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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 299

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 299 von einem Zuge dienender Leute, einherritt. Über die Karren und Lastwagen ragte der hohe Hals eines Kamels, das um 600 auch int Franken- reich als Lastträger benutzt wurde, ja noch unter Karl dem Großen beim Bau des Königsschlosses von Aachen Steine zutrug. Auf dem Flusse führten die Frachtschiffe die Waren der Hafenstadt und die Ackerfrucht von entfernteren Gütern der Kirche nach der Stadt. Rührte sich die Stadt festlich bei einem großen Tage ihres Heiligen, dann wurden Teppiche aus den Fenstern gehängt — der Schmuck durch Blumen wird in diesen Jahrhunderten nicht erwähnt —, dann zog das Stadtvolk mit Fahnen und den Abzeichen seiner Schulen würdig auf, neben den Germanen und Inländischen auch fremde Landsleute z. B. Italiener, Syrer und Juden. Wenn ein König begrüßt wurde, sang jedes Volk in antiker Weise einen langen, schöngefügten Glückwunsch seiner Sprache, der vorher einstudiert wurde und dessen Worte für wichtig und bedeutungsvoll galten. Als König Guntram im Jahre 585 zu Orleans einzog, sang das Volk: „Es lebe der König, und seine Herrschaft mehre sich über alle Völker viele Jahre." Die Juden aber sangen: „Dich sollen alle Völker anbeten, beugen sollen sie dir das Knie, und unterthänig sollen sie dir sein." Aber den Juden war der König nicht günstig; denn bei Tische sagte er: „Diese Juden haben nicht aus gutem Herzen gesungen; sie schmeichelten mir heut in ihrem Lobspruch, weil ich ihre Synagoge, die schon lange von den Christen zerstört ist, auf öffentliche Kosten wieder aufbauen soll. Aber ich thue das nicht." Für den Beifall, den ein Germanenfürst fand, und für die Geschenke, die er beim Einzuge erhielt, war er dem Stadtvolk dankbar, er machte einzelnen Gegengeschenke und erließ der Stadt Abgaben. Denn obwohl er zuweilen gegen seine Städte harten Willen bewies, er hatte doch einige Scheu vor der Menschenmenge und vielleicht noch größere vor ihrem Geschrei. Wie ihm der freudige Zuruf wohlthat, weil er aus guten Wünschen eine gute Wirkung für sich hoffte, so fürchtete er auch die Vorbedeutung des einstudierten Zorngeschreies und die Gefahren eines lauten Fluches. Als ein Fraukenkönig mit seinen Bischöfen unzufrieden war, drohte er das Volksgeschrei gegen sie zu erregen, und als König Guntram einmal durch einen Anschlag gegen sein Leben aufgeregt war und um das Aussterben der Merowinge bangte, wandte er sich in der Kirche an das versammelte Volk und bat ernstlich, ihn nicht umzubringen, wie man mit seinen Brüdern gethan, sondern ihn wenigstens noch drei Jahre leben zu lassen, bis er seinen Neffen groß gezogen. Und diese königliche Bitte bestimmte das Volk zu lauten Wünschen für sein Heil. War der König in recht guter Laune, so gab er den Städtern auch Schaufeste. Wie der Wandalenherr in Afrika und König Leovigild in Spanien, so saß seit 543 auch der Frankenkönig im Cirkus von Arles,

2. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 208

1836 - Eisleben : Reichardt
208 Afghanistan. weit mit dem schönsten Salze bedeckte Flächen, so wie überhaupt die großen Wüsten von Salz durchdruvgen sind. Ein Persien eigenes Mineral ist die Mumie oder der Dergbalsam, ein schwarzes, flüssiges Sleinöl von angenehmem Gerüche, davon die Quellen versiegelt sind und jährlich nur einmal geöffnet werden. Die Zahl der Einwohner beträgt gegen 7 Mil- lionen, worunter die Mehrzahl Tadschiks, Perser oder Neuperser sind, die zu den kultivirtesten Völkern Asiens gehören, und nicht allein Ackerbau und Viehzucht mir vorzüglichem Fleiße treiben, sondern auch mit einem glücklichem Erfolge sich auf mehrere Industriezweige le- gen und von schönen Künsten vorzüglich die Dichtkunst lieben, und nicht ohne wissenschaftliche Bildung sind. Es wird am meisten Landhandel durch Karawanen ge- trieben; der Seehandel ist größtentheils in den Händen der Ausländer. Äußernden Persern giebt es noch Ar, menier, Guebern oder Parsen (die das Feuer oder die Sonne anbeten) und Juden, und einige nomadisch le, bende Völkersiämme, a!S Turkomanen, Kurden, Ara, der und Luren. Die herrschende Religion ist die Mu, hamedanische; doch werden auch Christen und Juden gefunden. Regent des Landes ist ein despotisch Herr, schender Fürst, her den Titel Schah oder Schach führt. Tauris oder Tebris, große Stadt und gewöhnlich Re- sitzen; des gegenwärtigen Kronprinzen, liegt südöstlich von Erze- rum und östlich vom großen See Urmi'a, und hat 50,000 Ein- wohner. — Teheran, Residenzstadt des Schach und eine der schönsten Städte in Persien, südöstlich von Tauris und südlich vom Kaspischen Meere. — Mcsched, Stadt, und berühmter Wallfahrtsort der Perser, östlich von Teheran gelegen, hat gute Fabriken. — Uezd, wichtigste Landhandelsstadt Persiens, im Innern des Landes, südwestlich von Mesched, ist groß und hat zahlreiche Fabriken. — Ispäh an, vormalige Hauptstadt Per- siens und eine der größten Städte Asiens, südlich von Teheran, bietet jetzt größtentheils einen Haufen von Ruinen dar, hat aber doch wieder 200,000 Einwohner, die sich durch Industrie aus- zeichnen. — Schiras, jetzt sehr herabgcsunkene Stadt, südöst- lich von Ispahan, in einer reizenden Gegend, von vielen Lust- gärten umgeben, hat viele Fabriken. Berühmt ist die Mumie von Schiras, eine Art von Tropfpech. In der Umgegend findet man die ansehnlichen Reste der einst großen Stadt Perscpolis. Afghanistun. Dieses jetzt noch 12,000 Qmer'len große Land hat

3. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

4. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 52

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
58 Ii. Zeitr. Das Mittelatter. Von 768 bis 1517. daß sich m dem heutigen Sinne des Wortes ein deutsches Voll, die deutsche Nationalität bilden konnte. Doch bedeutete das Wort deutsch noch lange nur die Sprache, die Volkssprache im Gegensatz zur lateinischen (diutisk von diota Volk), erst im Anfange des 11. Jahrh, begannen unsere Vorfahren sich als deutsches Volk zu bezeichnen in demselben Sinne, wie wir den Ausdruck brauchen. Also der äußere Zusammenschluß aller reindeutschen Stämme in einem Reiche und ihre Abschließung gegen ihre romanischen Nachbarn, das ist die Bedeutung des Mersener Vertrages, der zum ersten Male die Grenzen zwischen einem französischen und deutschen Reiche gezogen hat, Grenzen, die zum Theil im jüngsten Frieden wiederhergestellt sind. 29. Die Zeiten der letzten Karolinger in Deutschland. 843—911. Die Nachkommen Karls des Großen, oder die Karolinger, herrschten in Deutschland noch 68 Jahre, bis 911. Sie waren: Ludwig der Deutsche (843-876), Karl der Dicke (876-887), Arnulf (887-899) und Ludwig das Kind (899—911). Der erste Ludwig hielt im Ganzen noch gute Ordnung und wußte sein Erbtheil auch gegen die auswärtigen Fernde wohl zu vertheidigen; aber die Zeit der drei letzten Regierungen gehört zu den unglücklichsten Zeiträumen, die unser Vaterland je betroffen haben. Deutschland war fast von allen Seiten von Feinden bedrängt. Von Osten her, aus Mecklenburg, Pommern, Brandenburg, der Lausitz und Böhmen, machten die slavischen Völker fortwährend verheerende Raubzüge in Deutschland. Von Norden kamen oft zahlreiche Raubgeschwader der Normänner aus Dänemark, Schweden und Norwegen, fuhren auf den großen Flüssen bis tief in die Länder hinein und verheerten und plünderten alles umher aus. Auf dem Rheine sind sie bis nach Köln und Bonn vorgedrungen. ^ Zu diesen Feinden kamen zuletzt auch noch die Ungarn, eigentlich Magyaren (Madscharen), ein wildes Räubervolk aus Asien, welches sich im jetzigen Ungarn festgesetzt und die dort noch vorhandenen Avaren unterjocht hatte. Auf ihren leichten Pferden kamen die Schaaren dieses wilden Volkes wie ein verwüstend« Sturmwind bald über die eine, bald über die andere deutsche Provinz, wütheten mit Feuer und Schwert und führten meistentheils Tausende von Gefangenen jeden Standes und Alters als Sclaven mit sich fort. Ehe noch an eine kräftige Vertheidigung gegen sie gedacht werden konnte, warm sie schon wieder verschwunden und das Unglück war geschehen. Es war auch nicht gut mit ihnen zu fechten, denn sie hielten zum regelmäßigen Gefecht nicht Stand, sondern griffen bald an, bald flohen sie und schossen im Fliehen ihre Pfeile aus horne-nen Bogen mit solcher Gewalt rückwärts, daß man ihnen schwer ausweichen konnte. Uebrigens waren sie klein, häßlich von Ansehen und von barbarischen Srttem Diese Feinde kamen zuerst unter dem letzten Karolingischen Könige Ludwig, der von seiner Jugend den Beinamen das Kind erhalten hat. Der vorige König Arnulf hatte die Ehre der deutschen Waffen noch durch eine glückliche Schlacht gegen die Normänner bei Löwen gerettet; nun aber ging sie ganz verloren. Die Ungarn verheerten regelmäßig jedes Jahr eine der deutschen Pro-

5. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 131

1794 - Gotha : Ettinger
\ Ix. Italien. 131 ix. Italien. A. Allgemeine Geschichte desselben. 1. Italien wird größtentheils von deutschen Völkern unterjocht. Westgothen unter dem Manch bis 412. Heruler unter demodoacher 476. Ostgvthen unter Dietrich dem Großen 495. Residenz zu Ravenna. Griechische Kaiser seit 552. Die Ostgothett wurden vom K. Iustinian verdrängt. Exar- chen zu Ravenna. Longobarden seit 56z. Ursprung der neuern Italiener und ihrer Sprache. 2. Italien kömmt unter die Herrschaft der Ca- rolinger. Schon Pipin bekriegte die Longobarden, und 7^4 nahm ihnen das Exarchat weg. Karl der Große zwang den longobardischendie- 771 trich, ein Mönch zu werden. Auch stellte er die abendländische Kaiserwürde wieder her. Nach Karls Tode wurde sein Enkel Bernhard 814 König von Italien. Diesem ließ sein Onkel Kaiser Ludwig der Fromme die Augen aus- 8l7 stechen. Durch den Vertrag zu Verdun wurde Italien 84z dery ältesten Sohne Ludwigs des Frommen, dem Kaiser Lothar, zu Th?il. Dieser hatte I - wie-

6. Kleine Geschichte von Ostfriesland für die Schule und das Haus - S. 35

1826 - Emden : Woortman
Kreuzzüge der Friesen rc. 35 9. Rreuzzüge der Friesen nach dem heiligen Lande. Schon dem ersten Kreuzzuge der Deutschen im Jahr 1097, unter Anführung des Herzogs von Lothringen, Gottfried von Bouillon, wohnten viele Friesen bei. Ein gcwister Eelkc Lyaukma war zuerst General über 3000 Mann friesischer Kreuzfahrer, dann nach der Eroberung von Nicaa sogar zum Kommandanten die- ser Stadt ernannt. Auch Jerusalem half er mit ero- bern. Das Glück und der Ruhm der Friesen mun- terte viele ihrer Landsleute auf, ihnen in das heilige Land zu folgen. Unter ihnen kommen schon die noch heutiges Tages in Lstfricsland vorhandenen Namen Kam minga und Okkinga vor. — Gegen das En- de des zwölften Jahrhunderts nahmen die Friesen wie- derum Theil an Den Zügen nach Palästina. In Ver- bindung mit den Danen rüsteten sie 50 Schiffe aus und vereinigten sich mit den Flotten der Holländer und Flandcrcr, richteten aber nichts aus. Bedeuten- der war der zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts unternommene Krcuzzug. Eine große Menge von Menschen, sogar ganze Schaarcn von Weibern, auf allen Sceküstcn der friesischen Provinzen, ließen sich von dem geistlichen Schwindel bcthören und sich mit dem Kreuze zeichnen. Die friesische Krcuzflottc bestand aus achtzehn Segeln. Schon in Spanien eroberten und plünderten sie einige von Mauren bewohnte Städ- te. Der Ruf von ihrer Grausamkeit ging ihnen voran nach Aegypten. Hier eroberten sie die Stadt Dami- ctte, die sie aber in dem mit dem Sultan geschloffe- nen Frieden wieder zurückgcben mußten und also nichts gewonnen hatten. Verdrießlich darüber suchte der Pabst bald einen neuen Kreuzzug zu erregen. Die Bremer

7. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 219

1890 - Gotha : Behrend
Die Pyrenäen und ihre Bewohner. 219 rück. Wo ist in den Pyrenäen ein Genfer-, Tuner- oder Bierwald- städtersee? Das viel gerühmte anmutige Thal Camp an, wie weit wird es übertroffen durch die Gegenden von Jnterlaken und Luzern? Der gewaltige Cirkus von Gaverne mit seiner hohen Cascade, am Fuße des schneebedeckten Mont Perdu, darf sich nicht messen mit der Gletscherwelt der Allse blanche oder dem Falle der Tosa. Auch hinsichtlich dessen, was den Gegenden mehr als irgend etwas anderes Leben giebt, hinsichtlich der Tierwelt und des Menschen, be- haupteu die Alpen den Vorrang vor den Pyrenäen. Zwar haben beide Gebirge den Steinbock, die Gemse und das Mnrmeltier gemein, aber die unvergleichlichen Herden der Schweizer und Tiroler Alpen über- treffeu weit den Viehstand in den Pyrenäen. Auch verleiht die durch geschmackvolle Tracht gehobene und mit körperlicher und geistiger Stärke verbundene Schönheit der Bewohner eines großen Teils der Alpen diesen einen unbeschreiblichen Reiz, der den Pyrenäen mangelt. Ein- fachheit und Reinheit der Sitten sind in den Pyrenäen besonders durch den verderblichen Einfluß des Kouterbaude-Handels, nicht weniger als in manchen Teilen der Alpen durch die zur Üppigkeit und zur Annahme der Gewohnheiten des Auslandes verleiteten Scharen durchziehender Fremdlinge zurückgedrängt und suchen in den verborgenen Thälern Schntz. 2. Zu beiden Seiten der Pyrenäen wohnt das Volk der Basken. Das spanische „Baskonien" umfaßt die ganze Provinz Guipuzeoa, fast gauz Biskaya, einen großen Teil von Navarra und etwas mehr als ein Viertel der kleinen Provinz Alava. Das französische Baskenland bildet weniger als die Hälfte und mehr als ein Drittel des Departements der Unterpyrenäen; dasselbe umfaßt beinahe das ganze Arrondissement von Bayonne und den größten Teil des Arron- dissements von Maulsou. Das spanische Baskenland besteht aus zwei Teilen. In dem einen, der einen zentralen Gebirgsstock bildet, spricht und kennt das Volk nur Baskisch; iu dem andern, einer Übergangszone, wird Baskisch und Kastilianisch gesprochen. Diese im Osten und Westen ziemlich breite Zone wird in der Umgegend von Vittoria enger und wird es noch mehr nordöstlich von Pampelona, wo sie so ziemlich ein Ende nimmt; aber zum Baskenlande gehört sie unbestreitbar. Dieser Landesteil wird wohl bald ganz kastilianisch werden. Das Spanische ist amtliche Sprache, allgemein im Handelsverkehr, jedermann versteht sie bereits, und so ist leicht abzusehen, was nicht ausbleiben wird. Das Baskische weicht immer mehr nach Norden zurück, und so- mit setzt sich eine Bewegung fort, welche bereits zu Anfang unseres Jahrhunderts in dieser Richtung begonnen hat. Man braucht nur um ein oder zwei Menschenalter zurückzublicken, um dieses Zurückweichen zu verfolgen. In Frankreich haben die Dinge einen ganz andern Verlauf ge- uommeu. Hier ist die baskische Sprachgrenze viel regelmäßiger. Aller-

8. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 220

1890 - Gotha : Behrend
220 Bilder aus Süd-Europa. dings macht sie da und dort rasche, schmale und tiefe Biegungen und es scheint nicht, als od eine so seltsame Begrenzung eine Folge all- mählichen Eingriffes und Vordringens oder Rncfweichens sei. Hier fehlt auch eiue Zwischen- oder Übergangszone, wie sie ans der spanischen Seite sich nachweisen läßt. Die Scheidelinie ist schroff; die Namen der Dörfer und Weiler auf der Grenze sind entweder rein baskisch oder rein bearnisch. und es giebt nur einige wenige Ausnahmen von dieser Regel; Broca kennt nur drei Dörfer im obern Teile des Thales von Manlson: Tnrdets, Moutory und Licq. In diesen drei Dörfern, welche nur wenige Kilometer von einander entfernt liegen, besteht ein Teil der Einwohner aus Bearuern, und diese reden das bearnische Patois neben dem baskischen. So ist es schou seit langer Zeit, und man sieht, daß unter dieser geteilten Bevölkerung das Bearnische keine Fortschritte macht. Da nun eine Übergangszone fehlt, so kann man mit Bestimmtheit annehmen, daß die Greuze zwischeu dem Baskischeu und dem Bearnischen seit lange stationär ist, und seit Menschengedenken kennt man auch keinen Ort, wo die eine Sprache an die Stelle der andern getreten wäre. Wie aber kommt es, daß hier kein Sprachgemisch stattgefunden hat? Die Kämpfe und Streitigkeiten, welche früher eine Scheidewand zwischen beiden Volkstümlichkeiten zogen, haben schon seit langer Zeit aufgehört. Beide uuterhalteu gute Nachbarschaft und verkehren nnab- lässig mit einander, gehören demselben Staatswesen an, und doch sind sie heute wie im Mittelalter durch die Sprache getrennt; beide Idiome halten streng die Scheidelinie fest, ihre Grenze bleibt unverrückt, wäh- rend auf der spanischen Seite das Baskische zurückweicht. Beides erklärt sich leicht. In Spanien erfährt das Baskische den unmittelbaren Druck der sehr ausgebildeten castilianischen Amtssprache, — in Frankreich nicht; hier ist das Idiom, mit welchem es in Be- rührnng kommt, weder Amts- noch Litteratursprache, sondern ein altes Patois ohne Expansivkraft, das allmählich dem Erlöschen entgegengeht. Es liegt also kein Grund vor, daß hier das eine Idiom das andere verdränge; beide bleiben gleich stationär, sind gleich schwach und werden durch das Französische bedroht, welches sie im Fortgange der Zeit absorbieren wird. Das Frauzösische ist die Sprache, welche der Baske zu erlernen hat, das liegt in seinem Interesse; wer eine Schule be- sucht, wird in derselben unterrichtet; wer auf einige Bildung Anspruch macht, versteht oder redet sie mehr oder weniger gelänsig. Jede Stadt, jeder Flecken ist und wird ein Mittelpunkt für ihre Verbreitung, und es wird gewiß die Zeit kommen, wo man Baskisch nur in abgelegenen Weilern und schwer zugänglichen Thälern zu höreu bekommt. Und anch dort wird es verschwinden, allmählich in Abgang kommen: hier rascher, dort langsamer; aber verschwinden wird es unter den gleichen Einwirkungen von außen her. Vielleicht geht das bearnische Patois noch früher zu Ende als das baskische, und dann wird das Französische unmittelbar ans das Baskische drücken, dasselbe allmählich gegen Süden

9. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 132

1890 - Gotha : Behrend
132 Silber aus Süd-Europa. Menge vorhanden ist, kommt doch selten ein gutes Stück Fleisch auf den Tisch. Brei aus Maismehl und Wasser spielt, wie überhaupt in den südlichen Ländern, auch hier eine Rolle. Als besondere Leckerbissen werden gebackene Schnecken angesehen. Bei der Bereitung der Speisen kommt viel Paprika zur Verwendung. Außer Branntwein wird viel ein- heimischer Wein getrunken, den der Rumäne mit Wasser vermischt ge- meßt. Auf die Zubereitung desselben wird jedoch viel zu wenig Sorg- falt verwendet, weshalb er sich nicht über ein Jahr hält und manchmal so wenig Farbe hat, daß er hell wie Brunnenwasser aussieht. Immer wird, wenn man in einer rumänischen Familie seinen Besuch macht, die Cigarette angeboten. Auch Damen rauchen solche und verstehen sie eben- so geschickt zu drehen wie die Männer. Unter den kirchlichen Festen wird das Osterfest besonders glänzend gefeiert. Man bereitet sich darauf durch ein sechswöchentliches Fasten vor, spricht aber nachher schon am ersten Tage des Festes den langenlbehrten Genüssen in so unmäßiger Weise zu, daß am zweiten Feiertage fast jedem übel zu Mute ist. Die Rumänen sind in geistiger Beziehung ein gut beaulagtes, ein- sichtiges Volk, dem aber die rechte Ausdauer und Gründlichkeit abgeht. Unter den Kansleuteu Rumäniens gelten die Griechen als besonders gewandt und schlau. Die Handwerker sind in den meisten Fällen Deut- sche. Sie würden sich viel besser stehen, wenn nicht unter der ver- mögenden und gebildeten Klasse des Volkes die Unsitte bestände, Möbel, Kleider, Wagen und dergl. aus Paris, Wien und Pest kommen zu lassen. Tausende von Zigeunern sind im Lande ansässig und leben in Dörfern beisammen. Noch immer setzen sich alle Musikbanden des Landes vor- wiegend aus Zigeuueru zusammen. Mit einem gewissen Stolze spricht der Rumäne von der Hauptstadt seines Landes, die seit 1881 eine königliche Residenz ist. Bukarest liegt in einer weiten Ebene an dem schmutzigen Flusse Dimbowitza. Die Stadt ist so umfangreich wie Berlin, hat etwa 180 000 Ein- wohner, die in 16 000 Häusern wohnen und 140 griechische, römische, evangelisch-lntherische und jüdische Kirchen besuchen. Ähnliche Zahlen- Verhältnisse findet man selten. Besteigen wir den Hügel, auf welchem die Metropolit au- Kirche sich erhebt, Bukarest weithin überragend. Von hier ans wird die Stadt am häufigsten aufgenommen, denn nirgends gewährt sie ein schöneres Bild. Es ist ein eigentümlicher Anblick, reizend in Fülle und Mannigfaltigkeit. Prächtige Paläste, ein weites Häusermeer, einen Fluß, welcher sich hindurchzieht, großartige Kirchen, alles das haben die Hauptstädte unserer civilisierten Länder auch aufzuweisen, und wir haben diesen zusammengedrängten Massen, in denen kein Einzelbild sich sondert und doch auch keine künstlerische Idee das zusammengeschobene Chaos beherrscht, niemals Interesse abgewinnen können. In der Schöpfung von Bukarest waltete aber nicht die Notwendigkeit und die Spekulation, sondern Neigung und Lauue. Mit dem Räume ist nirgends gespart worden — weit genug dehnen sich ja ringsum die Steppen. Hier entstand ein Palast, dort eine Hütte; hier wurde ein

10. Bd. 3 - S. 544

1838 - Eisleben : Reichardt
544 Australien. warme Freund drr Neuseeländer, Samuel Marsden, Senior-Ka- plan der Brittischen Kolonie in Neusüdwales vorzüglich bei. Muth- voll, ohne sich durch die vielen bekannten Beispiele von bewiesener Grausamkeit der Neuseeländer abschrecken zu lassen, begab er sich 1814 in Begleitung einiger Gehülfen, nach Neuseeland und begann das schöne Werk, diese rohen Kinder der Natur für Gesittung und für das Christenthum zu gewinnen. Rangihoua, ein Neuseeländi- sches Dorf an der Nordwestseite der Jnselbai, welches unter der Herr- schaft des Marsden schon bekannten Häuptlings Tuatara stand, war der Ort, wo er die erste Mission errichtete, die Anfangs mit vielen Schwierigkeiten und Gefahren zu kämpfen hatte, sich aber doch er- halten hat und seitdem sind nun sowohl von der Anglikanischen als Wesleyianischen oder Methodisten - Missionsgesellschaft mehrere andere Missionsstationen errichtet worden, wobei sich uf Europäische Art er- baute Hauser, Kapellen, Schulen, Gürten und Felder befinden, und die zum Christenthum bekehrten Neuseeländer, welche zugleich die Eng- lische Sprache und Gebrauche angenommen haben, steinerne, getünchte und gemalte Hauser bewohnen. 1832 enthielten die damaligen 4 Niederlassungen der Missionare der Anglikanischen Gesellschaft 320 Eingeborne von meist 16 Jahren, und der sonntägige Gottesdienst war stets sehr besucht. Diese 4 Niederlassungen hießen Rangihoua, die älteste, welche nach Tcpuna verlegt werden soll, Kerikeri, Pai- hia und Waimate. Ehe die letztere, welche 1830 errichtet wor- den ist, entstand, waren die Missionare auf die Küsten beschränkt, und sie konnten es nicht dahin bringen, weiter landeinwärts festen Fuß zu fassen. Und doch war dies, wenn das Geschäft größere Aus- dehnung gewinnen sollte, durchaus nöthig; denn die Missionare muß- ten viele Meilen weit gehen, ehe sie ein Dorf der Eingebornen er- reichten. Diese hatten sich beinahe 15 Jahre lang geweigert, den Missionaren einen Wohnplatz bei ihren Dörfern im Innern einzu- räumen, und die Missionare hatten allmahlig den Gedanken daran aufgegeben. Indessen zeigte sich unerwartet eine gänzliche Verände- rung in den Ansichten der Häuptlinge und anderer einflußreichen Personen. Sie kamen jetzt von selbst, die Missionäre einzuladen, sich im Innern niederzulassen, und diese wählten die Gegend am Waima- flusse, und erbauten hier, nachdem Grund und Boden den Eingebor- nen von der Missionsgescllschaft förmlich abgekauft worden war, die neue Station Waimate, welche eine herrliche Lage hat, sich im Mittelpunkte einer zahlreichen Bevölkerung von Eingebornen befindet, so daß zahllose Dörfer derselben sich dem Blicke nach allen Richtun- gen darbieten. Nach allen Wohnplatzen der Eingebornen, ^welche mit Waimate in Verbindung stehen und zum Theil bis auf 7 M. weit nach S. W. entfernt sind, haben die Einwohner Straßen durch die Wälder gehauen, um den Missionären die Besuche bei ihnen zu er- leichtern. In den meisten dieser Dörfer sind Kapellen errichtet wor-
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