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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 45

1910 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
11. Aus der Zeit Wilhelms I. 45 die einzige bleiben, die in die Hände der Feinde fiel. Schon an demselben Tage rückten die Deutschen über die Grenze, und Frankreich wurde der Kriegsschauplatz. Am 4. August wurden die Franzosen bei Weißen -bürg und am 6. 'bei Wörth besiegt. Bald räumten sie auch Saarbrücken wieder und besetzten die hinter der Stadt liegenden Spichernen Höhen; aber in einer blutigen Schlacht erstürmten die Deutschen die Höhen (auch am 6. August), und die Franzosen mußten sich weiter zurückziehen. Ein schmerzliches Wiederfinden. Unter den Gefallenen auf den Spichernen Höhen war auch Hauptmann v. Manstein, ein Sohn des ebenfalls im Felde stehenden Generals v. Manstein. Der Vater erfuhr den Tod des Sohnes erst am andern Tage. Wie er den toten Sohn auf dem Schlachtfelde fand, darüber schreibt ein Offizier: „Wir lagen im Biwak nahe bei dem Schlachtfelde. Nicht weit von unserm Lagerplatze war ein schlichter Hügel, geziert mit einem roh zusammengeschlagenen Kreuz. Ich war eben im Begriff, hinzugehen, um zu sehen, wer dort begraben sei, als ein General mit wenigen Leuten sich dem Grabe näherte, die sich anschickten, das Grab zu öffnen. Ich fragte einen Mann vom 77. Regiment, was das bedeute, und erfuhr, daß ihm eben ein General auf der Chaussee begegnet sei, der ihn gefragt habe: ,9hm, mein Sohn, habt ihr viel Verluste gehabt?1 ,Jawohl, Exzellenz, es sind sehr, sehr viele geblieben!' ,Bei welcher Kompagnie stehst öu?‘ Der Soldat nannte die Nummer. ,Lebt euer Hauptmann noch?' ,Nein, er und der größte Teil unserer Leute sind gefallen? Das Gesicht des Generals hatte schmerzhaft gezuckt, und eine Träne war seinem Auge entquollen: der Bater hatte den Sohn verloren! Nun wußte ich, um was es sich handelte. Inzwischen war das Grab geöffnet. Unsere Leute nahmen den Toten heraus und wuschen das entstellte Gesicht ein wenig ab. Lange schaute der Vater auf das bleiche Antlitz des tapferen Sohnes, endlich drückte er einen Kuß auf die erkaltete Stirn. Dann wandte er sich ab und gab die nötigen Anordnungen zur Besorgung eines Sarges." 4. Die Schlachten bei Metz. Nach den ersten Verlusten zogen sich die Franzosen auf die Festung Metz zurück. Hier in der Umgebung von Metz sind die schwersten Schlachten des ganzen Krieges geschlagen, am 16. August bei Mars la Tour und am 18. August bei Gravelotte. Die französische Armee mußte sich in die Festung Metz zurückziehen, und die Deutschen belagerten sie hier. Über die Schlacht bei Mars la Tour schreibt ein Mitkämpfer: „Wir stehen vor dem Feinde. Hinter Hecken und Verhauen liegt er versteckt und ist nur am Aufblitzen seiner Schüsse zu erkennen. Grauer Pulverdampf hängt tief auf dem Gelände; über unsern Köpfen rast der Geschützkamps. In den Ton der sausenden und platzenden Granaten mischt sich das Knattern der Mitrailleusen und das Pfeifen der Chassepots. Unsere Zündnadelgewehre können den Feind noch nicht erreichen.

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 31

1910 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
6. Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise. 31 ober sonst laute Freube an den Tag gelegt, aber rings um mich hörte ich murmeln, daß das noch eine Königin sei, wie sie sein müsse." 5. Jena und Auerstedt. Die glücklichen Jahre gingen schnell bahin. Gar balb kam eine böse Zeit. Preußen geriet in Krieg mit dem Kaiser Napoleon von Frankreich. Die preußischen Heere zogen den französischen entgegen. Luise begleitete ihren Gemahl mit hinaus in den Krieg. Nach Thüringen hinein ging es. Über Naumburg kamen sie nach Erfurt und von hier nach Weimar. Dort zog sich das preußische Heer zusammen. Wo Luise sich den Truppen zeigte, würde sie mit lauten Rufen der Begeisterung empfangen. Das flößte ihr wohl Vertrauen zu ihrer Armee ein; sie sah aber auch die besorgten Mienen der höheren Offiziere und bte Ratlosigkeit der Heerführer. Denn es waren Meldungen gekommen, daß bte Franzosen schon ganz nahe bei Weimar stänben. Man hielt das preußische Herrscherpaar nun nicht mehr sicher in Weimar; namentlich butfte die Königin hier nicht bleiben. Ein verbienter General übernahm es, sie zu bitten, das Heer zu verlassen und nach Berlin zurückzukehren. Schweren Herzens willigte Lutse ein, und in der Frühe des andern Morgens, es war am 14. Oktober 1806, reiste sie in stürmischer Eile von Weimar ab. Der nächste Weg nach Berlin über Halle war schon nicht mehr sicher; sie mußte über Erfurt, Langensalza, Mühlhausen, Heiligenstabt fahren. Und währenb ihr Wagen auf der Sanbstraße bahtnroüte, schlug der Donner der Kanonen von den Schlachifelbern von Jena und Auerstebt an ihr Ohr. Sie erfuhr es aber noch nicht, daß die preußischen Heere hier vollstänbig besiegt würden. 6. Luise auf der Flucht. Von Heiligenstabt ging die Flucht um den Harz herum nach Braunschweig und weiter über Magbeburg, Tangermünbe und Branbenburg. Hier erreichte ein Eilbote ihren Wagen und übergab ihr einen Brief, den ein Abjutant des Königs geschrieben hatte. Er enthielt die Worte: Die Schlacht ist verloren, der König lebt! Mit tiefer Bestürzung vernahm bte Königin biefe Nachricht. Aber schnell faßte sie sich. Jetzt galt es, nach Berlin zu eilen und ihre Kinder zu retten. Als sie aber hier ankommt, sinb ihre Kinder schon fort nach Schwebt a. O. Die Franzosen seien schon auf dem Marsche nach Berlin, hieß es, und ba habe man bte königlichen Kinder in der Hauptstabt nicht mehr sicher genug gehalten. In Schwebt traf Luise am andern Tage mit ihren Kinbern zusammen. Es war ein trauriges Wiebersehen. „Ihr seht mich in Tränen," rief sie ihren Kinbern zu; „ich beweine das schwere Geschick, das uns betroffen hat. Der König hat sich in der Tüchtigkeit seiner Armee und ihrer Führer geirrt, und so haben wir unterliegen müssen." — Und weiter geht bte Flucht bts nach Königsberg. Hier erkrankte bte Königin am Typhus, und 14 Tage lang schwebte ihr Leben in Gefahr. Es war gerade um bte Weihnachtszeit, und die königlichen Kinder hatten ein recht trauriges Weihnachtsfest. Bald erscholl auch noch die Schreckenskunbe, daß die Franzosen sich auch Königsberg näherten; und noch einmal mußte die Königin mit ihren Kinbern fliehen. Noch tobkrank würde sie in ihren Wagen getragen. Bei Sturm und Schneegestöber ging es über bte

3. Deutsche Geschichte - S. 121

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
56. Ludwig Xiv. von Frankreich (1643—1715). 121 genannte Rennionskammern (r^unir = wieder vereinigen) ein; das waren Gerichtshöfe, die untersuchen mnßten, was alles schon einmal zu denjenigen Städten und Landschaften gehört hatte, die Frankreich im Westfälischen Frieden oder-später von Deutschland erbeutet hatte. So fand man z. B., daß Weißenburg vor vielen hundert Jahren zum Elsaß, und daß Germersheim schon einmal zu Weißenburg gehört habe; sofort nahm Ludwig-beide Städte weg. Mitten im Frieden überfiel er die alte deutsche Stadt Straßburg und schlug sie, alles Völkerrecht mit Füßen tretend, zu Frankreich (1681). Erst 1870 hat Deutschland die Schmach ausgewetzt und die wichtigste deutsche Grenzfeste zurückerobert. 3. Bedrückung der Hugenotten. Ludwigs Großvater Heinrich Iv. hatte 1598 das Edikt von Nantes gegeben, durch das die Hugenotten freie Religionsübung erhielten. Nun stellte aber Ludwigs Beichtvater, ein Jesuit, ihm vor, daß er große Gnade bei Gott erlangen werde, wenn er die Ketzer wieder zum katholischen Glauben zurückführe. Dasselbe sagte auch die Frau von Maintenon, mit der der König heimlich vermählt war. Da hob Ludwig das Edikt von Nantes auf (1685). Die protestantischen Prediger wurden verjagt oder hingerichtet, die Kirchen geschlossen oder niedergerissen, unzählige Kinder ihren Eltern weggenommen, um sie katholisch zu erziehen. Allen Standhaften legtemandragoner inshaus, die ihr Hab und Gut .verzehrten und Mann und Weib aufs schändlichste mißhandelten. Viele Hugenotten fielen in dieser schrecklichen Verfolgung von ihrem Glauben ab; manche kamen entweder um oder gelangten trotz aller Wachen über die Grenze, denn auch das Auswandern war verboten. Nach Brandenburg allein kamen 20000 solcher Flüchtlinge (R6sugi6s). 4. Verwüstung der Pfalz (1689). Auch nach der schönen Pfalz streckte Ludwig Xiv. seine Hand aus. Der Kurfürst dieses Landes war gestorben; seine Tochter, Elisabeth Charlotte, gewöhnlich 2 i s e I o 11 e*} genannt, war an einen Bruder Ludwigs Xiv. verheiratet, und deshalb verlangte Ludwig Xiv., obgleich Liselotte bei ihrer Verheiratung aus alle Erbansprüche verzichtet hatte, nun einen Teil der Pfalz für Frankreich. Als er abersah,daß er die Pfalz nicht würde behaupten können, gab er seinen Generälen Befehl, das arme Land mit Feuer und Schwert zu verheeren; und das taten biefe mit einer so hunnischen Grausamkeit, daß die gesegnete Pfalz in eine Wüste verwandelt wurde. Weit und breit flammten die schönen Städte (z. B. Worms, Mannheim, Speier) und Dörfer auf und sanken in Asche; auch Heidelberg mit seinem prachtvollen Schloß, das heute Deutschlands schönste Ruine ist, siel der Zerstörung zum Opfer. Die Verwüstung war so gründ- *) Liselotte bietet ant verkommenen französischen Hofe das erfreuliche Bild einer wackern, echt deutschen Frau. Selbst Ludwig Xiv. schätzte sie, obgleich sie ihm freimütig mit psälzer Humor sagte, wie sie über die Zustände an feinem Hofe dachte. In ihren zahlreichen noch erhaltenen, zum Teil recht launigen Briefen an ihre Verwandten in Deutschland gibt sie überaus lebendige Schilderungen von der Umgebung des Sonnenkönigs.

4. Deutsche Geschichte - S. 234

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
234 95. Der Deutsche Krieg von 1866. Auf den Höhen stand die Artillerie, hinter dieser in einer Senkung die Infanterie nud Kavallerie. Die anrückenden Preußen mußten das Flußtal durchschreiten. Der Übergang über die Bistritz bei Sadowa war bald erzwungen. Aber nun kam für sie die härteste Probe ihres Mutes. Schutzlos waren sie jetzt dem Granatfeuer der Österreicher ausgesetzt. Um jedes Dorf iu dem Bistritztale wurde mit der äußersten Erbitterung gekämpft. Ganz unmöglich war es, die Höhen hinanzukommen; au ein Zurück dachte niemand; es galt auszuharren, auszuharren im fürchterlichsten Feuer des Feindes. Den schwersten Kamps hatte aus dem linken Flügel die 7. Division des 4. Armeekorps unter General vou Fransecki zu bestehen. Sie hatte den Swiepwald besetzt, und es hing alles davon ab, daß diese Stellung behauptet wurde. Mit aller Gewalt suchten die Österreicher sie hier wieder zu vertreiben; 150 Geschütze feuerten in den Wald hinein, und 45 Bataillone setzten zum Sturm gegen ihn an. Fransecki reitet an den gelichteten Reihen seiner Kompagnien entlang und ruft ihnen zu: „Haltet aus, Leute, haltet aus! Hier müssen wir stehen und sterben!" Und sie hielten aus, bis der Kronprinz die Rettung brachte. Von dessen rechtzeitiger Ankunft hing der Ausgang der Schlacht ab. Als um -Mittag immer noch nichts von ihm zu sehen war, wurde mancher besorgt, und fragend sah König Wilhelm auf Moltke. Der aber rauchte gelassen seine Zigarre und sagte zuversichtlich: „Majestät werden heute nicht nur die Schlacht, sondern auch den Feldzug gewinnen." Endlich um 2 Uhr traf er aus dem Schlachtfelde ein; er hatte trotz aller Anstrengung nur langsam vorwärts kommen können, da der Lehmboden vom Regen so ausgeweicht war, daß an manchen Steffen die Kanonen bis an die Achsen einsanken. Er nahm nun sogleich am Kampfe teil. Das Dorf Chlnm, der Mittelpunkt der österreichischen Stellung, wurde erstürmt. Der Feind trat den Rückzug au; aus dem Rückzüge wurde bald eine wilde Flucht. Der König selbst stellte sich an die Spitze seiner Reiterei, um den fliehenden Feind zu verfolgen. Die Kanonen verstummten erst 9 Uhr abends. Die Preußen erbeuteten 174 Kanonen und 18 000 Gefangene. Sie selbst hatten 10 000 Tote und Verwundete, die Österreicher das Vierfache. König Wilhelm hatte sich an diesem Tage wieder als echten Hohenzollern bewiesen; 14 Stunden war er nicht aus dem Sattel gekommen und oft in das heftigste Granatfeuer hineingesprengt. Bismarck bat ihn, sich doch nicht allzusehr der Gefahr auszusetzen, worauf er freundlich erwiderte: „Ich kann doch nicht davonreiten,, wenn meine brave Armee im Feuer steht!" Sein Anblick begeisterte die Soldaten, wohin er kam. Unbeschreiblich war die Freude des Königs, als er abends aus dem Schlachtfelde mit feinem siegreichen Sohne, seinem „Fritz", zusammentraf. Unter Freudentränen umarmte er ihn und schmückte ihn mit dem Verdienstorden („pour le merite“). 6. Friede zu Prag (1866). Die Österreicher kamen nach dieser furchtbaren Niederlage gar nicht recht wieder zum Stehen; die Preußen trieben sie vor sich her, bis mau schon die Türme von Wien erblickte. Der König nahm sein Hauptquartier in Nikolsburg an der Südgrenze Mährens. Was half es Kaifer Franz Josef, daß seine Südarmee die

5. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen der Volksschule - S. 71

1876 - Essen : Bädeker
71 u. s. w., gemalt sind. Aus dem Innern der Bude ertönt bald ein Krächzen oder Pfeifen, bald ein Brüllen oder Grunzen, und nun, mein lieber Jakob, wirst Du misten, daß ich von einer Thierbude oder Menagerie (Menascherie) rede. Und so kleines Volk, wie wir, kann für 1 Sgr. das Alles besehen. Das wird für uns lehrreich fein. Es erwartet Dich Dein Freund Esten, den 18. Oktober 1856. Otto Kraft. 7. Die zwei Wanderer. Zwei Wanderer zogen gemeinsam über Land. Und als sie unterwegs aus- rührten in einer Herberge, erscholl plötzlich ein Geschrei, daß eine Feuersbrunft im Dorfe sei. Da sprang der eine Wanderer auf, warf seinen Stab und Bün- del von sich, um eilends zu helfen; der andere aber hielt ihn zurück und sprach: Wesbalb sollen wir hier verzögern? Sind nicht Hände genug zum Helfen? Was kümmern uns die Fremden? Aber jener hörte nicht auf die Reden, sondern lief hinaus zu dem brennenden Hause; nun folgte der andere langsam, und stand und sah zu von ferne. Vor dem brennenden Hause aber stand eine Mutter, wie erstarrt, und rief: Meine Kinder! meine Kinder! Als der Fremdling solches hörte, sprang er in das brennende Haus zwischen die krachenden Balken, und die Flamme schlug um ihn her und über ihm zusammen. Das Volk aber rief: Der ist verloren! Als man aber harrete eine Weile, siehe, da trat er hervor mit versengtem Haar und trug zwei Kindlein auf den Armen und brachte sie der Mutter. Da umarmte sie die Kinder und fiel dem Fremdling zu Füßen. Dieser aber hob sie tröstend auf, und unterdessen stürzte das ganze Haus zusammen. Als nun sein Gefährte sagte: Wer hieß dich doch, ein so kühnes Wagestück zu beginnen? antwortete er: „Der Herr des Feuers, der auch des Hauses Herr und der Kinder Vater und Retter ist, der hat mir's befohlen in meinem Herzen." 8. Was bin ich mehr, als ihr? Das Wasser Tauscht’, das Wasser schwoll — nämlich das Wasser der Oder, die am 27. April 1785 aus ihren Ufern trat, Dämme durchbrach, Brücken abriss, Häuser umwarf und vielen Menschen ihren Sitz auf den Dächern oder den Bäumen anwies, wo selbst die Vögel nicht mehr sitzen wollten. Kinder schrieen, Mütter jammerten, Männer klagten : Alles ringsumher war voll Jammer und Noth. Edle Menschenherzen eilten von allen Seiten herbei, um den Armen zu helfen. Und es muss viele Herzen dazu getrieben haben : denn Kähne fuhren ab und zu und setzten Greise und Weiber aufs Trockne, und Hände von Schwimmenden ragten aus den Fluthen empor und trugen Kinder zu ihren Müttern an’s Land, — kurz, Noth und Hülfe suchten’» einander zuvorzuthun; aber die Noth hatte lange die Uebermacht. Das edelste Menschenherz unter allen schlug aber diesmal in einer Herzogs- brust. Diese öffnete sich zusammt Börse und Haus für Hunderte von Un- glücklichen. Nicht genug 1 Bald stand der Herzog auch am Ufer und zog her vor den Anderen als rettender Engel. Kaum erschien er, so umringten ihn Flehende von allen Seiten. Eine Mutter fiel vor ihm nieder und flehte jammernd um den Befehl, ihre Kinder zu retten. Er bot Geld aus, aber Niemand hatte das Herz, es zu verdienen; denn gar zu schaurig rauschte die immer höher steigende Fluth, und eigenes Leben stand gegen fremdes ln der Wage. Da wiederhallte in Leopolds Herzen das mahnende Wort : „Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Lebon verlieret um meinetwillen, der wird es finden." — Und schon stand er selbst im Kahne und antwortete denen, die ihm abriethen : „Was bin ich mehr, als ihr? Ich bin ein Mensch, und hier gilt’s Menschenleben!" Und

6. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen der Volksschule - S. 71

1867 - Essen : Bädeker
71 „ s. w., gemalt sind. Aus dem Innern der Bude ertönt Lald ein Krächze,/oder Pfeifen, bald ein Brüllen oder Grunzen, und nun, mein lieber Jakob, wirst Du wissen, daß ich von einer Thierbude oder Menagerie (Menascherie) rede. Und so kleines Volk, wie wir, kann für 1 Sgr. das Alles besehen. Das wird für uns lehrreich sein. Es erwartet Dich Dein Freund Essen, den 18. Oktober 1856. Otto Kraft. 7. Die zwei Wanderer. Zwei Wanderer zogen gemeinsam über Land. Und als sic unterwegs aus- ruhetcn in einer Herberge, erscholl plötzlich ein Geschrei, daß eine Feucrsbrunft im Dorfe sei. Da sprang der eine Wanderer auf, warf seinen Stab und Bün- del von sich, um eilends zu helfen; der andere aber hielt ihn zurück und sprach: Weslalb sollen wir hier verzögern? Sind nicht Hände genug zum Helfen? Was kümmern uns die Fremden? Aber jener hörte nicht auf die Reden, sondern lief hinaus zu dem brennenden Hause; nun folgte der andere langsam, und stand und sah zu von ferne. Vor dem brennenden Hause aber stand eine Mutter, wie erstarrt, und rief: Meine Kinderl meine Kinder! Ais der Fremdling solches hörte, sprang er in das brennende Haus zwischen die krachenden Balken, und die Flamme schlug um ihn her und über ihm zusammen. Das Volk aber rief: Der ist verloren! Als man aber harrete eine Weile, siche, da trat er hervor mit versengtem Haar und trug zwei Kindlein auf den Armen und brachte sie der Mutter. Da umarmte sie die Kinder und fiel dem Fremdling zu Füßen. Dieser aber hob sie tröstend auf, und unterdessen stürzte das ganze Haus zusammen. Als nun sein Gefährte sagte: Wer hieß dich doch, ein so kühnes Wagestückzu beginnen? antwortete er: „Der Herr des Feuers, der auch des Hauses Herr und der Kinder Vater und Retter ist, der hat mir's befohlen in meinem Herzen." 8. Was bin ich mehr, als ihr? Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll — nämlich das Wasser der Oder, die am 27. April 1785 aus ihren Ufern trat, Dämme durchbrach, Brücken abriss, Häuser umwarf und vielen Menschen ihren Sitz auf den Dächern oder den Bäumen anwies, wo selbst die Vögel nicht mehr sitzen wollten- Kinder schrieen, Mütter jammerten, Männer klagten : Alles ringsumher war voll Jammer und Noth. Edle Mensehenherzen eilten von allen Seiten herbei, um den Armen zu helfen. Und es muss viele Herzen dazu getrieben haben: denn Kähne fuhren ab und zu und setzten Greise und Weiber aufs Trockne, und Hände von Schwimmenden ragten aus den Fluthen empor und trugen Kinder zu ihren Müttern an’s Land, — kurz, Noth und Hülfe suchten’s einander zuvorzuthun; aber die Noth hatte lange die Uebermacht. Das edelste Menschenherz unter allen schlug aber diesmal in einer Herzogs- brust. Diese öffnete sich zusammt Börse und Haus für Hunderte von Un- glücklichen. Nicht genug! Bald stand der Herzog auch am Ufer und zog her vor den Anderen als rettender Engel. Kaum erschien er, so umringten ihn Flehende von allen Seiten. Eine Mutter fiel vor ihm nieder und flehte jammernd um den Befehl, ihre Kinder zu retten. Er bot Geld aus, aber Niemand hatte das Herz, es zu verdienen; denn gar zu schaurig rauschte die immer höher steigende Fluth, und eigenes Leben stand gegen fremdes in der Wage. Da wiederhallte in Leopolds Herzen das mahnende Wort : „Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Lebon verlieret um meinetwillen, der wird es finden." — Und schon stand er selbst im Kahne und antwortete denen, die ihm abriethen: „Wai bin ich mehr, als ihr? Ich bin ein Mensch, und hier gilt’s Menschenleben!" Und

7. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 81

1890 - Gotha : Perthes
81 sie an Stärke und Geschick zu übertreffen, doch Odysseus legte neue Pfeile auf die Armbrust und schoß drei der ärgsten Schreier nieder. Natürlich tobten die übrigen um so lauter, doch Odysseus sagte ihnen in herben Worten, wer er sei und daß er sie für ihren Übermut strafen wolle. Jetzt baten sie um Verzeihung und boten Ersatz des verzehrten Gutes, doch Odysseus schoß einen nach dem anderen nieder, sein Sohn und der Sauhirte schleuderten Spieße, und wenn die Freier auf diese Weise auch Wurfwaffen erhielten und sich hinter Tischen bargen wie hinter Schilden, so fielen sie doch allesamt einer nach dem andern. Hierauf mußten die Mägde die Leichen in den Hof schaffen, wo man sie verbrannte, und den Saal scheuern, der ja voll Sblut war. Dann ließ Odysseus seiner Gemahlin melden, Odysseus sei angekommen und unten in der Halle. Sie wollte es nicht glauben und sandte eine Dienerin, um sich den Fremden anzusehen und ihn auszuforschen. Diese Dienerin, die sehr alt war und den jungen Odysseus gepflegt hatte, trat sehr vorsichtig auf und bezweifelte vieles, was ihr der Fremdling erzählte. Da sprach dieser endlich: „Du mußt wissen, daß ich einst als Jüngling von einem Eber am Schenkel stark verwundet ward und lange krank lag, wahrend du mich pflegtest. Nun siehe her, ich kann dir die alte Narbe zeigen, an welcher du erkennen wirst, daß ich Odysseus bin." Mit diesen Worten zeigte er die Narbe, und die Dienerin fiel freudig vor ihm nieder, weil sie in ihm ihren alten Herrn wieder erkannte. Dann eilte sie zur Penelope mit der Nachricht, Odysseus, der lange Erwartete, sei gekommen und befinde sich unten im Saal, um sie zu empfangen. Penelope, die so oft getäuscht war durch falsche Nachrichten, glaubte der alten Dienerin nicht, ging zwar in die Halle hinab, wo sich der Fremdling befand, setzte sich ihm gegenüber auf einen Schemel und sah ihn scharf an, ob er wirklich ihr Gemahl sei. Noch immer zweifelte sie. Da Körner, Die Kämpfe im Altertum. g

8. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

9. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 340

1890 - Gotha : Perthes
340 gestoßen, wohin er geflohen war. Jetzt war also Perdikkas allein Herr im Reiche und verteilte Reichsämter und Würden, um die anderen Generale zu befriedigen. — Aber sogleich folgten neue Frevel. Roxane war auf die Statira, des Darms Tochter, welche Alexander bei der allgemeinen Soldatenhochzeit in Susa geheiratet hatte, sehr eifersüchtig, lockte sie und ihre Schwester Drypetis, Hephästions Witwe, nach Babylon, ließ sie hier ermorden und ihre Leichen in einen Brunnen werfen. Auch Si-sygambris, des Darius Mutter, kam um, denn als sie von dem Tode Alexanders hörte, der sie wie eine Mutter geehrt hatte, zerriß sie ihre Kleider vor Schmerz, verhüllte ihr Haupt, legte sich verstummend auf einen Teppich, nahm weder Speise noch Trank zu sich und verschied am fünften Tage. Da des Darius Gemahlin in Ägypten gestorben war, so lebte von der Königsfamilie niemand mehr. Nun erst erfolgte Alexanders Leichenfeier, an dessen turmartigem Leichenwagen 3000 griechische Künstler arbeiteten, worauf man die Leiche nicht nach der Familiengruft zu Ägä, sondern auf des Ptolemäos Verwenden nach Ägypten sandte, um sie im Tempel des Zeus Ammon beizusetzen. Doch behielt sie Ptolemäos in Alexandrien, von wo der Sarg im Anfang unseres Jahrhunderts von raubgierigen Engländern nach London geschleppt ward. Ein weiteres Opfer der Wandelung im Reiche war Demosthenes, welcher stets gegen Macedonien gesprochen und gestritten hatte, um Athens Freiheit zu retten, jetzt aber, als die macedonische Partei in Athen siegte, nebst einigen Freunden des Landesverrats angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. Ein früherer Schauspieler spürte die Geächteten in einem Tempel auf, ergriff sie und sandte sie an die Macedonier, von denen sie auf qualvolle Weise zutode gemartert und ihre Leichen unbeeidigt gelassen wurden. Demosthenes hielt sich in dem alt-

10. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 343

1890 - Gotha : Perthes
343 eingemauert, der nur eine kleine Öffnung hatte, durch welche man täglich die spärliche Nahrung reichte, um den Hungertod recht zu verlangsamen. Endlich mochten die hartherzigen Wärter ihr schmachvolles Amt nicht mehr verrichten. Da ließ Olympia den abgezehrten König durch thracifche Bogenschützen erschießen und überliefe der Eurydike die Wahl zwischen Schwert, Strang oder Gift. Die Unglückliche betete zu den Göttern, der Olympia einen gleichen Tod zu bereiten, bedeckte ihren sterbenden Gemahl mit dem Mantel und hing sich dann an ihrem Leibgürtel auf (315 v. Chr.). Olympia liefe nun Hunderte von Edelleuten hinrichten, weil sie zur Gegenpartei gehörten, und machte sich dadurch allgemein verhafet und verabscheut. Bald erreichte auch sie das unerbittliche Strafgericht Gottes. Als Kassander mit einem Heere nahte, floh sie mit der Roxane und ihren Anhängern nach Pydna; dort sagten sich die Epiroten von ihr los und kehrten heim, und brach in dem belagerten Pydna bald Hungersnot aus. Zu Hunderten starben Bürger und Soldaten; man lebte vom Fleische der Leichen, deren Geruch die Stadt verpestete. Dennoch wollte Olympia nichts von Ergebung wissen, wollte vielmehr nach der Küste fliehen, um von dort zu entkommen. Aber Kassander erfuhr davon, nahm sie auf der Flucht gefangen, und die Stadt ergab sich. Kassander berief nun eine Volksgemeinde, vor welcher die in Trauer gekleideten Verwandten der Hunderte von ermordeten Edelleuten die Königin auf den Tod anklagten, welcher man nicht gestattete, sich vor der Gemeinde zu verteidigen. Sie erkannte das Gericht nicht an. Um sie los zu werden, sandte Kassander 200 Bewaffnete, sie zu ermorden. Doch Olympia trat ihnen, auf zwei Frauen gestützt, in Purpur und Diadem entgegen, so dafe die Soldaten nicht wagten, Hand an Alexanders Mutter zu legen. Endlich überliefe es Kassander den Anklägern, Blutrache zu nehmen, welche sie denn auch zutode steinigten. Ohne Klagen und
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