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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 299

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 299 von einem Zuge dienender Leute, einherritt. Über die Karren und Lastwagen ragte der hohe Hals eines Kamels, das um 600 auch int Franken- reich als Lastträger benutzt wurde, ja noch unter Karl dem Großen beim Bau des Königsschlosses von Aachen Steine zutrug. Auf dem Flusse führten die Frachtschiffe die Waren der Hafenstadt und die Ackerfrucht von entfernteren Gütern der Kirche nach der Stadt. Rührte sich die Stadt festlich bei einem großen Tage ihres Heiligen, dann wurden Teppiche aus den Fenstern gehängt — der Schmuck durch Blumen wird in diesen Jahrhunderten nicht erwähnt —, dann zog das Stadtvolk mit Fahnen und den Abzeichen seiner Schulen würdig auf, neben den Germanen und Inländischen auch fremde Landsleute z. B. Italiener, Syrer und Juden. Wenn ein König begrüßt wurde, sang jedes Volk in antiker Weise einen langen, schöngefügten Glückwunsch seiner Sprache, der vorher einstudiert wurde und dessen Worte für wichtig und bedeutungsvoll galten. Als König Guntram im Jahre 585 zu Orleans einzog, sang das Volk: „Es lebe der König, und seine Herrschaft mehre sich über alle Völker viele Jahre." Die Juden aber sangen: „Dich sollen alle Völker anbeten, beugen sollen sie dir das Knie, und unterthänig sollen sie dir sein." Aber den Juden war der König nicht günstig; denn bei Tische sagte er: „Diese Juden haben nicht aus gutem Herzen gesungen; sie schmeichelten mir heut in ihrem Lobspruch, weil ich ihre Synagoge, die schon lange von den Christen zerstört ist, auf öffentliche Kosten wieder aufbauen soll. Aber ich thue das nicht." Für den Beifall, den ein Germanenfürst fand, und für die Geschenke, die er beim Einzuge erhielt, war er dem Stadtvolk dankbar, er machte einzelnen Gegengeschenke und erließ der Stadt Abgaben. Denn obwohl er zuweilen gegen seine Städte harten Willen bewies, er hatte doch einige Scheu vor der Menschenmenge und vielleicht noch größere vor ihrem Geschrei. Wie ihm der freudige Zuruf wohlthat, weil er aus guten Wünschen eine gute Wirkung für sich hoffte, so fürchtete er auch die Vorbedeutung des einstudierten Zorngeschreies und die Gefahren eines lauten Fluches. Als ein Fraukenkönig mit seinen Bischöfen unzufrieden war, drohte er das Volksgeschrei gegen sie zu erregen, und als König Guntram einmal durch einen Anschlag gegen sein Leben aufgeregt war und um das Aussterben der Merowinge bangte, wandte er sich in der Kirche an das versammelte Volk und bat ernstlich, ihn nicht umzubringen, wie man mit seinen Brüdern gethan, sondern ihn wenigstens noch drei Jahre leben zu lassen, bis er seinen Neffen groß gezogen. Und diese königliche Bitte bestimmte das Volk zu lauten Wünschen für sein Heil. War der König in recht guter Laune, so gab er den Städtern auch Schaufeste. Wie der Wandalenherr in Afrika und König Leovigild in Spanien, so saß seit 543 auch der Frankenkönig im Cirkus von Arles,

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 335

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Sittenbilder in Erzählungen aus Gregors Geschichtswerke. 335 schichteten um und über das Haus die Ähren, die in Bünden waren, so hoch auf, daß es ganz davon bedeckt war. Dann wurde von verschiedenen Seiten Feuer angelegt, und erst als die Balken des Hauses verkohlten und über die Unglücklichen zusammenstürzten, wachten diese auf und fingen an zu schreien. Aber da war niemand, der auf sie hörte. Das Feuer verzehrte das ganze Haus und sie alle zugleich. Ursus eilte voll Furcht in die Kirche des heiligen Julian, erhielt jedoch, da er dem Könige Geschenke schickte, sein Hab und Gut unverkürzt zurück. — So zeigt sich selbst der König bestechlich; auch er ordnet nicht etwa strenge Untersuchung des Sachverhaltes an; Ursus ruft nach der That, zu deren Entschuldigung er ja manches sagen konnte, keineswegs das Königsgericht an, ebensowenig wie er es vorher zu thun wagte; die Furcht, daß der König nicht nach Recht und Gesetz, sondern nach seiner Vorliebe für den unwürdigen Günstling richten werde, war nur allzuberechtigt; Selbsthülfe und reichliche Geschenke wirkten mehr als das gute Recht. Und wie wir oben, dem abscheulichen Rauching gegenüber, den König die schnelle Ermordung des gefährlichen Mannes seiner gerichtlichen Bestrafung vorziehen sahen, so legt auch in der Erzählung, die wir zum Schlüsse dieses Abschnittes noch mitteilen,*) die Königin Fredegunde — allerdings eine der blutigsten Gestalten der Merowingergeschichte — eine grauenhafte Bereitschaft an den Tag, unbequeme Männer durch den brutalsten Mord wegzuräumen. Das Seltsamste dabei ist der Widerspruch der darin liegt, daß sie eigentlich dabei als Anwalt des Gesetzes und der öffentlichen Ordnung auftritt, eine Rolle, die ihr von Rechtswegen gar nicht zukommt. Sie handelt, wie Dahn sagt, in einer Art wahrhaft grauenvoller Vermischung von Mord und Strafjustiz oder Sicherheitspolizei. g) Die 8ehde von tcurnay. Unter den Franken von Tournay erhob sich (591) ein nicht unbedeutender Streit deshalb, weil der Sohn eines von ihnen einem andern jungen Franken, der seine Schwester zur Frau hatte, öfters heftige Vorwürfe darüber machte, daß er sein eheliches Weib vernachlässige und der Buhlschast nachgehe. Da dies aber nichts fruchtete, wuchs der Hader zwischen ihnen immer mehr, und es kam endlich so weit, daß der Jüngling über seinen Schwager herfiel und ihn tötete und dazu auch viele von feinen Verwandten. Aber auch er selbst kam mit vielen der ©einigen, die ihn begleiteten, in dem Streite um, so daß zuletzt von allen nur ein einziger Mann übrig blieb, der keinen Gegner mehr fand. Mit diesem Gemetzel war aber der Hader noch nicht geendet. Denn nun wüteten alsbald die *) Gregor, Buch 10, Kap. 27. Giesebrecht 2, S. 233 ff.

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 351

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Zeit der innern Kriege bis zur Alleinherrschaft Chlothars des Zweiten. 351 Titel, der sich aus römischer Zeit erhalten hatte, aber das Amt hatte nichts Römisches, es war im wesentlichen basselbe, was die Franken sonst als Herzogtum bezeichneten, wie benn auch Mummolus bisweilen Herzog genannt würde. Mummolus erhielt das Amt, um die Langobarben abzuwehren, und er erfüllte seine Aufgabe auf das Glänzenbste. Alle die Jahre hinburch war Guntrams Heer siegreich und Mummolus in des Königs höchster Gunst. Aber im Jahre 581 verließ Mummolus plötzlich des Königs Hof und warf sich mit seiner Familie, seinen Schätzen und der Schar der von ihm abhängigen Leute in die Stadt Avignon. Er wählte sie, weil sie sehr fest war und weil sie zu Australien gehörte. Mit den Großen nämlich, die hier für Chilbebert regierten, war er im Einverstänbnis und würde in Avignon nicht gestört. Um bieselbe Zeit begann Guntram-Boso, der von König Guntram als Gesanbter an den Kaiser geschickt worben war, in Konstantinopel Verhanb-luugen mit Gunbowalb. Im kanten der regierenben Großen von Au-strasien sorberte er ihn aus, nach Gallien zu kommen, und ba ihm der Kaiser reiche Gelbmittel zur Verfügung stellte, so wagte Gunbowalb der Einlabung zu folgen und lanbetc in Marseille. Der Bischof der Stadt hatte von den Leitern der auftrasischen Regierung Befehl, den Gunbowalb aufzunehmen, und er gehorchte benselben. Auch Guntram-Boso war zur Hand, und Mummolus zog mit einer Reiterschar herbei. So schien der Erfolg gesichert. Da scheiterte der Plan durch Gnntram-Bosos hoppelten Verrat. Guntram-Boso war vielleicht noch ruchloser als Mummolus. „Er schwur keinen Eib, ohne ihn zu brechen," sagte man von ihm. Er hatte die ganze Sache eingeleitet, und jetzt fiel er plötzlich über Gunbowalbs Schätze her, die in Marseille lagen, und führte den Bischof von Marseille als Lanbesverräter gefangen vor König Guntram. Da mußte sich Mummolus wieber in Avignon einschließen, und Gunbowalb verbarg sich aus einer der Inseln an der Küste. So ruhte die Sache, bis König Chil-perich starb urtb fein Tod das ganze Frankenreich in Verwirrung fetzte. Alsbalb verbanb sich Mummolus mit dem Herzog Desib e rius, der in Aquitanien die größte Macht hatte und bamals gerabe durch die Plün-berung des Brautschatzes der Rigunbe in den Besitz großer Gelbmittel gekommen war. Gunbowalb verließ die Insel und zog mit dem Heer, das ihm Desiberius und Mummolus stellten, durch Aquitanien. Viele Städte fielen ihm zu, und in Brives-la-Gaillarbe warb er in großer Versammlung auf den Schilb gehoben und als König ausgerufen (584). In den (Städten, die zu Austrasien gehörten, ließ er sich in Chilbeberts Namen hulbigen, für den er die Vormunbfchaft beanspruchte, in Reustrien und Burgunb nahm er die Hulbigung im eigne» Namen entgegen. Diese Lanbe beanspruchte er selbst."

4. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 401

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die letzten Merowinger. sittlicher Kultur; selbst die fürchterliche Kette von Mord und Meineid, Hinterlist und Gewaltthat vermag nicht mehr zu fesseln, da kein Gregor von Tours mehr der Erzähler ist." Seit Brunhildens gräßlichem Ende schwindet die letzte Gestalt von übermenschlicher Größe, denn trotz aller Verbrechen war dieses Weib groß in männlicher Kraft, thatkräftiger Leidenschaft und staatsmännischer Klugheit. „Von nun an verliert im mero-wingischen Königshause auch das Laster seine Größe, in wachsender Jämmerlichkeit schleppte sich das entartete Geschlecht noch anderthalb Jahrhunderte durch die Geschichte." Chlothar vereinigte seit 613 wieder das ganze fränkische Reich unter seinem Scepter*) aber „die Großen hatten ihm den Sieg verschafft und heischten jetzt ihren Lohn. In Austrasien war eine selbständige Verwaltung unter einem Majordomus eingesetzt, und deni Führer der burgundischen Großen, welche Brunhilden und den jungen König verraten hatten, mußte Chlothar das Amt eines Majordomus von Burgund verleihen und ihm zusichern, daß er es zeitlebens behalten sollte. Unmittelbar gebot also Chlothar nur in seinem Stammreiche Neustrien. Gewisse Rechte blieben indes dem König auch in Austrasien und Burgund vorbehalten, und wenn er erschien, so fiel die den Hausmeiern verliehene Regentschaft an ihn zurück. Chlothar durchzog auch wirklich noch in demselben Jahre das Elsaß und hielt strenges Gericht .... Eine Verschwörung, die sich bald darauf durch Burgund und Elsaß verbreitete, erstickte er im Keime und warf auch sonst viele von den gewaltthätigen Großen nieder. Aber das waren immer nur einzelne und keineswegs immer die schlimmsten Störer des Friedens, sondern die, deren Anhang gerade schwächer war. Ihre Macht ruhte aus dem Grundbesitz und der Gewalt über die Hintersassen, die aus demselben lebten. Die Bischöfe, die Äbte und die weltlichen Großen hatten Besitzungen, die ganze Dörfer und Hundertschaften umfaßten, und manche von ihnen hatten mehrere solcher Besitzungen in verschiedenen Provinzen des Reichs . Die Beamten dieser Grundherrschaften führten die Titel Richter, Mifsi, Agenten, die auch für die öffentlichen Beamten üblich waren . . . und thatsächlich hatten diese grundherrlichen Beamten denn auch die richterliche und militärische Gewalt über die Hintersassen, wie der Graf über den Gau .... Durch den Sturz der Brunhilde war die Macht der Großen wieder mächtig gewachsen, und dieses Wachstum fand damals auch einen rechtlichen Ausdruck. Auf den Oktober des Jahres 614 berief Chlothar die geistlichen und weltlichen Großen zu sich nach Paris. Hier wurde von den *) Die folgenden Sätze sind mit einigen Änderungen aus Kanfmanns Deutscher Geschichte 2, S. 157 ff. entnommen. Klee, Geschichtsbilder. Hi. 26

5. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 403

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die letzten Merowinger. 403 stimmt, der acht Tage später zusammentrat. . . . Die Geistlichen erreichten die Anerkennung eines Teiles ihrer Forderungen, aber einige davon wurden nicht unwesentlich eingeschränkt, vor allem ihr Beschluß über die Ernennung der Bischöfe. Zunächst wiederholte zwar das Edikt den Beschluß des Konzils, daß der Bischof von der Gemeinde und dem Klerus frei gewählt werden solle, fügte aber hinzu, daß die Einsetzung des Gewählten und damit die Entscheidung über die Würdigkeit der Person dem Könige zustehe. Darauf folgte dann noch ein zweiter Zusatz, der die freie Ernennung durch den König zuließ, nur sollte er einen gelehrten und würdigen Mann wählen. ... Des Papstes geschieht in dem Edikt keine Erwähnung; er hatte noch keine Gewalt über die fränkische Kirche. . . . Zwei Jahre später erschienen die geistlichen und weltlichen Großen aus Burgund unter Führung ihres Majordomus vor dem König auf feinem Landgut bei Paris, und der König erließ dann wieder ein Edikt, durch das er den Beschlüssen dieser Versammlung gesetzliche Kraft gab. Das Edikt ist nicht erhalten. Das aber ist bezeichnend, daß Burgund unter seinem Majordomus einen eigenen Landtag hatte. Noch fühlbarer war das Bedürfnis nach einem starken selbständigen Regimente in Australien. Die weiten Lande jenseit des Rheins, die Thüringe, Hessen, Schwaben und Baiern, konnten nicht von Paris aus in Gehorsam gehalten werden. Sie verlangten einen König, der ihnen näher war und Zeit für sie hatte. Dazu kam der Ehrgeiz der großen Geschlechter an Mosel, Maas und Rhein. So lange hatten sie das Regiment ganz in der Hand gehabt, und nun sollten sie sich von einem Hofe regieren lassen, den die Großen von Neustrien bildeten! Ehlothar widersetzte sich dem Verlangen nicht und übergab 622 seinem Sohne Dagobert die Länder östlich von den Ardennen und Vogesen als Teilstaat. Metz war die Hauptstadt. Dagobert stand hierunter der Leitung des heiligen Arnulf, welcher Bischof von Metz war, und Pippins des Älteren, der das Amt des Majordomus erhielt. Pippin gehörte, wie wir wissen, einem vornehmen fränkischen Geschlecht an, und als sich seine Tochter um 630 mit dem Sohne Arnulfs vermählte, da wurde zwischen Maas, Mosel, Rhein und Roer ein sehr großer Bezirk zusammengebracht, der dann später die Grundlage bildete für die Macht, welche der Enkel dieses Paares erwarb, Pippin der Mittlere, der Gründer des Herrscherhauses der Karolinger. Dagobert nahm unter der Führung jener Räte alsbald eine selbständige Stellung ein und handelte auch in wichtigen Fällen gegen den Wunsch seines Vaters. 2m Jahre 625 berief Ehlothar die Großen aus allen drei Landen zu einem Reichstag, und in dieser glänzenden Versammlung ward Dagobert mit der Schwester von seines Vaters Gemahlin verheiratet. Am dritten Tage nach dem Fest kam es aber zwischen den Königen zu ernstem Streit. Dagobert forderte für 26*

6. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 404

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
404 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Austrasien alle die Lande, die ehemals dazu gehört hatten, und Chlothar verweigerte sie. Die Entscheidung wurde einem Schiedsgericht von zwölf Großen übertragen, und diese gaben dem Dagobert alle alten austrasischen Lande mit Ausnahme der Teile, die südlich der Loire lagen. . . . Die Regierung Chlothars des Zweiten seit 613 und die seines Sohnes Dagobert bildeten trotz mancher Mißerfolge die glänzendste Zeit des späteren merowingischen Reichs. Kein Nachbar war für sich den Franken eigentlich gewachsen, und die Bürgerkriege hatten ein Ende gefunden. Die Basken, die Bretagner und die Völker östlich vom Rhein waren zwar oft unbotmäßig, aber sobald die Könige ihre ganze Macht gebrauchten, so mußten sie sich doch fügen. Trotzdem war das Reich dem Verfalle nahe. Die Großen hielt der König meist nur dadurch in Zaum, daß er einen gegen den andern gebrauchte. . . . Bei der Nachricht vom Tode seines Vaters (628) bot Dagobert die Austrasier auf und zog mit dem Heere nach Neustrien und Burgund. Boten gingen voraus, welche die Großen dieser Staaten aufforderten, ihn zum Könige zu wählen. Dagegen nahm sein jüngerer Bruder Charibert diese Krone für sich in Anspruch. Die Entscheidung lag wieder bei den Großen, und sie entschieden, daß Charibert das Land südlich der Loire erhalten sollte, alles Übrige Dagobert. Charibert fügte sich und wußte sein Gebiet durch glückliche Kämpfe mit den Basken auszudehnen. Vor ihm und nach ihm erkannten sie die fränkische Herrschaft meist nur dem Namen nach an, Charibert gebot wirklich bis zu den Pyrenäen. Aber der kräftige Fürst starb bereits nach zwei Jahren, und alsbald ließ Dagobert den kleinen Sohn desselben toten und nahm das Erbe an sich. So war Dagobert nun Alleinherrscher und nahm seinen Sitz in Paris, um in dem neu-erworbenen Lande festeren Boden zu gewinnen und die dortigen Großen niederzuhalten oder zu befriedigen. Dadurch verletzte er freilich die Austrasier, die nun den Hof und damit ihren Einfluß verloren. Indes wußte Dagobert trotzdem zunächst mit Nachdruck und Geschick das Regiment aufrecht zu erhalten. Er war der letzte kräftige Mann, der aus Chlodowechs Haufe den Thron inne hatte. Alle folgenden waren nur Kinder oder wurden doch von der Umgebung gehindert, sich als Männer zu erweisen. Der Sage galt Dagobert deshalb als der große König und zugleich als der gute König, als der eigentliche Gründer von Ordnung und Gesetz. Klöster und Kirchen führten gern auf ihn ihre Gründung oder ihre Privilegien zurück." Er ist ein Liebling der Legende. Besonders der heilige Dionysius (St. Denis) war ihm gewogen, ohne Zweisel, weil Dagobert die 613 ge- gründete Kirche dieses Heiligen prächtig ausbauen, mit Gold, Edelsteinen und kostbarem Gerät herrlich ausschmücken ließ. Eine Sage*) erzählt: Als *) Grimm, Deutsche Sagen. 2. Aufl. Nr. 436.

7. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 359

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Zeit der innern Kriege, bis zur Alleinherrschaft Chlothars des Zweiten. 359 Diesmal hatte es der Adel ernst gemeint. Nachdem der Mord mißlungen war, sollte das Königtum mit Waffengewalt offen bekämpft werden. Das Aufgebot der aufrührerischen Großen schien stark genug, es mit dem königlichen Speere aufzunehmen. Es bestand ans den Abhängigen mannigfacher Art, die in diesen Reichen die Macht der Großen bildete; Knechte, Freigelassene, Koloncn, Hintersassen, Schützlinge, vielleicht auch noch Spuren alter Gefolgschaften, das ist ..die Menge von Männern", die, nach Gregors Ausdruck, „zu ihnen gehörte".*) Es ist Guntrams Verdienst, der Empörung einen wohlberechneten Widerstand geboten zu haben. Er lud feinen Neffen zu einer Zusammenkunft in Andelot an der Grenze von Austrnfien und Burgund, zwischen Langres und Nancy, ein (587). Brunhilde begleitete ihren Sohn, und Guntram söhnte sich bei dieser Gelegenheit völlig mit ihr aus, während er bis dahin eine vorsichtig abwartende Haltung gegen sie beobachtet hatte. Das erste, worüber man sich einigte, war, daß der höchst gefährliche, ^unzuverlässige G untram-Bo so, der in Andelot weilte, ans dem Wege geräumt werde; er hatte auch sicher durch feine vielfachen Ränke den Tod verdient, wie so viele andere. Da der Mann aber bei seinem Untergang eine gewisse, wenn auch verwilderte Heldengröße zeigt, so teilen wir Gregors Bericht über feinen Tod unsern Lesern mit. Schon vorher hatte Childebert ihn hinrichten lassen wollen; da sich aber Bofo in den Schutz des Bischofs Agerich von Berdun begeben hatte, so hatte Childebert die Verurteilung des Herzogs bis auf Guntrams Ausfpruch aufgeschoben und ihn einstweilen der Hut des Bischofs übergeben, der gelobte, ihn dann nicht länger zu schützen. Als nun die Könige zusammenkamen, wurde Boso mannigfacher Frevel schuldig erfunden, und der Befehl erging, ihn zu töten. Wie aber Der Herzog vernahm, daß er verurteilt sei, floh er in^ das Haus des Bischofs Magnerich von Trier, der sich auch in der Stadt aufhielt. Hier schloß er die Thüren, hieß die Geistlichen und Diener des Bischofs sich entfernen und sprach zu Diesem: „Bei dir suche ich Schutz, heiliger Bischof. Ich weiß, du stehst bei den Königen in hohen Ehren, du kannst mich retten. Siehe, meine Mörder stehen schon vor der Thür. Rette mich, oder wisse, wenn du mich nicht schützest, töte ich dich zuerst, dann trete ich hinaus und sterbe. Du bist König Childeberts Taufpate; was du von ihm erbittest, erlangst du. Erwirke mir also Verzeihung, oder wir sterben zusammen." Das alles aber sprach er mit gezücktem Schwerte. Der Bischof rief voll Bestürzung: „Was kann ich thun, wenn ich hier von dir fest- gehalten werde? Laß mich los, damit ich gehe und des Königs Gnade für *) Vgl. Sahn, Urgeschichte Band 3, S. 412. Zum Folgenden auch Löbell, Gregor und seine Zeit, S. 205 f.

8. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 277

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
36. Totilci, der große Gotenheld. 277 zu unternehmen. Die Belagerten aber warteten das Ende der Zeit nicht ab und öffneten den Goten zu Anfang des Jahres 543 die Thore. Nachdem der König auf diese Weise Herr von Neapel geworden war, zeigte er einen wahrhaft rührenden Edelsinn, wie ihn wohl niemals sonst ein Feind geübt hat, einen Edelsinn, der allein schon den Namen dieses Königs denen der besten Männer aller Zeiten anreiht. Die kaiserlichen Soldaten in der Stadt waren nämlich dergestalt durch Hunger entkräftet, daß er fürchtete, sie würden sterben, wenn sie sich nach so langem Darben plötzlich sättigten. Er ersann daher in seiner Menschenliebe folgendes. Er ließ den Ausgehungerten mit väterlicher Fürsorge anfangs nur ganz wenig Speise reichen, allmählich aber von Tag zu Tag soviel zulegen, daß sie sich unvermerkt wieder an die sonstige Nahrung gewöhnten. So stellte Totila wie ein liebevoller Arzt ihre Kräfte wieder her. Dann erlaubte er einem jeden dahin zu gehen, wohin ihm be- liebte. Und da sie sich schämten nach Konstantinopel zu fahren, so gab er ihnen sogar Pferde und Lasttiere, beschenkte sie mit einem Zehrpfennig und riet ihnen, zu Lande nach Rom zu ziehen. Auch gab er ihnen einige edle Goten als Sicherheits- geleit mit auf den Weg. Nachdem er hierauf die Mauern Neapels zum größten Teil hatte einreißen lassen, zog er eben- falls ab. Er wußte recht gut, daß er nur im offenen Felde Meister war, und wollte lieber in ehrlicher Schlacht Mann gegen Mann kämpfen als mit listigen und künstlichen Mitteln. Um diese Zeit kam ein Römer aus Calabrien zu ihm und führte Klage, daß einer von des Königs Leibwächtern seine Tochter, eine keusche Jungfrau, schändlich mißhandelt habe. Der Schuldige, ein erprobter Krieger, leugnete sein Vergehen nicht. Er hoffte wohl, sein Waffenruhm sichere ihn vor einer Bestrafung. Aber der gerechte König befahl ihn zu verhaften und versprach dem Kläger strenge Ahndung des Verbrechens. Da legten einige der edelsten Goten Fürbitte ein für den ver- dienten Mann. Der König hörte ihre Vorstellungen ruhig an, dann sprach er: „Liebe Volksgenossen, wir wollen den Schuldigen nicht der Strafe entziehen und dadurch selbst unser

9. Das Mittelalter - S. 50

1889 - Gotha : Perthes
50 d) Bit Auflsung der alten germanischen Stnde. Die scharfe stndische Sonderung der alten Zeil in Adlige'), Freie, Liten und Unfreie konnte bei dem erweiterten Staatswesen sich nicht behaupten; persnliche Verbindungen mit dem Könige, den Groen, der Kirche fhrten die Betreffenden der die Standesgenossen hinaus. Knechte empfingen Waffen und stiegen in der Umgebung der Pornehmen zu Ansehen und Einflu empor; die Zahl der Freigelassenen vermehrte sich, der Stand der Freien verarmte: viele begaben sich in den Schutz Mchtigerer und bertrugen ihnen die Vertretung in allen Rechtsangelegenheiten; dagegen wuchs durch knigliche Schenkungen der Reichtum einzelner Familien; es bildete sich eine Aristokratie, welche den grten Einflu auf die Verhltnisse des Staates erlangte. B. pte Schwche und Zerrttung des Krankenreiches. Nach Chlotachars I. Tode (561) traten wiederum Teilungen ein, durch welche die nationale Zusammengehrigkeit des romanischen W. und des germanischen O. den Vlkern zum Bewutsein kam. Man begann die Lande auf beiden Seiten der Seine von der Loire bis zu dem Quellgebiet der Schelde Neustrien (Neuster, Neustrasia), die stl. davon gelegenen Gebiete des frnkischen Stammes Austrasien (Auster, Austrasia) zu nennen (vgl. Karte S. 47). All-mhlich bekamen diese Namen auch politische Bedeutung und bezeichneten die beiden Hauptreiche des W. und O.. neben denen Burgund als 3. selbstndiges Glied erscheint. Aquitanien (sdl. v. d. Loire) und Provence wurden als Provinzen diesen Reichen zugeteilt. Die Stmme der Alamannen, Baiern und Thringer standen zwar in Abhngigkeit von den austrasischeu Knigen, waren aber unter dem austrasischen Namen nicht einbegriffen. Fortwhrende Brgerkriege hemmten eine weitere Entwicklung nach auen; im Innern lsten sich die Bande der Zucht und Ordnung; der pltzliche ber-gang aus den alten einfachen Lebensordnungen in groe Verhltnisse, die Ver-bindung roher germanischer Kraft mit rmischer ppigkeit und Weichlichkeit erzeugten in dem frnkischen Volke, besonders in dem Geschlechte Chlodovechs 2), eine sittliche Entartung, die zu den grausamsten und schamlosesten Thaten fhrte und dem Knigsgeschlechte zuletzt alle Lebenskraft raubte. Wenn auch das germanische Austrasien nicht ganz frei von der eingerissenen Verderbnis blieb, so waren doch hier die Zustnde weit gesundere als auf rmischem Boden. Von hier aus ist denn auch das frnkische Reich noch einmal krftig wieder hergestellt und weiter entwickelt worden. Unter den schwachen Knigen gewann im 7. Jahrh. die mchtig empor-strebende Aristokratie die Gewalt im Staate; an ihrer Spitze standen die Hausmeier, die mit der zunehmenden Unfhigkeit des merovingischen Ge-schlechtes die gesamten kniglichen Machtbefugnisse an sich nahmen und als eigentliche Herren des Reiches (als principes Francorum) erscheinen. Doch auch sie vermochten die trotzigen Groen, von denen sie erhoben wurden, nicht in Schranken zu halten; das ganze Reich schien sich aufzulsen; in Aquitanien 1) Bei dem frnkischen Stamm findet s. ein Geburtsadel schon zur Zeit der lex salica nicht mehr. (Die lex. sal. ist eine Aufzeichnung des altsalischen Strasrechts, das lteste deutsche Rechtsbuch, das wohl um die Mitte des 5. Jahrh. entstanden ist.) 2) Zu dem Ungestm der Männer kam Ende des 6. Jahrh. noch die Eifersucht zweier rukevoller Weiber, Brunhilde u. Fredegunde.

10. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei
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TM Hauptwörter (200)200

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