Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 299

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 299 von einem Zuge dienender Leute, einherritt. Über die Karren und Lastwagen ragte der hohe Hals eines Kamels, das um 600 auch int Franken- reich als Lastträger benutzt wurde, ja noch unter Karl dem Großen beim Bau des Königsschlosses von Aachen Steine zutrug. Auf dem Flusse führten die Frachtschiffe die Waren der Hafenstadt und die Ackerfrucht von entfernteren Gütern der Kirche nach der Stadt. Rührte sich die Stadt festlich bei einem großen Tage ihres Heiligen, dann wurden Teppiche aus den Fenstern gehängt — der Schmuck durch Blumen wird in diesen Jahrhunderten nicht erwähnt —, dann zog das Stadtvolk mit Fahnen und den Abzeichen seiner Schulen würdig auf, neben den Germanen und Inländischen auch fremde Landsleute z. B. Italiener, Syrer und Juden. Wenn ein König begrüßt wurde, sang jedes Volk in antiker Weise einen langen, schöngefügten Glückwunsch seiner Sprache, der vorher einstudiert wurde und dessen Worte für wichtig und bedeutungsvoll galten. Als König Guntram im Jahre 585 zu Orleans einzog, sang das Volk: „Es lebe der König, und seine Herrschaft mehre sich über alle Völker viele Jahre." Die Juden aber sangen: „Dich sollen alle Völker anbeten, beugen sollen sie dir das Knie, und unterthänig sollen sie dir sein." Aber den Juden war der König nicht günstig; denn bei Tische sagte er: „Diese Juden haben nicht aus gutem Herzen gesungen; sie schmeichelten mir heut in ihrem Lobspruch, weil ich ihre Synagoge, die schon lange von den Christen zerstört ist, auf öffentliche Kosten wieder aufbauen soll. Aber ich thue das nicht." Für den Beifall, den ein Germanenfürst fand, und für die Geschenke, die er beim Einzuge erhielt, war er dem Stadtvolk dankbar, er machte einzelnen Gegengeschenke und erließ der Stadt Abgaben. Denn obwohl er zuweilen gegen seine Städte harten Willen bewies, er hatte doch einige Scheu vor der Menschenmenge und vielleicht noch größere vor ihrem Geschrei. Wie ihm der freudige Zuruf wohlthat, weil er aus guten Wünschen eine gute Wirkung für sich hoffte, so fürchtete er auch die Vorbedeutung des einstudierten Zorngeschreies und die Gefahren eines lauten Fluches. Als ein Fraukenkönig mit seinen Bischöfen unzufrieden war, drohte er das Volksgeschrei gegen sie zu erregen, und als König Guntram einmal durch einen Anschlag gegen sein Leben aufgeregt war und um das Aussterben der Merowinge bangte, wandte er sich in der Kirche an das versammelte Volk und bat ernstlich, ihn nicht umzubringen, wie man mit seinen Brüdern gethan, sondern ihn wenigstens noch drei Jahre leben zu lassen, bis er seinen Neffen groß gezogen. Und diese königliche Bitte bestimmte das Volk zu lauten Wünschen für sein Heil. War der König in recht guter Laune, so gab er den Städtern auch Schaufeste. Wie der Wandalenherr in Afrika und König Leovigild in Spanien, so saß seit 543 auch der Frankenkönig im Cirkus von Arles,

2. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

3. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 252

1890 - Gotha : Perthes
252 mehrere hohe Bergzüge überschreiten, auf denen im Winter der Schnee vier bis fünf Fuß hoch lag und wo in den vom Verkehre abgeschlossenen Thälern nur friedliche Hirtenstämme wohnten. Dieser Heerzug mitten im Winter durch ein verschneites Hochgebirge, welches zum Teil unbewaldet war, brachte größere Mühseligkeiten, als man vorausgesetzt hatte und welche nur macedonische Ausdauer überwinden konnte. Weil es an Holz fehlte, nutzte man das Fleisch ungekocht genießen, Brot ganz entbehren. Dazu trat bald großer Mangel ein, denn bereits war man vierzehn Tage unterwegs, waren die Ortschaften niedergebrannt, die Herden weggetrieben, so daß die Macedonier sich von Wurzeln nähren und ihre Lasttiere verzehren mußten, um nicht Hungers zu sterben. Diese Not steigerte sich noch, als wegen des Futtermangels und des anstrengenden Marsches die meisten Pferde und Kamele fielen, bis man am fünfzehnten Tage in traurigstem Aufzuge die baktrische Grenzstadt Drapsaka erreichte. Als Bessus von der Annäherung Alexanders hörte, floh er aus Baktra über den Oxusfluß, wo er alle Fahrzeuge ver- brennen ließ, in das Land der Sogdianer, wogegen sich die Baktrier dem Macedonier unterwarfen. Wüsten und Gebirge schützten Sogdiana, diese nordöstliche Provinz des Perserreiches und Heimat eines kriegerischen Volkes; dazu hatten massagetische und scythische Reitervölker der angrenzenden Steppe, selbst indische Fürsten Hilfe zugesagt, so daß Bessus sich hier zu halten hoffen durfte. Nach beschwerlichen Märschen durch Einöden erreichte Alexander den reißenden Strom Oxus. Hier aber fehlte es an Fahrzeugen, konnte man den Fluß wegen seiner Breite und Tiefe weder durchwaten, noch eine Brücke über ihn schlagen, weil es an Holz mangelte und der Fluß ein weiches Sandbett hatte. Bessus schien gerettet; doch Alexander wußte auch hier Mittel zu finden, um seinen Willen durch-

4. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 52

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
58 Ii. Zeitr. Das Mittelatter. Von 768 bis 1517. daß sich m dem heutigen Sinne des Wortes ein deutsches Voll, die deutsche Nationalität bilden konnte. Doch bedeutete das Wort deutsch noch lange nur die Sprache, die Volkssprache im Gegensatz zur lateinischen (diutisk von diota Volk), erst im Anfange des 11. Jahrh, begannen unsere Vorfahren sich als deutsches Volk zu bezeichnen in demselben Sinne, wie wir den Ausdruck brauchen. Also der äußere Zusammenschluß aller reindeutschen Stämme in einem Reiche und ihre Abschließung gegen ihre romanischen Nachbarn, das ist die Bedeutung des Mersener Vertrages, der zum ersten Male die Grenzen zwischen einem französischen und deutschen Reiche gezogen hat, Grenzen, die zum Theil im jüngsten Frieden wiederhergestellt sind. 29. Die Zeiten der letzten Karolinger in Deutschland. 843—911. Die Nachkommen Karls des Großen, oder die Karolinger, herrschten in Deutschland noch 68 Jahre, bis 911. Sie waren: Ludwig der Deutsche (843-876), Karl der Dicke (876-887), Arnulf (887-899) und Ludwig das Kind (899—911). Der erste Ludwig hielt im Ganzen noch gute Ordnung und wußte sein Erbtheil auch gegen die auswärtigen Fernde wohl zu vertheidigen; aber die Zeit der drei letzten Regierungen gehört zu den unglücklichsten Zeiträumen, die unser Vaterland je betroffen haben. Deutschland war fast von allen Seiten von Feinden bedrängt. Von Osten her, aus Mecklenburg, Pommern, Brandenburg, der Lausitz und Böhmen, machten die slavischen Völker fortwährend verheerende Raubzüge in Deutschland. Von Norden kamen oft zahlreiche Raubgeschwader der Normänner aus Dänemark, Schweden und Norwegen, fuhren auf den großen Flüssen bis tief in die Länder hinein und verheerten und plünderten alles umher aus. Auf dem Rheine sind sie bis nach Köln und Bonn vorgedrungen. ^ Zu diesen Feinden kamen zuletzt auch noch die Ungarn, eigentlich Magyaren (Madscharen), ein wildes Räubervolk aus Asien, welches sich im jetzigen Ungarn festgesetzt und die dort noch vorhandenen Avaren unterjocht hatte. Auf ihren leichten Pferden kamen die Schaaren dieses wilden Volkes wie ein verwüstend« Sturmwind bald über die eine, bald über die andere deutsche Provinz, wütheten mit Feuer und Schwert und führten meistentheils Tausende von Gefangenen jeden Standes und Alters als Sclaven mit sich fort. Ehe noch an eine kräftige Vertheidigung gegen sie gedacht werden konnte, warm sie schon wieder verschwunden und das Unglück war geschehen. Es war auch nicht gut mit ihnen zu fechten, denn sie hielten zum regelmäßigen Gefecht nicht Stand, sondern griffen bald an, bald flohen sie und schossen im Fliehen ihre Pfeile aus horne-nen Bogen mit solcher Gewalt rückwärts, daß man ihnen schwer ausweichen konnte. Uebrigens waren sie klein, häßlich von Ansehen und von barbarischen Srttem Diese Feinde kamen zuerst unter dem letzten Karolingischen Könige Ludwig, der von seiner Jugend den Beinamen das Kind erhalten hat. Der vorige König Arnulf hatte die Ehre der deutschen Waffen noch durch eine glückliche Schlacht gegen die Normänner bei Löwen gerettet; nun aber ging sie ganz verloren. Die Ungarn verheerten regelmäßig jedes Jahr eine der deutschen Pro-

5. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 131

1794 - Gotha : Ettinger
\ Ix. Italien. 131 ix. Italien. A. Allgemeine Geschichte desselben. 1. Italien wird größtentheils von deutschen Völkern unterjocht. Westgothen unter dem Manch bis 412. Heruler unter demodoacher 476. Ostgvthen unter Dietrich dem Großen 495. Residenz zu Ravenna. Griechische Kaiser seit 552. Die Ostgothett wurden vom K. Iustinian verdrängt. Exar- chen zu Ravenna. Longobarden seit 56z. Ursprung der neuern Italiener und ihrer Sprache. 2. Italien kömmt unter die Herrschaft der Ca- rolinger. Schon Pipin bekriegte die Longobarden, und 7^4 nahm ihnen das Exarchat weg. Karl der Große zwang den longobardischendie- 771 trich, ein Mönch zu werden. Auch stellte er die abendländische Kaiserwürde wieder her. Nach Karls Tode wurde sein Enkel Bernhard 814 König von Italien. Diesem ließ sein Onkel Kaiser Ludwig der Fromme die Augen aus- 8l7 stechen. Durch den Vertrag zu Verdun wurde Italien 84z dery ältesten Sohne Ludwigs des Frommen, dem Kaiser Lothar, zu Th?il. Dieser hatte I - wie-

6. Kleine Geschichte von Ostfriesland für die Schule und das Haus - S. 35

1826 - Emden : Woortman
Kreuzzüge der Friesen rc. 35 9. Rreuzzüge der Friesen nach dem heiligen Lande. Schon dem ersten Kreuzzuge der Deutschen im Jahr 1097, unter Anführung des Herzogs von Lothringen, Gottfried von Bouillon, wohnten viele Friesen bei. Ein gcwister Eelkc Lyaukma war zuerst General über 3000 Mann friesischer Kreuzfahrer, dann nach der Eroberung von Nicaa sogar zum Kommandanten die- ser Stadt ernannt. Auch Jerusalem half er mit ero- bern. Das Glück und der Ruhm der Friesen mun- terte viele ihrer Landsleute auf, ihnen in das heilige Land zu folgen. Unter ihnen kommen schon die noch heutiges Tages in Lstfricsland vorhandenen Namen Kam minga und Okkinga vor. — Gegen das En- de des zwölften Jahrhunderts nahmen die Friesen wie- derum Theil an Den Zügen nach Palästina. In Ver- bindung mit den Danen rüsteten sie 50 Schiffe aus und vereinigten sich mit den Flotten der Holländer und Flandcrcr, richteten aber nichts aus. Bedeuten- der war der zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts unternommene Krcuzzug. Eine große Menge von Menschen, sogar ganze Schaarcn von Weibern, auf allen Sceküstcn der friesischen Provinzen, ließen sich von dem geistlichen Schwindel bcthören und sich mit dem Kreuze zeichnen. Die friesische Krcuzflottc bestand aus achtzehn Segeln. Schon in Spanien eroberten und plünderten sie einige von Mauren bewohnte Städ- te. Der Ruf von ihrer Grausamkeit ging ihnen voran nach Aegypten. Hier eroberten sie die Stadt Dami- ctte, die sie aber in dem mit dem Sultan geschloffe- nen Frieden wieder zurückgcben mußten und also nichts gewonnen hatten. Verdrießlich darüber suchte der Pabst bald einen neuen Kreuzzug zu erregen. Die Bremer

7. Kleine Geschichte von Ostfriesland für die Schule und das Haus - S. 36

1826 - Emden : Woortman
36 und Friesen, die sich, nach der schmeichelhaften Be- merkung des heiligen Vaterö, „vor andern Nationen ausgezeichnet hatten", wurden von ibm in einem be- sondern Schreiben dazu eingeladen. Die Friesen rüste- ten also wieder eine Flotte aus, womit sie im Jahre 1227 von der Insel Borkum, ihrem Sammelplätze, aus in See stachen. Von diesmaligen Hcldenthaten der Friesen schweigt indeß die Geschichte. Auch dem letzten Kreuzzuge nach dem heiligen Lande im Jahr 1269 wohnten die Friesen mit bei, ließen aber dies- mal ihre Weiber und Töchter, die vorhin als wackere Amazonen mitgefochten hatten, daheinr. Zwar hatten sie Tunis mit belagern helfen und sich in Ptolemais und Tyrus vortheilhaft ausgezeichnet; allein nur sehr wenige von ihnen kamen, nackend und ausgemergelt, zu den Ihrigen zurück. — So hatten denn die Kreuz- züge auch unserm Varerlande den Kern der besten Mannschaft entzogen, die Reichrhümer unserer Vor- fahren in ein entferntes Land geschleppt, wo sie zum Triumph des Aberglaubens und zur Schande der Ehri- ftenheit ewig vergraben liegen. 10. Charakter-Gemälde der priesen dieses Zeitraums. Obgleich die Friesen in diesem Zeitraum nianche Ver- änderungen in Hinsicht ihrer bürgerlichen Verfassung erlitten und bei den häufigen Einfallen der Norman- ner so wie auf ihren Zügen nach dem heiligen Lande mir mancher fremden Sitte und Gewohnheit bekannt wurden, so behielten sie doch immer ihren volksthüm- .lichen Charakter rein und unvermischt bei. Der Friese hatte in der Regel nicht den geringsten Umgang mit Fremden, ja er duldete sie nicht einmal innerhalb sei- ner heimathlichen Granzen. Um die Fremden gleich ken-

8. Der Jugendfreund für Schule und Haus - S. 272

1841 - Gütersloh Erfurt : Martinsstift Bertelsmann
Gefolge, überhaupt Alie/ die durch Natur oder durch ü' gend einen Vertrag mit einander verbunden waren. Schande galt bei ihnen m?hr als die Strafe selbst, und überhaupt vermochten bei ihnen die guten Sitten nicht, als anderswo die Gesetze. So muß es sein, wenn ein Volk wahrhaft frei und glücklich sein will! 3. Der Deutschen Gefahr. Die Römer hatten sich nach und nach an den Ufern des Rheines immer mehr festgesetzt, aber in das Innere unse* res Vaterlandes waren sie nicht gekommen. Unter der gierung des ersten römischen Kaisers Augustus jedoch wur^ den ihre Absichten gefährlicher. Im Jahre 12 vor Chr. Ge- macht sich des Kaisers Stiefsohn Dru sus mit einem au^ gesuchten Kriegsbeere auf, unser Nieder - Deutschland, das ist vorzüglich Westphalen und Niedersachsen, zu erobern- Vom Niedcrrheine aus hat er vier Züge an den Ufern der Lippe und der Ems hin, bis zur Weser, und einmal s gar bis an die Elbe gemacht, und, wo er durchzog, das Land verheert. Er war ein tapferer Kriegsheld und wußtr seine Sachen klug einzurichten, so daß die einzelnen Völ- kcrschaften, aüf welche er stieß, ihm nicht wiederstehen könn- ten. Es waren Völker vom sächsischen Stamme, die noch keinen gemeinschaftlichen Bund unter einander, und noch weniger einen allgemeinen König und Anführer hatten. Da waren die Siga mb rer, zwischen der Sieg, der Lippe und dem Rhein, im jetzigen Bergischcn; die Brukterer an der Ruhr und Lippe bis zur Ems, in der Grafschaft Mark; die Marsen und Amsibarier im Münsterschen; dann weiter nach der Weser zu und jenseits, bis in das Harz^ gebirge, die Cherusker, das tapferste und mächtigste Volk von allen; weiter an der Weser hinunter die Kauchen, und endlich an der Nordsee die Friesen. Mit allen bk' sen bat Dru sus zu thun gehabt. Sie konnten einzeln gegen die Übermacht der Römer keine Hauptschlacht wagen, son^ dern wichen nur, wo diese herzogen, mit Weibern und Kin^ dern und ihren Heerden in die dicken Wälder zurück un^ gaben den Feinden ihre Hütten zum Verbrennen preis. Das ¡ Vordringen ging für diese also leicht genug, und sie fanden in den verlassenen Hütten auch Lebensmittel genug für dce Tage des Durchziehcns. Aber nun standen sie an der Grenzt

9. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 37

1890 - Gotha : Behrend
Die russischen Ostseeprovinzen. 37 Boden geebnet, und die Wagen rollen dort zeitweise über die nackten Fließen dahin. Für das Unterkommen der Reisenden dagegen ist auf den Poststationen höchst bescheidene Fürsorge getroffen. Man gewinnt aus der Einfachheit und Ärmlichkeit vieler dieser Unterkunftsstellen ein recht trübes Bild von den Kulturbedürfnissen der Bevölkerung und glaubt sich in einem noch weniger zivilisierten Lande, als es wirklich der Fall ist. Bei meiner ersten Fahrt über diese endlosen Flächen, die rings ein dunkler Wald besäumt, über diese menschenleeren Wege hin und an diesen strohbedeckten, zum Teil ihrem ursprünglichen Herbergszweck ent- zogenen Krügen vorüber, wnrde es mir so recht klar, daß es nur die Gleichförmigkeit und die Einsamkeit, sowie der Mangel jedes anregenden und aufregenden Erlebnisfes ist, was den Reisen in Esthland ihren Charakter giebt. Die Phantasie hat hier Zeit genug, an die vereinzelten menschlichen Wohnsitze, an die dürftigen Bauernhäuschen oder an die hohen Dächer gutsherrlicher Schlösser ihre Spiele zu knüpfen. Ziehen noch dazu Frühlingsstürme oder herbstliche Wolkenschatten über diese Ebenen hin, dann erscheint das Land als die natürliche Heimat jener wehmütigen Volksweisen, welche es hervorgebracht hat. Und wahrlich! Jüngling wie Greis, Schulmädchen wie Schloßfrau, Efthe wie Deutscher: was in Esthland geboren oder erwachsen, trägt einen Zug weicher Em- psindnng in seinem Gemüte. Etwa eine Stunde war ich durch deu taufrischen Morgen dahin- gefahren: in den wenigen Häusern, im Pastorat am Wege lag noch alles im tiefen Schlafe, und weder Mensch noch Fuhrwerk waren mir begegnet. Nur noch eine Weile und es wurde lebhafter auf der Straße; zahlreiche Fußgänger schritten vor uns daher, und von den Seiten- wegen lenkten Fuhrwerke ein, die sich, wie die Fußreisenden, sämtlich nach der gleichen Richtung hin bewegten; das Ziel dieser Fahrenden und Wanderer ist die vor uns liegende Kirche von Karnsen. Alle be- geben sich zum Morgengottesdienst, und vor der Kirche herrscht bereits volles, buntes Leben. Gefährt steht neben Gefährt; in Gruppen haben sich die Bauern zusammengesetzt: Frauen ordnen ihr Schuhzeug oder versorgen seitab ihre Säuglinge. Das Bild ist sarbenglänzend, wie die Volksfeste des Südens; denn der Esthe liebt in seiner Tracht kräftige Farben. Der Rock des Mannes ist braun, oft mit rotem Saum und kleinen silbernen Knöpfen verziert, während die Kniehose rot oder farbig ge- streift, der Strnmps blau ist. Die Mützen der Frauen und der Kops- reif der Mädchen, welche von steif gespanntem, glänzendem Atlas gefertigt werden, zeigen meist helle und leuchtende Farben und sind mit breiten, bunten Schleifen und Bändern geziert. Das weiße Ober- hemdchen trägt vielfach Stickereien von Seide und Flittern. Prachtstück ist aber der Rock. Von der Hüfte abwärts ist er mit zollbreiten Streifen farbigen Tnches verziert, dazwischen mit feinen weißen und

10. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 101

1890 - Gotha : Behrend
Die heutigen Türken und Griechen. 101 Beamtentum treten, sind gezwungen, französisch zu lernen. Doch giebt es manchen gewesenen Großvezier, der nur türkisch spricht. Selbst in den größeren Städten zeigt sich diese Abneigung gegen fremde Sprachen, und in Smyrna, einer Stadt von 209,000 Einwohnern, von denen 25,000 Türken sind, sind nur wenige zu finden, die griechisch sprechen. Nur in Kreta und Thessalien ist das anders. Wenn man eine Volkscharakteristik macht, so muß man die großen Massen dauernd beobachten, auf Eindrücke von einzelnen, die einem hier und da begegnen, darf man sein Urteil nicht basieren — dies wird nach der Verschiedenheit der Individualität verschieden ausfallen. Ein ganzes Volk mit einigen Zügen zu charakterisieren, wird immer schwer sein; man wird niemals mit andern Beobachtern genau übereinstimmen, am wenigsten im Orient, wo die Kontraste so nahe einander berühren. Im allgemeinen kann man aber sagen, daß der Türke, solange er nicht Beamter, sondern einfacher Bürger, Bauer oder Handwerker ist, und nicht zuviel mit Christen in Berührung gekommen ist, im Ver- gleich mit andern Nationen, zumal mit Griechen und Armeniern, von Natur aus als erste Eigenschaft Ehrlichkeit und Geradheit besitzt. Diese Eigenschaft wild und kann niemand bestreiten. Aber eins geht ihm ganz ab: die Schlauheit, obschon er wohl viel gesunden Menschenverstand und ein richtiges Urteil besitzt. Die Türken taugen zu Geldgeschäften gar nicht, sie sind deshalb auch meistens sehr arm. Ihre Hauptbeschäftigung ist Ackerbau und Viehzucht. Die Gewerbe, die sie früher betrieben, sind zum größten Teil in die Hände der Europäer übergegangen. Nur die Teppichfabrikation ist ihnen noch geblieben, aber auch daran wird schon in Europa gefälscht. Die Tuchfabrikation haben längst Deutsche und Engländer, die Seidenwirkerei die Schweizer ihnen abgenommen. Wenn eine Dame einen echten Smyrnaer Kefte oder Bashlik zu besitzen glaupt, so kann sie gewiß sein, er war von der Schweiz eingeführt, wie ebenso alle Arten von baumwollenen Tüchern. Mit den europäischen Maschinen können die armen Türken eben nicht konkurrieren. Was ihnen noch geblieben ist, ist Sattlerei, die Kupfer- und Eisenschmiederei, Kistenmachen, von andern Handwerken kaum etwas mehr als Verfertigung von Holzschuhen und rohen Stiefeln; nun hat sich aber auch das Schmieden auf das Beschlagen der Pferde und Maulesel reduciert. Dazu kommt, daß die Türken keine Schiffer sind, und zur See beständig Unglück haben, dagegen mit den Karawanen, den Kamelen zu ziehen, das ist ihr Fach. Da sitzt der Türke kauernd auf seinem Esel, ^ an den die Kamele, eins hinter dem andern angebunden sind, und läßt Sonne oder Regen gleichmütig auf sich herabwirken. Von Natur wenig dazu geeignet, sich nützlich zu machen, sorgt er für morgen nicht, wenn er nur heute zu essen hat, daher kommt es, daß die Türken nach und nach überall verarmen. Freilich kann man nicht geradezu sagen, daß sie träge seien, denn sind sie erst bei der Arbeit, dann arbeiten sie unverdrossen weiter; aber irgend etwas aus sreiem Antrieb beginnen, etwas unternehmen, das geht gegen ihre Natur.
   bis 10 von 31 weiter»  »»
31 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 31 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 1
4 1
5 10
6 1
7 2
8 0
9 2
10 11
11 2
12 0
13 0
14 1
15 0
16 8
17 1
18 0
19 1
20 0
21 0
22 14
23 1
24 3
25 0
26 0
27 0
28 1
29 0
30 1
31 0
32 0
33 2
34 0
35 0
36 1
37 11
38 1
39 2
40 1
41 1
42 0
43 1
44 0
45 3
46 2
47 0
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 89
2 2
3 22
4 12
5 8
6 2
7 17
8 24
9 33
10 3
11 7
12 12
13 9
14 17
15 12
16 102
17 267
18 9
19 91
20 17
21 77
22 13
23 171
24 13
25 6
26 15
27 3
28 56
29 18
30 5
31 13
32 7
33 4
34 12
35 4
36 25
37 16
38 15
39 91
40 11
41 24
42 43
43 30
44 5
45 53
46 3
47 5
48 8
49 7
50 0
51 52
52 23
53 2
54 144
55 9
56 20
57 14
58 7
59 24
60 3
61 5
62 3
63 0
64 11
65 69
66 13
67 7
68 56
69 8
70 12
71 21
72 33
73 14
74 11
75 40
76 78
77 165
78 8
79 6
80 17
81 8
82 104
83 156
84 27
85 26
86 9
87 91
88 29
89 6
90 7
91 67
92 173
93 8
94 200
95 27
96 22
97 13
98 123
99 12

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 47
1 11
2 5
3 3
4 2
5 4
6 62
7 3
8 1
9 0
10 10
11 8
12 17
13 7
14 11
15 0
16 1
17 0
18 3
19 18
20 56
21 0
22 0
23 1
24 15
25 19
26 0
27 2
28 19
29 9
30 0
31 16
32 34
33 28
34 30
35 0
36 0
37 2
38 12
39 3
40 3
41 0
42 11
43 63
44 0
45 6
46 7
47 19
48 29
49 0
50 11
51 6
52 4
53 8
54 8
55 0
56 1
57 1
58 6
59 46
60 3
61 1
62 4
63 1
64 5
65 2
66 2
67 0
68 2
69 0
70 2
71 0
72 1
73 0
74 3
75 10
76 27
77 0
78 15
79 0
80 3
81 62
82 15
83 57
84 11
85 11
86 20
87 38
88 6
89 21
90 2
91 15
92 0
93 9
94 3
95 11
96 5
97 1
98 4
99 4
100 16
101 36
102 12
103 12
104 112
105 1
106 2
107 21
108 3
109 51
110 8
111 2
112 11
113 45
114 27
115 27
116 3
117 2
118 3
119 42
120 11
121 10
122 3
123 82
124 10
125 30
126 15
127 165
128 6
129 16
130 4
131 32
132 4
133 28
134 136
135 2
136 37
137 12
138 17
139 14
140 3
141 0
142 45
143 17
144 1
145 8
146 1
147 1
148 3
149 1
150 0
151 3
152 80
153 21
154 19
155 12
156 2
157 0
158 0
159 254
160 5
161 0
162 0
163 0
164 1
165 12
166 58
167 7
168 15
169 3
170 0
171 0
172 3
173 77
174 0
175 189
176 4
177 84
178 20
179 27
180 1
181 0
182 9
183 46
184 65
185 57
186 14
187 48
188 33
189 22
190 1
191 4
192 14
193 72
194 4
195 50
196 22
197 3
198 1
199 4