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1. Vaterländische Geschichte - S. 85

1909 - Nürnberg : Korn
Kurfürsten Karl aus Simmern war, den ganzen Besitz von Simmern, obwohl seine Schwägerin bei ihrer Vermählung ausdrücklich auf alle Erb-ansprüche verzichtet hatte. Da man die Erfüllung der unbegründeten Forderung verweigerte, so griff er zu den Waffen und besetzte die Pfalz. Wie damals die Franzosen unter Melac in den gesegneten Landschaften hausten, das zu beschreiben sträubt sich die Feder. Ihr Sengen, Rauben und Morden erinnert an die Taten der Hunnen aus alter Zeit. Weinberge, Gärten und Saatfelder wurden zerstört, Städte und Dörfer nieder* gebrannt, die Einwohner verjagt. Im weiten Kreise glich das Land einer Wüste. Das schöne Schloß in Heidelberg raubten sie aus und sprengten einen Teil desselben in die Luft. Heute noch stehen die Ruinen auf der Höhe — stumme Ankläger gegen jene Barbareien. Heidelberg, Mannheim, Worms, Speyer wurdeu niedergebrannt. Sogar an heilige Gebäude, au Dome und Kirchen legten sie die frevelnden Hände. Der ehrwürdige Dom zu Speyer, die Ruhestätte vieler deutscher Kaiser, wurde der Schauplay der größten Schandtaten. Die Särge wurden geöffnet und mit den Totengebeinen Spott und Hohn getrieben. Ein Franzose selber empörte sich darüber und schrieb, es sei unrecht gewesen, daß man mitten im Frieden den Krieg begonnen habe. Wenn die Städte ehrlich übergeben waren, so habe man die Versprechungen, unter denen es geschehen, gebrochen und die Häuser niedergebrannt. Sonst seien die Franzosen für ehrliche, menschliche Leute gehalten morden, jetzt achteten sie ihre Nachbarn den Kannibalen gleich. Trotz all dieser Gewalttätigkeiten erreichte Ludwig Xiv. nichts. Er mußte Frieden schließen und alle pfälzischen Länder wieder herausgeben. Kurfürst Philipp Wilhelm erlebte das Ende des Krieges nicht mehr. Er starb fern von seinem Lande zu Wien und hinterließ das Erbe seinem Sohne Johann Wilhelm. Unter ihm hatten es namentlich die Protestanten nicht gut; denn er war ein eifriger Anhänger der katholischen Kirche, der hart gegen Andersgläubige verfuhr. Seine Schwester war die Gemahlin Kaiser L e o p o l d s I. Im Spanischen Erbfolgekrieg stand er auf Seite seines Schwagers. In der Regierung folgte ihm sein Bruder Karl Philipp. Auch er bedrückte seine protestantischen Untertanen, so daß sogar Kaiser Karl Vi. entschieden gegen ihn auftrat. Nach feinem Tode kam der letzte Fürst aus der Sulzbacher Linie Karl Theodor zur Regierung. Derselbe war ein hochbegabter und sehr gebildeter Fürst. Künste und Wissenschaften wurdeu unter ihm wie noch me vorher in der Pfalz gepflegt. Die Hochschule Heidelberg erreichte unter ihm fast ihre alte Blüte wieder. In Mannheim unterhielt er das beste Theater Deutschlands. Dort wurden auch die ersten Dramen des jugendlichen Dichters Schiller (so z. B. die Räuber) zum erstenmal aufgeführt. Zur Heranbildung von Künstlern ließ er eine Zeichen- und Bildhauerakademie errichten. Ferner gründete

2. Vaterländische Geschichte - S. 98

1909 - Nürnberg : Korn
98 — Er ließ auf bcr Theresienhöhe bei München die Ruhmeshalle mit dem riesigen Denkmal der Bavaria errichten. Die erstere enthält die Büsten verdienstvoller Männer unseres bayerischen Batexlanbes. Vor ihr steht mit einem Lorbeerkranz in der erhobenen linken Hand die Bavaria, eine riesige Frauenfigur mit einem Löwen zur Seite, welche Bayern vexsinn-bilblichen soll. Man kann im Innern der Gestalt auf eiuer eisernen Treppe emporsteigen bis in das Haupt, in welchem sechs Personen gut Platz haben. Das Siegestor mir vier gegossenen Löwen, bic Fcldhexxnhallc mit den Stanbbilbcrn der Generale Tilly und Wxcdc, die Glyptothek mit Büd-hauerarbeiteu, bic beiben Pinakotheken mit Gemälben, die Propyläen, ein griechisches Säulentor, bcr Obelisk zur Erinnerung an bte in Rußlanb gefallenen Krieger und mehrere Kirchen, barunter die Basilika: alle bi esc Bauten verbauten König Ludwig I. ihre Entstehung. Die schönste gotische Kirche Bayerns, nämlich den Dom zu Regensburg, ließ er ausbauen uitb den Dom zu Speyer mit seiner Fürstengruft, in welcher acht deutsche Kaiser ruhen, erneuern. Obwohl alle diese Unternehmungen viel Gelb verschlangen, so waren buch die Kassen nie leer. König Ludwig war ein guter Haushalter, der überall auf Ordnung sah und stets am rechten Platze zu sparen wußte. Gleich am Anfang seiner Regierung hatte er Oxduung in den Staatshaushalt gebracht, indem er überflüssige Stellen abschaffte und überall auf die größte Einfachheit drang. Für die ehemalige Universität Ingolstadt, welche (1802) nach Lauds-hnt verlegt worben war, erbaute er einen herrlichen Palast urtb verlegte bic Hochschule (1826) nach München. Dem Hanbcl widmete der König große Fürsorge. Er ließ (1846) den Lndwigs-Donanmainkanal unter großem Kostcnaufwanb bauen und schuf damit eine Wasserstraße, die schon Karl der Große ausführen wollte. Damit war eine Vcrbinbuug zwifcheu Rhein und Donau, zwischen der Norbsee und dem Schwarzen Meer hergestellt. Schon früher, am 7. Dezember 1835 war die Lndwigsbahn, die erste Eisenbahn in ganz Deutschland eröffnet worden. Sie verbindet die Schwesterstädte Nürnberg und Fürtb. Ludwig berief bebeutenbe Künstler und Gelehrte nach München. Mer er vergaß bei der Pflege der Künste und Wissenschaften urtb bei der Freigebigkeit, mit bet ex die Hochschulen ausstattete, keineswegs die anberu Schulen. Auch sie hatten in ihm einen eifrigen Förberer. Damals hatte sich eben ein kleines, aber tapferes Volk, bic Griechen, von der türkischen Herrschaft freigemacht; sie genossen bei ihren Bestrebungen die besonbexex Aufmuntexung des Königs Ludwig. Nun bexiefen sie den zweiten Sohn desselben, Otto, zu ihxem Könige. Dcx 17-jährigc Jüngling xeiste, begleitet von bcwähxtcn Staatsmänner, in sein neues Laub ab. Doxt, wo ex bei seinex Abxeise das bayexische Land vexließ — nicht

3. Grundriß der Weltgeschichte - S. 129

1885 - Nürnberg : Korn
2. Periode, 843 — 1273. I. Deutschland und Italien. 129 der Wartburg) eifrige Pflege. Hervorragende Kunstepiker sind: der Ritter Wolfram von Eschenbach in Franken, Dichter des Parzifal, und Meister Gottfried von Straßburg („Tristan und Isolde"). Die lyrische Dichtung des Mittelalters erscheint im Volksliede, namentlich aber im Minnegesang (meistens Lieder von der Minne oder Liebe, jedoch auch religiöse und politische Lieder, Frühlingslieder, Wanderlieder re.). Der bedeutendste Minnesänger ist Walther von der Vogelweide (f um 1230 in Würzburg). Unter den bildenden Künsten ragt in dieser Periode die Baukunst hervor; sie stand ganz im Dienste der Kirche. Man unterscheidet an den kirchlichen Bauten den romanischen (Rund-bogen-) Stil, wie in den Domen zu Aachen, Bamberg, Speier, Worms, Mainz, Trier, und den gotischen (oder Spitzbogen-) Stil. Im gotischen Stil sind u. a. gebaut die Dome zu Freiburg im Breisgau, zu Ulm, Regeusburg, der Stephansdom in Wien, die Lorenzerkirche in Nürnberg, der Münster zu Straßburg (begonnen 1015; Erwin von Steinbach Erbauer des Turmes, 1277), der Kölner Dom (begonnen 1248 durch Meister Gerhard, vollendet 1880). § 66. H. Die übrigen außerdeutschen Länder von 843—1273. A. Frankreich. 1. Die Karolinger, 843—987. Die westfränkischen (französischen) Könige aus dem Hause der Karolinger erfuhren eine Minderung ihrer Herrschaft teils durch die Normannen, teils durch die- wachsende Macht der Vasallen. Während der Minderjährigkeit Karls des Einfältigen, des Enkels Karls des Kahlen, übertrugen die Westfranken die Regierung dem Ostfranken Karl dem Dicken (885—887). Aber er vermochte weder die inneren Empörungen zu unterdrücken, noch den immer häufigeren Einfällen der Normannen zu steuern. Karl der Einfältige überließ den letzteren die Normandie als Lehen (911). Schon 879 hatte Graf Boso ein Königreich Niederburgund (auch Provence oder von der Hauptstadt Arles arelatisches Königreich genannt) gestiftet, 888 gründete der Welse Rudolf das Königreich Hochburgund zwischen den Alpen und dem Jura (Westschweiz, Franche Comts, Savoyen); Rudolf Ii. vereinigte beide Reiche; im Jahre 1034 kam Bnrannd an Deutschland (§ 60, 1). 2. Die Capetinger, (in gerader Linie) 987 — 1328. Nach Gutmann, Weltgeschichte. 9

4. Ergebnisse des Geschichtsunterrichts in der Volkssschule - S. 35

1877 - Nürnberg : Korn
— 35 — Kummer. Die Brüder stritten mit dem Vater und unter sich, bis endlich nach dem Tode desselben ein Vertrag zu Stande kam, wodurch das Reich in drei Theile zerfiel. Ludwig, der Deutsche, erhielt die Länder rechts des Rheins und einige Gebiete links desselben (Mainz, Worms und ©peier mit den zugehörigen Gauen); Karl erhielt Frankreich; Lothar bekam Italien und eilten Strich Landes am linken Rheinufer (Lothringen). Durch diesen Vertrag, geschlossen zu Verdun (Wer-döng) 843, ist Deutschland ein selbständiges Reich geworden. Als das Haus Lothars bald ausstarb, wurde sein Land zwischen Deutschland und Frankreich getheilt, wobei das linke Rheinufer, soweit es deutschredende Bewohner hatte, zu Deutschland kam. Damals war nämlich im westlichen Theile des alten Frankenreiches aus der Vermischung des Lateinischen und Deutschen eine neue Sprache, die französische, entstanden. Es gab also schon eine Sprachgrenze zwischen Frankreich und Deutschland, und diese Thatsache war allein mächtig genug, um eine Wiedervereinigung der beiden Länder zu verhindern. 5. In jener Zeit wurden die Küstenländer des Frankenreiches und überhaupt Europas durch Einfälle der Normannen beunruhigt. Diese waren heidnische Germanen aus Dänemark und Norwegen und trieben besonders See-rouberet. Ihre Streifzüge gingen flußaufwärts bis Trier und Paris. nrrc ^land traten sie auf, bis sie endlich von Alfred dem Großen besiegt wurden. Dafür erwarben sie eine Provinz tn Nordfrankreich, die Normandie, und zogen spater (1066) von dort aus abermals nach England, wo ste das Reich der Angelsachsen vernichteten und ein neues Dtaatsweien gründeten, in welchem aus der Ver-i6? Normannisch - Französischen mit dem Anqel-sachnichen die englische Sprache entstand. 3*

5. Präparationen für den Geschichts-Unterricht in der Volksschule - S. 27

1912 - Nürnberg : Korn
— 27 — V. Stufe. Die Wanderung der Israeliten. 1. Warum wanderten die Israeliten aus Ägypten? 2. Wohin wanderten sie? (Weg!) 3. Wie lange dauerte diese Wanderung? 4. Wie groß war die Zahl der Auswanderer? Welches waren die Anführer? Attilli not Rom. Veranschaulichungsmittel: Die Mongolen. (Schuberts Naturgeschichte, Völkertypen.) I. Stufe. 1. In welche Länder wanderten die Deutschen aus? 2. Wer hatte sie zur Auswanderung gezwungen? Warum hatten die Deutschen aber auch selber Lust dazu? 3. Wer erzählte wohl den Hunnen von dem Reichtum der Römer? Ob wohl auch die Hunnen dadurch Lust bekamen, nach Italien zu wandern? Ii. Stufe. 1. A. Erzählung. Als der Hunnenkönig Attila von den Reichtümern in Rom hörte, zog er mit seinem ganzen Volke nach Italien. Wohin die Hunnen kamen, schlugen sie die Menschen tot, raubten die Häuser aus und brannten die Städte nieder. Mit ihrem Raube beluden sie die Karren, auf denen ihre schmutzigen Weiber und Kinder saßen. So kamen sie vor die Stadt Rom. Die Römer waren voll Angst und Schrecken. Da wagte Papst Leo sein Leben für die Stadt. In pnesterlicher Kleidung und unter feierlichen Gesängen zog er mit seinen Geistlichen den Hunnen entgegen. Keiner wagte den frommen Priester anzutasten. Als Attila die Bitten Leos vernahm und die reichen Geschenke sah, verschonte er die Stadt. Bald brach auch die Pest in seinem Heere aus. Da kehrte Attila um und starb bald darauf in Ungarn. B. Betrachtung des Bildes. Welche Hautfarbe haben die Mongolen? Wie sind die Augen? die Backenknochen? der Mund? die Nase? die Haare? Wie unterscheiden sie sich von uns? Wo leben heute noch Verwandte der Hunnen? 2. A. Erklärung, a) Die Gefahr. Wozu wurde Attila durch feine Habgier bewogen? Wie zeigten die Hunnen unterwegs, daß sie ein wildes Volk waren? Wie unterschied sich Attilas Zug von einem Heere der Gegenwart?

6. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

7. Aus der Heimat - S. 93

1910 - Nürnberg : Korn
— 93 — Vom Bahrrecht (1576,1599). 1. Es war ant Palmsonntag in der Nacht um drei Uhr, da wurde in Nürnberg bei St. Jakob noch gezecht im Wirtshaus zum goldenen Beil, wo die Herberge der Kürschner war. Da war nun auch ein Zimmermann in der Stube, der kam mit den Kürschnern in Streit. Und dann geht er weg und trifft im Heimgehen auf der Gasse einen Schmiedknecht, der Niederländer genannt. Den überredete er, daß er mit ihm wieder ins Wirtshaus zurückging. Der Schmiedgeselle ging mit, wußte aber nichts von dem Handel, den zuvor der Zimmermann gehabt hatte, da sie nur eine Maß Bier trinken wollten. Wie sie nun aber hineinkamen, ging der Streit von Neuem an, und da sie die Lichter auslöschten, wurde der Schmiedgesell jämmerlich erstochen von einem Kürschnergesellen, Sebastian von Wien genannt. Sein Vater war ein Büttner in Wien und noch am Leben, und der tote Schmiedgeselle soll Bräutigam gewesen sein. Nun wußte aber niemand, wer der Täter war. Es wurde daher der Zimmermann mit drei Kürschnergesellen gefangen genommen. Man verhörte sie, aber keiner wollte es getan haben. Die Kürschner wollten auch keinen ihrer Mitgesellen, die dabei waren, verraten. Der Rat meinte darum, der Mörder müsse unter den Vieren sein. Am nächsten Tag, ant Dienstag, ließen die Herren vom Rat den Leichnam auf einem Kärrlein von dem Gottesacker in die Stadt hereinfahren in die Moritzkapelle. Dort wollte man ein Bahrgericht halten und die Vier dahin führen, ob nicht der Tote mit seinem Blut den Mörder anzeigen wolle. Als nun das die Leute in der Stadt hörten, kam eine große Menge auf dem Sebaldskirchhof und vor dem Rathaus zusammen, so daß man den Leichnam unter das Rathaus tragen und mitten im Hof unter den freien Himmel stellen mußte, damit ihn alle sehen konnten. Nun wurden die Vier, der Zimmermann und die drei Kürschnergesellen, ein jeder besonders, zu dem Leichnam geführt, während der Stadtrichter und die Schöffen genau zusahen. Jeder mußte seinen Finger in die gestochene Wunde des Toten legen und die Hand in feine Hand nehmen und halten bei einer Viertelstunde lang. Das taten sie alle vier, aber der Tote gab kein Zeichen und kein Tropfen Blut floß aus der Wunde. Da wurden sie wieder ins Gefängnis geführt und bald darauf freigelaffen. Später kam der Mörder an den Tag. Aber er war längst

8. Das Mittelalter - S. 168

1912 - Nürnberg : Korn
168 — Den Leichnam des Kaisers führten sie mit sich. Das Fleisch mit den Eingeweiden begruben sie zu Tarsus; die Gebeine nahmen sie mit nach Antiochia, wo sie mit großer Pracht bestattet wurden. Als aber Herzog Friedrich dort eine zeitlang rastete, überfüllte sich das ausgehungerte Kriegsvolk mit Wein und ungewohnten Speisen über alles Maß, so daß ihrer jetzt an der Mölleret mehr starben als zuvor durch Entbehrungen. Andere erlagen der Pest oder der aüzugroßen Hitze oder sie kehrten heim. Mit dem Rest des Heeres zog Herzog Friedrich nach Akkon. Während der Belagerung wurde er dort bald vom Fieber ergriffen und starb. Nun zerstreuten sich die Kreuzfahrer und jeder machte sich auf den Weg in die Heimat, die Gesunden zuerst. Konradin, der letzte Hohenstaufe. (1268.) Konradin war erst zwei Jahre alt, als sein Vater starb; er erbte von ihm die schöne Insel Sizilien. Aber der Papst gab das Land Karl, dem Bruder des französischen Königs, und krönte ihn zum König von Sizilien. Niemand nahm sich des Kindes an; denn die deutschen Fürsten hatten damals einen Ausländer zum Kaiser gewählt, weil er das meiste Geld gegeben hatte. Als nun Konradin fünfzehn Jahre alt und ein schöner, kräftiger Jüngling geworden war, luden ihn die Italiener ein, den verhaßten König Karl zu vertreiben und sein Erbland in Besitz zu nehmen. Durch reichliche Geschenke brachte Konradin ein Heer von baye-rischen und schwäbischen Rittern zusammen; dann zog er mit seinem Onkel, dem Herzog Ludwig von Bayern, und dem jungen Markgrafen Friedrich von Baden nach Italien. In Verona wurden sie mit Jubel empfangen. Hier aber kam zu Ludwig ein Bote mit der Nachricht, er müsse nach Bayern heimkehren, weil der Böhmenkönig Ottokar sein Land bedrohe. Unter Kuß und Umarmung und mit Tränen nahmen sie Abschied von einander. Nun zog Konradin nach Rom. Der Papst sah ihn von seinem Palaste ans, wie er ans dem Weitermarsche stolz mit seinen'scharen vorbeiritt, und sagte zu den Umstehenden: „Seht dort die glänzenden Heerscharen und den Jüngling, der auf ihren Mut baut! Mich dauert das edle Blut; denn wie ein Lamm wird er zur Schlachtbank geführt." Am Stadttore kamen ihm die Bürger von Rom entgegen und ehrten ihn wie einen Kaiser. Vor ihm zog in langem Zuge die Volksmenge. Neben ihm her schritten die Vornehmsten, führten fein Pferd am Zügel und geleiteten ihn im Festzuge aus das Kapitol. In den Straßen, durch die Konradin mit dem Markgrafen ritt, waren eine Menge Triumphbogen

9. Das Mittelalter - S. 130

1912 - Nürnberg : Korn
Tage von den benachbarten Burgen aus die noch übrigen Scharen so aufgerieben, daß kaum einer oder doch nur sehr wenige enttarnen. Nirgends fanden sie einen Ausweg, so daß nach wenigen Tagen sogar ihre Könige und Fürsten gefangen waren. Drei Herzoge der Ungarn wurden nach Regensburg vor Herzog Heinrich geführt, wo man sie mit ihren Landsleuten an den Galgen hängen ließ. Aber nicht unblutig war der Sieg über ein so wildes Golk. Dem Herzog Konrch, welcher tapfer kämpfte, ward durch die innere Glut und durch die Sonnenhitze/ welche an diesem Augusttage sehr heftig war, gewaltig heiß. Wie er nun die Bänder löst und Luft schöpft, fällt er, von einem Pfeile durch die Kehle getroffen. Auf des Königs Befehl wurde sein Leichnam ehrenvoll bestattet und nach Worms geführt; hier wurde er begraben unter den Tränen und Klagen aller Franken. Groß war der bieg, und der König wurde von seinem Heere als Vater des Vaterlandes begrüßt. Ä ordnete Dankgebete und Lobgesäuge in allen Kirchen an und trug dies durch Boten auch seiner Sdltter auf. Dann kehrte er unter Jubel als Sieger nach Sachsen heim, wo er von seinem Volke mit der größten Freude empfangen wurde. Aer Bischof aber berief sich mit seinen Freunden, wie man dem bevorstehenden Elende am besten abhelfen könne. Die Geistlichen waren durch Me Plünderung verarmt und es fehlte ihnen an Lebensrnitteln; er unterstützte sie daher mit dem, was er selbst aufbringen konnte, obgleich er ebenfalls ausgeplündert war. Mit den Gaben, welche ihm mildtätige Leute brachten, ließ er ihnen täglich Speise und Trank geben. Er kam ihntzn auf jede Weise zuhilfe, bis sie das Elend ihrer Ausplünderung überwunden und ihre Besitzungen wieder angebaut hatten. Seine eigenen Meierhöfe waren durch Brand und Vernichtung der Feldfrüchte in einem erbärmlichen Zustande; er befahl die Felder fleißig zu bebauen und die Gebäude wieder auszubessern. Die Kirche der heiligen Afra aber, welche die Heiden, verbrannt hatten, war noch nicht aufgebaut; die Altäre waren nur durch ein schlechtes Schindeldach gegen den Regen und das Unwetter geschützt. Er ließ die durch den Brand größtenteils eingestürzten Mauern wieder aufrichten und ruhte nicht eher, als bis die ganze Kirche mit Ziegeln gedeckt, die Wände innen getafelt und die Fenster hergestellt waren. Dann ließ er den kirchlichen Ornat, den man vor den Feinden in die Stadt geflüchtet und in der Hauptkirche aufbewahrt hatte, wieder zurückbringen.

10. Die Neuzeit - S. 225

1907 - Nürnberg : Korn
— 225 — Dir Krise nach Liba. (1814.) Nach seiner Abdankung verließ Napoleon das Schloß Fontainebleau mit keinem Schritte. Er verschickte Bücher, Waffen, Orden und Müuzeu an seine Freunde. Wenn er allein war, schien er sehr verstört und gedrückt. In der Kirche rieb er sich bald mit der Hand die Stirne, bald steckte er einen Finger in den Mund, und kaute daran; er war äußerst unruhig und aufgeregt. Hernach ließ er sich den österreichischen General Roller und die fremden Offiziere vorstellen, die ihn nach Elba geleiten sollten. Er trug eine alte grüne Uniform mit goldenen Epauletten, blaue Beinkleider und rote Kappenstiefel; er sah vernachlässigt aus, unrasiert und ungekämmt; Reste von Schnupftabak lagen auf seiner Oberlippe und seiner Brust. Mehrere Tage hindurch wurden an 100 Packwagen mit Geld, Möbeln, Bronzen, Gemälden und Statuen vollgepackt, womit der Kaiser sein neues Besitztum ausstatten wollte. Auch eine Abteilung seiner Garde wollte er als Begleitung mitnehmen. Es meldeten sich Offiziere und Mannschaften, unter denen er eine Auswahl von 800 Mann traf, Soldaten, die mit Narben und Auszeichnungen bedeckt waren. Endlich konnte die Abreise auf einen Bormittag festgesetzt werden. Der kaiserliche Flügeladjutant trat ein und meldete im Aufträge des Oberstmarschalls, es sei alles zur Abfahrt bereit und bald elf Uhr. „Oho," rief Napoleon, „kennt mich etwa der Herr Oberstmarschall nicht? Seit wann ist es Branch, daß ich mich nach seiner Uhr zu richten habe? Ich werde abreisen, wenn es mir beliebt. Und vielleicht beliebt es mir gar nicht!" Es war nahezu Mittag, als Napoleon über die Marmortreppe des Schlosses in den großen Hof hinabstieg, wo die alte Garde in Schlachtordnung aufgestellt war. Der Kaiser ließ die Trommel rühren; die Generale und Offiziere bildeten um ihn einen Halbkreis. Er trat vor die Soldaten und sprach sichtlich ergriffen zu feinen bewährten Waffengenoffen: „Ich sage euch Lebewohl! Durch 20 Jahre habe ich euch brav und treu gefunden. Ich danke euch für die edle Aufopferung, die ihr mir in den letzten Tagen bewiesen habt." Dann winkte er ihren General herbei, küßte ihn auf beide Wangen und ließ die Adler der Garde heranbringen, die er an fein Herz drückte. „Ich kann euch nicht alle umarmen," rief er mit bewegter Stimme; „aber ich umarme und küsse euren General und eure Adler. Lebt wohl! Meine Wünsche werden euch stets begleiten. Bewahret mir eure Erinnerung!" Tränen flössen über die wettergebräunten Backen der alten Soldaten. Die Generale und Offiziere drängten sich um den Kaiser und küßten ihm die Hände. Hinter einer kleinen Schar Reiter fuhren einige Offiziere dem Zug voran. Der Scheiblhuber, Deutsche Geschichte. 2. Teil. 15
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