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1. Geschichte der neuesten Zeit - S. IV

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Iv Vorwort. einer versunkenen Zeit hineinzuversetzen, sofern diese Zeit noch heute merklich nachwirkt. Die Beziehungen zwischen den verschiedenen Zeitrumen und Entwicklungsreihen gilt es herauszufinden; es gilt, die groen Zusammen-hnge sich vor Augen zu stellen, denen die einzelnen Ereignisse angehren; es gilt, die Gegenwart aus der Vergangenheit, die Vergangenheit' aus der Gegenwart zu begreifen; es gilt aber auch, sich mit dem guten, treuen Willen zu erfllen, mit dem das heranwachsende Geschlecht an die Zukunft herantreten soll und an die Arbeit, die darin unseres Volkes harrt. Darum habe ich auf deutsches Wirken auch im Ausland gern und nachdrcklich hingewiesen, damit es geschtzt und weitergefhrt werde. Zu dieser Behandlung des grundlegenden und auch wieder abschlieenden Erziehungsmittels des Geschichtsunterrichts bieten die neuen Sehrplne die erwnschteste Handhabe, und mein Buch ist sorglich darauf bedacht, sie zu bentzen. Es wird nur am Lehrer liegen, ob das herkmmliche Verfahren trotz aller Mahnrufe und aller guten Anlufe noch lnger andauern, ob noch lange der herrliche Lehrgegenstand unfruchtbar bleiben soll, oder ob die Fenster immer weiter aufgetan werden dem frischen Hauche des Lebens, der hinauslocken will auf die schne grne Weide und die Krfte der Seele strken will fr den Genu der Freiheit. Fr den erzhlenden Unterricht" war das Kappessche Lehrbuch be-stimmt, an dessen Stelle das meinige getreten ist. Seither sind wir der Arbeitsschule nahegekommen: da ist keine Zeit mehr, Geschichten zu erzählen. Heute heit es: das Leben verstehen, damit man das Leben wolle und es richtig gebrauche. Die Schler selbst sollen und wollen sich ihr Weltbild selbstttig schaffen und sich das Feld ihrer knftigen Ttigkeit ersphen. Der Lehrvortrag mag ruhig schwinden: auch auf der Hochschule wird er mehr und mehr eingeschrnkt. Ein kundiger und pflichtbewuter Lehrer wird alle Hnde voll zu tun haben, die Ausknfte und Fingerzeige zu gewhren, die seine Klasse, wenn sie das Buch mit offenen Augen angesehen, von ihm verlangen wird. Insbesondere mu es ihm obliegen, seine Schlerinnen nach Magabe ihrer Anlage und Vorbildung zu den Quellen selbst hinzuleiten, auf denen die Darstellung aufgebaut ist.

2. Geschichte der neuesten Zeit - S. 22

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
22 Das Zeitalter der franzsischen Revolution. dies geschehen, wird Europa zu unfern Fen liegen." Der Kampf gegen England bestimmte fortab das Leben des ehrgeizigen Mannes und das Schicksal Europas. Das Inselreich war schwer anzugreifen. Vorerst beschlo Bonaparte im Einverstndnis mit dem Direktorium, gypten zu erobern; dadurch gedachte er Frankreich die Herrschaft der das Mittelmeer und der den morgenlndischen Handel zu sichern und weiterhin die Quelle des englischen Reichtums, Indien, zu bedrohen. Ge-ruschvolle Anstalten in den nordfranzsischen Hfen, die eine Landung in England selbst anzuknden schienen, lenkten die Aufmerksamkeit der englischen Flotte auf den Kanal; ungehindert, ja unbemerkt lief die fran-1798 zsische Armada von Toulon und andern Mittelmeerhfen aus. Ohne Widerstreben ergab sich das vllig unvorbereitete Malta. Jetzt erst teilte Bonaparte seinen Soldaten das groe Ziel mit, dem er sie zufhrte. 2. Dem Namen nach türkisch, gehrte gypten der kriegerischen Kaste der Mameluken an, deren Ahnherren die Leibwache der Kalifen ge-wesen waren. Whrend eines heftigen Sturmes landeten die Franzosen bei Alexandrien und nahmen die Stadt des mazedonischen Welteroberers ein. Die Mhen und Entbehrungen des Marsches durch die Wste, die sich westlich des Deltas hinzieht, berwanden die Soldaten mit guter Laune. Ein groer Sieg am Fue der Pyramiden fhrte zur Eroberung Kairos. Inzwischen fand der englische Admiral Nelson die franzsische Flotte bei Abukir, unweit Alexandriens; entschlossen, sich mit Lorbeer oder mit Zypressen bekrnzen zu lassen, griff er sie an und vernichtete sie in nchtlicher Seeschlacht. 3. Bonapartes stolzer Plan war fehlgeschlagen; Feldherr und Heer waren von der Heimat abgeschnitten. Der Verlust unserer Flotte," sagte er zu Marmont, zwingt uns, noch grere Dinge zu tun, als wir vorhatten. Man mu den Kopf der die Wogen erheben, und die Wogen werden sich legen." Whrend sein Unterfeldherr Desaii Obergypten bis zu den Ka-tarakten unterwarf, mute er selbst gegen einen neuen Feind ziehen. Ihm vllig unerwartet, hatte der Sultan die grne Fahne des Propheten entfaltet und damit den Heiligen Krieg ausgerufen. Erfolgreich rang Bonaparte mit den Trken auf dem Boden des Heiligen Landes. Nur die Seefeste Ackers (Akkon, St. Jean d'acres) konnte er nicht bezwingen: eine Abteilung der englischen Flotte untersttzte sie, während ein Emigrant, ein ehemaliger Mitschler Bonapartes auf der Kriegsschule, sie befehligte. Die Pest brach aus, und die Lage Frankreichs, von der ihm der englische Kommodore Nachricht gab, machte seine Heimkehr ntig.

3. Geschichte der neuesten Zeit - S. 39

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Napoleons Kriege in Spanien und mit Osterreich. Ii 4252. 39 der deutscheste aller Erzherzoge, und die junge Kaiserin Maria Ludo-vika hielten den Augenblick fr gekommen, wo sterreich die bedrngte Menschheit retten knne. Auch Napoleons schnelle und siegreiche Rckkehr aus Spanien vermochte den Entschlu zum Kriege nicht rckgngig zu machen. Nationale Begeisterung erfllte vornehm und gering; Vter und Shne traten in Freibataillone ein, ungarische Adelsfamilien stellten ganze Husarenregimenter ins Feld. sterreichs bester Feldherr, Erzherzog Karl, wute sein Heer mit der berzeugung zu beseelen, da der bevorstehende Krieg der Befreiung ganz Deutschlands gelte. Zugleich erhoben sich die Tiroler gegen die Bayernherrschaft. Sie zrnten, weil die neue Obrigkeit in ihre alten Rechte der Selbstverwaltung und Selbstbewaffnung eingriff, und besonders, weil ihre religisen Gewohnheiten angetastet wurden; sie wollten wieder zu ihrem Kaiserhause gehren. Mit der Untersttzung eines sterreichischen Heeres, das das Pustertal heraufkam, nahmen sie franzsische und bayrische Heeresteile gefangen; nach einer Schlacht am Iselberg eroberten sie Innsbruck. Tirol war frei von Rooereit (Roveredo) bis gegen Kufstein hin. 2. Allein während Erzherzog Johann auf dem sdlichen Kriegsschauplatz den Feind bis hinter die Etsch zurckschlug, verzgerte sich der Aufmarsch des Donauheeres; die Franzosen bekamen Zeit, sich zu sammeln. So wurde Erzherzog Karl in den Gefechten des Regensburger Feidzuges" aus Bayern hinausgedrngt; er zog durch Bhmen gen Wien, in das Napoleon schon eingerckt war. Damit war der Krieg in der Hauptsache schon entschieden: ein geschlagenes sterreich durfte auf keine Verbndeten hoffen. Der Oberfeldherr riet denn auch zum Frieden; aber die Kaiserin Ludovika widersetzte sich mit tapferem Mut. Als nun die Franzosen am Pfingstmontag von Wien aus die Donau berschritten, warf sie Erzherzog Karl in der Schlacht bei Aspern blutig zurck. Von ihm persnlich angefeuert, hielt das Fuvolk dem wilden Ansturm der franzsischen Reiterei stand wie ein Wall; auch am zweiten Schlachttage warf sich der Erzherzog selber, mit der Fahne eines Regiments in der Hand, dem Vorsto der Franzosen entgegen. Die Donaubrcke brach: Napoleon war von seinen Reserven und seinen Munitionswagen getrennt; er mute den Rckzug befehlen. Zum erstenmal war der Unberwindliche berwunden; weithin durch Deutschland erscholl der Ruf der Schlacht bei Aspern und erregte mchtig die Gemter. Aber nun versanken die sterreicher, die furchtbare Verluste gehabt hatten, in Unttigkeit. Erzherzog Karl konnte weder selbst zu einem Ent-

4. Geschichte der neuesten Zeit - S. 83

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Kunst und Wissenschaft, Schule und Kirche. Iii 826. 83 fung der Quellen auch die neuere Geschichte darzustellen; seine Schler sind die groen Geschichtsschreiber des 19. Jahrhunderts: Heinrich von Sybel, Ludwig iesebrecht, Heinrich von Tr eitsch ke. 4. Alexander von Humboldt aber, des groen Staatsmanns Bruder, suchte der Natur ihre Geheimnisse abzulauschen: er durchreiste in jungen Iahren Sdamerika, in spterer Zeit Rußland und Sibirien; sein Freund Karl Ritter begrndete die wissenschaftliche Erdkunde. Englische und amerikanische, namentlich aber deutsche Reisende durchstreiften das Innere Afrikas: Livingstvne und Stanley, Barth und Nach-tigal, Junker und seine khne Frau, Emin Pascha (Dr. Schnitzer) und Wissmann. Der Amerikaner John Ro erreichte den magnetischen, viel spter sein Landsmann Peary nach einer Reihe fehlgeschlagener Ver- 1909 suche den geographischen Nordpol. Auch das Erdinnere wurde Gegenstand der Forschung: nach Goethes Vorgang erkannte man den Irrtum der Katastrophentheorie", der Lehre, da die Gestaltung der Erdoberflche das Ergebnis gewaltiger Umwlzungen gewesen sei, und wandte sich der An-nhme einer langsamen Ausbildung der heutigen Erdgestalt zu. Der Stoffe Gewalt" zu prfen lehrte der Hesse Justus Lieb ig, der Begrnder der Chemie, die sich dann rasch entwickelte durch die Heidelberger Professoren Bunsen und Helmholtz, der ursprnglich ostpreuischer Arzt war und als gefeierter Forscher und Lehrer in Berlin gestorben ist. Die Ergebnisse ihrer Lebensarbeit fanden in den aufblhenden Hhern wie in den Landwirtschaftlichen Schulen, aber auch in der Industrie ihre Anwendung, die mit der englischen in heftigen Wettkampf geriet, wie zu Klopstocks Tagen die Dichtung: so in der Spinnerei und Weberei, in der Eisenverhttung und in der Erzeugung von Rbenzucker. 5. Der grte Schler des groen Schweizer Pdagogen Heinrich Pestalozzi, der Schlesier Friedrich Frbel, legte in seinem Kinder-garten und in seinem groen Werke Menschenerziehung" den Grund ig26 zu einer wissenschaftlichen Erziehungskunst, die heute Gemeingut des deutschen Hauses und der deutschen Schule zu werden beginnt. Auch das religise Leben hat einen groen Schritt zur Eini-gung getan. Beim Jubelfeste der Reformation regte Friedrich Wilhelm Iii. 1817 die Verschmelzung der Lutherischen mit der Reformierten Kirche an; Geistliche beider Bekenntnisse reichten gemeinsam das Abendmahl. So gelang in Preußen die Union der Evangelisch-Protestantischen Kirche, die gleichzeitig auch in Baden, hauptschlich durch den Prlaten Johann Peter Hebel, zustande kam. 6. Noch wirksamer bahnte Preußen und sein König auf wirtschaftlichem Gebiete die Einheit an. Die Gesetzgebung und die treffliche Beamtenschaft (die Bureaukratie") Preuens vollendeten die Befreiung des Bauern- 6*

5. Geschichte der neuesten Zeit - S. 46

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
46 Das Napoleonische Kaiserreich und die Befreiungskriege. 7. Bisher hatte jede Provinz, ja einzelne Teile einer Provinz ein abgesondertes Dasein gefhrt, die andern Provinzen und Landesteile als Ausland betrachtet und behandelt; einige hatten sogar eigene Ministerien: jetzt wurde das Gefhl der Zusammengehrigkeit in allen ge-weckt; das gelang um so besser, als seit dem Tilsiter Frieden Preußen nur noch aus den vier alten Provinzen Friedrichs des Groen bestand, die schon fester miteinander verwachsen waren. Die Verteidigung des Vaterlandes betrachteten die verschiedenen Stnde bisher als die Aufgabe des Heeres, die sie nichts angehe: jetzt lernte jeder sich als den mitberufenen Schtzer seines Landes ansehen. 8. .Krperliche und geistige Bildung zugleich sollte das preuische Volk erneuern. Fr den Turnvater Jahn wurde auf der Hasenheide unweit Berlins ein Turnplatz errichtet; Schillers und Goethes Freund Wilhelm von Humboldt, der Bruder des Naturforschers, grndete als Kultusminister die Universitt Berlin, die bald der Sammel-punkt der charaktervollsten Gelehrten und Lehrer Deutschlands wurde; der Theologe Schleiermacher, der die Unabhngigkeit des Denkens und Forschens von kirchlichen Vorstellungen und Vorschriften lehrte; der Philosoph Fichte, der, fast umringt von franzsischen Bajonetten, seine flammenden Reden an die deutsche Nation" hielt, um unser Volk zu lehren, was deutsch sei; der Geschichtsforscher Niebuhr, der an der Rmischen Geschichte zeigte, wie Sagendichtung und Geschichte zu unter-scheiden sind: sie alle wirkten an der neuen Hochschule. Durch die Anordnung einer wissenschaftlichen Prfung, worin die Be-fhigung zum Unterricht an hheren Schulen zu erweisen war, ist W. v. Humboldt auch der Begrnder des modernen Gymnasiums und des Oberlehrerstandes geworden. Da alle Krfte geweckt werden sollten, wurden auch die Juden Staatsbrger. Sie muten daher Familiennamen annehmen: nur christ-liche Vornamen durften sie nicht führen; bis auf die Staats- und Offiziers-mter sowie das hhere Lehramt wurden ihnen alle Berufe geffnet. 9. So lernten alle Preußen und weiterhin alle Deutschen das schne Wort Steins auf sich beziehen: Es gibt nur ein Vaterland, das heit Deutschland, und ich bin nur ihm von ganzem Herzen ergeben." Schon lebte auch der Schlachtenmut wieder auf: die Brgerschaft und die leitenden Männer des Staates waren schon im Jahr 1809 bereit, sich am Kriege gegen Napoleon zu beteiligen, und der König sagte zu einem Abgesandten des Kaisers Franz: Wenn ich nicht hhere Pflichten htte, ich dchte wie sie." Napoleon, dem diese Stimmung nicht entging, peinigte das unglck-liche Preußen durch heftige Einforderung der Kriegsentschdigung; um ihn

6. Geschichte der neuesten Zeit - S. 49

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der russische Feldzug. Ii 714. 49 Herden von Schlachtvieh, die ihr nachgeschickt wurden, vermochten die Marschsulen nicht einzuholen. Menschen und Pferde fielen massenhaft vor Hunger und Hitze; Raub und Plnderung waren allgemein; der Selbstmord nahm berhand. Am meisten litten die Rheinbndischen: 22000 Bayern hatten die Oder berschritten, 11000 erreichten die Dna. Dennoch drang Napoleon unaufhaltsam vorwrts. Nur zweimal hielten die Russen ernsthaft stand: am Eingang ins eigentliche Rußland bei Smolensk und dann bei Borodino an der Moskwa, in der blutigsten Schlacht der Geschichte: vom 1. bayrischen Chevauleger-Regiment waren am Abend noch dreiig Mann und zwei Offiziere dienstfhig. Aber der Feind entschlpfte der Nacht. 4. Endlich hielt der Kaiser auf einem Hgel vor Moskau. Da lag die halbasiatische Stadt mit ihren Bndeln goldstrahlender Kirchtrme, mit den Prunkpalsten der Bojaren und der Kaiserburg aus felsiger Hhe, dem Kreml mit seinen goldenen Toren, Trmen und Zinnen. Napoleon glaubte sich am Ziel seiner Wnsche: von hier aus konnte er nach gypten, nach Indien ziehen oder auch England unmittelbar angreifen! Aber die Einwohner hatten sich geflchtet; durch entvlkerte Straen ritt der Eroberer ein, wie einst der Brennus in Rom. In Moskau sollten die Winterquartiere genommen, der Friede diktiert werden. Aber in der Nacht schlugen Flammen empor und wlzten sich bei wtendem Nordsturm der die hlzernen Dcher auf den Kreml los: durch brennende Huser mute Napoleon sich auf ein naheliegendes Schlchen retten. Nach fnf Tagen und Nchten lagen zwei Dritteile der Stadt in Asche. Der Stadtkommandant Fürst Rostopschin hatte die Spritzen fortschaffen und die Stadt durch freigelassene Verbrecher anznden lassen. Auf Friedensanerbietungen Napoleons ging der Zar nicht ein; Frei-Herr vom Stein, den er zu sich geladen, war in seinem Rate der einflureichste Mann. An Steins Persnlichkeit hing in jenen entscheidenden Wochen das Schicksal Europas. Ihm zur Seite stand als sein Freund und Helfer ein andrer Verbannter: der Greifswalder Professor Ernst Moritz Arndt.*) Einen vollen Monat lie Napoleon sich hinhalten, während seine Soldaten darbten. Erst im Oktober, als er die Zahl der feindlichen Streit-krfte immer mehr anwachsen sah und der Winter nahe war, trat er, den Kreml in die Luft sprengend, den Rckzug an, notgedrungen auf der leichenbesten Strae, auf der er hergekommen, durch ein unabsehbares Land ohne Haus, ohne Nahrungsmittel. *) Arndts Buch: Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichs-freiherrn Heinrich Karl Friedrich vom Stein" (in Diesterroegs Sammlung) ist noch heute eine Freude fr jeden deutschen Leser. Keller, Geschichte. Teil Iv. 4

7. Geschichte der neuesten Zeit - S. 95

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Lombardische Krieg. Sdamerika. Die Union. Iv 132a2. 95 weie Blut bis zu 10 v. H. gesunken ist, zeigen roeit mehr Neigung zu Verschwrungen und Emprungen als zu ernster Arbeit. Auch Mexiko wurde ein Freistaat, und Brasilien machte sich von Portugal unabhngig, aber unter einem Kaiser aus dem heimischen Knigshause; heute ist es ein republikanischer Staatenbund wie die Union. Die Heilige Allianz wre Spanien im Kampfe gegen die Aufstndischen gern zu Hilfe gekommen,- aber England untersttzte die Kreolen heimlich, um seiner Industrie und seinem Handel diese unermelichen Absatzgebiete zu sichern, die grer sind als Indien, China und Japan zusammen. Aus derselben Absicht stellte der Unionsprsident Monroe in einer Bot-schaft an den Kongre die Monroe-Doktrin" auf, den Grundsatz 1823 nmlich: da die amerikanischen Kontinente... von nun an nicht als Gegenstnde fr eine knftige Kolonisation durch irgendeine europische Macht zu betrachten sind;" daran reihte er die gegen die Völker Europas gerichtete Erklrung, da wir jeden Versuch ihrerseits, ihr System auf einen Teil dieser Hemisphre auszudehnen, als eine Gefahr fr unfern Frieden und unsre Sicherheit ansehen wrden"; Amerika knnte ein Eingreifen einer europischen Macht in der Absicht, sie zu unterdrcken oder in irgend-einer Art ihr Schicksal zu berwachen, nicht anders ansehen, denn als die uerung einer unfreundlichen Gesinnung gegen die Vereinigten Staaten". 2. Wie ihre Handelsbeziehungen, dehnte die Union auch ihr Land-gebiet unaufhaltsam aus. Sie kaufte noch zu Napoleons I. Zeiten von Frankreich um fnfzehn Millionen Dollar Louisiana, die ganze Lnder-masse zwischen dem Mississippi und dem Felsengebirge, und verdoppelte dadurch ihre Bodenflche; der Staat Texas, so groß wie England und Frankreich zusammen, machte sich vom mexikanischen Staatenbund los und trat der Union bei, die damit eine lange Kstenstrecke am Mexi-konischen Golf gewann; in dem Krieg, der darber mit Mexiko ausbrach, eroberten die Amerikaner, auf Eortes' Wege vordringend, die Stadt Mexiko; der Friede verschaffte ihnen die heutigen Staaten Neu-Mexiko, Arizona und Neu-Kalifornien, wo gerade ein Arbeiter, der Schweizer 1848 Sutter, am Sakramentoflu das erste Gold entdeckte. Zwei Jahrzehnte spter erwarb die Union durch Kauf auch das russische Alaska und damit den Eingang zum Beringsmeer; die Pelzausbeute eines Jahres trgt den Kaufpreis des Landes ein. In den sdamerikanischen Lndern und in weit hherem Mae in den Vereinigten Staaten mit ihrem ppigen Ackerboden fanden Ansiedler ein schnes Arbeitsfeld: ungefhr anderthalb Millionen Deutsche, dar-unter drei Viertel mnnlichen Geschlechts, sind allein in den Iahren von 1830 bis 1860 eingewandert; ihre zahlreichen Niederlassungen gediehen be-sonders in Pennsylvanien, Illinois und Wiskonsin. Seitdem die kalifor-

8. Geschichte der neuesten Zeit - S. 97

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Aufschwung der Union. Die Sklaoenfrage. Iv Lasbs. 97 Ein erfunden hatte (1793), eine Entkrnungsmaschine, die auch die kurz-faserige Baumwolle verwendbar macht. Die ungeheuern Massen von Baum-wolle, die nun Jahr fr Jahr geerntet wurden, und der virginische Tabak wollten nach den europischen Mrkten ausgefhrt und dafr alle Bedarfs-artikel aus dem Ausland eingefhrt sein. Verlangte dieser landwirtschaft-liche Grobetrieb den Freihandel, so war er zugleich an die Sklaven-arbeit gebunden; Weie waren nach ihrer natrlichen Anlage und Lebens-weise den Anforderungen des Plantagenbaus nicht gewachsen und die Neger zu freiwilliger Arbeit nicht erzogen. Schutzzllnerische Farmer und Handwerker des Nordens und frei-hndlerische Sklavenbarone im Sden standen einander feindselig gegen-ber. Die Sklavenstaaten drangen seit Jahrzehnten auf Trennung vom Bunde. Der Anschlu von Texas an die Union erhhte ihre Zahl, und jeder neu hinzukommende Staat im Westen entfesselte den Hader aufs neue. Seit 1808 verbot ein Gesetz nach englischem Vorgang den afrika-nischen Sklavenhandel, die Einfuhr schwarzen Elfenbeins". Aber die vor-handenen und im Lande geborenen Schwarzen prgelte, ttete, ver-handelte man, als wren sie Haustiere,- versagt blieb ihnen Familienleben und Eigentum, sogar der Unterricht, damit sie unfhig blieben zur Frei-heit; in den Kirchen hatten sie gesonderte Abteilungen. Dennoch machte ihre Zahl, z. B. in Virginien, weit mehr als die Hlfte der Bevlkerung aus, während die weien Farmer und Handwerker im Sden wegen der Sklavenarbeit nicht aufkamen. Um so greren Anhang gewann in den Nordstaaten die Bewegung der Sklavenbefreiung, der Abolition". Das Buch von Harrtet Beecher-Stowe: Onkel Toms Htte", das das Sklavenelend schilderte, fand im Jahre seines Erscheinens (1852) 300000 Kufer! 2- Im Bunde mit edeln Mnnern und Frauen hat William Lloyd Garrison der Abolition" sein ganzes Leben gewidmet. Ursprnglich ein Buchdruckergehilfe wie Franklin, suchte er lnger als ein Menschenalter in seiner Zeitung Der Befreier" wie in Vortrgen, zum Teil unter freiem Himmel, seine Landsleute aufzuwecken wie mit einem Trompetensto. Der Staat Georgia setzte einen Preis von 5000, sechs Mississippier einen von 20000 Dollar auf seinen Kopf; doch keine Entbehrung, keine Gefahr machte ihn wankend in seinem Streben. Aber auf friedlichem Wege lie sich die Lehre von der Freiheit aller Menschen, wie sie die Verfassung vorschrieb, nicht verwirklichen. Da ward der Anwalt Abraham Lincoln aus Illinois zum Pr-sidenten erwhlt. Ein schlichter, warmherziger Riese aus Kentucky, vielleicht deutscher Abkunft (seine Vorfahren scheinen Linkhorn geheien zu haben), hatte er sich vom Hinterwldler und Bootsmann emporgearbeitet durch Keller, Geschichte. Teil Iv. 7

9. Geschichte der neuesten Zeit - S. 59

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Vlkerschlacht bei Leipzig. Ii 8 b502. 59 Napoleon mute aus Leipzig zurckgehen. Am 14. Oktober wurde der König von Neapel in einer Reiterschlacht bei Wachau im Sden der Stadt von Preußen und Russen geworfen. Am 16. begann die Vlkerschlacht. Im Halbkreis umstellt, drngte Napoleon im Sden bei Lieb ert-wolkwitz das Bhmische Heer zurck. Siegesboten flogen nach Paris; in Leipzig luteten die Glocken. Aber im Norden, bei Mckern, hielt Blcher die Franzosen fest, da sie den anderen nicht helfen konnten zu entscheidendem Schlag. 9)orcf selbst fhrte mit blitzendem Degen die Schwarzen Husaren zum Sturm. Denn seine bestgezielten Schlge tat Blcher allemal durch sein Jorcksches Storps; auf die Russen war nicht immer Verla. Auch bei Mckern focht die Landwehr ruhmvoll: Wenn eine feindliche Kugel zehn bis fnfzehn daniederri, riefen sie: ,Es lebe der König!' und schlssen sich wieder in den Lcken der den Getteten zusammen," schrieb Eneisenau seiner Frau. Am folgenden Tag, einem Sonntag, drang Blcher bis unter die Mauern Leipzigs vor, während Napoleon unttig den Erfolg der Ver-Handlungen abwartete, die er mit seinem Schwiegervater angeknpft hatte; aber er erhielt auf sein Angebot gar keine Antwort. Im Osten fgten sich mittlerweile die Russen unter Barclay de Tolly und am 18. das Nordheer in den eisernen Ring, der den Kaiser umklammerte. Am Morgen des 18. ritt Blcher selbst mit dem Prinzen Wilhelm zu Bernadette. Nach einer heftigen Auseinandersetzung versprach der Kronprinz seine Teilnahme an der Schlacht; aber er griff erst am Abend ein, und nicht mit seinen Schweden. 2. Der Ausgang war schon am 16. entschieden; die Kmpfe, die am 18. rund um Leipzig tobten, galten nur noch der Deckung des Rck-zuges, den Napoleon schon in der vorhergehenden Nacht vorzubereiten begann. Aber das Ringen war furchtbar: im Sden und im Westen, bei Probstheida und Lindenau, stritten die sterreicher mit den Russen zusammen, tapfer wie immer, aber ohne Erfolg. Im Osten machten die Russen, besonders aber im Norden die Preußen siegreiche Fortschritte. Schsische und wrttembergische Abteilungen traten mitten im Feuer zu den Verbndeten der; den Franzosen ging das Pulver aus. Der schwedische Kronprinz rckte dicht an Leipzig heran: am nchsten Tag mute das franzsische Heer abgeschnitten sein. Whrend sein Rckzug begann, stiegen die drei Monarchen von den Pferden und dankten Gott auf den Knien fr den Sieg; die Truppen stimmten fromme Lieder an. Am Morgen des 19. Oktobers erkmpften die Preußen, Russen, Schweden sich den Einzug durch das Grimmaische Tor. Blcher wurde zum Feldmarschall befrdert; ihn und Eneisenau umbrauste der Jubel

10. Geschichte der neuesten Zeit - S. 109

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Schlacht bei Kniggrtz. Iv 535. 109 Zwei weithin sichtbare Linden bezeichnete Friedrich Wilhelm mit dem Degen als Ziel des Angriffes: eine Batterie, die von dieser Landwarte herunter Feuer spie, wurde trotz aller Ermdung genommen und nach ge-waltigem Kamps auch der Schlssel der sterreichischen Stellung: die Hhe von Chlum. Im Augenblick angekndigter Hilfe, mit dem Wort: Nun wird ja alles gut!" starb General Hiller v. Ertringen den Heldentod. Gleichzeitig brachte auch im Sden General Herwarth v. Bitten-feld mit der Elbarmee die tapfern Sachsen zum Weichen. In Front und Flanke gefat, stand Benedeks Heer in Gefahr, abgeschnitten zu werden. Aber Feldherr und Offiziere warfen sich und ihre gleich braven Truppen mit dem Ungestm der Verzweiflung wiederholt dem Ansturm der Preußen entgegen; erst als der Versuch, Chlum zurckzuerobern, unter grlichen Verlusten milang, als seine Reiterei nach groartigem Vor-sto das eigene Fuvolk berritt, verlie auch Benedek das Schlachtfeld. Bis zuletzt suchte seine wackere Artillerie den Feind zurckzuhalten: als König Wilhelm der die Walstatt ritt, schlugen die Granaten noch neben ihm ein. Er schien es gar nicht zu bemerken in seiner Freude der seine Soldaten; ruhig und behaglich sa er auf seinem Pferd und fand, so schrieb Bismarck seiner Frau, immer wieder Bataillone, denen er danken und ,Guten Abend, Grenadiere!' sagen mute, bis wir dann richtig wieder ins Feuer hineingetndelt waren". Halb gewaltsam entfernte der treue Minister seinen Herrn aus der Gefahr. 70000 Preußen waren gar nicht ins Gefecht gekommen; fnf Armeekorps hatten acht feindliche geschlagen. Moltke hatte schon am Morgen gesagt: Ew. Majestt gewinnen heute nicht nur die Schlacht, sondern den Feldzug." Bismarck aber sprach am Abend: Dre Streitfrage ist also entschieden; jetzt gilt es, die alte Freundschaft mit sterreich wieder zu gewinnen." In der grten Schlacht des Jahrhunderts war die Zukunft Deutschlands, fter-reiche und Italiens entschieden worden. 5. Die todmden Preußen erhielten einen Rasttag; unoerfolgt zog sich Benedek nach Olmtz zurck. Mit ungebrochener Kriegszucht stellten sich seine geschlagenen Abteilungen wieder her; aber als er mit ihnen gen Wien aufbrach, drngten ihn die Preußen von der March ostwrts der die Kleinen Karpaten. Bei Blumenau, nahe bei Preburg, wurde das letzte Gefecht dieses dreiigtgigen Krieges unterbrochen durch die Kunde eines Waffenstillstandes, den sterreich erbat, als die preuischen Marschsulen bereits die Spitze des Stephansturmes im Gesicht hatten. Kurz vorher schlug der sterreichische Admiral Tegethoff die italienische Flotte bei der Felseninsel Lissa: der erste Seesieg, der mit Panzerschiffen erfochten wurde.
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