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1. Geschichte der neuesten Revolution - S. V

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
V Es ist noch ein Geringes, was es aufhält; der Abfall schmückt sich noch mit dem Namen des Liberalismus; aber immer mehr offenbart er sich in seinem wahren Wesen, und immer sichtbarer wiederholen sich alle die Erscheinungen, welche der Revolution von 1848 vorangingen und sie be- gleiteten. Und der Feind ist nun kühn genug geworden, den Umsturz aller göttlichen Ordnungen, die Herrschaft von unten, die Verherrlichung des Menschen, als des Urquells aller Macht auf Erden, mit Verachtung der Majestät des allerhöchsten Gottes, des Schöpfers und Herrn Himmels und der Erde, frei und laut zu verkündigen. Im Rausche des ersten Revolutionssturmes geschieht Manches, was die wiederkehrende Besinnung nicht ferner zu behaupten wagt, aber in unfern Tagen ist mit kühlem Blute, mit vollem Selbstbewußtscin wider alles göttliche und menschliche Recht thatsächlich dem Volke das Recht beigelcgt worden, nach unbeschränkter menschlicher Willkühr über sich selbst zu be- stimmen, und in Folge von solchen, unter einer despotischen Schreckensherrschaft abgehaltenen Volksabstimmung sind die von Gott verordnetcn rechtmäßigen Fürsten und Obrigkeiten verjagt worden. Und wie der König zu Assyrien spricht (Jes. 9, 13.): „Ich habe die Länder anders getheilt und ihr Einkommen geraubt, und wie ein Mächtiger die Ein- wohner zu Boden geworfen, und meine Hand hat gefunden die Völker, wie ein Vogelnest, daß ich habe alle Lande zu- sammengerafft, wie man Eier aufrafft, die verlassen sind, da niemand eine Feder reget, oder den Schnabel aufsperret und zischet;" so hat auch der mächtige Repräsentant und Verfechter dieses antichristischcn Princips schon angefangen, die Länder anders zu theilen, und zu- sammen zu raffen, wie man Eier aufrafft, die verlassen sind, und es hat niemand eine Feder geregt, oder den Schnabel aufgcsperret und gczischet. Es ist ja so leicht begreiflich, daß diese antichristische Erhebung des Men- schen über alles göttliche Recht und Ordnung nicht allein die Rache dessen, der ha spricht: „Ich will meine Ehre

2. Geschichte der neuesten Revolution - S. 7

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
7 Königsthron, sich den Verfolgungsmaßregeln widersctzte und dadurch die Gunst des Volks zu gewinnen begann. Das Palais Royal wurde unmerklich ein Mittelpunkt der Ver- einigung für s. g. liberale Staatsmänner, wie Casimir Parier, Laffitte, Dupin, Gérard u. A. m. Auch unter Karl X. ging der Herzog von Orleans ruhig seinen Weg weiter, beschäftigte sich mit der Erziehung seiner Kinder, die er in die öffentliche Schule schickte, und be- obachtete scharf den Gang der Ereignisse. Trotz der Vor- stellungen der Ultraroyalisten überhäufte ihn Karl X. mit Wohlthaten, so daß er bald als einer der reichsten Privat- männer dastand. Als nun in Frankreich Karl X., von jesuitischen Rathgebern umgeben, auf der betretenen Bahn der Reaktion immer weiter fortging und es schon mehrere Anzeichen einer nahenden Revolution gab, richteten sich die Blicke der Liberalen immer mehr auf den Herzog von Orleans, der seinerseits sehr geschickt zu Werke ging und sich als den Mann der Zukunft betrachtete. Dies war also der Mann, der nicht von dem französischen Volke in seinen Urversammlungen, sondern von den französischen Kammern auf den Thron erhoben wurde, die dreifarbige Nationalfahne wiederherstellte, die Verfassungsurkunde oder Charte als einen freien Vertrag zwischen Nation und König annahm und feierlich versprach, daß die verbesserte Charte nun einewghrheit w e r d e n so l l t e. Seine Gegner freilich nannten ihn, weil dieses neue Königthum von den wohl- habenden Mittelklassen geschaffen worden war, den Bürgcr- könig und bemerkten spöttisch, daß er die neue Krone im Straßenkoth von Paris gefunden habe. Wie wenig übrigens der neue König selbst auf die Festigkeit des Julithroncö baute, sprach er aus mit der Aeußerung: „In dem Ver- hältnisse der Könige hat sich gegen sonst Manches geändert. Doch keiner kann auf jedes Schicksal vorbereiteter sein als ich; denn ich bin der einzige unter ihnen, der seine Stiefeln sich geputzt hat und nöthigenfalls es wieder thun könnte." Karl X., der sich mit dem Hofe, der Leibgarde und den treuen Schweizern nach Rambouillet gezogen und den küm- merlichen Rest des ganzen Heeres entlassen hatte, schiffte sich am 17. August zu Cherbourg nach England ein und starb 6 Jahre nachher in der Verbannung zu Görz in Oesterreich den 6. November 1836. Die Donner der französischen Julirevolution ertönten durch ganz Europa, hier erschreckend und beängstigend, dort *

3. Geschichte der neuesten Revolution - S. 46

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
46 zial-demokratischen Abgeordneten, die sich den altberüchtig- ten Namen des „Berges" beilegten, im Verhältniß zu frü- her in der Kammer gewachsen, und alle Freunde der Ord- nung konnten nicht ohne Besorgniß für die Zukunft wahr- nchmen, welche Verbreitung die Grundsätze der „rochen Re- publik" binnen Jahresfrist im französischen Volke erlangt hatten. Dabei war die neue Bergpartei, wenn auch geringe an Zahl, aber stark durch Einheit und furchtbar durch ihre wühlerische Thätigkeit. Ihre Emissäre durchreisten nach allen Richtungen das Land, und Demagogen wie Ledru- Rollin selbst suchten auf solchen Rundreisen auf großen po- litischen Banketten mit dampfenden Schüsseln, brennenden Reden, glühenden Trinksprüchen und rauschender Musik die Herzen und Hände für die demokratisch-soziale Republik zu begeistern. Am leichtesten gelang dies in den großem Städten, wo die jungen Leute des Mittelstandes, die große Menge der Arbeiterklasse und der zahlreichen Müssiggänger und Bummler, die statt zu gehorchen befehlen, statt zu arbeiten faullenzen wollen, für sozialistische Umsturzlehren schwärmerisch gestimmt waren. Hier und besonders in Paris war der Abfall von Gott und seinem heiligen Wort, die Verwirrung aller Begriffe von Recht und Unrecht — hatten doch gerade Leute wie Proudhon das Eigenthum für Diebstahl erklärt — so groß, daß die Revolution nicht nur unter den Tagelöhnern, Handwerksgesellen, Fabrikar- beitern, sondern auch unter liederlichen Studenten, herab- gekommenen Schreibern und Handlungsdienern zahlreiche und dienstwillige Arme fand. Ueberdies pflegte noch eine jede politische Revolution alles lose und schlechte Gesindel, ver- rufene Menschen und Gauner aller Art, und deren giebt es zumal inparis und den großen Städten Frankreichs eine groß- ße Zahl, als einen fürchterlichen Schweif hinter sich herzuzie- hen. Schwerer hielt es schon, mit dem Landvolk anzubmden und die Bauern zu Kommunisten zu machen. Allein auch hier war die Unwissenheit groß, und Mancher ging in die Schlinge, wenn so ein hochgelehrter Herr aus der Stadt ihnen vorschwatzte, die Edelleute, die alten Herzöge und Marquis würden wicderkommen, ihnen ihre Grundstücke wegnehmen und sie wieder zu Zinspflichtigen und Leibeige- nen machen. Manche Bauern, von unersättlicher Begierde beherrscht, hörten es gern, wenn vom Theilen, namentlich der großen Landgüter der Reichen die Rede war, kamen dagegen bald wieder zur Besinnung, wie jener Bauer bei

4. Geschichte der neuesten Revolution - S. 48

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
48 diese ewigen Zänkereien, die Zerrissenheit der Kammer in feindselige Parteien bewirkten endlich, daß das ganze par- lamentarische Wesen in den Augen des Volks tief herabge- würdigt wurde. Ja, ein großer Theil der Franzosen, überdrü- ßig der Freiheit durch ihre Ausartung in Frechheit und Ungebundenheit, begierig nach Ruhe nach den fieberhaften Aufregungen der Demokratie und den unermüdlichen Sor- gen der Zukunft, gelangte zu der Ansicht, daß nur die Abschaffung jeder berathenden Versammlung, das vollkom- mene Schweigen der Presse und eine unumschränkte Regie- rungsform Frankreich der Ruhe und dem Glück zurückge- den würden. Diese Sehnsucht nach einer festen Gewaltherr- schaft wurde noch vermehrt, als man die Zahl der Sozia- listen wachsen sah; denn als im Mai 1850 in der Haupt- stadt eine Ersatzwahl nöthig wurde, gelang es denselben, den geistreichen, aber sittenlosen Romanschreiber Eugen Sue in die Nationalversammlung zu bringen. Das führte zu strengem Maßregeln: zur Eintheilung Frankreichs in vier große Militärdivisionen, wodurch die Gewalt in die Hände weniger ergebener Generale kam, zur Auflösung der Mobilgarde, zur Beschränkung des Stimmrechts, zur Auf- hebung des Vereinsrechts, zu einem neuen Unterrichtsge- setz, nach welchem die oberste Leitung des Schul- und Un- terrichtöwesens der Universität entzogen und zwischen der Kirche und dem Staat getheilt wurde, da selbst nach des liberalen Thiers Ausspruch nur die christliche Kirche, als die Inhaberin der göttlich geoffenbarten Wahrheit, und die christliche Schule den hercinbrechenden Irrlehren des staats- feindlichen Sozialismus einen Damm entgegensetzen könne. In allen diesen Dingen ging der Präsident mit der Kammer noch Hand in Hand; allein der innere Zwiespalt zwischen den beiden Gewalten trat immer mehr hervor, als er zu verschiedenen Malen Erhöhung seines Gehaltes ver- langte. Auch gingen schon Gerüchte um von einem Staats- streich, von einem Umsturz der Verfassungen durch den Prä- sidenten. Die Führer der altmonarchischen Parteien droh- ten mit Aehnlichem und unternahmen Pilgerfahrten zum Herzog von Bordeaux nach Wiesbaden und zur Familie Orleans nach Claremont. Eine Fusion, eine Vereinigung und Versöhnung der ältern mit der jüngern bourbonischen Linie wurde in Aussicht gestellt. Das brachte die geheimen Pläne Ludwig Napoleons zur Reife. Die Truppen, die man 1830 und 1848 als Besiegte behandelt hatte, wurden

5. Geschichte der neuesten Revolution - S. 50

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
50 — Tag vorher um 11 Uhr Abends hatten die 800 Polizeidie- ner und die Sicherheitsbrigaden den Befehl erhalten, die Polizeipräfektur nicht zu verlassen, angeblich weil die Lon- doner Flüchtlinge in Paris seien. Am frühesten Morgen des 2. Dezember 1851 wurden die Generale Changarnier, Cavaignac, Lamoriciöre, Bedeau, Lesso und nebst Thiers viele andere Kammermitglieder von der bewaffneten Polizei verhaftet und nach verschiedenen Gefängnissen gebracht. Um 6'/s Uhr nahm Herr von Morny in Begleitung von 250 Vinccnner Jägern vom Mi- nisterium des Innern Besitz und zu gleicher Zeit wurde der Kammerpalast von dem Obersten Espinasse, Kommandanten des 42. Linienregimentes, ohne alle Schwierigkeiten besetzt und umzingelt. Etwa 60 Volksrepräsentanten, welchen es trotzdem gelungen war, durch eine Nebenthür einzudringen und welche sehr laut ihre Entrüstung über die Verletzung der Konstitution äußerten, wurden ohne Weiteres durch ein- dringende Munizipalgarden aus dem Saal gewiesen. Alle diese Maßregeln waren so rasch, so auf einmal, so genau und still vollzogen worden, daß Paris am 2. De- zember ganz verdutzt aufwachte und zu seinem Erstaunen durch eine an allen Straßenecken angeschlagene Proklamation erfuhr, daß die Nationalversammlung aufgelöst, das allge- meine Stimmrecht hergestellt, über 11 Departements der Belagerungszustand verhängt und das französische Volk vom 14—21. Dezember in Urversammlungen berufen sei, um über eine vom Präsidenten der Republik vorgelegte Verfas- sung mit einem verantwortlichen Staatsoberhaupt auf zehn Jahre rc. zu berathen. Wenn das Volk ihn nicht wähle, wolle er sein Amt in die Hände einer neugewählten Kam- mer legen und sich zurückziehen. Eine zweite Proklamation an das Heer nannte dieses die „Elite der Nation" und verhieß thm die demselben im Staate gebührende Ehre und Stellung. Umsonst machten die Mitglieder der National- versammlung noch den Versuch, sich hie und da zu versam- meln, wie die Repräsentanten der Bergpartei in der Au- gustinerstraße, oder etwa 200 andere meist von der legitimi- stischen und orleanistischen Partei auf der Mairie, wo es sehr stürmisch herging und grimmige Reden gegen den meinei- digen Präsidenten vernommen wurden: diese Versammlungen wurden mit Bajonetten gesprengt und die bedeutendsten Mit- glieder derselben ins Gefängniß geworfen. Umsonst rief der Nationalgerichtshof Ludwig Napoleon vor seine Schranken

6. Geschichte der neuesten Revolution - S. 21

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
21 Iv. Die französische Februarrevolution (24. Fe- bruar 1848). Da fuhr der Herr hernieder, daß er sähe die Stadt und Thurm, die die Menschenkinder baueten. l Mos. 1t, 5. 1. Der Umsturz des Aukitljrones. Die Littnaljme der Huilerien. Die Sitzungen der Kammern in Paris vom Jahr 1847 hatten sehr stürmisch geendigt. Die Mehrzahl der Abge- ordneten hatte nichts wissen wollen von den geheimen Schä- den der Regierung und Verwaltung, welche man aufgedeckt, von den Umtrieben und Bestechungen bei den Wahlen, die man enthüllt hatte. Da kamen die Mitglieder der Oppo- sitionspartei in den Kammern auf den Gedanken, öffentliche Gastmählcr oder Banketts zu veranstalten und durch die dabei gehaltenen Reden die Nothwendigkeit einer Wahlre- form in großem Volkskrcisen zu verkündigen. Das Ban- kett im Chateau Rouge bei Paris machte den Anfang und fand bei den Reformfreunden solchen Anklang, daß kurz nach einander in Paris und ganz Frankreich zahlreiche Reformbankette gehalten wurden, bei welchen die sonst ge- wöhnlich auf den König ausgebrachten Lebehochs entweder ganz wegblieben oder von dem donnernden Gesänge des berüchtigten Freiheitslieds der Marseillaise übertönt wurden. In kurzer Zeit durchlief, wie eine Flamme, die Aufregung alle Provinzen, und allenthalben ertönte der Ruf nach Re- formen. Der König selbst sah in den politischen Gastmäh- lern nur ein ohnmächtiges Revolutionsstreben, und als einige seiner Rathgeber iin Ministerrath schüchterne Bedenk- lichkeiten äußerten, sprach er: „Gehen Sie doch, meine Herren; ist es an mir. Ihnen Muth einzusprechen? Glau- den Sie, es sei so leicht eine Regierung umzustoßen, an deren Begründung wir 17 Jahre lang gearbeitet haben? Die Schikanen und Kabalen einiger ehrgeiziger Wirr- und Stru- delköpfe werden an unserer Festigkeit zerschellen." Als daher Anfang Februar 1848 die Kammern eröffnet wurden, ließ er in der Thronrede folgenden zurechtweisenden Paragra- phen einflicßen: „Meine Herren, je weiter ich im Leben vorrücke, desto eifriger widme ich, was mir Gott an Kraft und Thätigkeit verliehen und noch vergönnt, dem Dienste Frankreichs, der Obhut seiner Interessen, seiner Würde und Wohlfahrt. Bei der Aufregung, welche feindselige und blinde Leidenschaften anfachen, beseelt und stärkt mich sine Ueberzeugung: nämlich die, daß wir in der konstitu-

7. Geschichte der neuesten Revolution - S. 22

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
22 — tionellen Monarchie, in der Einigkeit der hohen Staatsge- waiten die sichern Mittel besitzen, jene Hindernisse alle weg- zuräumen und den moralischen und materiellen Interessen un- sers lieben Vaterlandes Genüge zu leisten." Bald sollte es sich zeigen, wie König Ludwig Philipp Fleisch für seinen Arm hielt, als er sein Vertrauen nicht auf Gott und sein gu- tes Recht setzte, sondern von konstitutionellen Staatsformen er- wartete, daß sie dem Feuerstrom der Empörung eine Schranke setzen und seinen Thron vor dem Umsturz sichern sollten. Zwar stimmte die Mehrzahl der Deputirtenkammer nach Illtägigen stürmischen Debatten in ihrer Adresse oder Antwort auf die Thronrede der Meinung des Königs und sci- nerminister bei und erklärte, daß nur feindselige Leiden- schaften oder b l i n d e G e l üstc die Aufregung im ganzen Lande hervorgebracht hätten; aber die Opposition in Masse ent- hielt sich der Abstimmung und beschloß, den parlamentari- schen Kampf auf einem andern Felde fortzusetzcn. Dazu schienen nun großartige Reformbankctte ein geeignetes Mit- tel, um auf das Volk und die öffentliche Meinung-zu wir- ken. Da aber der Minister des Innern, Herr Duchatel, im Laufe der Adreßverhandlungen erklärt hatte, die Regierung werde, kraft eines Gesetzes von i 790, alle Reformbankette in Zukunft verbieten, so wollten die Männer der Bewegung innerhalb und außerhalb der Kammer gegen diese, wie sie glaubten, ungerechtfertigte Beschränkung des Vcreinigungs- rechts durch einen ernsten aber friedlichen Widerstandsact prokestiren. In einem Wahlbezirke von Paris wurde ein großes Reforinbankett ungeordnet, aber vom Polizeikom- missar des Stadtviertels auf hohem Befehl untersagt. Man beschloß, an dieses Verbot sich nickt zu kehren, und N2 Deputirle uird 3 Pairs erklärten, sich zu deinsclben be- geben zu wollen (19. Februar). Diese Nachricht versetzte ganz Paris m Bewegung ' und unter allen Klassen des Volks, Handwerkern, Arbeitern, großen und kleinen Fabri- kanten und Geschäftsleuten entstand eine ungemeine Aufre- grurg und Unruhe, Gerüchte von anrückendcn Truppen lie- fen durch die Stadt, und Alles war darauf gespannt zu wis- sen, wie diese Kundgebung der Unzufriedenheit mit der Re- gierung ablaufen würde. Zehntausend Nationalgardisten hatten sich aus freien Stücken erboten, die Bankettgäste zu schützen, die Zöglinge der hohen Schulen wollten sich dem großen Zrrge der Gäste mitten durch die Stadt nach dem Bankettzelte in der Versailler Straße anschließen.

8. Geschichte der neuesten Revolution - S. 24

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
24 lebe die Reform! Nieder mit Guizot!" Da erschien Nach- mittags um 3 Uhr in der ebenfalls stürmisch aufgeregten Kammer Guizot mit der Botschaft, daß der König den Gra- fen Mols habe rufen lassen, um ihn mit der Bildung ei- nes neuen Kabinets zu beauftragen. Die Wahlreform sollte gewährt sein. Adjutanten des Königs flogen nach allen Seiten hin, um diese Nachricht weiter zu verbreiten, welche dem lebhafter und blutiger werdenden Aufstande Ein- halt thun sollte. Sie wurde überall mit Jubel aufgenom- nen, aus den Fenstern und von den Balkons wehten Tü- cher, das Feuern zwischen den Linientruppen und den Auf- ständischen ruhte, die meisten Barrikaden witrden verlassen. Nachmittags um 5 Uhr gewährten die Boulevards den nämlichen Anblick, wie an großen Volksfesttagen, so ruhig wogten Massen neugieriger Spaziergänger auf und ab, und als der Abend zu grauen anfing, bot die fast überall festlich erleuchtete Stadt einen zauberischen Anblick dar. Da trat ein Ereigniß ein, welches plötzlich die Scene veränderte. Es mochte gegen 10 Uhr sein, als unter don- nerndem Gesang der Marseillaise, unter Trommelwirbel, wehenden Fahnen und Fackelschein ein Volkshaufen von etwa 2000 Mann, der hauptsächlich aus Arbeitern der Vor- städte bestand, in guter Ordnung auf dem Boulevard der Jtaliäncr erschien, durch neuen Zuwachs immer mehr an- schwoll und zuletzt mit einer Kolonne sich vereinigte, welche dem Justizminister Hebert ein Pereat (Nieder mit ihm!) gebracht hatte. Diese Kolonne war die Bande des Repu- blikaners Lag ränge aus Lyon, die auf den Barrikaden des Quartiers St. Martin einen Theil des Tages über gekämpft batte. Sie bestand aus lauter Blousenmännern mit aufgekrämptcn Hemdärmeln und entblößten Brüsten, Gesicht und Hände von Pulver geschwärzt, durchweg mit Flinten, Säbeln oder Piken bewaffnet. Fackeln und eine rothe Fahne wurden voraus getragen. Vor dem Hotel der aus- wärtigen Angelegenheiten, Guizot's Wohnung, stieß die vorderste Kolonne des Zugs auf ein Bataillon des 14. Regiments, welches, im Viereck ausgestellt, den Durchzug verwehrte. Der Mann mic der rothen Fahne und einige Fackelträger gingen trotzig auf das Bataillon los, schwenk- ten die Fahne und die Fackeln hin und her, und das Pferd des kommandirenden Offiziers fing an sich zu bäumen. Die vorderste Reihe der Truppen gerieth in Unordnung, das Viereck that sich auf und der Offizier nahm mitten da-

9. Geschichte der neuesten Revolution - S. 25

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
25 rin seinen Platz. Plötzlich hoben und senkten sich die Ge- wehre, ein Schuß fiel, man sagt aus dein Garteil des Ho- tels, und ein langer Knall krachte hinterher. Einige fünf- zig Todte und Verwundete stürzten nieder. Unter wildem Geschrei stob die Menge auseinander und ergoß sich durch alle Stadtthcile mit dem Ruf: „Zu den Waffen! Wir sind verrathen! Man mordet uns!" Die kleine Kolonne republikanischer Blousenmänner, die vor dem Pelotonfeuer zurückgewichen war, kam unter einem fruchtbaren Rachcge- schrei nach der Blutstatte zurück, lud ein Dutzend Leichname auf einen Karren und zog unter Mordgeschrei und Wuth- geheul durch die Straßen. Inzwischen erloschen an den Häusern die Lampen, aus allen Ecken und Winkeln huschten Bewaffnete hervor, wie auf ein geheimes Machtgebot thürinten sich die Pflastersteine zu Barrikaden empor und auf allen Kirchthürmen läuteten die Sturmglocken, während die Empörer hier und da mit den Truppenpatrouillen Flintenschüsse wechselten. Als der Morgen des verhängnißvollen 24. Februar anbrach, war Paris bewaffnet bis an die Zähne, anderthalbtausend wohk- vertheidigte Barrikaden starrten den königlichen Truppen entgegen, die Revolte von gestern hatte sich in eine Revolution verwandelt. Dies war das Werk der Ver- schwornen der'geheimen, militärisch eingerichteten Gesell- schaften, welche, nachdem sie den Vorgang vor dem Hotel Guizots wahrscheinlich selbst hervorgerufen, ihn schnell zum Losbrechen benutzten, ihre Abtheilungen gu den Waffen rie- fen, die Häuser nach Waffen durchsuchten und die Waffen- läden plünderten, die Gläser- und Flaschenmagazine aus- lcerten und ihre Vorräthe über die Straßen streuten, um sie der Reiterei unzugänglich zu machen, und die Menge der übrigen Gesinnungslosen theils mit sich fortrissen theils zwangen, mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu machen. Im Schloß der Tuilericn wußte man wenig oder nichts von dem, was in der Stadt vorging, und die Truppen be- hielten ihre Stellung bei. Nachdem Graf Molo es abge- lehnt hatte, ein neues Ministerium zu bilden, ließ der Kö- nig um Mitternacht den Herrn Thiers, eins der Häup- ter der Widerstandspartci in der Kammer, rufen, der sich auch bereit erklärte, mit Odilon-Barrot, Rem usai und Duvergier de Heu renne ein Kabinet zu bilden; Marschall Bugeaud sollte an die Spitze der bewaffneten Macht treten, doch wollte das neue Ministerium dies nicht

10. Geschichte der neuesten Revolution - S. 32

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
32 am 26. August 185v im 76. Jahre seines Lebens, nicht ohne die Hoffnung auf die dereinstige Restauration seiner Dynastie. Doch wir kehren mit unserer Erzählung nach Paris zurück, wo inzwischen, wie schon angedeutet,' 3. die Aufrichtung der Aepuöük erfolgte. Die im Saal der Deputirtenkanuner zurückgeblie- benen Redner der republikanisch gesinnten s. g. linken Seite suchten nämlich, wiewohl vergeblich, der grauenhaften Ver- wirrung ein Ende zu machen und verkündigten, daß die Mitglieder der provisorischen Regierung durch Akklamation oder Beifallruf ernannt werden sollten. Der greise Dup ont de l'eure, der Veteran der liberalen Oppositionsmit- glieder, der auf den Präsidentenstuhl gestiegen war, las die Namen von Arago, Dupont de l'eure, Lamar- tine, Ledru-Rollin, Garnier Pag es, Marie, Cremieur, Od ilon - Barrot und Thiers vor, von denen aber die beiden letztem mit Hohngezisch verworfen wurden. Darauf rief eine Stimme: „Wir müssen die provisorische Regierung nach dem Stadthause bringen. Wir wollen eine vernünftige, gemäßigte Regierung, kein Blut, keine Reaktion, aber die Republik!" „„Nach dem Stadt- hause,"" erwiederte eine andere Stimme, „„Lamartine vor- auf!"" Zu gleicher Zeit hatten sich noch drei andere pro- visorische Regierungen an verschiedenen Stellen von Paris gebildet. Diese vier Regierungen, die sich fast gleichzeitig aufgeworfen, stießen nun nach einem furchtbaren Wogen und Drängen des stürmischen Menschenmeeres und über Barrikaden,. Trümmern und Leichen hinweg im Stadthause auf einander und verschmolzen sich nach längerm Strudeln und Hadern in Eine Regierung, indem zu den bereits in der Kammer ernannten sieben Deputaten der äußersten Linken noch folgende vier Zeitungsschreiber kamen: Armand Marrast, und die von den aufgestandcnen Massen vor- geschobenen Vertreter des Sozialismus: Ferdinand Flocon, Louis Blanc und der Mechanikus Albert. Diese Männer repräsentirten in der That alle Farben der republikanischen Parteien, welche sich zum Sturz des Throns für den Augenblick die Hand gereicht hatten. Aber erst nach unendlicher Mühe gelang es der neuen Regierung, die Wogen der durch alle Säle und Vorsäle des Stadthauses drängenden Volksmenge einigermaßen zu besänftigen und
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