Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 299

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 299 von einem Zuge dienender Leute, einherritt. Über die Karren und Lastwagen ragte der hohe Hals eines Kamels, das um 600 auch int Franken- reich als Lastträger benutzt wurde, ja noch unter Karl dem Großen beim Bau des Königsschlosses von Aachen Steine zutrug. Auf dem Flusse führten die Frachtschiffe die Waren der Hafenstadt und die Ackerfrucht von entfernteren Gütern der Kirche nach der Stadt. Rührte sich die Stadt festlich bei einem großen Tage ihres Heiligen, dann wurden Teppiche aus den Fenstern gehängt — der Schmuck durch Blumen wird in diesen Jahrhunderten nicht erwähnt —, dann zog das Stadtvolk mit Fahnen und den Abzeichen seiner Schulen würdig auf, neben den Germanen und Inländischen auch fremde Landsleute z. B. Italiener, Syrer und Juden. Wenn ein König begrüßt wurde, sang jedes Volk in antiker Weise einen langen, schöngefügten Glückwunsch seiner Sprache, der vorher einstudiert wurde und dessen Worte für wichtig und bedeutungsvoll galten. Als König Guntram im Jahre 585 zu Orleans einzog, sang das Volk: „Es lebe der König, und seine Herrschaft mehre sich über alle Völker viele Jahre." Die Juden aber sangen: „Dich sollen alle Völker anbeten, beugen sollen sie dir das Knie, und unterthänig sollen sie dir sein." Aber den Juden war der König nicht günstig; denn bei Tische sagte er: „Diese Juden haben nicht aus gutem Herzen gesungen; sie schmeichelten mir heut in ihrem Lobspruch, weil ich ihre Synagoge, die schon lange von den Christen zerstört ist, auf öffentliche Kosten wieder aufbauen soll. Aber ich thue das nicht." Für den Beifall, den ein Germanenfürst fand, und für die Geschenke, die er beim Einzuge erhielt, war er dem Stadtvolk dankbar, er machte einzelnen Gegengeschenke und erließ der Stadt Abgaben. Denn obwohl er zuweilen gegen seine Städte harten Willen bewies, er hatte doch einige Scheu vor der Menschenmenge und vielleicht noch größere vor ihrem Geschrei. Wie ihm der freudige Zuruf wohlthat, weil er aus guten Wünschen eine gute Wirkung für sich hoffte, so fürchtete er auch die Vorbedeutung des einstudierten Zorngeschreies und die Gefahren eines lauten Fluches. Als ein Fraukenkönig mit seinen Bischöfen unzufrieden war, drohte er das Volksgeschrei gegen sie zu erregen, und als König Guntram einmal durch einen Anschlag gegen sein Leben aufgeregt war und um das Aussterben der Merowinge bangte, wandte er sich in der Kirche an das versammelte Volk und bat ernstlich, ihn nicht umzubringen, wie man mit seinen Brüdern gethan, sondern ihn wenigstens noch drei Jahre leben zu lassen, bis er seinen Neffen groß gezogen. Und diese königliche Bitte bestimmte das Volk zu lauten Wünschen für sein Heil. War der König in recht guter Laune, so gab er den Städtern auch Schaufeste. Wie der Wandalenherr in Afrika und König Leovigild in Spanien, so saß seit 543 auch der Frankenkönig im Cirkus von Arles,

2. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 277

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
36. Totilci, der große Gotenheld. 277 zu unternehmen. Die Belagerten aber warteten das Ende der Zeit nicht ab und öffneten den Goten zu Anfang des Jahres 543 die Thore. Nachdem der König auf diese Weise Herr von Neapel geworden war, zeigte er einen wahrhaft rührenden Edelsinn, wie ihn wohl niemals sonst ein Feind geübt hat, einen Edelsinn, der allein schon den Namen dieses Königs denen der besten Männer aller Zeiten anreiht. Die kaiserlichen Soldaten in der Stadt waren nämlich dergestalt durch Hunger entkräftet, daß er fürchtete, sie würden sterben, wenn sie sich nach so langem Darben plötzlich sättigten. Er ersann daher in seiner Menschenliebe folgendes. Er ließ den Ausgehungerten mit väterlicher Fürsorge anfangs nur ganz wenig Speise reichen, allmählich aber von Tag zu Tag soviel zulegen, daß sie sich unvermerkt wieder an die sonstige Nahrung gewöhnten. So stellte Totila wie ein liebevoller Arzt ihre Kräfte wieder her. Dann erlaubte er einem jeden dahin zu gehen, wohin ihm be- liebte. Und da sie sich schämten nach Konstantinopel zu fahren, so gab er ihnen sogar Pferde und Lasttiere, beschenkte sie mit einem Zehrpfennig und riet ihnen, zu Lande nach Rom zu ziehen. Auch gab er ihnen einige edle Goten als Sicherheits- geleit mit auf den Weg. Nachdem er hierauf die Mauern Neapels zum größten Teil hatte einreißen lassen, zog er eben- falls ab. Er wußte recht gut, daß er nur im offenen Felde Meister war, und wollte lieber in ehrlicher Schlacht Mann gegen Mann kämpfen als mit listigen und künstlichen Mitteln. Um diese Zeit kam ein Römer aus Calabrien zu ihm und führte Klage, daß einer von des Königs Leibwächtern seine Tochter, eine keusche Jungfrau, schändlich mißhandelt habe. Der Schuldige, ein erprobter Krieger, leugnete sein Vergehen nicht. Er hoffte wohl, sein Waffenruhm sichere ihn vor einer Bestrafung. Aber der gerechte König befahl ihn zu verhaften und versprach dem Kläger strenge Ahndung des Verbrechens. Da legten einige der edelsten Goten Fürbitte ein für den ver- dienten Mann. Der König hörte ihre Vorstellungen ruhig an, dann sprach er: „Liebe Volksgenossen, wir wollen den Schuldigen nicht der Strafe entziehen und dadurch selbst unser

3. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 310

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
310 39. Aus der Langobarden-Geschichte und -Sage. Jahre 628 starb, beweinten sie die Langobarden aufrichtig. Sie hatte fast vierzig Jahre über dem Reiche gewaltet und vieles gethan, um die Wildheit ihres Volkes zu sanftigen und es an mildere Sitten und geistige Bildung zu gewöhnen. Vier Jahre vor König Agilulfs Tode brachen die rohen, räuberischen Avaren, die gefährlichen Nachbarn im Nordosten des Reiches, in die Landschaft Friaul ein. Hier waltete noch immer der greise Herzog Gisulf, den einst Alboin zum Hüter des Landes gesetzt hatte. Als der König der Avaren, den sie in ihrer Sprache Chakan nannten, im Jahre 611 mit zahllosen Scharen in Friaul cinfiel, zog der alte Held ihm sogleich entgegen, obwohl er in der Eile nur ein kleines Häuf- lein Streiter an sich ziehen konnte. Aber er wurde von der ungeheuren Übermacht der Feinde umringt und mit seiner ganzen Mannschaft niedergehauen. Wie ein wilder Bergstrom überschwemmten nun die Avarenhorden das unglückliche Land und verheerten alles mit Feuer und Schwert. Nur die be- festigten Plätze, in die man sich geflüchtet hatte, vermochten sie nicht zu nehmen. Auch die Burg Forosuli, jetzt Cividale genannt, umlagerten sie. Hinter ihren starken Mauern hatte sich Gisulss Gemahlin Romhilde mit wenigen Mannen und den Weibern und Kindern der Gefallenen geborgen. Bei ihr waren ihre vier Töchter und ebensoviel Söhne. Die beiden ältesten von diesen, Taso und Kalo, leiteten die Verteidigung der Burg; der dritte, Radwald, war eben erst den Knaben- jahren entwachsen; Grimwald, der jüngste, war noch ein Kind. Eines Tages ritt der Chakan mit großem Gefolge um die Mauern herum, um eine Stelle zu erspähen, wo die Burg am leichtesten erstürmt werden könnte. Ihn erblickte von einer Zinne herab Romhilde, und als sie sah, daß er ein stattlicher Mann war, sandte das ehrvergessene Weib einen geheimen Boten hinaus und ließ ihm sagen, sie wolle ihm die Feste überliefern, wenn er sich mit ihr vermählen wolle. Der Chakan versprach mit arglistigen Worten, ihr Anerbieten an- zunehmen. Da öffnete sie unverweilt die Thore, zum Ver- derben aller Einwohner. Denn als die Heiden in die Burg einbrachen, plünderten sie alles, übergaben die Stadt den

4. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 183

1882 - Gütersloh
Friedrich Wilhelm, Kronprinz. 183 Lazaretten, mit trauerndem Herzen stand er an den Gräbern der Gefallenen. Der dänische Krieg war die hohe Kriegsschule für den Kronprinzen, im folgenden deutsch-östreichischen trat er selbjt als Lenker auf. Der bewiesene Mut und die Kriegstüchtigkeit veranlaßten nämlich den König, als er im Jahre 1866 sich genötigt sah, abermals zum Schwerte zu greifen, um feine und des Vaterlandes Ehre gegen den Nebenbuhler Östreich zu verteidigen, feinem Sohne den Oberbefehl über die zweite Armee zu übertragen. Dieses hohe Vertrauen seines königlichen Vaters hat der heldenmütige Sohn aufs glänzendste gerechtfertigt. Die schwierigen Märsche durchs Grenzgebirge zwischen Schlesien und Böhmen, die sieg- reichen Gefechte von Nachod, Skalitz und Trautenau können davon erzählen, wie unerschrocken und todesmutig die zweite Armee stritt, wie die Truppen mit Begeisterung zu ihrem jungen Führer aufsahen, wie er selbst der erste und der letzte auf dem Marsche und in der Schlacht war. Den schönsten Lorbeer aber errang sich der Kronprinz durch sein rechtzeitiges Eingreifen in die Entscheidungsschlacht bei Königgrätz. Am 3. Juli früh morgens war Prinz Friedrich Karl hier von der Hauptmacht der Ostreicher angegriffen. König Wilhelm, der den Oberbefehl führte, hatte in der Nacht dem mehrere Meilen entfernt stehenden Kronprinzen den Befehl übersandt, so schnell wie möglich zur Hülfe herbeizueilen. Sofort fetzte derselbe feine Truppen in Bewegung, aber welch ein Marsch war das! Der Regen goß in Strömen, die Wege waren ausgeweicht, und Menschen und Tiere brachen unter der Anstrengung zusammen. Und doch siegte die Liebe zu dem stolzen Führer, der nicht müde wurde, seine erschöpften Soldaten zum Vorwärtsgehen zu ermuntern. Um zwei Uhr erschien der Kronprinz auf den Höhen von Königgrätz. Dort sah es schlimm aus und die schnellste Hülse war notwendig. Wiederholt hatte König Wilhelm seufzend ausgerufen: „O, wäre doch Fritz da mit seiner Armee!" Und da war er. „Um Gottes willen vorwärts, sonst ist alles verloren!" rief er feinen Truppen zu, und diese,

5. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 126

1882 - Gütersloh
126 König Friedrich Wilhelm Iv. die Provinz Schlesien von solchen großen Überschwemmungen schwer heimgesucht. Ein kleines Dorf, das in einer Thalschlucht lag, war bereits zur Halste fortgerissen, und die armen, jammernden Bewohner hatten sich nun in dem unversehrten Teile zusammengedrängt. Doch die Gefahr wuchs. Auch hier wären sie ununrettbar verloren gewesen, wenn nicht ein edler, kühner Bauersmann mit Aufbietung all' seiner Kraft sein Leben für seine Brüder gewagt hätte. Er schützte und verstärkte den Damm, bis unter die Arme im Wasser stehend, solange, bis das brausende Element einen anderen Ausweg gefunden hatte. Als die Nachrichten von diesen Verheerungen und Schrecknissen nach Berlin kamen, sagte Preußens edler König: „Ich will hin zu meinen unglücklichen Schlesiern, sie trösten und ihnen helfen, soviel ich kann!" Das war ein Entschluß eines königlichen Herzens würdig, das einst gelobt hatte, es wolle ein mildes Königsherz sein! — Gesagt, gethan. — Der König kommt nach Schlesien und bringt Trost und Hülfe den Überschwemmten, daß sein Zug durch das unglückliche Land ein rechter Segenszug war, der der Liebe der Schlesier zu ihrem Könige neue Herzenswurzeln zu den alten gab. So gelangt denn der König auch in jenes Dorf, wo der wackere Bauer lebte, der jene That hingebender Liebe gethan. Um ihn stand das Volk. Einer der Begleiter des Königs erzählte demselben an Ort und Stelle, wo so etwas lebendiger in die Augen springt, die Geschichte von dem, was der Bauer gethan. Das ergriff das empfängliche Herz des Königs mit Macht. Er richtete den glänzenden Blick auf das Volk, das umher stand und sagte: „Wo ist der Mann, der das gethan? Er trete vor!" Der Bauer stand in dem Haufen. Er hatte, wie jeder waffenfähige Preuße, für den König und das Vaterland die Waffen getragen und auch Pulver gerochen, und nicht hinter der Fronte oder auf der Jagd, denn er trug zwei Kriegsmedaillen auf feinem etwas fadenscheinigen Sonntagsrocke. Er wußte, was dem Landwehrmanne bei solchem Ruse geziemt, wenn er auch, von Bescheidenheit geleitet, unter anderen Umständen nicht gerne

6. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

7. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 335

1890 - Gotha : Perthes
335 so sehr verschlimmerte, daß er die ganze Nacht schlaflos unter Fieberschauern zubrachte. Dennoch ließ er nicht von seiner Gewohnheit, ein Bad zu nehmen und ein Opfer zu bringen, worauf Nearch mit den Flottenkapitänen erschien, um weitere Befehle inbetreff der Abfahrt zu erhalten. Da klagte Alexander über Mattigkeit und Schwäche, so daß man die Abfahrt um einen Tag verschieben müsse, bis wohin er sich werde erholt haben, um selbst mit zu Schiffe gehen zu können. Um sich die Zeit zu kürzen und der Schmerzen zu vergessen, mußte Nearch bei ihm bleiben und ihm von seiner Fahrt aus dem Persischen Meere, von seinen Abenteuern und Erlebnissen erzählen. Mit großer Aufmerksamkeit und sichtlichem Vergnügen hörte Alexander den Berichten seines wackeren Admirals zu, ward sehr aufgeregt und sprach wiederholt seine Freude aus, daß er nun bald auch solche Abenteuer erleben werde. Obschon sich nach Nearchs Weggange die Krankheit verschlimmerte, das Fieber in der Nacht immer heftiger wurde, berief Alexander doch am andern Tage nach dem Bade und Opfer die Flottenosfiziere zu sich, um ihnen anzuzeigen, daß sie für übermorgen alles zu seinem Empfange auf der Flotte und zur Abfahrt bereit halten möchten. Noch immer hatte Alexander keine Ahnung von der Gefährlichkeit seiner Krankheit, bis nach dem Bade am Abend das Fieber sich heftiger einstellte, ihn furchtbar schüttelte und rüttelte, seine Kräfte sichtlich abnahmen und auch in der Nacht das Fieber ihn nicht einen Augenblick schlummern ließ. Durch Willenskraft wollte Alexander die Krankheit niederhalten, ließ sich daher am Morgen trotz des heftigsten Fiebers vor das große Bassin tragen, wo er unter großer Anstrengung das Opfer brachte. Hierauf ließ er die Offiziere vor, gab Befehle über die Fahrt der Flotte, besprach sich mit den Generalen über Besetzung einiger Offizierstellen und übertrug ihnen die Auswahl. Obschon die

8. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 133

1890 - Gotha : Perthes
133 und seine Ausdauer angewiesen und knüpfte mit Macedonien und Syrien Verbindungen an, damit die Römer anderweitig beschäftigt würden; aber dies waren schließlich nur weit aus-sehende Pläne, die ihm nicht aus der Bedrängnis des Tages halfen. Man spricht wohl von der Verweichlichung der Truppen in Capua, um den Wechsel des Kriegs zu erklären, aber dies ist nur eine wertlose Vermutung, denn die Truppen stammten ja aus heißen Ländern, konnten daher in Süditalien nicht erst erschlaffen, und dazu gab die Fortdauer des Krieges, die Nähe der römischen Heere keine Muße zum Schlaraffenleben. Zwar liefen dem Hannibal viel Bruttier zu, aber nur um ein Räuberleben zu führen, wie es im Dreißigjährigen Kriege Sitte wurde. Wie sehr der alte Geist aus dem Heere gewichen war, zeigt der wiederholte erfolglose Angriff aus Nola, wo Marcellus sich siegreich behauptete. Erst als das griechische Lokri in Unter-italien zu Hannibal übertrat und das menschenarme Kroton erobert war, gelangte Hannibal in den Besitz von zwei Häsen und konnte mit Karthago wieder in Verbindung treten. Inzwischen erholte sich Rom bei der sinkenden Macht Hannibals und verweigerte den Austausch der Gefangenen, welche es leichter entbehren konnte als Hannibal, welcher nun die gefangenen Römer als Sklaven verkaufte. Dagegen verdoppelten die Römer ihre Legionen, indem sie alle gerichtlich Verurteilten, Schuldner, 8000 Sklaven und selbst Gladiatoren zu Soldaten machten und außerdem noch Hilfe in den lateinischen Städten und Bezirken fanden. Trotzdem war die Not in Rom groß, weil es an Geld fehlte, die Getreidepreise daher um das Zehnsache stiegen. Obschon sich Süditalien im ganzen dem siegreichen Hannibal zuwandte, konnte dieser doch keine große Schlacht mehr liefern, zog vielmehr in Apulien und Lucanien umher, ohne rechten Zweck, eroberte kleine Städte, lieferte aber nur

9. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 302

1890 - Gotha : Perthes
302 Labyrinth der Dünen, bis er vor Hunger und Durst kraftlos zusammenbrach und elend verschmachtete. „Glücklich war man, wenn man vor Tagesanbruch einen Brunnen erreichte, wo man rasten konnte. Aber es blieben Qualen genug übrig, um die Soldaten zu erschöpfen. Die Sonne brannte vom frühen Morgen ab durch rötliche Glutluft nieder, und der Sand brannte wie Feuer unter den wunden Füßen. Da stürzten denn Menschen und Tiere röchelnd zusammen, Blut drang aus Mund und Augen hervor, oder sie kauerten nieder, befallen von Wahnsinn und grinsten ihre Kameraden an, welche in losen Reihen und schweigend an ihnen vorüberwankten. Fand man endlich Wasser, so stürzte man in wilder Hast zu demselben, trank in maßloser Gier und mußte diese Unvorsichtigkeit mit qualvollem Tode büßen. Ja, als man einst in dem breiten Bette eines fast ganz ausgetrockneten Flusses den Tag über unter Zelten lagerte, brach am Abend plötzlich ein Unwetter los, füllte sich das Flußbett im Nu mit brausenden, jäh dahinschießenden Wogen, von denen Menschen und Tiere samt den Zelten weggerissen wurden, ehe man sich recht besinnen konnte, was zu thun sei. Selbst Alexanders Zelt und Waffen rissen die wütenden Wellen fort, und er selbst entging nur mit Mühe dem Tode, da ihn die rasenden Wellen fortzureißen drohten. „So ging es Tag für Tag: stets dieselben Leiden, Gefahren und Anstrengungen und dazu noch zunehmende Ermattung und Hoffnungslosigkeit. Um das Leiden noch zu steigern, erhob sich einst noch ein heftiger Sturm, trieb die Dünen hin und her, verfinsterte mit Staubwolken die Luft, begrub oder erstickte Menschen und Tiere und verwehte die Wege, so daß sich die landeseingeborenen Führer verirrten und alle ihren Untergang für unvermeidlich hielten. Um sich wieder zurechtzufinden, mußte man das Meer aufsuchen. Daher sammelte Alexander

10. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 301

1890 - Gotha : Perthes
301 Vorräte sammeln, aus dem Innern des Landes Getreide, Datteln und Schlachtvieh herbeischaffen und unter Bedeckung zuverlässiger Leute nach der Küste bringen für die Seemannschaft, welche auf solche Vorräte angewiesen war. Unter solchen Entbehrungen und Anstrengungen gelangte man in den furchtbarsten Teil der Wüste, wo mit dem steigenden Hunger auch die Zügellosigkeit, das Haschen nach einem Trunk oder einem Bissen zunahm. Auf zehn bis fünfzehn Meilen weit war kein Wasser zu finden, dazu war der tiefe heiße Sand wie ein stürmisches Meer zu hohen Dünen aufgeweht, in welche man tief einsank und sich nur mit großer Anstrengung fortschleppte. Weil nun diese mühevolle Arbeit, durch den unter den Füßen nachgebenden Sand sich durchzuarbeiten, sich unausgesetzt wiederholen mußte, so nahmen die Kräfte bald ab, blieben viele ermattet liegen. Vergrößert ward diese Belästigung noch durch die Dunkelheit der Nacht, welche nicht das Geringste wahrzunehmen gestattete, also bei Unglücksfällen ganz hilflos machte. Bei solchen endlosen Leiden und ermüdenden Anstrengungen hörten denn auch bald Zucht und Ordnung auf und nahm die selbstsüchtige Gier, sich zu retten und zu nähren, mit jedem Tage schrecklichere Gestalt an. Man schlachtete alles Zugvieh, um sich zu ernähren, sogar das der Krankenwagen, welche man dann trotz des Jammergeschreis und der Bitten der Kranken, sie nicht einem schmerzhaften Hungertode zu überlassen, erbarmungslos in der Einöde stehen ließ. Man hörte nicht auf die Klagen und Bitten der Kameraden, sondern zog mitleidlos weiter, denn die tägliche Not hatte gefühllos gemacht. Wer matt und müde zurückblieb, um zu rasten und sich zu erholen, fand kaum noch die Spuren des Heeres, welche vom Sande verweht waren, konnte die Weitereilenden nicht mehr einholen, verschmachtete daher bald unter furchtbaren Leiden, Zuckungen und Fieberphantasieen, oder verirrte sich im
   bis 10 von 41 weiter»  »»
41 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 41 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 2
3 2
4 1
5 5
6 1
7 4
8 0
9 3
10 16
11 1
12 0
13 0
14 1
15 0
16 12
17 0
18 0
19 3
20 0
21 0
22 10
23 3
24 1
25 0
26 0
27 0
28 2
29 0
30 1
31 1
32 0
33 3
34 1
35 1
36 4
37 19
38 1
39 3
40 0
41 1
42 0
43 2
44 0
45 3
46 2
47 0
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 2
1 68
2 2
3 14
4 4
5 6
6 2
7 13
8 22
9 28
10 2
11 1
12 10
13 8
14 14
15 9
16 74
17 165
18 7
19 71
20 14
21 45
22 7
23 158
24 3
25 5
26 10
27 1
28 38
29 18
30 4
31 10
32 5
33 4
34 10
35 2
36 10
37 15
38 5
39 48
40 0
41 22
42 23
43 28
44 5
45 24
46 2
47 3
48 4
49 5
50 0
51 50
52 17
53 1
54 23
55 8
56 19
57 10
58 5
59 18
60 3
61 4
62 2
63 0
64 10
65 57
66 8
67 6
68 37
69 6
70 5
71 11
72 10
73 12
74 8
75 21
76 52
77 64
78 5
79 1
80 16
81 2
82 67
83 152
84 12
85 16
86 6
87 24
88 24
89 3
90 4
91 34
92 98
93 5
94 61
95 18
96 21
97 6
98 109
99 11

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 61
1 13
2 10
3 7
4 3
5 10
6 82
7 5
8 2
9 1
10 18
11 10
12 35
13 31
14 13
15 1
16 3
17 2
18 4
19 20
20 57
21 2
22 0
23 2
24 80
25 28
26 1
27 6
28 62
29 9
30 2
31 19
32 44
33 55
34 60
35 0
36 3
37 2
38 13
39 9
40 5
41 4
42 30
43 102
44 0
45 7
46 74
47 22
48 34
49 7
50 31
51 22
52 11
53 8
54 9
55 2
56 4
57 2
58 8
59 93
60 7
61 7
62 8
63 1
64 9
65 7
66 3
67 1
68 4
69 0
70 3
71 1
72 6
73 1
74 4
75 18
76 32
77 1
78 17
79 2
80 4
81 124
82 18
83 80
84 60
85 15
86 21
87 42
88 8
89 51
90 3
91 22
92 3
93 9
94 4
95 22
96 5
97 3
98 5
99 6
100 59
101 42
102 26
103 17
104 121
105 2
106 9
107 33
108 3
109 59
110 24
111 9
112 21
113 82
114 78
115 29
116 12
117 2
118 5
119 49
120 16
121 23
122 3
123 99
124 83
125 57
126 18
127 178
128 8
129 23
130 5
131 86
132 10
133 42
134 138
135 2
136 66
137 36
138 20
139 15
140 11
141 1
142 57
143 34
144 2
145 12
146 2
147 3
148 4
149 4
150 7
151 6
152 221
153 21
154 23
155 25
156 9
157 2
158 2
159 255
160 8
161 0
162 0
163 1
164 4
165 12
166 66
167 9
168 30
169 9
170 2
171 2
172 4
173 93
174 0
175 359
176 5
177 120
178 27
179 51
180 2
181 0
182 18
183 67
184 86
185 65
186 16
187 51
188 38
189 24
190 1
191 8
192 21
193 75
194 5
195 80
196 55
197 3
198 10
199 5