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1. Geschichte der neuesten Zeit - S. 12

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
12 Das Zeitalter der franzsischen Revolution. eine groe Schar nach Versailles, um den Bcker und die Bckerin" zu holen, den König aus den Hnden der Aristokraten zu befreien". Nur zaudernd kam Lafayette mit seiner Nationalgarde nach und verhinderte mit genauer Not die Ermordung der Knigin. Die knigliche Familie mute nach Paris bersiedeln: es roar der Leichenzug der Monarchie. Die Nationalversammlung folgte vierzehn Tage spter nach. Von nun an bestimmte der Pariser Pbel die Geschicke Frankreichs. 4. Die Verfassung vom Jahr 1791. 1. In Paris wurde nach langen Beratungen die neue Verfassung vollendet. Die Brger", die mindestens den Ertrag von drei Arbeitstagen als Steuer zahlten, whlten alle zwei Jahre als Urwhler die Wahlmnner, diese die Volksvertretung (Corps legislatif), die in einer Kammer beriet und abstimmte. Die Gewhlten hatten dem König, der Nation, der Ver-fassung den Eid der Treue zu leisten. Die Versammlung gab Gesetze und bewilligte Steuern, deren Gltigkeit der König durch seine Unterschrift besttigen oder durch deren Verweigerung um zwei Legislaturperioden" (vier Jahre) verzgern konnte: er besa nur ein aufschiebendes Veto", Veto suspensif. Auch die Beamten und Richter, die Bischfe und Geistlichen wurden vom Volke gewhlt. Im Heer ernannte der König nur die Marschlle und Kommandierenden Generale; die andern Offiziere whlte der Oberst auf Vorschlag der Unteroffiziere; die Nationalgarde whlte ihre Offiziere selbst. Das Recht sprachen Schwurgerichte in ffentlichem Verfahren: eine englische Einrichtung, die auf altgermanische Rechtssitte zurckging. Statt der alten Landschaften mit ihren Sonderrechten bestand das Land fortan aus 83 Kreisen (Departements), diese aus Distrikten, die Distrikte aus Kantonen: Frankreich wurde ein einheitlicher Staat. 2. Im Juni hatte die Geistlichkeit die Gter der toten Hand" als Unterpfand fr die Staatsschulden angeboten; die Versammlung hatte diese Gelegenheit, die Finanzen zu ordnen, verabsumt. Jetzt wurde der Grundbesitz der Kirche eingezogen: die groen Gtermassen muten fr ein Papiergeld (die Assignaten"), das der Staat zur Befriedigung seiner dringendsten Bedrfnisse ausgab, als Deckung dienen; allmhlich wurden sie verkauft und verschleudert, ohne da die Schulden getilgt worden wren. Die Klster hob man auf; die Ruhegehalte der Mnche, die Be-soldung der Priester, die Kosten des Gottesdienstes und der Spitler bernahm der Staat. Die Priester aber weigerten sich, die neue Kirchenverfassung zu be-schwren, und das Volk scharte sich in manchen Stdten, dann besonders

2. Geschichte der neuesten Zeit - S. 7

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Frankreich vor der Revolution. I lbs24. 7 froroalle kamen husig vor, und der Wildschaden war so schlimm wie in Deutschland in den Tagen des Bauernkrieges. Ebensowenig wie fr den Bauer tat der Staat fr den Brger: er verkaufte die stdtischen mter, und der Kufer machte sie so ein-trglich, als ihm mglich war. Die Znfte waren ganz verknchert; weil König Heinrich Iii. gesagt hatte, das Recht auf Arbeit verleihe der König, hielten die Zunftmeister jeden fremden Wettbewerb fern: der fremde Meister habe sich das Recht zur Arbeit nicht um schweres Geld erworben, wie sie. Es gab einige prchtige Landstraen; aber sie lagen de, weil es an Zugangs- und Verbindungswegen fehlte. Dennoch strebte der Brgerstand rstig empor und wurde wohl-habend. Da er dem König immer wieder Waren liefern und Geld vor-schieen mute, verlangte er mit wachsendem Nachdruck Einsicht in den Staatshaushalt, um zu erfahren, was mit seinem Eelde geschah. 13. Denn mit den Staatseinknften verfuhr der König ganz nach seinem Gutdnken; die Hflinge fanden es ganz in der Ordnung, da Ludwig Xvi. seiner Frau das Schlo Saint-Cloud um sieben Mil-lionen Livree kaufte, den hundertsten Teil seiner" Einknfte, d. h. der Iahreseinnahmen des Staats. Jeder Franzose aber fhlte sich bedrckt und bedroht durch die Ein-richtung der Haftbriefe (Lettres de cachet): Formulare, die man von kniglichen Behrden kaufte und ausfllte, um einen unbequemen Menschen einsperren zu lassen. Auf diese Art hat der provenzalische Graf Viktor Mirabeau seinen Sohn Honore zweimal, auch um ihn vor seinen Glu-bigern zu schtzen, in eine Festung einsperren lassen. Unbekmmert um alle diese belstnde beschftigte sich Ludwig Xv. am liebsten mit Sticken und berlie die Regierungsgeschfte seiner Freun-bin, der Marquise von Pompadour. Dennoch war auch seine Regierung trotz der Schmach von Robach nicht ganz ohne Erfolg. Lothringen fiel nach dem Tode Herzogs Stanislaus (Leszczinsky) an Frankreich, und bald nachher trat die Republik Genua ihre Insel Korsika an Frankreich ab; fortan lieferte sie das Bauholz fr die Flotte, das man bisher aus Pommern und anderen Lndern Hatte beziehen mssen. Auch die Handelsmarine blhte auf; franzsische Seeleute durften auf fremden Schiffen keine Dienste mehr nehmen. 4. Graf Viktor Mirabeau aber erkannte die Bedeutung des Bauern-standes und machte in zahllosen Schriften auf ihn aufmerksam. Im Gegensatze zum Merkantilsystem, das den Handel auf Kosten des Ackerbaus zu heben trachtete, erblickte die von ihm und andern begrndete Physio-kr atische Schule gerade in der Landwirtschaft die Quelle natio-

3. Geschichte der neuesten Zeit - S. 10

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
10 Das Zeitalter der franzsischen Revolution. in schwarzem Leibrock und kurzem Mantel, Hut und weie Binde ohne Schmuck; durch eine Seitenpforte mute er ins Schlo eintreten. Und doch lag die Zukunft des Landes in den Hnden dieses Standes. Was ist der Dritte Stand? Alles. Was bedeutet er? Nichts. Was will er? Etwas bedeuten!" So bezeichnete einer der tchtigsten Fhrer dieses Standes, der Abbe Sieyes, die Aufgabe der bevorstehenden Beratungen: der Dritte Stand stelle neunzehn Zwanzigstel der Bevlke-rung Frankreichs dar, das Volk sei also ganz ungengend vertreten; daher msse die Stndetagung ersetzt werden durch eine Nationalversammlung. 3. Die Regierung hatte keine bestimmte Weisung erlassen, aus welche Art beraten und abgestimmt werden sollte. Adel und Geistlichkeit ver-langten daher, es solle nach dem mittelalterlichen Verfahren jeder der drei Stnde fr sich verhandeln und je eine Gesamtstimme abgeben. Da wre bei jeder Steuerfrage der Dritte Stand von den beiden andern berstimmt worden. Darum beharrte er auf der Forderung gemeinsamer Beratung und auf Beschlufassung nach Kpfen, ohne die die Doppelzahl seiner Vertreter keinen Sinn hatte. Whrend die Staatsschuld tglich grer wurde und der Pbel der Hauptstadt wie die hungernden Bauern sich zu gewaltttigen Kund-gebungen anschickten, warteten die Abgeordneten des Dritten Standes sechs Wochen lang in ihrem Sitzungssaal geduldig auf die Mitwirkung der Bevorrechteten. Dann aber erklrten sie sich fr die Vertretung des ganzen Volkes, fr die Nationalversammlung. Der König nahm unter dem Einflu seiner Brder und der Knigin Stellung gegen den Dritten Stand: in einer Kniglichen Sitzung" (Seance royale) wollte er den Stnden das alte Verfahren anbefehlen; vorerst untersagte er weitere Verhandlungen. Als demgem der Sitzungssaal geschlossen blieb, begaben sich die Abgeordneten des Dritten Standes in das Knigliche Ballspielhaus und gelobten dort durch Eidschwur und Namensunterschrist, sich nicht eher zu trennen, als bis das Land eine Verfassung habe. Es herrschte tiefe Erregung; in Scharen traten der Verfassunggebenden Nationalversammlung" (Assemblee nationale Constituante) Abgeordnete aus dem Niedern Adel und der schwer gedrckten Pfarrgeistlichkeit, bald auch der Rest der Vertreter der beiden ersten Stnde bei. In der Kniglichen Sitzung, die nach einigen Tagen stattfand, ver-hie der König eine Reihe wertvoller Reformen. Trotzdem fand seine herrische Aufforderung, getrennt zu beraten, keinen Gehorsam: als der Zeremonienmeister die Abgeordneten entfernen wollte, rief der Graf Honore von Mirabeau, ein blatternarbiger Mann mit einer Lwen-mahne und einer Gestalt, die an Simson erinnerte, ihm mit gewaltiger Stimme zu: Sagen Sie denen, die Sie geschickt haben, da wir hier sind

4. Geschichte der neuesten Zeit - S. 25

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Aufrichtung des franzsischen Kaiserreichs. I 8e93. 25 natrlich unter franzsischem Vorsitz, durch eine Reichsdeputation zu Regensburg fortgesetzt, deren Hauptschlu" dann der Reichstag be- 1803 sttigte. Die neue Ordnung bestimmte die geistlichen Gebiete zur Ein-ziehung (Skularisation), jene der kleineren Fürsten und der Reichs-stdte, bis auf sechs, zur Einordnung in grere Staaten (Media-tisation). 112 Staaten verschwanden. Preußen, das der Erste Konsul auf seine Seite zu ziehen wnschte, wurde reich bedacht: es erhielt die westflischen Bistmer Paderborn, Osnabrck und Hildesheim sowie mehrere Stifter und Abteien in Sachsen, namentlich das Eichsfeld mit Erfurt. Zum Ersatz fr Mainz, Kln und Trier wurden Hessen-Kassel, Wrttemberg und Baden Kurfrstentmer. Baden erhielt dem Zaren Alexander zuliebe, der mit einer Enkelin Karl Friedrichs vermhlt war, die rechtsrheinischen Trmmer der oberrheinischen Bistmer sowie groe Stcke der Pfalz, deren Herrscherhaus eben ausgestorben war, mit den daniederliegenden Stdten Mannheim und Heidelberg. Wrttemberg fielen die schwbischen Reichsstdte und Abteien, Bayern zur Entschdigung fr die Rheinpfalz die frnkischen und schwbischen Bistmer zu. 2. Bonaparte errichtete nun in den Tuilerien mit seiner Gattin Io-sephine eine glnzende Hofhaltung. Er stiftete den Orden der Ehren-legion und umgab sich mit einer Schar von Marschllen und Hflingen. Er gab dem Lande eine einheitlich wirkende Verwaltung, unter deren Schutz sich der Wohlstand zusehends hob; er baute Straen und Kanle, die dem Handel und der Landwirtschaft zustatten kamen; er rief Schulen aller Art ins Leben, in denen Brger wie Beamte und Offiziere heran-gebildet werden sollten. An der Abfassung einer neuen Gesetzessammlung, des Code Napoleon, arbeitete er selbst mit Sachkenntnis und Hin-gebung mit. Er schlo mit dem Papst ein Konkordat, durch das die katholische Kirche wieder zur Staatsreligion wurde. Aber die Bischfe ernannte das Staatsoberhaupt, die Geistlichen erhielten ihr Gehalt aus der Staatskasse, die brgerliche Eheschlieung wurde anerkannt; als Gegengabe wurde der Gregorianische Kalender, vorlufig neben dem republikanischen, wieder eingefhrt. 3. Anschlge gegen sein Leben benutzte der Erste Konsul, um sich durch Volksabstimmung (Plebiszit) zum Konsul auf Lebenszeit, dann zum Kaiser der Franzosen erheben zu lassen. In der Kathedrale Notre-Dame zu Paris mute Papst Pius Vii. ihn feierlich salben; die Kronez. Dez. setzte er sich und Iosephine selber aufs Haupt. 1804 Die aus der Zisalpinischen erwachsene Italienische Republik wandelte er um in ein Knigreich Italien und krnte sich in Mailand mit der Eisernen Krone; sein Stiefsohn Eugen Beauharnais wurde Mzeknig.

5. Geschichte der neuesten Zeit - S. 76

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
76 Das Zeitalter des Bundestages. Besonnene Männer erwirkten die Ernennung des Herzogs Ludwig Philipp von Orleans, des Urenkels Liselottens, zum Generalstatthalter des Reiches. Am Samstag der groen Woche" zeigte sich der Prinz, die Trikolore in der Hand, am Fenster des Stadthauses und umarmte unter dem Jubel des Volkes den alten Lafayette, der noch einmal an die Spitze der rasch ausgebotenen Nationalgarde getreten war. Rarl X. dankte ab; ehe der Vierte Stand" die Republik ausrufen konnte, whlten die Kammern Ludwig Philipp zum König. 2. Der Erfolg der Juli-Revolution ri auch die in der Mehrzahl romanischen Belgier mit fort, die sich von den vorwiegend germanischen und protestantischen Hollndern zurckgesetzt und bervorteilt fhlten. Erhitzt durch eine Auffhrung der neuen Oper Aubers: Die Stumme von Portici", worin der neapolitanische Fischer Masaniello seine Lands-leute gegen die spanische Herrschaft aufreizt (1647), verbten die Brsseler Unfug gegen die Anhnger der Regierung. Einrckende Truppen wurden aus dem Lande geschlagen und die Errichtung einer selbstndigen konstitu- 1831 tionellen Monarchie beschlossen. Die Londoner Konferenz willigte in die Trennung der beiden Völker und erklrte Belgien fr einen neutralen Staat; der belgische Nationalkongre erkor einen Prinzen von Koburg zum König, den feingebildeten Leopold I. Er wendete den gewerblichen Anlagen seines kohlenreichen Landes, namentlich der Erbauung von Eisenbahnen, seine Frsorge zu. Heute besitzt Belgien eine hochentwickelte Industrie, die allerdings die Wohlfahrt der Arbeiter lange Zeit grblich verabsumt hat. 3. Bei gleichem Anla erklrten die Polen ihren König, den Zaren Nikolaus, fr abgesetzt. Ein russisches Heer unter Diebitsch schlug sie bei Ostrolenka. Der Balkanberwinder" erlag der Cholera, die um die-selbe Zeit auch den greisen Feldmarschall Gneisenau hinraffte. Sein Nach-folger lie die gefangenen Emprer reihenweise niederschieen. Polen verlor seine Selbstndigkeit und wurde eine russische Provinz. Voller Mit-leid nahm man in Deutschland die Polenflchtlinge auf; statt der Griechen-lieder sang man Polenlieder. 6. Die Februar-Revolution 1848. 1. Unter Ludwig Philipp blhte Frankreich auf. Der Krieg gegen Algerien bot dem kriegerischen Wagemut und dem Ruhmbedrfnis des Volkes reichliche Nahrung, aber auch Gelegenheit, sich in Geduld und Ausdauer zu den: erst nach zwlfjhrigem Widerstande ergab sich der tapfere und verschmitzte Emir Abd el-Kader, dessen Kampfweise an Iugurtha gemahnte, dem Sohne des Knigs. Damit war der Gedanke

6. Geschichte der neuesten Zeit - S. 39

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Napoleons Kriege in Spanien und mit Osterreich. Ii 4252. 39 der deutscheste aller Erzherzoge, und die junge Kaiserin Maria Ludo-vika hielten den Augenblick fr gekommen, wo sterreich die bedrngte Menschheit retten knne. Auch Napoleons schnelle und siegreiche Rckkehr aus Spanien vermochte den Entschlu zum Kriege nicht rckgngig zu machen. Nationale Begeisterung erfllte vornehm und gering; Vter und Shne traten in Freibataillone ein, ungarische Adelsfamilien stellten ganze Husarenregimenter ins Feld. sterreichs bester Feldherr, Erzherzog Karl, wute sein Heer mit der berzeugung zu beseelen, da der bevorstehende Krieg der Befreiung ganz Deutschlands gelte. Zugleich erhoben sich die Tiroler gegen die Bayernherrschaft. Sie zrnten, weil die neue Obrigkeit in ihre alten Rechte der Selbstverwaltung und Selbstbewaffnung eingriff, und besonders, weil ihre religisen Gewohnheiten angetastet wurden; sie wollten wieder zu ihrem Kaiserhause gehren. Mit der Untersttzung eines sterreichischen Heeres, das das Pustertal heraufkam, nahmen sie franzsische und bayrische Heeresteile gefangen; nach einer Schlacht am Iselberg eroberten sie Innsbruck. Tirol war frei von Rooereit (Roveredo) bis gegen Kufstein hin. 2. Allein während Erzherzog Johann auf dem sdlichen Kriegsschauplatz den Feind bis hinter die Etsch zurckschlug, verzgerte sich der Aufmarsch des Donauheeres; die Franzosen bekamen Zeit, sich zu sammeln. So wurde Erzherzog Karl in den Gefechten des Regensburger Feidzuges" aus Bayern hinausgedrngt; er zog durch Bhmen gen Wien, in das Napoleon schon eingerckt war. Damit war der Krieg in der Hauptsache schon entschieden: ein geschlagenes sterreich durfte auf keine Verbndeten hoffen. Der Oberfeldherr riet denn auch zum Frieden; aber die Kaiserin Ludovika widersetzte sich mit tapferem Mut. Als nun die Franzosen am Pfingstmontag von Wien aus die Donau berschritten, warf sie Erzherzog Karl in der Schlacht bei Aspern blutig zurck. Von ihm persnlich angefeuert, hielt das Fuvolk dem wilden Ansturm der franzsischen Reiterei stand wie ein Wall; auch am zweiten Schlachttage warf sich der Erzherzog selber, mit der Fahne eines Regiments in der Hand, dem Vorsto der Franzosen entgegen. Die Donaubrcke brach: Napoleon war von seinen Reserven und seinen Munitionswagen getrennt; er mute den Rckzug befehlen. Zum erstenmal war der Unberwindliche berwunden; weithin durch Deutschland erscholl der Ruf der Schlacht bei Aspern und erregte mchtig die Gemter. Aber nun versanken die sterreicher, die furchtbare Verluste gehabt hatten, in Unttigkeit. Erzherzog Karl konnte weder selbst zu einem Ent-

7. Geschichte der neuesten Zeit - S. 41

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Tiroler. Schill; Herzog Wilhelm von Braunschweig. Ii 5s6. 41 Volkserhebung zustande kommen; in Heinrich von Kleists Hermanns-Macht" mit ihren Bildern eines grausigen Hasses malt sich die innere Entrstung, die in den Kreisen der Gebildeten Platz griff. Bewaffnete Erhebungen, die in Westfalen versucht wurden, schlugen fehl; die Fhrer entkamen nach Bhmen. Der preuische Major Fer-dinand von Schill, der in dieses Unternehmen verwickelt war, be-schlo, der Befreier seines Volkes zu werden, wie er seit der Verteidigung von Kolberg sein Liebling war. In den Tagen des Donaufeldzuges fhrte er sein Husarenregiment ohne Gepck, ja ohne Munition ins Feld; andere Offiziere fhrten ihm Fuvolk zu. Er rechnete auf eine allgemeine Erhebung, eine Landung der Englnder und auf die bevorstehende Kriegserklrung seines Knigs. Aber Preußen war noch nicht gerstet; nur einzelne Offiziere und Mannschaften schlssen sich Schill und seinen Getreuen an. Da brach sich die tapfere Schar an der Elbe hinunter Bahn und warf sich in die verfallene schwedische Festung Stralsund. Dort gedachte Schill sich zu behaupten, bis Hilfe kme. Aber eine aus Hollndern, Dnen, Olden-burgern und Holsteinern gemischte Heerschar drang durch das verfallene und abgelegene Knieper Tor ein; Schill wehrte sich heldenmtig und fand im Straenkampf seinen Tod. Elf seiner Offiziere wurden gefangen und in Wesel standrechtlich erschossen; der lteste war 31 Jahre alt. Die Mann-schaft kam auf die Galeeren. Glcklicher war der Weifenherzog Wilhelm, Ferdinands Sohn. Als deutscher Neichsftirst, der mit sterreich verbndet war, und nach dem Waffenstillstand als selbstndiger Kriegsherr schlug er sich von seiner schleichen Herrschaft ls aus mit nur 2000 Mann zu Fu und zu Ro unter schweren Gefechten durch ein ganzes Armeekorps nach Braunschweig durch und an die Wesermndung; dort nahm ihn eine englische Flotte auf, die nach Schills Tod auf der Stralsunder Reede eintraf. In Stadt und Land hatte ihn die Bevlkerung sehnschtig erwartet, jubelnd empfangen und mit Nahrungsmitteln und mit Fuhrwerk untersttzt. Nach dem Vorbilde seiner schwarzen Schar" trugen die Braunschweiger nachmals schwarze Uniform mit dem Totenkopf. 6. Napoleons Herrschsucht kannte keine Rcksicht mehr. König Lud-wig von Holland, der sich weigerte, sein Land durch die Festland-sperre zugrunde richten zu lassen und die von seinem Bruder verhngten Strafen zu vollstrecken, legte die Krone nieder; nun wurde Holland als eine Anschwemmung franzsischer Flsse" Frankreich einverleibt und in mehrere Departements zerrissen. Auch den Kanton Wallis mit seinen Alpenpssen und die drei norddeutschen Hansestdte samt Oldenburg und Teilen Westfalens schlug ein

8. Geschichte der neuesten Zeit - S. 49

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der russische Feldzug. Ii 714. 49 Herden von Schlachtvieh, die ihr nachgeschickt wurden, vermochten die Marschsulen nicht einzuholen. Menschen und Pferde fielen massenhaft vor Hunger und Hitze; Raub und Plnderung waren allgemein; der Selbstmord nahm berhand. Am meisten litten die Rheinbndischen: 22000 Bayern hatten die Oder berschritten, 11000 erreichten die Dna. Dennoch drang Napoleon unaufhaltsam vorwrts. Nur zweimal hielten die Russen ernsthaft stand: am Eingang ins eigentliche Rußland bei Smolensk und dann bei Borodino an der Moskwa, in der blutigsten Schlacht der Geschichte: vom 1. bayrischen Chevauleger-Regiment waren am Abend noch dreiig Mann und zwei Offiziere dienstfhig. Aber der Feind entschlpfte der Nacht. 4. Endlich hielt der Kaiser auf einem Hgel vor Moskau. Da lag die halbasiatische Stadt mit ihren Bndeln goldstrahlender Kirchtrme, mit den Prunkpalsten der Bojaren und der Kaiserburg aus felsiger Hhe, dem Kreml mit seinen goldenen Toren, Trmen und Zinnen. Napoleon glaubte sich am Ziel seiner Wnsche: von hier aus konnte er nach gypten, nach Indien ziehen oder auch England unmittelbar angreifen! Aber die Einwohner hatten sich geflchtet; durch entvlkerte Straen ritt der Eroberer ein, wie einst der Brennus in Rom. In Moskau sollten die Winterquartiere genommen, der Friede diktiert werden. Aber in der Nacht schlugen Flammen empor und wlzten sich bei wtendem Nordsturm der die hlzernen Dcher auf den Kreml los: durch brennende Huser mute Napoleon sich auf ein naheliegendes Schlchen retten. Nach fnf Tagen und Nchten lagen zwei Dritteile der Stadt in Asche. Der Stadtkommandant Fürst Rostopschin hatte die Spritzen fortschaffen und die Stadt durch freigelassene Verbrecher anznden lassen. Auf Friedensanerbietungen Napoleons ging der Zar nicht ein; Frei-Herr vom Stein, den er zu sich geladen, war in seinem Rate der einflureichste Mann. An Steins Persnlichkeit hing in jenen entscheidenden Wochen das Schicksal Europas. Ihm zur Seite stand als sein Freund und Helfer ein andrer Verbannter: der Greifswalder Professor Ernst Moritz Arndt.*) Einen vollen Monat lie Napoleon sich hinhalten, während seine Soldaten darbten. Erst im Oktober, als er die Zahl der feindlichen Streit-krfte immer mehr anwachsen sah und der Winter nahe war, trat er, den Kreml in die Luft sprengend, den Rckzug an, notgedrungen auf der leichenbesten Strae, auf der er hergekommen, durch ein unabsehbares Land ohne Haus, ohne Nahrungsmittel. *) Arndts Buch: Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichs-freiherrn Heinrich Karl Friedrich vom Stein" (in Diesterroegs Sammlung) ist noch heute eine Freude fr jeden deutschen Leser. Keller, Geschichte. Teil Iv. 4

9. Geschichte der neuesten Zeit - S. 92

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
92 Die Aufrichtung der Vereinigten Staaten und des Deutschen Reiches. einem Aufstand hatte fliehen mssen. Die Franzosen nahmen Rom ein und hielten es fortan besetzt. Die Ungarn wurden mit russischer Hilfe bezwungen und grausam be-straft. Sonst blieb in sterreich alles beim alten; vorerst auch unter dem neuen Ratset Franz Joseph. Der alte Bundestag wurde, wie es sterreich wnschte, wieder eingerichtet, Schleswig-Holstein den Dnen ausgeliefert, die deutsche Flotte versteigert. Die Londoner Konferenz bestimmte, da Prinz Christian (Ix.) aus einer weiblichen Seitenlinie auch in Schleswig-Holstein auf den Thron ge-langen sollte. Den Versuch, einen engeren Bund deutscher Staaten, eine Union", zu grnden, mute Preußen unter dem Drucke Rulands und sterreichs im Vertrage zu Olmtz wieder aufgeben: eine Wendung, die der Prinz von Preußen lange als bittere Schmach empfand. Aber das leuchtende Bild eines deutschen Kaiserreiches erlosch fortan nicht mehr in deutschen Gemtern. Iv. Die Aufrichtung der Vereinigten Staaten und des Deutschen Reiches. 1. Napoleon in. Der Krimkrieg und die Einigung Italiens. 1. Napoleon Ii., der ,.König von Rom", starb als Herzog von Reich-stadt frh am Hofe seines Grovaters zu Wien. Seither galt Ludwig Napoleon, der Sohn König Ludwigs von Holland, als das Haupt des Hauses Bonaparte. Ein Zgling des Gymnasiums in Augsburg, beherrschte und liebte er die deutsche Sprache. Seine militrische Ausbildung geno er in der Schweiz. In den Unruhen, die nach der Juli-Revolution in Italien ausbrachen, suchte er sich, ohne viel Erfolg, hervorzutun als Vor-kmpfer der Freiheit. Vllig milang sein Anschlag, das in Straburg liegende Artillerieregiment, bei dem sein Oheim seine Laufbahn begonnen hatte, zur Emprung zu verleiten; Ludwig Philipp schaffte ihn nach Amerika. Als dann die Regierung die Gebeine Napoleons I. von St. Helena heim-holen lie, beschlo er, die Begeisterung fr den Kaisernamen auszubeuten. Er wollte in Boulogne landen, fiel jedoch ins Wasser; er wurde gefangen und zu lebenslnglicher Festungshaft verurteilt. Nach sechs Jahren entkam er, als Maurer verkleidet, und ging nach England. Nach der Februar-Revolution wurde er in die Nationalversammlung und dann durch Volksabstimmung zum Prsidenten der Republik gewhlt. Nun schuf er Ordnung und Ruhe in dem erregten Land. Aber er brach die feierlich beschworene Verfassung, lie die Gegner einsperren, verbannen

10. Geschichte der neuesten Zeit - S. 59

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Vlkerschlacht bei Leipzig. Ii 8 b502. 59 Napoleon mute aus Leipzig zurckgehen. Am 14. Oktober wurde der König von Neapel in einer Reiterschlacht bei Wachau im Sden der Stadt von Preußen und Russen geworfen. Am 16. begann die Vlkerschlacht. Im Halbkreis umstellt, drngte Napoleon im Sden bei Lieb ert-wolkwitz das Bhmische Heer zurck. Siegesboten flogen nach Paris; in Leipzig luteten die Glocken. Aber im Norden, bei Mckern, hielt Blcher die Franzosen fest, da sie den anderen nicht helfen konnten zu entscheidendem Schlag. 9)orcf selbst fhrte mit blitzendem Degen die Schwarzen Husaren zum Sturm. Denn seine bestgezielten Schlge tat Blcher allemal durch sein Jorcksches Storps; auf die Russen war nicht immer Verla. Auch bei Mckern focht die Landwehr ruhmvoll: Wenn eine feindliche Kugel zehn bis fnfzehn daniederri, riefen sie: ,Es lebe der König!' und schlssen sich wieder in den Lcken der den Getteten zusammen," schrieb Eneisenau seiner Frau. Am folgenden Tag, einem Sonntag, drang Blcher bis unter die Mauern Leipzigs vor, während Napoleon unttig den Erfolg der Ver-Handlungen abwartete, die er mit seinem Schwiegervater angeknpft hatte; aber er erhielt auf sein Angebot gar keine Antwort. Im Osten fgten sich mittlerweile die Russen unter Barclay de Tolly und am 18. das Nordheer in den eisernen Ring, der den Kaiser umklammerte. Am Morgen des 18. ritt Blcher selbst mit dem Prinzen Wilhelm zu Bernadette. Nach einer heftigen Auseinandersetzung versprach der Kronprinz seine Teilnahme an der Schlacht; aber er griff erst am Abend ein, und nicht mit seinen Schweden. 2. Der Ausgang war schon am 16. entschieden; die Kmpfe, die am 18. rund um Leipzig tobten, galten nur noch der Deckung des Rck-zuges, den Napoleon schon in der vorhergehenden Nacht vorzubereiten begann. Aber das Ringen war furchtbar: im Sden und im Westen, bei Probstheida und Lindenau, stritten die sterreicher mit den Russen zusammen, tapfer wie immer, aber ohne Erfolg. Im Osten machten die Russen, besonders aber im Norden die Preußen siegreiche Fortschritte. Schsische und wrttembergische Abteilungen traten mitten im Feuer zu den Verbndeten der; den Franzosen ging das Pulver aus. Der schwedische Kronprinz rckte dicht an Leipzig heran: am nchsten Tag mute das franzsische Heer abgeschnitten sein. Whrend sein Rckzug begann, stiegen die drei Monarchen von den Pferden und dankten Gott auf den Knien fr den Sieg; die Truppen stimmten fromme Lieder an. Am Morgen des 19. Oktobers erkmpften die Preußen, Russen, Schweden sich den Einzug durch das Grimmaische Tor. Blcher wurde zum Feldmarschall befrdert; ihn und Eneisenau umbrauste der Jubel
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