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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 269

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Chlodowechs Söhne bis zum Tode Theuderichs. 269 die ripuarischen und oberfränkischen Gebiete und dazu ein Stück des ehemaligen Westgotenlandes, nämlich die Auvergne mit den angrenzenden Landschaften, Chlodomer Aquitanien d. H. das übrige von Chlodowech den Westgoten entrissene Land, Childebert den Strich zwischen Seine und Loire mit der Bretagne und Normandie, Chlothar die altsalischen Lande und den Küstenstrich westlich bis zur Seine. Das alte Reich des Syagrius wurde dabei ziemlich gleichmäßig verteilt, und hier im Mittelpunkt des Reiches lagen auch nicht weit voneinander, damit die Höfe sich leicht zusammen verständigen konnten, die Residenzen der vier Brüder: Theuderich hauste in Metz, Chlodomer in Orleans, Childebert in Paris, Chlothar in Soissons. Die Söhne strebten dem Vater nachzuahmen und erweiterten das ererbte Reich mit Glück und Erfolg; namentlich Theuderich war ihm nicht unähnlich an Kraft und Verstand; aber sie hatten auch des Vaters Tücke und Treulosigkeit geerbt und ahmten sein Beispiel auch in der durch die schlimmsten Künste herbeigeführten Ausrottung der Verwandten nach. Die Frevel des Ahnherrn wucherten fort, sie vergifteten durch mehrere Menschenalter sein Geschlecht, das die ärgsten Feinde in seinem eigenen Schoße fand. Es war, als ob das von Chlodowech so unmenschlich vergossene Blut der fränkischen Fürsten, um Rache zum Himmel schreiend, die Nachkommen des Thäters wider einander selbst aufregte, ihnen zu rastloser Verfolgung Schwert und Dolch in die Hand gab.*) Zunächst hielten die Brüder allerdings fest zusammen; war auch ein jeder von ihnen selbständiger Landesfürst, so betrachteten sie doch ihre Reiche als ein zusammengehöriges Ganzes. Dieser Zusammenhang zeigte sich namentlich in kirchlichen Angelegenheiten. Es wurden Konzilien von mehreren Königen gemeinsam berufen, und auch bei den Kirchenversammlungen der Teilreiche konnten Bischöfe aus den andern Teilreichen erscheinen. Aber auch in kriegerischen Unternehmungen sehen wir die Brüder oft gemeinschaftlich vorgehen, obwohl es nicht immer in brüderlicher Eintracht geschah. Die politischen Ereignisse, die unter den Nachfolgern Chlodowechs vorfielen, alle in möglichst gleichmäßiger Ausführlichkeit zu erzählen ist weder möglich noch ratsam, da es uns vielfach an einem zuverlässigen Quellenberichte fehlt und in andern Fällen die Thatsachen oft nicht geeignet sind, die Teilnahme heutiger Leser zu erregen. Wichtiger als die äußeren Ereignisse an sich erscheinen oft die lebensvollen Schilderungen und halb sagenhaften Berichte, die wir hauptsächlich Gregors Werke entnehmen und die für die Kenntnis des Zeitcharakters im allgemeinen, insbesondere der Sitten und Anschauungen von höchstem Werte sind. Schon 516 mischte sich König Theuderich in die Angelegenheiten des *) Vgl. Loebell, Gregor von Tours und seine Zeit. 2. Aufl. S. 19 f.

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 291

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Chlodowechs Söhne und Enkel bis zum Tode Chlothars. 291 südöstlichen Alamanniens durch Theudebert und noch dessen Eroberungen in Oberitalien sich das auf drei Seiten von fränkischer Herrschaft umklammerte Bajuwarenland nicht in nationaler Selbständigkeit behaupten konnte. Doch darf man nicht an eine Eroberung Baierns durch die Franken denken, von der uns auch nicht ein Wort überliefert ist. Vielmehr ist anzunehmen, daß die Baiernherzöge halb freiwillig, halb gezwungen die Oberhoheit der austrasischen Frankenkönige anerkannt haben. Im Jahre 556 hielt Chlothar nach deutscher Sitte den Umritt durch sein neues Reich. Es war nämlich alter Brauch, daß jeder König nach der Thronbesteigung durch sein Reich zog, „um es,*) wie der Erwerber eines Grundstücks in förmlichen Besitz zu nehmen und sich seinen freien Unterthanen zu zeigen, eine Sitte, die sich bis in die Zeiten der salischm Kaiser erhalten hat." Während Chlothar diesen seinen Umritt hielt, empfing er die Nachricht, daß sich diejenigen Sachsen, welche die austrasische Oberhoheit anerkannten, empört hätten. Einige sächsische Gaue waren nämlich, wir wissen nicht wann, zinspflichtig geworden. Schon im Todesjahre Theudobalds hatten sie sich gemeinsam mit den Thüringen erhoben, um das fränkische Joch abzuschütteln, und Chlothar hatte gleich nach seinem Regierungsantritt in Austrasien jene sächsischen Gaue und ganz Thüringen mit einem gewaltigen Heere verwüstet und dadurch deu Aufstand unterdrückt. Jetzt erhoben sich die Sachsen, von Childebert aufgereizt und besser vorbereitet als das erste Mal, wiederum und weigerten sich, den jährlichen Zins zu zahlen. Ergrimmt brach Chlothar gegen sie auf. Als er nun der Grenze der Sachsen schon nahe war, schickten diese, eingeschüchtert durch die Stärke des fränkischen Heeres, Gesandte zu ihm, die sprachen: „Wir haben ja nichts gegen dich im Sinn, und was wir deinem Bruder und deinen Neffen zu geben pflegten, enthalten wir auch dir nicht vor; wir wollen sogar gern noch mehr geben, nur laß Friede zwischen uns sein." Chlothar war dies zufrieden, aber die ©einigen versicherten ihm, die Sachsen würden nie erfüllen, was sie versprächen. Da boten die Sachsen die Hälfte von all ihrer fahrenden Habe, und Chlothar wollte ihnen daher gern den Frieden gewähren, doch abermals warnten ihn die ©einigen, den Sachsen zu trauen. Da sprachen diese: „Alle unsere Herden und die Hälfte unseres Landes bieten wir euch. Laßt uns nur unsere Weiber und Kinder und haltet Frieden mit uns." Die fränkischen Kriegsmannen aber, die sicherlich bereits auf reiche Beute rechneten, wollten davon nichts hören. „Stehet doch ab davon," sprach Chlothar zu ihnen, „wir haben keinen gerechten Grund sie zu bekriegen, da sie uns so vieles bieten. Wollt ihr aber auf eigene Hand Streit anfangen, so werde ich nicht mit euch ziehen." *) Giesebrecht a. a. O. S. 166, Anmerkung. 19*

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 296

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
296 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Doch das Ende des Wüterichs war nahe. Im folgenden Jahre (561) wurde er, als er in dem Forste von Cuise jagte, plötzlich von einem Fieber befallen und sogleich nach Compiegne gebracht. Und als das Fieber ihn furchtbar schüttelte, sprach er zu wiederholten Malen: „Ach, wie groß muß doch jener König des Himmels sein, der so mächtige Könige wie mich so elend umkommen läßt!" Endlich starb er in bittrer Herzensangst einen Tag nach dem Jahrestag der Ermordung des unglücklichen Chramm, im einundfünfzigsten Jahre seiner Regierung. Nach Chlothars Tode wagte einer seiner vier Söhne, Chilperich, das ganze Reich des Baters an sich zu reißen und, wie Chlothar, allein zu herrschen. Kaum war der Bater beigesetzt, so bemächtigte er sich des königlichen Hortes, machte den vornehmsten Franken reichliche Geschenke und bewog dadurch viele, sich ihm anzuschließen. Auch Paris brachte er an sich. Aber es war ihm nicht lange vergönnt, denn seine Brüder verbanden sich gegen ihn, vertrieben ihn aus Paris und nötigten ihn zu einer Teilung des Reichs. So wurde das große Frankenreich wieder wie nach Chlodo-wechs Tode in vier Staaten zerrissen, die aber beträchtlich größer waren als die vor fünzig Jahren entstandenen Teilreiche: Charibert erhielt Aqui-tanien d. H. das früher westgotische Gallien bis zu Den Pyrenäen und die Hauptstadt Paris; Guntram Burgund und als Residenz Orleans, Sigibert das ripuarische und ostrheiuische Franken (Austrasien) mit Reims, Chilperich die Aremorica und das salische Land südwestlich vom Kohlenwald (Neustrien) mit Soissons. 8. Aus dem Ieben und Treiben m Stadt und Mnd im Werotmngerr eiche. Hievor wir unsern Lesern die äußeren Kampfe und inneren Wirren berichten, denen das Frankenreich feit Chlothars Tode anheimfiel, scheint es uns rätlich, von den Sitten und Gebräuchen, die in diesem Reiche etwa seit dem sechsten Jahrhundert herrschten, einige Bilder vorzuführen. Ehe wir aber den Hauptgewährsmann aus jener wilden Zeit, den wackern Gregor von Tours, selber reden lassen, schicken wir die Darstellung eines der vorzüglichsten Kenner deutscher Vorzeit voraus, der die gründliche Kenntnis des Gelehrten mit dem Feingefühl und der darstellenden Kunst des Dichters wie kaum ein andrer verbindet. Gustav Frey tag ist es, der*) uns über das Ausfehn einer Franken st adt und das Treiben *) In den berühmten „Bildern aus der deutschen Vergangenheit", 14. Aufl., Bd. 1, S. 270 ff. Ein paar unwesentliche Änderungen und einige starke Kürzungen mußten wir uns gestatten.

4. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 299

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 299 von einem Zuge dienender Leute, einherritt. Über die Karren und Lastwagen ragte der hohe Hals eines Kamels, das um 600 auch int Franken- reich als Lastträger benutzt wurde, ja noch unter Karl dem Großen beim Bau des Königsschlosses von Aachen Steine zutrug. Auf dem Flusse führten die Frachtschiffe die Waren der Hafenstadt und die Ackerfrucht von entfernteren Gütern der Kirche nach der Stadt. Rührte sich die Stadt festlich bei einem großen Tage ihres Heiligen, dann wurden Teppiche aus den Fenstern gehängt — der Schmuck durch Blumen wird in diesen Jahrhunderten nicht erwähnt —, dann zog das Stadtvolk mit Fahnen und den Abzeichen seiner Schulen würdig auf, neben den Germanen und Inländischen auch fremde Landsleute z. B. Italiener, Syrer und Juden. Wenn ein König begrüßt wurde, sang jedes Volk in antiker Weise einen langen, schöngefügten Glückwunsch seiner Sprache, der vorher einstudiert wurde und dessen Worte für wichtig und bedeutungsvoll galten. Als König Guntram im Jahre 585 zu Orleans einzog, sang das Volk: „Es lebe der König, und seine Herrschaft mehre sich über alle Völker viele Jahre." Die Juden aber sangen: „Dich sollen alle Völker anbeten, beugen sollen sie dir das Knie, und unterthänig sollen sie dir sein." Aber den Juden war der König nicht günstig; denn bei Tische sagte er: „Diese Juden haben nicht aus gutem Herzen gesungen; sie schmeichelten mir heut in ihrem Lobspruch, weil ich ihre Synagoge, die schon lange von den Christen zerstört ist, auf öffentliche Kosten wieder aufbauen soll. Aber ich thue das nicht." Für den Beifall, den ein Germanenfürst fand, und für die Geschenke, die er beim Einzuge erhielt, war er dem Stadtvolk dankbar, er machte einzelnen Gegengeschenke und erließ der Stadt Abgaben. Denn obwohl er zuweilen gegen seine Städte harten Willen bewies, er hatte doch einige Scheu vor der Menschenmenge und vielleicht noch größere vor ihrem Geschrei. Wie ihm der freudige Zuruf wohlthat, weil er aus guten Wünschen eine gute Wirkung für sich hoffte, so fürchtete er auch die Vorbedeutung des einstudierten Zorngeschreies und die Gefahren eines lauten Fluches. Als ein Fraukenkönig mit seinen Bischöfen unzufrieden war, drohte er das Volksgeschrei gegen sie zu erregen, und als König Guntram einmal durch einen Anschlag gegen sein Leben aufgeregt war und um das Aussterben der Merowinge bangte, wandte er sich in der Kirche an das versammelte Volk und bat ernstlich, ihn nicht umzubringen, wie man mit seinen Brüdern gethan, sondern ihn wenigstens noch drei Jahre leben zu lassen, bis er seinen Neffen groß gezogen. Und diese königliche Bitte bestimmte das Volk zu lauten Wünschen für sein Heil. War der König in recht guter Laune, so gab er den Städtern auch Schaufeste. Wie der Wandalenherr in Afrika und König Leovigild in Spanien, so saß seit 543 auch der Frankenkönig im Cirkus von Arles,

5. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 380

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
380 Die Franken bis zum Untergänge der Merowinger. Aber sie stieß ihn wutknirschend von sich, fluchte ihm und schrie zum König: „Wehe mir, ich sehe meinen Feind und habe keine Macht gegen ihn." Darauf wurde Leudast von dem geweihten Ort fortgewiesen. Er ging durch die Straßen von Paris, nicht ahnend, was ihm bevorstand; plötzlich aber erschienen Diener der Königin, um ihn in Fesseln zu legen. Er zog das Schwert und hieb den einen von ihnen nieder. Verwundet floh er, glitt auf einer Brücke aus, fuhr mit dem Fuß zwischen zwei Bohlen und brach das Bein. So ward er gefangen, in den Kerker gebracht und auf Befehl der Königin gräßlich hingerichtet." Trotz mannigfacher Gunstbeweise des Königs sah Gregor doch allezeit die Herrschaft Chilperichs als Tyrannei an und blieb im Herzen Brunhilden und ihrem Sohn Childebert getreu. Nach Chilperichs Tode (584) fiel Tours zuerst in die Hände Guntrams von Burgund. Bei ihm stand Gregor schon lange in hoher Gunst und wurde auch jetzt von ihm mit auszeichnendem Vertrauen behandelt. Dennoch begrüßte er es gewiß mit Freuden, als Guntram im folgenden Jahre Tours an Childebert, den rechtmäßigen Herrn, abtrat. Von dieser Zeit an war Gregor einer der einflußreichsten Männer im fränkischen Reiche. Er durfte sich des vollen Vertrauens Bruuhildens und ihres Sohnes rühmen und besuchte oft den Hof. Zuweilen wurde er sogar in wichtigen Staatsangelegenheiten als ein vertrauenswürdiger Gesandter gebraucht. So im Jahre 588, wo er als Childeberts Gesandter eifrig und erfolgreich bemüht war, das Mißtrauen, das sich zwischen diesem und seinem Oheim eingeschlichen hatte, zu beseitigen und die Eintracht unter den Merowingern zu erhalten. Bald nachdem Tode seines Gönners Guntram starb auch Gregor, am 17. November 594, nachdem er die Mitte der fünfziger Jahre erreicht und über einundzwanzig Jahre sein Bistum treulich und väterlich verwaltet hatte. Sein Sprengel bewahrte ihm mit vollem Recht ein dankbares Gedächtnis; ja man verehrte ihn sogar als Heiligen. „Vieles hatte Gregor erlebt und gesehen," sagt Wilhelm Wattenbach, der Verfasser der vortrefflichen „Gefchichtsquellen des Mittelalters , „von seiner Kindheit an, wo die Auvergne der Schauplatz des Kampfes zwischen Chlothar und Childebert war, bis zu dem blutigen Streit der Königinnen Brunhilde und Fredegunde; seitdem er zu den Bischöfen des Reichs gehörte, konnte kein bedeutendes Ereignis eintreten, ohne ihn unmittelbar zu berühren; von allem erfuhr er, und an vielen wichtigen Staatsgeschäften nahm er persönlich teil; einen großen Teil des Reiches kannte er aus persönlicher Anschauung. Da erwachte in ihm der Wunsch, die Kunde dieser Dinge auch der Nachwelt zu überliefern, und während er das Leben der Heiligen beschrieb und reiche Sammlungen von Wundergeschichten verzeichnete, arbeitete er zugleich unablässig an dem Geschichtswerke, dem wir fast allein unsre

6. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 210

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
210 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. wieder gut machen könnten, kurz darnach von den Kaisern die alten Lustbarkeiten des Cirkus! Öffentliche Spiele mitten unter Brandstätten und Aschenhaufen, zwischen Blut und Gebeinen von Erschlagenen! Schwarz vom Brande steht die Stadt da, der Fuß wandelt über Gräber — und man verlangt nach dem Cirkus, um sich zu ergötzen! O du größte Stadt Galliens, es ist kein Wunder, daß solches Elend dich traf. Drei Zerstörungen konnten dich nicht bessern; du verdientest in der vierten unterzugehen." Daß Chlogio, der sein Reich zum mächtigsten unter den fränkischen Königsherrschaften erhob, als der geschichtliche Ahnherr des Merowingergeschlechtes zu betrachten ist, unterliegt keinem Zweifel. Doch wissen wir nicht mit Sicherheit, woher dieses Geschlecht, das sich selbstverständlich göttlichen Ursprungs rühmte, seinen Namen führt. Gregor von Tours sagt nur, aus Chlogios Stamm sei, wie manche behaupteten, auch der König Merowech entsprossen, dessen Sohn Childerich gewesen sei. Doch über Merowech selbst, den die Sage zum Sohn eines Meerungeheuers macht, fehlt es ganz an beglaubigten Nachrichten. Wir kennen auch die Namen der Frankenkönige nicht, unter denen Salier und Ripuarier als Hilfsvölker des Aetius in der fürchterlichen Hunnenschlacht des Jahres 451 gegen Attila *) kämpften. Sechs Jahre später aber herrschte bereits über einen Teil der Salier der eben erwähnte König Childerich (457 bis 481), der zu Tournai (Doornik) an der Schelde seinen Hof hielt, der Vater Chlodowechs. Anziehend ist Gregors sagenhafte Erzählung über diesen bedeutenden Fürsten. „Als Childerich König der Franken (d. H. eigentlich nur einer der Könige der salischen Franken, aber freilich bei weitem der mächtigste von ihnen) war, ergab er sich einem schwelgerischen Leben. Darüber ergrimmten die Franken und nahmen ihm die Herrschaft. Und als er vernahm, daß sie ihn töten wollten, entfloh er und kam nach Thüringen, ließ aber daheim einen Vertrauten (noch spätere Überlieferung nennt ihn Wiomad), der sollte sehen, ob er nicht mit milder Überredung ihm die erzürnten Herzen wieder versöhnen könnte. Auch hinterließ er diesem ein Zeichen für den Fall, daß er ohne Gefahr zurückkehren könne, nämlich so: sie teilten zusammen ein Goldstück, die eine Hälfte nahm Childerich mit sich, die andere aber behielt sein Vertrauter. „Wenn du mir," so sprach er zu diesem, „deine Hälfte schickst und sie mit meiner verbunden ein Goldstück ausmacht, so soll mir dies ein Zeichen sein, daß ich ohne Furcht in die Heimat zurückkehren kann." In Thüringen nun hielt sich Childerich bei *) Über diese Schlacht auf den „Katalaunischen Feldern", genauer bei Troyes auf dem „Campus Mauriacus" vgl. Band 2, S. 123 ff.

7. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 152

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
152 20. Die Westgoten im römischen Reiche; Fridigern. Hohn zurückgewiesen. Die boshaften Bemerkungen der Römer reizten den Ingrimm der Goten, es kam zu heftigen Schelt- reden. Schließlich konnten die Beleidigten sich nicht länger bändigen; die Schwerter wurden aus der Scheide gerissen, es entstand ein Handgemenge, mehrere Römer wurden erschlagen. Ein geheimer Bote brachte dem Lupicinus während der Tafel die Nachricht hiervon. Der Wein hatte bereits die Sinne des Schwelgers umnebelt; er hielt es nun an der Zeit, seinen ruchlosen Plan auszuführen, und erteilte deshalb heimlich den Befehl, den kleinen Teil des Gefolges, dem man den Eintritt in die Stadt gewährt und der, von den Fürsten getrennt, ni einem andern Teil des Palastes geschmaust hatte, nieder- zumetzeln. Es geschah; die Wehrlosen wurden zusammen- gehauen. Inzwischen hatte Lupicinus den Fürsten nicht verhehlen können, daß ein blutiger Zusammenstoß zwischen seinen Krie- gern und ihren Mannen vor dem Stadtthore erfolgt sei; in den Augen des tückischen Mannes mochte Fridigern den Mordplan lesen. Das Todesgeschrei des treuen Gefolges mag an sein Ohr geschlagen sein. Kurz, er fühlte, daß er verraten sei und nur ein kühner Entschluß ihn retten könne. Da sprang er von der Tafel aus, indem er schrie, nur er könne den Aufruhr stillen, den andern Fürsten zurief, ihm zu folgen, und das blanke Schwert in der Hand aus dem Palast stürzte. Durch die erstaunten Römer hindurch liefen die Deutschen zu ihren Rossen, und ehe sene sich besannen, was geschah, sprengten sie durch die Straßen dem Thore zu, er- reichten es glücklich und wurden von ihren Getreuen mit lautem Jubel empfangen. Bald waren die Germanen den Augen der Römer entschwunden. Das Gefühl der Freude darüber, daß die Fürsten ge- rettet waren, machte dem der Wut und des grimmigsten Schmerzes Platz, als man die Niedermetzelung der treuen Gefolgsleute im kaiserlichen Palast erfuhr. Der schändlichste Bruch des Gastrechts, das auch dem wildesten Barbaren heilig ist, war von den Römern verübt worden. Gegen ein so treuloses Volk glaubten die Goten sich aller Verbindlichkeit

8. Das Mittelalter - S. 63

1889 - Gotha : Perthes
63 3. Die vllige Auflsung ves Reiches (bis zur Absetzung Karls Iii. 887). A. Die Leitung des Meiches Lothars I. Das Reich Lothars I. (| 855) ward unter seine Shne so geteilt, da Ludwig Ii. das italische Knigreich mit der Kaiserkrone. Karl das Knigreich Provence"), Lothar Ii. die nrdl. davon bis zur Nordsee gelegenen Gebiete (Knig-reich Lotharingien oder Lothringen) erhielt. In kurzer Zeit starben die Brder ohne mnnliche Erben dahin, zuerst Karl (f 863), dann Lothar Ii. (f 869); ihre Lnder rissen die Oheime ftudwig und Karl der Kahle an sich und teilten sie in dem Vertrage zu Meersen (unweit der Maas bei Maastricht) 870 so. da der elftere die rein deutschen Gebiete erhielt. Da Ludwig nun (bis auf flandrische Gebiete) alle2) deutschen Lnder unter seiner Herrschaft vereinigte, so bekam er in der Geschichte den Beinamen ..der Deutsche" (Germanicus)3); fr das gesamte deutsche Gebiet wurde der Name Ost franken blich im Gegensatz zu dem romanischen we st frnkischen Reich. Als Kaiser Ludwig Ii. starb (875). bemchtigte sich seines Erbes sein Oheim. Karl der Kahle; Ludwig dem Deutschen zuvorkommend, eilte er nach Italien und Rom; als Geschenk des Papstes (Johann Viii.) empfing er Weihnachten 875 die Kaiserkrone. Anf. des nchsten Jahres erhielt er in Pavia auf einer Reichsversammlung von den Groen auch die Huldigung als König von Italien. B. Die Kutwicketuug der ppstlichen Wacht. Die Leitung der kirchlichen Angelegenheiten, welche Karl d. Gr. gebt, die Besttigung der Wahlen der Bischfe und bte (oft geradezu die Wahl selbst), der Vorsitz auf den Synoden ward ebenso innerhalb ihrer Gebiete von den einzelnen Knigen als emiches Recht in Anspruch genommen. Da nun in den brgerlichen Unruhen unter Ludwig d. Fr. und seinen Shnen die Kirche mit ihren reichen Besitzungen weltlicher Habsucht und Willkr sich preisgegeben sah, so regten sich in der frnkischen Geistlichkeit Bestrebungen, die auf eine Befreiung der Kirche von der weltlichen Macht hinzielten; zunchst verlangte man fr die Bischfe das Recht, von dem Urteile der Synode die Entscheidung des Papstes anzurufen, bald aber erklrte man mit Bezugnahme auf ltere Konzilien-beschlsse und Schreiben frherer Ppste (epistulae decretales) den Papst, dessen Primat sich bisher nur in der obersten Entscheidung schwieriger kirchlicher Fragen bekundet und durch bersendung des Palliums an die Erzbischfe in Erinnerung gehalten hatte, fr den alleinigen und unbeschrnkten Herren der Kirche. Zu dem Ende verffentlichte man um die Mitte des 1) Dasselbe umfate auer der Provence die fbl. Teile der burgunb. Gebiete. 2) Den Tod Karl b. K. und f. Sohnes (Ludwigs des Stammlers) benutzte man in Ostsranken, um 880 vertragsmig die Grenze im W. bis zur Scheibe und der die Maas in ihrem ob. Laufe auszubauen; ein betrchtl. Teil roman. Bevlkerung (a. b. Maas) toarb baburch mit Deutschland verbunben, aber beutsch wrbe auerhalb der Grenzen nur noch in Flanberu (zwisch. Lijs u. Meer, vgl. S. 48. 1) gesprochen. 3) S. nationale Bebeutuug hebt schon b. Mnch Otfrieb v. Weienburg hervor, bessen Evangelienbuch gegen 870 erschienen u. Ludwig b. D. geroibmet ist. Durch Otfrieb haben die Frauken das Evangelium in der Muttersprache erhalten, wie vorher (um 830) die Sachsen durch den Verfasser des Heljaud.

9. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 144

1882 - Gütersloh
144 Wilhelm I. März 1807, doch sollte er, durch die traurige Lage des Vaterlandes veranlaßt, früher kommen. Am Neujahrstage des Jahres 1807 befand sich die königliche Familie in Königsberg. Nach der bestehenden Sitte erschienen die Kinder des Morgens vor dem Vater, um ihm ihre Glückwünsche darzubringen. Als Prinz Wilhelm hervortrat, die Hand des Vaters ergriff und demselben seine herzliche Gratulation darbrachte, sprach dieser zu Wilhelm: „Da an Deinem Geburtstage vielleicht keine Gelegenheit sein wird, Dich ordentlich einzukleiden, weil Ihr nach Memel müßt, so ernenne ich Dich schon heute zum Offizier und habe Dir auch eine Jn-terims-Uniform anfertigen lassen." Mit diesen Worten zeigte der König auf einen Jnterimsrock der Gardeoffiziere, welchem Degen, Hut und Federbusch beigelegt war. 4. Es war am 27. Februar 1814, als die verbündeten Heere, nach manchen siegreichen Gefechten, den Franzosen bei Bar für Aube wieder gegenüber standen. Des Morgens früh sprach der König zu seinen Söhnen: „Wir haben heute die Offensive ergriffen. Kann heiß hergehen. Ihr follt Euch das ansehen. Reitet voraus; ich komme nach. Setzt Euch nicht mutwillig der Gefahr aus. Versteht Ihr mich?" Die Prinzen sprengten zum General von Wittgenstein, woselbst der König auch bald eintraf. Auf derselben Stelle, wo sie standen, begann das Gefecht. Der König und seine Söhne waren in steter Lebensgefahr. Plötzlich sagte der König zum Prinzen Wilhelm: „Reite doch zurück und erkundige Dich, was das für ein Regiment dort ist und erforsche, von welchem Regimente die vielen Verwundeten sind, die sich jeden Augenblick mehren!"

10. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 134

1890 - Gotha : Perthes
kleine Gefechte, in denen das römische Heer sich zur Gegenwehr ausbildete. Um Städte zu erobern, fehlte es ihm an Belagerungsmaschinen und an Lnst zu Belagerungen. Als die Römer Capua belagerten, wollte Hannibal sie von dieser Stadt wegziehn und marschierte daher gegen Rom (211 v. Chr.), wo er acht Tage vor der Porta Collatina aus dem Monte Pincio lagerte und den Römern so großen Schrecken einjagte, daß der Ausruf: „Hannibal ante portas“, ein so grausiger war, daß man mit ihm schreiende Kinder zum Schweigen brachte. Weil er aber weder Belagerungsmaschinen besaß, noch Helfer sich einfanden, er aber auf verzweifelten Widerstand gefaßt sein mußte, zog er wieder nach Süden. Unterdessen hatte sich Capua ergeben, war von den Römern gründlich ausgeplündert, endlich die ganze Bevölkerung, welche die Erstürmung überlebte, ausgewiesen und eine neue eingeführt. Alle Senatoren wurden hingerichtet, von denen viele sich selbst und ihre Familie töteten, und alle Punierfreunde wurden massenweise umgebracht. Vorher schon hatte Sempronius Gracchus mit bewaffneten Sklaven bei Benevent über Hanno gesiegt und blieb die Citadelle Tarents in der Gewalt der Römer, während Karthager die untere Stadt besetzt hielten. Während dieser Zeit waren in Syrakus der alte weise Hiero (215 v. Chr.) und sein Sohn gestorben, die sogenannten Tyrannen (Alleinherrscher) der volkreichen Stadt, und folgte auf sie der leichtfertige Hieronymus, Hieros Neffe, welchen Hannibal dadurch für sich gewann, daß er die gefangenen Syraknsaner freigab. Infolge hiervon schloß Hieronymus ein Bündnis mit Hannibal, ward aber bald darauf ermordet und Syrakus wieder Republik. In dieser gewannen die Freunde der Karthager den Haupteinfluß und erzwangen durch einen Militärausstand den Anschluß an Karthago, wofür die Römer in den kleinen Städten der Republik blutige Rache nahmen.
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