume gewöhnlich einen Stamm von 5 —12 F. im Umfange haben, so erklettern sie diese an den sich ge- wöhnlich daran hinausschlingenden Lianen oder ersteigen einen dün- nern, nahestehenden Baum und schwingen sich mit affenähnlicher Be- hendigkeit von Zweig zu Zweig, bis sie zu den bei ihnen sehr belieb- ten Früchten gelangen. Einige Indianerstamme, welche mit den Bra- silianern befreundet leben, haben auch um ihre Hütten herum kleine Felder, deren Anbau den Weibern überlassen ist, und worauf sie Mais, Caras (eine Art Kartoffeln), Bohnen ziehen. Hat eine glückliche Jagd Statt gesunden oder ist ihnen ein krie- gerisches Unternehmen gegen ihre Nachbarn gelungen, so versammeln sie sich zuweilen, um dieses glückliche Ereigniß durch Gesang und Tanz zu feiern. Diese Lustbarkeit artet aber meist in tobendes Larmen bei denjenigen Stammen aus, welche mit der Zubereitung eines säuerlich gegohrenen Getränkes bekannt sind, das in der Sprache der Küsten- Indianer Ka ui heißt. Letztere verfertigen den Kaui aus den Wur- zeln des Manioks (B. Ii, 876),) die gekocht und darauf von den Weibern gekauet, in einen großen Topf gespien und mit Wasser über- gössen werden, wo man sie gahren laßt. Wo die Wilden keinen Maniok haben, bereiten sie dies Getränk gewöhnlich aus den Wurzeln anderer Pflanzen. Das Temperament dieser Indianer ist anscheinend pflegmatisch. Im Allgemeinen sind sie mäßig und befriedigen bloß die Bedürfnisse der Natur, doch sind sie für starke Getränke leidenschaftlich eingenom- men. Die Menge Branntwein, die sie trinken können, setzt in Er- staunen. Von Natur trage, wenn sie nicht mit Jagd beschäftigt sind, schlafen oder sitzen sie ganze Stunden mit auf die Erde gerichteten Augen. Das Gute geht bei ihnen unbemerkt vorüber, das Böse allein kann auf ihre unempfindliche Organisation einen Eindruck machen; alle Kräfte ihres Geistes sind auf einen Gegenstand, die Selbsterhal- tung, gerichtet; unfähig die Vergangenheit von der Gegenwart zu un- terscheiden, besitzen sie nicht einmal die nöthige Voraussicht, um an den folgenden Tag zu denken; jeder Dankbarkeit, jedem Ehrgeiz, jeder edeln Leidenschaft fremd, gleichgültig gegen alles, außer für die Arbei- *) Der Topfbaum hat angenehm, wie Pistazien (B. 1, 124) schmeckende und roh oder gekocht genossene Nüsse, deren Kapseln als Trinkge- schirre dienen und dem Äußern nach gebrannten Töpfen gleichen.

10. Bd. 3 - S. 397

1838 - Eisleben : Reichardt
Patagonien. 397 zu schützen, wenn nicht die Uneinigkeiten derselben das friedliche Ein- sammlen verhinderte. Eine einzige Frucht (Cabeza) enthalt 200 bis 300 Nüsse und es ist nichts Seltenes 20 - 30 Früchte auf einem Baume zu zahlen. Die Nuß, von der Gestalt der Mandeln, jedoch von doppelter Größe, ist von einer leicht abzulösenden lederartigcn Haut umgeben -und zubereitet, von gutem Geschmack, allein schwer verdaulich. Die Indianer essen diese Nüsse frisch, gekocht oder geröstet, und abgesehen von einer gewissen Herbe, ist der Geschmack nach der letzten Bereitung fast demjenigen der Kastanien gleich. Für den Wintergebrauch werden sie nach vorhergegangenem Sieden getrocknet; und die Frauen verstehen dann, aus ihnen eine Art von Mehl und selbst Gebäck zu verfertigen. Beschwerlich würde die Einsammlung seyn, wäre es nöthig jedesmal die Riesenstamme zu erklettern. Allein sobald gegen Ende des Marz die Nüsse reif sind, zerfallt der Zapfen von selbst und schüttet seinen Inhalt und seine Schuppen auf den Boden nieder. In solcher Menge liegen in den Tagereisen langen Wäldern, die dieser Baum im Lande der Pehuenchcn und Huillichen *) bildet, die Früchte an dem Boden, daß nur der kleinste Theil benutzt wird. Zwischen Antuco und Valdivia wachst dieser Baum allein inner- halb der Anden, und wie die Indianer sagen, nur auf ihrer westlichen Seite und nirgends niedriger als 1300—2000 F. unter der Schnee- linie, zu der er sich doch an vielen Orten zu erheben scheint. Weiter südlich steigt er herab und in dem Lande der Cuneos *) und um Osorno **) soll er unfern der Meeresküste auf Bergen mittlerer Höhe fortkommen." Von diesem Baume, den die Indianer Pehuen nennen, hat der Jndianersiamm der Pehuenchen (Pehuentschen) seinen Namen. Sie leben in den Anden, die Chile und das Land der Araucanen von dem südwestlichen Theile der La Plata-Provinzen und von Pata- gonien trennen. Nach Pöppig, der sie kennen lernte, als er in den I. 1829 und 1830 die Chilenische Provinz Concepción und nament- lich den Vulkan Antuco (s. oben) besuchte, erstreckt sich ihr Gebiet ohngefahr vom 34" bis 37" S. Br. und verlängert sich zum Theil nach O. in die Ebenen am östlichen Fuße der Anden. Von diesen Pehuenchen macht Pöppig folgende Schilderung. Sie sind Nomaden, ohne feste Wohnorte, ziehen stets in den Anden herum und erscheinen bald als Hirten, die keinen andern Reichthum als ihre Heerden ken- — *) Die Cuncos wohnen (nach Pöppig) südlich von den Araucanen, auf der linken Seite des Flusses Callacalla, der sie von den Araukanen trennt. Noch südlicher wohnen die Huillichen (Huillitschen), zwi- schen dem Flusse Bueno und der Insel Chiloe, ja sie sollen sich bis zur Magellansstraße ausdehnen. Sie treiben etwas Ackerbau, mehr aber die Viehzucht. **) Osorno ist ein von den Spaniern im Lande der Araucanen gegrün- deter Ort.
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