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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 282

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
282 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. wingern fast unerhörten Tugend — treten bei ihm nicht selten hervor?) Theuderich hatte einen Verwandten, den oben erwähnten Sigiwald, ermordet und sandte seinem Sohn Theudebert, der damals gegen die Westgoten zu Felde lag, den Befehl, dem Giwald, einem Sohn des Getöteten, der bei ihm war, ebenso zu thun. Theudebert aber zeigte diesem den Brief des Vaters. „Flieh," sprach er, „und wenn du hörst, daß mein Vater gestorben ist und ich statt seiner herrsche, so kehre ruhig zurück." Giwald banste seinem Retter und ging erst nach Arles, dann, als er sich dort nicht sicher glaubte, weiter nach Italien. Bei der Nachricht vom Tode seines Verfolgers verließ er der erhaltenen Weisung zufolge feinen Verbannungsort und erschien vor Theudebert. Dieser empfing ihn mit großer Freude und gab ihm nicht nur alle Güter Sigiwalds, die sein Vater eingezogen hatte, zurück, sondern fügte großmütig auch noch den Dritten Teil reichlicher und glänzender Geschenke hinzu, die er eben von seinem Oheim Childebert erhalten hatte. Er war der Pate Giwalds, aber einen andern Merowinger würde dies schwerlich zur Schonung vermocht haben. Da Beweise so hochherziger Gesinnung ganz selten sind in dieser wilden Zeit und unter diesem gewaltsamen Geschlecht, und es wohlthut, einige Lichtblicke in das finstere Gemälde hereinfallen zu sehen, so teilen wir noch einen andern Zug des Wohlwollens mit, den Gregor**) von Theudebert berichtet. „Der Bischof Desiderius von Verdun, dem einst König Theuderich großes Unrecht angethan, und der nach vielen Leiden und Trübsalen nach Gottes Willen endlich seine Freiheit wiedergewonnen hatte und — wie wir eben jagten — Bischof von Verdun geworden war, sah, wie die Bewohner von Verdun sehr arm und hilflos waren, und fühlte inniges Mitleid mit ihnen. Da er jedoch durch Theuderich feines Eigentums beraubt worden war und selbst nichts besaß, um sie zu unterstützen, zugleich aber König Theudeberts Gnade und Güte gegen jedermann kannte, schickte er Gesandte an ihn, die also sprachen: „Der Ruf von deiner Güte ist über das ganze Land verbreitet, da deine Freigebigkeit so groß ist, daß du selbst denen spendest, die nichts von dir verlangen. Ich bitte dich daher, daß deine Liebe uns einiges Geld leihe, aus daß wir damit unsere Mitbürger unterstützen können. Und wenn sie ihren Geschäften damit aufgeholfen und es genutzt haben werden, wie es in andern Städten geschieht, so werden wir dir dein Geld mit den gesetzlichen Zinsen zurückerstatten." Da wurde der König gerührt und schickte ihnen 7000 Goldschillinge.***) Der Bischof aber nahm sie und ver- *) Löbell, Gregor von Tours und seine Zeit, S. 28. **) Buch 3, Kap. 34. Gief ebrecht 1, S. 145 f. ***) Man vergesse nicht, daß das Geld damals etwa den zehnfachen Wert wie heutzutage besaß. Das vom Könige geliehene Geld würde nach heutigen Verhältnissen einer Summe von 7 — 800 000 Mark gleichkommen.

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 292

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
292 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Da erhoben sie sich wütend gegen den König, zerrissen sein Zelt, verfolgten ihn mit Schmähungen, ergriffen ihn mit Gewalt und drohten ihn zu töten, wenn er sich noch länger weigere, mit ihnen zu ziehen. Unwillig mußte Chlothar nachgeben. Doch als es zur Schlacht kam, wurden die Franken von den Feinden unter gewaltigem Blutvergießen aufs Haupt geschlagen. Darauf bat der König die Sachsen sehr beschämt um Frieden, indem er beteuerte, daß er nicht mit seinem Willen gegen sie gezogen sei; und als er den Frieden erhalten hatte, zog er heim. So erzählt Gregor; auffallend ist es aber allerdings, daß, wie eine andere zuverlässige Duette berichtet, Chlothar den Sachsen einen jährlichen Tribut von achthundert Kühen auferlegte, den erst König Dagobert im Jahre 631 ihnen erließ. Mag daher wohl auch Gregor die Niederlage Chlothars mindestens stark übertreiben, so ist doch sein Bericht von höchstem Wert, „insofern er zeigt, daß, nach Auffassung eines Zeitgenossen, das Volksheer der Franken (wie einst dem Theuderich gegenüber, als er nicht nach Burgund ziehen wollte) so grimmig auf Kampf besteht, aus Kriegslust und Rachsucht, zumal aber aus Beutegier, daß es jedes andere Anerbieten ausschlägt; es ist die fortreißende, alles überwiegende Leidenschaft, die herrschende, des fränkischen Nationalcharakters. Zweitens aber ist lehrreich, daß ein Zeitgenosse daran glaubt, der König sei dem in seinen Waffen gescharten Volksheer gegenüber völlig unfähig, seinen Willen durchzusetzen; nicht der König entscheidet über Krieg und Frieden, vielmehr der Wille des Volksheers, und jener wird unter äußerster Demütigung und unter Androhung des Todes zum Nachgeben gezwungen." Als Chlothar seinen Umritt antrat, hatte er seinen Sohn Chramm nach der Auvergne geschickt, da ihm diese Provinz seines neuen Reiches sehr unzuverlässig erschien. In Clermont hielt nun der junge, leichtsinnige Prinz seinen Hof. „Er that," wie Gregor sagt, „viele Dinge wider Vernunft und Recht, weshalb er auch vor der Zeit aus der Welt geschafft wurde. Das Volk fluchte ihm. Keinen Menschen liebte er, von dem er ersprießlichen Rat hätte hören sönnen, nur schlechte, lockere junge Leute scharte er um sich, hielt sie wert und hörte auf ihren Rat, so daß selbst Mädchen aus vornehmen römischen Familien auf feinen Befehl ihren Eltern entrissen wurden." Den Firminus, den königlichen Grafen der Stadt, entsetzte er ohne weiteres seines Amtes, verurteilte ihn zur Verbannung und ließ seine Güter einziehen, nur um einen seiner Günstlinge, den Satust i u s, an dessen Stelle zu bringen. Der Bischof Canti uns, den er auch zu beseitigen strebte, wußte sich vor seinem Verfolger nur durch Flucht in die Kirche zu retten. Infolge feines ausschweifenden Lebenswandels verfiel Chramm bald in eine hitzige Krankheit und verlor sein Haupthaar. Nach seiner Genesung begab er sich nach Poitiers, um hier seinen Oheim Childe-

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 299

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 299 von einem Zuge dienender Leute, einherritt. Über die Karren und Lastwagen ragte der hohe Hals eines Kamels, das um 600 auch int Franken- reich als Lastträger benutzt wurde, ja noch unter Karl dem Großen beim Bau des Königsschlosses von Aachen Steine zutrug. Auf dem Flusse führten die Frachtschiffe die Waren der Hafenstadt und die Ackerfrucht von entfernteren Gütern der Kirche nach der Stadt. Rührte sich die Stadt festlich bei einem großen Tage ihres Heiligen, dann wurden Teppiche aus den Fenstern gehängt — der Schmuck durch Blumen wird in diesen Jahrhunderten nicht erwähnt —, dann zog das Stadtvolk mit Fahnen und den Abzeichen seiner Schulen würdig auf, neben den Germanen und Inländischen auch fremde Landsleute z. B. Italiener, Syrer und Juden. Wenn ein König begrüßt wurde, sang jedes Volk in antiker Weise einen langen, schöngefügten Glückwunsch seiner Sprache, der vorher einstudiert wurde und dessen Worte für wichtig und bedeutungsvoll galten. Als König Guntram im Jahre 585 zu Orleans einzog, sang das Volk: „Es lebe der König, und seine Herrschaft mehre sich über alle Völker viele Jahre." Die Juden aber sangen: „Dich sollen alle Völker anbeten, beugen sollen sie dir das Knie, und unterthänig sollen sie dir sein." Aber den Juden war der König nicht günstig; denn bei Tische sagte er: „Diese Juden haben nicht aus gutem Herzen gesungen; sie schmeichelten mir heut in ihrem Lobspruch, weil ich ihre Synagoge, die schon lange von den Christen zerstört ist, auf öffentliche Kosten wieder aufbauen soll. Aber ich thue das nicht." Für den Beifall, den ein Germanenfürst fand, und für die Geschenke, die er beim Einzuge erhielt, war er dem Stadtvolk dankbar, er machte einzelnen Gegengeschenke und erließ der Stadt Abgaben. Denn obwohl er zuweilen gegen seine Städte harten Willen bewies, er hatte doch einige Scheu vor der Menschenmenge und vielleicht noch größere vor ihrem Geschrei. Wie ihm der freudige Zuruf wohlthat, weil er aus guten Wünschen eine gute Wirkung für sich hoffte, so fürchtete er auch die Vorbedeutung des einstudierten Zorngeschreies und die Gefahren eines lauten Fluches. Als ein Fraukenkönig mit seinen Bischöfen unzufrieden war, drohte er das Volksgeschrei gegen sie zu erregen, und als König Guntram einmal durch einen Anschlag gegen sein Leben aufgeregt war und um das Aussterben der Merowinge bangte, wandte er sich in der Kirche an das versammelte Volk und bat ernstlich, ihn nicht umzubringen, wie man mit seinen Brüdern gethan, sondern ihn wenigstens noch drei Jahre leben zu lassen, bis er seinen Neffen groß gezogen. Und diese königliche Bitte bestimmte das Volk zu lauten Wünschen für sein Heil. War der König in recht guter Laune, so gab er den Städtern auch Schaufeste. Wie der Wandalenherr in Afrika und König Leovigild in Spanien, so saß seit 543 auch der Frankenkönig im Cirkus von Arles,

4. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 335

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Sittenbilder in Erzählungen aus Gregors Geschichtswerke. 335 schichteten um und über das Haus die Ähren, die in Bünden waren, so hoch auf, daß es ganz davon bedeckt war. Dann wurde von verschiedenen Seiten Feuer angelegt, und erst als die Balken des Hauses verkohlten und über die Unglücklichen zusammenstürzten, wachten diese auf und fingen an zu schreien. Aber da war niemand, der auf sie hörte. Das Feuer verzehrte das ganze Haus und sie alle zugleich. Ursus eilte voll Furcht in die Kirche des heiligen Julian, erhielt jedoch, da er dem Könige Geschenke schickte, sein Hab und Gut unverkürzt zurück. — So zeigt sich selbst der König bestechlich; auch er ordnet nicht etwa strenge Untersuchung des Sachverhaltes an; Ursus ruft nach der That, zu deren Entschuldigung er ja manches sagen konnte, keineswegs das Königsgericht an, ebensowenig wie er es vorher zu thun wagte; die Furcht, daß der König nicht nach Recht und Gesetz, sondern nach seiner Vorliebe für den unwürdigen Günstling richten werde, war nur allzuberechtigt; Selbsthülfe und reichliche Geschenke wirkten mehr als das gute Recht. Und wie wir oben, dem abscheulichen Rauching gegenüber, den König die schnelle Ermordung des gefährlichen Mannes seiner gerichtlichen Bestrafung vorziehen sahen, so legt auch in der Erzählung, die wir zum Schlüsse dieses Abschnittes noch mitteilen,*) die Königin Fredegunde — allerdings eine der blutigsten Gestalten der Merowingergeschichte — eine grauenhafte Bereitschaft an den Tag, unbequeme Männer durch den brutalsten Mord wegzuräumen. Das Seltsamste dabei ist der Widerspruch der darin liegt, daß sie eigentlich dabei als Anwalt des Gesetzes und der öffentlichen Ordnung auftritt, eine Rolle, die ihr von Rechtswegen gar nicht zukommt. Sie handelt, wie Dahn sagt, in einer Art wahrhaft grauenvoller Vermischung von Mord und Strafjustiz oder Sicherheitspolizei. g) Die 8ehde von tcurnay. Unter den Franken von Tournay erhob sich (591) ein nicht unbedeutender Streit deshalb, weil der Sohn eines von ihnen einem andern jungen Franken, der seine Schwester zur Frau hatte, öfters heftige Vorwürfe darüber machte, daß er sein eheliches Weib vernachlässige und der Buhlschast nachgehe. Da dies aber nichts fruchtete, wuchs der Hader zwischen ihnen immer mehr, und es kam endlich so weit, daß der Jüngling über seinen Schwager herfiel und ihn tötete und dazu auch viele von feinen Verwandten. Aber auch er selbst kam mit vielen der ©einigen, die ihn begleiteten, in dem Streite um, so daß zuletzt von allen nur ein einziger Mann übrig blieb, der keinen Gegner mehr fand. Mit diesem Gemetzel war aber der Hader noch nicht geendet. Denn nun wüteten alsbald die *) Gregor, Buch 10, Kap. 27. Giesebrecht 2, S. 233 ff.

5. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 40

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
40 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. höchste gestiegen war, mußte sich Pavia auf Gnade oder Ungnade ergeben. Als nun der König in strahlendem Waffenschmuck, hoch zu Roß, von Osten her durch das St. Johannisthor in die Stadt einritt, da strauchelte gerade unter der Pforte sein Pferd hart auf die Knie und konnte weder durch die Sporen des Reiters noch durch die Lanzen des Gefolges dazu vermocht werden, sich wieder zu erheben. Da trat ein Langobarde vor den König und sprach: „Gedenke, o mein Gebieter, des Schwures, den du wider diese Stadt gethan hast. Nimm dein grausames Gelübde zurück, schone die Bürger, darum, weil sie Christen sind, und du wirst alsbald ungehindert deinen Einzug halten." Da that der Held nach dem frommen Rate, nahm seinen Schwur zurück und versprach den Bürgern Gnade. Und siehe, sogleich erhob sich sein Roß und trug ihn weiter. Und als er in die Stadt eingezogen war, hielt er treulich sein Versprechen und that niemand ein Leides. Da strömte bald alles Volk zu ihm in den Palast, den Theoderich erbaut hatte, zusammen und huldigte froh dem menschlichen Fürsten, nach so großem Elend neue Hoffnung für die Zukunft fassend. Mag jener Kniefall des Rosses geschichtliche Wahrheit oder nur sinnvolle Erdichtung sein, auf jeden Fall ehrt es den Helden nicht wenig, daß er achtungswerte Feinde mit Schonung und Achtung behandelte und sie dadurch zu dankbaren, treuergebenen Unterthanen machte. Viele Tausende hatte sein Königswort vor dem Tode bewahrt, er selbst aber stand am Ziele seiner Tage. Mitten aus der Siegeslaufbahn raffte ihn schändlicher Mord dahin. Hören wir, was Paulus Diakonus über sein Ende berichtet und was im großen und ganzen ohne Zweifel der historischen Wirklichkeit entspricht.*) Einst begab es sich, daß im Königspalast zu Verona ein glänzendes Gastmahl gefeiert wurde und der Herrscher in fröhlichem Mute länger bei dem Gelage saß, als gut gewesen wäre. Als nun der Wein ihm die Sinne zu berauschen begann, faßte er jene silberverzierte Schale, die er sich aus dem Schädel des Gepidenkönigs Kunimnnd hatte machen lassen, ließ sie von neuem mit Wein füllen und reichte sie seiner Gemahlin, der Königin Rosamunde, hin, indem er lachend rief: „Da trink einmal mit deinem Vater!"**) Wie Rosamunde solches hörte, da schwoll ihr Herz vor tiefem *) Auch die vorsichtigste Forschung der Neuzeit giebt, auf gleichzeitige Quellenangaben gestützt, als unverdächtig zu, daß Alboin seine Gemahlin Rosamunde zum Trinken aus der Hirnschale ihres Vaters zwang, daß Rosamunde deshalb auf Rache sann und den König durch den Waffenträger Helmichis und den Kämmerer Peredeo in wehrlosem Zustande ermorden lreß. Die Hauptzüge der überlieferten Sage, die oben mit ein paar notwendigen Änderungen erzählt ist, sind also vollkommen geschichtlich. Vgl. Schmidt a. a. O. S. 71 f. und Weise S. 20 ff. **) Treuherzig fügt Paulus hinzu: Möge dies niemand für unmöglich halten; ich rede die Wahrheit in Christo und habe selbst diesen Becher gesehn, wie ihn der

6. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 155

1890 - Gotha : Perthes
155 drei große Straßen in die Byrsa, den Sitz des Reichtums und der alten Kaufrnannsfarnilien. Hier waren die Häuser sieben bis acht Stock hoch und mit einem platten Dache versehen. In diesem Stadtteil erhob sich ein rasender Kampf. Haus für Haus wurde verteidigt und erst nach vielem Blutvergießen erobert. Man durchbrach die Mauern und kämpfte von Zimmer zu Zimmer, dann von Stockwerk zu Stockwerk bis hinaus aufs platte Dach, wo man Bretter oder Balken über die Straße nach dem gegenüber stehenden Hause legte, um dort den Kampf fortzusetzen. Bei diesem verzweifelten Widerstände kamen die Römer nur langsam vorwärts, behielten aber die Oberhand. Denn in der Stadt herrschte furchtbare Hungersnot, man nährte sich bereits von Leichen, wollte aber trotzdem von Übergabe nichts wissen, auch hatte Hasdrubal an römischen Gefangenen solche Grausamkeiten verübt, daß von Übergabe nicht die Rede sein konnte, weil die Römer alsdann würden Rache genommen haben. Nachdem die Römer in tagelangen mörderischen Kämpfen unter vielem Blutvergießen einen Teil der Altstadt erobert hatten, ergriffen sie ein anderes Mittel, dem Gemetzel ein Ende zu machen. Sie zündeten die eroberten Häuser an, und da die Karthager vor den Flammen zurückwichen, folgten ihnen rasch die Römer, rissen die Häuser nieder und errichteten aus der ungeheuren Schuttmasse einen Wall gegen die Mauer und Citadelle. Dabei begingen sie, wie der Augenzeuge Polybius berichtet, unglaubliche Grausamkeiten, weil der heftige Widerstand der Karthager sie in Wut brachte. Denn sie begruben absichtlich Verwundete und Lebende unter dem Schutt. Auf diese Weise drangen die Römer in die Altstadt ein, wo nun jeder sein Leben zu retten suchte. Da kamen Priester flehend mit Wafsenstillstandszeichen und baten um das Leben, was Säpio jedem der Herauskommenden

7. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

8. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 123

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Religionsangelegenheiten in Dentschland. 183 zu, und ©oltmatt, der drei Jahre zu diesem Zuge gerüstet hatte, kehrte plötzlich in Ungarn wieder um, als er jene Einigkeit sah. 6. Die Wiedertäufer in Münster. 1533—1534. In den zunächst folgenden Jahren fielen unglückliche Auftritte zu Münster in Westfalen vor. In Hollonb hatte sich die Sekte der Wiedertäufer gebildet, welche Thomas Münzers Lehren von der Gleichheit aller Menschen, der Gütergemeinschaft, und von unmittelbaren göttlichen Eingebungen, bereit einige Geweihte gewürdigt würden, aufgefaßt und noch die Lehre von der Nothwenbigkeit einer zweiten Taufe für biejenigen, welche bett Zorn Gottes vermeiben wollten, hinzugefügt hatte. Diese Lehre kam butrch einen Schneider, Johann B ockelson von Lei)bett, bnrch einen feurigen, schwärmerischen Mattn, nach Münster. Er brachte bett Prebiger Rottmann, der eben die lutherische Lehre in Münster ausgebreitet hatte, auf seine ©eite und beibe zusammen hatten balb, wie einst Münzer in Mühlhausen, durch ihre, der Sinnlichkeit schmeichelnde, Schwärmerei die Masse des Volkes bethört. Der alte Magistrat wurde abgesetzt, die vermögenderen und besonnenem Bürger aus der Stadt getrieben und der Pöbel führte die Herrschaft. Es traten Propheten auf, welche göttliche Eingebungen wollten erhalten haben, um das Unerhörteste einzuführen. Jeder Bürger mußte sein Gold und Silber und sonstige Kostbarkeiten in den allgemeinen Schatz liefern, woraus natürlich die Anführer das beste nahmen; es wurde sogar das Gesetz gegeben, daß es der christlichen Freiheit gemäß sei, mehrere Frauen zu haben, und Johann von Leyden gab das Beispiel, indem er ihrer dreie nahm. Ja, endlich wurde Johann nach dem Worte eines Propheten, zum König des ganzen Erdkreises ausgerufen, der den Stuhl Davids wieder aufrichten werde; und mit dieser Verkündigung wurden 28 Apostel in alle Welt ausgesendet, sie dem neuen Könige zu unterwerfen. Sie wurden indeß, wohin sie kamen, ergriffen und meistentheus hingerichtet. Eine Zeitlang erhielten Lustbarkeiten und Ausschweifungen den allgemeinen Taumel, bald aber erschien das Heer des Bischofs und seiner Verbündeten, dem Unwesen ein Ende zu machen. Um Blut zu schonen, und weil der schwärmerische Haufe sich auf das tapferste wehrte, wurde kein ©türm unternommen; der Hunger sollte die Uebergabe erzwingen. Mit unglaublicher Hartnäckigkeit, die bei einer bessern Sache des höchsten Lobes würdig gewesen wäre, hielten die Belagerten auch das Elend der Hungersnoth aus, bis endlich ein paar Bürger, des Jammers müde, das bischöfliche Heer bei Nacht, auf geheimem Wege, in die Stadt führten. Nach Mutigem Kampfe in den Straßen und auf dem Markte wurden die Wiedertäufer überwältigt, Johann von Leyden, Knipperdolling, fein Scharfrichter, und Krechting, sein Kanzler, gefangen genommen und mit dem Tode bestraft. Nachdem sie mit glühenden Zangen gezwickt waren, wurde ihnen ein Schwert ins Herz gestoßen, ihre Körper aber in eisernen Käfigen an dem höchsten Thurme der Stadt aufgehängt. 59. Karls V. Kriege mit Franz I. von Frankreich. Während alles dieses in Deutschland vorging, war der Kaiser Karl tttei-stentheils mit wichtigen auswärtigen Unternehmungen beschäftigt. In Frankreich regierte der kriegerische und ehrgeizige König Franz I., der auf des Kaisers große Macht höchst eifersüchtig war. Er hatte schon zu Maximilians Zeit Mailand erobert und richtete ferner seine Blicke auf das schöne Land Neapel, wogegen ihm Karl nicht einmal bett ungerechten Besitz von Mailand zu belassen ge-

9. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 52

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
58 Ii. Zeitr. Das Mittelatter. Von 768 bis 1517. daß sich m dem heutigen Sinne des Wortes ein deutsches Voll, die deutsche Nationalität bilden konnte. Doch bedeutete das Wort deutsch noch lange nur die Sprache, die Volkssprache im Gegensatz zur lateinischen (diutisk von diota Volk), erst im Anfange des 11. Jahrh, begannen unsere Vorfahren sich als deutsches Volk zu bezeichnen in demselben Sinne, wie wir den Ausdruck brauchen. Also der äußere Zusammenschluß aller reindeutschen Stämme in einem Reiche und ihre Abschließung gegen ihre romanischen Nachbarn, das ist die Bedeutung des Mersener Vertrages, der zum ersten Male die Grenzen zwischen einem französischen und deutschen Reiche gezogen hat, Grenzen, die zum Theil im jüngsten Frieden wiederhergestellt sind. 29. Die Zeiten der letzten Karolinger in Deutschland. 843—911. Die Nachkommen Karls des Großen, oder die Karolinger, herrschten in Deutschland noch 68 Jahre, bis 911. Sie waren: Ludwig der Deutsche (843-876), Karl der Dicke (876-887), Arnulf (887-899) und Ludwig das Kind (899—911). Der erste Ludwig hielt im Ganzen noch gute Ordnung und wußte sein Erbtheil auch gegen die auswärtigen Fernde wohl zu vertheidigen; aber die Zeit der drei letzten Regierungen gehört zu den unglücklichsten Zeiträumen, die unser Vaterland je betroffen haben. Deutschland war fast von allen Seiten von Feinden bedrängt. Von Osten her, aus Mecklenburg, Pommern, Brandenburg, der Lausitz und Böhmen, machten die slavischen Völker fortwährend verheerende Raubzüge in Deutschland. Von Norden kamen oft zahlreiche Raubgeschwader der Normänner aus Dänemark, Schweden und Norwegen, fuhren auf den großen Flüssen bis tief in die Länder hinein und verheerten und plünderten alles umher aus. Auf dem Rheine sind sie bis nach Köln und Bonn vorgedrungen. ^ Zu diesen Feinden kamen zuletzt auch noch die Ungarn, eigentlich Magyaren (Madscharen), ein wildes Räubervolk aus Asien, welches sich im jetzigen Ungarn festgesetzt und die dort noch vorhandenen Avaren unterjocht hatte. Auf ihren leichten Pferden kamen die Schaaren dieses wilden Volkes wie ein verwüstend« Sturmwind bald über die eine, bald über die andere deutsche Provinz, wütheten mit Feuer und Schwert und führten meistentheils Tausende von Gefangenen jeden Standes und Alters als Sclaven mit sich fort. Ehe noch an eine kräftige Vertheidigung gegen sie gedacht werden konnte, warm sie schon wieder verschwunden und das Unglück war geschehen. Es war auch nicht gut mit ihnen zu fechten, denn sie hielten zum regelmäßigen Gefecht nicht Stand, sondern griffen bald an, bald flohen sie und schossen im Fliehen ihre Pfeile aus horne-nen Bogen mit solcher Gewalt rückwärts, daß man ihnen schwer ausweichen konnte. Uebrigens waren sie klein, häßlich von Ansehen und von barbarischen Srttem Diese Feinde kamen zuerst unter dem letzten Karolingischen Könige Ludwig, der von seiner Jugend den Beinamen das Kind erhalten hat. Der vorige König Arnulf hatte die Ehre der deutschen Waffen noch durch eine glückliche Schlacht gegen die Normänner bei Löwen gerettet; nun aber ging sie ganz verloren. Die Ungarn verheerten regelmäßig jedes Jahr eine der deutschen Pro-

10. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 49

1794 - Gotha : Ettinger
49 ' Iii. Frankreich. erklärte«/ wurde voll den Engländern als r4zr eine Hexe verbrennt. Karl vn söhnte sich hierauf mit dem Herzoge 1435 von Burgund durch einen für den Icbteru sehr vortheilhaften Vergleich aus. Karls Feldherren nahmen den Engländern alles, außer Calais, weg. Karl schränkte die päbstliche Macht ein, und st. 1461 vergrößerte hingegen die seinige. Ordon- narr;-Compagnien und Freyschützen. Auflagen ohne Bewilligung der Stande. Parlament zu Toulouse. Frankreich bestrebt sich, einen Theil Ita- liens zu erobern. Der arglistige und despotisch gesinnte Lud- wig Xi strebte nach einer ganz uneingeschränk- ten Macht. Seme Lehnsleute vereinigten sich wider ihn, aber er wüßte ihren Bund listig zu trennen. Karl der Kühne von Burgund arbeitete ihm lebhaft entgegen, und England drvhete. Ludwig schloß hierauf das erste Hülfsbündniß mit den Schweitzern; auch schasste er das fürch- terliche Amt eines Connetable ab. Ludwig vergrößerte das Reich sehr ansehnlich. Nach dem Tode Karls des Kühnen von Bur- 147^ gund bemächtigte er sich nicht nur des Her- rvgthums Bourgoqne, sondern auch der Grafschaft Burgund, des größten Theils von Artois re. K. Maximilian kam jedoch seinem Sohne in Ansehung der Verbindung mit der Marie, der Erbin Karls, zuvor. Durch List brachte Ludwig die Lander des Herzogs 1481 von Anjou, besonders die Provence, an sich. Urbrigens machte er sich durch nützliche Anstal- ten um Frankreich verdient. Sein Eifer für Gerechtigkeit und Polizei). st. t48r & Dr* "
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