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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 299

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 299 von einem Zuge dienender Leute, einherritt. Über die Karren und Lastwagen ragte der hohe Hals eines Kamels, das um 600 auch int Franken- reich als Lastträger benutzt wurde, ja noch unter Karl dem Großen beim Bau des Königsschlosses von Aachen Steine zutrug. Auf dem Flusse führten die Frachtschiffe die Waren der Hafenstadt und die Ackerfrucht von entfernteren Gütern der Kirche nach der Stadt. Rührte sich die Stadt festlich bei einem großen Tage ihres Heiligen, dann wurden Teppiche aus den Fenstern gehängt — der Schmuck durch Blumen wird in diesen Jahrhunderten nicht erwähnt —, dann zog das Stadtvolk mit Fahnen und den Abzeichen seiner Schulen würdig auf, neben den Germanen und Inländischen auch fremde Landsleute z. B. Italiener, Syrer und Juden. Wenn ein König begrüßt wurde, sang jedes Volk in antiker Weise einen langen, schöngefügten Glückwunsch seiner Sprache, der vorher einstudiert wurde und dessen Worte für wichtig und bedeutungsvoll galten. Als König Guntram im Jahre 585 zu Orleans einzog, sang das Volk: „Es lebe der König, und seine Herrschaft mehre sich über alle Völker viele Jahre." Die Juden aber sangen: „Dich sollen alle Völker anbeten, beugen sollen sie dir das Knie, und unterthänig sollen sie dir sein." Aber den Juden war der König nicht günstig; denn bei Tische sagte er: „Diese Juden haben nicht aus gutem Herzen gesungen; sie schmeichelten mir heut in ihrem Lobspruch, weil ich ihre Synagoge, die schon lange von den Christen zerstört ist, auf öffentliche Kosten wieder aufbauen soll. Aber ich thue das nicht." Für den Beifall, den ein Germanenfürst fand, und für die Geschenke, die er beim Einzuge erhielt, war er dem Stadtvolk dankbar, er machte einzelnen Gegengeschenke und erließ der Stadt Abgaben. Denn obwohl er zuweilen gegen seine Städte harten Willen bewies, er hatte doch einige Scheu vor der Menschenmenge und vielleicht noch größere vor ihrem Geschrei. Wie ihm der freudige Zuruf wohlthat, weil er aus guten Wünschen eine gute Wirkung für sich hoffte, so fürchtete er auch die Vorbedeutung des einstudierten Zorngeschreies und die Gefahren eines lauten Fluches. Als ein Fraukenkönig mit seinen Bischöfen unzufrieden war, drohte er das Volksgeschrei gegen sie zu erregen, und als König Guntram einmal durch einen Anschlag gegen sein Leben aufgeregt war und um das Aussterben der Merowinge bangte, wandte er sich in der Kirche an das versammelte Volk und bat ernstlich, ihn nicht umzubringen, wie man mit seinen Brüdern gethan, sondern ihn wenigstens noch drei Jahre leben zu lassen, bis er seinen Neffen groß gezogen. Und diese königliche Bitte bestimmte das Volk zu lauten Wünschen für sein Heil. War der König in recht guter Laune, so gab er den Städtern auch Schaufeste. Wie der Wandalenherr in Afrika und König Leovigild in Spanien, so saß seit 543 auch der Frankenkönig im Cirkus von Arles,

2. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 216

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
216 30. Theoderick der Große als Ariegsheld. Als der Ostgotenkönig in großem Thing den folgen- schweren Plan seinem Volke mitteilte und es um seinen Willen befragte, da erscholl lauter Jubel. Und noch in demselben Jahre (488) brachen die Ostgoten auf mit aller ihrer beweg- lichen Habe, mit Weibern und Kindern, die sie auf zahllosen Wagen mit sich führten, mit Knechten und Mägden, Rossen und Rindern. Es mögen etwa 300000 Menschen gewesen sein. Langsam und schwerfällig bewegte sich der Zug am südlichen Donauufer aufwärts. Oft mußte man sich mit dem Schwert den Weg durch räuberische Slavenhorden bahnen. Auch die Gepiden beunruhigten die Wanderer; es kostete schwere, blutige Arbeit sie zurückzuwerfen. Dann ging es dem Lauf der Save entgegen. Der Winter, wo man rasten mußte, brach herein, Hunger, Kälte und Mangel erzeugten Krankheiten, die viele Jugendliche und Gebrechliche hinrafften. Aus sicherem Hinterhalte brachen die Bergbewohner unauf- hörlich hervor. Wahrlich, es war ein dornenvoller Weg, der zum verlockenden Ziele führte. Fast ein Jahr lang dauerte die Wanderung. Da endlich neigte sich der Gebirgs- pfad abwärts und sie stiegen auf steilem Wege hinab zum Flusse Jsonzo, der Italiens Grenze bezeichnete. Hier an der Schwelle seines Hauses trat ihnen Odowaker entgegen. Es war am 28. August des Jahres 489, als die Ostgoten in unwiderstehlichem Ansturm die unbesiegten Scharen des tapsern Söldnerkönigs in die Flucht schlugen und sich den Eintritt in Italien erzwangen. Bis nach Verona zog sich Odowaker zurück. Vor dieser Stadt, welche die Deutschen später Bern nannten, wurde am 30. September eine zweite, noch viel blutigere Schlacht geschlagen. Hoch zu Roß kämpfte Theoderich im königlichen Waffenschmuck in den vordersten Reihen der Seinigen und errang den Sieg. Und von diesem Siege und weil er später gern in Verona weilte, führt er in der Sage den Namen Dietrich von Bern. Nach furchtbaren Ver- lusten stoh der Söldnerköuig nach Rom; aber treulos ver- schloß die Stadt, der er so manche Wohlthat erzeigt hatte, dem vom Glück verlassenen Herrscher die Thore. Noch nie seit einem Jahrhundert hatte sich die italienische Bevölkerung

3. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 194

1882 - Gütersloh
194 Friedrich Wilhelm, Kronprinz. namens Pohl, welcher seine Kräfte überschätzte, geriet in Todesnot. Der Kronprinz, welcher auch babete, stand auf einem Floß im Babemantel und sah den Zöglingen zu. Da gewahrte er, wie Pohl am versinken ist. Wie der Blitz stürzte sich der Kronprinz in die Flut, teilte mit kräftigen Armen die Wellen und schwamm eilig der Stelle zu, wo Pohl mit dem Tode rang. In demselben Augenblick, als der Kronprinz bei dem Versinkenden eintraf, war auch ein Unteroffizier mit einem Nachen an der Unglücksstelle angekommen, und der Kronprinz hob den Geretteten in den Nachen. So setzte er das Leben ein, um einen Mitmenschen vom Tode zu erretten. Diese That steht in unserm Fürstenhause aber nicht vereinzelt da. Als Prinz Friedrich Karl in Bonn studierte, sah er, wie ein Bonner Knabe mit Namen Franz Nettekoven in den Rhein stürzte. Prinz Friedrich Karl sprang unentkleidet dem unglücklichen Knaben nach und entriß ihn den gierigen Wellen. Der König verlieh dem hochherzigen Retter für diese edle That die Rettungsmedaille am orangefarbenen Band, gewiß der schönste Orden, der die Brust dieses kühnen und gefeierten Feldmarschalls schmückt. 5. Der Kronprinz zog zum andern Mal Und einen frischen Lorbeer fand Bei Wörth zum Kampf den treuen Der Heerbann aus dem Bayerland. Stahl. Gefangen sind viertausend Mann, Wie war der Stahl so scharf und blank! Ein Adler, der nicht fliegen kann, Magentas Ruhm in Trümmer sank, sßort den Kanonen dreißig Stück, Der Preuße fuhr wie's Wetter her, Magenta zog sich wund zurück. Der Bayer schoß die Donner schwer; Der Kronprinz hat uns kommandiert, So schlug das Uugewitter drein — Der Kirchbach grimmig attakiert, Das mußten deutsche Hiebe sein! Den Bose*) schmerzt die Wunde Da thaten sich mit Macht hervor nicht — Der Preußen fünft und elftes Korps, Hei! deutsche Hiebe hageldicht! *) v. Kirchbach, Befehlshaber des 5. Armeekorps, wurde bei Weißenburg verwundet, kommandierte aber schon bei Wörth wieder, v. Bose, Befehlshaber des 11. Armeekorps, wurde bei Wörth verwundet, setzte aber sein Kommando fort, ohne die Wunde verbinden zu lassen. Magenta — Mac Mahon, Herzog von Magenta.

4. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 48

1890 - Gotha : Perthes
48 denn man beschuldigte den Themistokles des Geldunterschleifs und der Bestechlichkeit. Traurig sah es im verwüsteten Attika aus. Die Ortschaften waren verwüstet, Athen ein Schutthaufen ohne Mauern und Tempel. Man richtete sich notdürftig ein und begann den Aufbau der Stadtmauern, fand in der Burg manche Trophäen und rauchgeschwärzte Götterbilder wieder, und der Ölbaum der Athene, der bis auf den Stumpf niedergebrannt war, trieb einen neuen Sproß. Da die Küstenstädte am Marmarameer sich von Persien lossagten, mußte Mardonius gegen sie ziehen, eroberte Olynth und ließ die ganze Bevölkerung niederhauen. Etwa l £ Meile davon lag Potidäa auf dem Halse einer Halbinsel, den eine Mauer sperrte. Die Perser belagerten die Stadt und fanden darin Verräter, welche Stadt und Halbinsel ausliefern wollten. Die Briefe, welche Perser und Verräter wechselten, legte man in die Kerbe nnes Pfeiles, den man nach einem bestimmten Orte abschoß. Da traf einst der Pfeil des Persers aus Versehen einen auf der Mauer stehenden Potidäer in die Schulter. Man leistete ihm Hilfe, fand dabei den Brief und strafte die Verräter. Schon lagen die Perser drei Monate vor der Stadt, da trieb eines Tages ein heftiger Landwind das Meer weit vom Strande zurück. Dies benutzten die Perser, eilten nach dieser Seite der Stadt, wurden aber vom zurückkehrenden Meere überrascht, ertranken oder wurden von den Städtern erschlagen, die auf Böten herbeieilten. Weil alle Unternehmungen mißlangen, mußten die Perser endlich abziehen. Inzwischen suchte Mardonius durch Unterhandlungen Argos und Athen auf seine Seite zu bringen, um die Griechen durch Mißtrauen untereinander zu entzweien. Doch die Aihener kamen dem zuvor, denn sie hörten die Anträge der Perser nur in Gegenwart spartanischer Gesandten an und wiesen sie dann kurzweg ab. Trotzdem rührten sich die Spartaner nicht, ihre

5. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

6. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 288

1890 - Gotha : Perthes
288 nun verdreifachen die Indier ihre Angriffe. Ganze Schwärme von Pfeilen fliegen heran und schlagen prasselnd an die Schilde, mit denen Leonnatus und Prucestes auf je einer Seite den am Boden liegenden König decken. Unaufhörlich sauft Pfeil auf Pfeil heran, trifft klappernd an die Schilde der beiden Macedonier, welche auch bereits zu ermatten beginnen und nur mühsam ihre Schilde aufrecht erhalten. Hilf- und fast wehrlos stehen sie einsam in der feindlichen Stadt, vor sich die Unmenge der Feinde, zu ihren Füßen den verblutenden König. Sie halten sich für verloren und sind bereit, mir ihrem Könige und für denselben zu sterben. Ihre Kräfte schwinden bei dem ungleichen Kampfe, der sie wehrlos macht, sie fangen bereits an zu wanken, der Schild droht dem matten Arme zu entgleiten, da im letzten Augenblicke kommt Hilfe, steigen Macedonier über die Mauer nieder in die Stadt. Vor den Mauern der Stadt hatte inzwischen das Heer in größter Unruhe gestanden, den König in die Stadt springen sehen und das Freudengeschrei in derselben gehört. Alexander war verloren, wenn er nicht schleunigst Beistand erhielt. Aber wie über die Mauer kommen? Jede Minute des Zögerns bedrohte das Leben des Königs. Da galt es schnelles, tolles Wagen: Matt schlug Pflöcke in die Mauer als Sprossen zum Aufsteigen, stellte sich auf dieselben und ließ Kameraden auf die Schultern treten, bis sie die Mauerzinnen erreichten. Die oben Angekommenen sehen den König am Boden liegen, neben ihm den Abreas, sehen auch den Prucestes fallen, schreien laut auf vor Jammer und Zorn, springen sofort hinab in die Stadt, stellen sich vor ihren König, rücken dicht verschildet vor und drängen die Indier zurück. Dies alles war das Werk von wenigen Minuten. Andere reißen die Burgthore auf, heben deren Flügel aus den Angeln und stürzen unter Geschrei der Wut in die Burg, wo sie ohne Unterschied erschlagen, was sie

7. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 289

1890 - Gotha : Perthes
289 mit Schwert und Lanze erreichen können. Inzwischen trägt man den König aus seinem Schilde hinaus ins Lager und versucht, den Pfeil aus der Wunde zu ziehen. Ein Widerhaken verhindert dies. Bei dem Schmer; dieses Zerrens am Pfeil erwacht Alexander aus der Ohnmacht und bittet, mit seinem Schwerte die Wunde zu erweitern, um den Pfeil herausziehen zu können. Man thut es und entfernt glücklich den Pfeil. Doch nun ergießt sich reichliches Blut, sinkt Alexander wieder in Ohnmacht, stehen seine Freunde weinend um sein Bett, die Macedonier jammernd vor dem Zelt und verbringen alle eine sorgenreiche Nacht. Als die Nachricht von des Königs schwerer Verwundung zu den entfernt garnisonierenden Regimentern gelangte, rief sie allgemeine Mutlosigkeit hervor. Wer sollte das Heer nun heimführen durch weite Provinzen, über Gebirge und Ströme, durch Wüsten und kriegerische Völker d Man war so verzagt, daß man die Meldung des Königs, er werde bald im Lager er-scheinen, nicht glaubte, dieselbe vielmehr für ein Machwerk der Generale hielt, um die Gemüter zu beruhigen. Denn allgemein hielt man Alexander für tot. Indessen war die Wunde nach sieben Tagen so weit geheilt, daß Alexander außer aller Gefahr war und sich zum Heere begab, um etwaigen Unordnungen infolge falscher Berichte vorzubeugen. Er ließ sich nach dem Flusse und auf eine Jacht tragen, auf derselben ein Zelt errichten und sich ohne Ruderschlag den Fluß hinabtreiben, so daß er nach vier Tagen das Lager des weiter vorgerückten Heeres erreichte, wo noch viele überzeugt waren, man bringe nicht den lebenden, sondern den toten König. Tausende standen am Ufer und erwarteten in großer Erregung die Jacht mit dem Purpurzelte, welche bald auch aus der Uferwaldung hervorschwamm. Als sie dem Lager näher gekommen war, ließ Alexander das Zelt wegnehmen, damit ihn alle sehen könnten, und breitete Körner, Die Kämpfe im Altertum. 19

8. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 301

1890 - Gotha : Perthes
301 Vorräte sammeln, aus dem Innern des Landes Getreide, Datteln und Schlachtvieh herbeischaffen und unter Bedeckung zuverlässiger Leute nach der Küste bringen für die Seemannschaft, welche auf solche Vorräte angewiesen war. Unter solchen Entbehrungen und Anstrengungen gelangte man in den furchtbarsten Teil der Wüste, wo mit dem steigenden Hunger auch die Zügellosigkeit, das Haschen nach einem Trunk oder einem Bissen zunahm. Auf zehn bis fünfzehn Meilen weit war kein Wasser zu finden, dazu war der tiefe heiße Sand wie ein stürmisches Meer zu hohen Dünen aufgeweht, in welche man tief einsank und sich nur mit großer Anstrengung fortschleppte. Weil nun diese mühevolle Arbeit, durch den unter den Füßen nachgebenden Sand sich durchzuarbeiten, sich unausgesetzt wiederholen mußte, so nahmen die Kräfte bald ab, blieben viele ermattet liegen. Vergrößert ward diese Belästigung noch durch die Dunkelheit der Nacht, welche nicht das Geringste wahrzunehmen gestattete, also bei Unglücksfällen ganz hilflos machte. Bei solchen endlosen Leiden und ermüdenden Anstrengungen hörten denn auch bald Zucht und Ordnung auf und nahm die selbstsüchtige Gier, sich zu retten und zu nähren, mit jedem Tage schrecklichere Gestalt an. Man schlachtete alles Zugvieh, um sich zu ernähren, sogar das der Krankenwagen, welche man dann trotz des Jammergeschreis und der Bitten der Kranken, sie nicht einem schmerzhaften Hungertode zu überlassen, erbarmungslos in der Einöde stehen ließ. Man hörte nicht auf die Klagen und Bitten der Kameraden, sondern zog mitleidlos weiter, denn die tägliche Not hatte gefühllos gemacht. Wer matt und müde zurückblieb, um zu rasten und sich zu erholen, fand kaum noch die Spuren des Heeres, welche vom Sande verweht waren, konnte die Weitereilenden nicht mehr einholen, verschmachtete daher bald unter furchtbaren Leiden, Zuckungen und Fieberphantasieen, oder verirrte sich im

9. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 52

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
58 Ii. Zeitr. Das Mittelatter. Von 768 bis 1517. daß sich m dem heutigen Sinne des Wortes ein deutsches Voll, die deutsche Nationalität bilden konnte. Doch bedeutete das Wort deutsch noch lange nur die Sprache, die Volkssprache im Gegensatz zur lateinischen (diutisk von diota Volk), erst im Anfange des 11. Jahrh, begannen unsere Vorfahren sich als deutsches Volk zu bezeichnen in demselben Sinne, wie wir den Ausdruck brauchen. Also der äußere Zusammenschluß aller reindeutschen Stämme in einem Reiche und ihre Abschließung gegen ihre romanischen Nachbarn, das ist die Bedeutung des Mersener Vertrages, der zum ersten Male die Grenzen zwischen einem französischen und deutschen Reiche gezogen hat, Grenzen, die zum Theil im jüngsten Frieden wiederhergestellt sind. 29. Die Zeiten der letzten Karolinger in Deutschland. 843—911. Die Nachkommen Karls des Großen, oder die Karolinger, herrschten in Deutschland noch 68 Jahre, bis 911. Sie waren: Ludwig der Deutsche (843-876), Karl der Dicke (876-887), Arnulf (887-899) und Ludwig das Kind (899—911). Der erste Ludwig hielt im Ganzen noch gute Ordnung und wußte sein Erbtheil auch gegen die auswärtigen Fernde wohl zu vertheidigen; aber die Zeit der drei letzten Regierungen gehört zu den unglücklichsten Zeiträumen, die unser Vaterland je betroffen haben. Deutschland war fast von allen Seiten von Feinden bedrängt. Von Osten her, aus Mecklenburg, Pommern, Brandenburg, der Lausitz und Böhmen, machten die slavischen Völker fortwährend verheerende Raubzüge in Deutschland. Von Norden kamen oft zahlreiche Raubgeschwader der Normänner aus Dänemark, Schweden und Norwegen, fuhren auf den großen Flüssen bis tief in die Länder hinein und verheerten und plünderten alles umher aus. Auf dem Rheine sind sie bis nach Köln und Bonn vorgedrungen. ^ Zu diesen Feinden kamen zuletzt auch noch die Ungarn, eigentlich Magyaren (Madscharen), ein wildes Räubervolk aus Asien, welches sich im jetzigen Ungarn festgesetzt und die dort noch vorhandenen Avaren unterjocht hatte. Auf ihren leichten Pferden kamen die Schaaren dieses wilden Volkes wie ein verwüstend« Sturmwind bald über die eine, bald über die andere deutsche Provinz, wütheten mit Feuer und Schwert und führten meistentheils Tausende von Gefangenen jeden Standes und Alters als Sclaven mit sich fort. Ehe noch an eine kräftige Vertheidigung gegen sie gedacht werden konnte, warm sie schon wieder verschwunden und das Unglück war geschehen. Es war auch nicht gut mit ihnen zu fechten, denn sie hielten zum regelmäßigen Gefecht nicht Stand, sondern griffen bald an, bald flohen sie und schossen im Fliehen ihre Pfeile aus horne-nen Bogen mit solcher Gewalt rückwärts, daß man ihnen schwer ausweichen konnte. Uebrigens waren sie klein, häßlich von Ansehen und von barbarischen Srttem Diese Feinde kamen zuerst unter dem letzten Karolingischen Könige Ludwig, der von seiner Jugend den Beinamen das Kind erhalten hat. Der vorige König Arnulf hatte die Ehre der deutschen Waffen noch durch eine glückliche Schlacht gegen die Normänner bei Löwen gerettet; nun aber ging sie ganz verloren. Die Ungarn verheerten regelmäßig jedes Jahr eine der deutschen Pro-

10. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 211

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Schlacht Lei Waterloo. 1815. Slf Die Preußen hatten sehr schlimme, vom Regen ganz verdorbene, Hohlwege gefunden. Nachmittags fünf Uhr waren, trotz aller Anstrengung, erst zwei Brigaden vor der Btilowschen Abtheilung am Saume des Waldes von Frichermont angekommen. Dennoch beschlossen die Feldherren, mit diesen ungesäumt anzugreifen, du sie die Engländer so im Gedränge sahen, und nun gings im Sturmschritte die Hügel hinunter. Sie fanden heftigen Widerstand, denn hier gerade stand der französische Rückhalt, der noch gar nicht im Gefechte gewesen war. Allein nun kamen auch ohne Aufenthalt immer frische Haufen der Preußen in die Schlacht; immer heftiger wurden die Franzosen in die Enge zusammengedrängt; und grade jetzt hatte auch Wellington, durch die Ankunft der Preußen belebt, den letzten Angriff von Napoleons Garden zurückgeschlagen. Von vorn drangen die Engländer von ihren Hügeln herunter, von der Seite und von hinten kamen die siegreichen Preußen. Da brach aus einmal der ganze französische Trotz zusammen und Angst und Schrecken traten an seine Stelle. „Rette sich, wer kann!" ertönte es von allen Seiten, und die Flucht wurde so allgemein und verworren, daß Hohe und Niedere wild durcheinander rannten und einzig auf die Erhaltung ihres Lebens dachten. — Bei dem Meierhofe Belle-Alliance trafen die beiden Feldherren, Blücher und Wellington, zusammen und umarmten sich, froh des von Gott geschenkten Sieges; und der General Gneisenau sammelte in Eile die nächsten Hausen leichten Fußvolks und Reiterei, um den flüchtigen Feind auch noch in der Nacht, beim Scheine des Mondes, zu verfolgen. Kein Augenblick der Ruhe wurde ihm gestattet, und wo sich noch ein Hause in den Feldern und Wiesen gelagert hatte, wurde er durch ein paar Kanonenschüsse, das Wirbeln der Trommeln und den Klang der Flügelhörner alsbald aufgeschreckt und auseinander getrieben. In den Städtchen Iemappes hatte sich Napoleon selbst mit mehreren Generalen gesammelt und wollte eine Stunde in seinem Wagen ausruhen. Plötzlich drmgen auch hier die Preußen ein, scheuchen alles in die Flucht und Napoleon muß so eilig aus seinem Wagen springen, daß er Hut und Degen im Stich läßt Im Getümmel der Nacht kann er nur eben sein Leben retten. — So war ihm nun der eigene Degen mit Gewalt aus den Händen gewunden, und sein Heer fast nichts, wie ein Haufe von Flüchtigen, die sich in ihre Heimath zerstreuten. Da legte er, ant vierten Tage nach der Schlacht, seine Krone zum zweiteumale meder und eilte nach der Meeresküste, um vielleicht auf einem Schiffe in einen andern Welttheil zu entkommen. Die verbündeten Feldherren aber verfolgten so rasch aus dem geradesten Wege ihren Siegeslauf nach Paris, daß sie schon am elften Tage nach der Schlacht vor dessen Thoren standen. Durch mancherlei -üoritnegelungett wollten die, welche darin waren, sie zwar gern zurückhalten sie aber machten sich zum Sturme bereit, und da ergab sich die Stadt am 7. Juli. Bald kamen auch die verbündeten Herrscher nach Paris, setzten den König Ludwig Xviii. wieder ein, und schlossen mit ihm zum zweitenmale Frieden am 20. Nov. 1815. Frankreich mußte noch einige kleine Landstriche, die Stadt Paris aber die aus aller Welt zusammengeraubten Kunstwerke herausgeben, ferner mußten große Geldsummen als Kriegsentschädigung bezahlt werden, und was den französischen Stolz am härtesten niederbeugte, es blieben von nun an noch drei Jahre lang 15o,Ooo Mann verbündeter Truppen in Frankreich und hielten die wichtigsten Festungen besetzt, um den König, so wie ganz Europa, gegen neue Verrä- t Herei zu schützen. Napoleon hatte gehofft, auf einem amerikanischen Schiffe entfliehen zu können; als dieses mißlang, ergab er sich den Engländern, die vor dem Hafen von Rochesort mit ihren Schiffen Wache hielten. Um ihn von nun an für Europas 14*
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