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1. Bd. 4 - S. 9

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 1. Deutschlands Ernüchterung. 9 Polizeiliche Aufsicht gestellt, weil „er der erste gewesen, der die höchst gefährliche Lehre von der Einheit Dentschlanbs aufgebracht habe." Arnbt's Papiere würden ihm erst 1840 vom nächsten preußischen König wieder zugestellt, der dann den guten Patrioten auch wieber in sein Professoramt einsetzte. Den schwarzrothgolbenen Bän--bern, baran die Burschenschaft ihre Freube hatte (beim aus schwarzer Nacht sollte es durch blutigen Tod zur golbenen Freiheit gehen), würde eben wegen jener gefährlichen Jbee, welche sie versinnbildlichten, eifrig nachgestellt; und eine Kabinetsorbre schärfte den Censoren ein, in Zukunft die Namen „Protestant" u. s. w. in keinem Buch mehr passiren zu lassen, sonbern „evangelisch" bafür zu setzen. Friedrich Wilhelm Iii. lag es übrigens sehr an, das religiöse Leben im Volke zu wecken und zu heben. Im Jubeljahr der Reformation erließ er 27. Sept. 1817 einen Aufruf an die evangelische Kirche Preußens: er wünschte, daß Lutherische und Reformirte „mit Beseitigung des Außerwesentlichen und Festhalten der Hauptsache im Christenthum" zu einer Union zusammentreten, „um Eine neubelebte evangelische Kirche zu werben. Das Beispiel Berlins utib Potsbams, das Abenbniaht nach den Einsetzungsworteii zu genießen, sanb Nachfolge. Nun arbeitete er aber selbst eine Agenbe aus, deren Einführung ihm balb wichtiger wurde als die Union. Erst las man sie mit sehr kritischen Augen, erst 1829 nahm Berlin sie an, boch nach und nach würde sie so allgemein gebraucht, daß der König 1831 ihre Alleingültigkeit ans-sprechen konnte. Dagegen wurde der Widerspruch einiger lutherischen Gemeinden laut, die sich damit die Union aufgebritngen sahen, und der König griff 1834 zu unwürbigen Gewaltmaßregeln, ihn zu brechen. Er fetzte Pfarrer ab, welche die Agenbe nicht brauchen wollten , strafte hart die Amtshanblnng der abgefetzten, und gestattete den Mißvergnügten Weber Privatgottesbienst noch Answanberiing. Jnbessen hatte boch der Vorgang

2. Bd. 4 - S. 10

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
10 l. Die Zeit der Konstitutionen. dieser Union in Hessen, Pfalz, Baden rc. Nachahmung gesunden, und damit war auch für die Einigung der Volksgenossen da und dort ein neuer Anstoß gegeben. Am widerlichsten war den beiden Großmächten die unverhüllte Opposition W ilhelms I. von Württemberg. Er hätte gewünscht, daß alle Kleinstaaten sich enger verbänden, um der Bevormundung der Ostmächte zu entgehen. Das machte ihn so anrüchig, daß er in Wien und Berlin fast für einen gekrönten Jakobiner galt; Metternich bezeichnete ihn 1822 als „einen in der That und Absicht entschiedenen Feind des Bundes." Man verlangte, daß er seinen freisinnigen und freizüngigen Bundestagsgesandten, den Hr. v. Waugenheim abberufe, und als dieß nicht geschah, verließen die Vertreter aller drei Ostmächte den Stuttgarter Hos. Da gab der König 1824 nach; fortan war der Bundestag zu einem bloßen Fürstenrath herabgeschrumpft. — Jetzt erst kam man in Mainz einer Verschwörung auf die Spur. Eben wegen der Verfolgung war unter Anregungen von Schweizern, Franzosen und Italienern ein „Bund der Jungen" entstanden, der auf eine preußische Verfassung, aus eine deutsche Republik, auf ein Kaiserthum unter Wilhelm I. und dergl. Zwecke lossteuerte, nud zwischen Volksaufständen, französischer Beihilfe, Meuchelmord u. a. Mitteln unsicher herumtastete. Die darin verwickelten überspannten Jünglinge wurden in Preußen zu 13—Ibjähriger Festungshaft ver-nrtheilt; in Württemberg kamen sie doch mit 1 — 5 Jahren durch. In Anhalt wurde einem solchen „Hochverräter" dreimonatlicher Arrest zuerkannt: man müsse doch auch den Rausch des jungen Bluts und deu von den Regierungen ursprünglich begünstigten Freiheitsgeist der Hochschulen mit in Rechnung nehmen! Die beiden Großmächte konnten das rein nicht verstehen; wie leicht hätten sie damals mit etwas Milde sich die Volksgunst erwerben können! Vorerst war Deutschland gründlich ernüchtert: hier etwas Neues und Ganzes zu schaffen, schien ein erst in unendlicher Ferne erreichbares Ideal, das eben darum die Herzen der besten Jünglinge füllte.

3. Bd. 4 - S. 49

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 7. Englands innere Entwicklung. 49 Länder jauchzten dem neuerstehenden England zu. Metternich klagte: „Canning ist zwar kein Brandstifter, aber wo ein Feuer ausbricht, stellt er sich zwischen den Brand und die Spritzen." Als er aufgerieben von Anstrengungen 8. Aug. 1827 verschied, fühlte eine halbe Welt den Verlust. Seine Zeit ist noch besonders denkwürdig durch die Vollendung der ersten mit Dampfmaschinen befahrenen Eisenbahn, 1825, und den Aufschwung, den alle Industrien durch neue Erfindungen gewannen. Canning hatte die Frage der Katholikenemanzipation, die soviel bedeutete, als Irland mit England in allen Rechten gleich zu stellen, eifrigst vorbereitet. Schon im Kriege mit Nordamerika war den Iren manche Erleichterung und 1782 sogar ein eigenes, freilich nur von Protestanten beschicktes Parlament verwilligt worden, das 1793 den Katholiken den Zutritt in viele Aemter und Rechte eröffnete. Nun aber gährte es erst recht in diesem leidenschaftlichen Volke, das allerlei Elend mit Heiterkeit, aber kein Glück mit Maß zu ertrage« weiß. Verräterische Verbindungen wurden mit Frankreich angesponnen, und Pitt unterdrückte 1798 die drohende Empörung nicht ohne Blutvergießen. Darnach gewann er das irische Parlament, seine Separatexistenz auszugeben, indem es die legislative Union mit Großbritannien 1800 aussprach; damit war Irland nun wie Schottland gestellt, d. h. seine Vertreter saßen mit im englischen Parlament. Er wollte nun auch die übrigen Rechtsungleichheiten der Katholiken aufheben, scheiterte aber an den Gewissens-scrupeln Georgs Iii., und schied darum 1801 aus dem Ministerium. Im Verlauf der Zeit war das Unterhaus den Katholiken günstig gestimmt worden, nur das Oberhaus und der König widerstrebten noch ihrer völligen Emanzipation. Da trat der Agitator Daniel Oconnell (1774—1847) aus den Plan und vereinte alle katholischen Kräfte zum Ansturm gegen die Bedenklichkeiten der englischen Großen. Die Priester halfen einerseits bei allen Wahlen, die Regierungskandidaten durchfallen zu lassen, Leseb. d. Weltgesch. Iv. (2. A.) Z

4. Bd. 4 - S. 52

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
52 I. Die Zeit der Konstitutionen. klaffen eingeräumt und von einsichtigen Ministern wie Rob. Peel (f 1850) die möglichst gleiche Vertheilung der Staatslasten durch Einführung einer Einkommenssteuer 1842, Aufhebung des Verbots von fremdem Korn 1841'i angestrebt mürbe. Die geheime Abstimmung würde 1872 zum Gesetz erhoben; Jnben sitzen s. 1858 im Parlament. Eine große Maßregel war die Abschaffung der ©Haverei in allen britischen Kolonien, die am 1. Aug. 1834 angefüubigt, 1838 vollenbet würde. Die Entschäbigung von 20 Mill. Pf., welche man den Pflanzern gab, zeigte, daß das englische Volk, dem man schon nachgesagt hat, es bcnfe blos an sich und gehe in den Fragen nach corn und cotton (Baumwolle) auf, boch auch für höhere Interessen eine tiefe Empfänglichkeit besitzt. Mit biesem raschen Schritt war den Negern Westinbiens der Aufschwung zu einer menschenwürdigen Existenz möglich gemacht, und eine alte Schnlb aus den Tagen des Mer-cantilsystems getilgt; nur schäbigte er den Wohlstand» der Kolonieen ,weil man die Neger für die Freiheit nicht erzogen hatte. Fortmährenb unterhielt Englaub ein Ge-schwaber von Kreuzern an der afrikanischen Küste, um die Negerausfuhr zu verhiubern; aufgefangene Negersklaven aber würden nach Sierra Leone gebracht, baselbst erzogen und christianisirt, und der rechtliche Handelsverkehr mit Afrika in jeder Weise, auch durch Befahrung des Niger, gepflegt und ausgedehnt. Gras Shastesbury verbesserte f. 1833 das Loos der vernachläßigten Fabrikarbeiter, regelte die Verwendung der Frauen und Kinder, sammelte die arme Jugenb in Lumpenschulen und arbeitete in allerlei Weise der inneren Mission wirksam vor. Auf allgemeinen Schulunterricht aber wirb erst f. 1870 losgesteuert. Am 20. Juui 1837 starb Wilhelm Iv., und feine Nichte Victoria bestieg den Thron Großbritanniens; zu ihrem Gatten und geheimen Rathgeber wählte sie den klugen Prinzen Albert von Koburg (f 1861), der ihre

5. Bd. 4 - S. 15

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 2. Oestreich und Italien. 15 falls auch seine Truppen zur Unterdrückung der Revolution mitwirken lassen wollte. So gab denn der alte Ferdinand nach und verpflichtete sich gegen Metternich zur unbedingten Wiederherstellung der frühereu Zustände; die Strafe für den Eidbrnch suchte er durch Gescheute au die H. Annuuciata abzuwenden. — Ani 5. Febr. überschritt der östreichische General Frimont den Po und rückte rasch gegen Neapel vor. Trotz alles Kriegsgeschreis brachte man hier kaum 25,000 Trnppen zusammen, die überdieß schlecht bewaffnet waren. Pepe griff 7. März mit ihnen die Oftreichet' bei Rieti an, mußte aber deu Rückzug antreten, der bald in wilde Flucht ausartete. Am 24. März rückten die Oestreich er in Neapel ein; der König folgte ihnen unter dem Jubel des Pöbels, und nun wüthete der Polizeiminister Cauosa gegen Schuldige und Unschuldige, bis die Oestreicher sich drein legten und durch jahrelange Besetzung des Landes eine gewisse Ruhe zuwege brachten. Während die Oestreicher sich dieses leichten Sieges fast schämten, brach in Piemont ein Soldatenausstaud los, der zunächst ihren Rücken bedrohte, aber im weiteren Verlauf ihnen noch mühelosere Lorbeeren zu pflücken bot. Von seinem leblosen Sardinien war nämlich Viktor Emauuel 1814 nach Turin zurückgekehrt, und hatte dort die alte Adels- und Priesteichenfchaft wieder hergestellt, in so kopfloser Weise, daß mau im botanischen Garten französische Pflanzen ausriß, und eine allzuschöne Brücke, die Napoleon über den Po gebaut hatte, fast gar niedergerissen hätte. Nicht als ob man die Oestreicher geliebt hätte; Piemont hatte seit Jahrhunderten die Kunst geübt, zwischen Oestreich und Frankreich sich durchzuwinden und jedem nach Bedürfniß untreu zu werden. Nun schaute hier alles auf den Thronerben Karl Albert, der von der Seitenlinie Carignan stammend, eine bürgerliche Erziehung genossen hatte und mit seinem Wahlspruch: Ich erwarte mein Gestirn! viele Erwartungen rege machte. Nur wenige kannten seine Bigotterie und Zweizüngigkeit. Dieser Prinz ltun ließ sich mit den Carbouari ein und

6. Bd. 4 - S. 16

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
16 l. Die Zeit der Konstitutionen. übernahm insgeheim die Stelle eines Regenten, theilte aber alles, was er wußte, dem Könige mit. Am 9. März 1821 bemächtigte sich Oberst Ansaldi der Citadelle von Alessandria, verkündigte die spanische Konstitution und rief „sür's Reich Italien" alles unter die Waffen. Der König, eingeschüchtert, wollte erst beschwichtigen, dann, als er den Ernst der Laibachschen Verhandlungen ersnhr, sich der Zumuthungen seiner Offiziere erwehren; da aber Turin sich für den Aufstand erklärte, dankte er ab und zog sich nach Nizza zurück. — Karl Albert trat die Regentschaft an, zauderte erst und machte sich dann aus dem staube. Der östreichische Geueral Bubua jagte 8. April bei Novara durch einige Kanonenschüsse die revolutionären Truppen in die Flucht; Ansaldi wurde von seinen Soldaten im Stiche gelassen und somit trat des Königs Bruder Karl Felix (1821—31) die Regierung in aller Ruhe an. Die Strafen fielen mäßig aus; aber Italien konnte sich nun ganz als eine östreichische Provinz ansehen. Dennoch wehrten sich seine Regierungen gegen den vorgeschlagenen Staatenbund, und nicht zum wenigsten that dies der Papst, der als Italiener den Fremdenhaß nicht abschütteln konnte. § 3. Spanien und seine amerikanischen Kolonieen. Spaniens Eroberung durch Napoleon war zwar nie vollendet, hatte aber dieses Land in die gräßlichste Verwirrung gestürzt, indem sich die Parteien der Französischgesinnten, der Anhänger des Alten und der Neuerer in keiner Weise mit einander vertragen konnten. Die einzelnen Provinzen und die Generale hatten im Unabhängigkeitskrieg gekämpst, wie es sich eben machte; endlich war es einigen Regenten, wie sie sich nannten, eingefallen, Cortes, d. H. Reichsstände nach Cadix zu berufen, wie man sie seit 100 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ihre gebildeteren Glieder hatten 1812 (nach dem Muster der französischen von 1791) eine demokratische Verfassung aufgesetzt, um die sich zunächst niemand kümmerte; zu einiger

7. Bd. 4 - S. 56

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
56 I. Die Zeit der Konstitutionen. das Urtheil der Menge irre jenseits — und diesseits des Rheins. Es ward immer deutlicher: die Franzosen zu regieren, erforderte ein ganz besonderes Geschick. Ein klarer Finanzkopf, Graf Villele, trat Dez. 21 an die Spitze eines neuen Ministeriums und suchte auch durch die Beihilfe der französischen Geistlichkeit den fast erstorbenen kirchlichen Sinn in den Massen neu zu beleben, was natürlich auf die Royalisten neuen Hohn wälzte. Daß z. B. Marschall Soult bei einer Prozession eine Kerze trug, hat man ihm Zeitlebens nicht verziehen. Als die spanische Revolution immer mehr Verschwörungen im Heere und bei den Republikanern hervorrief — auch Leute wie der alte nie gewitzigte Lafayette (Iii, 514) ließen sich darauf ein — entschloß sich die Regierung, über die Pyrenäen zu ziehen (S. 22), ein Unternehmen, das mit glücklichem Erfolg gekrönt wurde. Doch kannte nun der Triumph der Royalisten keine Grenzen, daher Ludwig Xviii. von banger Ahnung gequält, 16. Sept. 24 dahin schied, den Bruder warnend: „Vergiß nicht, daß du die Krone für deinen Sohn und Enkel zu bewahren hast!" Dieser Bruder, Karl X. (1824—30), schon 67 Jahre alt, ließ sich Mai 1825 in Reims mit allem mittelalterlichen Prunke krönen und wünschte zuvörderst der Geistlichkeit ihr früheres Ansehen wieder zu geben. Das ermuthigte allenthalben zu Bestrebungen, welche, wie die höflichen Gegner sich ausdrückten „die Gleichgültigkeit Frankreichs folterten," wie die unhöflichen schrieen, eine Kapuzinerregierung einzuführen drohten. Villele setzte durch, daß die Emigranten für ihre Verluste durch 1000 Mill. Fcs. entschädigt wurden (14 von diesen erhielt der Herzog von Orleans, Lafayette fast ‘/? Mill. 2c.); er setzte durch, daß alle Kirchenfrevel strenger als bisher bestraft werden sollten, daß auch wieder Frauenklöster errichtet werden durften; sogar die Jesuiten stellten sich wieder ein. Damit war viel gewagt. Als Karl 27. April 1827 die Nationalgarde Revue passiren ließ.

8. Bd. 4 - S. 29

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 5. Der griechische Aufstand. 29 § 5. Der griechische Aufstand. Anderer Art, als die Militäraufstände und Konstitu-tionswirren der romanischen Länder, war die Erhebung Griechenlands gegen das türkische Joch. Ein rohes Soldatenvolk hatte Jahrhunderte lang die schönsten Länder von drei Welttheilen, die Wiege europäischer Kultur und Religion, niedergetreten, ohne daß Eroberer und Besiegte zu einem eigentlichen Staat verschmolzen: sie blieben getrennt durch Religion, Sprache und Sitte. Da waren die rumänischen Walachen, Südslaven und slavisirte Tataren (Bulgaren), mit Slavenblut vermischte Griechen, und die uugebändigten, zersplitterten Stämme der Ar-nauten oder Schlipetaren, alle auseinandergezerrt und weder mit einander, noch mit dem herrschenden Volke durch einen Kitt verbunden. Am schwersten empfand man die Blutsteuer, durch welche s. 1650 jedes fünfte Kind dem Sultan zum Janitscharendienst verfallen war. Wohl hatte der Druck, der auf der christlichen Herde (Raja) lastete. Viele, wie den bosnischen Adel zum Islam bekehrt; doch bei den Meisten hat die zäh festgehaltene Religion die Hoffnung wach erhalten und wiederholt zu Be-freiungsversnchen angespornt, namentlich seit dem Aufsteigen der glaubensverwandten russischen Großmacht. Schou Orlosf hatte 1770 (Iii, 443) alle Griechen zur Freiheit und Religionsvertheidigung aufgerufen; seit dem Frieden von 1774 hatte sodann der russische Handel, durch Griechen vermittelt, einen gewaltigen Aufschwung gewonnen und Odessa fast zu einer griechischen Kolonie erhoben. Besonders waren es drei Eilande Adra, Spetzä und Psara, welche Schifffahrtsvereine bildeten, und Hunderte von Kauffahrern ausrüsteten, deren Mannschaften ohne Karten oder Kompaß die Meere durchflogen und große Reichthümer anhäuften. Die Wohlhabenden aber stifteten Schulen und verbreiteten Bücher, und ihre Söhne mußten in Paris, Wien, Livorno rc. sich europäische Kenntnisse erwerben. Dann hatte Napoleon 1797 dem

9. Bd. 4 - S. 30

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
30 I. Die Zeit der Konstitutionen. altersschwachen Venedig die jonischen Inseln abgenommen und damit französischen Revolutionsgedanken einen Weg in die Türkei eröffnet. Zugleich war der Arnant Ali Pascha allmählich Herr von fast ganz Epirus und Griechenland geworden, und brach der Civilisation durch einen aufgeklärten Despotismus die Bahn. Ein anderer Arnant Muhammed Ali vernichtete 1811 die Mamlukeu-aristokratie in Aegypten durch ein wohlberechnetes Blutbad, besiegte die fanatischen Wahabiten in Arabien (1812—18) und begann nun durch französische Abenteurer sich ein modernes Heer zu schaffen, mit dem sein Sohn 1822 Nubien und Sennaar unterwarf, und zugleich mit« leist Ausbeutung seines Nilthals der größte Handelsmann der Welt zu werden. Machte er damit sein Land nicht glücklicher, so gewann es doch einen Vorsprung vor andern Reichen des Islam. Ueberatl regte sich was Neues in den Gliedern des morschen Körpers. Nachhaltiges geschah zunächst unter dem Volke der Südslaven. Seit das Serbenreich 1389 vernichtet war, hatten sich versprengte Schaaren in die schwarzen Berge (Tschernagora) geflüchtet und den Kleinkrieg gegen die Türken fortgesetzt. Ein Pascha von Scodra hatte ihren Fürstbischof oder Vladika Peter I., der sich gar zu unabhängig geberbete, mit zwei großen Heeren angefallen und zwei solche Niederlagen erlitten, 1795, daß bamit die Unabhängigkeit dieser Tscheruagorzen für begründet gelten konnte. — Nun wurden die Serben von vier Dahis (Steuerverwaltern) schwer bebrückt und ihre Knäsen 1804 nach Beigrab gelockt und gespiest. Da griffen die Haibuken der Berge, die Bauern und Schweinehirten zu den Waffen. Der Hirte: Tschernt Georg, früher österreichischer Fähnbrich,' würde ihr Führer und säuberte das ganze Land 1807 von Türken; dann verbanb er sich 1810 mit den Russen gegen beit Erbseinb und erfocht bebeutenbe Siege, für welche die Türken nach dem Friebensschluß 1813 schreckliche Rache übten. Georg floh nach Oestreich. Am Palmsonntag 1815 aber entfaltete

10. Bd. 4 - S. 33

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 5. Der griechische Aufstand. 33 rieth wohl auf einer Nationalversammlung, welcher der europäisch gebildete Mavrokordatos vorstand; allein die Klephten der Berge haßten solche Halbsranken und giengen meist ihren eigenen Weg, wohin immer Bente lockte. Die herrliche Insel Skio war im April 1822 vom Kapudau Pascha so greulich verwüstet worden, daß man kaum mehr einen Griechen dort traf; 23,000 lagen ermordet , 47,000 wurden auf den Sklavenmärkten verkauft. Die Rache übernahm der Idriote Miaulis sammt dein Psarioten Kanaris; sie zündeten 19. Juni 22 durch Brander die türkische Flotte an und verbrannten ihre besten Schisse; selbst der Kapudau Pascha wurde vom fallenden Mastbanm tödtlich getrosten; der Rest floh nach den Dardanellen. — Lange wogte tunt der Kamps zu Land und zur See. In ganz Europa bildeten sich Hellenenvereine, um mit Geld, Wasseu und anderen Bedürfnissen den Glaubensbrüdern beiznsteheu; eine Million Fcs. gab allein der Genfer Eyuard. Auch Philhelleuen zogen ihnen zu, wie der württembergische Geueral Normauu, der Franzose Fabvier, die Engländer Hastings, Gvrdon, der Dichter Lord Byron:c. und suchten ihre Kriegskunde zu verwerthen oder doch die Reihen der Freischaaren zu verstärken, freilich mit sehr zweifelhaftem Erfolge. Die Großmächte sahen scheel zit allen diesen Bemühungen, einer Revolution den Sieg zu verschaffe«; am liebsten hätte noch Kaiser Alexander sich seiner Glaubensgenossen angenommen, aber Metternich überzeugte ihn auf dem Congreß zu Veroua 1822 (S. 22), daß jede Art von Empörung mit Conse-quenz abgewiesen werden müsse. Mit innigster Theilnahme dagegen sahen die Freiheitssrennde aller Länder, wie hier endlich eine Nationalerhebung gelinge, von der sie sich die Wiederbelebung der alten hellenischen Herrlichkeit versprachen. Nach dem schmählichen Ausgang der romanischen Militäranfstände gewann dieser Volkskampf die Sympathien auch der Strenggläubigen, der Legitimsten und Fürstensöhne, und schwoll zu einer Begeisterung an, welche wir jetzt, nachdem die Griechen ein halb
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