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1. Bd. 3 - S. 464

1838 - Eisleben : Reichardt
464 Amerika. Dieser Kampf dauert so lange fort, bis beide Theile sich dermaßen durchgedroschen haben, daß sich von der einen wie von der andern Seite kein Liebhaber mehr findet, worauf die Streitigkeit geschlichtet ist und die Gegner nach verschiedenen Seiten ruhig abstehen. Nur die ungewöhnlich harten Schädel der Indianer können die Schlage er- tragen, die bei solchen Gelegenheiten auf ihre Köpfe herab regnen. Die Weiber ermangeln bei dergleichen Gelegenheiten nicht, dem Bei- spiele der Männer zu folgen. Sie fallen sich unter gräßlichem Ge- heul mit Nageln und Zahnen an, zerkratzen und zerbeißen sich gegen- seitig, reißen sich bei den Haaren an der Erde hin, zerren und schla- gen sich im Staube umher. Die Männer aber berühren sich nie mit den Händen, sondern fechten ihre Sache bloß mit ihren Stangen aus. Auch gehören die Botocudos zu den wenigen Jndianerstämmen, welche die abscheuliche Gewohnheit des Menschenfressens noch immer nicht gänzlich abgelegt haben. Doch sollen nicht alle Stämme der- selben dieser unmenschlichen Gewohnheit ergeben seyn, sondern bloß der Hauptstamm das Fleisch der getödteten Feinde verzehren. Indeß läug- nen gefangene Botocuden dies, und auch mehrere Reisende der neuesten Zeit sprechen sie von dieser schändlichen Gewohnheit frei. Insbeson- dere bestreitet Saint Hilaire, ein Franzose, der in der gelehrten Welt durch seine Naturforschungen bekannt ist, und in der neuesten Zeit sechs Jahre lang das Innere Brasiliens durchreist hat, die ge- wöhnliche Behauptung, daß die Botocudos Menschensteisch essen, und spricht sie ganz davon frei. Ein Botocude, der seine Wälder ver- lassen und hierauf mehrere Jahre in Diensten des St. Hilaire gestan- den hatte, verwarf die Beschuldigung seiner Landsleute der Men- schenfresserei . als eine Lüge, die von den Portugiesen ersonnen worden sey, um einen Vorwand zu haben, seiner Nation zu schaden, und fügte zu gleicher Zeit hinzu, daß der Gebrauch seiner Landsleute, die Leichname ihrer Feinde in kleine Stücke zu hauen, zu jener Verläum- dung Anlaß gegeben habe. Ausgemacht ist es jedoch, daß sie noch auf der allerniedrigsten Stufe der Kultur stehen; und sie haben es bis jetzt vorgezogen, frei und ungebunden in ihren Urwäldern umherzustreifen, als sich den Portugiesen auf irgend eine Weise zu nähern. So viele Versuche auch diese machten, sie auf gütige oder gewaltsame Art zu unterjochen, scheiterten sie doch an dem Freiheitsgefühle dieser Naturkinder, die da- her auch alle Pflanzungen zerstörten, welche man in der Nähe des Landstrichs, den sie als ihr Eigenthum ansprechen, anlegen wollte, und schonungslos alles tödteten, was ihnen in den Wäldern oder auf ihren Streifzügen begegnete. Die Regierung beschloß daher, diese hartnäckigen Feinde zu unterwerfen, man erlaubte sich die schrecklich- sten Maßregeln gegen dieselben, und ertheilte den grausamen Befehl, jeden Botocuden, dessen man ansichtig würde, wie ein wildes Thier nieder zu schießen; allein mit derselben Grausamkeit, womit sie seit dieser

2. Bd. 3 - S. 164

1838 - Eisleben : Reichardt
164 Amerika. zweier Menschenklassen in dem freien Amerika, die an diesen allgemei- nen Menschenrechten keinen Antheil haben und dies sind die Neger- sklaven und die Redemptioners. Der größten Freiheit steht also hier der größte Kontrast gegenüber. Sklaven unter freien Menschen! Ein Volk, welches durch seine Revolution aussprach, daß es nichts schrecklicheres kenne, als freiwillige Knechtschaft, gestattet die noch weit furchtbarere Knechtschaft, die unfreiwillige. Der Negersklave entbehrt der Menschenrechte und ist ganz der Willkühr seines Herrn überlassen. Auf entlaufene Sklaven schießt man, wie auf das Wild und Empö- rung oder Selbstrache wird gewöhnlich sehr grausam bestraft. Und solcher Negersklaven giebt es noch über 2 Millionen in den vereinigten Staaten, doch finden sich diese nur in den südlichen und mittlern Staaten (am zahlreichsten in Virginien, Nord- und Südkarolina, Ma- ryland, Georgia, Kentucky, Tennessee, Alabama und Louisiana), hin- gegen in den nördlichen Staaten sind alle Sklaven für frei erklärt. Übrigens aber versichert man, daß die Sklaven hier im Ganzen milder als in andern Landern behandelt werden und daß man ihnen häufig die Freiheit schenke. Doch fehlt es auch nicht an Beispielen von har- ter und grausamer Behandlung derselben. So sagt der Herzog Bern- hard von Weimar in seiner Reisebeschreibung bei Gelegenheit seines Aufenthalts in Neu-Orleans: „der Greuel ist gräßlich und die Roh- heit und Gleichgültigkeit, welche die Gewohnheit-in den weißen Men- schen erzeugt hat, unglaublich. Wenn man hier einen Hausneger züchtigen lassen will, so schickt man ihn mit einem Billet, in welchem die Anzahl der Schlage, die der Überbringer bekommen soll, angegeben ist, in das Negergefangniß. Hier empfangt er feine Strafe und eine Bescheinigung, die er feinem Herrn mitbringen muß. Zuweilen erhalt der Unglückliche die Züchtigung, indem man ihn, das Gesicht unten, platt auf die Erde ausspreizt, und Hände und Füße an 4 Pfahle befestigt. Diese scheußliche Bestrafungsart ist vorzüglich auf den Plantagen üblich. Überhaupt wird auf den Plantagen eine grau- same Disciplin gehandbabt. Wer daher unter seinen Haussklaven Sub- jekte hat, die er einer besondern strengen Zucht unterwerfen will, der vermiethet oder verkauft sie auf die Plantagen." Noch müssen wir einige Worte von den Redemptioners (L oskaufling e) beifügen. Man nennt fo arme Einwanderer aus Europa, die zur Bezahlung ihrer Überfahrtskosten von den Schiffs- herrn so lange vermiethet oder vielmehr als Sklaven verkauft werden, bis der Überfahrtspreis abverdient ist. Diefe haben ein noch weit härteres Loos als die Negersklaven; deün da der Verkauf dieser Men- schen nur auf eine Zeitlang gültig ist, so sucht der Käufer aus sei- nem Redemptioner fo vielen Nutzen zu ziehen, als nur immer möglich, und sein Zustand ist daher gewöhnlich schlimmer, als der des Neger- sklaven, denn für letztere wacht wenigstens der Eigennutz, da er zu hohen Preisen angekauft worden ist.

3. Bd. 2 - S. 916

1837 - Eisleben : Reichardt
916 Afrika. haben sie nur eine Frau, obgleich Vielweiberei erlaubt ist. Ihre Wei- der sollen sehr fruchtbar seyn, gebaren leicht und gehen wieder an ihre Arbeit, als wenn nichts vorgefallen wäre. Den Ackerbau besorgen die Weiber, die Heerden die Männer. Der älteste Sohn beerbt allein den Vater, ohne verbunden zu seyn, den andern Geschwistern etwas her- auszugeben. Stirbt der älteste Bruder und hinterlaßt eine noch des Kindergebarens fähige Wittwe, so ist der jüngste Bruder verbunden, sie zu heirathen, die zu erzielenden Kinder gehören jedoch dem Verstor- benen an. Auch giebt ihm die Heirach kein Recht auf das Vermö- gen des Verstorbenen. — Im Jahre 1836 haben zwei Französische Reisende, Tamisier und Co mb es, die fast ein Jahr in Habesst- nien zubrachten, die Boren-Gallas besucht, welche das Land zwischen dem blauen Flusse (Abawi) und den Wollo-Gallas bewohnen und sich bis an das Meer ausbreiten. Nach ihren Nachrichten, die sie über ihren Besuch mittheilen, sind diese Gallas Heiden, ohne Priester, ohne Tempel und überhaupt ohne Zeichen äußeren Gottesdienstes, übrigens aber von sehr gefälligem Benehmen und gastfrei, und bauen ihr Land gut an. Sie besuchten Gallasstämme, denen vor ihnen, wegen deß Rufes der Wildheit, in dem sie stehen, niemand sich zu nahen gewagt hatte. Von einem Stamme Muhamcdanischer Gallas wurden sie auf ihrem Wege von Gondar (der Hauptstadt Habesstniens) nach der südlich gelegenen Habesstnischen Provinz Schoa ihrer Maul- thiere, Waffen und ihres ganzen Gepäcks beraubt und 8 Tage gefan- gen gehalten, in der Absicht, sie zu tödten. Da jedoch die Reisenden in ihrer Anrede an das Haupt des Stammes große Kenntniß des Islams verriethen, so hielt man sie für Muhamedaner und schenkte ihnen Freiheit und Leben. — Von den außerhalb Habesstniens Grän- zen lebenden Gallasstammen fehlen alle Nachrichten, da kein Europäer zu ihnen gelangt ist. Sie scheinen den ganzen Landerstrich von der Südgränze Habesstniens bis zu den Westgranzen von Melinde und Magadoxo inne zu haben. Noch nennen uns die Geographen als Völker, die in diesen un- bekannten Gegenden des innern Afrikas hausen, die Jaggas oder Schackas, welche südlich von den Gallas, östlich von Niederguinea und westlich von dem Luxatagebirge und dem großen See M a- rawi wohnen und südlich an die Kaffern stoßen sollen und als wilde, rohe, grausame Negervölker beschrieben werden, immer gierig nach Men- schenfleisch und Menschenblut. Alle diese Nachrichten aber sind gänz- lich unzuverlaßig und die Schilderungen von ihrer Grausamkeit höchst übertrieben und beruhen auf Erzählungen von Reisenden, die jedoch diese Völkerschaften nicht selbst besuchten, sondern von den Bewohnern der Küstenländer ihre Nachrichten über diesen bis jetzt noch den Eu- ropäischen Reisenden verschlossenen Theil Afrikas erhielten. Der schon mehrmals erwähnte Reisende Douville behauptet zwar. mehrere dieser Völkerschaften besticht zu haben, aber wir wissen schon, wie geringe

4. Bd. 2 - S. 18

1837 - Eisleben : Reichardt
Europa. . 18 \ überzeugen, daß die Kaukasier ausgeartete Christen sind, welche den Aberglauben des alten Heidenthums größtentheils wieder angenommen haben. Auch die Kaukasier, welche man als Muhamedaner ansieht, zeigen im Allgemeinen wenig Eifer für ihren Glauben, wissen nicht einmal die gewöhnlichen Gebete Arabisch herzusagen, und spotten unter sich über die Übungen und Gebrauche, welche diese Religion ihren Bekennern vorschreibt; doch enthalten sie sich des Genusses vom Schweinesieisch. Die meisten Kaukasier haben eine große Ehrfurcht vor dem Donner. Wird jemand vom Blitze erschlagen, so sagen sie, der Prophet Elias habe ihn getödtet. Man erhebt ein Freudengeschrei, es wird um den Todten gesungen und getanzt; alles laust herzu, um an der Freude Theil zu nehmen und die Wohlthat des Elias zu preisen. Dieses Freudenfest dauert 8 Tage, worauf die Beerdigung mit großer Feierlichkeit vorgenommen wird und Gastmahle folgen; hierauf wird ein großer Steinhaufen auf dem Grabe errichtet, neben welchem an zwei großen Stangen die Haut eines schwarzen Bocks und die Klei- der des Verstorbenen aufgehängt werden. Überhaupt spielt der Pro- phet Elias eine sehr ausgezeichnete Rolle in dem religiösen Glauben der Kaukasier. Ihm sind viele Felsen und Höhlen heilig. In den Gegenden des Kaukasus, in die der Muhamedanismus nicht gedrungen ist, opfert man dem Elias an geweihten Ortern Ziegen, deren Fleisch gegessen und die Haut an einem großen Baum ausgebreitet wird. Am Tage dieses Heiligen werden sodann diesen Hauten besondere Ehren- bezeugungen erwiesen, damit der Prophet vor Hagel bewahre und eine reiche Erndte gewahre. Die Kaukasier haben keine eigentlichen Gesetze, und das Eigenthum ist nur so lange sicher, als es mit Gewalt ver- theidigt wird. Jedoch hat jedes Dorf seine Ältesten,, welche die Zwi- stigkeiten der Einwohner zu schlichten suchen und die Ordnung so ziem- lich zu erhalten wissen. Obgleich diese wilden Bewohner des Kauka- sus von einem wirklichen Gesellschaftszustande noch unendlich entfernt sind, so tragen doch zwei wichtige Grundsätze, welche allgemein bei ihnen in Ausübung sind, mächtig zur Bezähmung ihrer grausamen Leidenschaften bei — die Pflicht der Gastfreundschaft und die Blutrache. Die erstere verpflichtet zu einem förmlichen Bündnisse zwischen 2 Men- schen oder 2 Familien, das niemand brechen kann, ohne den Haß des ganzen Stammes auf sich zu ziehen. Wenn ein Kaukasier einen andern unter seinen Schutz nimmt, oder als seinen Gast empfangt, so kann dieser mit vollkommener Sicherheit auf ihn rechnen und selbst sein Leben in des andern Hände legen. Die Blutrache wird noch strenger ausgeübt, als bei den Beduinen; es ist eine heilige Pflicht, die vom Vater auf den Sohn übergeht, und ihre Folgen dehnen sich auf die ganze Familie dessen aus, der diese Rache durch den ersten^ Mord herausgefordert hat. Die Erfüllung dieser Pflicht ist die gewöhnliche Ursache der Kriege unter den Kaukasischen Stammen; auch hat ihr unversöhnlicher Haß gegen die Russen ihren Grund in dieser Sitte.

5. Bd. 2 - S. 536

1837 - Eisleben : Reichardt
536 Asten. Zitronensaft, Salz und Pfeffer, wozu man öfter noch Reiß hinzufügt. Niemals aber werden dabei starke Getränke genossen; viele jedoch brin- gen hohle Bambusrohre mit, in welches sie das Blut auffangen und es trinken. Die Hinrichtung geschieht öffentlich, es ist aber nur den Männern erlaubt, dabei zu seyn, und den Weibern der Genuß des Menschenfleisches verboten; doch sagt man, daß sie zuweilen ein Stück- chen verstohlen naschen. Man versichert, daß die Battas im Allgemei- nen Menschenfleisch jedem andern vorziehen, allein dessen ungeachtet be- friedigen sie ihr Gelüste darnach nur in den gesetzlich vorgeschriebenen Fallen. Auch werden diese Exekutionen mit größter Heiterkeit und ohne Erbitterung oder Rache vollzogen. Nur Kriegsgefangene werden mit Wuth angefallen, und sogar ihre Knochen werden, selbst schon be- graben, noch benagt. ■ Vormals waren die Battas gewohnt, ihre Ver- wandten und Eltern zu schlachten und zu verzehren, sobald sie zu alt und zur Arbeit untauglich waren^ Kummerlos suchten sich die Alten selbst einen Baumast aus, an dem sie sich mit den Handen aufhingen, während ihre Kinder um sie herum tanzten und sangen: „Wenn die Frucht reif ist, fällt sie ab." Diese Ceremonie fand zur Zeit der Citro- ncnreife Statt, in welcher auch Salz und Pfeffer im Überfluß vorhanden ist. Sobald die Alten sich nicht mehr schwebend am Baume erhalten konnten und herabfielen, stürzten ihre Kinder und Verwandten über sie her, hieben sie in Stücke und verzehrten ihr Fleisch mit dem größten Appe- tite. Diese gräuliche Sitte ist indeß abgekommen, was ein Schritt mehr zur Civilisation ist und hoffen laßt, daß das ganze abscheuliche Her- kommen völlig auf dieser Insel verschwinden wird, allein gegenwärtig werden ln Friedenszeit jährlich noch gegen 100 Battas gefressen. So erzählt uns von diesem Volke der schon oben genannte Sir Stam- ford Raffles, der letzte Brittifche Gouverneur von Benkulen in Sumatra, der sich überhaupt um die nähere Kenntniß dieser Insel große Verdienste erworben hat, und auch einstens selbst von den in der Nähe von Tappanuli wohnenden Battas eingeladen wurde, der Hinrichtung eines Battas beizuwohnen, der überwiesen war die Frau seines Nachbars verführt zu haben. Naffles lehnte zwar diese Einla- dung ab; dagegen waren sein Sekretär und ein Brittischer Offizier Augenzeuge davon. Sie fanden an dem bezeichneten Orte eine große Volksmenge und den Verbrecher mit ins Kreuz ausgestreckten Armen an einen Baum gebunden. Der Justizminister, ein Häuptling von einem gewissen Range ging mit einem großen Messer in der Hand auf ihn los, und schwang es einige Male, indem er sich dem Schlacht- opfer näherte. Neben ihm ging einer, der eine Schüssel trug, in der sich eine Mischung von Citronensast, Salz und Pfeffer befand. Der Justizminister rief nun den Gatten der entehrten Frau vor und fragte ihn, welches Stück er vorzugsweise beliebe ? Das rechte Ohr, war die Antwort, und sogleich war dasselbe mit einem einzigen Schnitte vom Kopfe getrennt, worauf es dem Manne überreicht wurde, der es in

6. Bd. 2 - S. 577

1837 - Eisleben : Reichardt
Molukken. 577 Innern bewohnen und unter dem fürchterlichen Namen der Kopfab» sch neider bekannt sind, aber ungeachtet dieses Beinamens die fried- lichste Klasse der Bevölkerung ausmachen. Von diesen sogenannten Kopfabschneidern macht man sich in Europa eine unrichtige Verstellung. Nach Olivier, der von ihnen aus eigener Erfahrung Nachrichten mit- theilt, sind diese sogenannten Wilden sehr gutartig, und was die Rein- heit der Sitten betrifft, den andern Eingebornen in den volkreichem Dörfern und besonders denen in den Städten vorzuziehen. Unkeusch- heit, Unmäßigkeit, Dieberei, Undankbarkeit, Treulosigkeit und dergleichen Laster sind ihnen nicht allein fremd, sondern sie besitzen sogar die ent- gegengesetzten Tugenden im hohen Grade. Nicht ohne Rührung, sagt Olivier, kann ich mich der gutherzigen Sorgfalt, Freundlichkeit und Dienstfertigkeit erinnern, die ich von Seiten der Alforen bei meinem Bereisen der Gebirge der Molukken erfuhr. Aber, könnte man sagen, wie stimmt mit ihrer natürlichen Gutartigkeit dies überein, daß sie eben so wie die Dayaks in Borneo (s. oben) Menschen überfallen, um ihnen den Kopf abzuhauen, womit sie alsdann triumphirend zu den Ihrigen zurückkehren? Sie haben allerdings den Aberglauben, daß sie erst einen Menschen getödtet und dessen Kopf als ein Opfer dem Priester über- geben haben müssen, ehe sie als Männer betrachtet werden, oder sich verheirathen dürfen; allein dieser ohne Zweifel barbarische Gebrauch grün- det sich auf eins ihrer alten Gesetze: daß sie, ehe sie ein Weib nehmen dürfen, erst einen Feind im Kriege getödtet haben müssen. Durch Verdrehung ist der gegenwärtige Mißbrauch dieses Gesetzes entstanden und beweist die Wildheit dieser Nation eben nicht mehr, als so manche Überbleibsel von barbarischen Gesetzen bei ge- bildeten Völkern. Der Alfore verrichtet den bei ihm gebräuchlichen Todtschlag, gleichsam ohne irgend etwas Arges dabei zu denken. Er muß einen Menschenkopf liefern, und um dies zu verrichten, begiebt er sich in großer Entfernung von seinem Dorfe an den Weg oder an einen Fußsteig über das Gebirge. Er versteckt sich hinter einem Baum, und sobald ein Mann aus einem andern Dorfe oder Distrikte, als dem seinigen vorüber geht, springt er hervor und haut ihm, ehe er sichs versieht, den Kopf ab, womit er dann nach Hause zurückkehrt und hier- durch der Gewohnheit seiner Vorfahren gehuldigt hat. Niemals aber wird er einen seiner Dorfgenossen oder einen Einwohner aus seinem Distrikte, noch weniger aber einen Europäer ums Leben bringen. Die äußere Gestalt dieser Menschen ist indeß eben so abscheulich, als ihr-Inneres gutartig ist. Ganz nackt, außer einem viereckigen Läppchen von grober und schmutziger Leinwand, so groß wie ein Hals- kragen, mit einem Stückchen um die Hüsten gebunden, die meisten mit ungekämmten und schmutzigen Haaren, die Haut wegen ihrer Un- reinlichkeit oft mit Ausschlag bedeckt. — Dies alles erregt beim ersten Anblick einen Abscheu, welcher vielleicht zu der übertriebenen Beschrei- bung ihrer abscheulichen Wildheit beigetragen haben mag. Auch ist jetzt Cannabich's Hülfsbuch. H. Band. . 37

7. Bd. 2 - S. 546

1837 - Eisleben : Reichardt
546 Asleu. ein alter Gebrauch, dann und wann einen zum Tode verurtheilten Missethäter mit einem Tiger kämpfen zu lassen. Einem solchen Ver- brecher gab man einen Dolch in die Hand, wovon jedoch die Spitze abgebrochen war, wo man also vermuthen konnte, daß der Unglückliche das Schlachtopfer des Blutdurstes dieses grausamsten aller Thiere wer- den mußte, welches letzte noch überdies durch Hunger und durch aller- lei Anreizungen in Wuth gebracht worden war. Der letzte Fall dieser Art fand noch 1812 Statt. In Hinsicht des Charakters darf man die Javaner nicht nach denen beurtheilen, die sich in den großen Städten Javas und an der Küste aufhalten, wo vielerlei Fremde ankommen oder in ihrer Nähe wohnen und durch ihren Umgang die ursprünglich reinen Sitten dersel- den verderbt haben, sondern man muß vielmehr den Javaner beobachten, der entfernt von den Küsten wohnt, und je weiter man sich von den großen Städten und den Küstengegenden nach dem innern Gebirgs- lande begiebt, desto einfacher, unschuldiger und liebenswürdiger zeigen sich die Bewohner dieser von der Natur so vorzüglich gesegneten Insel. Alsdann wird man finden, daß die Javaner im Ganzen ein gutmü- thiges Volk sind und daß sie sich vor andern Völkerschaften der Ma- layischen Rasse Vortheilhaft auszeichnen, indem Folgsamkeit, kindlicher Gehorsam, inniges Vertrauen, das sie gegen ihre Eltern, Vorgesetzten und Beherrscher zeigen, Friedfertigkeit, Nachgiebigkeit, Bereitwilligkeit zu helfen, ohne ängstlich zu berechnen, ob der erwiesene Dienst ihnen Vor- theil bringe, strenge Ehrlichkeit, Treue in ihren Verpflichtungen, Mäßig- keit im Essen und Trinken und Gastfreundschaft, die sichs zur Ehre rechnet, dem Fremden Aufnahme und Erquickung angedeihen zu lassen, Hauptzüge ihres Charakters sind. Diebstahle, Räubereien, Mordthaten, überhaupt Kriminalverbrechen sind unter ihnen selten. Sie zeigen viel Anhänglichkeit an ihren Geburtsort, an die ererbte Religion, die alten Sitten und Gebräuche und an alles Herkömmliche, was ihnen ihre Überwinder die Holländer daher auch absichtlich lassen. Vor allem, was heilig und ehrwürdig ist, z. B. vor Tempeln und Grabmälern, besonders ihrer Voreltern zeigen sie große Ehrfurcht. Wie rührend ist nicht die Ehrerbietung die sie den Gräbern ihrer Väter erweisen? Nach Jahr und Tag besuchen sie dieselben in festlichen Gewändern, stellen Opfer darauf, bestreuen sie mit Palmblättern und Blumen und be- pflanzen sie mit einer Art von Cypressen. Niemand, der Gelegenheit gehabt hat, den Charakter dieses gutherzigen Volks zu beobachten, kann es verkennen, daß obschon ihre Religion größtentheils aus einer Mischung des Bramaismus mit dem Islam besteht, und ungeachtet sie im höch- sten Grade abergläubisch sind, dennoch es ihnen nicht an wirkliche» Gottesfurcht fehlt, die nicht ohne wohlthätigen Einfluß auf ihre Sit- ten und ihr Betragen geblieben ist, indem sie stets Sittsamkeit, zufrie- dene Ruhe, Sanftmuth und einen gewissen ernsten und gelassenen Frohsinn zeigen. Selten oder nie hört man sie laut lachen und eben

8. Bd. 1 - S. 478

1835 - Eisleben : Reichardt
478 Ionische Inseln. rum lernt auch der des Altgrichischen Kundige so leicht das Neu- griechische verstehen. Die Griechen beiderlei Geschlechts sind im Allgemeinen groß wohlgebaut und stark. Buckliche und Lahme sind selten unter ih- nen. Die Männer haben einen ungezwungenen, stolzen Gang, und sind gewandt in körperlichen Uebungen. Die Griechinnen ha- den im Allgemeinen nicht eben sehr regelmäßige Züge, aber eine sehr weiße Haut, einen sehr schönen Busen, und einen majestäti- schen Anstand, viel Geist, Sanftmuth, ein gefühlvolles Gemüth und eine unbegranzte Hingebung für den Mann. Dem Griechen fehlt es nicht an Genie. Seine Einbildungskraft ist lebhaft und fruchtbar und seine Urtheilskraft richtig. Es bedürfte nur einer zweckmäßigen Leitung, um so viele glückliche Anlagen auszubilden. Die Venezianische Negierung aber suchte, die Griechen in der tief- sten Unwissenheit zu erhalten und ihre Anlagen zu ersticken. Un- ter der jetzigen Brittischen Oberherrschaft hingegen ist schon Vieles für die Verbesserung des Volks - und des gelehrten Unterrichts ge- schehen; ja sogar seit 1824 ist auf einer dieser Inseln, in Eorfu eine Landesuniversität gestiftet worden. Der Grieche ist kriegerisch, aber sucht weniger durch offenen Kampf, als durch List seinen Feind zu besiegen, gesprächig und wortreich, unternehmend, geist- reich und thätig, wenn er seinen Vortheil sieht; dabei aber auch ränkevoll und listig , abergläubisch und unwissend, stolz, streit - und rachsüchtig. Oft vermachen sterbende Griechen ihren Haß den Kindern; diese leisten die Zusage, ihren Vater zu rächen, und halten nur zu treulich Wort, so daß es Erbhaß von mehreren Jahrhunderten her giebt. Oft nahmen sonst die Familie und die Freunde, sogar ganze Dörfer, Theil an diesen Privatzwisten, und die Einwohner eines Dorfes kämpften mit der größten Erbitterung gegen die Bewohner eines andern. In dieser Art von Bürger- kriegen begleiteten die Weiber die Männer zum Kampfe, und auf der Erde liegend, ladeten sie die Gewehre ihrer Männer, während jene auf den Feind feuerten; doch haben seit der Oberherrschaft der Britten diese Kämpfe sehr abgenommen^ und die zunehmende Aufklärung hat auch der Blutrache engere Schranken gesetzt. Seit der Venezianischen Herrschaft haben die Sitten der Griechen, besonders in den Städten, vieles von den Italienischen angenommen und nur auf dem Lande haben sich die Mitten der Griechen vorzüglich in ihrer Nationalität erhalten. Man bemerkt unter andern eine große Eifersucht in Hinsicht ihrer Weiber, welche überhaupt als Sklavinnen behandelt werden. Es ist etwas seyl Gewöhnliches, den Griechischen Bauer bei Tische von seiner Frau bedient werden und ihr und den Kindern den Rest der Speise überlassen zu sehen. Die Weiber müssen die härtesten Arbeiten verrichten. Wenn Fremde in ein Haus kommen, worin sich Frauenspersonen befinden, so ziehen sich diese sogleich in ihr Ge-
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