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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 71

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Avaren in Friaul und die Ahnen des Paulus Diakonus 71 heldenmütige Herzog Gisulf gehaust hatte, umlagerten sie. Hinter ihren starten Mauern hatte sich Gisulss Gemahlin, Namens N omhilde, mit den entflohenen Mannen und den Weibern und Kindern der Gefallenen geborgen. Bei ihr waren ihre vier Töchter; von den Söhnen des Herzogs leiteten die beiden ältesten, Tafo und Kako, die Verteidigung der Burg; der dritte, Radwald mit Namen, war eben erst den Knabenjahren entwachsen; Grim-wald, der jüngste der Brüder, war noch ein Kind. Obwohl die Avaren ihre ganze Macht aufboten, um die Burg zu erobern, so gelang ihnen dies doch nicht. Da geschah es eines Tages, daß ihr Chakan gewappnet und mit einem großen Gefolge um die Mauer herumritt, um eine Stelle zu erspähen, wo die Burg am leichtesten erstürmt werden könnte. Ihn erblickte Romhilde, die von einer Mauerzinne herabschaute, und als sie sah. daß er ein stattlicher Mann in blühendem Alter war, so erwachten schlimme Gedanken in ihrem Herzen; und ohne langes Besinnen sandte das ehrvergessene Weib einen Boten hinaus und ließ dem Avarenfürften sagen, sie wolle ihm, wenn er sich mit ihr vermähle, die Feste mit allen, die darin feien, überliefern. Der schlaue Chakan ließ diese unverhoffte Gelegenheit, die Stadt in feine Gewalt zu bringen, nicht unbenutzt und versprach mit arglistigen Worten, ihr Anerbieten anzunehmen und sie zu seinem Weibe zu machen. Da öffnete sie unverweilt die Thore von Forojuli, zum Verderben aller Einwohner. Denn als die grausamen Heiden mit ihrem Könige in die Burg einbrachen, plünderten sie alles, was sie fanden, übergaben die Stadt selbst den Flammen und schleppten alle Bewohner, die sie ergreifen konnten, als Gefangene hinweg, indem sie ihnen mit argem Trug vorspiegelten, sie wollten sie in Pannonien ansiedeln, gemäß dem alten Versprechen, das sie einst dem Alboin gegeben, den Langobarden, wenn sie einmal wieder zurückkehren müßten, gutwillig ihr altes Besitztum einzuräumen. Als aber die Räuber auf ihrem Heimzuge auf das sogenannte „heilige Feld" kamen, beschlossen sie alle volljährigen Langobarden niederzuhauen; die Weiber aber und Kinder verlosten sie unter sich als Sklaven. Nur ganz wenige entrannen dem Verderben, unter ihnen auch die Söhne des Herzogs. Sobald nämlich Tafo, Kako und Radwald den bösen Anschlag der Avaren erkannten, sprangen sie auf ihre Rosse und ergriffen die Flucht. Der kleine Grim-wald aber wollte auch mitgenommen fein. Zwei der Brüder ritten davon, ohne sich an fein Schreien zu kehren. Der dritte aber glaubte, der Knabe fei noch zu jung, um sich auf einem in vollem Lauf dahinfaufenden Rosse halten zu können; doch unerträglich war ihm der Gedanke, daß das Brüderchen in die Knechtschaft eines rohen Heiden fallen und fein Leben als Sklave beschließen sollte. Lieber tot, als ein Knecht! Und er hob den Speer, und dem Kleinen die Brust zu durchstoßen. Aber das Kind

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 276

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
276 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. ließ er sofort die gefangene Königsfamilie bei Coulmier, einem Dorfe im Gebiet von Orleans, in einen Brunnen werfen. Dann zog er gegen Burgund zu Felde und rief auch den König Theuderich von Austrasien zum Beistände herbei; und dieser versprach wirklich zu kommen; den Tod seines Schwiegervaters zu rächen fiel ihm nicht ein, Aussicht auf Beute und Landerwerb war stärker als die Pflicht der Blutrache. Bei Veseronce im Gebiete von Vienne kam es zur Schlacht. Godomar siegte, während Chlodomer selbst das Leben verlor. Die Feinde hieben ihm das Haupt ab und steckten es triumphierend auf eine Stange. So war Burgund noch einmal gerettet (524). Da Chlodomer nur drei noch unmündige Knaben als Erben seines Reiches hinterließ, so bemächtigten sich seine Vollbrüder Chlothar und Childebert des Erbes und teilten Chlodomers Reich unter sich, so daß es seitdem nur noch drei fränkische Königreiche gab. Um aber des Raubes sicherer zu sein, beschlossen die Unmenschen auch ihres Bruders Söhne zu ermorden. Gregor berichtet hierüber folgende herzzerreißende Geschichte, die einen Blick in die schauerliche Roheit und Herzenshärte dieser Merowinge thun läßt. Die alte Königin Chlothilde, die sich damals in Paris aufhielt, hatte die armen Waisen, ihre Enkel, zu sich genommen, um sie zu pflegen und zu erziehen. Da bemerkte Childebert, daß seine Mutter mit besonderer Zärtlichkeit an den Söhnen Chlodomers hing, und er ward neidisch und fürchtete, sie möchten durch die Gunst der Großmutter zum Throne gelangen. Deshalb schickte er heimlich Boten an seinen Bruder Chlothar und ließ ihm sagen: „Unsere Mutter läßt die Söhne unseres Bruders nicht von sich und will ihnen die Herrschaft wieder verschaffen. Komm also schnell nach Paris; denn wir müssen Rat pflegen und bedenken, was mit ihnen geschehen soll, ob wir ihnen die Locken abschneiden und sie so dem andern Volke gleich machen, oder ob wir sie lieber töten und das Reich unsers Bruders behalten." Über solche Botschaft hocherfreut kam Chlothar nach Paris. Darauf breiteten die beiden Bosewichter unter der Menge das Gerücht aus, sie seien zusammengekommen, um jenen Kindern ihr elterliches Erbe wiederzugeben und sie zu Königen einzusetzen. Dann schickten sie gemeinsam Boten zu ihrer Mutter mit der Bitte: „Schicke uns die Kinder, daß wir sie auf den Thron erheben." Die Großmutter war voll Freude über diese Botschaft, denn sie ahnte nicht die Hinterlist. Sie gab den Boten Speise und Trank und entsandte zwei der Kinder, die gerade bei ihr weilten, indem sie zu ihnen sprach: „Nun wird mir sein, als ob ich meinen Sohn nicht verloren hätte, wenn ich euch an seiner Statt zu Königen erhoben sehe." Sobald aber die Knaben bei Childebert und Chlothar an- kamen, wurden sie sofort festgenommen und von ihren Begleitern getrennt. Dann sandten Childebert und Chlothar einen Vertrauten an Chlothilde

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 277

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Chlodowechs Söhne bis zum Tode Theuderichs. mit einer Schere und einem entblößten Schwert. Und als dieser zu der alten Königin kam, zeigte er ihr beides und sprach: „Deine Söhne, unsre Gebieter, wünschen zu erfahren, was du meinst, daß mit jenen Knaben geschehen müsse: ob ihnen die Locken geschoren oder ob sie beide getötet werden sollen." Die Greisin, aufs tiefste erschrocken und in ihrem bittern Schmerz kaum selber ihrer mächtig, rief wie außer sich: „Lieber will ich sie tot sehen als der Locken beraubt." Der Bote achtete nicht auf ihren Schmerz und wartete auch nicht ab, ob sie bei reiflicher Überlegung etwas anderes sagen werde, sondern kehrte eiligst zurück und sprach zu den Königen: „Vollendet nur die That; die Königin selbst wünscht, daß es geschehe." Sogleich wurde nun zum Morde geschritten. Chlothar ergriff den älteren der Knaben beim Arm, warf ihn auf die Erde, stieß ihm ein Messer in das Herz und ermordete ihn grausam. Und als das arme Kind entsetzlich schrie, stürzte sich fein jüngerer Bruder in der gräßlichsten Todesangst zu Child'eberts Füßen, umschlang seine Knie und rief unter heißen Thränen: „Schütze mich, liebster Oheim, daß ich nicht umkomme wie mein Bruder!" Ein menschliches Gefühl regte sich in Childebert, -thränen rannen über sein Antlitz, und er sprach: „Ich bitte dich, teuerster Bruder, sei barmherzig und schenke mir das Leben dieses Knaben; ich will dir dafür zahlen, was du verlangst; nur töte ihn nicht." Aber Chlothar fuhr wütend auf: „Stoße ihn von dir," schrie er, „oder du stirbst statt seiner! Du selbst hast den ganzen Anschlag gemacht, und nun willst du dich feige zurückziehen?" Diese Worte reichten hin, Childeberts flüchtige^ Rührung zu ersticken ; beschämt, der Unentschlossenheit angeklagt zu sein, stieß er das arme Schlachtopfer in die Hände des Mörders. Chlothar erstach auch den zweiten Knaben. Als sie darauf auch die Diener und Erzieher der Kinder um- gebracht hatten, fchwang sich Chlothar auf fein Roß und ritt von dannen, Childebert aber zog sich außerhalb der Mauern von Paris in die Vorstädte zurück. Unbeschreiblich war der Schmerz der Großmutter. Sie legte die Leichen der Kinder auf eine Bahre; mit unsäglicher Trauer, unter den Chorgesängen der Priester folgte sie ihnen zur Kirche des heiligen Petrus und bestattete sie dort nebeneinander. Der eine war zehn, der andre sieben Jahre alt gewesen. Es war noch ein dritter Bruder der Ermordeten am Leben, Chlodowald mit Namen, dem die Ruchlosen gern dasselbe Los bereitet hätten. Doch konnten sie seiner nicht habhaft werden, weil er durch den Beistand vornehmer Franken ihren Mörderbänden entzogen wurde. Chlodowald sagte dem weltlichen Leben ab und wandte sich dem Herrn zu; mit eigner Hand schnitt er sich die Königslocken vom Haupte und wurde Geistlicher. Als solcher ist er um das Jahr 560 in dem von ihm gegründeten Kloster Saint Clond eines sanften Todes gestorben. Mit dem Reiche Chlodomers konnten nun Childebert und Chlothar

4. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 295

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Chlodowechs Söhne und Enkel bis zum Tode Chlothars. 295 Bretagner gegen seinen Vater schon in Schlachtordnung aufgestellt hatte, stand man nur deshalb vom Kampfe ab, weil die Nacht hereinbrach. In der Nacht aber sagte Graf Chonober zu Chramm: „Unrecht dünkt es mich, daß du gegen deinen eignen Vater zu Felde ziehen willst. Laß mich ihn also allein in dieser Nacht überfallen, daß ich ihn mit seinem ganzen Heer vernichte." Doch Chramm, von Gott verblendet, ließ das nicht zu. Als es Morgen geworden war, stellten sich beide Heere unter den Waffen auf, und Vater und Sohn bereiteten sich zum Streite. Chlothar gedachte des Kampfes, den einst David gegen Absalom geführt, schlug an seine Brust und sprach: „Sieh herab vom Himmel, Herr, und richte meine Sache; denn ohne meine Schuld erleide ich Unrecht von meinen Kindern. Sieh herab, Herr, und richte gerecht, sprich auch hier das Urteil, wie du es einst zwischen David und Absalom gesprochen hast!" — Ein Gebet, das in solchem Munde freilich wie eine Gotteslästerung klingt! — Als es nun zur Schlacht kam, wurden die Bretagner geschlagen und Graf Chonober fand auf der Flucht seinen Tod. Da suchte auch Chramm das Weite und wollte nach den Schiffen fliehen, die er schon auf dem Meere bereit liegen hatte. Wie er aber vernahm, daß seine Gemahlin und seine Töchter in die Hände der Feinde gefallen seien, eilte er zurück, um sie zu befreien. Doch er wurde überwältigt und gefangen genommen. Als dies König Chlothar vernahm, befahl er ihn mit seinem Weibe und seinen Töchtern zu verbrennen. Man sperrte sie nach seinem Geheiß in eine Hütte, Chramm wurde mit einem Tuche erdrosselt und dann die Hütte über ihm und den Seinen angezündet (560). So handelte der Vater, der sich kurz vorher erfrecht hatte, sich mit David zu vergleichen. David hatte einst zu Joab gesagt: „Fahret mir säuberlich mit dem Knaben Absalom;" und als er die Kunde von seines Sohnes Tod erhielt, da weinte er und klagte: „O mein Absalom, wollte Gott, ich wäre für dich gestorben! O mein Sohn, mein Sohn!" — Der christliche König aber, der sein eignes Kind und seine eignen Enkel gemordet hatte wie einst seines Bruders zarte Söhnchen, der mit vielfältiger Blutschuld beladene Chlothar, der sich im Schlamm der Wollust ebenso wie im Blute tyrannischer Mordgier gewälzt hatte, er „zog mit vielen Geschenken zu der Schwelle des heiligen Martin und kam nach Tours zum Grabe des genannten Bischofs. Hier ging er noch einmal alle Handlungen durch, in denen er vielleicht gesündigt hatte, und flehte unter vielen Seufzern den Heiligen an, daß er ihm für feine Sünden Verzeihung vom Herrn erwirke und, was er unbesonnen gefehlt, durch seine Fürbitte wieder gut mache!" Die durch seine Schuld niedergebrannte Kirche ließ er wieder herstellen und mit einem zinnernen Dach bedecken. Hierauf kehrte er — wir dürfen hoffen, beruhigt und getröstet — nach Hause zurück.

5. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 299

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 299 von einem Zuge dienender Leute, einherritt. Über die Karren und Lastwagen ragte der hohe Hals eines Kamels, das um 600 auch int Franken- reich als Lastträger benutzt wurde, ja noch unter Karl dem Großen beim Bau des Königsschlosses von Aachen Steine zutrug. Auf dem Flusse führten die Frachtschiffe die Waren der Hafenstadt und die Ackerfrucht von entfernteren Gütern der Kirche nach der Stadt. Rührte sich die Stadt festlich bei einem großen Tage ihres Heiligen, dann wurden Teppiche aus den Fenstern gehängt — der Schmuck durch Blumen wird in diesen Jahrhunderten nicht erwähnt —, dann zog das Stadtvolk mit Fahnen und den Abzeichen seiner Schulen würdig auf, neben den Germanen und Inländischen auch fremde Landsleute z. B. Italiener, Syrer und Juden. Wenn ein König begrüßt wurde, sang jedes Volk in antiker Weise einen langen, schöngefügten Glückwunsch seiner Sprache, der vorher einstudiert wurde und dessen Worte für wichtig und bedeutungsvoll galten. Als König Guntram im Jahre 585 zu Orleans einzog, sang das Volk: „Es lebe der König, und seine Herrschaft mehre sich über alle Völker viele Jahre." Die Juden aber sangen: „Dich sollen alle Völker anbeten, beugen sollen sie dir das Knie, und unterthänig sollen sie dir sein." Aber den Juden war der König nicht günstig; denn bei Tische sagte er: „Diese Juden haben nicht aus gutem Herzen gesungen; sie schmeichelten mir heut in ihrem Lobspruch, weil ich ihre Synagoge, die schon lange von den Christen zerstört ist, auf öffentliche Kosten wieder aufbauen soll. Aber ich thue das nicht." Für den Beifall, den ein Germanenfürst fand, und für die Geschenke, die er beim Einzuge erhielt, war er dem Stadtvolk dankbar, er machte einzelnen Gegengeschenke und erließ der Stadt Abgaben. Denn obwohl er zuweilen gegen seine Städte harten Willen bewies, er hatte doch einige Scheu vor der Menschenmenge und vielleicht noch größere vor ihrem Geschrei. Wie ihm der freudige Zuruf wohlthat, weil er aus guten Wünschen eine gute Wirkung für sich hoffte, so fürchtete er auch die Vorbedeutung des einstudierten Zorngeschreies und die Gefahren eines lauten Fluches. Als ein Fraukenkönig mit seinen Bischöfen unzufrieden war, drohte er das Volksgeschrei gegen sie zu erregen, und als König Guntram einmal durch einen Anschlag gegen sein Leben aufgeregt war und um das Aussterben der Merowinge bangte, wandte er sich in der Kirche an das versammelte Volk und bat ernstlich, ihn nicht umzubringen, wie man mit seinen Brüdern gethan, sondern ihn wenigstens noch drei Jahre leben zu lassen, bis er seinen Neffen groß gezogen. Und diese königliche Bitte bestimmte das Volk zu lauten Wünschen für sein Heil. War der König in recht guter Laune, so gab er den Städtern auch Schaufeste. Wie der Wandalenherr in Afrika und König Leovigild in Spanien, so saß seit 543 auch der Frankenkönig im Cirkus von Arles,

6. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 322

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
322 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. zeigte sich Rauching als einen durch und durch nichtswürdigen Menschen, ;u nichts andern nütze als zu rohem Scherz, hinterlistigen Streichen und aller erdenklichen Niedertracht. Daher fand er auch mit Recht ein Ende, wie er es sich in diesem Leben verdient hatte. — Wir wollen dem Leser den Bericht über Rauchings Tod, den Gregor an andrer Stelle*) erzählt, nicht vorenthalten. Es war im Jahre 587, als Herzog Rauching sich mit etlichen andern Großen des Reichs verschwor, den König Childebert den Zweiten (den jungen Sohn Sigiberts) zu ermorden. Dann sollte Rauching dessen älteres Söhnlein Theudebert in seine Gewalt nehmen und die Königsherrschaft über die Champagne an sich reißen, während zwei andere Herzöge, Ursio und Bertesried, sich des jungen Söhnchens Childeberts, des eben erst geborenen Theuderich, bemächtigen und das übrige Austrasien beherrschen wollten. Rauching traf bereits, stolz auf seine Macht und schon, sozusagen, sich im Glan; der königlichen Herrlichkeit brüstend, Vorkehrungen zur Fahrt, um sich zu König Childebert zu begeben und den Plan, den er geschmiedet hatte, ins Werk zu setzen. Doch der gütige Gott hatte indessen ein Gerücht von diesen Umtrieben zu den Ohren König Guntrams. des Oheims König Childeberts, gelangen lassen, und dieser sandte heimlich Boten an seinen Neffen, teilte ihm alle jene Anschläge mit und ließ ihm sagen: „Beeile dich, daß wir uns bald zu Gesichte bekommen; denn wir haben wichtige Dinge zu besprechen." Childebert ließ darauf allem genau nachforschen, was ihm gemeldet worden war, und da er befand, daß es wahr sei, hieß er Rauching zu sich bescheiden. Und als er kam, sandte der König, noch ehe er den Herzog vorließ, seine Diener aus, daß sie allerorten Rau-chings Vermögen mit Beschlag belegten. Dann hieß er ihn in sein Gemach führen, sprach mit ihm von dem und jenem und beurlaubte ihn nach einer Weile. In dem Augenblick aber, als Rauching aus dem Gemache trat, ergriffen ihn zwei Thürhüter an den Beinen. Er stürzte auf die Schwelle nieder, so daß er halb in und halb vor dem Gemache lag. Nun warfen sich die bestellten Mörder, die schon bereit standen, mit den Schwertern aus ihn und zerhackten ihm den Kopf in so kleine Stücke,^ daß alles eine ekle Masse von Hirn und Blut bildete. So starb er eines schleunigen Todes. Dann zogen sie ihn aus, warfen ihn aus dem Fenster in den Hof und vergruben ihn. Er war ein Mensch von höchst ruchlosen Sitten, über die Maßen habgierig nach fremdem Gut und aufweinen Reichtum gewaltig stolz. Er rühmte sich noch im Augenblick seines ^odes, ein Sohn König Chlothars zu sein. Einer seiner Diener eilte spornstreichs davon und meldete Ranchmgs *) Buch 9, Kap. 9. Giesebrecht Bd. 2, S. 118 ff.

7. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 366

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
366 Die Franken bis zum Untergänge der Merowinger. Schon im nächsten Jahre zog Theuderich gegen Chlothar zu Felde, der seine Wut dadurch gereizt hatte, daß er sich des versprochenen Gebietsteiles selber bemächtigte. Aber unterwegs, ehe es zum Kampfe kam, starb der Unhold, erst fünfundzwanzigjährig, an der Ruhr. Da er, nach der ekelhaften Unsitte der Merowinge, schon als Knabe geheiratet hatte, so hinterließ er vier Söhne, von denen der älteste bereits zehn Jahre alt war. Sein Heer kehrte, da es den Führer verloren hatte und die Entwicklung der Dinge in den beiden Neichen des Toten zweifelhaft war, in die Heimat zurück. Die Greisin Brnnhilde ergriff noch einmal das Staatssteuer; in kluger Erwägung, daß eine abermalige Teilung des Königserbes nur neue Verwirrungen veranlassen würde, ließ sie den ältesten Knaben Theuderichs, ihren zehnjährigen Urenkel Sigibert den Zweiten zum alleinigen König von Australien und Burgund ausrufen. Aber viele der überstvlzen Großen des Reiches waren der vormundfchaftlichen Regierungen satt; ohne einen Rechtsvorwand wandten sie sich von Sigibert und Brunhilde ab und riefen den Chlothar ins Land. Unter diesen Großen werden zwei besonders genannt, Arnulf, später Bischof von Metz, und Pippin, die Häupter einer mächtigen austrasischen Adelsfamilie, deren Ruhm nachmals den Weltkreis erfüllte, nämlich der Karolinger oder, wie sie eigentlich genannt werden müßten, der Arnulfinge. Im Gebiet von Chllons an der Marne, an dem Flusse Aisne, wurden die Heere einander ansichtig, aber zur Schlacht kam es nicht. Denn den Überredungskünsten der gegen Brun- hilde erbitterten Großen gelang es, das ganze Heer der Königin zur Untreue zu verführen. Wie auf ein gegebenes Zeichen kehrte es um und zog nach Haufe. Chlothar folgte langsam nach. Drei der Söhne Theuderichs fielen in feine Hände; er ließ zwei von ihnen, darunter den kleinen König, umbringen, den dritten, ein Knäbleitt, das er selbst aus der Taufe gehoben hatte, verschonte er und übergab es einem Grafen zur Erziehung; es starb nach wenigen Jahren. Das vierte Kind Theuderichs entfloh und blieb, trotz aller Nachforschungen des mordgierigen Chlothar, verschwunden. Die von allen verlassene Brnnhilde, eine fast siebzigjährige Greisin, hatte sich nach Orb jenseit des Jura, im heutigen Kanton Waadt, begeben, wo sie, nachdem alle ihre Hoffnungen gescheitert waren, ihr Ende erwarten wollte. Aber auch in dieses entlegene Versteck verfolgte sie der scharfspürende Haß der burgundischen Großen, ein Haß, der das königlicke Weit) wahrlich ehrt. Sie wurde aufgespürt und vor Chlothar gebracht. Er kannte ebensowenig wie diese ganze Zeit das Gefühl der Ehrfurcht. Mit wütenden Worten fuhr er die Frau an, die fechsundvierzig Jahre lang den Namen einer Königin der Franken getragen hatte, und warf ihr vor, sie habe zehn Königen das Leben geraubt. So sprach der Sohn

8. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 40

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
40 7. Alter, Tod und Bestattung. nähte, beschäftigten sich, wie Großeltern thun, gern mit der jüngern Enkelschar, bei der sie gewiß schon damals besondere Liebe genossen. Wie lauschten die Kleinen, wenn der Groß- vater seine Abenteuer auf der Jagd und im Kriege oder die Großmutter Sagen und Märchen erzählte! Wie freuten sie sich, wenn sie mit ihnen hinaus in den benachbarten Wald gehen und von den kundigen Alten die eßbaren, heilkräftigen und giftigen Pflanzen unterscheiden oder auf kleine Tiere Jagd machen lernten! Fehlte es also auch dem Greisenaltcr nicht an bescheidenen Freuden, so war es doch wenigstens den Männern verhaßt. Wer den schönen Tod auf dem Schlachtselde fand, der zog nach dem Glauben der Vorfahren zu Wodan und den seligen Göttern ein; nicht so der, welcher aus dem Siechbette starb. Viele Greise mögen daher nur deshalb in den letzten Kampf gezogen sein, um ruhmvoll streitend zu fallen, und die Über- lebenden priesen den Tod der auf solche Weise Gestorbenen als ein hohes Glück. Mancher aber, dem dies Glück nicht vergönnt ward, tötete sich, wenn Krankheit ihn niederwarf, selbst oder ritzte sich wenigstens die Haut mit dem Schwerte, um mit einer Wunde vor den Götterkönig treten zu können. Die Bestattung, das letzte Ende der irdischen Lauf- bahn, wurde, wenn ein Hausvater oder gar ein Fürst gestorben war, mit besonderer Feierlichkeit begangen, aber auch bei andern Toten niemals versäumt; denn die Ruhe der Dahingeschiedenen hing davon ab. Selbst erschlagene Feinde pflegte das edel- mütige Volk nicht unbestattet liegen zu lassen, und wo dies doch geschah, da war es ein Zeichen des allergrimmigsten, unversöhnlichsten Hasses. So ließen die erbitterten Sieger im Teutoburger Walde die Leichen der gefallenen Römer aus Volksbeschluß unbegraben vermodern. Drei Arten der Bestattung waren den Deutschen bekannt, die eine nur denjenigen Stämmen, die der Seeküste nahe wohnten. Diese legten nämlich oft den Leichnam eines vor- nehmen Toten in ein Schiff, das mit vollen Segeln und ohne Steuer aufs Meer gestoßen oder den Wellen eines wasserreichen Stromes anvertraut wurde. Jenseits des Meeres

9. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 180

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
180 25. Tagesleben eines westgotischen Königs. König ihnen die Ruhe, während er selbst neue, kühne Pläne in seinem Innern erwog. Langsam zogen die Goten weiter bis zur Südspitze Italiens, wo die Meerenge von Messina die Insel Sicilien vom Fest- lande trennt. Dieses gesegnete Eiland wollte Alarich seiner Herrschast unterwersen und von dort aus die Provinz Afrika, Italiens Kornkammer, in seine Gewalt bringen. Aber dieser Erfolg war dem Helden nicht beschieden. Mitten in seiner Sicgeslaufbahn ereilte ihn ein früher Tod. An einer Krank- heit starb der gewaltige Fürst. Sein Leben war ein unab- lässiges Mühen für die Größe seines Volkes gewesen; jetzt, wo die Früchte seiner Sorgen und Arbeiten endlich reifen wollten, wurde er hinweggerafft. Darum weinten seine Goten, als sie dem toten Herrscher ein wunderbares Begräbnis be- reiteten. In Calabrien, unweit der Stadt Cosenza, fließt ein kurzer, aber wasserreicher Fluß, der Bu sentó. Diesen lenkten sie aus seinem Bette ab und ließen durch römische Gefangene auf dem Grunde eine tiefe Grube ausgraben. Hier hinein senkten sie unter heißen Thränen, ernste Klagelieder singend, den Leichnam des geliebten Königs mit vielen Schätzen, schütteten die Grube wieder zu und leiteten das Wasser des Flusses in sein altes Bett zurück. Die Gefangenen aber, die bei der Arbeit geholfen hatten, wurden getötet. Kein Römer sollte erfahren, wo der edle Held von seinen Thaten ausruhte, keiner die Stätte entweihen, die durch den toten Leib des großen Königs geheiligt war. 23. Tagesleben eines ivrstgotifchen Königs fünfzig Jahre nach Alarich.d Zum Nachfolger ihres verehrten Herrschers wählten die Goten einmütig seinen Schwager, den durch wunderbare Schön- heit und hohe Geistesgaben ausgezeichneten Athawulf. Dieser führte sein Volk aus Italien nach Gallien, dessen süd- westlichen Teil er eroberte. In der Stadt Narbonne feierte er im Jahre 411 seine Hochzeit mit P l a c i d i a, der lieblichen Schwester des Honorius, worüber der alberne Bruder der-

10. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 241

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
33. Klodwig, der Gründer des Frankenreiches. 241 Mann abzuweisen, und versprach, sie ihm zu geben. Sogleich wurde der Brautkauf rechtsgültig gemacht und ein Tag an- beraumt zur Übergabe der Braut. In Chllons an der Saône rüstete man alles zur feierlichen Einholung. Vornehme Fran- ken nahmen hier Klothilde in Empfang und führten sie mit vielen Schätzen Klodwig zu. Unterwegs sagte Klothilde zu den Franken: „Wenn ihr mich zu eurem Herrn bringen wollt, so hebet mich aus der Sänfte, setzet mich auf ein Pferd und beeilt euch, so schnell als möglich aus Burgund zu kommen." Die Franken thaten also. Wie nun Aridius von dem Ver- löbnis vernahm, eilte er in höchster Hast an Gundobads Hof und sprach zu dem Könige: „Dies ist der Anfang unversöhn- licher Feindschaft. Hast du vergessen, was du an Klothildens Angehörigen gethan hast? Wenn sie erst die Macht besitzt, wird sie sicherlich die Ermordung der Ihrigen rächen, und du wirst die Feindschaft der Franken für alle Zeiten zu tragen haben." Da sandte Gundobad Reisige aus, daß sie Klothilde zmückbrächten. Sie erreichten die Sänfte und die Schätze und nahmen alles in Beschlag; Klothilde aber erreichten sie nicht, denn diese war schon über die Landesgrenze geritten. Ehe sie dahin gelangt war, hatte sie ihre Begleiter gebeten, eine Meile nach beiden Seiten hin das Burgundenland nüt Feuer und Schwert zu verwüsten. Und als sie die Flammen allenthalben lodern sah, soll sie ausgerufen haben: „Ich danke dir, Gott, daß du mich den Anfang der Rache für meine Ellern und Brüder sehen läßt." Darauf wurde sie dem Frankenkönig zugeführt. Er vermählte sich mit ihr und hielt sie lieb und wert. Als nun Klothilde, welche Katholikin war, dem Könige, der noch mit seinem Volke dem Wodansglauben anhing, den ersten Sohn geboren hatte, wollte sie ihn gern taufen lassen und drang unaufhörlich in ihren Gemahl, daß er sich selbst bekehre. Sie konnte nichts bei ihm selbst ausrichten, doch ge- stattete er ihr, den Sohn zu taufen. Die Kirche wurde herr- lich geschmückt. Aber das Kind starb noch in den weißen Kleidern, in denen es das Bad der Wiedergeburt empfangen hatte. Da schwoll dem Könige das Herz vor Bitterkeit, er Klee, Die alten Deutschen. Kj
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