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1. Geschichte der neuesten Zeit - S. 22

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
22 Das Zeitalter der franzsischen Revolution. dies geschehen, wird Europa zu unfern Fen liegen." Der Kampf gegen England bestimmte fortab das Leben des ehrgeizigen Mannes und das Schicksal Europas. Das Inselreich war schwer anzugreifen. Vorerst beschlo Bonaparte im Einverstndnis mit dem Direktorium, gypten zu erobern; dadurch gedachte er Frankreich die Herrschaft der das Mittelmeer und der den morgenlndischen Handel zu sichern und weiterhin die Quelle des englischen Reichtums, Indien, zu bedrohen. Ge-ruschvolle Anstalten in den nordfranzsischen Hfen, die eine Landung in England selbst anzuknden schienen, lenkten die Aufmerksamkeit der englischen Flotte auf den Kanal; ungehindert, ja unbemerkt lief die fran-1798 zsische Armada von Toulon und andern Mittelmeerhfen aus. Ohne Widerstreben ergab sich das vllig unvorbereitete Malta. Jetzt erst teilte Bonaparte seinen Soldaten das groe Ziel mit, dem er sie zufhrte. 2. Dem Namen nach türkisch, gehrte gypten der kriegerischen Kaste der Mameluken an, deren Ahnherren die Leibwache der Kalifen ge-wesen waren. Whrend eines heftigen Sturmes landeten die Franzosen bei Alexandrien und nahmen die Stadt des mazedonischen Welteroberers ein. Die Mhen und Entbehrungen des Marsches durch die Wste, die sich westlich des Deltas hinzieht, berwanden die Soldaten mit guter Laune. Ein groer Sieg am Fue der Pyramiden fhrte zur Eroberung Kairos. Inzwischen fand der englische Admiral Nelson die franzsische Flotte bei Abukir, unweit Alexandriens; entschlossen, sich mit Lorbeer oder mit Zypressen bekrnzen zu lassen, griff er sie an und vernichtete sie in nchtlicher Seeschlacht. 3. Bonapartes stolzer Plan war fehlgeschlagen; Feldherr und Heer waren von der Heimat abgeschnitten. Der Verlust unserer Flotte," sagte er zu Marmont, zwingt uns, noch grere Dinge zu tun, als wir vorhatten. Man mu den Kopf der die Wogen erheben, und die Wogen werden sich legen." Whrend sein Unterfeldherr Desaii Obergypten bis zu den Ka-tarakten unterwarf, mute er selbst gegen einen neuen Feind ziehen. Ihm vllig unerwartet, hatte der Sultan die grne Fahne des Propheten entfaltet und damit den Heiligen Krieg ausgerufen. Erfolgreich rang Bonaparte mit den Trken auf dem Boden des Heiligen Landes. Nur die Seefeste Ackers (Akkon, St. Jean d'acres) konnte er nicht bezwingen: eine Abteilung der englischen Flotte untersttzte sie, während ein Emigrant, ein ehemaliger Mitschler Bonapartes auf der Kriegsschule, sie befehligte. Die Pest brach aus, und die Lage Frankreichs, von der ihm der englische Kommodore Nachricht gab, machte seine Heimkehr ntig.

2. Geschichte der neuesten Zeit - S. 32

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
32 Das Napoleonische Kaiserreich und die Befreiungskriege. König vernachlssigt und von denen uns doch nur allein Rettung kommen kann, um sich; ja, sie ist es, die das, was noch nicht zusammengestrzt ist, erhlt." Vom Schlachtfeld kam der Sieger nach Weimar; die Herzogin Luise rechtfertigte in langer Unterredung mit ihm mutig das Bndnis ihres Gemahls mit Preußen. Eine Frau, die nicht einmal vor unfern zweihundert Kanonen Angst hat," uerte er und lie dem Herzog sagen, er verdanke den Weiterbesitz seines Landes nur de: Achtung, die ihm seine Frau eingeflt habe. In derselben Nacht wurde Goethe durch die tapfere Geistesgegenwart seiner Gemahlin Christiane Vulpius den Mrderhnden franzsischer Plnderer entrissen. 5. Der Kaiser zog vierzehn Tage nach seinem Doppelsieg in Berlin eilt. Mit Ehrfurcht stand er in Potsdam am Sarge des Alten Fritz": Wenn der noch lebte," soll er gesagt haben, stnden wir nicht hier." Den Degen des groen Knigs schickte er nach Paris, ebenso das von Gottfried Schadow gegossene Viergespann der Viktoria auf dem Branden-burger Tor, das Friedrich Wilhelm Ii. erbaut hatte. Immer tiefer in den Osten flchtete die Knigsfamilie. Knigin Luise wurde von einem, heftigen Nervenfieber ergriffen und mute bald nach Weihnachten im grimmigsten Winter, noch krank, der die Kurische Nehrung flchten: da bernachtete sie in einer Htte, deren Fenster zerbrochen waren, so da es ihr aufs Bett schneite. Und doch wollte die fromme Frau lieber in Gottes Hand fallen als in die der bsen Menschen: und sie wurde gesund in Wind und Wetter. Schmachvoll wurden die Festungen, fast alle ohne Beschieung, durch die zum Teil steinalten Kommandanten ausgeliefert: in Stettin ergaben sich 5000 Mann an 800 franzsische Reiter; Magdeburg kapi-tulierte nach den ersten feindlichen Schssen mit 24000 Mann, 6500 Pferden und 577 Geschtzen; die Belagerungstruppen unter Marschall Ney waren weit schwcher: mehrere feindliche Korps htte die Festung vor ihren Mauern festhalten knnen. Preußen ist verschwunden," schrieb Napoleon an den Sultan. Nur drei Festungen bildeten eine trostreiche Ausnahme. Danzig bergab Feldmarschall Kalkreuth erst im Mai mit wohlverdienten Kriegsehren. Graudenz hielt sich bis zum Friedensschlu. Als ein Unterhndler (Parlamentr) andeutete, es gebe keinen König von Preußen mehr, antwortete der Kommandant, General Eourbiere, ein alter Neuenburger, auf deutsch: Gut, dann bin ich König von Graudenz." 6. Die alte Hansestadt Kolberg war in derselben schlimmen Verfassung wie die andern Festungen: die Wlle waren verfallen; die Besatzung zhlte kaum 1000 Mann und war schlecht gebt und schlecht gesinnt;

3. Geschichte der neuesten Zeit - S. 39

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Napoleons Kriege in Spanien und mit Osterreich. Ii 4252. 39 der deutscheste aller Erzherzoge, und die junge Kaiserin Maria Ludo-vika hielten den Augenblick fr gekommen, wo sterreich die bedrngte Menschheit retten knne. Auch Napoleons schnelle und siegreiche Rckkehr aus Spanien vermochte den Entschlu zum Kriege nicht rckgngig zu machen. Nationale Begeisterung erfllte vornehm und gering; Vter und Shne traten in Freibataillone ein, ungarische Adelsfamilien stellten ganze Husarenregimenter ins Feld. sterreichs bester Feldherr, Erzherzog Karl, wute sein Heer mit der berzeugung zu beseelen, da der bevorstehende Krieg der Befreiung ganz Deutschlands gelte. Zugleich erhoben sich die Tiroler gegen die Bayernherrschaft. Sie zrnten, weil die neue Obrigkeit in ihre alten Rechte der Selbstverwaltung und Selbstbewaffnung eingriff, und besonders, weil ihre religisen Gewohnheiten angetastet wurden; sie wollten wieder zu ihrem Kaiserhause gehren. Mit der Untersttzung eines sterreichischen Heeres, das das Pustertal heraufkam, nahmen sie franzsische und bayrische Heeresteile gefangen; nach einer Schlacht am Iselberg eroberten sie Innsbruck. Tirol war frei von Rooereit (Roveredo) bis gegen Kufstein hin. 2. Allein während Erzherzog Johann auf dem sdlichen Kriegsschauplatz den Feind bis hinter die Etsch zurckschlug, verzgerte sich der Aufmarsch des Donauheeres; die Franzosen bekamen Zeit, sich zu sammeln. So wurde Erzherzog Karl in den Gefechten des Regensburger Feidzuges" aus Bayern hinausgedrngt; er zog durch Bhmen gen Wien, in das Napoleon schon eingerckt war. Damit war der Krieg in der Hauptsache schon entschieden: ein geschlagenes sterreich durfte auf keine Verbndeten hoffen. Der Oberfeldherr riet denn auch zum Frieden; aber die Kaiserin Ludovika widersetzte sich mit tapferem Mut. Als nun die Franzosen am Pfingstmontag von Wien aus die Donau berschritten, warf sie Erzherzog Karl in der Schlacht bei Aspern blutig zurck. Von ihm persnlich angefeuert, hielt das Fuvolk dem wilden Ansturm der franzsischen Reiterei stand wie ein Wall; auch am zweiten Schlachttage warf sich der Erzherzog selber, mit der Fahne eines Regiments in der Hand, dem Vorsto der Franzosen entgegen. Die Donaubrcke brach: Napoleon war von seinen Reserven und seinen Munitionswagen getrennt; er mute den Rckzug befehlen. Zum erstenmal war der Unberwindliche berwunden; weithin durch Deutschland erscholl der Ruf der Schlacht bei Aspern und erregte mchtig die Gemter. Aber nun versanken die sterreicher, die furchtbare Verluste gehabt hatten, in Unttigkeit. Erzherzog Karl konnte weder selbst zu einem Ent-

4. Geschichte der neuesten Zeit - S. 41

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Tiroler. Schill; Herzog Wilhelm von Braunschweig. Ii 5s6. 41 Volkserhebung zustande kommen; in Heinrich von Kleists Hermanns-Macht" mit ihren Bildern eines grausigen Hasses malt sich die innere Entrstung, die in den Kreisen der Gebildeten Platz griff. Bewaffnete Erhebungen, die in Westfalen versucht wurden, schlugen fehl; die Fhrer entkamen nach Bhmen. Der preuische Major Fer-dinand von Schill, der in dieses Unternehmen verwickelt war, be-schlo, der Befreier seines Volkes zu werden, wie er seit der Verteidigung von Kolberg sein Liebling war. In den Tagen des Donaufeldzuges fhrte er sein Husarenregiment ohne Gepck, ja ohne Munition ins Feld; andere Offiziere fhrten ihm Fuvolk zu. Er rechnete auf eine allgemeine Erhebung, eine Landung der Englnder und auf die bevorstehende Kriegserklrung seines Knigs. Aber Preußen war noch nicht gerstet; nur einzelne Offiziere und Mannschaften schlssen sich Schill und seinen Getreuen an. Da brach sich die tapfere Schar an der Elbe hinunter Bahn und warf sich in die verfallene schwedische Festung Stralsund. Dort gedachte Schill sich zu behaupten, bis Hilfe kme. Aber eine aus Hollndern, Dnen, Olden-burgern und Holsteinern gemischte Heerschar drang durch das verfallene und abgelegene Knieper Tor ein; Schill wehrte sich heldenmtig und fand im Straenkampf seinen Tod. Elf seiner Offiziere wurden gefangen und in Wesel standrechtlich erschossen; der lteste war 31 Jahre alt. Die Mann-schaft kam auf die Galeeren. Glcklicher war der Weifenherzog Wilhelm, Ferdinands Sohn. Als deutscher Neichsftirst, der mit sterreich verbndet war, und nach dem Waffenstillstand als selbstndiger Kriegsherr schlug er sich von seiner schleichen Herrschaft ls aus mit nur 2000 Mann zu Fu und zu Ro unter schweren Gefechten durch ein ganzes Armeekorps nach Braunschweig durch und an die Wesermndung; dort nahm ihn eine englische Flotte auf, die nach Schills Tod auf der Stralsunder Reede eintraf. In Stadt und Land hatte ihn die Bevlkerung sehnschtig erwartet, jubelnd empfangen und mit Nahrungsmitteln und mit Fuhrwerk untersttzt. Nach dem Vorbilde seiner schwarzen Schar" trugen die Braunschweiger nachmals schwarze Uniform mit dem Totenkopf. 6. Napoleons Herrschsucht kannte keine Rcksicht mehr. König Lud-wig von Holland, der sich weigerte, sein Land durch die Festland-sperre zugrunde richten zu lassen und die von seinem Bruder verhngten Strafen zu vollstrecken, legte die Krone nieder; nun wurde Holland als eine Anschwemmung franzsischer Flsse" Frankreich einverleibt und in mehrere Departements zerrissen. Auch den Kanton Wallis mit seinen Alpenpssen und die drei norddeutschen Hansestdte samt Oldenburg und Teilen Westfalens schlug ein

5. Geschichte der neuesten Zeit - S. 44

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
44 Das Napoleonische Kaiserreich und die Befreiungskriege. dem Herzog von Braunschweig wie nachher dem General Lestocq als Ge-neralstabschef zur Seite, und in hnlicher Stellung hatte er an Blchers Rckzug teilgenommen. Jetzt, als Direktor des Kriegsdepartements", beseitigte er das ausschlieliche Anrecht des Adels auf den Offiziersberuf; aber alle Offiziere, verlangte er, sollten vornehm sein durch Bildung und Charakter. Demgem wurde jede Bestrafung des Offiziers abgeschafft bis auf Zimmerarrest ohne Bewachung. Die Dienstzeit des Gemeinen wurde von zwanzig Iahren auf vier ermigt. Wie alle entbehrlichen Offiziere wurden alle angeworbenen Sol-datett entlassen. So bestand das Heer aus lauter Landeskindern, und es wurden mit den seit 1713 vorgeschriebenen Zpfen, die nach dem Tag von Jena gefallen waren, die Stock- und Spierutenstrafen abgeschafft: den Beweggrund zum Wohlverhalten, schrieb Gneisen au in einem Zeitungsaufsatz Freiheit des Rckens", solle der preuische Sol bat nicht mehr im Holze suchen, sonbern im Ehrgefhl. Der Solbatenstanb, dem allein die Ehre des Waffentragens zukam, sollte auch der gediegenste aller Stnde sein. Die Ausbildung war darauf bedacht, jeden einzelnen zu selbstndigem Han-deln zu befhigen, ihn zum Bewutsein eigener Verantwortung zu erziehen. Soweit es die Abhngigkeit des Landes von Frankreich gestattete, sollte die allgemeine Wehrpflicht durchgefhrt, das Heer das Volk in Waffen werden. Es mu zur Schande gereichen, wer nicht gedient hat," schrieb Blcher an Scharnhorst, und Gneisenau forderte: Nicht eher die Braut zum Altar, ehe nicht die Pflicht gegen das Vaterland erfllt ist!" Gneisenau aber entwickelte dem König spter einen Entwurf zur Er-richtung eines Landsturms, der nach dem Muster Spaniens gegen feindlichen Einbruch einen Verzweiflungskampf führen sollte. 4. Napoleon aber verbot Preußen, mehr als 42000 Mann unter den Waffen zu halten; ja, der Staat konnte nur 20000 besolden. Da ersetzte Scharnhorst, dessen Seele die Freunde so faltenreich fanden wie sein Gesicht, jeweils die Mannschaften nach notdrftiger Ausbildung geruschlos durch neue und lie die Krmp er" daheim durch Ererziermeister noch weiter einben im Marschieren und Schieen wie im zerstreuten Gefecht", das an die Stelle der Lineartaktik" Friedrichs des Groen treten sollte. So hatte er doch 150000 Mann bereit fr die Stunde der Abrechnung. Schon glaubte Stein im Bunde mit sterreich den Freiheitskrieg entfachen zu knnen; durch eine Volksvertretung, die er einzuberufen gebachte, sollten Volk und König fortgerissen werben. Aber eine starke Partei, die am Alten hing, arbeitete ihm entgegen. Ein unvorsichtiger Brief des Ministers fiel welschen Sphern in die Hnbe. Napoleon wnschte ihn zu beseitigen, bevor er nach Spanien ging. So erhielt Stein seinen Abschied; und als dann der Kaiser von Spanien aus le nomme Stein voulant

6. Geschichte der neuesten Zeit - S. 49

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der russische Feldzug. Ii 714. 49 Herden von Schlachtvieh, die ihr nachgeschickt wurden, vermochten die Marschsulen nicht einzuholen. Menschen und Pferde fielen massenhaft vor Hunger und Hitze; Raub und Plnderung waren allgemein; der Selbstmord nahm berhand. Am meisten litten die Rheinbndischen: 22000 Bayern hatten die Oder berschritten, 11000 erreichten die Dna. Dennoch drang Napoleon unaufhaltsam vorwrts. Nur zweimal hielten die Russen ernsthaft stand: am Eingang ins eigentliche Rußland bei Smolensk und dann bei Borodino an der Moskwa, in der blutigsten Schlacht der Geschichte: vom 1. bayrischen Chevauleger-Regiment waren am Abend noch dreiig Mann und zwei Offiziere dienstfhig. Aber der Feind entschlpfte der Nacht. 4. Endlich hielt der Kaiser auf einem Hgel vor Moskau. Da lag die halbasiatische Stadt mit ihren Bndeln goldstrahlender Kirchtrme, mit den Prunkpalsten der Bojaren und der Kaiserburg aus felsiger Hhe, dem Kreml mit seinen goldenen Toren, Trmen und Zinnen. Napoleon glaubte sich am Ziel seiner Wnsche: von hier aus konnte er nach gypten, nach Indien ziehen oder auch England unmittelbar angreifen! Aber die Einwohner hatten sich geflchtet; durch entvlkerte Straen ritt der Eroberer ein, wie einst der Brennus in Rom. In Moskau sollten die Winterquartiere genommen, der Friede diktiert werden. Aber in der Nacht schlugen Flammen empor und wlzten sich bei wtendem Nordsturm der die hlzernen Dcher auf den Kreml los: durch brennende Huser mute Napoleon sich auf ein naheliegendes Schlchen retten. Nach fnf Tagen und Nchten lagen zwei Dritteile der Stadt in Asche. Der Stadtkommandant Fürst Rostopschin hatte die Spritzen fortschaffen und die Stadt durch freigelassene Verbrecher anznden lassen. Auf Friedensanerbietungen Napoleons ging der Zar nicht ein; Frei-Herr vom Stein, den er zu sich geladen, war in seinem Rate der einflureichste Mann. An Steins Persnlichkeit hing in jenen entscheidenden Wochen das Schicksal Europas. Ihm zur Seite stand als sein Freund und Helfer ein andrer Verbannter: der Greifswalder Professor Ernst Moritz Arndt.*) Einen vollen Monat lie Napoleon sich hinhalten, während seine Soldaten darbten. Erst im Oktober, als er die Zahl der feindlichen Streit-krfte immer mehr anwachsen sah und der Winter nahe war, trat er, den Kreml in die Luft sprengend, den Rckzug an, notgedrungen auf der leichenbesten Strae, auf der er hergekommen, durch ein unabsehbares Land ohne Haus, ohne Nahrungsmittel. *) Arndts Buch: Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichs-freiherrn Heinrich Karl Friedrich vom Stein" (in Diesterroegs Sammlung) ist noch heute eine Freude fr jeden deutschen Leser. Keller, Geschichte. Teil Iv. 4

7. Geschichte der neuesten Zeit - S. 55

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Opferfreudigkeit des Volkes. Der Ausmarsch. Ii 8asb2. 55 Bei Siegesnachrichten strmte alles in die Kirche; man be-neidete fast die Eltern im Trauergewande, die nunmehr auch einen da drunten hatten". Abends stellte man, die Siegesfeier zu krnen, Lichter ins Fenster, oft nur in ausgehhlten Kartoffeln, und ein armes Mtterchen hngte neben sein Licht die beiden Briefe, die sein Sohn heimgeschrieben hatte aus dem Kriege. So hat sich das Volk Friedrichs des Groen bewhrt. Mit Recht sang Mai v. Schenkendorf: Vaterland! In tausend Jahren kam dir solch ein Frhling kaum!" b) Der Sturm bricht los. Blcher. 1. der das 9)ordsche Korps sprach im Lustgarten beim Knigsschlosse zu Berlin der Feldprediger den Segen. Eben zerteilte die Mrzensonne die Wolken der dem Dom Friedrichs des Groen; da trat Porck vor die Front. Die Hand am Schwertgriff, sprach er: Soldaten, jetzt geht's in den Kampf. Von diesem Augenblick an gehrt keinem von uns sein Leben mehr. Keiner mge darauf rechnen, das Ende des Krieges zu er-leben! Unser Leben gehrt dem Könige, dem Vaterlande. Tut eure Pflicht! Ihr werdet mich an eurer Spitze sehen. Ich schwre euch: ein unglckliches Vaterland sieht mich niemals wieder!" Oberst v. Horn fiel dem General um den Hals, mit dem Sbel auf sein Regiment weisend: Ew. Exzellenz, ich und diese, ja wir alle werden dem Beispiel unseres Fhrers folgen." Das soll ein Wort sein!" scholl eine Stimme aus dem Regiment, und die Krieger alle wiederholten diesen Treuschwur. Dann rckten sie aus; der König gab ihnen das Geleite. 2. Whrend die Verbndeten, gehemmt durch die schwerfllige Krieg-fhrung der Russen, viel zu langsam im Feld erschienen, spannte Napoleon die letzten Krfte seines Landes an, um ein neues Heer, groenteils aus halbwchsigen Burschen, zu bilden; auf dem Marsche wurde diese en-fanterie" eingebt. Schon rckte der Kaiser vom obern Main die Saale abwrts gegen die Elbe. Sdwrts von Ltzen, bei Grogrschen, warfen sich die Ver-bndeten seiner doppelten bermacht mit drhnendem Hurra entgegen. Mit glnzendem Mute fochten die Preußen: Prinz Wilhelm, des Knigs Bruder, fhrte sein brandenburgisches Dragonerregiment mehrmals per-snlich gegen den Feind; obgleich Napoleon immer neue Truppenmassen heranholte, hatte er die grte Mhe, das Schlachtfeld zu behaupten. Noch in der Nacht erschreckte Blcher den Sieger durch einen verwegenen Reiterangriff. Diese Tiere (animanx) haben etwas gelernt," urteilte der Kaiser. .

8. Geschichte der neuesten Zeit - S. 95

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Lombardische Krieg. Sdamerika. Die Union. Iv 132a2. 95 weie Blut bis zu 10 v. H. gesunken ist, zeigen roeit mehr Neigung zu Verschwrungen und Emprungen als zu ernster Arbeit. Auch Mexiko wurde ein Freistaat, und Brasilien machte sich von Portugal unabhngig, aber unter einem Kaiser aus dem heimischen Knigshause; heute ist es ein republikanischer Staatenbund wie die Union. Die Heilige Allianz wre Spanien im Kampfe gegen die Aufstndischen gern zu Hilfe gekommen,- aber England untersttzte die Kreolen heimlich, um seiner Industrie und seinem Handel diese unermelichen Absatzgebiete zu sichern, die grer sind als Indien, China und Japan zusammen. Aus derselben Absicht stellte der Unionsprsident Monroe in einer Bot-schaft an den Kongre die Monroe-Doktrin" auf, den Grundsatz 1823 nmlich: da die amerikanischen Kontinente... von nun an nicht als Gegenstnde fr eine knftige Kolonisation durch irgendeine europische Macht zu betrachten sind;" daran reihte er die gegen die Völker Europas gerichtete Erklrung, da wir jeden Versuch ihrerseits, ihr System auf einen Teil dieser Hemisphre auszudehnen, als eine Gefahr fr unfern Frieden und unsre Sicherheit ansehen wrden"; Amerika knnte ein Eingreifen einer europischen Macht in der Absicht, sie zu unterdrcken oder in irgend-einer Art ihr Schicksal zu berwachen, nicht anders ansehen, denn als die uerung einer unfreundlichen Gesinnung gegen die Vereinigten Staaten". 2. Wie ihre Handelsbeziehungen, dehnte die Union auch ihr Land-gebiet unaufhaltsam aus. Sie kaufte noch zu Napoleons I. Zeiten von Frankreich um fnfzehn Millionen Dollar Louisiana, die ganze Lnder-masse zwischen dem Mississippi und dem Felsengebirge, und verdoppelte dadurch ihre Bodenflche; der Staat Texas, so groß wie England und Frankreich zusammen, machte sich vom mexikanischen Staatenbund los und trat der Union bei, die damit eine lange Kstenstrecke am Mexi-konischen Golf gewann; in dem Krieg, der darber mit Mexiko ausbrach, eroberten die Amerikaner, auf Eortes' Wege vordringend, die Stadt Mexiko; der Friede verschaffte ihnen die heutigen Staaten Neu-Mexiko, Arizona und Neu-Kalifornien, wo gerade ein Arbeiter, der Schweizer 1848 Sutter, am Sakramentoflu das erste Gold entdeckte. Zwei Jahrzehnte spter erwarb die Union durch Kauf auch das russische Alaska und damit den Eingang zum Beringsmeer; die Pelzausbeute eines Jahres trgt den Kaufpreis des Landes ein. In den sdamerikanischen Lndern und in weit hherem Mae in den Vereinigten Staaten mit ihrem ppigen Ackerboden fanden Ansiedler ein schnes Arbeitsfeld: ungefhr anderthalb Millionen Deutsche, dar-unter drei Viertel mnnlichen Geschlechts, sind allein in den Iahren von 1830 bis 1860 eingewandert; ihre zahlreichen Niederlassungen gediehen be-sonders in Pennsylvanien, Illinois und Wiskonsin. Seitdem die kalifor-

9. Geschichte der neuesten Zeit - S. 57

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Blcher. Die Schlacht an der Katzbach. Ii 8b25. 57 General Blling, machte ihn zu seinem Adjutanten; ihm dankte Blcher seine militrische Ausbildung. Wiederholt zeichnete er sich aus; aber in-folge einer Zurcksetzung bat er den groen Rntg schroff um seinen Abschied. Friedrich gab ihm Arrest, bis er sich eines andern besinne; als dies nichts half, entlie er ihn: Rittmeister v. Blcher kann sich zum Teufel scheren." Nun kaufte sich Blcher in Pommern ein Landgut und verwaltete es mit seiner Gemahlin musterhaft, bis Friedrich Wilhelm Ii. ihn mit allen Ehren wieder in Dienst stellte. In den Iahren der Franzosenherrschaft war er des unverwstlichen Glaubens: Der deutsche Mut schlft mir; er wird frchterlich erwachen." Als die Erhebung begann, war er siebzig Jahre alt. Reine Gefahr schreckte ihn; nie sank seine Zuversicht. Seine Soldaten verstand er immer mit einem Bibelwort oder einem Scherze zu trsten. Lange vor Scharnhorsts Reformen hatte er bei seinen Roten Husaren die Prgelstrafe abgeschafft; vterlich sorgte er fr seine Verwundeten. König Friedrich Wilhelm Iv. hat nie vergessen, wie ihn der alte Held an der Hand auf ein Schlachtfeld fhrte und ausrief: Wehe dem Fürsten, der aus Eitelkeit und bermut solches Elend der seine Brder bringt!" Jedem sagte er seine Meinung ins Gesicht, auch dem König, und stak doch voller Husarenlist. Auch andere lie er frhlich gewhren: Dichten Sie man druff!" sprach er zu einem Freiheitsnger; in solchen Zeiten mu jeder singen, wie es ihm ums Herz ist, der eine mit dem Schnabel, der andre mit dem Sbel." Scharnhorst hatte ihn zum Feldherrn vorgeschlagen: Er ist der einzige, der sich nicht vor Napoleon frchtet." And Gneisenau erzhlte spter, von seinen Vorschlgen habe Blcher allemal den khnsten gewhlt. 5. Napoleon stand in Verteidigungsstellung bei Dresden; ihm gegen-ber, in einer Art Halbkreis, erwarteten die drei verbndeten Heere seinen Zugriff, jedes bereit, alsbald zurckzugehen, damit die beiden andern den nachdrngenden Feind vereint im Rcken fassen knnten. Blcher, dem vieux renard, galt nach dem Ablauf des Stillstandes der erste Sto. Pflicht-gem wich der Alte in aufreibenden Mrschen nach Schlesien aus, und Schwarzenberg ging der das Erzgebirge auf Dresden los, den Mittel-punkt der franzsischen Stellung. Napoleon kehrte um; dem Marschall Macdonald aber, den er zur Fortsetzung des Vorstoes zurcklie, brachte Blcher an der Katzbach eine vernichtende Niederlage bei. Dieser Tag ist der Triumph unserer neugeschaffenen Infanterie," schrieb Gneisenau. Preußen und Russen hatten unter strmendem Regen fast nur mit Bajonett und Gewehrkolben gearbeitet". Die Verfolgung betrieben Blcher und Gneisenau mit unermdlichem Eifer, bis der Feind zersprengt und ent-mutigt war.

10. Geschichte der neuesten Zeit - S. 97

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Aufschwung der Union. Die Sklaoenfrage. Iv Lasbs. 97 Ein erfunden hatte (1793), eine Entkrnungsmaschine, die auch die kurz-faserige Baumwolle verwendbar macht. Die ungeheuern Massen von Baum-wolle, die nun Jahr fr Jahr geerntet wurden, und der virginische Tabak wollten nach den europischen Mrkten ausgefhrt und dafr alle Bedarfs-artikel aus dem Ausland eingefhrt sein. Verlangte dieser landwirtschaft-liche Grobetrieb den Freihandel, so war er zugleich an die Sklaven-arbeit gebunden; Weie waren nach ihrer natrlichen Anlage und Lebens-weise den Anforderungen des Plantagenbaus nicht gewachsen und die Neger zu freiwilliger Arbeit nicht erzogen. Schutzzllnerische Farmer und Handwerker des Nordens und frei-hndlerische Sklavenbarone im Sden standen einander feindselig gegen-ber. Die Sklavenstaaten drangen seit Jahrzehnten auf Trennung vom Bunde. Der Anschlu von Texas an die Union erhhte ihre Zahl, und jeder neu hinzukommende Staat im Westen entfesselte den Hader aufs neue. Seit 1808 verbot ein Gesetz nach englischem Vorgang den afrika-nischen Sklavenhandel, die Einfuhr schwarzen Elfenbeins". Aber die vor-handenen und im Lande geborenen Schwarzen prgelte, ttete, ver-handelte man, als wren sie Haustiere,- versagt blieb ihnen Familienleben und Eigentum, sogar der Unterricht, damit sie unfhig blieben zur Frei-heit; in den Kirchen hatten sie gesonderte Abteilungen. Dennoch machte ihre Zahl, z. B. in Virginien, weit mehr als die Hlfte der Bevlkerung aus, während die weien Farmer und Handwerker im Sden wegen der Sklavenarbeit nicht aufkamen. Um so greren Anhang gewann in den Nordstaaten die Bewegung der Sklavenbefreiung, der Abolition". Das Buch von Harrtet Beecher-Stowe: Onkel Toms Htte", das das Sklavenelend schilderte, fand im Jahre seines Erscheinens (1852) 300000 Kufer! 2- Im Bunde mit edeln Mnnern und Frauen hat William Lloyd Garrison der Abolition" sein ganzes Leben gewidmet. Ursprnglich ein Buchdruckergehilfe wie Franklin, suchte er lnger als ein Menschenalter in seiner Zeitung Der Befreier" wie in Vortrgen, zum Teil unter freiem Himmel, seine Landsleute aufzuwecken wie mit einem Trompetensto. Der Staat Georgia setzte einen Preis von 5000, sechs Mississippier einen von 20000 Dollar auf seinen Kopf; doch keine Entbehrung, keine Gefahr machte ihn wankend in seinem Streben. Aber auf friedlichem Wege lie sich die Lehre von der Freiheit aller Menschen, wie sie die Verfassung vorschrieb, nicht verwirklichen. Da ward der Anwalt Abraham Lincoln aus Illinois zum Pr-sidenten erwhlt. Ein schlichter, warmherziger Riese aus Kentucky, vielleicht deutscher Abkunft (seine Vorfahren scheinen Linkhorn geheien zu haben), hatte er sich vom Hinterwldler und Bootsmann emporgearbeitet durch Keller, Geschichte. Teil Iv. 7
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