Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 104

1836 - Eisleben : Reichardt
104 H. Mitteleuropa. Kaiser th. Oesterreich. Deutschland besteht aus vielen Staaten, die sich mit einander zu einem Bunde, welcher der Deutsche heißt, vereinigt haben. Außer 4 freien Städten, wel« che Republiken bilden, bestehen 1 Kaiserthum, 6 König, reiche, e-n Kurfürsienthum, 7 Großherzogthümer, 9 Herzogthümer, eine Landgrafschaft und 11 Füostenthü- mer. Unter diesen Staaten sind der Oesterreichische und Preußische die mächtigsten, und es gehören zu densel- den auch noch beträchtliche Länder außerhalb Deutsch« lands. Diese einzelnen Staaten sind: 1. Das Kaiserthum Oesterreich. Es gehören dazu, außer den Deutschen Landen, das schon bei Italien beschriebene Lombardisch, Venezianische Königreich, Galizien und die Ungarischen Lande, welche zusammen über 12,000 Qmeilen und 32i Millionen Menschen enthalten. Der jetzige Kaiser heißt Ferdinand 1. Hier aber beschreiben wir nur die Deutschen Lande. Sie nehmen den größten Theil des südlichen Deutsch, lands ein und gränzen gegen Norden an die Königreiche Sachsen und Preußen (die Provinz Schlesien) gegen Osten an Galizien und die Ungarischen Länder; gegen Süden an das Adriatische Meer und Italien; und gegen Westen qn die Schweih, das kleine Fürstenthum Liechten- stein und das Königreich Daiern. Ihre Größe be- trägt fast 3800 Qmeilen. Dm von der Donau südlich gelegene Theil dieser Lande ist Gebirgsland, gebildet von den Alpen, die hier Tyroter, Karnische, Iulische und Norische Alpen heißen, worunter die Tyroler Alpen den Ortles und die Norischen Alpen den Groß-Glöckner ent, halten, wovon jener über und dieser fast 12,000 Fuß hoch ist, und welche beide die höchsten Berge in ganz Deutschland sind. Der im Norden der Donau gelegene Theil enthält von Gebirgen die Sudeten, das Mäh, rische Gebirge, den Böhmerwald und das Erz« gebirge, welche aber weit weniger hoch sind. Auch finden sich in diesem Theils beträchtliche Ebenen. Im südlichen Theile sind die Donau mit ihren Nebenflüs- sen Inn, Mur, Drau und Sau, von welchen die 3 lehtern daselbst entspringen, die Etsch und der Rhein, ryelcher nur eine kleine Strecke die Westgränze berührt;

2. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 119

1836 - Eisleben : Reichardt
Ii. Mitteleuropa. Luxemburg, re. 119 ven Wiesbaden, ander Lahn, mit bekannten warmen Bädern.— Biederselters, Dorf, östlich von Eins und südlich von der Labn, hat einen der berühmtesten Sauerbrunnen, dessen Wasser weit und breit verschickt wird. 11. Das Großherzogthum Luxemburg. Es Ist das westlichste Land Deutschlands, und wird südlich vom Französischen und östlich vom Preußischen Gebiete begränzt, und auf den beiden übrigen Seiten stößt es mit den Niederlanden zusammen. Es enthält 118 Qmeilen, wird von den Ardennen, einem aus Frankreich hieher kommenden waldigen und steinigen Ge- birge durchzogen und ist daher gebirgig und waldig, wo der Boden sich mehr zur Viehzucht als zum Ackerbau eignet; doch ist der südlichste Theil fruchtbar und erzeugt sogar Wein und vieles Obst. Von den vielen Minera» lien sind das Eisen und die Schiefern am wichtigsten. Der größte Fluß ist die Mosel, welche eine Strecke die Gränze macht. Die übrigen Flüsse sind nicht be- deutend. Die Einwohner, gegen 800,000, theils Deut- sche, theils Wallonen, bekennen sich zur katholischen Kir- che, betreiben wenige Fabriken und sind überhaupt noch sehr in der Kultur zurück. Regent ist der König der Niederlande, und das Großherzogthum bildet einen Theil dieses Königreichs, doch soll nach den neuesten Bestim- mungen, die indeß noch nicht zur Ausführung gekom« men sind, ein Theil dieses Großherzoglhums zu Bel- gien kommen. Luxemburg, Hauptstadt und eine der stärksten Festungen Deutschlands, nördlich von Metz, zwischen der Mosel und der Maas, hat 10,000 Einwohner. 12. Das Kurfürstenthum Hessen. Das weit größere zusammenhängende Stück erstreckt sich im Norden von der Weser bis zum Main im Sü» den, und wird vom Preußischen, Hannöverischen, Wei> marischen, Baierischen, Grvßherzoglich Hessischen, Frank- furtischen, Naussauischen und Waldeckschen Gebiete be- gränzt. Der im Ganzen mehr bergige als ebene Bo- den enthält viele Gebirge, die mit ihren Bergreihen fast das ganze Land bedecken. Der höchste Berg ist der Meißner, westlich von der Werra; doch ein noch hö-

3. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 126

1836 - Eisleben : Reichardt
126 Ii. Mitteleuropa. Königreich Sachsen. getrennten Stücken, die von Daierischem, königlich Sächsischem, Altenburgischem, Preußischem, Weimari- schem, Rudolstädttschem und Meiningenschem Gebiete begränzt werden. Das kleinere nördliche Stück ist we- Niger bergig und fruchtbarer, als das südliche größere, welches von dem Frankenwalde, einer östlichen Fortsetzung des Thüringer Waldes, durchzogen wird. Die vornehmsten Flüsse sind die Saale und Elster. Getreide, Vieh, besonders schönes Rindvieh, veredelte Schafe, ansehnliche Waldungen, Eisen, Schiefer, Braun- kohlen, Salz, gehören zu den anführenswerthen Pro- dukten des Landes, dessen Einwohner, an der Zahl 80,000, einen lebhaften Kunstfleiß unterhalten, sich zur lutherischen Kirche bekennen, und unter Fürsten stehen, die sich in 2 Hauptlinien, in die ältere und jüngere, theilen, wovon der Fürst der erster» Linie sich Neuß- Greiz und die beiden Fürsten der jüngern Linie Fürsten Neuß-Schlei; und Lobenstein-Ebersdorf nennen. Gera, die größte Stadt des Landes, südwestlich von Alten- burg, mit 10,000 Einwohnern, welche den beiden Fürsten der jüngern Linie gemeinschaftlich gehört, ist wohl gebaut und gewerb- sam, und liegt unweit der Elster. — In der Nahe ist die neue Saline Heinrichshall. — Greiz, gewerbsame Stadt und Residenz des Fürsten Rcuß-Greiz, südöstlich von Gera, liegt am rechten Ufer der Elster. — Schleiz, gewerbsame Stadt und Residenz des Fürsten Reuß-Schleiz, südwestlich von Greiz, liegt an einem Nebenflüsse der Saale. — Ebersdorf, Marktflecken, südwestlich von Schleiz, mit dem schönen Residcnzschlosse des Fürsten Reuß-Lobenstcin -Ebersdorf. — Lobenstein, Stadt, cn der Nordseite des Frankenwaldcs und südwestlich von Schleiz, war bis 1824 Residenz der ausgestorbcnen Linie Reuß-Lobenstein. 20. Das Königreich Sachsen. Die Gränzen desselben sind gegen Süden Böh- men und Baiern, gegen Westen Neuß, Sachsen-Wei- mar,. Altenburg und daß Preußische Gebiet, welches letztere^ das Königreich auch auf der Nord- und Ostseite begränzt. Die Größe beträgt 270 Qmeilen. Der nördliche Theil des Landes hat einen ebenen und der südliche einen bergigen Boden, besonders je mehr er sich der Gränze Böhmens nähert, wo das Lausitzer Gebirge, das unter dem Namen der Sächsischen Schweiz bekannte Sandsteingebirge, welches beide Seiten der Elbe begleitet, und wegen jei-

4. Mitteleuropa - S. 34

1917 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 34 — Besonders die Schweinezucht hat eine große Ausdehnung, da die großen Eichenwälder in den Eicheln ein vorzügliches Mastfutter für die Schweine bieten. Die westfälischen Schinken sind wegen ihres Wohlgeschmacks be- rühmt und werden weithin versandt. Aus dem Korn wird ein kräftiges Schwarzbrot gebacken, das unter dem Namen Pumpernickel bekannt ist. 3. Besiedelung. Die Bauern dieses Gebietes wohnen auf großen Gehöften, die keine geschlossenen Ortschaften bilden, sondern einzeln im Lande zerstreut liegen. Die Güter werden selten geteilt. Nach dem Tode des Vaters erhält der älteste Sohn das ganze Erbe. Die andern Kinder gehen fast leer aus. Haben sie nicht auf andere Weise ein Auskommen zu erwarten, so bleiben sie auf dem Hofe im Dienste des Bruders. Das Wohnhaus ist meist einstöckig, aber groß und geräumig und vereinigt unter einem Dache die Wohnung für die Menschen und die Ställe für das Vieh. An der Giebelseite befindet sich ein mächtiges Tor, das zur Tenne oder Diele führt. Rechts und links davon steht das Vieh, mit den Köpfen der Tenne zugekehrt. Am andern Ende der Diele befindet sich der Wohnraum, der oft zugleich die Küche enthält. § 25. Staatliche Einteilung. In staatlicher Hinsicht ist das Gebiet größtenteils preußisch; es verteilt sich auf die Provinzen Hessen-Nassau, Westfalen und Hannover. Auch einige Kleinstaaten haben Anteil daran. Zum Volksstaat Hessen gehört die Provinz Oberhessen, die von Hessen- Nassau eingeschlossen ist. Im Wesergebiet liegen ferner: der Volksstaat Wal deck, „ „ Lippe-Detmold, „ „ Schaumburg-Lippe und der westliche Teil des Volksstaates Braun schweig. § 26. 1. Hessen-Nassau ist die kleinste aller preußischen Provinzen. Sie erstreckt sich von der Werra und der Weser bis zum Main und Rhein und umfaßt das ehemalige Kurfürstentum Hessen, das ehemalige Herzogtum Nassau, die Grafschaft Heffen-Homburg, die frühere freie Reichsstadt Frankfurt und einige von Hessen und Bayern abgetretene Landesteile. Diese Gebiete erwarb Preußen durch den Krieg von 1866 und vereinigte sie zu einer Provinz. Der Westen der Provinz gehört mit Taunus und Westerwald dem Rheinischen Schiefergebirge an; der Osten wird vom Hessischen Berglande ausgefüllt. Keine andere Provinz

5. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 335

1890 - Gotha : Perthes
335 so sehr verschlimmerte, daß er die ganze Nacht schlaflos unter Fieberschauern zubrachte. Dennoch ließ er nicht von seiner Gewohnheit, ein Bad zu nehmen und ein Opfer zu bringen, worauf Nearch mit den Flottenkapitänen erschien, um weitere Befehle inbetreff der Abfahrt zu erhalten. Da klagte Alexander über Mattigkeit und Schwäche, so daß man die Abfahrt um einen Tag verschieben müsse, bis wohin er sich werde erholt haben, um selbst mit zu Schiffe gehen zu können. Um sich die Zeit zu kürzen und der Schmerzen zu vergessen, mußte Nearch bei ihm bleiben und ihm von seiner Fahrt aus dem Persischen Meere, von seinen Abenteuern und Erlebnissen erzählen. Mit großer Aufmerksamkeit und sichtlichem Vergnügen hörte Alexander den Berichten seines wackeren Admirals zu, ward sehr aufgeregt und sprach wiederholt seine Freude aus, daß er nun bald auch solche Abenteuer erleben werde. Obschon sich nach Nearchs Weggange die Krankheit verschlimmerte, das Fieber in der Nacht immer heftiger wurde, berief Alexander doch am andern Tage nach dem Bade und Opfer die Flottenosfiziere zu sich, um ihnen anzuzeigen, daß sie für übermorgen alles zu seinem Empfange auf der Flotte und zur Abfahrt bereit halten möchten. Noch immer hatte Alexander keine Ahnung von der Gefährlichkeit seiner Krankheit, bis nach dem Bade am Abend das Fieber sich heftiger einstellte, ihn furchtbar schüttelte und rüttelte, seine Kräfte sichtlich abnahmen und auch in der Nacht das Fieber ihn nicht einen Augenblick schlummern ließ. Durch Willenskraft wollte Alexander die Krankheit niederhalten, ließ sich daher am Morgen trotz des heftigsten Fiebers vor das große Bassin tragen, wo er unter großer Anstrengung das Opfer brachte. Hierauf ließ er die Offiziere vor, gab Befehle über die Fahrt der Flotte, besprach sich mit den Generalen über Besetzung einiger Offizierstellen und übertrug ihnen die Auswahl. Obschon die

6. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 384

1890 - Gotha : Perthes
384 bewohner, von denen die meisten schon von Pfeilen des Königs getroffen sind. Kleidung. Farbe und Tracht deuten auf arabische oder syrische Völker. Weiterhin durchbohrt der König mit der Lanze einen Feind, und das folgende Bild zeigt die Rückkehr des Königs aus dem Lande der Neger. Er fährt ruhig auf seinem Wagen, hinten folgen gefangene Neger und rohe Gestalten mit Stricken um den Hals, mit gegürtetem Thierfelle um den Leib. Die Gefangenen führt der König den Göttern zu, die auf ihrem Throne sitzen. Die Figuren an der gegenüberliegenden Wand wiederholen die Siege über die Sheta und bestehen aus mehr als 800 Figuren. Eine lange Inschrift berichtet über den Feldzug und seinen Erfolg. — Solche bildliche Darstellungen mit den Berichten dazu vertraten die Stelle der Geschichtsbücher, hatten ja auch nur für den absoluten Herrscher Interesse. In Nubien erbaute Ramses außerdem noch vier Tempel. Zu einem derselben führt vom Nil aus eine doppelte Reihe von Sphinxen. Den alten Palast zu Karnak erweiterte er, fügte zu dem Palast zu Luxor Propyläen und einen großen Hof mit einer Säulenhalle und zwei ungeheuren Kolossen, ließ am Palast des Amenophis einen großen Portikus errichten, schmückte den Tempel zu Heliopolis und ließ dem Phra Obelisken widmen, sechs Kolosse vor dem Tempel des Ptah zu Memphis aufstellen, außerdem Kanäle graben und Dämme aufschütten, wozu er die Gefangenen benutzte. Auch wollte er vom unteren Nil einen Kanal nach dem Roten Meere anlegen, wo er eine Kriegsflotte unterhielt. Der Kanal kam zwar nicht zur Ausführung, doch ward bei dieser Gelegenheit viel wüstes Land in fruchtbares verwandelt. Diese Bauten sind um so staunenerregender, als man als Mittel zum Brechen, Bearbeiten und Glätten der Steine nur steinerne oder bronzene Werkzeuge, zum Fortschaffen nur Menschenkräfte oder Stiere hatte.

7. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 190

1890 - Gotha : Perthes
190 Masse in den Kampf einzutreten, das Massengefecht als Nahegefecht zu führen und im Anlauf die feindlichen Reihen zu durchbrechen. Daher stand sie 16 Mann tief, d. H. 16 Mann hintereinander, wie bereits erwähnt ist, wobei die Lanzen der fünf ersten Glieder vorgestreckt wurden, über die Front hinausragten und einen undurchdringlichen Stachelwall bildeten, während die anderen Reihen ihre Lanzen aus die Schultern der Vordermänner legten, dieselben vorwärts drängten, aber nicht zurückweichen ließen. Außerdem war die Phalanx so gut eingeübt, daß sie jede Bewegung, Marschordnung, Stellung und Wendung schnell und sicher ausführte, ohne daß sich die Krieger gegenseitig hinderten. Die Zahl dieser Schwergerüsteten, welche das Fußvolk der Getreuen hießen, belief sich auf 18 000, die sich in sechs Bataillone von je 3000 Mann teilten und meist aus Macedonien stammten. Auch die Reiterei besaß in den macedonischen und thematischen Schwadronen schwergeharnischte Kämpfer, welche allesamt dem Adel angehörten, und an deren Spitze der König focht. Sie waren gleich tüchtig auf den Massen- und Einzelkampf eingeübt, daher den ungeordneten Schwärmen der leichten asiatischen Reiterei überlegen. Diese schwere Reiterei führte den ehrenvollen Namen „die Getreuen des Königs" und zählte 5000 Reiter, die in acht Geschwader eingeteilt und denen noch 600 griechische Reiter beigegeben waren. Auf diese Garde folgten die macedonischen Hypaspisten, benannt nach dem hohen Schilde Aspis. Sie waren halbleichte Truppen, wie etwa unsere Füsiliere, trugen einen leichten Schild, ein längeres Schwert und einen Linnenpanzer und waren besonders brauchbar zu Überfällen, Gewaltmärschen, Handstreichen, zur Besetzung von Höhen, Erzwingung von Flußübergängen und Unterstützung der Reiterangriffe. Diese Truppe zählte 6000 Mann, war in sechs Bataillone eingeteilt und hatte die Wache vor dem Königszelte.

8. Bd. 4 - S. 15

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 2. Oestreich und Italien. 15 falls auch seine Truppen zur Unterdrückung der Revolution mitwirken lassen wollte. So gab denn der alte Ferdinand nach und verpflichtete sich gegen Metternich zur unbedingten Wiederherstellung der frühereu Zustände; die Strafe für den Eidbrnch suchte er durch Gescheute au die H. Annuuciata abzuwenden. — Ani 5. Febr. überschritt der östreichische General Frimont den Po und rückte rasch gegen Neapel vor. Trotz alles Kriegsgeschreis brachte man hier kaum 25,000 Trnppen zusammen, die überdieß schlecht bewaffnet waren. Pepe griff 7. März mit ihnen die Oftreichet' bei Rieti an, mußte aber deu Rückzug antreten, der bald in wilde Flucht ausartete. Am 24. März rückten die Oestreich er in Neapel ein; der König folgte ihnen unter dem Jubel des Pöbels, und nun wüthete der Polizeiminister Cauosa gegen Schuldige und Unschuldige, bis die Oestreicher sich drein legten und durch jahrelange Besetzung des Landes eine gewisse Ruhe zuwege brachten. Während die Oestreicher sich dieses leichten Sieges fast schämten, brach in Piemont ein Soldatenausstaud los, der zunächst ihren Rücken bedrohte, aber im weiteren Verlauf ihnen noch mühelosere Lorbeeren zu pflücken bot. Von seinem leblosen Sardinien war nämlich Viktor Emauuel 1814 nach Turin zurückgekehrt, und hatte dort die alte Adels- und Priesteichenfchaft wieder hergestellt, in so kopfloser Weise, daß mau im botanischen Garten französische Pflanzen ausriß, und eine allzuschöne Brücke, die Napoleon über den Po gebaut hatte, fast gar niedergerissen hätte. Nicht als ob man die Oestreicher geliebt hätte; Piemont hatte seit Jahrhunderten die Kunst geübt, zwischen Oestreich und Frankreich sich durchzuwinden und jedem nach Bedürfniß untreu zu werden. Nun schaute hier alles auf den Thronerben Karl Albert, der von der Seitenlinie Carignan stammend, eine bürgerliche Erziehung genossen hatte und mit seinem Wahlspruch: Ich erwarte mein Gestirn! viele Erwartungen rege machte. Nur wenige kannten seine Bigotterie und Zweizüngigkeit. Dieser Prinz ltun ließ sich mit den Carbouari ein und

9. Bd. 4 - S. 176

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
176 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen. er einfach für unmöglich hielt, hörte Gyulai plötzlich, wie Garibaldi mit seinen Alpenjägern Conto besetzt habe und Mailand bedrohe, und gieng 1. Juni bei Pavia über den Ticino, um sich „rückwärts zu koncentriren." Während sodann Napoleon ängstlich tastend gegen Mailand vorrückte, kam es 4. Jnni bei Magenta zu einem zufälligen, aber schärferen Zusammenstoß von 40,000 Franzosen und 50,000 Oestreicheru, bett Mactuahou, durch den Kanonenbonner herbeigelockt, in einen Sieg verwanbelte, inbem er bett Oestreichern in die Flanke fiel. Diese, die boch im Vortheil waren, zogen sich einfach zurück. Der Sieger erhielt zum Dank den Titel eines Herzogs von Magenta, sammt der stillen Abneigung feines Kaisers. Ohne Plan oder einheitliche Leitung hatten sich doch die Destreicher trefflich geschlagen; meist hungernd und erschöpft in Folge der elenben Armeeverpflegung, welche fast blos die wucherischen Lieferanten nährte. In arger Kopflosigkeit räumte Gyulai sofort die Lombardei, von den Franzosen nur langsam bis in die Nähe des berühmten Festungsvierecks verfolgt. Wer aber schildert deu Jubel der Lombarden, als 8. Juni Napoleon und Viktor Emannel in Mailand einzogen, und ersterer ihnen ankündigte, wie er so ganz ohne selbstsüchtige Zwecke rein nur ihre Befreiung im Auge habe! Modena, Parma, Toskana, ganz Mittelitalien wurden von den bisherigen Herrschern eiligst verlassen und schlossen sich mit Begeisterung an Sardinien an; schon rief auch Bologna mit andern Städten des Kirchenstaats die Diktatur Viktor Emannels aus. — Nun endlich entfernte der östreichische Kaiser den unfähigen Gyulai, kam selbst mit neuen Truppen herbei und beschloß, die Schlappe von Magenta durch einen Hauptschlag zu rächen. Er rückte über den Mincio und breitete rechts und links von Solferitto 24. Juni sein Heer weit aus, um den Feind zu umarmen. Napoleon dagegen richtete seinen Hauptangriff und die gezogenen Kanonen auf das schwache Centrum der Oestreichs, und blieb und 4 Uhr endlich im

10. Bd. 4 - S. 178

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
178 Ii- Die Zeit neuer Staatenbildungen. an den Sardinier abtreten als einen Fuß breit Land an Preußen! Da nun Napoleon gar höflich einen Waffenstillstand anbot, und in Villafranca 11. Juli seinem kaiserlichen Bruder die wärmste Theilnahme entgegenbrachte, auch durch schlaues Vorweisen und Ausdeuten geheimer Papiere Preußen verdächtigte, geschah das Unerwartete, daß die Friedenspräliminarien auf der Stelle unterzeichnet wurden. Napoleon erhielt die Lombardei bis zum Mincio, die er sodann dem Sardinier schenkte, ohne sein Programm: „Italien frei bis zur Adria!" weiter zu verfolgen; Italien sollte fernerhin einen Staatenbund bilden. Gegen das linke Rheinufer wäre er freilich bereit gewesen, auch die Lombardei dem Oestreicher zurückzugeben. Diese Zu-muthuug war aber von Franz Joseph mit dem Ehrenwort: „Sire, ich bin ein deutscher Fürst!" abgewiesen worden. Immerhin hatte Napoleon diesen deutschen Fürsten gegen Preußen so einzunehmen gewußt, daß derselbe den übereilten Friedensschluß seinen Völkern mit der Beschönigung ankündigte, er sei von seinen natürlichen Bundesgenossen im Stiche gelassen worden und habe durch den Friedensschluß die Einmischung Dritter verhütet, welche die Bedingungen nur ungünstiger gestaltet haben würden. Das führte nur zu weiterer Entfremdung der deutschen Hauptmächte, die Napoleon nicht eben leid that. Der förmliche Friede wurde 10. Nov. 59 in Zürich abgeschlossen, kam aber nie zur Ausführung. Er beabsichtigte eine italienische Konföderation, an der Sardinien, Oestreich und der Papst sammt den andern Fürsten, falls sie friedlich wieder eingeführt wären, theilnehmen sollten, womit eine unversiegbare Quelle steter Zwietracht und napoleonischer Vermittlung eröffnet worden wäre. Cavour sah sich von Napoleon betrogen und trat, freilich nur scheinbar, von der Leitung der Geschäfte zurück; er wußte nuu, daß die Italiener auf der gebrochenen Bahn ohne allzu große Hemmung weiter arbeiten durften. Das thaten sie auch schon vor dem Friedensschluß. — Im August sprach eine Nationalversammlung in Florenz die
   bis 10 von 82 weiter»  »»
82 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 82 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 5
1 7
2 39
3 29
4 73
5 52
6 49
7 123
8 27
9 32
10 213
11 41
12 94
13 29
14 16
15 34
16 55
17 162
18 253
19 14
20 2
21 9
22 120
23 10
24 60
25 62
26 16
27 14
28 117
29 28
30 26
31 34
32 6
33 7
34 106
35 27
36 17
37 145
38 132
39 45
40 27
41 94
42 11
43 4
44 9
45 79
46 17
47 12
48 14
49 73

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 11
1 3
2 0
3 4
4 2
5 4
6 1
7 1
8 8
9 3
10 0
11 3
12 0
13 3
14 0
15 1
16 12
17 13
18 3
19 5
20 1
21 7
22 0
23 6
24 1
25 0
26 2
27 0
28 2
29 5
30 0
31 0
32 0
33 1
34 3
35 0
36 3
37 0
38 3
39 2
40 1
41 2
42 9
43 0
44 15
45 4
46 1
47 11
48 2
49 4
50 1
51 2
52 4
53 1
54 1
55 0
56 0
57 0
58 0
59 3
60 7
61 4
62 1
63 1
64 5
65 0
66 1
67 0
68 0
69 1
70 3
71 3
72 0
73 2
74 4
75 33
76 4
77 9
78 1
79 6
80 2
81 0
82 15
83 1
84 7
85 1
86 1
87 6
88 0
89 1
90 0
91 6
92 26
93 1
94 8
95 20
96 7
97 4
98 26
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 55
1 13
2 9
3 20
4 0
5 7
6 41
7 14
8 2
9 78
10 3
11 1
12 71
13 20
14 7
15 5
16 12
17 4
18 8
19 21
20 12
21 23
22 1
23 1
24 22
25 20
26 2
27 1
28 16
29 4
30 3
31 9
32 20
33 29
34 23
35 15
36 6
37 4
38 8
39 25
40 5
41 3
42 36
43 94
44 36
45 3
46 67
47 22
48 19
49 7
50 27
51 17
52 3
53 5
54 31
55 32
56 4
57 3
58 2
59 78
60 17
61 9
62 8
63 0
64 9
65 15
66 1
67 66
68 5
69 0
70 9
71 19
72 4
73 24
74 2
75 30
76 13
77 2
78 16
79 9
80 19
81 114
82 22
83 6
84 76
85 11
86 3
87 13
88 9
89 14
90 9
91 13
92 4
93 80
94 0
95 4
96 14
97 6
98 13
99 5
100 25
101 9
102 49
103 29
104 34
105 4
106 3
107 6
108 0
109 21
110 8
111 8
112 91
113 36
114 60
115 10
116 4
117 16
118 7
119 10
120 5
121 70
122 4
123 328
124 21
125 52
126 0
127 50
128 3
129 28
130 7
131 73
132 1
133 12
134 18
135 6
136 52
137 19
138 8
139 13
140 17
141 4
142 24
143 41
144 28
145 16
146 0
147 1
148 5
149 2
150 22
151 6
152 232
153 17
154 7
155 19
156 16
157 10
158 4
159 58
160 8
161 1
162 0
163 0
164 5
165 9
166 53
167 16
168 100
169 30
170 10
171 5
172 7
173 56
174 52
175 225
176 51
177 85
178 11
179 15
180 3
181 0
182 38
183 69
184 52
185 45
186 9
187 9
188 10
189 4
190 1
191 21
192 10
193 15
194 6
195 83
196 56
197 82
198 27
199 6