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1. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 40

1914 - Nürnberg : Korn
40 Arbeiter sind jedoch allein die kriegsfähigen, die anderen ergreifen sogleich die Flucht. Unter allen Feinden fürchten sie fremde Ameisen am meisten und dabei sind die kleinsten gerade die ge- fährlichsten, weil sich mehrere zugleich an die Beine der größeren hängen, sie herumzerren und an der Flucht hindern. In ihren Kämpfen muß man über ihre Wut staunen; sie lassen sich eher die Beine ausreißen, als daß sie nachgeben; oft bleiben abge- rissene Köpfe oder ganze Tote an den Beinen der fortlaufenden hängen, so sehr haben sie sich eingebissen. Die größeren greifen die kleinen unversehens an, fassen sie oben an dem Leibe und erwürgen sie mit den Kiefern; merken es aber die kleinen vorher, so holen sie die andern, welche in Masse herbeiströmen. Die Roßameisen, die größte Art in Deutschland, kommen aus ihrem Bau bis vor die Tore der blutroten, welche um die Hälfte kleiner, aber viel zahlreicher sind. Diese wehren sich tapfer, gehen aber doch großenteils zugrunde; dann verlegen sie oft über zwölf bis zwanzig Meter weit ihre Wohnung, indem sie alles mitnehmen, was ihnen wert ist. Unterwegs werden kleine Haufen als Wachen aufgestellt, welche eine ankommende Roß- ameise sogleich anpacken; eine springt ihr auf den Leib, klammert sich um ihren Kopf und übergießt sie mit Gift; dabei wälzen sie sich über und über; endlich kommen andere zu Hilfe und beißen die Roßameise tot oder nehmen sie gefangen. Will man aber regelmäßige Kriege sehen, so muß man in die Wälder gehen, wo die rotbraunen Ameisen ihre Herrschaft über alle vorüberziehenden Insekten behaupten und mit ihres- gleichen von verschiedenen Nestern Krieg führen. Manchmal rücken aus zwei Haufen, die über hundert Schritte voneinander entfernt liegen, die Heere so zahlreich gegeneinander, daß sie den ganzen Weg 50 bis 60 cm breit bedecken und in der Mitte miteinander kämpfen. Tausende ringen einzeln miteinander und suchen sich mit den Kiefern in Gefangenschaft zu schleppen. Der Kampf beginnt gewöhnlich zwischen zweien, die sich mit den Kiefern packen, sich gegeneinander aufrichten um das Gift wechselseitig nach dem Feinde zu spritzen; dann fallen sie auf die Seite und ringen lange miteinander im Staube, bis endlich eine dritte herbeikommt und den Sieg entscheidet; aber bisweilen eilen mehrere dazu und packen sich an den Füßen so, daß oft sechs bis zehn aneinander hängen. Gegen die Nacht ziehen sich beide Heere allmählich in ihre Städte zurück, indem sie die Toten liegen lassen, die Gefangenen aber mitnehmen. Vor Sonnen- aufgang rücken sie aber wiederum und noch viel wütender gegen-

2. Präparationen für den Geschichts-Unterricht in der Volksschule - S. 154

1912 - Nürnberg : Korn
— 154 — Welt betrat. Nachdem er mit der ganzen Mannschaft auf den Knien Gott gedankt hatte, nahm er die Insel feierlich für den König von Spanien in Besitz. Verwundert liefen von allen Seiten die Inselbewohner zusammen. Sie waren ganz nackt, von kupferroter Hautfarbe, mit allerlei Farben bemalt und an der Nase und den Ohren mit Goldblechen geschmückt. Kolumbus entdeckte noch einige Inseln. Die Matrosen gaben den Wilden Glasperlen, Nadeln, kleine Spiepel und andere wertlose Sachen und erhielten dafür Gold in Menge. Endlich trat Kolumbus mit feinen Gefährten im nächsten Jahre die Heimreise an. Unter dem Donner der Kanonen und dem Geläute der Glocken fuhr er in Spanien in den Hafen ein; eine ungeheuere Menschenmenge wartete am Ufer. Seine Reise zum Könige war ein ununterbrochener Triumphzug. Als er durch die Straßen der Stadt zum königlichen Schlosse zog, bewunderten alle die fremden Tiere, die wertvollen Edelsteine und Goldklumpen, sowie die zwölf Indianer, die bewaffnet vor ihm hergingen. Die Zuschauer drängten sich neugierig an ihn heran, um ihn zu sehen. Väter hoben ihre Kinder empor und riefen: „Seht, das ist Kolumbus!" Nun trat er ins Königschloß. Die Flügeltüren des Thronsaales wurden ihm geöffnet, und Ferdinand und Jfabella erhoben sich von ihrem Throne, um ihn freundlich zu begrüßen. Er wollte ehrfurchtsvoll vor ihnen auf die Knie fallen; allein sie luden ihn ein, neben dem Throne Platz zu nehmen und überhäuften ihn mit Ehren und Geschenken. In ganz Europa verbreitete sich die Kunde von der neuen Welt. B. Betrachtung der Bilder. Dabei ist besonders hervorzuheben, daß die Schiffe keine Dampf-, sondern Segelschiffe waren. Langsame Fahrt; Abhängigkeit vom Wind. 2. A. Erklärung, a) Die Vorbereitungen zur Reise. Auf welchen klugen Einfall kam Kolumbus? Was war zu einer solchen Fahrt erforderlich? Wie hinderten ihn an der Ausführung a) feine eigene Mittellosigkeit? b) der Zweifel der Zeitgenossen an der Kugelgestalt der Erde? Wie zeigte Kolumbus seine Ausdauer? Wie erfüllte sich endlich sein Wunsch? Woraus geht jedoch hervor, daß Kolumbus nicht einen neuen Weltteil entdecken wollte.

3. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 335

1890 - Gotha : Perthes
335 so sehr verschlimmerte, daß er die ganze Nacht schlaflos unter Fieberschauern zubrachte. Dennoch ließ er nicht von seiner Gewohnheit, ein Bad zu nehmen und ein Opfer zu bringen, worauf Nearch mit den Flottenkapitänen erschien, um weitere Befehle inbetreff der Abfahrt zu erhalten. Da klagte Alexander über Mattigkeit und Schwäche, so daß man die Abfahrt um einen Tag verschieben müsse, bis wohin er sich werde erholt haben, um selbst mit zu Schiffe gehen zu können. Um sich die Zeit zu kürzen und der Schmerzen zu vergessen, mußte Nearch bei ihm bleiben und ihm von seiner Fahrt aus dem Persischen Meere, von seinen Abenteuern und Erlebnissen erzählen. Mit großer Aufmerksamkeit und sichtlichem Vergnügen hörte Alexander den Berichten seines wackeren Admirals zu, ward sehr aufgeregt und sprach wiederholt seine Freude aus, daß er nun bald auch solche Abenteuer erleben werde. Obschon sich nach Nearchs Weggange die Krankheit verschlimmerte, das Fieber in der Nacht immer heftiger wurde, berief Alexander doch am andern Tage nach dem Bade und Opfer die Flottenosfiziere zu sich, um ihnen anzuzeigen, daß sie für übermorgen alles zu seinem Empfange auf der Flotte und zur Abfahrt bereit halten möchten. Noch immer hatte Alexander keine Ahnung von der Gefährlichkeit seiner Krankheit, bis nach dem Bade am Abend das Fieber sich heftiger einstellte, ihn furchtbar schüttelte und rüttelte, seine Kräfte sichtlich abnahmen und auch in der Nacht das Fieber ihn nicht einen Augenblick schlummern ließ. Durch Willenskraft wollte Alexander die Krankheit niederhalten, ließ sich daher am Morgen trotz des heftigsten Fiebers vor das große Bassin tragen, wo er unter großer Anstrengung das Opfer brachte. Hierauf ließ er die Offiziere vor, gab Befehle über die Fahrt der Flotte, besprach sich mit den Generalen über Besetzung einiger Offizierstellen und übertrug ihnen die Auswahl. Obschon die

4. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 384

1890 - Gotha : Perthes
384 bewohner, von denen die meisten schon von Pfeilen des Königs getroffen sind. Kleidung. Farbe und Tracht deuten auf arabische oder syrische Völker. Weiterhin durchbohrt der König mit der Lanze einen Feind, und das folgende Bild zeigt die Rückkehr des Königs aus dem Lande der Neger. Er fährt ruhig auf seinem Wagen, hinten folgen gefangene Neger und rohe Gestalten mit Stricken um den Hals, mit gegürtetem Thierfelle um den Leib. Die Gefangenen führt der König den Göttern zu, die auf ihrem Throne sitzen. Die Figuren an der gegenüberliegenden Wand wiederholen die Siege über die Sheta und bestehen aus mehr als 800 Figuren. Eine lange Inschrift berichtet über den Feldzug und seinen Erfolg. — Solche bildliche Darstellungen mit den Berichten dazu vertraten die Stelle der Geschichtsbücher, hatten ja auch nur für den absoluten Herrscher Interesse. In Nubien erbaute Ramses außerdem noch vier Tempel. Zu einem derselben führt vom Nil aus eine doppelte Reihe von Sphinxen. Den alten Palast zu Karnak erweiterte er, fügte zu dem Palast zu Luxor Propyläen und einen großen Hof mit einer Säulenhalle und zwei ungeheuren Kolossen, ließ am Palast des Amenophis einen großen Portikus errichten, schmückte den Tempel zu Heliopolis und ließ dem Phra Obelisken widmen, sechs Kolosse vor dem Tempel des Ptah zu Memphis aufstellen, außerdem Kanäle graben und Dämme aufschütten, wozu er die Gefangenen benutzte. Auch wollte er vom unteren Nil einen Kanal nach dem Roten Meere anlegen, wo er eine Kriegsflotte unterhielt. Der Kanal kam zwar nicht zur Ausführung, doch ward bei dieser Gelegenheit viel wüstes Land in fruchtbares verwandelt. Diese Bauten sind um so staunenerregender, als man als Mittel zum Brechen, Bearbeiten und Glätten der Steine nur steinerne oder bronzene Werkzeuge, zum Fortschaffen nur Menschenkräfte oder Stiere hatte.

5. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 190

1890 - Gotha : Perthes
190 Masse in den Kampf einzutreten, das Massengefecht als Nahegefecht zu führen und im Anlauf die feindlichen Reihen zu durchbrechen. Daher stand sie 16 Mann tief, d. H. 16 Mann hintereinander, wie bereits erwähnt ist, wobei die Lanzen der fünf ersten Glieder vorgestreckt wurden, über die Front hinausragten und einen undurchdringlichen Stachelwall bildeten, während die anderen Reihen ihre Lanzen aus die Schultern der Vordermänner legten, dieselben vorwärts drängten, aber nicht zurückweichen ließen. Außerdem war die Phalanx so gut eingeübt, daß sie jede Bewegung, Marschordnung, Stellung und Wendung schnell und sicher ausführte, ohne daß sich die Krieger gegenseitig hinderten. Die Zahl dieser Schwergerüsteten, welche das Fußvolk der Getreuen hießen, belief sich auf 18 000, die sich in sechs Bataillone von je 3000 Mann teilten und meist aus Macedonien stammten. Auch die Reiterei besaß in den macedonischen und thematischen Schwadronen schwergeharnischte Kämpfer, welche allesamt dem Adel angehörten, und an deren Spitze der König focht. Sie waren gleich tüchtig auf den Massen- und Einzelkampf eingeübt, daher den ungeordneten Schwärmen der leichten asiatischen Reiterei überlegen. Diese schwere Reiterei führte den ehrenvollen Namen „die Getreuen des Königs" und zählte 5000 Reiter, die in acht Geschwader eingeteilt und denen noch 600 griechische Reiter beigegeben waren. Auf diese Garde folgten die macedonischen Hypaspisten, benannt nach dem hohen Schilde Aspis. Sie waren halbleichte Truppen, wie etwa unsere Füsiliere, trugen einen leichten Schild, ein längeres Schwert und einen Linnenpanzer und waren besonders brauchbar zu Überfällen, Gewaltmärschen, Handstreichen, zur Besetzung von Höhen, Erzwingung von Flußübergängen und Unterstützung der Reiterangriffe. Diese Truppe zählte 6000 Mann, war in sechs Bataillone eingeteilt und hatte die Wache vor dem Königszelte.

6. Die Neuzeit - S. 197

1907 - Nürnberg : Korn
— 197 — Die neuen Landessarben. (1809.) Als König Max mit seiner Familie Tirol besuchte, machten ihm die Landleute kein Geheimnis aus ihrer Liebe für das alte Herrscherhaus. „Der König von Bayern ist wohl ein guter und trefflicher Herr," sagten sie, „aber seine Schreiber sind nichts nütze." Auf dem großen Schießen überreichte der König einem Bauern, der das Beste und die Ehrenfahne gewonnen hatte, den Preis und sprach: „Blau und weiß ist doch etwas anderes als das alte Schwarz und Gold!" Der Bauer betrachtete die Fahne und prüfte den Stoff und sprach: „Ja, ja, die Farbe ist schön; aber was wetten wir, sie dauert nicht in die Länge, sie steht ab. Das Blaue wird mit der Zeit doch wieder schwarz und das Weiße gelb." tior Innsbruck. (i809.) 1. Der Sandwirt Andreas Hofer von Passeier tat vom Berg Jsel ans den Angriff auf die Bayeru. Bald gings mit ganzer Macht vorwärts. Gleich am Ende des Marktfleckens Mattei teilen sich die Straßen, von denen die eine links über den Schönberg nach Innsbruck, die andere rechts über die Ellbögen nach Hall führt. Dort auf dem Scheidepunkt stand nun Hofer in eigener Person, umgeben von seinem lodenen Generalstab. Er wies jede der vorüberziehenden Heeresabteilungen an, entweder die eine oder die andere Straße zu ziehen. Beide Hände in seinen Ledergurt gesteckt, erhob er nur bald den einen, bald den andern Fuß und begleitete mit dieser Geberde jeden seiner Befehle. „Ös geht da außen!" sagte er zu mir, als ich mit meiner Kompagnie an ihm vorübergezogen kam, und wies mir mit seinem emporgehobenen rechten Fuß die Ellbögener Straße an. „Also werde ich die Avantgarde bilden?" fragte ich. — „Ös seid die Ersten," entgegnete der Sandwirt. — „Und was hab' ich zu tun? Worauf ist eigentlich unser Kriegsplan gegründet?" frug ich weiter. „Wenn Ös die Bayern trefft, so schlagt darauf los und werft sie über den Berg hinab!" lautete kurz und inhaltsschwer der Bescheid, der alle weiteren Bedenken zu Boden schlug. „Vertraut auf Gott und wöhrts Enk standhaft!" sagte der fromme Hofer auf dem Jfel und anderwärts zu feinen Tirolern. 2. Es war 9 Uhr vormittags, als die Tiroler in Innsbruck einzogen. Nun überließ sich alles der Freude; fast keine Minute verging ohn

7. Die Neuzeit - S. 225

1907 - Nürnberg : Korn
— 225 — Dir Krise nach Liba. (1814.) Nach seiner Abdankung verließ Napoleon das Schloß Fontainebleau mit keinem Schritte. Er verschickte Bücher, Waffen, Orden und Müuzeu an seine Freunde. Wenn er allein war, schien er sehr verstört und gedrückt. In der Kirche rieb er sich bald mit der Hand die Stirne, bald steckte er einen Finger in den Mund, und kaute daran; er war äußerst unruhig und aufgeregt. Hernach ließ er sich den österreichischen General Roller und die fremden Offiziere vorstellen, die ihn nach Elba geleiten sollten. Er trug eine alte grüne Uniform mit goldenen Epauletten, blaue Beinkleider und rote Kappenstiefel; er sah vernachlässigt aus, unrasiert und ungekämmt; Reste von Schnupftabak lagen auf seiner Oberlippe und seiner Brust. Mehrere Tage hindurch wurden an 100 Packwagen mit Geld, Möbeln, Bronzen, Gemälden und Statuen vollgepackt, womit der Kaiser sein neues Besitztum ausstatten wollte. Auch eine Abteilung seiner Garde wollte er als Begleitung mitnehmen. Es meldeten sich Offiziere und Mannschaften, unter denen er eine Auswahl von 800 Mann traf, Soldaten, die mit Narben und Auszeichnungen bedeckt waren. Endlich konnte die Abreise auf einen Bormittag festgesetzt werden. Der kaiserliche Flügeladjutant trat ein und meldete im Aufträge des Oberstmarschalls, es sei alles zur Abfahrt bereit und bald elf Uhr. „Oho," rief Napoleon, „kennt mich etwa der Herr Oberstmarschall nicht? Seit wann ist es Branch, daß ich mich nach seiner Uhr zu richten habe? Ich werde abreisen, wenn es mir beliebt. Und vielleicht beliebt es mir gar nicht!" Es war nahezu Mittag, als Napoleon über die Marmortreppe des Schlosses in den großen Hof hinabstieg, wo die alte Garde in Schlachtordnung aufgestellt war. Der Kaiser ließ die Trommel rühren; die Generale und Offiziere bildeten um ihn einen Halbkreis. Er trat vor die Soldaten und sprach sichtlich ergriffen zu feinen bewährten Waffengenoffen: „Ich sage euch Lebewohl! Durch 20 Jahre habe ich euch brav und treu gefunden. Ich danke euch für die edle Aufopferung, die ihr mir in den letzten Tagen bewiesen habt." Dann winkte er ihren General herbei, küßte ihn auf beide Wangen und ließ die Adler der Garde heranbringen, die er an fein Herz drückte. „Ich kann euch nicht alle umarmen," rief er mit bewegter Stimme; „aber ich umarme und küsse euren General und eure Adler. Lebt wohl! Meine Wünsche werden euch stets begleiten. Bewahret mir eure Erinnerung!" Tränen flössen über die wettergebräunten Backen der alten Soldaten. Die Generale und Offiziere drängten sich um den Kaiser und küßten ihm die Hände. Hinter einer kleinen Schar Reiter fuhren einige Offiziere dem Zug voran. Der Scheiblhuber, Deutsche Geschichte. 2. Teil. 15

8. Die Neuzeit - S. 278

1907 - Nürnberg : Korn
— 278 — drunten zu verklären und zu vergolden. Die Hügel des Schlachtfeldes, die Dörfer, die Häuser und Türme der Festung, die zerstörte Brücke links in der Ferne werden von Minute zu Minute deutlicher. Nach einer Weile erscheint ein preußischer Adjutant und berichtet, daß unsere Verluste nicht groß sind. Nur eine kleine Abteilung der Franzosen ist nach den Wäldern an der belgischen Grenze entkommen, die man nach ihnen absucht. Alle übrigen sind nach Sedan hineingedrängt. „Und der Kaiser?" fragt der König. „Das weiß man nicht," antwortet der Offizier. Gegen sechs Uhr aber erscheint wieder ein Adjutant und meldet, der Kaiser sei in der Stadt und werde unverzüglich einen Parlamentär herausschicken. „Das ist doch ein schöner Erfolg!" sagte der König, sich nach seiner Umgebung umwendend. „Und ich danke dir" — zum Kronprinzen, — „daß auch du dazu beigetragen hast." Damit gab er dem Sohne die Hand, die dieser küßte. Dann reichte er sie Moltke, der sie ebenfalls küßte. Zuletzt gab er auch dem Kanzler die Hand und unterhielt sich darauf längere Zeit allein mit ihm. Napoleon übersendet seinen Degen. Etwa um halb sieben Uhr kommt der französische General Reille als Parlamentär Napoleons langsam den Berg heraufgeritten. Zehn Schritte vor dem Könige steigt er ab und geht auf ihn zu, zieht die Mütze und übergibt ihm einen großen, rotgesiegelten Brief. Der General ist ein ältlicher, mittelgroßer, hagerer Herr in schwarzem, offenem Nocke mit Achselschnur und Epauletten, schwarzer Weste, roten Hosen und lackierten Reitstiefeln. Er trägt feinen Degen, in der Hand aber ein Spazierstöckchen. Alle treten vor dem Könige zurück, der das Schreiben öffnet und liest. In dem Briese staub: „Mein Herr Bruder! Nachdem mir nicht vergönnt war, in der Mitte meiner Truppen zu sterbe», bleibt mir nur noch übrig, meinen Degen in die Hänbe Eurer Majestät nieberzulegen. Ich bin Eurer Majestät Vetter Napoleon." Der König reichte das Schreiben zunächst Bismarck und ersuchte ihn, die Antwort zu entwerfen. Bismarck las den Brief dem Kronprinzen, Roon und Moltke vor und biftierte dann die Antwort: „Mein Bruder! Mit Bebauern über die Uniftänbe, unter benen wir zusammentreffen, nehme ich den Degen Eurer Majestät an und bitte Sie, einen Ihrer Offiziere ernennen zu wollen, der bevollmächtigt wirb, über die Ergebung der Armee zu unterhandeln, die sich unter Ihren Befehlen so tapfer geschlagen hot. Meinerseits habe ich den General von Moltke dazu bestimmt. Eurer

9. Die Neuzeit - S. 182

1907 - Nürnberg : Korn
— 182 — Stricke sehr scharf anzogen, sagte er mild: „Ihr braucht nicht so stark zu binden." Der Nacken ward ihm entblößt, der Henker schnitt ihm die Haare ab. Dann trat der König mit sehr rotem Gesicht an den Rand des Schafotts und rief: „Franzosen, ich sterbe unschuldig. Ich sage es hier vom Schafott herab und im Begriff, vor Gott zu erscheinen. Ich verzeihe meinen Feinden. Ich wünsche, daß Frankreich........................" Ein General sprengte heran und rief mit erhobener Hand: „Trommler!" Die Trommeln übertönten seine Stimme. „Scharfrichter, tut eure Pflicht!" Sie ergriffen ihn und banden ihn an das Brett. Der Priester beugte sich zu ihm nieder und sprach: „Sohn des heiligen Ludwig, fahre gen Himmel!" — — — Die Scharfrichter zeigten den Kopf. Das Volk rief: „Es lebe die Nation! Es lebe die Republik!" Manche tauchten Taschentücher und Piken in das Blut. Ein Unmensch auf dem Schafott spritzte Blut umher. Die Menge lief auseinander. Der Zoldatenkaiser bei Äusterlih. (i805.) Auf dem Berge stand der Kaiser Napoleon. Vor das scharse, blitzende, große Auge hielt er das Fernglas und blickte hinüber nach den beschneiten Höhen. Weit hinten ragte aus den schwarzen Wäldern eine Turmspitze hervor; dort war ein Dorf und ein Schloß. Es war der Turm von Austerlitz. Dort stand die österreichische und russische Armee, endlose schwarze Reihen auf den weißen Schneefeldern. Schon lange sah er ihnen zu, wie sie mitten am hellen Tage langsam nach rechts marschierten. Er lächelte. „Aha," dachte er, „sie wollen meinen rechten Flügel umgehen und mir den Rückweg nach Wien abschneiden." Und laut sagte er zu seinen Generalen: „Vor morgen Abend ist diese Armee unser!" Es war spät abends. Die Soldaten glaubten, er sei längst eingeschlafen. Da sahen sie einen kleinen Mann im grauen Überrock; im Finstern ging er in den Biwaks von Zelt zu Zelt und horchte auf die Gespräche der Soldaten. Ein Alter erkannte ihn. „Es ist der Kaiser," sagte er, „man muß es ihm hell machen!" Er nahm das Stroh von seinem Lager, rollte einen Wisch daraus, zündete ihn an und steckte ihn auf das Bajonett, um den Weg damit zu beleuchten. Da machten es 10 andere auch so, dann 100, dann 1000, dann 10000. Alle erhoben sich vom Schlaf aus ihren Biwaks und stellten sich mit brennenden Strohbündeln an den Bajonettspitzen auf den Weg. Es wurde hell wie am Mittag. Wo Napoleon vorbeikam, umringten sie ihn

10. Die Neuzeit - S. 213

1907 - Nürnberg : Korn
— 213 — Eleonore prochnska. i. Aus unserem ersten Biwak 1813. Lieber Bruder! Nun habe ich Dir noch etwas ganz Neues zu erzählen, worüber Du mir aber vorher versprechen mußt, nicht böse zu sein. Ich bin seit vier Wochen schon Soldat. Erstaune nicht, aber schelte auch nicht; Du weißt, daß der Eutschluß dazu schon seit Anfang des Krieges meine Brust beherrschte. Schon zwei Briefe von Freundinnen erhielt ich, welche mir vorwarfen, ich sei feige, da alles um mich her entschlossen ist, in diesem ehrenvollen Kriege mitzukämpfen. Da wurde mein Entschluß unumstößlich fest; ich war im Innern meiner Seele überzeugt, keine schlechte oder leichtsinnige Tat zu begehen; denn sieh nur Spanien und Tirol, wie die Weiber und Mädchen handelten! Ich verkaufte also mein Zeug, um mir erst eine anständige Männerkleidnng zu kaufen, bis ich Moutierung erhalte; dann kaufte ich mir eine Büchse für 8 Taler, Hirschfänger und Czako zusammen 3^2 Taler. Nun ging ich unter die schwarzen Jäger; meiner Klugheit kannst Du zutrauen, daß ich anerkannt bleibe. Ich habe nur noch die große Bitte, daß Du es Vatern vorträgst, so vorteilhaft wie möglich für mich. Vater wird mir nicht böse sein, glaube ich, denn er erzählte ja selbst Geschichten von den Spanierinnen und Tirolerinnen, wobei er meinen Entschluß deutlich auf meinem Gesichte lesen konnte. Ich habe aus Vorsicht meinen Namen geändert; wenn Du mir schreibst, so unterzeichne Dich mit meinem angenommenen Namen als mein Bruder; denn Du weißt, Briefe haben mancherlei Schicksale. Wir exerzieren, tiraillieren und schießen recht fleißig, woran ich sehr viel Vergnügen finde; ich treffe auf 150 Schritt die Scheibe. Lebe recht wohl, guter Bruder! Ehrenvoll oder nie siehst Du mich wieder. Grüße Vater und Karolinen tausendmal; sage ihnen, versichre sie, daß mein Herz stets gut und edel bleiben wird, daß keine Zeit, Schicksal oder Gelegenheit mich zu Grausamkeiten oder böseu Handlungen verleiten soll und daß stets mein Herz treu und bieder für Euch schlägt. Mit ewiger Liebe Deine Leonore, genannt August Renz, freiwilliger Jäger bei dem Lützowfchen Freikorps im Detachement erstes Bataillon.
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